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Epikur

Von der Lust
zu leben

Herausgegeben und übersetzt
von Matthias Hackemann

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© 2014 Anaconda Verlag,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München.
ISBN 978-3-7306-9061-1
V002
www.anacondaverlag.de

INHALT

Erstes Kapitel
Wege zum Glück

Zweites Kapitel
Lust-Gewinn

Drittes Kapitel
Mit Menschen leben

Viertes Kapitel
Wechselfälle des Lebens

Fünftes Kapitel
Leben und Tod

Sechstes Kapitel
Philosophie und Erkenntnis

Siebtes Kapitel
Gott und die Welt

Nachwort

Erstes Kapitel

WEGE ZUM GLÜCK

Hier wirst du dich wohl fühlen:
Hier ist die Lust das höchste Gut
.

Inschrift am Eingang des Gartens,
in dem Epikur lehrte

Diese Gärtchen regen den Hunger nicht an, sondern stillen ihn.

Seneca, ep. 21,10

Wer den morgigen Tag am wenigsten braucht, geht dem morgigen Tag am freudigsten entgegen.

Plutarch, mor. 474C

Beneide niemanden. Denn die Guten verdienen keinen Neid, die Schlechten aber stürzen sich umso mehr ins Elend, je mehr Glück sie haben.

Gnom. Vat. Ep. 53

Immer und überall soll dir das viergliedrige Heilmittel zur Hand sein: Die Gottheit braucht keinen Schrecken zu erregen, der Tod keine Furcht, das Gute ist leicht zu beschaffen, das Schlimme aber leicht zu ertragen.

Philodemus, Herc. Pap. 1005, 4.9–14

Einen guten Menschen müssen wir lieben und ihn uns stets vor Augen halten: Damit wir so leben, als würde er uns zuschauen, und alles so machen, als würde er es sehen.

Seneca, ep. 11,8

Allen Begierden muss man mit dieser Frage begegnen: Welche Konsequenzen hat es für mich, wenn sich dasjenige erfüllt, was meine Begierde ersehnt? Und welche hat es, wenn sich das nicht erfüllen würde?

Gnom. Vat. Ep. 71

Wir sind ein einziges Mal am Leben, zweimal zu sein ist unmöglich. Zwangsläufig leben wir in alle Ewigkeit hinein nicht mehr. Und obwohl du nicht einmal Herr über den morgigen Tag bist, schiebst du auf, woraus dir Freude erwachsen kann. Das Leben aber vergeht unter lauter Zögern und jeder Einzelne von uns stirbt, ohne auch nur einmal Muße gehabt zu haben.

Gnom. Vat. Ep. 14

Versuchen wir, den kommenden Tag besser zu machen als den vergangenen.

Gnom. Vat. Ep. 48

Wem das, was genügt, zu wenig ist, dem genügt niemals etwas.

Gnom. Vat. Ep. 68

Undankbar gegenüber dem Guten, das uns zuteil wurde, ist jener Ausspruch Solons, der da lautet: »Sieh auf das Ende eines langen Lebens«.

Gnom. Vat. Ep. 75

Wenn du Pythokles reicher machen willst, füge nicht seinem Vermögen etwas hinzu, sondern nimm ihm von seinen Begierden etwas weg.

Stobaios, 3,17,23

Das Lob der anderen muss von selbst kommen, wir aber müssen für unser Heil sorgen.

Gnom. Vat. Ep. 64

Das Heil hat seinen Ursprung in der Erkenntnis des Irrtums.

Seneca, ep. 28,9

Wer selbst nicht in Sorge ist, belastet seinen Nächsten nicht.

Gnom. Vat. Ep. 79

Es ist unmöglich, dass jemand ohne Furcht lebt, der Furcht erregend erscheint.

Gnom. Cod. Par. 1168 f. 115v.

Zwang ist ein Übel. Doch besteht keinerlei Zwang, unter Zwang zu leben.

Gnom. Vat. Ep. 9

Du musst der Philosophie dienen, damit dir wahre Freiheit zuteil wird.

Seneca, ep. 8,7

Die üblen Gewohnheiten wollen wir, wie schlechte Menschen, die uns lange Zeit Schaden zugefügt haben, ein für allemal verjagen.

Gnom. Vat. Ep. 46

Man darf seine Natur nicht unterjochen, sondern muss sie bereden. Bereden aber werden wir unsere lebensnotwendigen Begierden, indem wir sie stillen, ebenso die natürlichen, sofern sie nicht schaden, die schädlichen aber, indem wir sie scharf zurückweisen.

Gnom. Vat. Ep. 21

Der Anteil eines jungen Menschen an seinem Wohlergehen liegt darin, seine Jugend zu bewahren und vor denen wachsam zu sein, die mit ihren maßlosen Begierden alles besudeln wollen.

Gnom. Vat. Ep. 80

Nicht der Magen ist gierig und unersättlich, wie die Menge behauptet, sondern die falsche Meinung darüber, man könne den Magen unbegrenzt füllen.

Gnom. Vat. Ep. 59

Selbst mit Zeus würde ich mich gerne hinsichtlich meiner Glückseligkeit messen, wenn ich nur Gerstenbrot und Wasser habe.

Aelian, var. hist. 4,13

Wenn du mit Blick auf deine natürlichen Bedürfnisse lebst, wirst du niemals arm sein. Wenn aber mit Blick auf die Meinungen der Leute, wirst du niemals reich sein.

Seneca, ep. 16,7

Wer sich an der Natur und nicht an den leeren Meinungen orientiert, besitzt stets genug. Denn in Hinsicht darauf, was unseren natürlichen Bedürfnissen genügt, ist jeder Besitz Reichtum. Gegenüber den unbegrenzten Begierden aber ist auch der größte Reichtum Armut.

Porphyrios, ad Marc. 27

Der größte Reichtum von allen ist die Selbstgenügsamkeit.

Porphyrios, ad Marc. 28

Man muss begreifen, dass die lange und die kurze Rede auf dasselbe hinauslaufen.

Gnom. Vat. Ep. 26

Man muss zugleich lachen und philosophieren, sein Haus in Ordnung halten, seine übrigen Fähigkeiten nutzen und niemals aufhören, die Erkenntnisse zu verkünden, die man aus der rechten Philosophie gewonnen hat.

Gnom. Vat. Ep. 41

Glücklich sein kann weder ein Staat in Aufruhr noch ein Haus unter der Zwietracht seiner Hausherren. Umso weniger kann ein Geist, der mit sich selbst uneins ist und im Argen liegt, auch nur einen Teil der reinen und unbegrenzten Lust kosten.

Cicero, fin. 1,58

Epikur identifiziert das Gute mit tiefster Ruhe, wie in einem windstillen, wellenlosen Hafen. Und er sagt:

Gutes zu tun ist nicht nur schöner, als Gutes zu erfahren, sondern auch lustvoller. Nichts bereitet nämlich solche Freude wie Dankbarkeit.

Plutarch, mor. 778C

Mutter, sei gewiss, dass ich angesichts der Güter, die ich besitze, immer voll Freude bin. Und richte du selbst dich auf an den Dingen, die ich tue.

An die Mutter, Do LXIV William.

Sei versichert, ich gewinne täglich etwas hinzu, das mich zu größerer Glückseligkeit gelangen lässt: Es ist nie klein oder unbedeutend, sondern versetzt mich in einen gleichsam göttlichen Zustand und zeigt, dass mich auch meine Sterblichkeit den unvergänglichen und glückseligen Wesen nicht hintanstellt.

An die Mutter, Do LXIII William.

Wir wollen den Göttern opfern, fromm und makellos, wie es sich gebührt, wollen alles makellos gemäß den Bräuchen verrichten und uns hinsichtlich der vollkommensten und heiligsten Wesen in keiner Weise durch die leeren Meinungen verwirren lassen. Vielmehr behaupten wir, dass wir richtig handeln – aufgrund der Überlegung, die ich nannte. Auf diese Weise scheint es nämlich möglich, dass ein sterbliches Wesen gleich dem Zeus – beim Zeus! – leben kann.

An Anaxarchos

Zweites Kapitel

LUST-GEWINN

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