AUSSERDEM BEI PANINI ERHÄLTLICH
Star Wars: Die Hohe Republik – Die Bewährungsprobe
Justina Ireland – ISBN 978-3-8332-3944-1
Star Wars: Die Hohe Republik – In die Dunkelheit
Claudia Gray – ISBN 978-3-8332-3943-4
Star Wars: Der Funke des Widerstands
Justina Ireland – ISBN 978-3-8332-3825-3
Star Wars: Leia, Prinzessin von Alderaan
Claudia Gray – ISBN 978-3-8332-3569-6
Star Wars: Blutlinie
Claudia Gray – ISBN 978-3-8332-3354-8
Star Wars: Poe Dameron – Freier Fall
Alex Segura – ISBN 978-3-8332-3942-7
Star Wars: Bürde der Königin
E. K. Johnston – ISBN 978-3-8332-3941-0
Star Wars: Schatten der Königin
E. K. Johnston – ISBN 978-3-8332-3636-5
Star Wars: Ahsoka
E. K. Johnston – ISBN 978-3-8332-3450-7
Star Wars: Meistgesucht
Rae Carson – ISBN 978-3-8332-3637-2
Star Wars: Journey to Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers – Der Sammler
Kevin Shinick – ISBN 978-3-8332-3831-4
Star Wars: Galaxy’s Edge – Schicksalsschlag
Zoraida Córdova – ISBN 978-3-8332-3830-7
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KAMPF UM VALO
ROMAN
Von Daniel Josè Older
Mit Illustrationen von Petur Antonsson
Ins Deutsche übertragen von
Andreas Kasprzak
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Titel der Amerikanischen Originalausgabe: „Star Wars: The High Republic – Race to Crashpoint Tower“ by Daniel José Older, published by Lucasfilm Press, an imprint of Buena Vista Books Inc., June 2021.
© & TM 2021 LUCASFILM LTD. All Rights Reserved.
Design by Soyoung Kim, Scott Piehl and Leigh Zieske
Deutsche Ausgabe 2021 by Panini Verlags GmbH, Schloßstr. 76,
70176 Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten.
Geschäftsführer: Hermann Paul
Head of Editorial: Jo Löffler
Head of Marketing: Holger Wiest (E-Mail: marketing@panini.de)
Presse & PR: Steffen Volkmer
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Lektorat: Jürgen Zahn
Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart
Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln
YDSWHRJ002E
ISBN 978-3-7367-9866-3
Gedruckte Ausgabe:
1. Auflage, März 2021, ISBN 978-3-8332-4084-3
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Für Azul
Die Galaxis feiert. Nun, da die dunklen Tage der Hyperraumkatastrophe überwunden sind, präsentiert Kanzlerin Lina Soh das nächste ihrer GROSSEN WERKE. Die Republik-Schau soll ihr größter Triumph werden – eine Feier von Frieden, Einheit und Hoffnung auf der Grenzwelt Valo.
Doch unersättliches Grauen erscheint am Horizont. Ganze Welten fallen, als die fleischfressenden DRENGIR alles Leben in ihrem Pfad verschlingen. Während Jedi-Meisterin AVAR KRISS den Kampf gegen diesen Schrecken anführt, sammeln sich heimlich die Nihil für die nächste Phase im diabolischen Plan von MARCHION RO.
Nur die noblen JEDI-RITTER können Ro aufhalten, doch nicht einmal die Hüter des Lichts sind gegen die schreckliche Dunkelheit gefeit, die vor ihnen liegt …
1. TEIL
1. KAPITEL
Ram Jomaram saß im Schneidersitz auf dem Pilotensessel des alten Sternenjägers, schloss die Augen und versuchte, den Tumult und das Getöse um sich herum auszublenden. Das war allerdings leichter gesagt als getan, denn es war einiges los: Würdenträger und Gäste aus allen Winkeln der bekannten Galaxis hatten sich in Scharen auf den malerischen Bergen und in den lauschigen Wäldern von Valo eingefunden, um die erste Republik-Schau seit einer halben Ewigkeit zu besuchen. Die meisten Bewohner von Lonisa-Stadt waren eifrig damit beschäftigt, Bannern den letzten Schliff zu verleihen, leckeres Essen zuzubereiten und die Unterkünfte für die Gäste vorzubereiten. Nicht mehr lange, und alle würden sich beim mittlerweile fast vollständig fertig gebauten Jedi-Tempel versammeln, um die Kanzlerin höchstpersönlich auf Valo willkommen zu heißen.
Lonisa-Stadt, der Ort, in dem Ram aufgewachsen war, war nicht besonders groß. Die Leute hier kannten sich und passten aufeinander auf. Der Ärger und die ständigen Konflikte, von denen der Rest der Galaxis heimgesucht wurde, schienen etliche Lichtjahre weit entfernt zu sein. Doch in den letzten paar Wochen hatte Ram gespürt, wie die Aufmerksamkeit, die Valo mit einem Mal zuteilwurde, sprunghaft angestiegen war. Der Trubel und die Hektik schienen stetig zuzunehmen, nachdem sich die vielen Augen der Republik auf den Planeten gerichtet hatten. Dieses Großereignis hatte einiges an Vorbereitungen gekostet, und noch immer gab es viel zu tun!
Doch das war gerade nicht von Bedeutung, denn alles, was zählte, war genau dieser Augenblick.
Ram hatte Meister Kunpar gegenüber wie beiläufig erwähnt, dass eins der Speederbikes vom Sicherheitsteam wegen eines defekten Dichtungsknotens gerade nicht einsatzbereit war und alle verfügbaren Techniker vollauf damit beschäftigt waren, die Lightshow zu installieren. Meister Kunpar hatte zwar gegrummelt und geflucht, während sich seine Kinntentakel vor Verärgerung wanden, aber schließlich hatte er widerwillig nachgegeben – und deshalb war Ram nun hier, an seinem liebsten Platz auf dem ganzen Planeten: in einer schmuddeligen, dämmrigen Werkstatt voller rostiger mechanischer Bauteile und Werkzeuge.
Auf den Regalen um ihn herum wuselten die Wartungs-Bonbraks geschäftig hin und her, schnatterten miteinander und verrichteten verschiedene kleinere Reparaturen, doch abgesehen davon hätte das Ganze nicht friedvoller sein können, jedenfalls, soweit es Jedi-Padawan Ram Jomaram betraf. Was gab es Besseres, als ganz allein in der Werkstatt zu sein, einem kleinen Schuppen im Hinterhof der Jedi-Wohnquartiere?
Hier gab es keine komplizierten Verhaltensregeln oder Protokolle, an die man sich halten musste, und keine uralten, weisen Meister, die erwarteten, dass man ihnen die angemessene Hochachtung zollte. Hier gab es nur Metall, Bolzen und Plastoid – und eine Schar Fellknäuel mit großen Ohren und langen Schwänzen, die zwar für jede Menge quietschender Unruhe sorgten, sich ansonsten aber um ihre eigenen Belange kümmerten.
Ram war eins mit der Macht, und die Macht war mit ihm, rief Ram sich ins Gedächtnis. Hier, in diesem friedlichen, nach Schmierfett riechenden Versteck, konnte er sich ganz der ruhigen, kraftvollen Energie in seinem Innern hingeben. Um ihn herum schwebte eine kleine Ansammlung von Gleiterteilen in der Luft. Da waren der Ledersitz und die Metallverkleidung des Hauptrahmens – beides dirigierte er fürs Erste beiseite. Da war der Motor mit dem Kühlergrill, den Dichtungen und der Verkabelung. Da war der Verteilerkasten, der neben den Retroverdampfer gehörte und mit dem Rest der Maschine verbunden werden musste. Und dann war da noch die Repulsorlifteinheit, auf der nach wie vor Überbleibsel des Fissionsöls glänzten, das das Bike zuvor auf einer Routinepatrouille verloren hatte.
„Du musst das große Ganze sehen“, pflegte Meister Kunpar Ram regelmäßig zu sagen, „und erkennen, dass jedes Teil eine bestimmte Funktion erfüllt. Sieh die Dinge, wie sie sind – nicht so, wie du sie gerne hättest, und auch nicht so, wie du fürchtest, dass sie sein könnten. Einfach nur so, wie sie sind.“
Bei ihm klang das so leicht. Außerdem meinte er vermutlich meistens, wenn er das sagte, so etwas wie Meditationstechniken und Kampfmanöver – richtiges Jedi-Zeug eben. Doch soweit es Ram betraf, war Mechanik für ihn die beste Meditation überhaupt. Zumal die Macht ja schließlich ohnehin überall war, oder? Er nahm an, dass sein Meister erfreut sein würde, dass er für all seine Weisheiten praktische Verwendungsmöglichkeiten gefunden hatte. Jedenfalls hoffte er das.
Ram konnte das ruhige Brummen jedes Bauteils spüren, die winzigen Vibrationen in der Luft, die sie erzeugten, als sie langsam im Kreis um ihn herumschwebten, und dieses versonnene Surren im Innern des Motors, das eine Winzigkeit anders klang als die übrigen Teile, irgendwie im Missklang war. Erkennen, dass jedes Teil eine bestimmte Funktion erfüllt … Da! Das bedeutete, dass etwas damit nicht in Ordnung war. Er wusste genau, wie die einzelnen Bauteile aussehen, sich anfühlen und anhören sollten. Seit er ein kleiner Junge war, studierte er mit Begeisterung technische Pläne und hatte im Laufe der Jahre alles Mechanische auseinandergenommen und wieder zusammengebaut, das ihm in die Finger fiel, daher wusste er, wenn die Vibrationen eines Teils nicht richtig klangen. Außerdem war das Bauteil leicht verformt, vermutlich von zu großer Hitze. Aber wie sollte das passiert sein? Sieh die Dinge, wie sie sind – nicht so, wie du sie gerne hättest, und auch nicht so, wie du fürchtest, dass sie sein könnten. Nein, etwas anderes stimmte damit nicht.
Er war sich durchaus darüber im Klaren, dass die meisten Jedi die Macht nicht auf diese Weise nutzten, aber was hatte man davon, wenn man so coole Fähigkeiten besaß wie er, wenn man sie nicht dafür einsetzte, um die Funktionsweise von verbeulten alten Antriebsteilen zu ergründen? Zumindest war das Rams Meinung. Er liebte Getriebe, Zahnräder und Kabel und die Geheimnisse, die ihnen scheinbar innewohnten, und er liebte es zu spüren, wie die Macht ihn durchströmte, ihn mit einem größeren Universum verband. Diese beiden Dinge miteinander zu kombinieren, war das Beste überhaupt.
Ram studierte weiter die schwebenden Bauteile und scannte mit seinem Verstand das Gaspedal, den Steuermechanismus, die Kontrolltafeln und das Abgasrohr. Sieh die Dinge, wie sie sind. Er hatte gerade ein gewisses Gespür dafür entwickelt, was mit dem Motor nicht in Ordnung war, eine klitzekleine Kleinigkeit, die nicht stimmte, als …
„SEID GEGRÜSST, MASTER RAM!“, hallte die blecherne Stimme von V-18 von der Tür herüber.
„Ich muss das große Ganze sehen“, murmelte Ram, ohne die Augen zu öffnen. Die langsame Rotation der Gleiterteile geriet ins Stocken, die Bauteile sackten tiefer. „Und erkennen, dass jedes Teil eine bestimmte Funktion erfüllt.“
„JomaramaRam do chunda mota mota-ta!“, hielt ein verärgerter Bonbrak dagegen. Das war vermutlich Tip, der Jüngste und Verdrießlichste der Fellknäuelmeute. Mehrere andere stimmten lautstark mit ein.
„Das ist noch lange kein Grund, unhöflich zu sein“, sagte V-18.
Die Gleiterteile sanken noch weiter nach unten. „Sieh die Dinge, wie sie sind – nicht so, wie du sie gerne hättest, und auch nicht so, wie du fürchtest, dass sie sein könnten“, brummte Ram. „Einfach nur so, wie sie sind.“
„Bacha no bacha kribkrib patrak!“
„Pratrak patrak!“
„JomaramaRam!“
„Ich habe nur Master Ram begrüßt“, beharrte V-18. „Wie die Umstände es wollen, bin ich zugleich erfreut darüber, den jungen Padawan zu sehen, zugleich aber auch in einer dringenden Angelegenheit unterwegs, weshalb ich meine Stimme in Frequenz und Lautstärke einige Punkte höher moduliert habe. Das nur zu Eurer Information.“
Einer der Bonbraks stieß ein Schnattern aus (das konnte eigentlich nur Fezmix sein – der machte immer den meisten Lärm). Dann ertönte ein metallenes Krachen, und V-18 schrie auf.
„Unnötig!“, heulte der Droide.
„ICH MUSS DAS GROSSE GANZE SEHEN!“, rief Ram, als sämtliche Gleiterteile um ihn herum scheppernd zu Boden fielen. Nachdem praktisch alle Bauteile ruhig auf dem Boden lagen, rollte ein einzelnes Zahnrad weiter in einem verwirrenden, unsteten Kreis umher. Als Ram aufschaute, sah er sich sieben runden schwarzen Augenpaaren und einem leuchtenden elektronischen Auge gegenüber, und alle starrten ihn an.
„Ach du liebe Güte“, murmelte V-18.
Ram seufzte, und dann fiel schließlich auch das rollende Zahnrad mit einem Klirren um. Sofort fingen die Bonbraks an, aufgeregt miteinander zu zanken, doch Ram erhob sich verdrossen vom Pilotensessel und rieb sich die Augen. „Was gibt’s, V-18?“
Allein die Macht wusste, wie viele Jahre der Droide schon auf den Schaltkreisen hatte, und das sah man ihm auch an. Wie eine alberne rostige Kiste mit kurzen, dicken Stummelbeinen ragte er über allen anderen auf. Außerdem hatte Ram V-18 in hellem Lila lackiert, weil die Leute ihn ständig für Fracht hielten und auf Schiffe verluden, wenn er sich im Ruhemodus befand. Zu beiden Seiten des kastenförmigen Droiden befand sich ein einzelnes, leicht versetztes Auge. Manchmal blinkten diese Augen, was entweder der Ungeduld des Droiden oder einem Programmfehler geschuldet war – Ram konnte nie so genau sagen, was genau davon zutraf. „Die Meister Kunpar und Lege treffen gerade die letzten Vorbereitungen für das große Ereignis im Tempel“, erklärte V-18. „Das … bekanntlich schon sehr bald stattfindet!“
„Sonst noch was?“
„Und die Meister Devo und Shonnatrucks heißen einige der neuen Sicherheitskräfte willkommen, die die Republik eigens für die Schau hergeschickt hat, bevor sie zur Zeremonie aufbrechen, die unmittelbar bevorsteht.“
„V-18 …“
„Und alle anderen Padawane begleiten sie.“
„V-18, warum erzählst du mir eigentlich, wo die ganzen Jedi von Valo momentan gerade sind?“
„Weil der Crashkuppenturm gestört ist.“
Der Kommunikationsturm stand außerhalb der Grenzen von Lonisa-Stadt, tief im Farodin-Forst, auf einem Hügel, den einige der einheimischen Heißsporne Crashkuppe getauft hatten. Und bald wurde es dunkel. „Tja, dann sollte ich mir das wohl besser mal ansehen.“
„Nein!“
Ram sah V-18 blinzelnd an. „Warum nicht?“
„Weil es da eine Angelegenheit gibt, die Eure unverzügliche Aufmerksamkeit erfordert!“, verkündete der Droide.
„Soll ich dich erst auseinandernehmen, um selbst auf deine Datenbanken zuzugreifen, oder sagst du mir jetzt endlich, was du von mir willst?“
„Ich muss doch sehr bitten! Es besteht keinerlei Anlass …“
„V-18!“
„Einer der Alarmsensoren des Sicherheitsperimeters rings um den Kom-Turm wurde ausgelöst.“
Rams Augen wurden groß. Natürlich war ein solcher Alarm nicht unbedingt eine große Sache – vermutlich steckte nur irgendein Waldtier dahinter, das sich auf das Gelände des Turms verirrt hatte. Doch angesichts der Nihil-Überfälle im Äußerem Rand und im Hinblick auf die bevorstehende Republik-Schau waren alle etwas nervös, weshalb man die Jedi angewiesen hatte, jeder potenziellen Bedrohung für die öffentliche Sicherheit unverzüglich und mit allen erforderlichen Mitteln nachzugehen. „Hast du die Meister schon darüber informiert?“
V-18 schüttelte den großen, klobigen Körper und blinkte hektisch – und diesmal war Ram sicher, dass der Droide das mit Absicht tat. „Ich sagte doch gerade, dass der Kom-Turm gestört ist! Hört Ihr mir überhaupt zu?“
„Dann gab es also einen Sicherheitsverstoß beim Turm, und die Kommunikation ist gestört? Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?“
„Nun, ich wollte niemandes Gefühle verletzen.“
Ram hatte keine Zeit, weiter darauf einzugehen, was ihm daran alles sinnlos erschien. „Wir müssen sofort dahin! Wann war der Verstoß?“
„Vor einer Stunde!“, meldete V-18 triumphierend.
„Wir müssen sofort los! Wir müssen …“ Er wirbelte herum, bereit, auf das Speederbike zu springen, doch dann wurde ihm bewusst, dass der Gleiter ja in Einzelteilen über den gesamten Boden der Werkstatt verstreut war. Und er hatte keine Freigabe, um eins der größeren Transportmittel zu verwenden. Aber zu Fuß dauerte das Ganze zu lange – dann würden sie es niemals zum Turm schaffen, bevor es dunkel wurde, und dann würde das, was immer den Alarm ausgelöst und möglicherweise den Kommunikationsturm beschädigt hatte, längst fort sein. Was vielleicht gar nicht das Schlechteste war, weil Ram sich dann nicht direkt damit auseinandersetzen und vielleicht sogar kämpfen musste. Denn Ram hasste es zu kämpfen. Na ja, eigentlich hatte er das zwar überhaupt noch nie gemacht, aber da er allein schon den Gedanken ans Kämpfen verabscheute, war das wohl offensichtlich. Jedes Mal, wenn er dazu gezwungen wurde – und sei es auch nur bei einem Trainingsduell –, fühlte es sich an, als würde sein Körper sich schlichtweg weigern, ihm zu gehorchen.
Lichtschwerttraining und Jedi-Nahkampf waren die beiden Disziplinen, in denen er am schlechtesten war, und allein die Vorstellung, einem Gegner die Stirn bieten zu müssen, genügte bereits, dass ihm ganz zitterig zumute war. Doch das spielte keine Rolle. Er war ein Jedi-Padawan und offenbar auch der Einzige, der gerade verfügbar war, um sich dieser Sache anzunehmen. Es war seine Pflicht, dieser Angelegenheit nachzugehen, auch wenn er viel lieber den ganzen Abend lang hiergeblieben und weiter an dem Bike herumgebastelt hätte. Das bedeutete allerdings, dass er sich so schnell wie möglich auf den Weg zum Crashkuppenturm machen musste. Er schaute V-18 an.
„Als Erstes musste ich gemäß den Vorschriften nachsehen, wo sich die Jedi-Meister aufhalten“, plapperte der Droide. „Aber sowohl die Wohnquartiere als auch der Tempel waren verlassen! Dann habe ich versucht, sie über Kom zu erreichen, jedoch … Warum seht Ihr mich so an?“
In Rams Kopf nahm eine Idee Gestalt an, und sobald das einmal passiert war, konnte er praktisch an nichts anderes mehr denken. Gut möglich, dass er den Droiden mit zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen merkwürdig anstierte, doch er grübelte definitiv darüber nach, welche der verschiedenen Bauteile wohl an die klobige Verkleidung von V-18 passten. „Kannst du deine Beine eigentlich einfahren?“ Ram warf einen Seitenblick auf eine Schubdüse, die er aus einem alten Ein-Mann-Getreidesortierer ausgebaut hatte, bevor er auf dem Schrottplatz gelandet wäre. Sieben winzige Augenpaare folgten seinem Blick.
„Gern teile ich Euch mit, dass meine zwar wendige, aber robuste Physis fähig ist, eine unkalkulierbare Zahl von Funktionen …“
„Kannst du die Beine einfahren?“, unterbrach Ram den Droiden und bedachte mit einem vielsagenden Blick die Bonbraks, die bereits herbeigehuscht waren und um V-18 herum in Position gingen. Er war froh, dass sie inzwischen gelernt hatten, sein Gleich-geht’s-los-Gesicht zu erkennen.
„Selbstverständlich! Kein Grund, sich …“
„Wie wär’s mit einem kleinen Mobilitätsupgrade?“
„Nun, es fällt mir schwer zu erkennen, wie Ihr mein außergewöhnliches Design noch weiter ver…“
„V-18!“
„Also, um ehrlich zu sein, ja, das würde mir schon gefallen“, gestand der Droide.
„Dann los!“, rief Ram, und begleitet von schrillem Gequieke machten sich die Bonbraks ans Werk.
„Was hat das zu bedeuten?“, heulte V-18. „Lasst mich los, ihr pelzigen Vagabunden! Nehmt eure schmierigen kleinen Finger von mir!“
„Ganz ruhig“, sagte Ram. „Es dauert nicht lange.“
Und das tat es wirklich nicht. Sobald V-18 klar wurde, wie großartig das Upgrade werden würde, war er mit einem Mal Feuer und Flamme und versuchte sogar, selbst mitzuhelfen, so gut er konnte. Während sich die Bonbraks um die Verkabelung und die Sicherungen kümmerten, brachte Ram die Antriebsdüsen und einen praktischen Sattel und Fußpedale an V-18 an, mit einem konnte man beschleunigen. Um eine Bremsung zu installieren, blieb ihnen zwar keine Zeit, doch andererseits: Wer brauchte schon Bremsen, richtig? Okay, eigentlich wäre es gut gewesen, welche zu haben, aber darüber würde er sich später Gedanken machen. Fürs Erste musste es genügen, dass er Gas geben konnte.
Ram ließ den Blick wehmütig über die restlichen verstreuten Bauteile des Düsenschlittens schweifen, ehe er auf eins der Pedale stieg, um sich auf V-18 zu schwingen, der sich nach vorn geneigt hatte und ein Stück über dem Boden schwebte. Der Sitz, den sie auf seinem Gehäuse angebracht hatten, war ziemlich bequem, und die Steuerhandgriffe hatten genau die richtige Höhe. Ram ließ den Antrieb einmal aufheulen, gab Schub und brauste unter dem Jubel der Bonbraks durch die Tür ins Freie.
„Das ist wirklich ausgesprochen vergnüglich!“, rief V-18 über das Heulen des Windes hinweg, als sie an den Hütten der Außenbezirke von Lonisa-Stadt vorbei- und in den Farodin-Forst hineinsausten.
„Ich wusste, dass dir das gefällt“, sagte Ram. „Die Frage ist: Geht’s noch schneller?“
„Ich bin mir nicht sicher, dass das …“
Ram trat das Gaspedal ganz nach unten durch, woraufhin V-18 einen gewaltigen Satz nach vorn machte, um die hoch aufragenden Acthornbäume herumraste, einen Hügel hinaufsauste und eine felsige Böschung entlangbretterte. „Woooooohooooo!“, brüllte Ram begeistert.
Als sie aus dem Wald düsten und über der Lichtung waren, auf der der Kom-Turm stand, war die Sonne gerade dabei, langsam in den Wolken zu versinken, die über dem fernen Berg hingen.
Ram nahm den Fuß vom Gas. Weiter vorn auf der Lichtung regte sich etwas: Da war eine Gestalt, die sich an der Stelle erhob, wo sie zuvor gekauert hatte, und einen langen zylindrischen Gegenstand hob. Ram riss die Augen auf. Er trat erneut aufs Pedal und gab vollen Schub – genau in dem Moment, als die erste Salve Blasterfeuer in den Bäumen hinter ihnen einschlug.
„Yiieeeeeee!“, kreischte V-18. Eine weitere feuerrote Salve jagte über ihre Köpfe hinweg. „Was machen wir jetzt?“
Ram steuerte sie hinter einen Haufen Felsbrocken und ließ V-18 auf der Stelle schweben. Die Schüsse hatten aufgehört, doch dafür konnte er das wütende Brüllen von Gleiterantrieben hören. Hoch über den Zweigen und Blättern der Bäume zeichneten sich vor dem dunkler werdenden Himmel ein paar winzige blinkende Lichter ab. „Die machen sich aus dem Staub“, flüsterte Ram. „Zurück zu dem Schiff, mit dem sie hergekommen sind.“ Wenn sie mehr daran interessiert waren, von hier zu verschwinden, als Ram auszuschalten, konnte das nur bedeuten, dass das, was sie im Schilde führten, ziemlich wichtig war, jedenfalls für sie selbst. Was wiederum hieß, dass …
„Ich hoffe, Ihr habt nicht vor …“, begann V-18 in warnendem Ton, aber da gab Ram bereits Vollgas.
„Wir müssen sie aufhalten!“