Als Ravensburger E-Book erschienen 2018
Die Print-Ausgabe erscheint in der Ravensburger Verlag GmbH
© 2018 Ravensburger Verlag GmbH
Die englische Originalausgabe erschien 2001 unter dem Titel Point Blanc
by Walker Books Ltd., 87 Vauxhall Walk, London SE11 5HJ.
Published by arrangement with Anthony Horowitz
Text © 2001 Stormbreaker Productions Ltd.
Die deutsche Erstausgabe erschien unter dem Titel Das Gemini-Projekt
2003 im Ravensburger Verlag GmbH
Cover © Digital Art by Larry Rostant
Verwendet mit freundlicher Genehmigung von Penguin Books USA.
Aus dem Englischen von Antoinette Gittinger
Alle Rechte dieses E-Books vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbH, Postfach 2460, D-88194 Ravensburg.
ISBN 978-3-473-38398-6
www.ravensburger.de
Michael J. Roscoe war ein vorsichtiger Mann.
Der Wagen, mit dem er jeden Morgen um sieben Uhr fünfzehn zur Arbeit gefahren wurde, war ein Mercedes mit verstärkten Stahltüren und kugelsicheren Scheiben. Sein Chauffeur, ein ehemaliger FBI-Agent, trug stets eine Beretta, eine handliche halbautomatische Pistole, bei sich und konnte auch damit umgehen. Von der Stelle, wo der Wagen vor dem Roscoe Tower auf der New Yorker Fifth Avenue hielt, bis zum Eingang waren es nur fünf Schritte, aber den ganzen Weg folgten ihm Überwachungskameras. Wenn sich die automatischen Türen hinter ihm geschlossen hatten, wachte der uniformierte Mann am Empfang – ebenfalls bewaffnet – darüber, wie er das Foyer durchquerte und in seinen privaten Lift stieg.
Der Aufzug war mit weißen Marmorwänden, einem blauen Teppich und einem silbernen Handlauf ausgestattet, besaß jedoch keine Knöpfe. Roscoe legte die Hand auf eine kleine Glasplatte. Ein Sensor las seine Fingerabdrücke, prüfte sie und setzte den Lift in Bewegung. Die Türen schlossen sich und der Aufzug fuhr ohne Unterbrechung in den sechzigsten Stock hinauf. Niemand außer Roscoe benutzte diesen Lift und niemals hielt er in einem anderen Stock an. Während er nach oben fuhr, griff der uniformierte Mann am Empfang nach dem Hörer und informierte Mr Roscoes Angestellte, dass der Chef gerade auf dem Weg zu seinem Büro sei.
Jeder, der in Roscoes Privatbüro arbeitete, war sorgfältig ausgewählt und überprüft worden. Es war unmöglich, den Chef ohne Termin zu sprechen. Allerdings konnte es drei Monate dauern, bis man einen bekam.
Wenn man reich ist, muss man vorsichtig sein. Es gibt Spinner, Kidnapper, Terroristen … verzweifelte und arme Irre. Michael J. Roscoe war der Vorsitzende von Roscoe Electronics und stand in der Rangliste der reichsten Männer der Welt an neunter oder zehnter Stelle. Und bei Gott, er war sehr vorsichtig! Seit er auf der Titelseite eines Manager-Magazins erschienen war, wusste er, dass er eine lebende Zielscheibe geworden war. In der Öffentlichkeit bewegte er sich immer schnell, hielt den Kopf gesenkt, verbarg sein markantes Gesicht hinter einer dunklen Brille. Seine Anzüge waren teuer, aber unauffällig. Ging er ins Theater oder zum Dinner, kam er immer in letzter Minute. In seinem Leben gab es Dutzende verschiedener Sicherheitssysteme. Früher hatten sie ihn gestört, doch hatte er sie schließlich zur Routine werden lassen.
Aber jeder Spion oder Sicherheitsbeamte wird einem erklären, dass gerade Routine das Ende beschleunigen kann, da der Feind die Abläufe genau studiert. Routine war es auch, die Michael J. Roscoes unerwartetes Ende herbeiführen sollte, und heute war der Tag, den der Tod sich ausgesucht hatte, um bei ihm anzuklopfen.
Natürlich war Roscoe völlig ahnungslos, als er direkt aus dem Lift in sein Privatbüro trat – ein riesiges Eckzimmer mit Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten und Aussicht in zwei Richtungen boten – im Norden auf die Fifth Avenue und im Westen auf den Central Park. Die übrigen beiden Wände wurden eingenommen von einer Tür, einem niedrigen Bücherregal, und direkt neben dem Aufzug hing etwas verloren ein Ölgemälde. Es zeigte die Sonnenblumen von Vincent van Gogh.
Auf der Glasoberfläche seines Schreibtisches standen nur sehr wenige Gegenstände: ein Computer, ein ledergebundener Terminkalender, ein Telefon und die gerahmte Fotografie eines vierzehnjährigen Jungen. Als Roscoe sein Jackett auszog und an seinem Schreibtisch Platz nahm, betrachtete er das Bild.
Der Junge war blond, hatte blaue Augen und Sommersprossen. Genauso hatte Michael vor vierzig Jahren ausgesehen. Roscoe war jetzt vierundfünfzig. Obwohl er das ganze Jahr braun gebrannt war, zeigten sich die ersten Spuren des Alters. Sein Sohn war fast genauso groß wie er. Das Foto war im vorigen Sommer auf Long Island aufgenommen worden. Sie hatten den Tag beim Segeln verbracht und anschließend ein Barbecue am Strand gemacht. Es war einer der wenigen glücklichen Tage gewesen, die sie miteinander erlebt hatten.
Die Tür ging auf und seine Sekretärin trat ein. Helen Bosworth war Engländerin. Sie hatte vor Jahren ihre Heimat verlassen, um in New York zu arbeiten, was sie noch keine Sekunde bereut hatte. Sie arbeitete jetzt seit elf Jahren in diesem Büro und sie hatte noch nie etwas vergessen oder einen Fehler gemacht.
»Guten Morgen, Mr Roscoe«, begrüßte sie ihren Chef.
»Guten Morgen, Helen.«
Sie legte eine Mappe auf seinen Schreibtisch. »Die neuesten Zahlen aus Singapur. Eine Kostenaufstellung über das R-15-Datencenter. Um halb eins sind Sie zum Lunch mit Senator Andrews verabredet. Ich habe einen Tisch im Ivy …«
»Haben Sie London angerufen?«, unterbrach Roscoe sie.
Helen Bosworth blinzelte. Sie vergaß nie etwas, warum also fragte er?
»Ja, ich habe gestern Nachmittag in Alan Blunts Büro angerufen«, sagte sie. Zu der Zeit war es in London bereits Abend gewesen. »Mr Blunt war nicht da, aber ich habe für heute Nachmittag ein persönliches Gespräch zwischen Ihnen beiden arrangiert, wir können es in Ihr Auto durchstellen.«
»Danke, Helen.«
»Soll ich Ihnen Ihren Kaffee bringen lassen?«
»Nein danke, Helen, ich trinke heute keinen Kaffee.«
Helen Bosworth ging hinaus, ernsthaft besorgt. Keinen Kaffee? Welche Überraschung kam als Nächstes? Seit sie Mr Roscoe kannte, hatte er den Tag mit einem doppelten Espresso angefangen. War er krank? In letzter Zeit war er völlig verändert … seit Paul von dieser Schule in Südfrankreich nach Hause gekommen war. Und dann der Anruf bei Alan Blunt in London! Niemand hatte ihr je erklärt, wer er war, aber irgendwann hatte sie seinen Namen in einer Akte gelesen. Er hatte etwas mit dem britischen Geheimdienst zu tun. MI6. Was um alles in der Welt veranlasste Mr Roscoe, mit einem Mann vom Geheimdienst zu sprechen?
Helen Bosworth ging in ihr Büro zurück und versuchte sich zu beruhigen, nicht mit Kaffee – sie konnte das Zeug nicht ausstehen –, sondern mit einer Tasse Earl Grey. Irgendetwas höchst Merkwürdiges war hier im Gange und das gefiel ihr nicht. Es gefiel ihr ganz und gar nicht.
Inzwischen hatte sechzig Stockwerke tiefer ein Mann im grauen Overall mit einem ID-Sticker an der Brust die Eingangshalle betreten. Der Sticker wies ihn als Sam Green aus, Wartungsingenieur der Fahrstuhlfirma X-Press Elevators Inc. In einer Hand trug er eine Aktenmappe, in der anderen einen großen silbernen Werkzeugkasten. Beides setzte er vor dem Empfangstresen ab.
Sam Green war nicht sein richtiger Name. Sein Haar – schwarz und leicht ölig – war nicht echt, genauso wenig wie seine Brille, sein Schurrbart und seine unregelmäßigen Zähne. Er sah aus wie fünfzig, war aber in Wirklichkeit erst um die dreißig. Niemand kannte seinen richtigen Namen, denn in dem Geschäft, in dem er arbeitete, war ein Name das Letzte, was man brauchen konnte. Man kannte ihn in bestimmten Kreisen als den »Gentleman« und er war einer der höchstbezahlten, erfolgreichsten Auftragskiller der Welt. Den Spitznamen hatte ihm seine Gewohnheit eingebracht, nach jedem Auftrag den Familien seiner Opfer Blumen zu schicken.
Der Mann am Empfang musterte ihn.
»Ich soll mir den Aufzug mal anschauen«, erklärte der Gentleman in einem typischen Bronx-Slang, obwohl er noch nie mehr als eine Woche in der Bronx gewesen war.
»Was stimmt denn nicht?«, fragte der Mann am Empfang. »Ihr wart doch erst letzte Woche hier.«
»Ja, ja, stimmt schon. Aber da war’n defektes Kabel in Aufzug zwölf. Da muss’n neues rein, hatten aber keins dabei. Deshalb bin ich ja jetzt hier.« Der Gentleman griff in seine Tasche und zog ein zerknittertes Stück Papier heraus. »Wollen Sie unser Head Office anrufen?«
Hätte der Mann am Empfang X-Press Elevators Inc. angerufen, hätte er vermutlich herausgefunden, dass dort tatsächlich ein Sam Green arbeitete, der in den letzten beiden Tagen aber nicht zur Arbeit erschienen war. Das lag daran, dass der echte Sam Green auf dem Grund des Hudson Rivers ruhte – mit einem Messer im Rücken und einem zentnerschweren Betonblock an den Füßen. Aber der Mann am Empfang griff nicht zum Telefonhörer, was der Gentleman vorausgesehen hatte. Es war schließlich absolut nichts Ungewöhnliches, dass die Aufzüge nicht funktionierten. Rund um die Uhr waren irgendwelche Techniker damit beschäftigt, sie zu reparieren. Da kam es auf einen mehr oder weniger nicht an.
Der Mann am Empfang deutete ihm mit einer Handbewegung an weiterzugehen.
Der Gentleman stopfte das Papier wieder zurück in seine Hosentasche, griff nach der Aktentasche und dem Werkzeugkasten und steuerte die Aufzüge an. Im Wolkenkratzer gab es ein Dutzend öffentliche Aufzüge sowie einen dreizehnten, der Michael J. Roscoe vorbehalten war. Der Aufzug Nummer zwölf befand sich am Ende des Foyers. Als er ihn betrat, versuchte ein Lieferjunge mit einem Paket ihm zu folgen. »Sorry«, sagte der Gentleman, »außer Betrieb!« Dann schloss sich die Tür hinter ihm und er drückte den Knopf zum einundsechzigsten Stock.
Er hatte den Auftrag erst vor einer Woche übernommen und musste schnell handeln – den echten Techniker töten, dessen Identität annehmen, den Plan vom Roscoe Tower studieren und sich das komplizierte Teil, das er dafür benötigen würde, beschaffen. Seine Auftraggeber wünschten, dass er den Multimillionär so bald wie möglich beseitigte. Noch wichtiger: Es musste unbedingt wie ein Unfall aussehen. Für diesen Auftrag hatte der Gentleman zweihunderttausend Dollar verlangt, was ohne Weiteres von seinen Auftraggebern akzeptiert worden war. Das Geld sollte auf ein Schweizer Bankkonto überwiesen werden; die Hälfte sofort und der Rest nach Erledigung des Auftrags.
Die Lifttür öffnete sich. Der einundsechzigste Stock wurde gewöhnlich für die Wartung benutzt. Hier waren die Wassertanks untergebracht sowie die Computer, welche die Heizung, die Klimaanlage, die Überwachungskameras und die Aufzüge im ganzen Gebäude kontrollierten. Der Gentleman setzte den Lift außer Betrieb. Dazu verwendete er den Zentralschlüssel, der einmal Sam Green gehört hatte. Dann wandte er sich den Computern zu. Er wusste ganz genau, wo sie standen. Er hätte sie mit verbundenen Augen gefunden. Dann öffnete er seine zweigeteilte Aktenmappe. Der untere Teil bestand aus einem Laptop, auf dessen Deckel Bohrer und anderes Werkzeug festgezurrt waren.
Er benötigte fünfzehn Minuten bis zum Roscoe Tower-Großrechner, um sich dort mit seinem Laptop in den inneren Schaltkreis einzuloggen. Sich am Roscoe-Sicherheitssystem vorbeizuhacken nahm etwas Zeit in Anspruch, aber schließlich hatte er es geschafft. Er tippte einen Befehl ein. Im Stockwerk darunter machte Michael J. Roscoes Privataufzug etwas, was er noch nie zuvor getan hatte. Er fuhr ein Stockwerk höher – in den einundsechzigsten Stock. Doch die Tür öffnete sich nicht. Der Gentleman hatte nicht vor einzusteigen.
Stattdessen ergriff er jetzt die Aktenmappe und den Werkzeugkasten und trug beides zu dem Aufzug zurück, mit dem er vom Foyer aus gefahren war. Er drehte den Zentralschlüssel und drückte auf den Knopf des 59. Stockwerks. Erneut setzte er den Lift außer Betrieb. Dann griff er an die Decke und drückte kräftig. Eine Falltür öffnete sich nach außen. Er schob zuerst die Aktenmappe und den Werkzeugkasten nach oben, hievte sich dann selbst hinauf und kletterte auf das Dach des Aufzugs. Er befand sich jetzt im Hauptaufzugsschacht des Roscoe Towers. Von vier Seiten war er von Trägern und Rohrleitungen umgeben, die schwarz vor Öl und Schmutz waren. Dicke Stahlkabel hingen herunter, die manchmal summten, wenn sie ihre Lasten hinauf- oder heruntertransportierten. Wenn er hinunterblickte, konnte er einen scheinbar endlosen viereckigen Tunnel erkennen, der lediglich von den Lichtstreifen der Türen erhellt wurde, die sich öffneten und wieder schlossen, wenn die anderen Aufzüge in den verschiedenen Stockwerken anhielten. Irgendwie war der Wind von draußen ins Gebäude gedrungen und wirbelte Staub auf, der ihm in den Augen brannte. Neben ihm befanden sich ein paar Aufzugstüren, die ihn, hätte er sie geöffnet, direkt in Roscoes Büro geführt hätten. Über diesen befand sich nur wenige Zentimeter über seinem Kopf und ein paar Meter nach rechts versetzt der untere Teil von Roscoes privatem Aufzug.
Der Werkzeugkasten lag griffbereit auf dem Aufzugsdach. Behutsam öffnete er ihn. Die Seiten waren gefüttert. Im Innern lag in einer besonders gut gepolsterten Mulde ein Gegenstand, der wie ein Filmprojektor aussah, silbern und mit einer dicken Glaslinse. Er nahm ihn heraus und warf dann einen Blick auf seine Armbanduhr. Acht Uhr fünfunddreißig. Er würde eine Stunde benötigen, um dieses Gerät am Boden von Roscoes Aufzug anzubringen, und noch etwas mehr Zeit, um sich zu vergewissern, dass es funktionierte. Er hatte jede Menge Zeit.
Er lächelte zufrieden vor sich hin, holte einen Schraubenzieher heraus und fing an zu arbeiten.
Um zwölf Uhr verkündete Helen Bosworth am Telefon: »Mr Roscoe, Ihr Wagen ist vorgefahren.«
»Danke, Helen.«
Roscoe hatte heute Morgen noch nicht viel getan, war ziemlich unkonzentriert bei seiner Arbeit. Wieder warf er einen Blick auf das Foto auf seinem Schreibtisch. Paul. Wie konnte eine Beziehung zwischen Vater und Sohn nur so schieflaufen? Und was war in den letzten Monaten passiert, dass sie sich noch weiter verschlechtert hatte?
Er erhob sich, schlüpfte in sein Jackett und durchquerte das Büro. Er war ja mit Senator Andrews zum Lunch verabredet. Roscoe traf sich häufig mit Politikern zum Essen. Entweder wollten sie sein Geld, seine Ideen … oder ihn. Ein so reicher Mann wie Roscoe war ein einflussreicher Freund und Politiker brauchen jeden Freund, den sie bekommen können.
Er drückte auf den Aufzugsknopf. Als die Türen leise aufglitten, machte er einen Schritt nach vorn.
Das Letzte, was Michael J. Roscoe in seinem Leben sah, war ein Aufzug mit weißen Marmorwänden, einem blauen Teppich und einem silbernen Handlauf. Sein rechter Fuß, an dem er einen der schwarzen Lederschuhe trug, die ein kleiner Schuhladen in Rom extra für ihn anfertigte, trat ins Leere und dann immer weiter … durch den Teppich hindurch.
Roscoe stürzte sechzig Stockwerke tief direkt in den Tod. Er war so überrumpelt, völlig unfähig zu begreifen, was geschehen war, dass er nicht einmal einen Schrei ausstieß. Er fiel einfach in die Dunkelheit des Aufzugschachts, prallte zweimal gegen die Wand und schlug dann auf den festen Beton des Untergeschosses, etwa zweihundert Meter tiefer.
Der Aufzug blieb, wo er war. Er sah stabil aus, war es aber keineswegs. Roscoe war in ein Hologramm getreten, das in den leeren Raum des Aufzugsschachts, in dem sich der richtige Aufzug hätte befinden sollen, projiziert worden war. Der Gentleman hatte die Aufzugstür so programmiert, dass sie sich öffnete, wenn Roscoe auf den Knopf drückte. Dann hatte er seelenruhig zugesehen, wie der Milliardär ins Nichts gestürzt war. Wenn Roscoe kurz hochgeblickt hätte, hätte er den silbernen Hologrammprojektor gesehen. Aber ein Mann, der in einen Aufzug steigt, um zum Lunch zu gehen, blickt nicht nach oben. Der Gentleman hatte das vorausgesehen. Und er täuschte sich nie.
Um halb eins meldete der Chauffeur Mr Roscoes Büro, dass der Chef nicht heruntergekommen sei. Zehn Minuten später informierte Helen Bosworth den Sicherheitsdienst, der daraufhin das Foyer des Gebäudes absuchte. Um ein Uhr riefen sie im Restaurant an, wo der Senator auf seinen Gast wartete. Aber dieser war noch nicht aufgetaucht.
Roscoes Leiche wurde erst am Tag darauf entdeckt. Inzwischen war das Verschwinden des Milliardärs zur Hauptmeldung der amerikanischen Nachrichten geworden. Ein seltsamer Unfall – zumindest sah es danach aus. Niemand konnte sich erklären, was geschehen war. Natürlich hatte der Gentleman zu diesem Zeitpunkt das Programm des Hauptrechners längst wieder umprogrammiert, den Projektor entfernt und alles ganz genau so hinterlassen, wie es vorher gewesen war, bevor er unbemerkt das Gebäude verließ.
Zwei Tage später betrat ein Mann, der absolut nicht wie ein Wartungsingenieur aussah, den JFK International Airport. Er wollte in die Schweiz fliegen. Aber zuerst ging er in einen Blumenladen und bestellte ein Dutzend schwarze Tulpen, die er an eine ganz bestimmte Adresse schicken ließ. Der Mann zahlte bar und hinterließ keinen Namen.