Nr. 859

 

Ring der Gewalt

 

Er ist der Jäger – er widersteht dem tödlichen Dschungel

 

von HANS KNEIFEL

 

 

Während die Besatzungsmitglieder des Generationenschiffs SOL mit Verbissenheit und Ausdauer die Suche nach Perry Rhodan, ihrem Kommandanten, betreiben, der inzwischen das Zentrum von BARDIOCS Macht erreicht hat, geschieht Anfang des Jahres 3586 in der Milchstraße folgendes:

Die in der Galaxis verbliebene Menschheit befindet sich gegenwärtig im Aufbruch. Terra, die Urheimat der Menschen, ist zusammen mit Luna nach langem Aufenthalt in den unendlichen Tiefen des Kosmos wieder an den angestammten Platz im System des Muttergestirns Sol zurückgekehrt – und das Unternehmen »Pilgervater« läuft bereits, um die in allen Regionen der Milchstraße verstreuten Terraner auf die praktisch menschenleere Erde zurückzuführen.

Sammlerschiffe steuern viele Planeten der Galaxis an, um alle Menschen, die rückkehrwillig sind, aufzunehmen und auf Terra eine neue Existenz zu ermöglichen.

Eine Welt, deren menschliche Bewohner jedoch nur von der Rückkehr zur Erde träumen können, weil sie keine Rückkehrmöglichkeit haben, ist Vorcher Pool. Der Planet ist eine Dschungelhölle, dessen Natur die menschlichen Eindringlinge, die vor 96 Jahren auf der Flucht vor den Überschweren dort notlandeten, voller Erbitterung bekämpft.

Die Menschen auf Vorcher Pool sind umgeben vom RING DER GEWALT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Hytawath Borl – Der einzige Mensch, der den »Ring der Gewalt« durchbrechen kann.

Rrussu – Hetman eines Eingeborenenstammes von Vorcher Pool.

Voin und Meralda Koyle – Anführer der Gestrandeten von Vorcher Pool.

Donar Welz und Trubohn Cherkel – Zwei Männer mit verschiedenen Ansichten.

Ronald Tekener – Der Chef der AID findet einen neuen Mitarbeiter.

1.

 

Die schwarze Echse raste im Sturzflug zwischen den dürren Ästen hindurch und zielte mit nadelfeinen Reißzähnen auf Hytawaths Kopf. Die Krallen spreizten sich aus den Klauen heraus, als sich das Tier schräg auf den Mann fallen ließ. Das Ziel waren die Augen des Eindringlings. Hytawath duckte sich, stieß einen scharfen Zischlaut aus und sprang zur Seite. Das Tier wich geschickt dem blitzschnellen Hieb des gekrümmten Machetenmessers aus, dann stieg es flatternd hoch und verschwand. Der große, breitschultrige Mann fluchte leise und lief weiter.

Es herrschte die halbe Dunkelheit zwischen Nacht und Morgengrauen. Noch etwa fünfhundert Meter des Ringes der Gewalt lagen vor Hytawath Borl. Er durchquerte jetzt das niedrige Buschwerk der kleinen Ebene zwischen den Dschungelrändern. Es war eine wasserlose, von Steinbrocken und trockenem Holz übersäte Fläche. Jeder zweite Schritt rief knackende und knisternde Geräusche hervor, die wie Explosionen durch die Stille hallten.

Ich werde Rrussu treffen, dachte Hytawath entschlossen. Schon unzählige Male hatte er den tödlichen Gürtel um Koyle durchquert; er war sicher, auch heute mit dem Leben davonzukommen. Rrussu jagt heute mit mir. Die City braucht frisches Fleisch.

Am Boden des Waldstreifens, der verfilzt und mit seinen abgestorbenen weißen Ästen vor dem rennenden Mann lag, fingen die Vorcherrosen sich knisternd zu bewegen an. Sie nahmen ihre Angriffshaltung ein. Meterlange Ranken, mit fingerartigen Dornen ausgestattet, zogen sich zu Spiralen zusammen. Die geschlossenen Blüten öffneten sich unhörbar, und der Turgor füllte die Giftnektardrüsen. Die Stämme und Äste des Waldes schimmerten phosphoreszierend im ersten Licht des Morgens. Die leblosen Strünke waren von einem Gewirr stinkender Schlingpflanzen überzogen. Sie bildeten den letzten, wirklich gefährlichen Wall auf Hytawaths Weg in die nichtaggressive Fauna und Flora des Planeten Vorcher Pool. Die letzten tausend Schritte begannen.

»Verdammter Ring!«, knurrte Hytawath. Er wusste, wie sehr er gefährdet war. Noch immer zuckte die Natur im letzten Augenblick davor zurück, ihn endgültig umzubringen. Aber schon in der nächsten Sekunde oder am nächsten Tag konnte dies sich drastisch ändern – er spürte, dass sich im Dschungel des Planeten etwas anzubahnen schien. Vorcher Pool hatte fast hundert Jahre Zeit gehabt, den Ring der Gewalt zu bilden. Die gesamte Kraft der Natur stand zur Verfügung. Die Dschungelwelt konnte nicht dulden, dass ein einzelnes Lebewesen immun gegen den Angriff blieb.

Als Hytawath Borl die Fläche aus Kieseln und geröllartigen Steinbrocken erreichte, blieb er stehen und atmete die kühle Luft ein. Er sammelte sich zum letzten Spurt durch die aggressive Hölle des Ringes.

Das Risiko ging er nicht aus sportlichem Ehrgeiz ein, sondern aus Verantwortungsgefühl. Die Siedlung, von ihm und einigen anderen halb scherzhaft, halb grimmig »City« genannt, brauchte Fleisch und bestimmte Früchte, um zu überleben. Der Ring der Gewalt schnürte sie ein und schnitt sie von fast allen Quellen der Natur ab. Vorcher Pool wollte die Handvoll Menschen vernichten.

Hytawath holte tief Luft und roch den vernichtenden Saft, den die Vorcherrosen verströmten. Wenn es ihm glückte, mit einigen erlegten Fleischtieren und – durch die Hilfe seiner Freunde, der Eingeborenen – einigen Körben frischer Früchte den Ring der Gewalt in umgekehrter Richtung zu durchqueren, würde die Siedlung abermals einige Zeit überleben können.

Hinter dem Waldrand zeichnete sich am Himmel ein fahlgrauer Streifen Helligkeit ab. Es wurde höchste Zeit, den letzten Teil des Weges anzugreifen. Er, Hytawath, war der Jäger. Fast alle nannten ihn so. Außer Meralda. Sie nannte ihn bei seinem Vornamen. Langsam drehte der Jäger den Kopf und musterte die nähere Umgebung. Nichts schien sich zu bewegen. Doch beim ersten Strahl der Sonne Poolbor würde sich jedes Tier und jede Pflanze innerhalb des Ringes der Gewalt in einen Teil der Raserei verwandelt haben, mit der Vorcher Pool den Vernichtungskampf gegen die Menschen führte.

»Weiter!«, sagte er entschlossen. Er visierte die dünnste Stelle des vor ihm liegenden Waldes an und spurtete los. Hytawath hielt die geschwungene, rasiermesserscharf geschliffene Vibromachete quer vor seiner Brust und schlug instinktiv einen Weg ein, der ihn nicht in die Nähe von Zweigen oder Dornen brachte. Immer, wenn er sich diesen primitiven Pflanzen bis auf geringe Distanz näherte, bewegten sie sich mit trockenem Rascheln und streckten ihre Äste und scharfen Blätter nach ihm aus. Aber in letzter Sekunde rissen die Pflanzen ihre Arme zurück und krümmten sich vor dem Jäger zur Seite. Der Durchgang zwischen zwei Büschen verbreiterte sich, als Hytawath hindurchrannte.

Aus dem steinigen Boden hoben sich unterarmdicke Wurzeln, bewegten sich schlangengleich und bildeten Schleifen und Ringe, in denen sich seine Füße zu verfangen drohten. Aber jeweils einen Schrittabstand vor den Stiefelspitzen streckten sich die holzigen und knorrigen Strünke und verschwanden blitzschnell wieder zwischen Steinen und faulendem Holzmehl.

Borl wusste, dass die Flora noch immer seine Immunität respektierte. Noch! Wie lange? Sieben Jahre nach der Rechnung des Planeten verschaffte ihm seine ererbte Immunität Schutz und Überleben. Und in einer einzigen Sekunde, in der er sich innerhalb des Ringes Unachtsamkeit gestattete, würde ihn die erste planetare Mutation vernichten.

Durch ein Spalier zurückzuckender Büsche rannte er auf den Waldrand zu. Hinter ihm hatten sich sämtliche Pflanzen wild bewegt und eine breite Gasse gebildet. Nun breiteten sich die Büsche, das Unkraut und die hochgeschossenen Kerzengewächse wieder aus, bis sie ihre vorherige Form eingenommen hatten. Die letzten Lücken schlossen sich, als Hytawath Borl den Waldrand erreichte.

Der Jäger atmete nur ein wenig schneller, und er schwitzte fast gar nicht. Seit Jahren trainierte er seinen Körper in der doppelten Schwerkraft. Er ertrug die Strapazen der wilden Jagden mit Rrussu ebenso gut wie der Hetman der Eingeborenen selbst.

Brachte der Wald ihn heute um? Oder gab es noch eine letzte Frist?

Schon viermal hatten eindeutige Angriffe auf ihn stattgefunden. Viermal hatte er überlebt, weil er schneller reagiert hatte als sonst.

Du bist anders als wir. Aber du bist einer von uns, hatte Rrussu mehrmals gesagt. Du bist der Jäger deiner Leute.

In Wirklichkeit sprach der Eingeborene einen schauderhaften Dialekt. Der einzige Translator, den Hytawath ihm geschenkt hatte, war zerstört worden. Aber die Männer verstanden einander, weil sie dasselbe Handwerk hatten.

Vor der Brust des Jägers kreuzten sich die beiden breiten Gurte, an denen die Energiemagazine hafteten. In den wasserdichten Taschen steckten die alten, abgenutzten Strahler. Mit einer schnellen Bewegung öffnete Borl eine Tasche, entsicherte die Waffe und schob sie wieder zurück, nachdem er die Einstellung geprüft hatte. Dann drang er in den Wald ein. Abermals geschah eine Art Wunder:

Wie zustoßende Riesenschlangen schnellten sich die Vorcherrosen ihm entgegen, als er sich zwischen den knochentrockenen Ästen und Stämmen einen Weg bahnte. Die Machete zerschnitt die Holzteile, die wie Zunder auseinanderfielen. Ein leichter Windstoß trieb den Staub wie einen Bodennebel hoch.

Die gelbweißen Dornen krümmten sich wie gierige Raubtierkrallen. An ihren Spitzen funkelten hellgrün wie kostbare Edelsteine giftige Säuretropfen. Der Boden zischte blasenwerfend auf, als sie herunterfielen.

Goldfarbene Nektargefäße blähten sich in den Blüten auf und spannten sich, um ihr Gift dem Eindringling entgegenzuschleudern. Aber es war, als ob Hytawath einen unsichtbaren Schutzschild trüge. Bevor die auseinanderschnellenden Spiralen den rennenden Mann erreichten, hielten sie zitternd in der Luft an und zogen sich dann zurück.

Wieder öffnete sich vor ihm eine breite Spur.

Hytawath warf sich nach rechts, tauchte unter einem zitternden Astwerk hinweg und lief zwanzig Schritt entlang des schmalen Wasserrinnsals. Die Wasserpflanzen schoben sich vor den Spitzen seiner Stiefel auseinander. Von einem noch nicht ganz abgestorbenen Ast hingen mehrere Meter einer riesigen Schlange. Die Haut bestand aus einem schillernden Muster aus schwarzen, giftgrünen und orangegelben Schuppen. Der dreieckige Kopf pendelte langsam hin und her.

Aus dem halbgeschlossenen Rachen ertönte ein leises Zischen. Eine lange Zunge schoss vorwärts und bewegte sich unablässig hin und her. Als Hytawath heranlief, drehte sich der Schlangenkopf. Die riesigen Augen schienen sich auf das Ziel einzurichten.

Der Körper der Schlange pendelte langsam rückwärts, die Muskeln spannten sich wie stählernes Tauwerk unter der schillernden Haut. Dann schleuderte die Vorcherschlange ihren Kopf wie ein Geschoss auf den Jäger zu. Aber noch ehe Hytawath reagieren konnte, riss sie den Schädel zur Seite. Der Jäger sprang vorwärts, fing sich mit Armen und Schultern ab und überschlug sich. Als er, den Strahler in der rechten Hand, wieder auf die Füße kam, sah er, wie der Schlangenleib sich vom Ast abrollte und entlang des Stammes im Buschwerk verschwand.

Hytawath schüttelte sich und wischte Schlamm und zerfetzte Blätter von seinem Gesicht. Von den tausend Schritten hatte er rund siebenhundert zurückgelegt. Der Dschungel vor ihm wurde dichter und auch gefährlicher, weil der Jäger nicht weiter als fünf Meter sehen konnte. Die Helligkeit nahm jetzt schnell zu. Die Natur erwachte mit einem geradezu explosionsähnlichen Geräusch. Innerhalb des Ringes der Gewalt begannen Millionen Vögel und Kleintiere zu schreien und ihre Jagd anzufangen. Der Ring war an der schmalsten Stelle dreitausend Meter, an der breitesten aber mehr als sechs Kilometer breit. Gegen die Siedlung Koyle, die City und das Raumschiff KARMA hin war die Zone scharf abgegrenzt, aber zur offenen Seite verschmolz der Ring ohne deutlich erkennbare Grenzen mit der Umgebung. Die Evolution hatte nahezu ein Jahrhundert lang Zeit gehabt, diesen Ring zu schaffen und immer mehr Möglichkeiten zu ersinnen, um die Menschen zu vernichten.

Abermals gab sich Hytawath Borl innerlich einen Ruck und ging weiter.

Jetzt kam es nicht mehr auf Schnelligkeit, sondern allein auf Wachsamkeit und blitzartiges Reagieren an. Der Weg bis zum Hang, zum Felsen und zum Seeufer führte durch die grüne Wildnis. Am ehesten hatte der Jäger hier mit einem Zwischenfall zu rechnen.

Ein Raubtier, ähnlich einer großen Katze, kauerte schräg über ihm auf einem Ast und spannte seine Muskeln zum Absprung. Der Jäger hielt die Machete in der Linken, die Strahlwaffe schussbereit in der rechten Hand. Er warf dem Tier einen stechenden Blick zu und ging ungerührt weiter. Das Tier starrte aus riesigen gelben Augen zurück und fauchte auf. Langsam drehte sich der kantige Raubtierschädel. Aus der Kehle kam ein giftiges Knurren. Dann, nach etwa fünfzehn Sekunden, drehte das Tier wie uninteressiert den Kopf und entspannte sich. Der Jäger schlüpfte in die Lücke der sich teilenden Sträucher. Sie wichen noch immer vor ihm zurück – das sichere Zeichen, dass er sich innerhalb des Ringes befand. Ein Schwarm riesiger Hakenflügler bildete jedoch einen Angriffskegel, dessen Spitze auf Hytawath deutete. Der Jäger wurde schneller, vor ihm peitschten die Pflanzen nach rechts und links auseinander. Er warf sich in die Gasse und wich den massiven, rankenumwundenen Stämmen aus.

Waren die Hakenflügler die neueste und tödliche Variante der pervertierten Evolution?, fragte sich Hytawath verzweifelt und sprang mit einem gewaltigen Satz über einen fast zwei Meter hohen Baumstamm, aus dem bereits wieder kleinere Pflanzen hervorwucherten.

Im Rennen drehte er die Rändelschraube des Strahlers und fächerte den Kegel der Schussprojektion auseinander. Langsam merkte er die Anstrengungen des schnellen Laufes. Er fing zu schwitzen an.

Vor ihm lag eine winzige Lichtung; nicht mehr als eine mit niedrigem Gesträuch bewachsene Fläche zwischen riesigen, feuchtigkeitstriefenden Baumriesen. Hytawath sprang ins Zentrum der Lichtung. Die Ranken wanden sich von seinen Beinen weg, die Büsche rissen ihre Äste zur Seite, eine Masse kleiner Tiere flüchtete nach allen Seiten, aber sie zirpten und pfiffen wütend. Die Spitze des Schwarmes hatte ihn eingeholt, das erste der fliegenden Raubinsekten schwirrte zielsicher auf sein Gesicht zu. Hytawath hob den Strahler. Sein Finger krümmte sich um den Abzug.

Sie griffen tatsächlich an!

Als er feuern wollte, summte das erste Insekt, keinen halben Meter von seinen Augen entfernt, im rechten Winkel davon. Die anderen folgten augenblicklich, der gesamte Schwarm umkreiste surrend und mit schrillem Flügel Hytawaths Kopf und verschwand zwischen den zitternden Blättern der Pflanzen. Hytawath blieb starr stehen, atmete tief durch und fluchte lautlos. Noch lebte er. Aber er ging ein tödliches Risiko ein, wenn er noch länger an die sichere Wirkung der geerbten Immunität glaubte.

Er blieb stehen und sicherte voller Wachsamkeit nach allen Seiten.

Erste, scharfgebündelte Sonnenstrahlen schossen fast waagerecht zwischen den Baumkronen und dem Gebüsch hindurch. Das wilde Lärmen der unzähligen Tiere war jetzt nicht mehr so laut.

»Es wird Zeit, dass sich einiges ändert«, sagte Hytawath zu sich selbst. Er hatte eine volltönende Stimme, die zu dunkel für sein geringes Alter klang. Vermutlich hing die Stimmlage mit seinem Körpertraining zusammen.

Fast jedes Mal änderte er den Weg, auf dem er den Ring der Gewalt durchbrach, ein wenig ab. Heute lief er auf einem der undeutlichen Pfade, die er vor einigen Jahren ausgetreten hatte. Er wusste, dass ihn nicht nur Tausende von Augen musterten und voll glühenden Hasses seine Schritte verfolgten, sondern dass auch buchstäblich jeder Grashalm ein Teil dieser unbegreiflich veränderten Natur war. Kein anderer Mensch aus Koyle würde diesen Gewaltmarsch überleben. Nur Hytawath Borl schaffte dies. Deswegen war er ununterbrochen zwischen den »normalen« Zonen des Planeten und der Siedlung rund um die KARMA unterwegs.

Ein einziger Gleiter oder ein Beiboot würde alle diese Anstrengungen ersparen. Aber es gab in der Siedlung kein Gerät dieser Art. Es gab überhaupt sehr wenig dort.

Wieder drang der Jäger in den Dschungel ein. Er steckte die Waffe zurück und schwang die Machete hin und her. Bis auf die massiven Stämme wichen wieder die Gewächse vor ihm auseinander. Ein Rudel vierbeiniger, großer Fleischtiere blieb wie angewurzelt stehen und flüchtete dann mit riesigen, eleganten Sprüngen. Drei Schlangen raschelten vor ihm durch das faulende Laub davon. Dann lichtete sich das Unterholz, die Stämme mit den ungeheuren knorrigen Wurzeln hatten plötzlich mehr freien Raum zwischen sich, das faulende Zeug veränderte sich und wurde zu hohem Gras in saftigem Grün. Sonnenstrahlen spiegelten sich auf dem fast bewegungslosen Wasser des Sees. Der Jäger wandte sich nach rechts und rannte auf den Sand des Strandes hinaus. Nach weiteren hundert Schritten sah er den Hang und den scharf vorspringenden Felsen.

Hytawath blinzelte gegen die Sonne und erkannte die wuchtige Silhouette des Hetmans. Rrussu wartete, auf sein Bündel Wurfspeere gestützt.

»Endlich!«

In einem letzten Spurt rannte der Jäger den Hang schräg aufwärts und wusste, dass er den Ring der Gewalt bereits hinter sich gelassen hatte.

2.

 

»Jäger er kommen hurtig. Gesicht, es sagen kleine Angst. Kah!«, brummte Rrussu. Seine Stimme klang wie brechendes Schilf. Aufmerksam beobachtete er den Jäger, der den Hang hinaufkletterte.

Er kannte Hytawath schon lange. Sie gingen fast jeden zweiten Tag zur Jagd. Der Jäger war gut und schnell, kräftiger und ausdauernder als er, der Hetman. Aber er war ein Fremder auf Vorcher Pool.