ULRIKE
DRAESNER
SUBSONG
Gedichte
Luchterhand
ULRIKE
DRAESNER
SUBSONG
Gedichte
Luchterhand
Subsong, whisper song oder Plaudergesang ist eine Art meist relativ leisen Gesangs von Singvögeln. Er unterscheidet sich merklich vom Territorialgesang der jeweiligen Vogelart und tritt auch bei Arten auf, die nicht singen, um Reviere zu markieren. Man hört die Plaudereien von Jungvögeln, die noch nicht um Brutplätze oder Weibchen konkurrieren, oder von erwachsenen Vögeln außerhalb der Brutzeit. Der Subsong besteht in der Regel aus Rufen und plappernden Lautserien und kann Imitationen beinhalten. Er ist stark individuell geprägt.
Subsongs wurden in der Vogelforschung lange ignoriert. Dabei sind sie besonders schön: Es wird familiengeschwätzt, gelallt, versucht, die Kehle geölt. Subsong ist: Melodie hinter der Melodie, Melodie in Teilen, im Aufbau, auf dem Weg zu etwas Neuem. Halb Rauschen, halb Freude. Die Ornithologie erwägt: »Möglicherweise handelt es sich um Erprobungen des Vokabulars.« Ohne es zu bemerken beobachtet man Poesie.
vokabeltrainer
(einsingen)
pangen
(sie spicht kein r)
goß soll es sein das wanden de augen: mein licht benn auf sie
summt sie nickt scheit sieht denkt sie ist das stenlein mischt
und findet weda sich noch uns die günde sind ein matsch
am gummistiefeland blatt patt die ada da de baum »die elsta
fliegt« schwazweiß de »mond de auch« wo ist de wald?
die katze unsichtba wikklich sitzt auf de hand da daußen wo
da gang bis es bicht da kug nicht schon und weiß das
baune auge seine heitekeit wenn wie vasteckt sich
was sie …………… (ist)
das ote motoa
fuchtzweg und lingeleien
handschag statt ich
das saugen der finger alles
soll doppelt sein »selbe
macht« laufen dann träumen
von kindekako und der schwere
des zweiten kälbchens hauses
oder ich. monsteri und monstera
fuhren auf trullilalla. große!
sagt sie gravitation nehmen wir
sie von der schule die eiterflechte
in ihrem haar das muttermal das sich
schuppt. zum schlafen schlägt sie
den kopf auf die matratze im himmel
steht ihr licht. ich litze
antlitze sie. sie
sagt: dip dip glün tatü
tama
paprika mamrika
seit drei tagen kann sie das r und
wie sagte sie »paprika« nach der kita
»mamrika« wir lachten liefen riefen
ros: fahrradkringer kaufen zur berohnung
währte sie statt rosa rirryfee eine braue
mit maus danach saßen wir im café
sie aß cheesecake wir spierten »große«
sprich machten konversation unter
schaukernden pratanen war sie doch im theater
der rote drache mit den nicht mehl
glünen augen … und erzährte von feuer
und schreichen, herrrich war
das reben in diesem herbst
reise des infans um die halbe erde
als blühender ball
im wald war alles eins
der weiße nebel aus wiesen
wunderbar ein kater der lebte nur
in der hand. sie hatte magnetresonanz
geträumt oder eiweiße erfunden
war drei jahre alt und liebte
einen stock der ihr als mutter
diente sumudu im wald mit
dem pinguin weiß schwarz
flügelnd brütend achtete auf
den unterschied das geringe
rucken der münder das überall
geschah ihr nun das menschengesicht
einst spiegel schimmernd dünner
verletzlichkeit leuchteten
(was)
die vögel
von unsprech
was schlief
sie nach der landung
im buggy
schleifte einen fuß am boden
berührte die fremde erde
fürchtend blühend
beinah
ich wie du
da gibt es stellen
sehr genau zu beziehende
rosafarbene stellen aus zeltstangen
und dem wort »papa«:
die später
frühen erinnerungen, das stolzieren
der brust auf dem laufrad
schob mit den sohlen
man unter seinen augen
sich über grund
die finger
lenkten
die wolken
später steigt feucht das gras
ins herz: das planschrondell
der eigenen tochter rosa-weiß
-rosa von nichts. wo ist
einer wenn er fort ist wie
jetzt so lange schon
lang. im abendlicht
das alte wimmelbuch
sagt: [si:]
voller menschen
bin ich
wie du
(p)einkaufen p()atürlich
zwei ein-bus geschafft
schitterten über rechtsabbugerspier
wir in eine biene! fand sie dort –
kleiderumbiene – weinend: früchterlich
der russverschleiß. ich verbot
tangensturnen an tischen
gabs kaukau sie schüttete aus
sich über mich: hatte statt letzolant
kackfeelutia gesagt. sie: pies par
pomplett peschugge sagte ich
pauf pem peg nach unten: »wir
reden quantsch.« sie pepeistert
püpfte die preppe paufpab: wann
mama putschen wir wieder
purch piese piffi-lisa-fon?
kunft
(mein kind fällt jede nacht bäume um hier zu sein)
das raue krächzjuchzen der kehle
am morgen: es reist sie noch. der heim
rasierte kahlgeschorene schädel
die gespannte milchkaffeehaut nachts
schlafen unter ihrem himmel
unverhofft
nun weihnachtsmann
kasperle salamibrot nahezu
ohne sprache
noch
(paradiesisch) noch
und ungeübt
in den kleiderschichten
des übergangs made
in elseworld
she still
staunte
den marienkäfer an kein
bein kein kopf
nur kriechend rotes
auf ihrer schutzfarbenen
hand löchriges
schild
ihre augen stärker als 1 wald
wer fragte ich mich fragte
den käfer wer suchte wen 1
wunsch 1 wissen auch mantel
der zweige aus denen sie fiel
mantel der »kunft«
mantel der trope
aus der ständig/unstetig
(torpedo) sie
steigt
wölf
ein graues kind langhaarig dunkel das braune gesicht weiß verschmiert
klein, zart in weiter kleidung einem grauen fleece grauen hosen
festen schuhen ein wolfskind, in seiner art breitschultrig
die paar stufen des busses hinunter kleines wesen noch
nach drei tagen kitafahrt nach schaf riechend erde esel
wie sprachlos in sich mit wildem hetzendem blick
kam sie für sekunden sekunden fremd auf mich zu
die stufen des busses paar stufen eine welt herab
nach drei tagen so fremd. wir mussten erst wieder
suchen wo wir wir waren aufeinanderzufahren
die klebenden oder sich verfugenden ideen
die als arme hände sichtbar waren zwischen uns
als ich sie, sie auf dem arm tragend, weiter berührte
sagte sie »au« als hätte ich einen bart im gesicht
als hätte mein wölfischer bart sie gestreift
mein wölfischer blick.
ich hatte so lange gewartet
ich strich
rohling
(schulbeginn)
in ihn werden sie gegossen
die zukünftigen jahre
ich gebe dir zucker den guten start
als wärst du ein pferd dir die sporen
zu verdienen. so sagt man noch?
genossen die zukunft, stoffbespannt.
wir lassen es, sage ich zu dir: kleben!
wir lassen ein band es umgeben
und nahm als muster den elefanten
das dickhäutige frauengeführte tier
das zu trauern weiß wie es ist an
tagen wie diesem: dass die sonne
scheint das datum stimmt und verrinnt
dass der nächste schritt notwendig
und unwiederbringlich gehst du durchs
schultor mit deinen schuhen größe 30
aus kälbchenhaut. nun wachsen
die weißen großen zähne
dir und ich
will dich hegen
die je die je
einem geschenkten gaul … er hielt top
angebot »bera-rappung« mir an:
»komm runter« »stell dich auf«
gelenkig ritten zahme sybillen heil
und rat. charisma erzeugte bloß
die erzeugung rotglühender CASH
VOWS: seidiger durch eheringe faltbarer
ro… rosse. meine tochter sieben jahre alt
hatte den horse-spleen während ich
die hosiannas der hufer kaum auseinander
zu halten verstand. sie waren langmähnig stets
auf dem markt wie rat und tat rätsel
wie das seitwärtsschieben des mundes
vor verlegenheit das zahnknirschen nachts.
war nun wohl selbst
alternde gäulin. fies nur dass man stets noch
empfindlicher wird mit den freiliegenden
zahnhälsen. der rater rappte davon lilafarben
wie ein fünfhunderter. selbstredend
rambo sagte meine tochter pferd
sei ganz bei sich vollkommen
metabolischer prinz.
werg ich. senkte den kopf.
kurzes in wirrlage
stück
sie, sogenannt
füllen: komm! ich
putz dir erst mal den berg
über den du
musst
zärtlichste geste
die je die je
vokabeldehner
(weitsingen)
1 (paar, in teilen)
älterer liebhaber
(mag-no-lie…)
im becken bewegte er im warmen
wasser sich: möglich! die weißen
blätter größer ach lililie
wie es dahinging mit hellen
schläuchen und ringen der
muskeln nicht in
wirteln nein quirl
nun: mag-
noliencabriolet
im warmen wasser
das älterer
liebhaber bedeutet
zermuddeltes büll blüh
bühlen fast puter mit
pelz fast
wesen entblättert
fuhr er
mn lie mn lie
mit dem lockerer
um die knochen liegenden
fleisch (hühnchen
des alters)
im weißen laken
auf der schraube vergangener frühlinge
kommender winter als kleines
seinerseits weit geöffnetes
(entschältes)
auto
mobil dahin
affären-deh-nungs-mut
ein arm nachts ganzeng war still und
morgens nackt imsessel voller hundehaar
die schenkel dünn der kleine bauch die sänften das
gerät
mit einem band von proust
aufeine husche
ich weiß nicht was
zu wissen lohnt im vertigodie dicke schale
gläsern überschönriesenrot
haluzininten
im morgentraubenlicht
chimärenglut
taumel der trennung
morgens vor dem spiegel ich
träumend denk und dreh
um dich da wird die kehle
mir noch eng denn du sagst
durch welches öhr willst du
dass ich schlüpf um dich da
rauszudrehen sage ich hat
mir gerade noch gefehlt
dass durch zu vieler spiegel
dreh ich dich nirgends mehr
versteh der an der gläser dreh
glaubt er säh wie ich mir uns
als wir gedacht darin ein du das
drückt und noch mit schaum
durch die zähne zu mir spricht
was musst du wütend sein dabei
obwohl welch blitz du durch den
spiegel lachst als drehte mich
um dich noch immer munter
ich und schaute nie an dir
vorbei
tod einer maus
rauheit des halses nur kleines falken &
schlagen sahen ruckenden auges (in
der erinnerung) hielten schon auf
(die hände) eine feldmaus dem räuber
entkommen in ihrem süßen felligen braun
die rührenden bewegungen sahen (maus-ich)
des mäuschens eifrigkeit und hingabe wie
es schutz suchte zuflucht sich drehte tanzte
bis wir tröstend auf es herabblickten über
der kleinen pfütze in die es sich gelegt
abgelegt mit der ergebenshut des sterbenden
tiers sich gebettet. wie konnte es sein dass wir
nichts verstanden weder ihr ende noch uns
in die augen sahen es war der hochzeitstag
den wir nicht feierten vergaßen bereuten
es war endlich und vorbei
so haarig so süß und so starr