Dieter Brockmann

Probleme im Aquarium

vermeiden • erkennen • lösen

Titelbild: Clown-Anemonenfisch (Amphiprion percula) mit seiner Symbioseanemone Bilder auf der Rückseite (von links nach rechts): Lippfisch Haliocheres sp., Weichkoralle Cespitularia sp. und Abschäumer

Die in diesem Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse, Dosierungsanleitungen etc. wurden vom Autor nach bestem Wissen erstellt und sorgfältig überprüft. Da inhaltliche Fehler trotzdem nicht völlig auszuschließen sind, erfolgen diese Angaben ohne jegliche Verpflichtung des Verlages oder des Autors. Beide übernehmen daher keine Haftung für etwaige inhaltliche Unrichtigkeiten. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert oder vervielfältigt werden.

eISBN: 978-3-86659-277-3

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Geschäftsführung: Matthias Schmidt

Lektorat: Kriton Kunz & Mike Zawadzki

Layout: Michael Kolmogortsev

Inhaltsverzeichnis

Farbenprächtige Röhrenkoralle in einem Korallenriffaquarium

   Inhaltsverzeichnis

   Vorwort

1. Durch optimale Pflegebedingungen Probleme vermeiden

   Technische Voraussetzungen für ein optimales Aquariensystem

   Optimale Wasserparameter

   Die Auswahl gesunder Fische und Wirbelloser

   Der richtige Transport

   Die richtige Eingewöhnung

   Artgerechte Unterbringung im Aquarium; Zusammensetzung eines harmonierenden Tierbesatzes

   Regelmäßige Pflegemaßnahmen; Protokollierung wichtiger Daten

2. Umzug, Urlaub, Schäden am Glasbecken und der Technik

   Wohnungswechsel mit einem Aquarium

   Aufstellen des Aquariums an einen anderen Platz in der Wohnung oder Auswechseln des Beckens

   Das Korallenriffaquarium im Urlaub

   Undichtigkeiten der Nähte

   Ausfall technischer Geräte

3. Diagnose-Hilfen

   Probleme mit dem Wasser

   Probleme mit den Wasserparametern

   Probleme mit Algen

   Probleme mit Wirbellosen und Fischen

4. Probleme mit dem Wasser und den Wasserparametern

   Kahmhaut

   Trübungen des Aquarienwassers

   Vermulmter Bodengrund

   Schlechte Qualität des Ausgangswassers

   Erhöhte Nährstoffkonzentrationen (Nitrat und Phosphat)

   Übermäßiger Einsatz von Aktivkohle

   Zu hohe / zu niedrige Temperatur

   Zu hohe / zu niedrige Dichte

   Zu niedrige Kalziumkonzentration

   Falscher Einsatz von Kalkwasser und Kalkmilch

   Zu hohe / zu niedrige Karbonathärte

   Zu hoher / zu niedriger pH-Wert

5. Algenprobleme

   Schmieralgen (Cyanobakterien)

   Fadenalgen

   Kugelalgen

   Kieselalgen (Diatomeen)

   Glasig werdende und absterbende Kriechsprossalgen (Caulerpa spp.)

   Kalkrotalgen wachsen nicht

   Ausbleichen zooxanthellater Nesseltiere und Muscheln

6. Probleme mit Wirbellosen

   Die richtige Eingewöhnung von Wirbellosen

   Korallenkleber haftet nicht; Probleme mit Ablegersteinen

   Degenerationserscheinungen bei klein- und großpolypigen Steinkorallen

   Kleinpolypige Steinkorallen zeigen keine Wachstumsspitzen mehr

   Die Korallen werden alle braun und sterben ab; Abnahme der Farbigkeit

   Großpolypige Steinkorallen öffnen sich nicht mehr und zeigen Degenerationserscheinungen

   Polypensterben bei Euphyllia- und Catalaphyllia-Korallen

   Gewebeverlust bei Margaretenkorallen (Goniopora und Alveopora)

   Zooxanthellate Leder- und Hornkorallen öffnen sich nicht

   Auflösungserscheinungen bei Stachelhäutern

   Schocktod bei Garnelen

   Aggressionen unter sessilen Wirbellosen

   Glasrosen (Aiptasia spp.) und Feueranemonen (Anemonia cf. majano)

   Krustenanemonen-Plagen und Giftigkeit von Krustenanemonen

   Parasitenbefall und Krankheiten bei Korallen

   Plattwürmer (Stamm Platyhelminthes)

7. Probleme mit Fischen

   Richtige Eingewöhnung von Fischen

   Fische magern trotz Futteraufnahme ab

   Unverträglichkeiten von Fischen gegenüber Wirbellosen

   Aggressionen unter Fischen

   Überbesetzung von Aquarien mit Fischen

   Ausbruch von Fischkrankheiten in Riffaquarien

8. Die wichtigsten Methoden

   Aktivkohlefilterung

   Alkoholdosierung in das Aquarium nach Mrutzek & Kokott

   Aufbereitung von Frostfutter

   Chloramphenicol

   Kalkmilch

   Kalkwasser

   Kalziumchlorid/Natriumhydrogenkarbonat-Methode nach Balling

   Phosphatadsorber

   Salzsäure

   Süßwasser- und Jodbäder

   Tröpfchenmethode

   Wurmbefall bei Fischen (insbesondere Neuimporten und Wildfängen)

Anhang

   Literaturverzeichnis

   Stichwortverzeichnis

Vorwort

Meerwasseraquarien durchlaufen unabhängig von ihrem Besatz alternierende Phasen: Es gibt Zeiten, da „stehen die Becken gut“, alle Tiere wachsen und gedeihen, und dann folgen Phasen, da „stehen die Becken schlecht“, Korallen kümmern und Algenplagen, vielfach Faden- und Schmieralgen, machen sich breit. Die Gründe für diese Wechsel sind vielschichtig. Das Vernachlässigen von Wasseranalytik und -pflege, „wenn das Aquarium einmal funktioniert“, zu hoher und/oder nicht harmonierender Tierbesatz, Technik, die nicht auf die gepflegten Tiere abgestimmt ist, eine falsche Fütterungsstrategie sowie das Unter- oder Überdimensionieren der Technik zählen zu den häufigsten Auslösern einer Milieuverschlechterung. Bereits das Nachsetzen einzelner Tiere kann sich stark negativ auswirken, was insbesondere beim Fischbesatzdurch eine Wasserverschlechterung, das Auftreten von Schmieralgenwuchs, ständige Streitereien unter den Fischen und einzelne Verluste schnell offensichtlich wird.

Für das optimale Funktionieren eines Riffaquariums ist seine biologische Ausgewogenheit von zentraler Bedeutung. Diese feinfühlige Balance kann nur mit einer für den jeweiligen Aquarientyp optimalen technischen Ausstattung erreicht und aufrechterhalten werden. Die Pflege eines dichten Fischbesatzes ohne exzellente Abschäumung ist ebenso wenig möglich wie die Haltung und Vermehrung von Korallen mit symbiotischen Algen unter unzureichender Beleuchtung.

Ziel des Aquarianers muss es also sein, für den ihm anvertrauten Tierbesatz die optimalen Grundlagen zu schaffen und dauerhaft zu erhalten. Diese betreffen vor allem die technische Ausstattung des Aquariums und die Zusammensetzung der Tiergesellschaft. Obwohl dies eigentlich eine selbstverständliche Forderung ist, findet man leider immer wieder Aquarien, in denen Technik und Tierbesatz nicht zueinander passen, was dann in der Regel zu Lasten der Tiere geht.

Ziel eines jeden Meerwasseraquarianers: ein florierendes Becken. Schauaquarium De Jong Marinelife, Interzoo 2012

Die Pfleglinge bestimmen die technische Ausstattung des Aquariums. Ein Aquarium mit zooxanthellaten Leder- und Weichkorallen benötigt z. B. hervorragende Licht- und Strömungsbedingungen.

In dicht mit Fischen besetzten Aquarien oder Becken, in denen futterintensive Fische wie diese Fahnenbarsche gepflegt werden, ist besonderer Wert auf eine exzellente Abschäumung und gegebenenfalls eine biologische Filterung zu legen. In diesen Becken muss verhindert werden, dass sich giftige Verbindungen wie Nitrit und Ammonium/Ammoniak anreichern. Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus dem großen Korallenriffaquarium im New England Aquarium, Boston, USA

Bevor man sich ein Meerwasseraquarium anschafft, sollte man sich daher genau überlegen, welche Tiere bzw. Tiergruppen man pflegen möchte und danach die technische Ausstattung des Beckens ausrichten. Wie eben schon angedeutet, kann diese von Beckentypzu Beckentyp unterschiedlich sein. Nicht jedes Aquarium braucht starke HQI-Beleuchtung und Strömung, nicht jedes Aquarienwasser muss extrem nährstoffarm sein. Eine Nachdosierung von Kalzium und anderen Elementen sollte zielgerichtet eingesetzt werden, genauso wie bestimmte Filtertechniken wie z. B. mittels Phosphatadsorber.

Auch beim Nachkauf von Fischen und Wirbellosen muss man sich immer die Frage stellen, ob diese bei der vorhandenen Technik und dem bereits eingesessenen Tierbesatz gepflegt werden können. Falls man diese Frage verneint, muss man auf den Kauf verzichten – auch wenn dies manchmal schwerfallen mag. Die Alternative ist, die technische Ausstattung des Aquariums umzurüsten, was aber nicht selten ebenfalls Probleme für das Gesamtsystem mit sich bringt. Ich werde auf diese Kernaussage, dass nämlich Tierbesatz und Technik aufeinander abgestimmt sein müssen, immer wieder zu sprechen kommen. Denn wer diese Regel nicht einhält, sieht sich mit Sicherheit bald verschiedensten Schwierigkeiten gegenüber.

Die Zielsetzung eines jeden Aquarianers ist somit klar: optimale Bedingungen zur Pflege und Vermehrung seiner Aquarienbewohner. Doch auch bei optimaler technischer Ausstattung und einem harmonisch zusammengestellten Tierbesatz kann und wird es immer wieder einmal zu Problemen kommen. Die Diagnose und damit die Grundlage zur Beseitigung dieser Probleme ist manchmal einfach, manchmal schwierig. Häufig ist es das starke Wachstum einzelner Tiergruppen, das die Biodiversität des Aquariums bedroht. Die Nahrungsumstellung lang gepflegter Fische kann genauso problematisch sein wie das Einschleppen von Parasiten oder das urplötzlich explosionsartige Wachstum von „Plagegeistern“ wie Glasrosen, Feueranemonen und Schmieralgen. Und auch das Verarmen des Aquarienwassers an bestimmten Elementen und chemischen Verbindungen kann zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes des Beckens führen.

An dieser Stelle möchte ich mit dem vorliegenden Buch angreifen und Anfängern ebenso wie Fortgeschrittenen ein Werkzeug an die Hand geben, um Probleme frühzeitig erkennen, diagnostizieren und rechtzeitig entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen zu können, um Verschlechterungen des Aquarienmilieus und daraus resultierend Ausfälle von Tieren zu vermeiden. Angesprochen werden die häufigsten generellen Probleme mit ihren Ursachen, die in der Meerwasseraquaristik beobachtet werden, und Lösungsvorschläge, wie man sie vermeiden und ihnen bei Bedarf entgegentreten kann. Hierzu zählen auch Fragen wie „Was mache ich mit meinem Aquarium in den Ferien, bei einem Umzug oder wenn eine Silikonnaht undicht wird?“. Dem voran gestellt ist ein Diagnose-Sheet auf den hier, das dem Leser den Einstieg in die Ursachenforschung nach spezifischen Problemen erleichtern soll, ohne die einzelnen Kapitel durcharbeiten zu müssen.

Dennoch ist klar, dass hier nicht alle Probleme umfassend behandelt werden können. Mancher Leser wird wahrscheinlich sehr spezifische Fragen oder den einen oder anderen einfachen und innovativen Lösungsweg zur Beseitigung von Schwierigkeiten vermissen. In diesen Fällen wäre ich dankbar, wenn mir diese über den Natur und Tier - Verlag mitgeteilt würden, um sie bei der nächsten Auflage berücksichtigen zu können.

Dieses Buch wäre ohne die große Unterstützung vieler Personen nicht möglich gewesen. Mein Dank gilt in erster Linie Verleger Matthias Schmidt, Natur und Tier - Verlag, Münster, der meine Idee zu diesem Buch sofort aufgriff und die Umsetzung ohne jeglichen Vorbehalt förderte. Dem Team vom Natur und Tier - Verlag, insbesondere Kriton Kunz und Michael Kolmogortsev, danke ich für die professionelle Unterstützung und das exzellente Layout, Dr. Christina A. Kellogg, US Geological Survey, St. Petersburg, Florida, und Dr. Laura D. Mydlarz, Department of Biology, University of Texas at Arlington, für die exzellenten Fotos von erkrankten Korallen. Das Hobby Meerwasseraquaristik und seine Weiterentwicklung leben von der Kommunikation und dem intensiven Erfahrungsaustausch zwischen Aquarianern, Händlern und Herstellern. Daher gilt mein besonderer Dank vor allem auch denen, die immer bereit waren, Fragen zu diskutieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Letztendlich möchte ich meiner Frau Jutta und meiner Tochter Sarah J. herzlich danken, die mir ohne Wenn und Aber die Freiräume einräumen, die ich für mein Hobby benötige.

Dieter Brockmann

Ulm, 2013

Kapitel 1

Durch optimale Pflegebedingungen Probleme vermeiden

Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus dem Riffbecken des Atlantis Marine World, Long Island, USA.

Unabhängig vom Erfahrungsstand des Pflegers, der Aquariengröße oder -typ und der Laufzeit eines Aquariums – vor Problemen ist man in der Meeresaquaristik nie gefeit.

Durch optimale Pflegebedingungen Probleme vermeiden

Gemäß dem Motto „Wehret den Anfängen“ steht auch in der Meerwasseraquaristik das Vermeiden von Problemen an allererster Stelle. Wer einige Grundregeln beachtet, kann dauerhaft ein exzellentes Aquarienmilieu schaffen. Hierzu zählen: optimale technische Voraussetzungen und Wasserparameter, die Auswahl gesunder Tiere und ihre vorsichtige Gewöhnung an die neuen Aquarienbedingungen, die artgerechte Unterbringung im Aquarium und das Zusammenstellen eines harmonierenden Tierbesatzes, Durchführung und Protokollierung regelmäßiger Pflegemaßnahmen einschließlich der Ergebnisse der Wasseranalysen, einer eventuellen Umstellung der Technik, des Neukaufs von Tieren und auffälliger Veränderungen im Aquariensystem. Gerade das Führen eines „Aquarientagebuchs“ wird häufig vernachlässigt, obwohl es prädestiniert dafür ist, mögliche Ursachen für das Auftreten von Problemen und Schwierigkeiten zu identifizieren. Es sollte daher in keinem Aquarienschrank fehlen.

Nachfolgend fasse ich diese Grundregeln zusammen. Wer sich weitergehend informieren möchte, dem sei als Begleitliteratur BROCKMANN 2011a sowie FOSSÅ & NILSEN 2010 empfohlen.

Technische Voraussetzungen für ein optimales Aquariensystem

Zur Grundausstattung eines jeden tropischen Meeresaquariums gehören:

• die Abschäumung (A)

• die Beleuchtung (B)

• Heizer (C) (ggfs. ein Kühlgerät) und

• Strömungspumpen (D)

Zusatzaggregate wie Denitrifikationsfilter, UV-Klärer, Kalkreaktoren etc. sollten ausschließlich nach Notwendigkeit angeschafft werden. Ihr gezielter Einsatz wird in den nachfolgenden Kapiteln angesprochen.

Die vier notwendigen technischen Komponenten eines jeden tropischen Meerwasseraquariums: (A) Abschäumer (eingebaut in einem Filterbecken), (B) Beleuchtung (HQI-Strahler im Aquazoo Löbbecke Museum Düsseldorf), (C) Heizung (eingebaut in einem Filterbecken) und (D) Strömungspumpe.

Abschäumung

Der Abschäumer ist das einzige Filtersystem, mit dem organische Substanzen aus dem Aquarienwasser entfernt werden, bevor sie bakteriell in die schädlichen anorganischen Nährstoffe Nitrat (NO3-) und Phosphat (PO43-) umgesetzt werden (BROCKMANN 2011b).

Nitrat und Phosphat sind essenzielle Algennährstoffe. Hohe Konzentrationen dieser Substanzen im Aquarienwasser sind Grundlagen für starken Wuchs insbesondere von Faden- und Schmieralgen. Treten solche Algen auf und ergreift man nicht frühzeitig geeignete Bekämpfungsmaßnahmen, werden sie früher oder später die gesamte Dekoration einschließlich der meisten darauf wachsenden Korallen überwuchern und abtöten. Kleinpolypige Steinkorallen, Krustenanemonen sowie Hornkorallen reagieren auf Algenplagen besonders empfindlich. Großpolypige Steinkorallen können sich so lange gegen Faden- und Schmieralgen durchsetzen, wie ihr Gewebe nicht verletzt ist.

Ein Horrorszenario für viele Meerwasseraquarianer: wuchernde Glasrosen und Fadenalgen

Bei hohen Nährstoffkonzentrationen droht großpolypigen Steinkorallen aber noch eine zweite Gefahr: Bohralgen (Ostreobium spp.). Diese gedeihen natürlicherweise im Skelett von kalkbildenden Organismen wie großpolypigen Steinkorallen und den Schalen von Riesenmuscheln (Tridacna spp.). Bei niedrigen Nährstoffkonzentrationen wachsen die Bohralgen langsamer, als die Steinkoralle ihr Skelett produziert. Bei hohen Nährstoffkonzentrationen ist dies dagegen genau andersherum. Die Bohralgen wachsen schnell und erreichen schon bald den Bereich im Korallenskelett, wo die Kalksynthese stattfindet. Tritt dieser Fall ein, verlässt der Korallenpolyp sein Skelett und stirbt (siehe auch hier). Weniger empfindlich auf hohe Nährstoffkonzentrationen reagieren dagegen viele Leder- und Weichkorallen sowie einige Scheibenanemonenarten.

Der Abschäumer ist das beste Filtersystem für ein Meerwasseraquarium. In Abhängigkeit von der Wasserbelastung holt er große Mengen an organischen Verbindungen aus dem Wasserkreislauf, die sich als „braune Brühe“ im Auffangbehälter sammeln, bevor sie im Aquarium bakteriell in Nitrat und Phosphat umgesetzt werden.

Was genau aber leistet nun die Abschäumung? Im Aquarienwasser befinden sich zahlreiche organische Verbindungen, zu denen Eiweiße und deren Grundbausteine gehören, die Aminosäuren, häufig in längeren Ketten (Polypeptide) (BROCKMANN 2011b). Diese organischen Verbindungen gelangen zum einen durch die Fütterung der Fische und Korallen in das Aquarienwasser, zum anderen durch die Ausscheidungen der Fische und Wirbellosen sowie das Absterben von Algen, Bakterien und anderen Aquarienbewohnern. Die im Aquarium allgegenwärtigen Nitrifikationsbakterien setzen diese organischen Verbindungen in Nitrat und Phosphat um, die sich in Abhängigkeit von der technischen Ausstattung des Aquariums mehr oder weniger schnell anreichern können. Fehlt eine Abschäumung, kann man die obige einfache Grafik aufstellen (siehe Grafik 1).

Grafik 1: Folgen für das Aquariensystem bei starker Fütterung mit (rechts) oder ohne Abschäumung (links)

Diese Kette unterbricht die Abschäumung, indem sie die organischen Verbindungen aus dem Aquarienwasser entfernt, bevor die Bakterien ihre Tätigkeit aufnehmen können. Nitrat und Phosphat, die Endprodukte der aeroben biologischen Filterung, (BROCKMANN 2011b), können nicht abgeschäumt werden.

Nitrit und Nitrat werden nicht abgeschäumt, wie dieser Test eines Adsorbats belegt: Nitrit- (links) und Nitratanalyse (Mitte). Im Gegensatz dazu steht der Nitratnachweis des stark belasteten Meerwassers, aus dem das Adsorbat mithilfe eines Abschäumers gewonnen wurde (rechts).

Diese Tatsache ist auch der Grund dafür, warum ein biologischer Filter niemals einem Abschäumer vorgeschaltet werden darf. Denn wir wollen die organischen Substanzen ja aus dem Wasserkreislauf entfernen, bevor sie in Nitrat und Phosphat umgewandelt werden. Leider ist die falsche Anordnung von Filtersystem immer wieder zu beobachten und nicht selten Grund für eine Nitratanreicherung im Aquarienwasser (siehe auch hier).

Zusammenfassend muss man also festhalten, dass der Abschäumer das essenzielle Filtersystem für ein funktionierendes Aquariensystem ist!

Trotz eines guten Abschäumers kann es in einigen Fällen zur Anreicherung von Nitrat und Phosphat kommen. Mögliche Ursachen sind:

• Falsche Einstellung und fehlende Wartung des Abschäumers

• Zu hoher Fischbesatz und damit einhergehend eine sehr starke Fütterung (Siehe auch hier)

• Falsche Aufbereitung des Futters (Siehe auch hier)

• Falsche Fütterungsstrategie (Siehe auch hier)

• Die Verwendung biologischer Filter (Siehe auch hier)

• Stark verunreinigtes Ausgangswasser (Siehe auch hier)

• Starke externe Phosphatquellen wie frisches Füllmaterial (Korallengrus) für Kalkreaktoren (Siehe auch ab hier)

Beleuchtung

Eine qualitativ hochwertige Beleuchtung ist für jedes Korallenriffaquarium eine absolute Notwendigkeit.

Neben der ästhetischen Funktion für den Betrachter hat die Beleuchtung eine wichtige biologische Aufgabe für viele sessile Wirbellose. Nahezu alle von uns gepflegten Korallen gehören zu den sogenannten zooxanthellaten Arten. Diese kultivieren in ihrem Gewebe einzellige Algen der Gattung Gymnodinium (Zooxanthellen). Das Zusammenleben ist für beide Seiten von großem Nutzen und überlebenswichtig. Die Korallen erhalten von den Zooxanthellen organische Nährstoffe, die jene Algen über die Fotosynthese mithilfe des Lichtes produziert haben. Die Nährstoffe decken einen Großteil des Energiebedarfs der Korallen ab, sodass diese kaum von anderen Nährstoffquellen wie Plankton und im Wasser gelösten organischen Verbindungen abhängig sind. Aber die Korallen ziehen noch einen weiteren Nutzen aus der engen Symbiose. Steinkorallen besitzen ein massives Skelett aus Kalziumkarbonat. Leder- und Weichkorallen haben ebenfalls Skelettelemente aus Kalk. Eine schnelle Produktion des Kalkskeletts gelingt jedoch nur durch die Symbiose mit den Zooxanthellen. Vereinfacht ausgedrückt kann man sagen, dass die symbiotischen Algen im Korallengewebe Hydrogenkarbonat verbrauchen, wodurch Kalziumkarbonat als Festsubstanz in Form des Kalkskeletts oder der Kalknadeln ausfällt. In Abwesenheit der symbiotischen Algen wäre die Kalkbildungsrate vieler, insbesondere verzweigt wachsender Arten deutlich niedriger, wie ein Vergleich mit azooxanthellaten Arten (= Korallen, die nicht in Assoziation mit symbiotischen Algen leben) zeigt (OREJAS et al. 2011). Somit verschaffen sich Korallen mit symbiotischen Algen einen deutlichen Wachstums- und Überlebensvorteil gegenüber Raumkonkurrenten, denen symbiotische Algen fehlen.

Präparierte Kalkskelette einer Wunderkoralle (Catalaphyllia jardinei; links: Trockengewicht 167 g) und einer Geweihkoralle (Acropora sp.; rechts: Trockengewicht 47 g). Die schnelle Produktion des Kalkskelettes ist nur aufgrund der engen Endosymbiose der Koralle mit den Zooxanthellen möglich.

Auch für die Zooxanthellen liegt der Vorteil dieser Symbiose auf der Hand. Zum einen leben sie im Gegensatz zu ihren Verwandten im Freiwasser im Korallenpolypen geschützt vor Fressfeinden, zum anderen werden sie von ihrem Partner ausreichend mit Nährstoffen wie Nitrat und Phosphat sowie einer Kohlenstoffquelle (dem Hydrogenkarbonat) versorgt.

Um dieses Zusammenspiel auch im Korallenriffaquarium funktionieren zu lassen, benötigen wir eine hervorragende Beleuchtung. Hierfür konnte man bis vor Kurzem auf zwei verschiedene Leuchtmittel-Technologien zurückgreifen: HQI-Brenner und T5-Leuchtstoffröhren. In den letzten Jahren begann jedoch auch die LED-Beleuchtungstechnologie, langsam in die Meerwasseraquaristik Einzug zu halten und bietet sich somit als dritte Alternative an.

Die Stärke der Beleuchtung eines Aquariums hängt von dessen Besatz und Höhe ab. Verallgemeinert kann man sagen, dass die Beleuchtungsstärke (ausgedrückt in der Wattzahl des Leuchtmittels)

➊ umso größer sein muss, je höher das Aquarium ist

und dass

➋ Aquarien mit riffbildenden Steinkorallen stärker beleuchtet werden müssen als solche mit Leder- und Weichkorallenbesatz. Diese wiederum müssen stärker beleuchtet werden als reine Fischaquarien.

Im Fall der HQI-Beleuchtung gilt die Faustregel, dass für Aquarien mit lichtbedürftigen Leder-, Horn- und Steinkorallen der Einsatz eines 250-W-HQI-Strahlers in Verbindung mit einem geeigneten Reflektor für eine Oberfläche von maximal 80 x 80 cm bei einer Wassersäule von maximal 60 cm Höhe ausreicht. Bei höheren Aquarien (z. B. 80 cm) muss man häufig zu 400-W-Strahlern greifen, bei flacheren Becken (z. B. 50 cm Höhe) können auch 150-W-Strahler ausreichend sein (BROCKMANN 2011a). Für T5-Röhren gilt, dass Riffaquarien mit einer Größe von 120–140 x 50 x 50 cm (L x B x H), in denen zooxanthellate Korallen gepflegt werden sollen, mit mindestens vier T5-Leuchtstofflampen in einer Länge von 115 cm mit jeweils 54 Watt beleuchtet werden sollten.

Wichtig ist außerdem die Lichtfarbe des Leuchtmittels. Sowohl bei HQI-Strahlern als auch bei T5-Leuchtstofflampen hat sich als Standard die Lichtfarbe 10.000 K etabliert. Diese Grundbeleuchtung wird mit rein blauen oder aktinisch-blauen Leuchtmitteln in der Regel in Form von 1–2 T5-Leuchtstoffröhren kombiniert (BROCKMANN 2011a). Weiterhin darf man nicht vergessen, dass HQI-Brenner und T5-Leuchtstoffröhren altern und sich dabei sowohl die Lichtfarbe als auch die Lichtausbeute verschlechtern. Sie müssen daher regelmäßig alle 9–12 Monate ausgewechselt werden. Allerdings sollten nicht alle Leuchtmittel gleichzeitig ausgetauscht werden, da dies zu Lichtschocks bei den sessilen Wirbellosen führen kann. Ein sukzessiver Austausch über zwei bis drei Wochen ist unbedingt empfehlenswert.

Von im Aquarium auftretenden Problemen können vor allem die folgenden in Verbindung mit der Beleuchtung stehen:

Leder-, Horn- und Weichkorallen schließen sich

das Gewebe kleinpolypiger Steinkorallen stirbt von den Astspitzen ausgehend zunächst an der lichtzugewandten Seite ab (Siehe auch hier)

Schleichender Geweberückgang bei kleinpolypigen Steinkorallen

Gewebe großpolypiger Steinkoralle schrumpft

zooxanthellate Leder- und Weichkorallen öffnen sich zunächst nicht mehr und werden immer kleiner

Tridacna-Riesenmuscheln verlieren ihre Farbigkeit und zeigen einen schlechten Allgemeinzustand.

Verstärkt auftretender Algenwuchs (Siehe auch hier)

Wie man oben sieht, können bei oberflächlicher Betrachtungsweise zu starke bzw. falsche (Fall 1) und zu schwache (Fall 5) Beleuchtung die gleichen Auswirkungen auf die Wirbellosen haben. Zur genauen Differenzierung und zu geeigneten Gegenmaßnahmen sei auf die zitierten Seiten verwiesen.

Leuchtmittel altern und müssen regelmäßig alle 9–12 Monate ausgetauscht werden. Um Lichtschocks zu vermeiden, empfiehlt sich ein sukzessiver Wechsel über einige Wochen. Zur besseren Kontrolle des Austausches kann man das jeweilige Datum z. B. an dem Lampengehäuse notieren.

Zooxanthellate Steinkorallen wie diese Acropora sp. gedeihen am besten in dem engen Temperaturintervall von 24–26 °C. Steigt die Temperatur auf den kritischen Wert von 29/30 °C kommt es zum Phänomen der Korallenbleiche. Fallen die Werte auf 20 °C und darunter, sterben die Korallen ebenfalls ab.

Heizung und Kühlung

Die optimale Temperatur in einem tropischen Riffaquarium liegt zwischen 24 und 26 °C. Höhere und niedrigere Werte sollten vermieden werden. Zwar halten Fische und Korallen Temperaturen bis 29 °C aus, allerdings sinkt der Sauerstoffgehalt des Meerwassers bei diesen Werten schon beträchtlich, was für Fische und Wirbellose nicht nur vermehrten Stress, sondern auch einen erhöhten Stoffwechsel bedeutet. So beträgt der Sauerstoffgehalt im Meerwasser (Salinität 34,3 ‰) bei 24 °C rund 6,93 mg/l, bei 30 °C dagegen nur noch 6,26 mg/l (SPOTTE 1979) – die kritische Sauerstoffkonzentration, bei der Fische gerade noch überleben können, liegt bei etwa 4 mg/l. Auch können einige Steinkorallenarten bei Temperaturen von 29 °C beginnen auszubleichen (BROCKMANN 2011a). Bei diesem Ausbleichen (dem Coral Bleaching) stoßen die Korallen ihre Zooxanthellen aus, woduch sie weiß werden. Wie auf hier beschrieben, bedeutet dies aufgrund der großen energetischen Abhängigkeit der Korallen von ihren symbiotischen Algen in vielen Fällen das Todesurteil für die sessilen Wirbellosen. Ab 30 °C ist auf jeden Fall mit dem Ausbleichen insbesondere der kleinpolypigen Steinkorallen zu rechnen. Ein Temperaturanstieg über die kritische Marke von 29/30 °C ist daher unbedingt zu vermeiden.

Auch ein längerer Temperaturabfall unter 24 °C muss vermieden werden. Zwar tolerieren die meisten Fische kurzzeitig niedrigere Temperaturen, viele Wirbellose reagieren darauf aber äußerst empfindlich. Hierzu gehören nach meinen Erfahrungen auch die Riesenmuscheln aus der Familie Tridacnidae, die – einmal unterkühlt – kaum noch am Leben zu erhalten sind.

Riesenmuscheln der Familie Tridacnidae reagieren sehr empfindlich auf zu niedrige Temperaturen.

Das Temperaturintervall von 24–26 °C kann man mithilfe entsprechender Heizungen sehr gut einstellen und kontrollieren. Die allermeisten Meerwasseraquarien benötigen dagegen kein Kühlaggregat, um zu hohe Temperaturen zu vermeiden. Besteht aber die Gefahr, dass während der heißen Sommermonate die Temperatur regelmäßig einen kritischen Wert erreicht, wird man um die Anschaffung eines entsprechenden Kühlsystems nicht vorbeikommen (siehe hierzu auch hier).

Zwei Erscheinungsbilder kann man im Aquarium mit einer zu hohen oder zu niedrigen Temperatur in Verbindung bringen:

1. Die Polypen kleinpolypiger Steinkorallen bleiben geschlossen und zuerst einige kleinere, später große Bereiche des Korallenstocks bleichen aus (Siehe auch ab hier und ab hier).

2. Niedrige Aktivität der Fische; Wirbellose scheinen aus unerklärlichen Gründen zu kümmern und sterben (Siehe auch hier).

Strömung

Die meisten von uns gepflegten Korallen und Fische stammen aus Riffbiotopen, in denen eine sehr starke, vielfach turbulente Strömung herrscht. Andererseits gibt es aber auch einige in der Meerwasseraquaristik sehr populäre Arten wie die Wulstkoralle Trachyphyllia geoffroyi oder Acanthophyllia deshayesiana, die eine solche starke Strömung nicht vertragen.

Ziel muss es also sein, den von uns gepflegten Wirbellosen und Fischen die jeweils artgerechten Strömungsbedingungen zu bieten. Dies erreichen wir mit mehreren Strömungspumpen, die im Aquarium untergebracht werden. Anzahl und Leistung der Pumpen sind abhängig vom gepflegten Tierbesatz und der Beckengröße. Als Richtwert für das Riffaquarium gilt, dass mindestens das 10- bis 15-Fache des Becken volumens pro Stunde umgewälzt werden sollte. Für 300-l-Aquarien benötigt man also Strömungspumpen mit einer Gesamtleistung von 3.000–4.500 l pro Stunde (BROCKMANN 2011a). Hierbei nicht mitgerechnet werden Pumpen, die den Filter mit Wasser versorgen oder das Wasser aus der Filteranlage zurück ins Aquarium transportieren. Es empfiehlt sich, die benötigte Leistung auf mehrere Pumpen zu verteilen, die an unterschiedlichen Standorten im Aquarium platziert werden. Dadurch kann man sehr schön die verschiedenen Strömungsbedingungen von ganz schwach bis turbulent simulieren, die in einem Korallenriff herrschen.

Die Einstellung der richtigen Strömungsbedingungen hat einen großen Einfluss auf den Pflegeerfolg bei Korallen. Als Faustregel gilt, dass kleinpolypige Steinkorallen (oben Acropora sp.) eine starke, viele großpolypige Steinkorallen (unten Acanthophyllia deshayesiana) dagegen eine eher mäßige Strömung benötigen.

Dies sind jedoch lediglich Richtwerte, die für viele Tiere optimiert werden müssen. In der Regel wird man dabei so vorgehen, dass man die sessilen Wirbellosen an Stellen im Aquarium unterbringt, die ihren natürlichen Bedürfnissen am ehesten entsprechen. Man wird also beim Neueinsetzen von Korallen nur selten die Pumpen und die Strömungsrichtungen im Aquarium verändern, denn dies hätte mit Sicherheit Auswirkungen auf die bereits im Aquarium gepflegten Tiere. Vielmehr sollten Sie einen geeigneten Siedlungsort für die neue Koralle im Aquarium suchen, und falls dieser nach ein paar Tagen nicht geeignet scheint, die Koralle umsetzen.

Zahlreiche Probleme in Meerwasseraquarien können mit der Strömung in Zusammenhang gebracht werden. Zu den vier Grundproblemen zählen:

Nachlassende Strömungsstärke (Siehe auch ab hier)

• Großpolypige Steinkorallen expandieren ihr Gewebe nicht richtig und zeigen Verletzungen (Siehe auch ab hier).

• Horn- und Lederkorallen können sich nicht vollständig „häuten“ und weisen Fäulniserscheinungen im Gewebe auf (Siehe auch hier).

• Leder-, Weich-, Horn- und kleinpolypige Steinkorallen zeigen nur ein schwaches Polypenbild oder öffnen ihre Polypen nicht (Siehe auch hier und hier).

Auch im Fall der Strömung wird deutlich, dass gegensätzliche Ursachen, nämlich eine zu starke Strömung und eine falsche Strömungsrichtung (Fall 2) oder eine zu schwache Strömung (Fälle 3 und 4), zum gleichen Erscheinungsbild bei Korallen führen können.

Optimale Wasserparameter

Chrysiptera talboti sucht eine Putzstation von Weißband Putzergarnelen (Lysmata amboinensis) in einem Riffaquarium auf. Die Pflege solcher Gemeinschaften gelingt nur bei optimalen Wasserparametern.

Neben einer optimalen technischen Ausstattung sind exzellente Wasserparameter Grundlage eines jeden funktionierenden Aquariensystems. Wasserwerte, die auf jeden Fall zu beachten und regelmäßig zu testen sind, sind nachfolgend aufgeführt. Eine tabellarische Zusammenfassung der optimalen Wasserwerte findet sich auf hier.

Dichte

Der optimale Dichtebereich für ein Korallenriffaquarium liegt bei 1,022–1,024 g/ml (bei 25 ºC). Man beachte die Temperaturabhängigkeit der Dichte! Daher muss die Dichte immer bei der Temperatur gemessen werden, bei der das Aquarium gerade betrieben wird. Die Dichte sollte wöchentlich überprüft werden. Folgende biologische Anzeichen können auf eine falsche Dichte hinweisen:

Die Gewöhnung neuer Wirbelloser an das Aquariensystem ist schwierig. Insbesondere Garnelen (z. B. die Indopazifi Weißbandputzergarnele, Lysmata amboinensis) reagieren sehr empfindlich auf falsche Dichten (Siehe auch hier).

Langsames Degenerieren des Polypengewebes von Steinkorallen (Siehe auch ab hier und hier).

Verstärkter Algenwuchs (Siehe auch ab hier)

pH-Wert

Der pH-Wert wird tageszeitliche Schwankungen von 7,8–8,5 aufweisen. Dies ist kein Grund zur Besorgnis, sondern normal. Bei Verwendung von Kalkreaktoren kann er während der Dunkelphase auch schon einmal auf 7,6 abfallen, ohne dass dies Probleme für die Wirbellosen und Fische bedeutet. Der pH-Wert sollte im Regelfall alle 14 Tage überprüft werden. Sinnvoll ist es, zu unterschiedlichen Tageszeiten zu messen, um den Verlauf der Schwankungen verfolgen zu können. Bei Werten unter 7,6 oder über 8,5 sind entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Es gibt mehrere Gründe, warum ein pH-Wert schnell abfallen oder zu hoch sein kann. Hierzu zählen:

Unsachgemäße Verwendung von Salzsäure zum Abtöten von Glasrosen oder anderen Plagegeistern (Siehe auch hier)

Falsche Kohlendioxid-Dosierung in den Kalkreaktor (Siehe auch ab hier)

Unsachgemäße Verwendung von Kalkwasser oder Kalkmilch zum Abtöten von Feueranemonen oder anderen Plagegeistern (Siehe auch ab hier und ab hier)

Zu starker Algenwuchs (Siehe auch hier)

Kalziumgehalt

Die optimale Kalziumkonzentration in einem Meerwasseraquarium liegt bei 420 mg/l. Sie ist insbesondere in Riffaquarien regelmäßig etwa alle zwei Wochen zu überprüfen und gegebenenfalls mit einer entsprechenden Methode (Kalkwasser, Kalziumchlorid/Natriumhydrogenkarbonat, Kalkreaktor, hier) auf den genannten Wert einzustellen (BROCKMANN & Nilsen 1995a, 1995b). Der Grund für ein starkes Absinken der Kalziumkonzentration ist vor allem der Einbau dieses Elements in Form von Kalk in das Skelett der sessilen Wirbellosen und Kalkalgen. Stärkste Verbraucher sind die kleinpolypigen Steinkorallen.

Karbonathärte

Nur unter optimalen Wasserparametern gedeihen empfindliche Steinkorallen wie diese Wulstkorallen (Trachyphyllia geoffroyi).

Die Karbonathärte sollte im Regelfall zwischen 7 und 10 ºKH liegen. Eine Überprüfung ist bei Verwendung eines Kalkreaktors mindestens wöchentlich, ansonsten wenigstens alle zwei Wochen nötig. Werte um 5 ºKH oder darunter können aufgrund der verminderten Pufferkapazität des Aquarienwassers kritisch sein. Man findet sie häufig in Aquarien, die intensiv mit Kalkwasser betrieben werden (hier). Auch zu hohe Karbonathärten sind zu vermeiden. Bei Werten um 15 ºKH werden kleinpolypige Steinkorallen zunächst dunkelbraun und sterben danach ab.

Gründe für eine zu hohe Karbonathärte können z. B. sein:

Zu starke Kohlendioxid-Dosierung in den Kalkreaktor (Siehe auch hier)

Unsachgemäße Anwendung von Natriumhydrogenkarbonat (Siehe auch hier und hier)

Nitrat- Konzentration

Nitrat ist das Endprodukt der Nitrifikation (BROCKMANN