INSELtürkis

Stina Jensen

Sótano

Inhalt

Das Buch

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Die Vorgeschichte

Leseprobe GIPFELrot

Alle Bücher von Stina Jensen

Über die Autorin

Das Buch

Sommer, Sonne, sorgenfrei – genau so hat Schottin Terry sich ihr Leben auf Sardinien vorgestellt!

Die Mittelmeerinsel mit ihrem türkisblauen Meer und der italienischen Wärme soll ihr neues Zuhause werden. Doch schon nach kurzer Zeit verliert sie ihren Job in einem Luxushotel und steht unversehens auf der Straße.

Nur gut, dass der Hotelgast und gefeierte Rockstar Josh ihr anbietet, in seiner Suite zu wohnen. Und auch Sarde Toni macht Terry schöne Augen.

Für Terry beginnt ein Abenteuer zwischen Rockstarleben und Dolce Vita. Und leise, ganz leise, meldet sich bei Terry Herzklopfen. Doch bei welchem der beiden Männer wird sich ihr Herz wirklich zu Hause fühlen?

Für meine vier Jungs

Das ganze Leben ist eine Reise. Und irgendwann kommst du an.

1

»Terry?«

Matts vertraute Stimme schallte durchs Treppenhaus unseres Guesthouses zu mir nach oben.

»Was ist denn?«, rief ich und betrachtete auf dem Computerbildschirm das pathetischste Bewerbungsschreiben, das die Welt je gesehen hatte. Von mir selbst verfasst. Ich wollte nämlich fort von hier. So schnell wie möglich.

Im mittleren Stockwerk bewohnte ich zwei Räume. In einem davon stand mein persönlicher Computer auf einem Schreibtisch am Fenster, das hinaus zu unserem Garten zeigte. Dahinter begann der Wald. Manchmal tauchten im Unterholz Hirsche auf, die sich gelegentlich bis in unsere Küche wagten, um sich einen Apfel aus der Obstschale zu stibitzen. Ein Idyll, und trotzdem sehnte ich mich ganz weit weg.

»Ich hab Mist gebaut!«, bekam ich zur Antwort. Matts Stimme troff vor Bedauern.

O je. Was war denn passiert? Aber immerhin klang es nicht so, als ginge es um Leben und Tod.

»Gib mir noch ein paar Minuten, ja?«, bat ich, und las mir noch einmal durch, was ich da Verrücktes in nicht einmal fünf Minuten spontan hinuntergeschrieben hatte. Frei von der Leber weg, wohl mehr für mich selbst als für irgendjemand anderen.


Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Theresa Bragg, ich bin zweiunddreißig Jahre alt und völlig verzweifelt. Es ist nämlich das Schlimmste eingetroffen, was jemals hätte geschehen können: Matt KcKenzie, der Mann meiner verstorbenen Schwester Brianna, hat sich verliebt. Natürlich sollte ich mich für ihn freuen, doch leider hält sich die Freude in Grenzen, denn in Wahrheit habe ich mir seit dem Tod meiner Schwester nichts sehnlicher gewünscht, als dass er sich in mich verlieben würde. Obwohl ich noch ein Kind war, als er Brianna kennenlernte, war er vom ersten Moment an der Mann meiner Träume.

Ich muss dazu sagen, dass er und ich gemeinsam ein Guesthouse in Pitlochry betreiben. Der Ort liegt am Fuße der Grampian Mountains und ist ein begehrtes Reiseziel für Touristen auf ihrem Weg in die Highlands. Und genau dorthin lud er die Frau ein, in die er sich bei einem Besuch in Edinburgh verliebt hat. In dem Moment, in dem ich Valerie sah, wusste ich, dass ich Matt für immer verloren hatte.

Und nun wende ich mich also an Sie. In den vergangenen Jahren habe ich zusammen mit Matt das Guesthouse geleitet. Ich liebe es, Gästen den bestmöglichsten Aufenthalt in unserem wunderschönen Schottland zu gewähren. Doch jetzt muss ich fort, ich halte es nicht mehr aus, meinen Schwager tagtäglich zu sehen. Und seine neue Liebe Valerie Müller, die bald für immer zu uns kommen wird.

Vielleicht sagt Ihnen ihr Name etwas: Sie wollte demnächst bei Ihnen anfangen. Doch nachdem sie Matt getroffen hatte, hat sie ihre Pläne geändert.

Und da komme ich ins Spiel: Könnte ich bitte die Stelle von Valerie Müller haben? Ich würde alles dafür tun, hier wegzukommen.

Mit verzweifelten Grüßen

Terry Bragg


O mein Gott, dachte ich kopfschüttelnd. Kein Mensch würde ernsthaft ein solches Bewerbungsschreiben abschicken. Auch nicht, wenn es noch so sehr den Tatsachen entsprach. Das Ganze klang wie ein verzweifelter Tagebucheintrag und brachte nur zum Ausdruck, dass ich am Limit war.

Ich schloss das Dateifenster und öffnete ein neues. Also noch einmal. Sachlicher. Professioneller.


Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Theresa Bragg, ich leite seit fast sieben Jahren mit meinem Geschäftspartner Matt McKenzie ein Guesthouse am Fuße der schottischen Highlands. Unser Haus verfügt über acht Zimmer. Wir bieten Frühstück an, dazu organisieren wir Wanderungen zu abgeschiedenen Gipfeln und Lochs sowie Ausflüge nach Edinburgh und Glasgow. Unsere Gäste geben uns durchschnittlich 4,7-Sterne-Bewertungen. Besonders loben sie den freundlichen Service und die Sauberkeit.

Ich habe Touristik studiert und liebe den Umgang mit den verschiedensten Charakteren. Es ist mir eine Freude, den Menschen einen bestmöglichen Aufenthalt zu bieten. Ich arbeite hart und wäre ab sofort einsetzbar. Ich würde mich außerordentlich freuen, wenn Sie mich für die ausgeschriebene Stelle der Rezeptionistin in Betracht ziehen würden.

Mit freundlichen Grüßen

Theresa Bragg


Ja, so klang es viel besser.

In diesem Moment rief Matt wieder nach mir, und ich schloss auch dieses Dateifenster. Dann eilte ich die Treppe hinab.

Als ich die Küche betrat, fand ich Matt hinter der Kochinsel vor. Verzweifelt breitete er die Hände aus und schenkte mir dieses herzzerreißende Lächeln, das mich schon als Kind umgehauen hatte. Er deutete auf den Kuchen vor ihm auf der Anrichte. Oder sollte ich besser »Kuchenhaufen« sagen?

»Ach, Matt«, murmelte ich und umrundete die Kochinsel, sah mir die Bescherung an.

Ich hatte das Backwerk – einen Zitronenkuchen, den unsere Gäste besonders schätzten – kopfüber auf ein Backofengitter gestellt, damit der Teig abkühlen konnte und sich besser aus der Form lösen ließ. Danach wollte ich ihn mit einer Glasur aus Puderzucker und Zitronensaft verzieren. Doch dazu würde es nicht kommen. Offenbar war Matt zu ungeduldig gewesen. Die obere Kuchenhälfte lag auf dem Rost, der Rest klebte in der Form.

Es war kurz vor zwei, unsere Gäste würden gegen vier zur Teatime von ihren Ausflügen zurückkehren. Bis dahin konnte ich keinen Ersatz backen.

»Sorry, das wollte ich nicht«, sagte Matt zerknirscht.

»Halb so wild«, winkte ich ab. »Zum Glück hab ich noch welchen in der Gefriertruhe.«

Mit diesen Worten öffnete ich den Kühlschrank, zog einen perfekt geformten Kuchen aus dem Gefrierfach. Es war immer gut, für unangemeldete Gäste etwas zur Hand zu haben. Der Ofen strahlte noch Hitze aus, darin konnte er auftauen.

»Und das Missgeschick«, sagte ich verschmitzt, »genehmigen wir uns selbst.«

Matt knibbelte ein Stück des warmen Teigs vom Rost und steckte ihn sich in den Mund. Kauend antwortete er: »Was würde ich nur ohne dich machen?«

Ich ließ mir die Traurigkeit, die diese rhetorische Frage in mir hervorrief, nicht anmerken. Matt wusste ja, dass ich Pitlochry schon bald verlassen wollte. Und das, wenn möglich, noch bevor Valerie aus Deutschland zurückkehren würde, die dort die letzten Vorbereitungen dafür traf, hier meinen Platz einzunehmen.

Und nun blieb meine einzige Hoffnung, ihre ursprünglich zugesagte Stelle bei der Boutique-Hotelkette übernehmen zu können. Seit Valeries Abreise sprachen Matt und mein achtzehnjähriger Neffe Jamie über nichts anderes mehr als ihre Rückkehr. Ganz so, als hätten sie mich bereits abgeschrieben.

Matt war sein Fauxpas ebenfalls aufgefallen. Er hauchte ein »Sorry« und strich mir über den Arm. Es war nicht so, dass er mich loswerden wollte, damit hätte ich ihm Unrecht getan. Im Gegenteil, er hätte sich gewünscht, dass ich mit Valerie gemeinsam das Guesthouse leite.

Wenn Matt mich beschrieb, sagte er meist, dass ich die treueste Seele sei, die er kenne. Und die zuverlässigste. Man könne auch sagen, ich sei überkorrekt. Das kann man als Kompliment sehen, aber womöglich war es genau der Grund, warum aus uns nie etwas wurde. Vielleicht ist eine solche Frau nicht attraktiv.

Meist bemerke ich die Nöte anderer, bevor sie sie selbst wahrnehmen. Ich bin vorausschauend und fürsorglich. Zu lieb vielleicht. Und auch, wenn ich mich über eine Person ärgere, lasse ich es mir nur selten anmerken. Meist denke ich, dass es bestimmt einen guten Grund dafür gibt, wenn jemand nicht besonders nett ist. Eine komplizierte Kindheit vielleicht oder ein Problem, das an ihm nagt.

Valerie dagegen ist ein Mensch, der die Dinge leichter nimmt als ich. Trotzdem war die Vorstellung, mit ihr gemeinsam im Guesthouse zu arbeiten, unerträglich für mich. Sie würde morgens zu mir kommen, nach Matt riechen, vielleicht von ihm erzählen. Ich würde sie immer als Paar um mich herum haben. Dieser Situation konnte ich mich nicht ausliefern.

»Entschuldige mich bitte eine Minute«, bat ich Matt und eilte die Treppe zurück nach oben in mein Zimmer. Ich verfasste eine kurze Email mit Hinweis auf die Bewerbungsunterlagen im Anhang, klickte mich durch zu den Dateientwürfen, hängte außerdem meinen Lebenslauf und eine Kopie meines Masters in Touristik an und drückte auf »Senden«.

2

Drei Wochen später

Der Blick über das offene blaue Meer nahm mir den Atem. Mein Samtkleid flatterte im Fahrtwind der Fähre, die seichte Brise streichelte meine Haut, und der würzige Salzgeschmack der aufspritzenden Gischt kitzelte meine Lippen. Unwillkürlich musste ich lächeln.

Es war alles so schnell gegangen. Nur achtundvierzig Stunden nach meiner Bewerbung hatte ich einen Anruf von der Personalabteilung der Konzernleitung erhalten. Eine weitere Woche danach flatterten die Vertragsunterlagen ins Haus. Und jetzt, zehn Tage später, war ich nach einem Zwischenstopp in Pisa, wo ich die Nacht verbracht hatte, schon auf diesem Schiff. Mein Ziel: Sardinien. Welch unfassbares Glück ich hatte!

Ich strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte, und fühlte mich wie Kate Winslet auf der Titanic – nur, dass kein Leonardo di Caprio in meinem Rücken mit mir um die Wette strahlte.

Dennoch erschien mir diese Überfahrt von Livorno nach Olbia auf Sardinien wie ein glücklicher Traum. Als Kind hatte ich immer gedacht, ich würde eines Tages die ganze Welt bereisen. Mir all die Länder und Landstriche ansehen, die dieser Planet zu bieten hatte. Aus diesem Grund hatte ich später Tourismus studiert, weil ich glaubte, das würde mir Türen öffnen. Doch irgendwann hatte ich diesen Wunsch wieder vergessen und war in Pitlochry geblieben. Weil ich meinen Traum verdrängte und stattdessen nach Brianna’s Tod ihre Stelle im Guesthouse einnahm, um Matt zu helfen und ihm auch bei der Betreuung von Jamie zur Seite zu stehen.

Seit Wochen, und insbesondere seit meiner Abfahrt, kam mir alles unwirklich vor. Mein altes Leben, das ich zweiunddreißig Jahre lang geführt hatte, lag hinter mir. Die unglückliche Liebe zu Matt, die Verantwortung für das Guesthouse: Vergangenheit.

Ich hatte mir vorgenommen, ganz neue Seiten von mir kennenzulernen. Jeder Mensch hatte doch verschiedene Facetten. Von mir kannte ich noch nicht besonders viele.

Mein Magen knurrte leise, und ich wandte mich vom Geländer ab. Vielleicht holte ich mir doch eines von den nicht besonders ansprechend aussehenden Sandwiches aus der Bordkantine. Und ein Kaffee würde vielleicht die Müdigkeit vertreiben, die mir nach der unruhigen Nacht in einem Hotelbett noch immer zu schaffen machte. Unter Deck hatte ich zwar eine ganze Weile auf einem der halbwegs bequemen Liegestühle geschlafen, doch so richtig wach war ich noch immer nicht.

Ich reihte mich in die kurze Schlange der Wartenden ein und bemerkte an einem Tisch in der Ecke einen jungen Mann mit karamellfarbenen kurzen Korkenzieherlocken und grau-blauen Augen. Er sah mich auffordernd an, als hätte ich ihm irgendetwas signalisiert, und schnell schaute ich wieder weg. Ich glaubte ihn vorhin schon einmal im Gespräch mit einer anderen Reisenden gesehen zu haben.

»Was wünschen Sie?«, fragte die Frau hinter der Schiffstheke, als ich an der Reihe war.

Ich zeigte auf eines der Sandwiches, zwischen dessen Scheiben traurig ein welkes Salatblatt und eine angetrocknete Lage Käse hervorlugten. »Das hier. Und einen Kaffee bitte. Schwarz.«

Die Frau platzierte beides auf einem Tablett, und ich bezahlte. Dann umrundete ich mit meiner Fracht die Theke und balancierte alles in Richtung eines freien Tisches. Genau genommen war der einzige freie Tisch der neben dem Mann mit dem gelockten Schopf.

»Das sieht aber nicht besonders appetitlich aus«, bemerkte er mit Blick auf meinen Einkauf. Sein Englisch hatte einen italienischen Akzent.

Wahrscheinlich hatte er gehört, dass ich Englisch sprach, oder man sah mir die Britin schon von weitem an mit meiner hellen Haut.

Jetzt hielt er mir die Hand hin. »Ich bin Toni. Toni Fortunato. Piacere di conoscerti. Schön, dich kennenzulernen.«

»Terry«, sagte ich und schüttelte die Hand, griff dann nach meinem Sandwich und biss hinein. Puh, dachte ich kauend. Das Ding war staubtrocken. Und mein Kaffee noch viel zu heiß, um damit nachzuspülen.

Mein Tischnachbar musterte mich amüsiert. Verlegen sah ich fort und schaute aus dem Fenster. Eben tauchten die Umrisse einer Insel am Horizont auf.

»Sieht das nicht schön aus?«, fragte er. »Ich liebe diesen Anblick einfach.«

Ich wandte den Kopf und musterte ihn. Offenbar war ihm wirklich nach einer Unterhaltung.

Noch immer kauend, deutete ich mit dem Kinn zur Insel und schluckte endlich den trockenen Brocken in meinem Mund hinunter. »Fährst du denn öfter mit dieser Fähre?«

»Alle paar Monate«, erwiderte er. »Ich bin in Sardegna geboren. Inzwischen lebe und arbeite ich aber in Florenz.« Er lächelte. »Und bevor du fragst: Ich arbeite für einen Finanzdienstleister und helfe reichen Leuten dabei, noch reicher zu werden.«

Ich kräuselte die Nase. »Klingt doch interessant.«

Sollte ich ihm auch erzählen, was ich beruflich machte? Lieber nicht. Denn dann hätte ich ausholen müssen, und die Sprache wäre vielleicht auf Matt gekommen.

»Du siehst gar nicht italienisch aus«, merkte ich an.

Er nickte. »Ein Teil meiner Familie stammt aus Norditalien, und da gibt es noch ein paar mehr, die so aussehen wie ich.«

Ein waschechter Sarde also. Sprach Touristinnen bei der Überfahrt an. Ich lächelte in mich hinein. Die Italiener hatten nicht umsonst ihren Ruf als Verführer weg.

»Reist du allein?«, fragte er jetzt und sah sich suchend um. »Ich habe noch niemanden in deiner Nähe gesehen.«

Ich schmunzelte. Er hatte mich also beobachtet. Wäre er nicht so charmant gewesen, hätte ich sein Verhalten vielleicht als plumpe Anmache gewertet. Aber ich konnte nicht leugnen, dass es mir schmeichelte.

In den letzten Jahren war ich nicht besonders empfänglich für die Annäherungsversuche des anderen Geschlechts gewesen, da mein Herz Matt gehörte. Meine Flirt-Fähigkeiten steckten also noch in den Kinderschuhen.

»Ist das so?«, fragte ich lächelnd und hoffte, dass es nicht so verkrampft klang, wie ich mich fühlte. Würde dieser Toni es als Einladung verstehen, wenn ich ihm rundheraus sagte, dass ich tatsächlich ohne Begleitung hier war?

Ich nahm einen Schluck Kaffee und verzog das Gesicht. Instantkaffee.

Toni Fortunato lachte. »Dieses Gebräu ist eine Schande für mein Land, nicht wahr?«

Ich nickte und zeigte auf das Sandwich. »Das hier genauso.«

Wir sahen uns amüsiert an. Es war wirklich das schlechteste Essen, das man Reisenden auf einem Schiffstrip vorsetzen konnte. Vor Toni auf dem Tisch stand ein leeres Bierglas. Er war schlauer gewesen als ich.

Der Mann hatte erstaunlich lange Wimpern. Sie waren so entzückend gebogen, als hätte er mit einer Wimpernzange nachgeholfen. Schnell sah ich wieder fort, blickte ratlos auf mein Tablett. Nein. So groß konnten mein Hunger und mein Durst gar nicht sein.

Wieder sah ich zum Fenster. Die Umrisse der Insel vor dem Fenster wurden größer. Ich hatte Lust, es den anderen Passagieren gleich zu tun und wieder an Deck zu gehen.

Toni Fortunato schien meine Gedanken lesen zu können. »Wollen wir nach oben gehen? Du bist doch zum ersten Mal hier? Es ist eine schöne Einfahrt in den Hafen.«

Ich nickte und nahm mein Tablett, stellte es in eine der Ablagen und folgte dem Italiener nach oben.

Er winkte mich zu einer freien Stelle an der Reling, dann sah er mich verlegen an. »Entschuldige die Frage, aber du stammst aus Irland, oder?«

»Schottland«, korrigierte ich. »Aber uns trennt von den Iren ja nur eine kurze Überfahrt mit der Fähre.« Ich wies über die See hinweg. »Ungefähr so nah wie Korsika und Sardinien beieinanderliegen. Und dort spricht man ja sogar völlig unterschiedliche Sprachen.«

Toni sah übers Meer, dann kramte er in seiner Gesäßtasche nach einem Portemonnaie, zog eine Visitenkarte hervor.

»Falls du gerne mal richtig gut sardisch essen gehen möchtest, melde dich bei mir. Meine Mutter betreibt ein Restaurant, in dem mein Onkel kocht. Du musst unbedingt mal vorbeikommen. Lappige Sandwiches suchst du da vergeblich.« Er zwinkerte.

Ich nahm die Karte, murmelte lächelnd einen Dank und stopfte sie in meine Handtasche. So sympathisch er mir auch war, ich würde mich sicher nicht bei diesem Mann melden. Zum einen würde ich auf der neuen Arbeitsstelle genügend um die Ohren haben. Zum anderen war ich nicht auf eine flüchtige Bettgeschichte zum Einstand meiner Zeit auf Sardinien aus.

»Du besuchst also deine Familie?«, erkundigte ich mich.

Er nickte. »Meine Mutter hat Probleme mit einem Nachbarn und braucht meine moralische Unterstützung.« Er lachte und ballte eine Faust. »Oder auch die hier. Alberto, mein Onkel, ist dem Kerl jedenfalls nicht gewachsen.«

Toni sah nicht aus, als würde er das mit den Fäusten ernst meinen. Oder so, als hätte er sich schon jemals geschlagen. Aber er bediente mit dieser Geste ein so klassisches Klischee des feurigen Italieners aus Romeo und Julia, dass ich lachen musste. Dabei hatte es in dem Shakespeare-Drama Tote gegeben.

»Lach nicht«, sagte er prompt. »Die Sache ist verdammt ernst.«

Ich nickte ebenso ernsthaft, dann kündigte das Schiffshorn unsere Ankunft am Hafen von Olbia an. Zeit, meine Koffer zu holen, die ich bei der Aufbewahrung abgegeben hatte.

Toni half mir damit an Deck. Er selbst zog nur einen Handkoffer hinter sich her.

Die Zeit für den Abschied war gekommen. Er gab mir noch einmal die Hand und erinnerte mich an die Karte, die er mir gegeben hatte. »Melde dich gern! Ich würde mich freuen.« Dann winkte er mir zu. »Arrivederci!«

Bevor ich von Bord ging, schickte ich Matt ein paar Fotos, das hatte ich ihm versprochen.

Dann wollte ich ihn aber auch für den Rest des Tages vergessen. Mindestens.

3

Ein Shuttle brachte mich vom Fährhafen zum Hotel. Die Uniform des Fahrers sah aus wie ein Golfdress, doch das dunkelblaue Emblem der Hotelkette auf seinem hellblauen Poloshirt wies ihn als Angestellten des Laguna Blu aus. Die weißen Turnschuhe wirkten brandneu, genauso wie die helle Hose. Kein Wunder, hatte das Haus doch erst vor wenigen Wochen seine Pforten geöffnet.

Sorgfältig wie ich war, hatte ich mich in die Hotelphilosophie eingelesen. Die Zielgruppe, so verrieten es zumindest der Werbeslogan und die Bilder, waren wohlhabende junge Menschen, denen das Leben zu Füßen lag. Hier mischten sich internationale Stars unter das bunte Volk der Besserverdienenden. Alle, die sich für wichtig und schön hielten, sollten sich hier bestens aufgehoben fühlen. Man war unter sich.

In unser Guesthouse in Pitlochry waren Menschen gekommen, die vor allem an der wunderschönen Natur unseres Landes Interesse hatten und denen es egal war, wer wie viel verdiente und was der andere beruflich tat. Oder ob jemand berühmte oder wohlhabende Eltern hatte. Ich ahnte, dass das bei meinem neuen Arbeitgeber anders sein könnte. Allerdings hatte mich das in meinem Vorhaben, meine Heimat zu verlassen, nicht abschrecken können. Im Gegenteil – ich wollte ja neue Erfahrungen sammeln. Und Menschen treffen, denen ich in Pitlochry niemals begegnet wäre.

Der Weg über die Autostrada führte uns über eine felsige und steinige Landschaft, deren Bepflanzungen braun und ausgedörrt förmlich nach Wasser zu schreien schienen. Kilometerweit war kein Rinnsaal zu sehen, nur das Meer, das am Horizont mit dem diesigen Himmel verschwamm. Flirrende Luftspiegelungen hingen über der Straße. Das Ganze wirkte eher wie eine afrikanisch anmutende Hochebene als wie Italien. Sardinien hatte ich mir jedenfalls grüner vorgestellt. Was an dem farbigen Hochglanzprospekt des Hotels gelegen haben mochte, den die Personalabteilung meinen Vertragsunterlagen beigefügt hatte. Die Wiesen der Poolanlage hatten saftig grün ausgesehen. Fast so grün wie die hinter meinem Guesthouse.

Schließlich ging es wieder bergabwärts auf die Küste zu. Das Meer erschien blauer, am Horizont erkannte ich weißen Sandstrand. Je näher wir kamen, desto türkisfarbener wurde das Wasser. Bald bog der Fahrer in die Zufahrtsstraße zum Laguna Blu ein – ein aufwendig gestaltetes Werbeschild versprach Erholung pur. Als der flache Hotelkomplex in Sicht kam, hielt ich die Luft an. Wow. Inmitten der gepflegten Hotelanlage spannte sich eine Brücke über den ovalförmigen Pool. Der dreigeschossige Hotelbau fügte sich mit seinem hellen Stein perfekt in die Landschaft ein. Palmen säumten die Kieswege, die durch die Anlage in Richtung Meer führten. Am liebsten hätte ich als allererstes die Umgebung erkundet und meine Zehen ins Wasser gestreckt. Ich war noch nie am Mittelmeer gewesen. Es sah so einladend aus!

Vor dem Haupteingang kamen wir zum Stehen, und ein Mann in identischer Uniform wie die meines Fahrers öffnete mir die Beifahrertür. Ich nickte ihm dankbar zu und löste verstohlen den verschwitzten Stoff meines Samtkleides von meinem Rücken. Ich brauchte dringend eine Dusche. Und etwas zu trinken. Der Geschmack des Instantkaffees und des trockenen Sandwiches lagen mir noch immer auf der Zunge.

Während ich ausstieg, lud der Mann mein Gepäck aus und hievte die zwei Koffer auf einen Wagen. Mein Angebot, ihm zur Hand zu gehen, schlug er freundlich aus und bat mich dann, ihm zu folgen.

Durch eine Drehtür betraten wir die Lobby, und sofort umfing mich angenehme Kühle. Gleichzeitig blieb mir beim Anblick der Einrichtung der Mund offenstehen. Auf den Bildern im Internet und im Hochglanzprospekt hatte es schon beeindruckend exquisit ausgesehen. Doch das Original schlug alles. Die vorherrschenden Farben der Möbel waren Brombeere und Senfgelb. Die Böden waren mit Marmorplatten ausgelegt, die Beistelltische schimmerten in erstrahlendem Holz. Und die Metallgestelle der auf den Tischen verteilten Lampen glänzten in Bronze.

Ein leises Seufzen entwich meinen Lippen. »Wie hübsch«, murmelte ich.

Die Gäste, die es sich in den Sesseln und Sofas bequem gemacht hatten, sahen kultiviert aus. Man trank Kaffee, Softgetränke oder bunte Cocktails aus Longdrinkgläsern. Die Leute legten Wert auf gute Kleidung ohne Schnickschnack. Ich entspannte mich. Matt würde sie »gebildet, aber uneingebildet« nennen. Sie sahen umgänglich aus.

Ein dunkelblonder Mann, den ich auf etwa fünfzig Jahre schätzte, reckte mir die Hand entgegen. »Theresa Bragg?«

Sein Blick wanderte an meinem Samtkleid entlang. Samt war gewissermaßen mein Markenzeichen, doch für diese Gegend eindeutig zu warm.

Ich nickte ihm zu und schüttelte seine Hand. »Die bin ich.«

»Andrew Lewinski. Ich bin der Direktor. Wir haben miteinander gemailt.« Sein Akzent klang amerikanisch. »Toll, dass es so schnell geklappt hat.«

»Ja, das war überraschend!«, sagte ich.

»Nach diesem Anschreiben?« Er zwinkerte. »Da mussten wir Sie doch erlösen.«

Ich stutzte. Wie meinte er das? O nein. So dumm hatte ich doch wohl nicht sein können? Ich kämpfte gegen den Schweißausbruch an, der mich übermannen wollte, und schon fragte er: »Sie werden sich erst mal frisch machen wollen?«

Ich nickte dankbar. Wollte gar nicht darüber nachdenken, was mir da womöglich passiert war. Jetzt einfach ankommen und alles Vergangene hinter mir lassen. Auf dem Zimmer gab es bestimmt eine Flasche Wasser. Später würde es hoffentlich etwas Leckeres zu essen für mich geben. Unsere Gäste im Brianna’s versorgten wir immer als erstes mit einem Stück Kuchen. Wobei ich hier genau genommen kein Gast war. Aber ein Ankömmling.

Schon winkte Mr. Lewinski mich hinter sich her und gab dem Herrn, der mein Gepäck aufgeladen hatte, ein Zeichen, uns zu folgen.

Normalerweise wohnten die Hotelangestellten nicht im Hotel, sondern außerhalb. Ich würde mir bald etwas anderes suchen müssen.

Mein in Weiß und Blau gehaltenes Zimmer war klein, aber komfortabel. Ein breites Einzelbett, ein Schreibtisch, auf dem ich die ersehnte Flasche Wasser entdeckte, und ein Schrank. Das einzige Fenster zeigte auf eine Hofauffahrt mit Laderampe. Ein Lieferwagen parkte davor, jemand entlud mit einem Gabelstapler eine Palette Lebensmittel. Die Hydraulikgeräusche der Maschine schallten gedämpft zu uns herein.

Andrew Lewinski öffnete die Tür zu einem Duschbad. »Hier können Sie sich frischmachen. Wir sehen uns dann in einer halben Stunde an der Rezeption?« Jetzt deutete er auf eine Uniform unter einer Cellophanfolie an der Garderobe. »Und bitte in dieser. Die Größe müsste stimmen. An die Schuhe haben Sie gedacht?«

Unsicher nickte ich ihm zu. Hieß das, dass ich heute schon anfangen sollte? Eigentlich war morgen mein erster Tag. Die Frage nach dem Essen sparte ich mir lieber. Vielleicht gab es irgendwo etwas zu knabbern.

Eine halbe Stunde später stakste ich durch die Flure zurück in die Lobby. Ich trug einen senfgelben Glockenrock und eine enge weiße Bluse. Mein Haar hatte ich im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden, auf meinem Haupt thronte ein violettes Barrett, das ich mit ein paar Klammern festgesteckt hatte, damit es mir nicht vom Kopf rutschte. Ich fühlte mich wie eine Stewardess und fieberte jetzt schon dem Moment entgegen, in dem ich aus diesen Kleidern wieder herauskommen würde. Wieso hatte mir niemand gesagt, dass ich so etwas würde tragen müssen? In unserem Email-Verkehr hatte Andrew Lewinski mich gebeten, mir ein paar violette Pumps zu besorgen – in Edinburgh war ich nach einem halben Tag Suche endlich fündig geworden. Es wäre ratsam gewesen, sie schon mal einzulaufen, damit ich mich daran gewöhnen würde, doch ich hatte mich in Pitlochry nicht dazu durchringen können. Meine Fahrlässigkeit rächte sich jetzt, schon auf dem kurzen Weg zur Lobby scheuerten die Schuhe an meinen Fersen.

Als Mr. Lewinski mich vom Counter aus erblickte, winkte er mich zu sich und stellte mich meinen neuen Kolleginnen vor.

Die eine war Lilly, ein deutsches Mädchen. Sie sah so jung aus, dass ich mich darüber wunderte, dass sie überhaupt schon arbeiten durfte. Die andere hieß Ardelle und stammte aus Frankreich.

Während unserer Begrüßung stießen die beiden sich kichernd in die Seite. Dann besannen sie sich und lächelten freundlich. »Hi, willkommen im Team«.

»Ihre Kolleginnen werden Ihnen alles zeigen«, erklärte mein Chef und zwinkerte den Frauen verschwörerisch zu. »Falls sie in ihren hübschen Köpfen nicht alles schon wieder vergessen haben.«

Mit diesen Worten ging er Richtung Drehtür, um Gäste zu begrüßen.

Überrascht sah ich ihm hinterher.

»Mach dir nichts draus, das ist so seine Art«, raunte Lilly mir zu. »Augen zu und durch.«

Ardelle strahlte mich an. »Ich zeig dir am besten alles, bis die Ersten vom Strand zurückkehren.«

Das Buchungssystem war kompliziert. Ich hatte im Guesthouse bisher über alle An- und Abreisen per Excel-Listen Buch geführt – bei acht Zimmern war das auch nicht weiter schwierig. Doch hier klickte Ardelle sich so lange durch die Bildschirm-Seiten, bis mir der Kopf schwirrte. Da gab es die verschiedenen Zimmerkategorien, dann die Rabatte über Drittanbieter, außerdem die hoteleigenen Preise, einmal mit Frühstück, einmal ohne, Standard, Doppel, Premium. Die Sonderwünsche der Kunden wurden ebenso erfasst wie Allergien. Dann gab es die Terminverwaltung für Wellnessanwendungen und für die Belegung der Tennisplätze. Alles wurde aufs Zimmer gebucht. Für jeden Vorgang gab es eine eigene Seite.

Selbstverständlich war ich fit im Umgang mit dem Computer. Ich war weder alt noch von gestern – auch wenn Ardelle mich nach einer Weile so ansah. Ich war einfach nur müde. Etliche Male überfiel mich ein herzhaftes Gähnen. Gleichzeitig knurrte mein Magen.

»Wann ist denn eure Schicht vorbei?«, fragte ich mit schmerzenden Füßen, nachdem erst zwei Stunden vergangen waren.

Lilly tätschelte mir den Arm. »Um sieben kommt der Nachtportier. Du hast nicht mehr lange.«

»Eigentlich fange ich ja morgen erst an«, raunte ich.

»Schon«, entgegnete Ardelle. »Aber das hier ist die Einarbeitung. Ab morgen früh muss doch alles laufen. Samstags ist Bettenwechsel.«

»Kann man denn hier irgendwo essen?«, fragte ich schnell. »Es gibt doch ein Restaurant?«

Ardelle kräuselte die Nase. »Da empfehle ich dir eher ein paar Nüsse aus der Minibar. Das Restaurant ist der Schwachpunkt des Hotels. Mr. Lewinski sucht verzweifelt nach einem guten Koch – bisher erfolglos.«

»Hoffentlich klappt es bald, denn in zwei Wochen kommen endlich meine Eltern zu Besuch«, verkündete Lilly. »Ich freu mich schon so.« Fragend sah sie mich an. »Werden deine auch mal hier vorbeischauen? Du kannst Andy fragen; wenn Zimmer frei sind, macht er dir einen Spezialpreis. Er ist gar nicht so verkehrt, auch, wenn er ein echter Sklaventreiber ist.«

»Nein«, entgegnete ich verhalten, »meine Eltern werden wohl eher nicht kommen.«

Lillys Augen weiteten sich angesichts meines traurigen Tonfalls. »Sind sie tot?«, flüsterte sie.

Ich schüttelte den Kopf. »Vor Jahren gab es einen dummen Streit, und seither haben wir keinen Kontakt mehr.« Ich wusste gar nicht, weshalb ich diesem Mädchen das erzählte. Normalerweise sprach ich mit niemandem darüber. Aber hier kannte mich keiner, und irgendwie kam es mir in diesem Moment leicht über die Lippen. Lillys mitleidiger Blick tat mir unverhofft gut.

»Ist schon in Ordnung«, sagte ich, »ich bin drüber weg.« Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit. Doch mit meinem Weggang aus Schottland hatte ich mich ein weiteres Stück von ihnen abgenabelt.

Lilly sah mich nachdenklich an, dann sagte sie: »Heute klappt es zwar nicht, aber vielleicht hast du Lust, morgen nach Dienstschluss mit mir und Ardelle ein bisschen weiter den Strand runter den Sonnenuntergang anzuschauen? Samstags treffen wir uns dort, gehen meist auch noch eine Runde baden.«

Ich nickte dankbar. Das klang doch schön. Heute Abend würde ich sowieso völlig erschöpft ins Bett sinken, das wusste ich jetzt schon.

Um kurz vor sieben kehrte Mr. Lewinski zurück an den Counter und sah meine Kolleginnen erwartungsvoll an. »Und?«, fragte er. »Wie macht sich unser Neuzugang?«

»Nicht übel«, antwortete Ardelle und nickte mir aufmunternd zu.

Sie hatte mir geraten, mir meine handschriftliche Liste über die verschiedenen Schritte beim Check-in vor dem Schlafengehen noch einmal ganz genau einzuprägen. Bisher war es mir nämlich nicht gelungen, den Prozess fehlerfrei abzuwickeln. Zum Glück verpetzte sie mich nicht.

Andrew Lewinski legte mir eine Hand auf den Arm. »Wie wäre es mit einer Kleinigkeit zu essen?«, fragte er. Sein warmer Pfefferminz-Atem streifte meine Wange.

»Das wäre wirklich toll«, stimmte ich erleichtert zu.

»Wunderbar«, antwortete er lächelnd. »Dann führe ich Sie aus. Es geht in ein landestypisches Restaurant in der Nähe.«

Natürlich überraschte es mich, dass wir nicht im Hotel essen würden – so schlecht konnte es hier doch gar nicht sein. Andererseits war es eine nette Geste. Und es klang verlockend, gleich mit den Spezialitäten des Landes in Berührung zu kommen.

»Er scheint einen Narren an dir gefressen zu haben«, bemerkte Ardelle, als wir uns bis zum nächsten Tag voneinander verabschiedeten.

Lilly nickte. »Uns hat er jedenfalls noch nie eingeladen.«

»Wahrscheinlich habe ich ihn so hungrig angeschaut, dass er gar nicht darum herum kam«, scherzte ich. Tatsächlich war mir nach meiner ersten spontanen Zusage dann doch ein wenig mulmig bei dem Gedanken an diese Verabredung geworden. Dabei hatten Matt und ich in Pitlochry oft ganze Abende mit unseren Gästen und Angestellten verbracht. Man war eine Familie. Aber mein Hunger vertrieb meine Bedenken. Und so erschien ich wenig später wie verabredet in der Lobby, wo Andrew Lewinski bereits auf mich wartete.