Inhaltsverzeichnis

Romane
Die vierzig Tage des Musa Dagh
Die Geschwister von Neapel
Das Lied von Bernadette
Verdi
Stern der Ungeborenen
Der Abituriententag
Der veruntreute Himmel
Erzählungen & Novellen
Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig
Eine blaßblaue Frauenschrift
Géza de Varsany oder Wann wirst du endlich eine Seele bekommen?
Das Trauerhaus
Die arge Legende vom gerissenen Galgenstrick
Die wahre Geschichte vom wiederhergestellten Kreuz
Die Entfremdung
Kleine Verhältnisse
Geheimnis eines Menschen
Der Tod des Kleinbürgers
Weißenstein, der Weltverbesserer
Dramen
Jacobowsky und der Oberst
Die Versuchung
Gedichte
Der Gerichtstag
Gesänge aus den drei Reichen
Liebesgedichte
Wie nach dem Regen
Verliebte Frühe
Ich spreche einen Namen aus
Die Schöne und das peinliche Wort
Ahnung Beatricens
Lesbierinnen
Blick-Begegnung
Ein Liebeslied
Aus Dantes neuem Leben
Beatrice
Hymnus
Das Maß der Dinge
Kinderbild der Geliebten
Die Musik auf dem Wasser geboren
Tränen-Hymnus
Woher
Angst
Blicke
Dort und hier
Der Kuss
An Alma
Fieberlied
Ehespruch
Nach dem Abschied
Pause
Andere über Franz Werfel
Franz Werfel, Barbara oder Die Frömmigkeit (Ernst Weiß)
Franz Werfel, Der veruntreute Himmel (Ernst Weiß)
Franz Werfel liest! (Carl von Ossietzky)
Biografie
Franz Werfel

Gesammelte Werke: Romane + Erzählungen + Gedichte + Dramen (Über 200 Titel in einem Buch)

Die vierzig Tage des Musa Dagh + Stern der Ungeborenen + Eine blassblaue Frauenschrift + Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig + Das Lied von Bernadette + Der veruntreute Himmel...



e-artnow, 2016
Kontakt info@e-artnow.org

ISBN 978-80-268-6779-1

Romane

Inhaltsverzeichnis

Die vierzig Tage des Musa Dagh

Inhaltsverzeichnis
Erstes Buch Das Nahende
Erstes Kapitel Teskeré
Zweites Kapitel Konak – Hamam – Selamlik
Drittes Kapitel Die Notabeln von Yoghonoluk
Viertes Kapitel Das erste Ereignis
Fünftes Kapitel Zwischenspiel der Götter
Sechstes Kapitel Die große Versammlung
Siebentes Kapitel Das Begräbnis der Glocken

Zweites Buch Die Kämpfe der Schwachen
Erstes Kapitel Unsere Wohnung ist die Bergeshöhe
Zweites Kapitel Die Taten der Knaben
Drittes Kapitel Die Prozession des Feuers
Viertes Kapitel Satos Wege

Drittes Buch Untergang – Rettung – Untergang
Erstes Kapitel Zwischenspiel der Götter
Zweites Kapitel Stephans Aufbruch und Heimkehr
Drittes Kapitel Der Schmerz
Viertes Kapitel Zerfall und Versuchung
Fünftes Kapitel Die Altarflamme
Sechstes Kapitel Die Schrift im Nebel
Siebentes Kapitel Dem Unerklärlichen in uns und über uns
Nachbemerkung des Autors

Die Geschwister von Neapel

Inhaltsverzeichnis
Erstes Kapitel Domenica Pascarellas Sonntagsgesang
Zweites Kapitel Die Welt draußen
Drittes Kapitel Ein Tag des Zornes
Viertes Kapitel Ein Abend der Gnade
Fünftes Kapitel Zufällige Begegnungen
Sechstes Kapitel Der Sündenfall
Siebentes Kapitel Aschermittwoch
Achtes Kapitel Der Camposanto
Neuntes Kapitel Die Schwestern ohne Brüder
Zehntes Kapitel Die heilige Nonne [Lauro und Annunziata]
Elftes Kapitel Weißes Blut [Ruggiero und Iride]
Zwölftes Kapitel Die Flaschenpost im Ozean [Placido und Grazia]
Dreizehntes Kapitel Ein dreizehnter November
Vierzehntes Kapitel Der Retter am Ende des Weges
Fünfzehntes Kapitel Das Blutopfer
Sechzehntes Kapitel Der neue Bund
Siebzehntes Kapitel Aufrichtung und Verzicht
Achtzehntes Kapitel Und wieder ein Sonntag

Das Lied von Bernadette

Inhaltsverzeichnis
Erste Reihe Wiedererweckung des 11. Februar 1858
Ein persönliches Vorwort
Kapitel Eins. Im Cachot
Kapitel Zwei. Massabielle, ein verrufener Ort
Kapitel Drei. Bernadette weiß nichts von der Heiligen Dreifaltigkeit
Kapitel Vier. Café Progrès
Kapitel Fünf. Kein Reisig mehr
Kapitel Sechs. Das Wut- und Wehgeheul des Gave
Kapitel Sieben. Die Dame
Kapitel Acht. Die Fremdheit der Welt
Kapitel Neun. Frau Soubirous gerät außer sich
Kapitel Zehn. Bernadette darf nicht träumen
Zweite Reihe Wollen Sie mir die Güte erweisen
Kapitel Elf. Ein Stein saust nieder
Kapitel Zwölf. Die ersten Worte
Kapitel Dreizehn. Boten der Wissenschaft
Kapitel Vierzehn. Eine geheime Beratung, die unterbrochen wird
Kapitel Fünfzehn. Die Kriegserklärung
Kapitel Sechzehn. Die Dame und die Gendarmerie
Kapitel Siebzehn. J. B. Estrade kommt von der Grotte
Kapitel Achtzehn. Dechant Peyramale fordert ein Rosenwunder
Kapitel Neunzehn. Anstatt des Wunders ein Ärgernis
Kapitel Zwanzig. Wetterleuchten
Dritte Reihe Die Quelle
Kapitel Einundzwanzig. Der Tag nach dem Ärgernis
Kapitel Zweiundzwanzig. Der Tausch der Rosenkränze oder: Sie liebt mich
Kapitel Dreiundzwanzig. Ein Louisdor und eine Ohrfeige
Kapitel Vierundzwanzig. Das Kind Bouhouhorts
Kapitel Fünfundzwanzig. Du spielst mit dem Feuer, o Bernadette
Kapitel Sechsundzwanzig. Nachbeben oder Äffen des Mirakels
Kapitel Siebenundzwanzig. Das Feuer spielt mit dir, o Bernadette
Kapitel Achtundzwanzig. A. Lacadé wagt einen Staatsstreich
Kapitel Neunundzwanzig. Ein Bischof ermißt die Folgen
Kapitel Dreißig. Der Abschied aller Abschiede
Vierte Reihe Die Schatten der Gnade
Kapitel Einunddreißig. Sœur Marie Thérèse verläßt die Stadt
Kapitel Zweiunddreißig. Der Psychiater greift in den Kampf ein
Kapitel Dreiunddreißig. Digitus Dei oder der Bischof gibt der Dame eine Chance
Kapitel Vierunddreißig. Eine Analyse und zwei Majestätsbeleidigungen
Kapitel Fünfunddreißig. Die Dame besiegt den Kaiser
Kapitel Sechsunddreißig. Bernadette unter den Weisen
Kapitel Siebenunddreißig. Eine letzte Versuchung
Kapitel Achtunddreißig. Die weiße Rose
Kapitel Neununddreißig. Die Novizenmeisterin
Kapitel Vierzig. Das ist meine Stunde noch nicht
Fünfte Reihe Das Verdienst des Leidens
Kapitel Einundvierzig. Feenhände
Kapitel Zweiundvierzig. Viel Besuch auf einmal
Kapitel Dreiundvierzig. Das Zeichen
Kapitel Vierundvierzig. Nicht für mich fließt diese Quelle
Kapitel Fünfundvierzig. Der Teufel bedrängt Bernadette
Kapitel Sechsundvierzig. Die Hölle des Fleisches
Kapitel Siebenundvierzig. Der Blitz von Lourdes
Kapitel Achtundvierzig. Ich habe nicht geliebt
Kapitel Neunundvierzig. Ich liebe
Kapitel Fünfzig. Das fünfzigste Ave
Handelnde Personen

Verdi

Inhaltsverzeichnis
Vorbericht
Erstes Kapitel Ein Konzert im Teatro la Fenice
Zweites Kapitel Der Hundertjährige und seine Sammlung
Drittes Kapitel ›König Lear‹ im Koffer
Viertes Kapitel Der Gesang des Krüppels
Fünftes Kapitel Den Ghibellinen Guelfe, den Guelfen Ghibelline
Sechstes Kapitel Mathias Fischböck
Siebentes Kapitel Der Augenblick
Achtes Kapitel Die Verbrennung des Karnevals
Neuntes Kapitel ›Die Macht des Schicksals‹
Zehntes Kapitel Der Ausbruch der Melodie
Nachspiel

Stern der Ungeborenen

Inhaltsverzeichnis
Erstes Teil
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zweiter Teil
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel
Fünfzehntes Kapitel
Sechzehntes Kapitel
Siebenzehntes Kapitel
Achtzehntes Kapitel
Dritter Teil
Neunzehntes Kapitel
Zwanzigstes Kapitel
Einundzwanzigstes Kapitel
Zweiundzwanzigstes Kapitel
Dreiundzwanzigstes Kapitel
Vierundzwanzigstes Kapitel
Fünfundzwanzigstes Kapitel
Sechsundzwanzigstes Kapitel

Der Abituriententag

Inhaltsverzeichnis
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel

Der veruntreute Himmel

Inhaltsverzeichnis
1. Das Heiligenbild
2. Ein Lebensplan
3. Ohne Vorzeichen
4. Wir müssen Abschied nehmen
5. Der letzte Brief
6. Der Pfarrer von Hustopec
7. Ein Vater der Lüge
8. Fingerzeige
9. Madonnen und Nelken
10. In den Katakomben
11. Der Pilgerfahrt letzte Station
12. Kleiner Epilog in einem Park

Erzählungen & Novellen

Inhaltsverzeichnis

Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig

Inhaltsverzeichnis
Erster Teil
Zweiter Teil
Dritter Teil
Epilog

Eine blaßblaue Frauenschrift

Inhaltsverzeichnis
Erstes Kapitel April im Oktober
Zweites Kapitel Die Wiederkehr des Gleichen
Drittes Kapitel Hoher Gerichtshof
Viertes Kapitel Leonidas wirkt für seinen Sohn
Fünftes Kapitel Eine Beichte, doch nicht die richtige
Sechstes Kapitel Vera erscheint und verschwindet
Siebentes Kapitel Im Schlaf

Géza de Varsany oder Wann wirst du endlich eine Seele bekommen?

Inhaltsverzeichnis
I
II
III
IV
V

Das Trauerhaus

Inhaltsverzeichnis
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X

Die arge Legende vom gerissenen Galgenstrick

Inhaltsverzeichnis
I
II
III
IV
V
VI

Die wahre Geschichte vom wiederhergestellten Kreuz

Inhaltsverzeichnis
1
2
3
4
5
6
7
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10

Die Entfremdung

Inhaltsverzeichnis

Keine Schmerzen hatte sie mehr, als sie, weiß umhüllt, auf der Tragbahre lag, um in den Operationssaal gebracht zu werden. Sie empfand nur ein fremdes, ein stürmisches Mitleid mit ihrem armen Körper, aber so, als wäre es nicht ihr eigener, sondern der Leib einer andern Frau. Während man sie an irgend einem Spiegel vorbeitrug, erhaschte Gabriele einen Schein von ihrem Gesicht, von ihrem Kopf, den eine weiße Binde (wie eine Nonnenhaube) umschnürte. Das viele Weiß, fand sie, stände ihr gut. Trotz des furchtbaren Augenblicks überkam sie ein leidvolles Wohlgefallen an sich selbst:

›Jetzt bin ich nicht schlecht angezogen. Vielleicht würde auch Judith nichts einzuwenden haben ...‹

Der Assistenzarzt, der den Zug begleitete, glaubte, die Kranke wolle sprechen und könne es nicht. Da ergriff er ihre Hand und streichelte sie. Gabriele schmiegte sich in die Kraftströme, die von dieser gesunden und markigen Hand herfluteten.

Als sie noch Kinder waren, sie und ihr Bruder, hatte Erwins Hand so oft die ihre gehalten. Die unruhige und gierige Knabenhand hatte Gabrieles Hand gedrückt, gepreßt, an ihr genascht, wie an einer Frucht ...

Dieses Arztes harte Hand aber war so ruhig, so zuverlässig. Gabriele atmete tief. Die Hand tat ihr wohl.

Nun lag sie auf dem Schmerzenstisch.

Die Schwestern schlugen vorsichtig die Tücher zurück, mit denen sie bedeckt war:

Wie ein Paket, in dem etwas Zerbrochenes liegt. Sie sah nicht an sich herab, um von dem Furchtbaren nichts zu wissen. Und wirklich, sie wußte jetzt nichts von der Macht, die sie zerschmettert hatte, als wäre das Unglück nicht vor zwei Stunden geschehn, sondern in einer unausdenklichen Vorzeit.

Ihr genügte es, daß sie nur Kopf, nur Gesicht war! Und so klar, so mächtig hatte ihr Kopf noch niemals gelebt. Ganz neu, ganz fremdartig war ihr Gesicht. Gabriele fühlte es und freute sich der neuen Schönheit, die über sie gekommen war. Mit Bildhauerhänden hatten die letzten Stunden das Wesen ihres Wesens, das sie selbst nicht kannte und doch jetzt mit einer stolzen Ehrfurcht spürte, aus ihren Zügen modelliert.

Und dann: Warum hatte sie keine Schmerzen? Sie müßte doch unerträgliche Schmerzen haben! Oder gab es keine Schmerzen in der Welt, sondern nur Angst vor Schmerzen?

Der Professor sah ihr lange und aufmerksam in die Augen, und auch er, der fremde Mensch, der sie das erstemal jetzt sah, er nahm das ›Neue‹ wahr, sie fühlte es, die Verwandlung, die an ihr geschehn. Dieses Neue aber schien ihr unendliche Sympathien zu bringen. Alle hier liebten sie. Der Professor beugte sich zärtlich über sie:

»Haben Sie Angehörige in Berlin, gnädige Frau?«

Gabrieles Augen glitten über die endlosen Schneefelder des Chirurgenkittels. Sie sah Winter. Sie stand in klirrender Landschaft draußen. Alle Berge sind von oben bis unten zugeschneit, mußte sie denken, und es ist doch erst Anfang November. Von einem schwarzen Himmel brannte die Sonne in einer Kugel von Milchglas. Überall kamen Herdenschellen und Schlittenglocken näher ...

Der Professor wiederholte noch zärtlicher seine Frage. Gabriele lächelte ein ihr fremdes Lächeln. Sie dachte nicht daran, ihren Bruder Erwin in diese traurige Sache hereinzuziehn. Er hatte ja anderes vor, in wenigen Tagen fand sein Konzert statt, am Sonntag mußte er Leute bei sich empfangen, und die übrige Zeit war von dem Dienst an Judith völlig ausgefüllt. Sollte sie selbst sterben, würde er es später erfahren, oder vielleicht auch niemals, was ja das Beste wäre. Gabriele sah dem Professor in die Brillen und schwieg.

Der Chefarzt gab seinen Leuten Befehl:

»Lassen Sie im Büro das Telephon- und Adreßbuch nach entsprechenden Namen durchsehn, genau so wie wir es gestern bei den Fällen Statezky und Barber gemacht haben. Die Patientin heißt Gabriele Rittner. Man soll die Polizei noch einmal anrufen. Ich möchte über diesen Fall womöglich genaue Aufklärung haben.«

Gabriele hatte Kraft genug, sich von der Schneelandschaft loszureißen. Wie dumm, dumm sind die Menschen, dachte sie schadenfroh. Warum soll Erwin denn Erwin Rittner heißen? Sie selber hieß ja ungern genug Rittner, obgleich es gewiß schlimmere Männer gegeben hat als den verdorbenen Hofrat Rittner. Das Wort ›Polizei‹ war ihr unangenehm. Plötzlich erschrak sie: Leider habe ich mein Hotel verraten.

Keine Menschenstimme sprach jetzt mehr. Nur Herden und Schlitten wurden immer näher an diesem Tisch vorübergetrieben. Gabriele wollte aber nicht nur ein stummes und hilfloses Opfer sein. Sie wollte wissen, alles wissen ...

Leise versuchte sie ihren Kopf zu heben. Sie sah den Raum. Die Ärzte nahmen tiefernste und schweigsame Waschungen vor. Instrumente wurden auf Glasplatten gereiht. Furchtbare Messer, Zangen, Scheren, Sägen. Überall klirrte gefährliches Metall. Eine zweite Sonne zischte plötzlich nieder.

Da schrie Gabriele auf, das erstemal, nicht sehr laut, als müsse sie bis zum Tode Anstand bewahren. Der Professor stand bei ihr:

»Was ist denn, Kindchen? Nur keine Angst! Es geht ganz schnell vorbei. Sie spüren gar nichts.«

Noch einmal, noch leiser, noch verzagter schrie Gabriele. Sie schrie nicht aus Angst oder Entsetzen, sie schrie, weil sich die Kreatur in ihrer wüsten Einsamkeit zu erkennen geben muß.

Der alte Mann scherzte:

»Gabriele, das ist ein sehr schöner Name. Also Mut, Gabriele!«

Er gab das Zeichen.

Alles war bereit!

Der Assistent trat mit der Maske heran:

»Atmen Sie sehr tief, bitte!«

Ja, sie wollte gerne tief, tief atmen. Nun spürte sie die gute Maske vor dem Mund und gab sich ganz der ernsten Atemarbeit hin. Deutlich zeigte sie ihren Fleiß und war bereit, den Herren durch ihre Dienstwilligkeit zu schmeicheln.

Die Stimme des Professors rollte wie ein milder göttlicher Donner vom Himmel:

»Ich bin neugierig, wie weit Sie kommen werden ... Zählen Sie, Kind, Eins ... Zwei ...«

Nicht das Wort des Professors allein, alles war jetzt Donner. Sie lag in einem hochgewölbten Dom aus Donner:

»Zählen Sie! Eins ... Zwei ...«

Und Gabriele hörte jetzt ihre eigene helle Stimme, die unbekannte, etwas flache Stimme eines aufsagenden Schulkindes:

»... Eins ... Zwei ...«

*

Eins, Zwei, Drei! Eins ..., Zwei, Drei!

Der Zug wechselt seinen Gesang.

Was ist das! Gabriele war ja vor einem Augenblick noch im Gebirge. Einen glatteisbösen Weg hat sie sich emporgemüht. Ein Nachmittagsspaziergang wohl ...

Der Zug schläft nicht mehr im Hinrollen. Energischer, ja zornig durchrüttelt er den werdenden Morgen.

Schnee!? Aber nein, Schnee, das war ja gestern! Dazwischen liegt die Nacht und vor allem das Einschlafen. Eine ganze Weltreise vom Einschlafen. Im Zug schläft man eben nicht anders ein.

Immer häufiger werfen sich donnernde Weichen der Fahrt entgegen. Der tote Boden da unten ist tausendfach unterwühlt.

Natürlich! Der Zug nach Berlin! Aber jetzt läßt sich die Reise nicht mehr ungeschehen machen. Gabriele weiß, sie fährt nach Berlin, um das Unheil zu erleben, an dem sie jetzt in gleicher Stunde vielleicht wird sterben müssen.

Der Tag ist da und die wochenlange Vorfreude, die Erwartung dahin.

Das Graugesicht, das den Fensterplatz innehat, schiebt den Vorhang zur Seite: Nebelfrühe, Kiefern, Bahnwärterhäuschen! Außer ihr haben fünf Menschen noch in diesem verwahrlosten Kupee zweiter Klasse die Nacht, aufrecht sitzend, verbracht. Warum tragen denn diese Menschen alle das gleiche Gesicht? Nicht einmal Mann und Weib läßt sich unterscheiden. Gabriele versucht scharf nachzudenken, ob sie es während der Reise in der Zeitung gelesen habe, daß alle Menschen in der Fremde uns immer das gleiche Gesicht vorweisen.

Jetzt schwanken die Gestalten unter den Stößen der Fahrt hin und her und können nicht recht erwachen. Wozu auch erwachen? Schlafen läßt es sich überall, selbst in der Hölle dieses Geruchs.

Endlich erkennt Gabriele, woher dieses Süßliche und Faulige kommt, das sie schon stundenlang quält: Den Schlafgeruch fremder Menschen, ungereinigter Menschen in einem verwahrlosten Abteil muß sie klaglos erdulden. Sie darf den Atem keineswegs anhalten, denn das Atmen gerade ist ihre Pflicht.

Gabriele sucht die Eau de Cologne-Flasche in ihrem Täschchen. Aber der Flakon ist merkwürdigerweise verschwunden. Dafür ist die Tasche voll von Näh- und Stecknadeln, welche ihr die Hand zerstechen, die sie sofort zurückzieht. Diese Unordnung! Wie soll sie sich nun von dem scheußlichen Geruch befreien?

›Ich rieche Menschenfleisch‹, heißt es im Märchen. Ein Lieblingsausdruck von Erwin übrigens.

Alles ließe sich ertragen, wenn Gabriele nur wüßte, was sie in Berlin will. Warum hat sie Erwins Antwort nicht abgewartet? Gott! Er ist schreibfaul wie alle Künstler. Oder steckt etwas anderes dahinter? Nun ist August schon wochenlang tot. Sie, Gabriele, steht allein in der Welt, sie ist frei und freizügig, denn ihre fünfjährige Erwine zählt nicht. Aber Erwin ist nicht frei und freizügig, er steht nicht allein in der Welt. Er lebt in einer völlig anderen Situation. Aber was soll sie tun? Kann man denn aus dem fahrenden D-Zug springen?

Aus dem fahrenden D-Zug kann niemand springen, aber man kann selbst während der Vorstellung den Zuschauerraum eines Kinotheaters verlassen. Gabriele ist eine Zeitlang überzeugt davon, daß sie in einem stickigen ganz veratmeten Kino sitzt und einen belehrenden Film ertragen muß. Sie ist keine Zeittotschlägerin, sie liebt den Kinogenuß nicht, die schale Sinnlosigkeit des Weibertraumes. Gabriele redet sich willensstark zu, daß sie nicht träume. Das tränende Glas des Waggonfensters, dagegen sie die Stirn preßt, läßt sie erkennen, daß sie wachend im Wagengang steht.

Wie lange fahren wir schon an schmutzigen Ruinen vorbei, an rohen Backsteinburgen, an Riesenhallen mit blinden Fenstern? Und dies ist der Mittelpunkt der Welt! An den räudigen Feuermauern der Bauten dehnen sich ungeheure Schriften, aber Gabriele ist zu müde, all die Namen und Anpreisungen zu lesen. In das endlose Spalier der Feuermauern sind Breschen gelegt. Plötzliche Straßenzüge offenbaren einen regnerischen November, in dem hundert bösgesinnte Fahrzeuge die Menschenmassen zerteilen wie Kielschaum. Brücken starren. Das Wasser der Kanäle aber scheint kein Wasser zu sein, sondern schwarzes Pech, in dem die Zillen und Kähne rettungslos feststecken.

Acht Jahre hat sie ihren Bruder nicht gesehen: Ist dies nicht Grund genug nach Berlin zu fahren! Wann ist sie denn das letztemal mit ihm beisammen gewesen? Im Frontspital von Kolomea damals, als sie den Verwundeten besuchte und bei allen Ärzten und Generälen um seine Versetzung bettelte. Seither war es nur zu kurzer und flüchtiger Begegnung gekommen. Acht Jahre lagen zwischen ihnen und die staubige Luft ihrer Ehe mit August ... Jetzt aber war August tot. Grund genug!

Ein Graugesicht nach dem andern erhebt sich im Kupee und holt seine Gepäckstücke aus dem Netz. Gehässige und rücksichtslose Linien liegen um säuerliche Munde. Nichts bleibt Gabrielen verborgen. Die Nachbarn aber würdigen sie keines Blickes, niemand hilft ihr. Sie ahnt, daß sie für die Nachbarn unsichtbar ist. Mit lahmen Armen langt sie nun selbst ihre Handtasche und ihren kleinen Hutkoffer herunter. Mehr hat sie nicht mit.

Während sie aber ihren braunen Raglan ergreift, fällt es sie an:

»Wird mich Erwin erwarten?«

Zugleich aber weiß sie die Antwort:

»Erwin hat mich nicht erwartet.«

Wie mit Äther überschütten Frage und Antwort ihren Leib. Er verbrennt augenblicklich zu Eis.

»Wieviel Gepäck?«

Ein Träger, böse rollenden Auges, fuchtelt vor Gabrieles Gesicht:

»Eins ... Zwei? ...«

Sie zählt gehorsam:

»Drei ... Vier ... Fünf ...«

Der erbitterte Mann läßt sie stehn.

Der Boden des Anhalter Bahnhofes aber scheint ein Trottoir roulant zu sein. Gabriele, an deren Händen die beiden Habseligkeiten gewichtlos herabhängen, muß ihre Füße nicht bewegen. Und auch all die Graugesichter, deren jetzt viele Hundert sind, müssen es nicht. Die Stadt schluckt die Leute auf bequemste Art mittelst einer Saugvorrichtung ein. Die Graugesichter aber tun so, als müßten sie selber mit schneidiger Kraft weiterstreben, wo doch der ganze Wirbel automatisch besorgt wird. Sie tragen eine angriffsbereite und verdrossene Energie zur Schau, übertrieben sticht ihr Kinn vorwärts und nur ihr Nacken hat Farbe; er ist kindisch-rosarot.

Oh, wie scharf beobachtet Gabriele, trotzdem sie todmüde ist, trotzdem die große Furcht sie unsäglich niederdrückt. Daß Erwin sie nicht erwartet (er steht auch nicht dort, hinter der Sperre), das ist nun selbstverständlich. Man holt die Leute in Salzburg von der Bahn ab oder in Wien. Hier nicht!

Das einzige Wesen unter all diesen Menschen, das nicht mechanisch fortbewegt wird, sondern selbstbewußte Füße zu pochenden Tritten braucht, ist eine Dame, die dem Schlafwagen entstiegen ist. Die Dame trägt einen schweren, kostbaren Nerzmantel, und hinter ihr keucht ein Turm von Gepäckstücken.

Gabriele wendet ihre Sinne nicht von der Pelz- und Parfümwolke, in der die Erscheinung des Weibes schreitet. Könnte es Judith sein?

Etwas fällt ihr schwer aufs Herz. Ihr eigener Mantel, der braune, nicht mehr neue Raglan. Sie schämt sich ihrer armseligen Garderobe.

Die Parfümwolke verwandelte sich in Asphalt- und Benzinqualm.

Der Chauffeur weckt Gabriele:

»Wohin, Fräuleinchen?«

Sie nennt die einzige Straße, die sie kennt, Erwins Adresse: »Hohenzollernstraße.«

Da hört Gabriele neben sich einen befriedigten Ausruf:

»Lassen Sie Hohenzollernstraße notieren, Herr Kollege!«

Der Chauffeur hebt die Stimme, als müsse er mit einer Schwerhöriger verhandeln:

»Die Nummer, Fräulein!?«

Gabriele fürchtet, ein Geheimnis zu verraten. Aber was hilft's, sie hat ja den Befehl bekommen, zu zählen. Sie zählt:

»Eins ... Neun ... Sieben!«

Neuerdings der befriedigte Ruf neben ihr:

»Aufschreiben!«

Der Chauffeur aber, um ihr die Arbeit zu erleichtern, beginnt nun, während des Ankurbelns, Zahlen zu singen, als wär's ein Lied:

»Acht ... Vier ... Zehn ... Sechs ...«

*

Gabriele zieht die Bettdecke bis zum Kinn. Sie hat nicht geschlafen, sondern den Schlaf nur geheuchelt, um seine Verwandten loszuwerden, die sich erboten hatten, der von langer Pflege erschöpften Witwe Gesellschaft zu leisten. Ja, sie hat ein gutes Recht darauf, das Bett zu hüten. Denn vor einer halben Stunde wurde der Hofrat August Rittner abgeholt, um zur ewigen Ruhe gebracht zu werden.

Noch trägt Gabriele ihre eigene einsamkeitshungrige Stimme im Ohr, mit der sie die lauernden Spioninnen gebeten hat, man möge sie allein lassen Und jetzt ist sie allein!

Sogleich springt sie aus dem Bett und dehnt ihre Glieder. Vor einer Minute noch hat sie gedacht, die Trennung von August würde ihr nicht leicht fallen, denn Verlust ist Verlust, wenn auch nur der Verlust einer Gewohnheit. Acht Jahre der Gewohnheit und vierzehn Tage strenge Pflege (was die Pflege anbelangt hat sie sich wahrhaftig nichts vorzuwerfen), dies ist doch schließlich eine Macht. Aber warum ist diese Macht jetzt so gründlich erloschen, daß nichts andres von ihr übrig blieb, als ein herausfordernder Übermut, den Gabriele kaum beherrschen kann?

In ihr pocht das gereinigte Gefühl vollen Anfangs. Das erste, was sie tut ist, daß sie ein Gewand hervorholt, welches sie lange Jahre nicht mehr berührt hat. (Mag die Trauerkleidung weiter über dem Bettsessel hängen bleiben!) Dieses Gewand aber, das Gabriele nun anlegt, ist ein buntes phantastisches Morgenkleid.

In diesem Augenblick fühlt die verwitwete Frau Hofrat Rittner ein gutes Recht, den fließenden und nachlässigen Morgenrock anzulegen. Denn erstens ist ihr Mann tot, der mit dem ungewöhnlichen Charakter dieses Kleidungsstückes nicht einverstanden war, zweitens ist sie noch keine neunundzwanzig Jahre alt und drittens fühlt sie sich allein im Hause, denn sie hat selbst ihre kleine Erwine zu Freunden gegeben, damit die Seele des Kindes den Tod nicht kennen lerne.

Gabriele ist tatsächlich allein im Hause. Die Partei Hainzinger, welche den zweiten Stock bewohnt, beteiligt sich vollzählig am Begräbnis. August ist ein hochangesehener und allseitig beliebter Richter gewesen, wie es sich jetzt zeigt.

Haus! Gabriele ist allein mit diesem Haus, das sie nun durchflattert. Einst hat es ihren Eltern, den frühverstorbenen, gehört. In der Wohnung, wo sie die acht Jahre ihrer Ehe lebte, ist sie als Kind aufgewachsen. Sie hat sich niemals entfernt von ihrer Welt wie Erwin.

An Augusts Sterbezimmer flattert sie vorbei: Man hat es abgeschlossen. Ein scharfer Geruch von Räucherwerk und Desinfektionsmitteln dringt ihr entgegen. War dieses kleine und puritanische Zimmer nicht einmal Erwins Knabenstube?

Sie steht auf der Treppe. Sie sieht hinab. Altes Haus! Ein schmales Schienengeleise führt durch den Eingang, den Flur entlang in den Hof. Seit undenklichen Zeiten befindet sich im Hoftrakt eine Drogenhandlung, die Duftwolke von Kampfer, Gewürzen und Spirituosen herüberweht.

Zierliche Musik pocht und pocht. Die kleinen, hellen Hämmer des Goldschmieds sind's, denen Erwin und Gabriele so oft zugehört haben.

Alles wie eh und je!

Aber für Gabriele ist es nicht wie eh und je, denn seit undenklichen Zeiten, die langen Jahre ihrer Ehe hindurch, ist sie blicklos durch dieses Haus gegangen, eine Fremde ...

Jetzt aber nimmt sie es (das längst verlorene Gut) wieder in Besitz. Jetzt flattert sie die Stiegen hinab und hinan. Ein Wind begleitet ihren Flug. Sie hat ihre Pantoffeln verloren. Es ist ein wundersames Gefühl, mit nackten Füßen kalten Stein und kaltes Holz zu berühren.

An der Familie Hainzinger Wohnung vorbei geht der Flug und hält vor der offenen Tür des Bodenraums. Bodenkammer, Sehnsucht und Schauder jeglicher Kindheit! Aber auch wenn ein Abschnitt des Lebens erledigt ist, will man Ordnung machen und in Schubladen stöbern. Immer wieder Kindheit! Und jetzt hat sie selbst schon ein fünfjähriges Kind.

Leichtfüßig dringt Gabriele in der Dunkelheit vor. Eine Luke erhellt dort das umgitterte Geviert. Ihr beschwingter Leib windet sich zwischen Koffern, Kisten, Kasten, Spiegeln, schwerlos hindurch.

Spiegel! Warum hat man sie nicht verhängt, da doch vor einer Stunde noch ein Toter im Hause lag? Dieser Einfall bedrückt sie ein wenig.

Sie steht nun vor einem Tisch. Und auf diesem Tisch sieht sie staubbedeckt und unversehrt das große Puppentheater, das ihre und Erwins größte Freude gewesen ist. Sie erkennt die Kulissen der einzelnen Stücke wieder, die wilden, knorrigen Baumformen des Waldes und die schwungvollen Draperien der Thronsäle, die sie beide mit der Laubsäge gearbeitet haben. Mit ängstlich gespitzten Fingern, die den Staub der Jahrzehnte fürchten, zieht sie Figuren hervor: Genoveva und Golo, Kaspar, Max und Rinaldo.

Aber unter diese Figuren ist plötzlich eine Photographie geraten. Großmamas Bild. Sie wagt es nicht, in die Augen des Bildes zu blicken, als könnte die photographierte Frau etwas erkennen, was Gabriele nicht verraten will. Auch glaubt sie nicht mehr in der Bodenkammer zu sein, sondern in einem engen, finstern Gartenhaus. Draußen ist das spielende Wasser zu hören. Und dann scheint es, als atme jemand neben ihr. Die aber ist ungehörig. Mit geschlossenen Augen entspringt sie.

Gabriele findet in ihrem Zimmer die lustigste Nachmittagssonne. Sie läßt die Vorhänge herab. Wie merkwürdig leer ist die Straße! Aber gegenüber stehn Fenster offen, und sie möchte jetzt von niemandem beobachtet werden.

Vor dem Spiegel versucht sie ein langes und trillerndes Gelächter, nur um zu sehn, ob in ihr noch nichts eingerostet sei. Den Tanz aber, den sie nun probiert, läßt sie nach wenig Schritten bleiben. Hierin dünkt sie sich zurückgeblieben und ungeschickt.

Auf einmal bemerkt sie, daß sie von großem Hunger gepeinigt wird. Es ist kein rechter Hunger eigentlich, sondern ein wilder, gereizter Appetit. Sie läuft zu ihrem Kasten, in dem sie manchmal eine Frucht oder eine Süßigkeit aufbewahrt. Welche Überraschung! Sie findet eine ganze Menge feinster Bonbonnieren und ein Körbchen mit verzuckerten Früchten vor. Wer hat sie denn so reich beschenkt? August war der Mann nicht dazu und unter seinen Kollegen vom Gericht fände sich schwerlich ein Kavalier, der solcher heimlichen Aufmerksamkeit fähig wäre.

Gabriele stürzt sich auf die Konfitüren. Zuerst nascht sie von den Südfrüchten, dann beginnt sie gierig die Schokoladebonbons zu genießen. An die Wollust des Süßen verloren, bemerkt sie die aufgehende Tür nicht.

Aber die Tür geht auf und in ihr steht August, der Hofrat, ihr Gatte.

Der Tote ist von seiner mühseligen Reise nicht allzu ramponiert. Nur der Flaum auf seiner Glatze ist ein wenig aufgesträubt, das Frackhemd rutscht aus der Weste, die Masche sitzt verschoben und wie von fremdem Griff geschlungen, die weißen Glacéhandschuhe werfen keine Falten auf den Händen.

Gabriele fühlt blutige Röte im Gesicht, weil sie von dem Toten beim Naschen ertappt worden ist. Sie drückt sich steif an den Kasten.

Der Hofrat macht keinen Versuch, die Schwelle zu überschreiten. Die offene Tür genügt ihm vollkommen. Er sagt mit leicht-pressierter Stimme, als hätte er Angst, eine Verhandlung zu versäumen:

»Ich habe natürlich wieder meine Tasche vergessen. Du weißt, die braune Aktentasche ...«

Gabriele versucht anzudeuten, daß sie willens sei, die vergessene Tasche zu suchen.

Des Toten Atem bemüht sich, einen leichten Asthmaanfall von Ungeduld zu verhehlen. Nachlässige Bedeutung liegt in seinen Worten:

»Ich glaube nicht, daß die Tasche in meinem Zimmer zu finden sein wird.«

Gabriele holt mit Anstrengung einen bedenklichen Umblick aus sich hervor, den sie in den Raum schickt, um ihren Zweifel auszudrücken, ob das Bewußte bei ihr gefunden werden könne.

Der Tote schüttelte ironisch-verärgert den Kopf:

»Meine liebe Biela, wer soll im Bilde sein, wenn nicht du?«

Und er winkt gelangweilt ab:

»Lassen wir die Tasche! Es wird deine Sache sein, die Dokumente beizubringen. Ich aber habe den Weg nicht gescheut, dich zu warnen!«

Gabriele spürt die Kanten des Kastens in ihrem Fleisch. Der Tote, der keine Eile mehr zu haben scheint, spricht mit leidendem Ton:

»Vor allem habe ich dich vor Erwin zu warnen!«

Er unterbricht sich, da er müde ist und Kraft sammeln muß. Nach einer Weile:

»Dein ausgesprochener Familiensinn hat – vielleicht weißt du es selber nicht – unsere Ehe vergiftet. Nicht nur hast du auf raffinierte Art mich von meiner armen Mutter entfernt, du hast, liebe Biela, mich auf Schritt und Tritt belogen, betrogen ...«

Gabriele versucht vergebens zu schreien. Der Tote aber läßt sich nicht beirren:

Hättest du mich mit einem Liebhaber, mit irgend einem Laffen betrogen, ich schwöre dir's, Gabriele, ich wäre nicht wiedergekommen, ich hätte mich zufrieden gegeben. Wenn ich auch niemals darüber geredet habe, es ist keine Stunde vergangen, in der ich nicht wußte, daß du um fünfundzwanzig Jahre jünger bist als ich ...«

Der Tote gönnt Gabriele eine kleine Zeit, sich zu sammeln. Ihr gelingt es auch, hervorzustoßen:

»Ich habe dich gepflegt, zehn Nächte nicht geschlafen ...«

Solch nichtige Abwehr beseitigt der Tote mit einer Handbewegung. Er ist noch immer trauriger als erzürnt:

»Meinen mageren Gehalt von acht Millionen Kronen habe ich dir allmonatlich auf Heller und Pfennig abgeliefert. Und von diesem, unserm kargen Brote hast du beträchtliche Summen gestohlen, um sie deinem Bruder, diesem gewissenlosen Zigeuner von Erwin, zu schicken. Hätte ich in den schweren Jahren mehr Fleisch zu essen bekommen, vielleicht wäre mir das vorzeitige Ableben erspart geblieben ...«

Der Tote vergewissert sich, daß kein Widerspruch gewagt wird. Dann aber kann er den Zorn in seiner Stimme nur schwer beherrschen:

»Eigens dieser Eröffnung wegen komme ich, Gabriele. Ich könnte die Ewigkeit nicht aushalten, wenn ich wüßte, daß du dich freust, mich hereingelegt zu haben. Ich habe nie ein Wort geredet, aber nun weißt du wenigstens, daß ich alles weiß! Denn ich bin kein Engel. Ich bin ganz im Gegenteil – nach deiner Ansicht – ein trockener Mensch, ein Jurist, ein alter Patron, zu keiner Freude mehr gut. Aber eines, Gott sei Dank, bin ich nicht, ich bin nicht Erwin, bin kein feiger Verräter ...«

Da findet Gabriele eine mächtige Stimme in sich:

»Erwin ist ein großer Künstler!«

Der Tote höhnt, ohne daß sich etwas an seiner Erscheinung oder Kleidung bewegt:

»Ein großer Künstler! ... In eurer Familie grassiert eben das Genie!. Dein Vater war ein großer Kartenspieler, dein Bruder ist ein großer Violinspieler, und du selbst bist eine große Taschenspielerin!«

Da hört Gabriele sich selber verzweifelt ausbrechen:

»Wenn du auch aus dem Jenseits kommst, August, du bist und bleibst ...«

»Was?« dröhnt es ihr entgegen, und so furchtbar, daß sie aufwimmert. Jetzt aber, das erstemal, beginnt sich der Tote zu rühren. Sein Hals schwillt vor Wut an, daß der Kragen platzt, die Hände pendeln unbeherrscht und das Frackhemd rutscht höher und höher. Er versucht mehrmals, die Füße werfend, auszuschreiten und sich ins Zimmer zu bewegen. Endlich gelingt es ihm, über die Schwelle zu treten. Er beginnt, sich Gabrielen zu nähern, die nirgendhin fliehen kann. Dabei keucht es aus ihm:

»Ist in dieser gottverlassenen Republik nicht einmal der Tod mehr Autorität?! Mich reut es, daß ich dich nie geschlagen habe ...«

Immer näher schwankt der Tote mit schrecklich arbeitenden Gliedern. Immer schärfer keucht er:

»Ich werde dir die Autorität des Todes schon zeigen! ... Weib! ...«

Und jetzt:

»Knie nieder vor mir!«

Aufkreischend bricht Gabriele in die Knie. Der Tote besinnt sich, er läßt den Kopf sinken, er schweigt. Denkt er an sein Alter, an ihre Jugend, an verlorene Jahre? Leidet er unter dieser ersten Brutalität gegen sie?

Plötzlich schluchzt es tief in ihm auf, und auch er sinkt schwer und lautlos nieder.

Nun knien Gabriele und der Tote still einander gegenüber.

*

Der Schutzmann gibt mit dem erhobenen Arm noch immer nicht das Zeichen für die Durchfahrt der Automobile, deren Kolonnen immer dichter und ungeduldiger anwachsen.

Auch Gabriele ist ungeduldig bis zur Verzweiflung. Alles Warten und Aufgehaltenwerden ist ihr heute unerträglich. Wie freut sie sich aber, als der Professor neben ihr im Wagen Platz nimmt. Er lächelt:

»Wir schlafen also immer noch nicht? Wir haben große Widerstandskräfte?«

Gabriele fühlt angesichts des Arztes wieder die fast streberische Dienstwilligkeit in sich:

»Soll ich von vorne zählen?«

Der Professor beruhigt sie mit der Langmut eines gütigen Menschen:

»Wir haben ja Zeit. Wir können noch ein wenig warten. Der Puls ist gut. Nicht wahr, Herr Kollege?) ... Und Sie, Frau Gabriele, wohin haben Sie jetzt vor, zu fahren?«

Gabriele nennt natürlich die Hohenzollernstraße. Der Professor warnt:

Aber Kindchen, jetzt ist es ja noch viel zu früh, einen Besuch zu machen. Sie können ja die Leute nicht aus dem Bett holen. Bei Verwandten kämen Sie da besonders schön an! Gehen Sie ins Hotel. Schlafen Sie sich aus! Eine Nachtreise nimmt die Nerven her ...«

Gabriele lehnt sich zurück. Sie ist glücklich, daß ein Mensch für sie denkt und sorgt.

In feldgrauer Militäruniform steht der Portier des kleinen Hotels ›Österreichischer Hof‹ in seinem Kämmerchen. Uralt, urstreng ist sein Gesicht. »Eh ich die Dame aufs Zimmer führe, muß ich die Dame pflichtgemäß verhören.«

Gabrieles Finger suchen zitternd nach dem Paß. Der strenge Portier erklärt:

»In unserm Hotel steigt durchwegs nur österreichisches Publikum ab. Die Dame versteht ...«

Gabriele findet den Paß nicht. Die amtliche Stimme hält nicht inne:

»Die Dame wird Auskunft geben müssen, zu welchem Zweck sie nach Berlin gekommen ist.«

Gabriele flüstert schuldbewußt:

»Mein Bruder ...«

Das graue Antlitz schlägt zum erstenmal die Augen auf. Diese Augen wissen alles:

»Der Name des Herrn Bruders?«

»Erwin!«

»Wie alt, bitte?«

»Um ein Jahr jünger ...«

»Verheiratet, natürlich?«

Gabriele hört mit Widerwillen, daß diese Einvernehmung ihre Stimme kleinlaut macht:

»Ja! Verheiratet! Seit drei Jahren. Mit der geborenen Judith Maimon!«

Der Portier nimmt seine Kappe ab, um den Kopf zum Überlegen frei zu bekommen:

»Eine bedenkliche Sache. Die Dame wird versprechen müssen, daß es zu keinem Anstand kommt.«

Gabriele besinnt sich: So nahe hinter der Front muß man nicht nur Strapazen erdulden, sondern sich auch unangenehme Behandlung gefallen lassen. Wir sind ja noch mitten im Kriege. Der ferne Lärm scheint Artilleriefeuer zu sein. Wenn ich nur bis zu Erwin vordringe ...

Der Mann in Feldgrau zündet vorsichtig und umständlich irgend eine Laterne an, deren Licht in der hellen Sonne unsichtbar bleibt, und geht voraus.

Die Hotelgänge und Korridore dehnen sich weit in völliger Finsternis. Die Schritte des vorausmarschierenden Portiers werden immer kürzer und sporenklirrender. Der Weg wechselt. Über kotige Dorfstraßen geht es, an zerschossenen Häusern vorbei, neben langen Wagenschlangen und Knäueln von staubstarrenden, grinsenden Soldaten.

Gabriele glaubt, sie müsse unter der Last ihrer beiden kleinen Gepäckstücke zusammenbrechen.

Wie lange noch?

Sie hört eine Stimme hinter sich:

»Lassen, Gnädige, die Sachen nur ruhig stehn. Ich trag sie schon nach.«

Im frechen und gewitzigten Klang dieser Stimme verbirgt sich ein Feind, ein Dieb. Gabrieles Hände umpressen den Griff und schleppen das Gepäck mit letzter Kraft weiter. Sie schleppt ja, was sie niemandem anvertrauen würde, Liebesgaben für ihren Bruder.

»Erwin!«

Die Augen des Bruders starren groß. Sie spiegeln noch immer den stumpfen und zerrissenen Himmel des täglichen Trommelfeuers.

»Erwin!«

Gabriele sitzt auf einem rohgezimmerten Stuhl am Bette ihres Bruders. Ihre Hand greift den Stoff der Leutnantsbluse, die über der Lehne hängt. Hart von Blut ist sie. Der Saal der Verwundeten zieht sich unendlich bis zum hügligen Horizont. Hinter den fernsten Lagern sieht Gabriele die rote Sonne untergehn.

»Erwin!«

Der Verwundete schreit auf. Er reißt die Schwester mit mageren Armen an sich, er umklammert sie:

»Rette mich! Du bist hier, Gabriele! Rette mich! Nur nicht wieder zurück! Nicht wieder hinaus ...«

Er zerpreßt ihr die Hand. Er drückt seinen zerrauften Kopf gegen ihre Brust, als wollte er eindringen in sie, sich in ihres Lebens Leben verstecken. Sie spürt, wie seine Zähne klappern, der Angstschweiß seiner Stirn dringt ihr durch das dünne Kleid und näßt kalt ihre Haut. Sie selbst senkt ihr weinendes Gesicht in sein feuchtes Haar. In einer würzigen Wiese hat sie ihr Gesicht verborgen. Diese Halme, diese Haare duften so gut. Sie duften genau so wie ihre eigenen Haare, sie duften so vertraut wie ihr Kissen, wenn sie es im Schlaf umarmt. Alles ist fremd, nur dieser Geruch ist Verwandtschaft und Heimat. Jetzt ist Erwin ganz bei ihr. Jetzt besitzt sie ihn in stiller Glückseligkeit. Wie rührt es sie, daß der eitle Mann, der so oft mit Mut und Kraft geprahlt hat, wie ein Kind sich nun an ihr festhält, zitternd und ohne Lüge.

Sie streichelt ihn:

»Schlaf nur, Erwin, ich geh nicht fort. Ich laß mich nicht vertreiben von dir ...«

Der Bruder lallt:

»Du wirst mich retten ... Gabriele, ich bin ein Feigling ... Ich fürchte mich vor dem Tod ... Du läßt mich superarbitrieren ...«

Gabriele möchte den Verwundeten in den Schlaf wiegen:

»Hab keine Angst, Erwin! ... Ich bin doch eine Frau ... Ich werde mit den Herren reden ... Gewiß bekomme ich dich frei ...«

Und er:

»Ja, und dann fahren wir heim ... Und immer werden wir zusammenleben ... Ich will schon zu einem Verdienst kommen ... Schlimmstenfalls stelle ich eine Kaffeehauskapelle zusammen ... Das ist ja keine Schande ... Aber du sollst immer bei mir bleiben ...«

»Schlaf, Erwin ... Du wirst dich nicht verzetteln ... Du wirst der größte Virtuose dieser Zeit sein ... Schlaf ...«

Er hebt den Kopf:

»Hörst du?«

Eine kleine Musik klagt und zirpt. Sie atmet aus einem Leierkasten, den ein Invalide vor sich herschiebt. Dieser weißhaarige Invalide trägt durch den blutigen und feldgrauen Spitalsaal die blaue Ausgeding-Montur lang vergangener Zeiten. Aus Erwins noch immer Schreckstarren Augen flattert ein flügellahmes Gelächter:

»Das ist ja der Pan Radetzky ... Weißt du noch .. Aus Lans ... Der See ... wo wir mit Großmama waren ... Damals im Sommer ... Der Garten ...«

Der Invalide beachtet die Kinder, die Geschwister nicht. Er schiebt und kurbelt seinen Leierkasten vorwärts, zwischen den unendlichen Bettreihen weiter, zwischen den Matratzenzeilen, die den Fußboden bis zum Horizont bedecken, weiter, bis in den Sonnenuntergang hinein. Er orgelt »Gott erhalte« und »O du lieber Augustin« durcheinander.

Erwin bekommt auf einmal ein böses Gesicht:

»Wird dich dieser dein August mir lassen?«

Gabriele preßt die Knie krampfhaft gegeneinander:

»August ist tot ... Gerade vierzehn Tage ist es her ... Aber, wenn du willst, Erwin, hat August nie existiert ...«

Ein scharfer Ruf hallt durch den Raum:

»Alle Betten, habt acht! Visite!«

Erwin zieht sich zusammen und flüstert:

»Barbarossa.«

Eine Gruppe von Männern geht von Bett zu Bett. Voran der gewaltige Rotbart. Er trägt scharlachpassepoilierte Generalshosen und einen weißen Kittel, der mit drei Reihen von Orden und Auszeichnungen behängt ist. Hinter ihm wandeln einige Gestalten, die merkwürdige maulkorbartige Masken vor dem Gesicht tragen oder deren Kopf von grauen Kapuzen mit Augenlöchern verhüllt ist. Sie gleichen mittelalterlichen Femerichtern. Zuletzt kommen zwei Soldaten mit nacktem Oberkörper, die etwas Längliches und Unsagbares auf den Schultern balancieren. Gabriele fürchtet sich, das Ding zu erkennen. Vielleicht ist es ein Sarg, in dem ein toter Soldat des Spitals gleich fortgeschafft werden kann.

Barbarossa mit seinen Herren steht vor Erwins Bett.

Kommandostimme:

»Nun, wie geht's, Herr Leutnant?«

Gabriele beeilt sich:

»Schlecht, Herr Generalstabsarzt, schlecht! Er fiebert.«

Barbarossa schüttelt ein Fieberthermometer aus dem Ärmel und berührt damit kurz die Stirn des Verwundeten. Dann hält er es gegen das Licht und liest:

»Nichts! Normal!«

Gabriele kann trotz aller Mühe die Angst um Erwin in ihrer Stimme nicht verbergen:

»Ich glaube ... Häusliche Pflege ... Ich könnte ihn ausheilen ...«

Barbarossa runzelt die Stirn:

»Die Frau Gemahlin?«

Gabriele schweigt.

»Das Fräulein Braut?«

Gabriele kann nicht sprechen.

Barbarossa wartet keine Antwort ab.

»Durchschuß harmlosester Art! Solche Wunden pflegen binnen vierzehn Tagen anstandslos zu heilen. Der Herr Leutnant kann hier ruhig abwarten, bis er wieder kriegsdiensttauglich ist.«

Gabriele erhebt sich. Sie weiß, daß sie schrecklich errötet. Sie spinnt ein banges Lächeln aus sich hervor, mit dem sie die entzündeten Augen des Rotbarts umspielt. Dann zeigt sie die Zähne. Sie weiß, ihre Zähne sind sehr schön.

Barbarossa, der jetzt plötzlich einen Frack und weiße Binde trägt, schlägt die Hacken zusammen:

»Darf ich, gnädiges Fräulein, um den nächsten Walzer bitten?«

Gabriele legt ihm gehorsam die Hand auf die Hüfte. Wer ist das nur, sinnt sie. Sie erinnert sich des einzigen Balles, den sie, ein halbes Kind noch, vor dem Krieg besucht hat. Staatsbeamtenkränzchen! Sie flüstert:

»Mein Bruder fiebert.«

Barbarossa schnarrt:

»Ganz wie gnädiges Fräulein befehlen.«

Die Musik spielt den Walzer aus »Lustige Witwe«. Barbarossas riesige Hand ruht höflich und behutsam auf Gabrieles Rücken. Der widerliche nach Schweiß riechende Mensch tanzt altmodisch alle sechs Schritte des Walzers aus. Während des Tanzes berührt sein roter Schnurrbart oft ihre Wange. Sie hört seine Konversation:

»Ich bin, gnädiges Fräulein, nicht nur Barbarossa, General und Arzt ... Ich spiele in der Gesellschaft als Vorstand wohltätiger Vereinigungen und als heiterer Unterhalter eine Rolle. Mein Wahlspruch ist und bleibt: Keine Situation gewissenlos ausnützen! Darum nähere ich mich den Damen der verschiedenen Herren immer nur mit den ernstesten und ehrbarsten Absichten. Ich bin eine unbeschränkte Macht, zwinge aber niemanden ...«

Gabriele, die sich wider ihren Willen mit großer Lust dem Tanze hingibt:

»Morgen nehme ich Erwin mit mir nach Hause.«

Barbarossa versichert galant:

»Aber selbstverständlich! Nur eine kleine Formalität muß noch erledigt werden.«

Der Tanz beschleunigt sich.

Barbarossa zieht seine Tänzerin fester an sich:

»Ihr Bruder ist gerettet. Hätte ich ihn zurück in den Schützengraben geschickt, wäre er gewiß den Heldentod gestorben. So ein Heldentod ist nicht das Ärgste: Sie hätten Ihren Erwin wie einen Gott beweint. Er aber würde Sie ... heute ... in Berlin nicht enttäuscht haben.«

Der Tanz steigert sich immer wilder. Gabriele will sich losreißen. Barbarossa höhnt.

»Moderne Tänze echauffieren weniger als solch ein alter Walzer.«