Balázs Turán
Bänke schnitzen
mit der Kettensäge
Impressum
© 2018 Vincentz Network GmbH & Co. KG, Hannover
„Bänke schnitzen mit der Kettensäge“
Fotos und Zeichnungen:
Balázs Turán
(sofern nicht anders angegeben)
ISBN 978-3-86630-784-1
Best.-Nr. 20710
HolzWerken
Ein Imprint von Vincentz Network GmbH & Co. KG
Plathnerstr. 4c, 30175 Hannover
www.holzwerken.net
Die Herausgeber haben sich bemüht, die in diesem Buch aufgeführten Anleitungen richtig und zuverlässig darzustellen. Sie übernehmen jedoch keine Verantwortung für eventuell entstehende Schäden, Verletzungen oder Verlust gegenüber Personen und ihrem Eigentum, seien sie direkt oder indirekt entstanden.
Die Vervielfältigung dieses Buches, ganz oder teilweise, ist nach dem Urheberrecht ohne Erlaubnis des Verlages verboten. Das Verbot gilt für jede Form der Vervielfältigung durch Druck, Kopie, Übersetzung, Mikroverfilmung sowie die Einspeicherung und Verar-beitung in elektronischen Systemen etc.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen und Handelsnamen berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne Weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um geschützte, eingetragene Warenzeichen.
Inhalt
Generelles
Vorwort
Vorüberlegungen
Motivwahl für die Bank
Modelle als Schnitzvorlage
Späterer Standort
Holzauswahl
Oberflächenbehandlung
Werkzeuge
Kettensägen
Gefahrenhinweise
Elektrowerkzeuge
Die Bandfeile
Der Geradschleifer
Der Winkelschleifer
Die Bohrmaschine
Schärfen der Kette
Schleifen des Holzes
Der Schleifstern
Fräser & Aufsätze
Fräser & Aufsätze für Geradschleifer
Frässcheiben und Aufsätze für Winkelschleifer
Sonstige Frässcheiben
Bildhauereisen
Anreißen
Sicherheitsausrüstung
Holzauswahl
Projekt Eulenbank
Ausblocken und Feinarbeiten linker Pfosten
Rechter Pfosten: Ausblocken
Linker Pfosten: Oberteil und Sockel
Schablonenbau für Sitzfläche und Lehne
Holzauswahl Sitzfläche und Lehne
Anreißen der Sitzfläche und Lehne
Anschneiden der Zapfen
Einschneiden der Zapfenlöcher in die Pfosten
Einschneiden der Lehne
Nächste Schritte: Strukturieren und schleifen
Brennen
Fertige Bank ohne Oberflächenbehandlung
Projekt Löwenbank
Einschneiden der Sitzfläche in die Pfosten
Die Sitzfläche
Die fertige Bank
Oberflächenbehandlung
Leinöl
Kontraste setzen
Einsatz von Farben
Skulpturenwachs
Eisen-Lösung
Ressourcen
Vorwort
Mit diesem Buch gebe ich Ihnen eine Anleitung an die Hand, die esɍIhnen ermöglicht, eine Bank zu schnitzen und zusammenzubauen. Der Fokus liegt dabei weniger auf dem Schnitzen der Skulpturen, als auf der Konstruktion der Bank, dem Schnitzen der konstruktiven Elemente und dem Zusammenbau der Bank. Davor gebe ich Ihnen eine Einführung in die technischen und handwerklichen Aspekte des Kettensägeschnitzens.
Eine Sitzbank mit mehreren Figuren ist schon ein anspruchsvolleres Projekt. Diejenigen unter Ihnen, die mit dem Schnitzen begonnen haben, möchte ich motivieren, an Ihren Projekten zu wachsen, und Sicherheit bei der Konstruktion geben. Gleichzeitig zeige ich Ihnen, mit welchem Werkzeug ich arbeite Als ich mit dem Schnitzen anfing, war die Werkzeug-Frage für mich die Brennendste. Mit welchem Werkzeug erziele ich welche Ergebnisse? Welches Werkzeug brauche ich wirklich?
Fortgeschrittene Schnitzer finden in diesem Buch einen detaillierten Einblick in meine Art des Bänkeschnitzens und eine mögliche Inspirationsquelle für ihr nächstes Projekt.
Sie werden merken, dass es ein paar erfolgskritische Stellen beim Schnitzen einer Bank gibt, die starken Einfluss darauf haben, ob die Bank bequem ist und Ihre Arbeit aussieht, wie gewollt, aber nicht gekonnt. Als gelernter Tischler ist es mein höchster Anspruch an meine und Ihre Arbeit, dass sie aussieht wie gewollt und gekonnt. Bänke sind Möbelstücke. Und ein Möbelstück muss nicht nur ein gutes Design aufweisen, damit es gefällt. Das Möbelstück gibt auch Auskunft über die handwerklichen Fähigkeiten desjenigen, der die Bank gebaut hat. Daher zunächst einige allgemeine Empfehlungen, die mir selber sehr geholfen haben.
Gehen Sie so oft wie möglich auf-Schnitzveranstaltungen, um sich ein Bild davon zu machen, wie andere Säger arbeiten, welche Werkzeuge zum Einsatz kommen und welche Schnitztechniken angewendet werden. Natürlich auch, um Kontakte zu knüpfen und sich Inspiration zu holen.Und wenn Sie hingehen, vergessen Sie Ihren Gehörschutz nicht! (vgl. S. 22)
Fangen Sie an zu sägen! Und sägen Sie, so oft Sie können. Sie werden feststellen, dass die Beschäftigung mit den Formen und Details Ihrer Wunschmotive Ihr Auge schärft und sich Ihre Wahrnehmung plötzlich ändert. Wenn Sie zum Beispiel einen Raben schnitzen möchten, suchen sie sich Bilder im Netz und studieren diese. Aber Sie werden ab dem Zeitpunkt auch sehr genau hinschauen, wenn Sie einen echten Rabe sehen und die Details studieren, die Ihnen noch nicht geläufig sind. Natürlich erkennt jeder einen Raben, wenn er ihn sieht. Aber ihn detailliert zu beschreiben, ist eine ganz andere Herausforderung. Oder können Sie aus dem Kopf sagen, wie die Nasenlöcher beim Raben aussehen oder ob die Augen auf den Kopf „aufgesetzt“ sind oder in Augenhöhlen sitzen? Und wenn in den Augenhöhlen, dann wie tief?
Das erste Mal ist mir dieser veränderte Blick auf die Umwelt an mir selbst aufgefallen, als ich mit 17 in die Foto AG in der Schule eingetreten bin. Da ich von dem Zeitpunkt an ständig auf Motivsuche war, sind mir plötzlich Dinge in meiner Umgebung aufgefallen, an denen ich bis dahin Jahre lang vorbeigelaufen bin, ohne sie zu registrieren. Ich hatte einfach keinen Blick für Details.
Seien Sie-nicht so streng mit sich – besonders wenn das Sägen noch neu für Sie ist. Wir alle haben klein angefangen und entwickeln uns. Und auch ich möchte mich beim Schnitzen noch in so vielen Gebieten entwickeln, es gibt noch so viel zu lernen. Finden Sie heraus, wo Ihre Stärken und Schwächen liegen und konzentrieren Sie sich zunächst auf Ihre Stärken. Ihre anfänglichen Schwächen verbessern sich dabei dann automatisch, Sie haben aber mehr Spaß dabei.
Jeder von uns hat irgendwann mal mit dem Sägen angefangen und wir alle mussten viel üben und viele Pannen hinnehmen. Aber aus meinen Pannen habe ich immer sehr viel gelernt für das nächste Projekt. Beim Schnitzen stehen Sie vor einer doppelten Herausforderung: zunächst einmal geht es hier um „bildende Kunst“. Eine Redewendung, die mir bis heute gut in Erinnerung ist, persifliert die Herausforderung der Bildenden Kunst ein wenig. „Bildhauerei ist ganz einfach: wenn Du z. B. einen Löwen machen möchtest, nimmst Du alles weg, was nicht nach Löwe aussieht“. Das trifft prinzipiell den Nagel auf den Kopf!
Die zweite Herausforderung ist der Umgang mit dem Werkzeug Kettensäge. Es braucht seine Zeit, bis man das Werkzeug beherrscht und zusätzlich auch die grundlegenden Schnitz-Techniken kennt. Sie sollten das Werkzeug führen und nicht das Werkzeug Sie.
Und ganz ehrlich, was ist schon perfekt? Es gibt nicht nur „die eine Grundform“ für eine Skulptur. Es gibt natürlich Elemente, die eine Form charakteristisch ausmachen. Anhand dieser Grundformen erkennt man auch leicht, was es werden soll. Nehmen wir zum Beispiel einen Wolf: ein Wolf hat eine lange und gerade Schnauze. Es hat gedauert, bis ich das begriffen hatte!! Vorher erinnerten meine Skulpturen an Bären, Füchse, Hunde oder Mischgestalten, aber eher weniger an Wölfe. Wenn Sie die Schnauze beim Wolf zu spitz zulaufen lassen, bekommen Sie einen Fuchs. Wenn der Kopf zu rund und zu massig ist, kommt eher ein Bär dabei raus. Es geht nur übers ausprobieren und üben und schnitzen und Details studieren und üben, üben, üben!
Das bedeutet nicht, dass das auch immer klappt. Besonders wenn ich eine neue Form ausprobiere, ist es so, dass ich mich erst an die Grundform herantasten muss. Ebenso oft kommt es auch vor, dass ich einen Stand erreiche, der mir am nächsten Tag schon nicht mehr gefällt und ich nacharbeite. Ich lasse die Form auf mich wirken. Das meine ich, wenn ich sage, dass Sie in Kommunikation mit der Skulptur gehen sollen. Lassen Sie die Skulptur auf sich wirken und schauen Sie, was sie mit Ihnen macht bzw. in Ihnen auslöst.
Ich habe bei mir festgestellt, dass ich es einfach nicht schaffe, realitätsnahe Skulpturen zu schnitzen. Ich habe für mich herausgefunden, dass ich eher der „Comic-Säger“ bin, mit einem Hang zum Phantastischen. Das heißt, dass meine Skulpturen Comic-hafte Übertreibungen haben wie z. B. einen zu großen Kopf oder verzerrte Gesichtsausdrücke. Bei mir gibt es Blumen und Pflanzen, die an Originale aus der Natur nur erinnern (wenn überhaupt) und so weiter. Es ist nicht mehr mein Anspruch, perfekt realitätsnahe Skulpturen zu fertigen. Meine Skulpturen sind deshalb aber nicht weniger perfekt. Ich habe meinen Stil gefunden, mit dem ich mittlerweile sehr glücklich und zufrieden bin und entwickle diesen. Das war für mich ein sehr wichtiger Schritt, denn damit habe ich aufgehört, ständig der lebensnahen Perfektion hinterherzulaufen.
Bei all dem wäre es wünschenswert, dass Sie irgendwann Ihren eigenen Stil finden. Der wird nicht jedem gefallen, das muss er aber auch nicht. Hauptsache ist, dass Sie Spaß haben und das Ergebnis Ihnen gefällt.
Viel Erfolg!