Der imperiale Sternzerstörer bewegte sich lautlos durch die Dunkelheit des Raums, die Beleuchtung gedämpft, die riesigen Sublichtantriebe loderten hell.
Der Mann, der auf der Kommandogalerie stand, konnte das Grollen dieser Triebwerke in seinen Füßen spüren, während er den leisen Stimmen aus dem Besatzungsbereich unter sich lauschte. Seine Leute klangen besorgt, so besorgt, wie er sich selbst fühlte.
Wenn auch aus vollkommen anderen Gründen. Für ihn war das hier eine persönliche Angelegenheit, die Frustration eines Fachmanns, der sich mit fehlbaren Geschöpfen und den Launen eines Universums herumschlagen musste, das nicht immer den theoretischen Vorstellungen, was gut und angemessen wäre, entsprach. Es war zu einem Fehler gekommen, vielleicht zu einem schwer wiegenden Fehler. Und wie immer in solchen Fällen würde das unangenehme Folgen haben.
Aus der Mannschaftsgrube an Steuerbord erklang ein leiser Fluch, und er seufzte. Das alles zählte für die Besatzung des Sternzerstörers nicht. Ihre Sorgen drehten sich einzig um ihre Leistung und darum, ob sie am Ende der Reise ein Schultertätscheln oder einen Tritt in den Hintern erhalten würden.
Oder vielleicht machten sie sich Gedanken, ob die Sublicht-triebwerke explodieren würden. Auf diesem Schiff wusste man nie.
Er wandte den Blick von der Großartigkeit der Sternenlandschaft ab und richtete seine Aufmerksamkeit ein Stück weiter nach unten auf den Bug des Sternzerstörers, der sich länger als einen Kilometer vor ihm erstreckte. Er konnte sich an Zeiten erinnern, in denen schon der Anblick eines dieser Schiffe selbst die mutigsten Kämpfer und die arrogantesten Schmuggler schaudern ließ.
Aber diese Tage waren vorüber, hoffentlich für immer. Das Imperium hatte sich verändert, obwohl viele in der Neuen Republik sich selbstverständlich immer noch weigerten, das zu glauben. Unter der straffen Führung von Oberbefehlshaber Pellaeon hatte das Imperium einen Vertrag mit der Neuen Republik unterzeichnet und war inzwischen nicht mehr gefährlicher als die Bothans oder der Korporationssektor.
Beinahe gegen seinen Willen lächelte er, als er über den langen Bug des Sternzerstörers hinwegschaute. Selbstverständlich hätte selbst in den alten Tagen des Imperiums dieses besondere Schiff mehr Erstaunen als Angst erweckt.
Es war schließlich nicht einfach, einen leuchtend roten Sternzerstörer ernst zu nehmen.
Hinter ihm, hörbar sogar über das Grollen der Triebwerke hinweg, erklang der schwere Schritt von Stiefeln. »Also gut, Karrde«, knurrte Booster Terrik und blieb neben ihm stehen. »Das Kom funktioniert wieder. Du kannst senden, was und wohin du willst.«
»Danke.« Talon Karrde wusste, dass es ungerecht wäre, Booster die Schuld am Zustand seiner Ausrüstung zu geben. Ein Imperialer Sternzerstörer war ein gewaltiges Schiff, vor allem, wenn Reparaturen anstanden, und Booster hatte nicht annähernd genug Leute, um diese Aufgabe angemessen zu erledigen.
»H’sishi?«, rief er. »Jetzt.«
[In Ordnung, Chef], erwiderte die Togorianerin von der Kom-Konsole aus, und ihr Fell plusterte sich ein wenig auf, als ihre Klauenfinger die Tasten berührten. [Übermittlung beendet. Soll ich jetzt beginnen, den Rest des Netzes zu alarmieren?]
»Ja«, sagte Karrde. »Danke.«
H’sishi nickte und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Anlage zu.
Damit hatte Karrde alles getan, was er im Augenblick tun konnte. Wieder blickte er auf zu den Sternen, verschränkte die Arme und versuchte angestrengt, die Geduld zu bewahren. »Es wird schon gut gehen«, murmelte Booster neben ihm. »In einer halben Stunde haben wir diesen Stern umkreist und können dann in den Hyperraum springen. In höchstens zwei Standardtagen werden wir im Domgrin-System sein.«
»Immer vorausgesetzt, der Hyperantrieb bricht nicht wieder zusammen.« Karrde winkte ab. »Tut mir leid, Ich bin einfach – ach, du verstehst das schon.«
»Sicher«, erwiderte Booster. »Aber entspann dich jetzt, ja? Wir reden hier immerhin von Luke und Mara und nicht von ein paar frisch geschlüpften neimoidianischen Larven. Die beiden sind nicht so leicht zu erschüttern.«
»Mag sein«, sagte Karrde. »Obwohl das selbst Jedi hin und wieder passieren kann.« Er schüttelte den Kopf. »Aber das ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass ich Mist gebaut habe. Ich mag es nicht, wenn das passiert.«
Booster zuckte mit den massiven Schultern. »Glaubst du denn, es geht uns anders?«, fragte er spitz. »Stell dich den Tatsachen, Karrde, und Tatsache Nummer eins ist, dass du einfach nicht jeden deiner Mitarbeiter persönlich kennen kannst.«
Karrde starrte hinaus auf den Bug des Schiffs, dessen fröhliches Rot ihm beinahe wie Hohn erschien. Aber Booster hatte Recht. Diese ganze Sache war ihnen einfach vollkommen über den Kopf gewachsen.
Er hatte bescheiden genug angefangen und nur angeboten, den Anführern der Neuen Republik und des Imperiums Informationen zu liefern, sodass jede Seite sicher sein konnte, dass die andere keine Ränke gegen sie schmiedete. Und in den ersten paar Jahren war das auch gut gegangen.
Der Ärger hatte begonnen, als die diversen Planeten- und Sektor-Regierungen innerhalb der Neuen Republik begriffen, wie nützlich seine Arbeit war, und ebenfalls darauf zurückgreifen wollten. Nachdem wegen des Caamas-Dokuments beinahe ein Bürgerkrieg ausgebrochen war, hatte sich Karrde wirklich nicht in der Lage gesehen, das abzulehnen, und hatte seine Operationen mit Erlaubnis seiner Kunden auf Coruscant und Bastion weiter ausgedehnt.
Was natürlich bedeutete, dass er mehr Personal brauchte. Im Grunde war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis erste Probleme auftauchten. Er wünschte sich nur, die Sache würde nicht ausgerechnet Luke und Mara betreffen. »Das mag sein«, sagte er nun zu Booster. »Aber selbst wenn ich nicht alles persönlich erledigen kann, ist es immer noch meine Verantwortung.«
»Ah«, sagte Booster wissend. »Es geht also um verletzten Stolz.«
Karrde sah seinen alten Freund an. »Booster, hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass deine Version von Mitgefühl wirklich nervtötend sein kann?«
»Ja, das Thema wurde ein- oder zweimal angeschnitten.« Booster grinste und schlug Karrde auf den Rücken. »Komm. Lass uns nach unten in den Transit-Korridor gehen, und ich gebe dir einen aus.«
»Immer vorausgesetzt, die Getränkespender funktionieren heute«, murmelte Karrde, als sie die Kommandogalerie entlanggingen.
»Na ja«, gab Booster zu. »Immer vorausgesetzt, sie funktionieren.«
Das hier, dachte Mara Jade Skywalker und trank einen Schluck, war zweifellos eine der seltsamsten Cantinas, in denen sie sich je aufgehalten hatte.
Zum Teil hing es vielleicht einfach mit dem Standort zusammen. Hier am Äußeren Rand entsprachen Kultur und Stil nicht unbedingt den Maßstäben von Coruscant und der übrigen Kernwelten. Das könnte die knallbunten Wandbehänge, die uralten Rohre neben den modernen Getränkespendern und die Hintergrunddekorationen aus polierten Droidenteilen erklären, die aus der Zeit vor dem Klonkrieg stammten.
Was die unzerbrechlichen Becher und den schweren Tisch mit der Steinplatte anging, an dem sie saß, so lieferten notdürftig reparierte Blasternarben an Wänden und Decke mehr als genug Erklärung. Wenn sich die Gäste während einer Schießerei unter die Tische duckten, wollten sie sicher, dass diese Tische auch angemessenen Schutz boten. Und sie würden auch keine Lust haben, inmitten von Scherben zu sitzen.
Aber es gab keine vernünftige Erklärung für die sehr laute, sehr dissonant klingende Musik.
Sie spürte einen Luftzug an ihrer Schulter, und ein untersetzter Mann drängte sich hinter ihr durch die Menge. »Entschuldigung«, schnaufte er, als er um den Tisch herumging und sich auf den Platz ihr gegenüber sacken ließ. »Geschäfte, Geschäfte, Geschäfte. Keinen Augenblick hat man seine Ruhe.«
»Kann ich mir vorstellen«, stimmte Mara zu. Er konnte sie nicht täuschen; selbst ohne ihre Machtempfindsamkeit hätte sie die Verstohlenheit hinter dem Getue erkannt. Jeff Huxley, Meisterschmuggler und einer der kleineren Schrecken des Äußeren Rands, hatte etwas Unangenehmes im Sinn.
Die einzige Frage war nur, wie unangenehm es werden würde.
»Ja, es ist einfach verrückt«, fuhr Huxley fort und schlürfte lautstark das Getränk, das er stehen gelassen hatte, als ihn eine mysteriöse Angelegenheit von diesem Tisch wegrief. »Sie kennen das selbstverständlich. Oder zumindest kannten Sie es einmal.« Er starrte sie über den Rand des Bechers an. »Was ist daran so komisch?«
»Ach, nichts«, sagte Mara, verkniff sich aber das Lächeln nicht, das Huxleys Misstrauen erregt hatte. »Ich dachte nur gerade daran, was für ein vertrauensseliger Mensch Sie doch sind.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte er stirnrunzelnd.
»Ihr Getränk.« Mara deutete mit ihrem Becher darauf. »Sie gehen weg und lassen es hier stehen, und dann kommen Sie wieder und kippen es herunter, ohne sich einen Augenblick zu fragen, ob ich vielleicht etwas reingetan habe.«
Huxley schürzte die Lippen, und durch die Macht spürte Mara eine Spur seines Unbehagens. Er hatte sich wegen des Getränks keine Gedanken gemacht, weil sie während seiner Abwesenheit unter strenger Überwachung gestanden hatte. Aber das durfte er sie natürlich nicht wissen lassen. »Also gut«, sagte er und knallte den Becher wieder auf den Tisch. »Keine Spielchen mehr. Warum sind Sie hier?«
Mara wusste, dass es bei einem Mann wie Huxley keinen Sinn hatte, etwas zu beschönigen. »Ich bin im Auftrag von Talon Karrde hier«, sagte sie. »Er hat mich gebeten, Ihnen für Ihre Hilfe und die Ihrer Organisation in den letzten zehn Jahren zu danken und Sie zu informieren, dass Ihre Dienste nicht mehr benötigt werden.«
Huxley zuckte nicht einmal mit der Wimper. Offensichtlich hatte er schon angenommen, dass so etwas geschehen würde. »Von wann an?«, fragte er.
»Von jetzt an«, sagte Mara. »Danke für das Getränk. Ich muss mich wieder auf den Weg machen.«
»Nicht so schnell«, sagte Huxley und hob die Hand.
Mara erstarrte halb im Aufstehen. Drei Männer hinter Huxley, die sich bisher an der Theke scheinbar um ihre eigenen Angelegenheiten gekümmert hatten, hatten plötzlich Blaster in der Hand. Blaster, die – wenig überraschend – auf Mara gerichtet waren. »Setzen Sie sich«, befahl er.
Vorsichtig setzte sich Mara wieder hin. »Gibt es noch etwas?«, fragte sie freundlich.
Huxley gestikulierte erneut, diesmal nachdrücklicher, und die laute Musik verstummte, ebenso wie alle Gespräche. »Das ist es also?«, fragte er. Er sprach leise, aber in der plötzlichen Stille schien selbst das von den Wänden widerzuhallen. »Karrde lässt uns fallen. Einfach so?«
»Ich nehme an, Sie lesen die Nachrichten«, sagte Mara immer noch betont ruhig. Rings um sich her spürte sie einheitliche Feindseligkeit. Huxley hatte die Tische offenbar mit Freunden und Geschäftspartnern besetzt. »Karrde zieht sich aus der Schmuggelbranche zurück. Damit hat er schon vor drei Jahren begonnen. Er benötigt Ihre Dienste nicht mehr.«
»Er vielleicht nicht«, schnaubte Huxley »Aber was ist mit dem, was wir brauchen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Mara. »Was brauchen Sie denn?«
»Vielleicht erinnern Sie sich nicht mehr daran, wie es am Äußeren Rand zugeht, Jade«, sagte Huxley und beugte sich über den Tisch auf sie zu. »Hier draußen teilt man die Dinge nicht so auf. Man arbeitet für eine einzige Gruppe, oder man arbeitet überhaupt nicht. Wir haben unsere Himmelsbrücken schon vor Jahren hinter uns abgebrochen, als wir anfingen, für Karrde zu arbeiten. Was sollen wir machen, wenn er sich zurückzieht?«
»Andere Arrangements treffen, denke ich mal«, sagte Mara. »Sie müssen doch gewusst haben, was passieren wird. Karrde hat kein Geheimnis daraus gemacht, in welche Richtung sich die Dinge entwickeln.«
»Pah«, sagte Huxley verächtlich. »Als ob irgendwer wirklich geglaubt hätte, dass er ehrlich wird.« Er richtete sich auf. »Sie wollen wissen, was wir brauchen? Also gut. Wir brauchen etwas, das uns über die Runden bringt, bis wir mit einem anderen Auftraggeber ins Geschäft kommen können.«
Das war es also: Er verlangte schlicht und ergreifend Geld. Subtil konnte man das wirklich nicht nennen. »Wie viel?«, fragte sie.
»Fünfhunderttausend.« Seine Lippe zuckte leicht. »In Barcredits.«
Mara zuckte nicht mit der Wimper. Sie war auf so etwas vorbereitet gewesen, aber diese Summe war vollkommen absurd. »Und wo genau soll ich diese kleine Finanzspritze hernehmen?«, fragte sie. »Ich habe nicht so viel Kleingeld dabei.«
»Keine Spielchen«, knurrte Huxley. »Sie wissen ebenso gut wie ich, dass Karrde für diesen Sektor eine Verrechnungsstelle auf Gonmore hat. Die verfügt über alle Credits, die wir brauchen.«
Er griff in die Tasche und holte einen Blaster heraus. »Sie werden sich mit ihnen in Verbindung setzen und ihnen sagen, dass sie das Geld herbringen sollen«, sagte er und richtete die Waffe auf ihr Gesicht. »Eine halbe Million. Sofort.«
»Tatsächlich.« Mara drehte den Kopf lässig, um sich umzusehen, wobei sie sorgfältig darauf achtete, die Hände auf dem Tisch zu lassen. Die meisten Gäste der Cantina, die keine Schmuggler waren, hatten sich bereits stillschweigend abgesetzt oder in den hinteren Teil der Kneipe verzogen, um sich so gut wie möglich aus der Schusslinie zu halten. Beunruhigender war die Gruppe von etwa zwanzig Personen, Menschen und Nichtmenschen, die sich in einem Halbkreis hinter ihr aufgestellt hatten und alle ihre Waffen auf ihren Rücken richteten.
Von allen ging deutliches Misstrauen aus, stellte sie mit gewisser Bosheit fest. Ihr Ruf war ihr offenbar vorausgeeilt. »Sie schmeißen interessante Partys, Huxley«, sagte sie und wandte sich wieder dem Schmuggler zu. »Aber Sie denken doch sicher nicht wirklich, dass Sie mit einer Jedi fertigwerden können, oder?«
Huxley lächelte. Ein sehr böses Lächeln. Ein überraschend böses Lächeln, wenn man die Umstände bedachte. »Doch, genau das denke ich.« Er hob die Stimme. »Bats?«
Einen Augenblick war alles still. Mara dehnte ihre Wahrnehmung in der Macht aus, konnte aber nur die plötzlich wachsende Erwartung der Menge spüren.
Dann war von schräg rechts hinten das Knarren von Maschinen zu hören. Ein Teil des Bodens in einem schlecht beleuchteten Bereich am Ende der Theke begann, sich schwerfällig in Richtung Decke zu heben, und bald schon sah man einen offenen Fässerlift aus dem Vorratskeller darunter kommen. Auf der Liftplattform schien sich etwas Metallisches zu befinden, dessen Schimmer von der Patina des Alters getrübt wurde.
Mara kniff die Augen zusammen und versuchte, in dem trüben Licht besser sehen zu können. Das Ding war groß und schmal und hatte Arme, die an den Seiten vorstanden, was ihm trotz des offensichtlichen mechanischen Ursprungs eine annähernd humanoide Silhouette verlieh. Der Entwurf wirkte vage vertraut, aber in den ersten paar Sekunden konnte sie ihn nicht einordnen. Der Fahrstuhl kam höher, und man sah hüftknochenähnliche Vorsprünge am unteren Ende eines lang gezogenen Torsos und schließlich drei Beine, die sich nach außen krümmten.
Dann fiel es ihr plötzlich ein.
Das Ding war ein Droideka aus der Zeit vor den Klonkriegen – einer dieser Zerstörerdroiden, die einmal der Stolz der Handelsföderation gewesen waren.
Sie schaute wieder Huxley an und stellte fest, dass sein Lächeln zu einem Grinsen geworden war. »Genau, Jade«, sagte er höhnisch. »Meine eigenen Kampfdroiden, die garantiert sogar einen Jedi wegschießen. Ich wette, Sie hätten nie erwartet, hier einen von denen zu sehen.«
»Nicht wirklich, nein«, gab Mara zu und betrachtete den Droideka mit geübtem Auge, während der Fahrstuhl endlich die Höhe des Fußbodens erreichte und ächzend zum Stehen kam. Der Droide war vollkommen aufgefaltet und in Kampfhaltung erschienen, statt zu der kompakteren Radform aufgerollt zu sein. Das konnte bedeuten, dass er nicht mehr voll manövrierfähig war.
Bedeutete es auch, dass er seine Waffen nicht ausrichten konnte? Vorsichtig lehnte sie sich ein wenig zurück.
Einen Augenblick lang geschah nichts. Dann zuckte der linke Arm des Droideka, und die Zwillingsblaster änderten den Winkel, um sich Maras Bewegung anzupassen.
Also konnten die Waffen tatsächlich ein Ziel verfolgen, aber sie wurden offenbar manuell ferngesteuert und nicht von einem Zentralcomputer oder etwas, das sich in dem Droiden selbst befand. Im trüben Licht konnte Mara nicht erkennen, ob der eingebaute Deflektorschild funktionierte oder nicht, aber das zählte beinahe nicht mehr. Das Ding war bewaffnet, gepanzert und richtete die Waffen direkt auf sie.
Huxley hatte Recht. Selbst die Jedi hatten sich in den alten Tagen bemüht, Kämpfen gegen diese Dinger auszuweichen.
»Aber das hätte ich selbstverständlich tun sollen«, fuhr sie fort und sah wieder Huxley an. »Es wimmelt hier schließlich nur so von alten Droidenteilen. Es wäre zu erwarten gewesen, dass jemand genug davon gesammelt hat, um eine brauchbare Kopie eines Droideka herzustellen, um die Leute damit zu erschrecken.«
Huxleys Blick wurde kälter. »Wenn Sie irgendwas versuchen, werden Sie schon sehen, wie gut diese Kopie ist.« Er warf einen Blick zu den Beobachtern rechts von ihm und entdeckte jemanden in der Menge. »Du da – Sinker!«
Ein Junge von etwa sechzehn löste sich aus der Gruppe älterer Männer. »Ja, Sir?«
Huxley deutete auf Mara. »Nimm ihr das Lichtschwert ab.«
Der Junge starrte Mara an. »Ihr … ihr …«
»Bist du taub?«, fauchte Huxley. »Wovor fürchtest du dich?«
Sinker sah aus, als wollte er etwas sagen, warf Mara dann einen verstohlenen Blick zu, schluckte sichtbar und kam zögernd nach vorn. Mara sah ihm mit ausdrucksloser Miene entgegen und registrierte, dass er mit jedem Schritt nervöser wurde. »Äh … es … es tut mir leid, Ma’am, aber …«
»Nimm es einfach!«, bellte Huxley.
Mit einer einzigen verzweifelten Bewegung beugte Sinker sich vor, hakte das Lichtschwert von Maras Gürtel und zog sich rückwärts damit zurück. »Da«, sagte Huxley sarkastisch. »Das war doch gar nicht so schwer, oder?«
»Aber auch nicht besonders nützlich«, sagte Mara. »Glauben Sie, mehr braucht es nicht, um eine Jedi aufzuhalten? Ihr das Lichtschwert abzunehmen?«
»Es ist ein Anfang«, erwiderte Huxley.
Mara schüttelte den Kopf. »Es ist nicht mal das.« Mit einem Blick zu Sinker verband sie sich mit der Macht.
Plötzlich erwachte das Lichtschwert in seiner Hand zum Leben.
Sinkers erschrockener Aufschrei wurde überwiegend von dem Zischen übertönt, als die leuchtend blaue Klinge aufglühte. Mara fand es überraschend, dass der Junge die Klinge nicht fallen ließ und davonlief, sondern mit dem Schwert in der Hand stehen blieb. »Sinker, was zum Frost machst du da?«, fauchte Huxley. »Das ist kein Spielzeug.«
»Ich habe nichts getan«, widersprach Sinker, und seine Stimme war nun etwa eine Oktave höher als zuvor.
»Er hat Recht«, bestätigte Mara, als Huxley Luft holte, um erneut loszubrüllen. »Das hier tut er auch nicht.«
Wieder erfasste sie das Lichtschwert mit der Macht und ließ es sich in Sinkers Griff hin und her bewegen. Der Junge bewegte sich mit ihm und klammerte sich so entschlossen daran wie jemand, der sich plötzlich auf einem wütenden Acklay wiederfindet und nicht weiß, wie er absteigen soll.
Der Rest der Menge fühlte sich wahrscheinlich ganz ähnlich. In den ersten paar Sekunden hatten alle hektisch versucht, der Waffe auszuweichen, die in Sinkers Händen wackelte wie ein Betrunkener. Nun waren die meisten in einigem Abstand stehen geblieben, obwohl ein paar der Klügeren offenbar den Schluss gezogen hatten, dass es an der Zeit war, endgültig zu verschwinden und sich auf die Ausgänge zubewegten. Der Rest beobachtete Sinker nervös und war bereit, wenn nötig noch weiter zurückzuweichen.
»Lassen Sie das, Jade«, zischte Huxley. Er lächelte nicht mehr. »Haben Sie mich gehört? Hören Sie auf damit.«
»Und was haben Sie vor, wenn ich das nicht tue?« Mara schwang das Lichtschwert weiter, während sie gleichzeitig Huxleys Blaster im Auge behielt. Die anderen würden nicht ohne einen Befehl oder unmittelbare Gefahr auf sie schießen, aber Huxley selbst könnte vergessen, worin seine Ziele und Prioritäten bestanden.
Es war das Risiko dennoch wert. Da alle Augen in der Cantina auf Sinker und sein ungehorsames Lichtschwert gerichtet waren, achtete niemand mehr auf den Droideka, der auf der anderen Seite des Raums reglos Wache hielt.
Und ganz bestimmt nicht auf den kaum sichtbaren Fleck leuchtend grünen Lichts, der einen Kreis um die gebogenen Beine des Droiden auf dem Fahrstuhlboden zog.
»Ich schieße Sie in eine Million Stücke, das werde ich tun«, erwiderte Huxley erbost. »Und jetzt lassen Sie ihn los, oder ich …«
Er kam nicht dazu, die Drohung zu beenden. Auf der anderen Seite des Raums brach mit dem plötzlichen Knirschen von überbeanspruchtem Metall ein Stück des Bodens ein, und der Droideka fiel scheppernd zurück in den Keller.
Huxley fuhr herum und schrie etwas Wütendes.
Der Schrei verstummte mitten in einem Schimpfwort. Aus dem Loch, in dem der Droideka verschwunden war, sprang eine schwarz gekleidete Gestalt. Sie hob den Zylinder, den sie in der Hand hielt, zu einem kurzen Gruß, und mit einem weiteren Zischen leuchtete eine grüne Lichtschwertklinge auf.
Huxley reagierte sofort und genau so, wie Mara es erwartet hatte. »Macht ihn fertig!«, brüllte er und zeigte auf den Mann in Schwarz.
Diesen Befehl brauchte er nicht zweimal zu geben. Von dem Halbkreis von Schützen hinter Mara ging ein gewaltiges Stakkato von Blasterfeuer aus. »Und Sie …«, fügte Huxley über den Lärm hinweg hinzu, richtete den Blaster wieder auf Mara und bog den Finger um den Auslöser.
Mara war bereits in Bewegung. Sie hatte sich halb erhoben, und nun packte sie den Rand der steinernen Tischplatte und zog sie hoch. Einen Sekundenbruchteil später prallte Huxleys Schuss an der Platte ab, um ein weiteres Loch in die Decke über ihr zu reißen. Mara hob die Platte noch ein wenig höher, und Huxley riss plötzlich die Augen noch weiter auf, als er erkannte, dass sie ihm das gesamte Gewicht in den Schoß kippen wollte, um ihn damit auf dem Stuhl festzuklemmen und schließlich zu Boden zu drücken.
Nur, dass er sich irrte. Noch während er hektisch vom Stuhl hochkam, um sich von dem stürzenden Tisch wegzubewegen, bevor es zu spät war, trat Mara ihren eigenen Stuhl aus dem Weg. Sie benutzte ihren Griff am Tisch als Drehpunkt, schwang die Beine darüber und kam ebenfalls auf Huxleys Seite.
Bei einem leichteren Tisch hätte das nicht funktioniert, und sie wäre einfach vor ihrem Stuhl auf dem Hinterteil gelandet, mit dem Tisch auf dem Schoß. Aber diese Platte war so massiv, dass ihre Trägheit es Mara ermöglichte, sich unter dem nun auf sie zurückkippenden Rand hervorzuschwingen, dort zu landen, wo der Tisch gestanden hatte, und die Hände wieder frei zu haben, bevor die Platte hinter ihr auf den Boden fiel.
Das brachte die schwere Tischplatte zwischen sie und die etwa zwanzig Blaster, die zuvor auf ihren Rücken gerichtet gewesen waren.
Huxley, immer noch vollkommen durcheinander, hatte nur noch Zeit, ein einziges Mal nach Luft zu schnappen, dann schlug Mara auch schon mit der linken Hand seine Waffenhand beiseite, packte ihn an der Hemdbrust und riss ihn mit sich in Deckung. Ihre rechte Hand zuckte in ihren linken Ärmel, holte die kleine Ärmelwaffe aus dem Holster und rammte Huxley die Mündung unters Kinn. »Sie kennen sich aus«, sagte sie. »Also los.«
Huxley, so etwas wie Entsetzen im Blick, holte tief Luft. »Huxlinge! Feuer einstellen! Feuer einstellen!«
Es kam zu einer Sekunde offensichtlicher Unsicherheit, dann schwiegen die Blaster. »Sehr gut«, sagte Mara. »Und nun Teil zwei.«
Huxleys Lippe zuckte. »Lasst die Waffen fallen«, knurrte er und öffnete selbst die Hand, um seinen Blaster auf den Boden fallen zu lassen. »Habt ihr mich gehört? Fallen lassen!«
Es gab eine weitere kurze Pause, dann erklang ein vielstimmiges Klappern, als die anderen es ihm nachtaten. Mara dehnte ihre Wahrnehmung aus, konnte aber keine Täuschung spüren. Huxley hatte sich vollkommen ergeben, und seine Bande zog es vor, seine Entscheidungen nicht zu hinterfragen. Sie drückte den Blaster weiter unter sein Kinn, stand auf und zog Huxley mit sich. Sie bedachte jedes der halb mürrischen, halb verängstigten Bandenmitglieder mit einem raschen Blick, nur um deutlich zu machen, wozu übereilte Heldentaten führen würden, dann wandte sie sich dem Mann in Schwarz zu, der auf sie zukam. »Hast du diesen Droideka denn nicht bemerkt, bevor Huxley ihn hochfuhr?«, fragte sie.
»O doch, das habe ich«, antwortete Luke Skywalker und schaltete sein Lichtschwert ab, behielt den Griff aber in der Hand.
»Und?«
Luke zuckte die Achseln. »Ich war neugierig, ob er noch funktionierte. Hat er?«
»Wir konnten keinen vollständigen Test durchführen«, sagte Mara. »Er sah aber nicht sonderlich beweglich aus, und ich nehme an, die Zielverfolgung erfolgte manuell und nicht automatisch. Aber schießen kann er wahrscheinlich gut.«
»Konnte er«, verbesserte Luke sie. »Er wird ein paar Reparaturen brauchen.«
»Das ist schon in Ordnung«, versicherte Mara ihm und steckte die Ärmelwaffe wieder in das versteckte Holster. »Huxleys Leute werden demnächst ein bisschen Zeit haben.«
Sie schubste Huxley von sich weg und ließ sein Hemd los. Er taumelte, dann fand er sein Gleichgewicht wieder. »Wir machen es folgendermaßen: Bevor ich gehe, lasse ich Ihnen zwanzigtausend auf Ihr Konto überschreiben. Nicht, weil Karrde Ihnen etwas schulden würde, sondern einfach als Dank für Ihre Jahre der Arbeit für seine Organisation.«
»Karrde hat wirklich ein weiches Herz«, fügte Luke hinzu.
»Er schon«, stimmte Mara zu. »Ich nicht. Sie werden es nehmen, damit glücklich sein und niemals mehr auch nur daran denken, einem von uns Ärger zu machen. Verstanden?«
Huxley sah aus wie jemand, der Droidenteile kauen musste, aber er nickte. »Verstanden«, murmelte er.
»Gut.« Mara wandte sich Sinker zu und streckte die Hand aus. »Mein Lichtschwert bitte.«
Sinker holte tief Luft und kam auf sie zu; das Lichtschwert in seiner Hand war immer noch aktiviert. Er streckte den Arm weit aus und reichte es ihr; sie nahm es, deaktivierte die Klinge und hängte es wieder an ihren Gürtel. »Danke.«
Auf der anderen Seite des Raums ging die Tür auf, und ein junger Mann kam hereingestürzt. Er machte zwei Schritte, bevor er wirklich bemerkte, was los war und blieb dann verwirrt stehen. »Äh … Chef?«, rief er mit einem Blick zu Huxley.
»Ich hoffe, es ist wichtig, Fisk«, warnte Huxley.
»Äh …« Fisk sah sich unsicher um. »Es ist … ich habe gerade eine Botschaft für jemanden namens Mara erhalten. Sie kam von …«
»Sie kam von Talon Karrde«, warf Luke ein. »Er will, dass Mara sich so bald wie möglich mit ihm an Bord der Errant Venture in Verbindung setzt, die sich …« Er kniff die Augen zusammen, als er durch den Raum zu dem Jungen hinschaute. »… im Domgrin-System befindet.«
Fisk riss den Mund ein wenig auf. »Äh … ja genau«, flüsterte er. »Das stimmt.«
»Ich weiß«, bestätigte Luke beinahe nebenbei. »Die Nachricht war nach Paspro-Fünf verschlüsselt. Das ist der Kode, der mit Usk-Herf-Enth anfängt – Sie kennen den Rest.«
Nun riss der junge Mann den Mund noch weiter auf. Er blinzelte einmal, dann nickte er.
»Dann sollten wir aufbrechen«, sagte Mara. Sie wollte um den Tisch herumgehen, blieb aber noch einmal stehen. »Noch etwas«, sagte sie mit einem weiteren Blick zu Huxley. »Ich heiße nicht mehr Jade. Ich heiße jetzt Jade Skywalker. Das hier ist mein Mann, Luke Skywalker. Der Jedi-Meister. Er kennt sich mit diesen Dingen besser aus als ich.«
»Ja«, murmelte Huxley und sah Luke an. »Ja, das habe ich begriffen.«
»Gut«, sagte Mara. »Auf Wiedersehen, Huxley.«
Sie und Luke gingen auf die Tür zu, und wie auf magische Weise öffnete sich ihnen eine weite Schneise in der Menge. Einen Augenblick später waren sie draußen in der kühlen Abendluft.
»Sehr beeindruckend«, stellte sie auf dem Weg zum Raumhafen fest, wo die Jadeschwert wartete. »Seit wann kannst du solche Einzelheiten aus dem Geist anderer herausholen?«
»Das ist nicht schwer, wenn man weiß, wie«, antwortete Luke vollkommen ernst.
»Mhm-mhm«, sagte Mara. »Lass mich raten. Karrde hat dir die gleiche Botschaft geschickt?«
Luke nickte. »Ich habe sie direkt vom Schiff erhalten, als ich mich in diesem Vorratskeller umsah.«
»Das dachte ich mir«, sagte Mara. »Und als sich die Gelegenheit ergab, konntest du nicht widerstehen, den allwissenden Jedi zu spielen.«
Luke zuckte die Achseln. »Es schadet nichts, wenn Leute wie diese eine gewisse gesunde Furcht vor den Jedi empfinden.«
»Wahrscheinlich nicht.« Aber das kam eher zögernd heraus.
Luke warf ihr einen Seitenblick zu. »Du bist nicht damit einverstanden?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Etwas daran stört mich. Vielleicht, weil Palpatine durch Furcht herrschte.«
»Ich verstehe, was du meinst«, gab Luke zu. »Aber das hier ist ein wenig anders. Es ist eher Gesetzesfurcht, die wir ihnen vermitteln. Und selbstverständlich würde ich so etwas nie mit gesetzestreuen Bürgern machen.«
»Ich weiß«, sagte Mara. »Und es sollte helfen, damit Huxley sich benimmt. Ich nehme an, das ist es, was zählt.«
Dann winkte sie ungeduldig ab. »Schon gut. Ich spüre nur manchmal das Gewicht meiner Vergangenheit. Also, worum genau ging es bei dieser Botschaft von Karrde?«
»Es war nicht viel mehr als das, was ich dort drinnen sagte«, erwiderte Luke. »Wir sollen uns so schnell wie möglich mit ihm und Booster bei Domgrin treffen.«
»Und er hat die Botschaft sowohl an die Schwert als auch an Huxley geschickt?«
»Offensichtlich.« Luke schüttelte den Kopf. »Er muss wirklich sehr versessen darauf sein, mit uns zu reden, wenn er so etwas tut.«
»Das dachte ich auch gerade«, sagte Mara. »Und das passt überhaupt nicht zu ihm. Es sei denn«, fügte sie nachdenklich hinzu, »es bahnt sich eine Krise an.«
»Ist das nicht immer der Fall?«, fragte Luke trocken. »Komm, lass uns diese Credits überweisen und dann hier verschwinden.«