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Kennen Sie das? Sie lieben es, mit Ihrem Hund spazieren zu gehen, doch leider lassen einige unerwünschte Verhaltensweisen bei ihm die gemeinsamen Ausflüge in Stress ausarten. Das muss nicht sein. Dieses Buch stellt Ihnen Erziehungsrezepte vor, mit denen Sie alle Probleme lösen können. Ja, Sie werden dabei sogar viel Spaß mit Ihrem Hund haben. Unser »Sechs-Wochen-Intensivtraining« und die »Themenspaziergänge« vermitteln Ihnen das nötige Handwerkszeug, damit Sie entspannte Spaziergänge mit einem zufriedenen, zuverlässigen Hund genießen können. Am besten fangen Sie gleich auf dem nächsten Gassi-Spaziergang an.
Wir alle wünschen uns einen freundlichen, umgänglichen Hund, der weder Menschen noch andere Tiere belästigt – einen lebensfrohen Vierbeiner, mit dem wir entspannt unsere Freizeit und das Familienleben genießen können. Kurz: einen glücklichen Hund, an dem wir uns täglich erfreuen. Doch der Vierbeiner muss die Regeln im Zusammenleben mit dem Menschen erst erlernen, also all die Verhaltensweisen, die erlaubt, erwünscht oder verboten sind. Dabei ist er auf Ihre Hilfe angewiesen. Nur Sie können ihm zeigen, was er darf und was nicht. Unterbleibt diese Erziehung, entwickelt sich selbst der süßeste Welpe rasch zum Problemhund.
Aus der täglichen Praxis der Hundeschule wissen wir, dass vielen Hundebesitzern vor allem eines fehlt: Zeit, um ihren Hund zu erziehen. Dabei lassen die meisten Hundebesitzer die Zeit völlig ungenutzt, die sie ohnehin für den täglichen Spaziergang aufwenden müssen. In diesem Buch finden Sie vielfach praxisbewährte und sofort anwendbare Rezepte, um Ihrem Hund etwas auf dem Gassi-Spaziergang beizubringen – fachlich fundierte Trainingspläne, die dazu beitragen, Ihr Zeitproblem zu lösen, und die Ihnen zu einem gut erzogenen, umgänglichen und vor allem ausgelasteten Hund verhelfen.
In sechs Wochen zum Erfolg
Hinter unserem Trainingskonzept steckt die Idee, dass Sie Ihrem Hund die Erziehungslektionen auf spielerische Art und Weise beim Spazierengehen vermitteln. Dazu haben wir einen sechswöchigen Übungsplan erarbeitet, der darauf ausgerichtet ist, dass Sie mit intensivem Training innerhalb kurzer Zeit ausgezeichnete Erfolge erzielen können. Das Besondere daran: Sie müssen hierzu keine zusätzliche Zeit mit dem Hund aufwenden. Vielmehr trainieren Sie, wenn Sie mit ihm sowieso unterwegs sind – auf dem täglichen Gassi-Spaziergang. Alle Übungen bauen aufeinander auf, daher haben Sie den besten Erfolg, wenn Sie die vorgestellte Reihenfolge einhalten und keine Übung auslassen. Sollten Sie jedoch nicht alle Übungen innerhalb einer Woche schaffen, so ist dies auch nicht weiter schlimm. Vergessen Sie nicht: Jeder Hund hat seine eigene Persönlichkeit. Manche brauchen einfach etwas mehr Zeit für eine Übung, weil sie sich vielleicht noch nicht so gut konzentrieren können. Anderen fehlt noch die Erfahrung, wie es ist, mit einem Menschen zusammenzuarbeiten. Wieder andere müssen zuerst verlorenes Vertrauen wieder aufbauen, insbesondere Hunde aus dem Tierheim. Dies bedeutet für Sie, dass Sie in solchen Fällen für ein Wochenpensum vielleicht sogar zwei Wochen brauchen.
Die Übungen flexibel gestalten
Denken Sie daran, dass eine Übung am besten funktioniert, wenn der Hund dabei möglichst wenig abgelenkt ist. Je mehr spannende Dinge in der Umgebung passieren, desto schwerer fällt es Ihrem Vierbeiner, sich auf Sie und seine Aufgabe zu konzentrieren. Natürlich werden Sie auf einem Spaziergang nie jede erdenkliche Ablenkung ausschalten können. Sollte also auf Ihrem Gassigang einmal etwas mehr als gewöhnlich los sein, stellen Sie sich darauf ein, indem Sie die Übungen etwas einfacher gestalten. Lassen Sie beispielsweise Ihren Hund in solchen Fällen nur 30 Sekunden »Sitz« machen, obwohl er in weniger ablenkungsreichen Situationen schon eine Minute geschafft hat. Mit solchen kleinen Änderungen können Sie jeden Spaziergang für ein erfolgreiches Training nutzen.
Damit Ihr vierbeiniger Freund Ihre Worte und Gesten richtig deutet und überhaupt versteht, was Sie von ihm wollen, gilt es, einige grundlegende Regeln bei der »Mensch-Hund-Kommunikation« zu beachten. Ihr Vierbeiner nimmt nämlich nicht nur den Tonfall Ihrer Stimme wahr, sondern registriert auch feinste Nuancen Ihrer Körpersprache und Mimik. Wie leicht kommt es dabei zu Missverständnissen.
Zu einer erfolgreichen Kommunikation gehören mindestens zwei: ein Sender und ein Empfänger. Dabei ist es wichtig, dass beide jeweils die Signale des anderen verstehen. Menschen kommunizieren vorwiegend über akustische Signale, genauer gesagt über Worte. Diese werden durch optische Signale wie Körperhaltung, Gesten und Mienenspiel wirkungsvoll unterstützt. Im Tierreich dagegen findet die Kommunikation auf vielfältige Weise statt – über optische, olfaktorische (= geruchliche), akustische, taktile (= Berührungs- und Vibrationssignale) und/oder elektrische Signale. Hunde tauschen primär optische und olfaktorische Signale aus. Dazu setzen sie ihren gesamten Körper ein. Mit einbezogen in die Körpersprache des Hundes werden der Gesichtsausdruck, die Blickrichtung der Augen, die Nase, der Fang mit den Lefzen, die Haltung der Ohren und des gesamten Kopfes sowie die Bewegung und Haltung des Schwanzes. Außerdem spielt auch das Aussehen des Fells eine wichtige Rolle – es kann an bestimmten Stellen aufgerichtet oder glatt sein.
Der ganze Hundekörper spricht
Hunde setzen ihre Körpersprache nicht nur zum Austausch mit ihren Artgenossen ein, sondern auch zur Kommunikation mit dem Menschen. Um bei diesem Dialog Missverständnissen vorzubeugen, sollten Sie neben den oben genannten Körperteilen auch den übrigen Körper des Hundes betrachten. So können etwa die Muskelanspannung oder die Haltung der Läufe (Beine) wertvolle Hinweise auf die jeweilige Stimmung des Hundes liefern. Ein Schwanzwedeln beispielsweise kann vieles bedeuten. In erster Linie zeigt es zunächst eine gewisse Erregung des Hundes an. Diese kann, muss aber nicht freundlich sein.
Kein Lernerfolg bei Stress
Hunde sind Säugetiere wie wir Menschen. Auch der Aufbau ihres Gehirns ähnelt dem unseren. Wissenschaftler gehen heute sogar davon aus, dass Hunde viele Gefühle mit dem Menschen teilen, seien es Freude, Angst, Stress, Wut oder Trauer. Kennen wir die Köpersprache unseres Vierbeiners, können wir also Rückschlüsse darauf ziehen, wie er sich gerade fühlt. Dies kann für das Training und die Ausbildung eines Hundes insgesamt sehr wichtig sein. Zeigt Ihr Hund Anzeichen von Stress, überfordern Sie ihn vielleicht in dem Moment – z.B. mit dem was Sie tun oder verlangen. Oder
Ihr Hund fühlt sich aus anderen Gründen in der konkreten Situation unwohl. Schon die jeweilige Umwelt vermag die Befindlichkeit Ihres Vierbeiners stark zu beeinflussen. Manche Hunde haben beispielsweise Angst vor lauten Geräuschen. Wenn Sie mit solchen Hunden »Sitz« in der Nähe einer lärmenden Baustelle üben, kann das dazu führen, dass Sie nur einen schlechten oder gar keinen Lernerfolg erzielen werden.
Angst lähmt: Aus der wissenschaftlichen Forschung wissen wir, dass Angst und Stress das Lernen blockieren. Aus gutem Grund, denn alle Lebewesen möchten einer vermeintlichen Gefahr (dem Stressauslöser) schnell und möglichst schadlos entkommen. Deshalb schalten alle Körperfunktionen auf Flucht, wenn Gefahr droht. Nicht das Lernen, sondern das Überleben oder Abwenden möglicher Schäden steht in derartigen Situationen im Vordergrund. Stellen Sie sich vor, Sie sollen eine Mathematikaufgabe lösen, während in Ihrer Nähe ein Tiger durchs Gebüsch schleicht. Wetten, dass es Ihnen unter diesen Bedingungen schwer fallen wird, selbst einfachste Rechenübungen zu bewältigen oder sich darauf zu konzentrieren? Ihr gesamter Körper befindet sich vielmehr in Alarmbereitschaft und tut das in dieser Situation einzig Richtige: Er bereitet Sie auf eine mögliche Flucht vor.
Mit Schwung über den Baumstamm, das macht Ihrem Hund nicht nur Spaß, sondern fördert auch seine Koordination.
Kommunikation ist nur möglich, wenn beide Partner die gleiche Sprache sprechen. Menschen und Hunde verfügen aber über eine grundsätzlich unterschiedliche Körpersprache, was auf ihre unterschiedliche Entwicklungsgeschichte zurückzuführen ist. Menschen gehören zu den Primaten und haben gemeinsame Vorfahren mit den Affen. Hunde gehören zur Familie der Caniden und stammen vom Wolf ab. Da wundert es nicht, dass der Unterschied in der Körpersprache gelegentlich zu Missverständnissen führt. So mögen es etwa Menschen, einem Hund mit der Hand über das Fell zu streicheln, ihn am Kopf zu tätscheln oder ihn zu umarmen. Bei unseren affenartigen Verwandten ist es ein wichtiger Teil des Sozialverhaltens, sich gegenseitig mit den Händen durchs Fell zu gehen oder sich am Kopf anzufassen. Gorillas und Schimpansen umarmen sich, um sich gegenseitig zu beruhigen. Unter Hunden gibt es solche Gesten nicht. Kein Hund tätschelt einem anderen mit der Pfote zur Begrüßung den Kopf oder umarmt ihn mit den Vorderpfoten. Doch wir Menschen tun es unseren äffischen Vorfahren gleich. Wir umarmen Hunde aus Unwissenheit. Viele Hunde fühlen sich von solchen menschlichen Gesten bedroht. Im schlimmsten Fall kann dies sogar zu aggressivem Verhalten führen.
Die Pfote zur Begrüßung heben kann ein Hund als Trick auf Signal lernen. Unter Hunden gibt es solche Gesten nicht.
Sind Sie sich Ihrer eigenen Signale bewusst?
Hinzu kommt, dass wir Menschen uns meist gar nicht vergegenwärtigen, wie viele Signale wir ständig mit unserem Körper aussenden. Im Gegensatz dazu messen Hunde jeder kleinsten Bewegung von uns eine Bedeutung bei. Dies kann im Umgang mit Hunden ebenso zu Missverständnissen wie auch zu Misserfolgen in der Ausbildung führen: dann nämlich, wenn wir dem Hund Signale geben, die aus seiner Sicht im Widerspruch zueinander stehen. Im Folgenden wollen wir Ihnen zwei klassische Beispiele vorführen, die Sie bestimmt schon aus eigener Erfahrung kennen:
Vorn übergebeugte Haltung, direkter Blick in die Augen – wer so einen Hund begrüßt, provoziert ungewollt aggressives Verhalten.
Fallbeispiel 1: Den Hund zu sich rufen. Sicher kennen Sie die Situation, wenn Hundehalter ihr Tier zu sich rufen:
▶ »Fehlverhalten Mensch«: Typischerweise stellen sich viele Menschen dabei frontal zum Hund, beugen sich zu ihm nach vorne und sehen ihm direkt in die Augen. Für uns Menschen eine alltägliche Gewohnheit, über die wir nicht einmal nachdenken. Schließlich ist es für uns ein Ausdruck der Höflichkeit, sich zur freundlichen Begrüßung beim Händeschütteln gegenüberzustehen und sich in die Augen zu schauen.
▶ »Fehlinterpretation Hund«: Unter Hunden ist frontales Aufeinanderzugehen eine bedrohliche Geste – erst recht, wenn sich dabei ein Hund womöglich noch über den anderen beugt. Blicken sich die Vierbeiner zusätzlich direkt in die Augen, gilt dies als unverhohlene Drohung. Übersetzt in die Hundesprache hieße das dann etwa »Halte bloß Abstand von mir, ich bin dir nicht wohlgesonnen!« – also genau das Gegenteil von dem, was wir eigentlich ausdrücken und dem Hund vermitteln wollen. Freundlich gesonnene Hunde dagegen schauen eher aneinander vorbei.
Bei dem Beispiel geben wir zwar das verbale Signal: »Komm zu mir«. Gleichzeitig signalisieren wir dem Hund aber mit unserer Körpersprache: »Halte Abstand von mir«. Dies führt zwangsläufig zur kompletten Verwirrung des Hundes. Da die Körpersprache für Ihren Vierbeiner den höchsten Stellenwert aller Signale besitzt, wird er höchstwahrscheinlich nicht kommen, sondern stattdessen lieber Abstand halten.
So ist es richtig: Begrüßen Sie einen Hund in aufrechter Körperhaltung. Dadurch vermeiden Sie es für ihn bedrohlich zu wirken.
Fallbeispiel 2: Einen fremden Hund begrüßen. Ein weiteres typisches Missverständnis zwischen Mensch und Hund können Sie beobachten, wenn ein Mensch einen ihm unbekannten, unsicheren oder nicht gut sozialisierten Hund begrüßt:
▶ »Fehlverhalten Mensch«: Der Mensch beugt sich in freundlicher Absicht zum Hund vor. Dabei schaut er den Vierbeiner direkt, eventuell noch lächelnd an und streckt die Hand aus, um den Hund über den Kopf zu streicheln. Was aber passiert nun? Der Hund fängt an zu bellen, zeigt vielleicht sogar seine Zähne. Warum reagiert der in freundlicher Absicht begrüßte Hund seinerseits derart »unfreundlich«?
▶ »Fehlinterpretation Hund«: Der Hund deutet die hier gezeigten menschlichen Gesten aus Hundesicht, und aus dieser Sicht bedeuten sie eine Bedrohung. Überbeugen bzw. sich groß machen, die direkte Annäherung und die unmittelbare Blickfixierung sind neben Zähneblecken (dem missverstandenen Lächeln des Menschen) unter Hunden klassische Drohgesten. Diese Gesten sind darauf ausgerichtet, den anderen auf Abstand zu halten. Oft ist aber ein so begrüßter Hund an der Leine. Er kann daher nicht fliehen und auf Abstand zu dem aus seiner Sicht drohenden Menschen gehen. Ihm bleibt also nichts anderes übrig, als seinerseits Drohgesten einzusetzen, um den in seinen Augen bedrohlichen fremden Menschen auf Distanz zu halten.
Resümee: Nur wenn wir lernen, die Körpersprache der Hunde besser zu verstehen, und uns unserer eigenen Körpersignale bewusster werden, lassen sich solche Missverständnisse von vornherein vermeiden. So würde im Umgang mit unseren Hunden vieles schon von ganz allein besser klappen.
Hunde lernen ständig – und zwar ein Leben lang – durch Nachahmung, Gewöhnung, Sensibilisierung und Verknüpfung. Dabei lernen sie nicht nur, wenn wir eine Übung mit ihnen machen oder wenn wir denken, dass wir ihnen gerade etwas beibringen. Vielmehr lernen Hunde, sobald sie in irgendeiner Form aktiv sind.
Hunde sind vor allem Meister im Beobachten menschlichen Verhaltens. Durch die Reaktion ihres Menschen begreifen sie sehr schnell, welches Verhalten sich für sie lohnt und welches nicht. Allerdings unterliegt das Lernen gewissen Gesetzen, die von Wissenschaftlern in unzähligen Versuchen entschlüsselt worden sind. Wir gehen hier nicht im Detail auf die Lerngesetze ein. Dafür gibt es spezielle Bücher, die sich diesem Thema im gebotenen Umfang widmen (siehe Bücher, die weiterhelfen, >). Unsere Erziehungsrezepte sollen vielmehr für Sie ohne großes Vorwissen sofort einsetzbar sein – wie ein gutes Kochbuch, dessen bewährte Rezepte Sie Schritt für Schritt sicher zum Erfolg führen. Daher beschränken wir uns an dieser Stelle auf einige wenige grundlegende Erkenntnisse, die die Wissenschaft über die Mechanismen des Lernens herausgefunden hat – wichtige Grundlagen, die für die Ausbildung Ihres Hundes und für die Durchführung der Übungen dieses Buches unerlässlich sind.
Verknüpfungen herstellen
Hunde können Ereignisse miteinander verknüpfen, wenn sie nahezu zeitgleich passieren. Die unmittelbare zeitliche Nähe zweier Aktionen ist somit extrem wichtig, um eine Verknüpfung zu etablieren. Nur so lernt Ihr Hund Zusammenhänge.
Ein Beispiel: Sie möchten Ihrem Vierbeiner Folgendes beibringen: »Wenn ich mich hinsetze, bekomme ich eine Belohnung.« Damit Ihr Hund Sie versteht und die Verknüpfung aufbaut, müssen Sie ihn belohnen, sobald sein Hinterteil den Boden berührt hat. Die besten Ergebnisse erzielen Sie, wenn die Belohnung innerhalb einer halben Sekunde nach der gewünschten Aktion erfolgt.
Lernen durch positive Verstärkung
Belohntes Verhalten wird häufiger gezeigt. Dies ist ein durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegtes Lerngesetz, das für alle Lebewesen gilt. Auf die Praxis bezogen bedeutet dies: Belohnen (bestärken) wir den Hund für eine Tätigkeit, so wird er sie häufiger ausführen. Das Prinzip ist also ganz einfach: Wir zeigen unseren Hunden, dass es sich lohnt, das vom Menschen Gewünschte zu tun. Dieses Prinzip ist nicht nur sehr effektiv, es bereitet auch beiden Seiten – also Hund und Mensch – eine Menge Spaß. Sie wissen es aus eigener Erfahrung: Wenn Sie etwas gerne tun, beschäftigen Sie sich auch häufiger damit. Je häufiger Sie mit Ihrem Hund trainieren, desto besser wird er lernen, sich wie von Ihnen gewünscht zu benehmen. Positive Verstärkung ist eine sehr leicht anwendbare Trainingstechnik. Alles, was Sie brauchen, ist lediglich ein gewisses Grundverständnis dafür, wie Hunde lernen und wie sie die Welt sehen. Und genau dies erklären wir Ihnen auf den folgenden Seiten.
Primäre und sekundäre Verstärker
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von positiver Verstärkung. Alles was beim Hund von sich aus ein gutes Gefühl hervorruft, bezeichnet die Wissenschaft als »primären Verstärker«. So löst etwa allein schon der Anblick von Futter bei Hunden ein gutes Gefühl aus. Oder anders formuliert: Der Hund muss nicht erst lernen, dass Futter oder Leckerlis eine prima Sache und höchst begehrenswert sind. Deshalb gilt Futter für den Hund als sogenannter primärer Verstärker. Ebenso können positive Sozialkontakte primäre Verstärker sein.
Bei anderen Dingen muss der Hund erst lernen, dass sich mit ihnen etwas Positives verbindet. Sprich, er muss begreifen, dass diese Dinge gut und erstrebenswert für ihn sind. Derartige Verstärker bezeichnet man als »sekundäre Verstärker«. Als solcher kann beispielsweise ein bestimmtes Wort dienen.
Der Sinn des Lobworts
Worte haben für Hunde zunächst keine Bedeutung. Um Bedeutung zu erlangen, muss ein Wort mit einem primären Verstärker in Verbindung gebracht werden – also mit etwas, das dem Tier ein gutes Gefühl beschert, wie etwa Leckerlis. Für Ihren Hund ist die Verknüpfung eindeutig und am leichtesten herzustellen, wenn Sie ein einzelnes Wort mit einer Futter- bzw. Leckerligabe verbinden. Wir bezeichnen ein solches Wort als »Lobwort«. Der Hund lernt dabei, dass ein bestimmtes Wort (der sekundäre Verstärker) das Versprechen dafür ist, dass er gleich etwas sehr Schönes, eine Belohnung, bekommt – Futter etwa (der primäre Verstärker). Wissenschaftler nennen diesen Vorgang »Konditionieren des Lobworts«.
Clicker zählen zu den sinnvollsten Hilfsmitteln bei der Hundeerziehung – alleine oder in Kombination mit einem Targetstab (Mitte).
Der Clicker als nützliches Hilfsmittel
Ein anderer sekundärer Verstärker ist der Clicker. Im Prinzip handelt es sich um einen kleinen Knackfrosch, wie Sie ihn aus Spielzeugläden kennen. Der Hund lernt das Geräusch mit Futter zu verknüpfen. Der Vorteil des Clickers: Sein Geräusch kommt im Alltag nicht oder nur höchst selten vor. Es ist daher sehr leicht für den Hund, das Knacken des Clickers zu erkennen, selbst wenn im Umfeld eine größere Geräuschkulisse herrschen sollte. Wie Sie das Lobwort und den Clicker genau konditionieren, erfahren Sie ab >.
Wollen Sie Ihren Hund richtig belohnen, müssen Sie die Art von Belohnung wählen, die Ihr Hund auch tatsächlich mag.
Futterhäppchen oder Spiele
Leckerlis: Benutzen Sie immer nur Leckerlis, die Ihr Hund wirklich gerne frisst. In der Praxis haben sich kleine, weiche, nicht krümelnde Bröckchen bewährt, die Ihr Hund gut schlucken kann. Ungeeignet sind Häppchen, die zu trocken sind oder die Ihr Hund erst lange kauen muss, denn das unterbricht die Übung. Hat Ihr Hund besonders schwierige Aufgaben gemeistert, geben Sie ihm besonders gute Leckerlis.
Spiele: Auch ein Spiel kann eine attraktive Form der Belohnung darstellen. Doch auch hier heißt es abwägen: Für manche Übungen eignet sich ein Spiel nicht so sehr, weil es die Übung zu lange unterbricht oder weil manche Hunde beim Spielen zu sehr »hochdrehen«. Sie brauchen dann zu lange, um sich wieder zu beruhigen und sich auf den nächsten Übungsdurchlauf zu konzentrieren. Für andere Übungen (Beispiel: Rückruf) dagegen kann ein Spiel sogar eine richtig gute und effektive Belohnung darstellen. Hier ist es nicht so schlimm, wenn Ihr Hund durch das Spiel in Ihrer Nähe richtig aufdreht. Danach können Sie eine kurze Pause machen, damit er sich wieder beruhigt. Erst dann beginnen Sie eine neue Übung oder entlassen ihn zum Schnüffeln.
Wichtig: Ihr Hund sollte entscheiden, welche Art der Belohnung er am tollsten findet. Für ihn kann es auch eine adäquate Belohnung sein, wenn er nach einer »Sitz«-Übung aufstehen und zu anderen Hunden laufen darf.
Das Highlight der Belohnung: der Jackpot
Ein »Jackpot« ist eine besonders schöne oder besonders große Belohnung. Das kann eine ganze Hand voll Leckerlis sein, eine außergewöhnlich leckere Wurst oder eine Runde des Lieblingsspiels. Einen Jackpot geben Sie nur dann, wenn der Hund eine neue Übung zum ersten Mal richtig macht oder eine ganz außerordentlich gute Leistung erbracht hat. Das kann beispielsweise ein wichtiger Trainingsfortschritt sein oder aber der Erfolg, dass Ihr Hund eine schon bekannte Übung trotz starker Ablenkung geschafft hat.
Unterschied »Loben mit der Stimme« und Lobwort
Loben mit der Stimme: Manche Hundebesitzer meinen, es sei bereits Belohnung genug, wenn sie ihren Hund einfach nur per Stimme loben oder mit der Hand über den Kopf streicheln. Ein doppeltes Missverständnis. Denn das Über-den-Kopf-Streicheln empfinden Hunde keineswegs als Belohnung, im Gegenteil (siehe >). Loben Sie Ihren Hund nur mit netten Worten, bringt ihm dies in der Regel auch recht wenig. Die meisten Menschen reden regelmäßig freundlich mit ihrem vierbeinigen Freund. Für sich allein genommen hat das Loben mit der Stimme daher aus Hundesicht keinen besonders hohen Stellenwert. Ihr Hund bekommt diese Art der Belohnung schließlich oft genug einfach so zu hören. Zudem ist es für Ihren Hund sehr nebulös, wenn Sie einen ganzen Schwall netter Worte auf ihn niederprasseln lassen. Er kann schlichtweg nicht erkennen, welches in den letzten Sekunden gezeigte Verhalten korrekt gewesen ist.
Lobwort: Lobwort oder Klickgeräusch indes teilen dem Hund zeitlich präzise mit, was er wann richtig gemacht hat. Deshalb sollten sie vor allem dann eingesetzt werden, wenn es auf exaktes Timing ankommt. Bei eher dynamischen Übungen, etwa dem Rückruf, ist es dagegen sinnvoll, zusätzlich zur Futter- oder Spielbelohnung die Stimme als Bestärkung einzusetzen. Mit Ihrer Stimme können Sie ihren bereits rennenden Hund regelrecht anfeuern, schnell zu Ihnen zu kommen.
Belohnung und Lockmittel abbauen
Während Ihr Hund etwas Neues lernt, bestärken Sie Ihn jedes Mal dafür. Diese Bestärkung zeigt ihm, dass er auf dem richtigen Weg ist. Sobald er aber eine Übung zuverlässig ausführt, steigen Sie auf eine variable Belohnung um. Das bedeutet, dass Sie nicht mehr jede Ausführung eines bestimmten Verhaltens belohnen. Als Faustregel gilt: Im Durchschnitt sollten Sie nun nur noch jede dritte richtige Ausführung des gewünschten Verhaltens belohnen. Jedoch ist es wichtig, dabei variabel zu bleiben, also nicht immer genau jedes dritte Mal zu belohnen. Belohnen Sie Ihren Hund manchmal nach dem ersten, zweiten oder vierten Mal. Kurz gesagt: Es sollte keine Regelmäßigkeit entstehen. Ist ein erlerntes Verhalten gefestigt, müssen Sie es nur noch ab und zu bestärken.
Für manche Hunde ist ein Spielzeug die tollste Belohnung. Dieser Collie tobt begeistert mit seinem Spieli.
Unerwünscht: selbstbelohnendes Verhalten
Eine Form des Lernens ist das Lernen durch Selbstbelohnung. Das bedeutet, es gibt Tätigkeiten, die Hunde so großartig finden, dass das Durchführen dieser Tätigkeiten alleine schon eine Belohnung für sie darstellt. Zu den Klassikern solcher Tätigkeiten zählt das Jagdverhalten. Jagen ist für Hunde so schön, dass es keiner weiteren Belohnung von außen bedarf.
Sie tun es um »seiner selbst« willen. Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist: Der Hund muss die Beute, der er hinterher jagt, nicht einmal erlegen. Das Hetzen an sich stellt die selbstbelohnende Tätigkeit dar. Beim Hinterherhetzen werden Glückshormone freigesetzt. Das gejagte Objekt kann eine potenzielle Beute sein, aber auch ein anderes sich schnell bewegendes Objekt, wie zum Beispiel ein Radfahrer. Das dadurch ausgelöste Glücksgefühl ist gleich groß – so groß, dass es zu einer regelrechten Sucht werden kann. Deshalb müssen Sie ein solches Verhalten von Beginn an unbedingt unterbinden. Dazu dient die Schleppleine als unentbehrliches Hilfsmittel (siehe >). Sie verhindert, dass der Hund jeder sich bietenden Gelegenheit – z.B. einem Radfahrer oder Jogger – hinterherhetzt und sich auf die Weise auch noch für unerwünschtes Verhalten selbst belohnt.
Aufmerksamkeit auf beiden Seiten: Die Signale des jeweils anderen zu verstehen, ist die Grundlage jeder guten Beziehung.
Wie bereits erwähnt, nehmen Körpersignale den höchsten Stellenwert in der Kommunikation von Hunden ein (siehe >). Wir wären also schlecht beraten, wenn wir uns diese wertvollen Hilfsmittel beim Training nicht zunutze machen würden. Mit anderen Worten: Verknüpfen Sie Tätigkeiten, die Ihr Hund ausführen soll, mit eindeutigen Signalen. Welche Sie dazu wählen, bleibt Ihnen überlassen. Die hier im Buch vorgestellten Signale, Wortsignale oder Handzeichen verstehen sich immer nur als Vorschläge, die Sie gerne nach Ihren eigenen Vorstellungen abwandeln können.
Ein Signal einführen
Wenn wir Hunden eine neue Übung beibringen, trainieren wir immer erst den Ablauf der Bewegung, die der Hund ausführen soll. Erst wenn dieser Ablauf reibungslos klappt, kommt das Signal hinzu. Dieses Signal kann ein bestimmtes Wort oder etwa ein Handzeichen sein. Da Hunde nicht unsere Sprache sprechen, ist ein neues Signal für den Vierbeiner wie eine Fremdsprache, die er erst erlernen muss – und das ist keineswegs eine einfache Aufgabe.
Zur Verdeutlichung: Stellen Sie sich einmal Folgendes vor: Sie sagen einem Chinesen, der kein Wort Deutsch spricht, dass er sich auf einen Stuhl setzen soll. Selbst wenn Sie pausenlos auf ihn einreden, wird er kaum begreifen, was Sie von ihm wollen. Er wird Sie erst verstehen, wenn Sie Ihre Aufforderung durch zusätzliche Gesten verdeutlichen – indem Sie beispielsweise mit der Hand auf die Sitzfläche zeigen.
Fallbeispiel mit Hund: Möchten Sie, dass Ihr Hund das Wort »Sitz« als Signal versteht und sein Hinterteil auf den Boden bewegt, dann müssen Sie ihm erst zeigen, wie die gewünschte Bewegung geht. Dazu halten Sie ein Leckerli so über den Kopf Ihres Hundes, dass er sich von selbst in die richtige Position begibt – sich also setzt –, damit er das Leckerli erreicht. Erst wenn Sie nach vielen Wiederholungen ganz sicher sind, dass Ihr Hund sich hinsetzt, sobald Sie das Leckerli über seinen Kopf halten, führen Sie das Wortsignal »Sitz« ein.
Auch Tricks wie den Armsprung sollten Sie an verschiedenen Orten üben, um die Signale dafür zu festigen.
An wechselnden Orten üben
Aus der Verhaltensforschung wissen wir, dass ein Hund den jeweiligen Ort mit der Handlung verknüpft, an dem er diese lernt. Bringen Sie beispielsweise Ihrem Hund »Sitz« auf einer bestimmten Wiese bei, heißt das nicht, dass er die Übung automatisch auch auf einem Waldweg oder auf einer anderen Wiese ausführen kann. Ihr Hund muss erst lernen, dass zum Beispiel das Signal für »Sitz« auch dann »setz dich jetzt hin« bedeutet, wenn er sich an einem anderen Ort befindet. Genauso muss Ihr Vierbeiner lernen, die Übungen unter Ablenkung durchzuführen. Für einen Hund ist es keineswegs dasselbe, ob er sich auf einer einsamen Wiese oder auf einem belebten Spazierweg hinsetzt.
Solche Übungen lockern jeden Spaziergang auf. Nutzen Sie die Talente Ihres Hundes, um auch Ungewöhnliches zu üben.
Das Training flexibel gestalten
Für Ihr Training bedeutet dies: Sie müssen die Anforderung herunterschrauben, wenn Sie eine Übung zum ersten Mal an einem neuen Ort durchführen oder wenn Sie beginnen, eine Übung auch unter Ablenkung abzuverlangen. Achten Sie zudem darauf, die unterschiedlichen Ablenkungen von Übungsdurchgang zu Übungsdurchgang ganz allmählich zu steigern. So erhöhen Sie Lernerfolg und -geschwindigkeit Ihres Hundes, ohne ihn dabei zu überfordern.
Bevor Sie sich mit Ihrem Hund in unsere Gassi-Abenteuer begeben, sollten Sie sich einige nützliche Hilfsmittel zulegen.
Die Schleppleine
Die Schleppleine ist mit der wichtigste Bestandteil unseres Trainings. Sie ist etwa zehn Meter lang, wird aber auf den Spaziergängen anfangs nicht in voller Länge genutzt, sondern im Verlauf der Trainingswochen von Woche zu Woche stückweise verlängert. Sie hat vor allem den Zweck, Ihren Hund von allen selbstbelohnenden Verhaltensweisen (siehe >) abzuhalten. Ohne entsprechende Erziehung empfindet es Ihr Hund nämlich als unwiderstehliche Belohnung, beispielsweise Joggern, Radfahrern oder Wild hinterherzujagen oder fremde Menschen anzuspringen. An der langen Leine lernt er dagegen, alle von Ihnen unerwünschten Dinge zu unterlassen, einen bestimmten Radius zu seinem Besitzer einzuhalten sowie auf Ihren Zuruf zu kommen. Dies gehört zu den Grundlagen, die ein Hund beherrschen muss. Erst dann darf er Freilauf genießen.
Bitte beachten: Das Training mit der Schleppleine ist nicht ganz frei von Risiken, zumindest wenn Sie einen großen, schweren oder lebhaften Hund haben. Diese Tiere müssen anfangs erst lernen, nicht an der Schleppleine zu zerren oder in sie hineinzulaufen. Deshalb ist es unabdingbar, dass Sie bei der Verwendung der Leine einige Umgangsregeln beachten (siehe auch Trockenübung mit der Schleppleine, >). So darf die Schleppleine immer nur in Zusammenhang mit einem Brustgeschirr am Hund verwendet werden, um Verletzungen der Halswirbelsäule oder des Kehlkopfes des Hundes vorzubeugen.
Anfangs mit kurzer Leine: Wir empfehlen Ihnen, alle Übungen der ersten Woche und den Übungsbeginn einiger weiterer Grundübungen zunächst an der kurzen Leine zu absolvieren. Dazu eignet sich eine verstellbare 1,5 bis 2 Meter lange Leine, die Sie am besten zusammen mit einem breiten, weichen Hundehalsband (siehe >) verwenden. Die kurze Leine hat mehrere Vorteile: 1. Ihr Hund bleibt in Ihrer unmittelbaren Nähe. Er wird weniger von seiner Umwelt abgelenkt und schenkt Ihnen bzw. den Übungen automatisch mehr Aufmerksamkeit. 2. Sie selbst kommen nicht so schnell in Verwicklungen mit dem langen Seil. 3. Das Brustgeschirr kann für das Antrainieren der Grundübungen in der Anfangsphase unpraktisch sein, da der Leinenansatz meist relativ weit hinten ist und sich die Leine dabei um die Hundebrust wickeln kann. 4. Der Hund verknüpft schnell: »Leine ins Halsband gehängt bedeutet, mein Mensch macht jetzt Übungen mit mir. Da lohnt es sich, aufmerksam zu sein, weil ich mir Futter verdienen kann.«
Prinzipiell können Sie die Schleppleine natürlich einfach nur kurz halten. Doch dies hat sich in der Praxis nicht so gut bewährt, da das aufgewickelte Seil bei den Übungen (Bewegungen) stört. Der spätere Umgang mit dem langen Seil erfordert tatsächlich ein wenig Routine, die Sie sich aber während des Sechs-Wochen-Intensivtrainings leicht aneignen.
Der richtige Umgang: Bitte passen Sie die Handhabung der Schleppleine an Ihren Hund an, je nachdem, welcher Rasse er angehört und welches Temperament er hat.
▶ Große oder lebhafte Hunde: Halten Sie die Leine zunächst auf einer Länge von 1,5 bis 2 Metern. Über die sechs Trainingswochen hinweg verlängern Sie sie, bis Sie schließlich bei zehn Meter Länge angelangt sind. Hätte der Hund von Anfang an die gesamte Leinenlänge zur Verfügung, bestünde die Gefahr, dass er mit der großen Wucht des Anlaufs in die volle Länge der Leine liefe. Gerade stattliche Hunde können Sie in diesem Fall unter Umständen nicht mehr festhalten. Sobald Ihr Hund gelernt hat, einen bestimmten Radius einzuhalten, lassen Sie die Leine immer öfter auf dem Boden schleifen. So können Sie bei Bedarf immer noch schnell auf sie treten oder sie hochnehmen, wenn es die Situation erfordert. Anfangs lassen Sie die Leine nur auf übersichtlichen Wegen mit wenig Ablenkung am Boden schleifen. Sobald der Weg eine Kurve macht, eine Kreuzung in Sichtweite kommt oder es unübersichtlich wird, nehmen Sie die Leine zur Absicherung in die Hand. Mit fortschreitendem Übungserfolg gibt es später immer weniger Situationen, in denen Sie den Hund über die Leine absichern müssen. Wenn Sie dann die Leine über einen längeren Zeitraum überhaupt nicht mehr gebraucht haben, wird sie nach und nach »ausgeschlichen«, das heißt, sie wird allmählich abgebaut. Das funktioniert so, dass Sie die Schleppleine pro Woche um einen Meter kürzen (abschneiden). Sie wird dadurch wöchentlich ein wenig leichter. Der Hund hat trotzdem noch das Gefühl an der Schleppleine und damit unter Ihrer Kontrolle zu sein.
▶ Kleine, nicht zerrende Hunde: Ist Ihr Vierbeiner eher zierlich, so können Sie ihm an einer längeren Leine mehr Freiraum einräumen. Das Gleiche gilt für Tiere, die von sich aus nicht an der Leine ziehen oder nie in ein Leinenende hineinlaufen würden.
▶ Gut erzogene Hunde: Wollen Sie mithilfe unseres Sechs-Wochen-Intensivtrainings nur bestimmte Übungen auffrischen, so können Sie die Schleppleine unter Umständen schon von Beginn an auf dem Boden schleifen lassen und sie nur bei Bedarf aufnehmen.
Faustregeln für die Leinenlänge: Das folgende Schema soll Ihnen einen ungefähren Anhaltspunkt dafür geben, wie Sie bei der Verlängerung der Schleppleine am besten vorgehen:
▶ 1.–2. Woche: Kürzen Sie die Schleppleine auf eine Länge von 1,5 bis 2 Metern. Den Rest halten Sie aufgewickelt in der Hand.
Die Schleppleine sollte weder zu dünn noch zu rutschig sein. Zum Schutz der Hände empfehlen wir Fahradhandschuhe.
Eine geräumige Bauchtasche ist ein nützlicher Helfer, um Schleppleine und Spielzeug unterzubringen. So bleiben Ihre Hände frei.
Zieht Ihr Hund an der Leine, bleiben Sie stehen und gehen erst weiter, wenn sich die Leine wieder entspannt hat.
▶ 2.–3. Woche: Halten Sie die Schleppleine auf einer Länge von zwei bis vier Metern. Der Rest der Leine kann auf dem Boden hinter Ihnen herschleifen. Auch jetzt bleiben Sie stehen, wenn der Hund in das Leinenende läuft oder zieht.
▶ 3.–4. Woche: Sie können die Leine auf einer Länge von fünf bis sechs Metern halten. Dabei ist es auf jeden Fall praktisch und ratsam, den Rest hinter sich am Boden schleifen zu lassen.
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