Birgitta Elín Hassell
Marta Hlín Magnadóttir

Dämmerhöhe
Glutrot

Aus dem Isländischen von
Anika Wolff

Weitere Titel in dieser Reihe:
Dämmerhöhe. Lautlos (Band 1)
Dämmerhöhe. Eiskalt (Band 2)
Dämmerhöhe. Besessen (Band 3)

 

 

 

 

 

 

Birgitta Elín Hassell
verbrachte den Großteil ihrer Kindheit lesend in der örtlichen Leihbücherei.
Bevor sie Autorin wurde, verkaufte sie Flugtickets für eine isländische
Airline. Heute schreibt sie erfolgreich Jugendbücher und lebt mit ihrem
Mann, ihren beiden Kindern und der Katze Krúsí am Rand von Reykjavik.

Marta Hlín Magnadóttir
wurde in einem kleinen Fischerdorf an der isländischen Westküste geboren.
Bevor sie zu schreiben begann, arbeitete sie als Klavierlehrerin. An der
Universität lernte sie Birgitta kennen, mit der sie 2011 den Kinder- und
Jugendbuchverlag Bókabeitan gründete. Gleichzeitig entwickelten sie
gemeinsam die Idee für die Serie »Dämmerhöhe«. Marta lebt mit ihrer
Familie im Zentrum von Reykjavik.

Herzlichen Dank an unsere Regisseurin
Vigdís Jakobsdóttir

1. Auflage 2016
© für die deutsche Ausgabe 2016 Arena Verlag GmbH, Würzburg
Die Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel
Rökkurhæðir: Ófriður bei Bókabeitan, Reykjavík, Island
© Birgitta Elín Hassell, Marta Hlín Magnadóttir 2012
Alle Rechte vorbehalten
Aus dem Isländischen von Anika Wolff
Übersetzung der Zusatzgeschichte: Franziska von Stieglitz
Covergestaltung: Frauke Schneider
ISBN 978-3-401-80553-5

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Rökkurhæðir ist ein Vorort der Stadt Sunnuvík und auf den ersten Blick ein traumhaftes Fleckchen.

Früher einmal war dieses Stadtviertel ein kleines Dorf, an den schattigen Hang des Hügels geschmiegt, nach dem es benannt ist: Dämmerhöhe. Heute bildet dieses Dorf den Kern des alten Teils von Rökkurhæðir, wo sich kurvige Straßen um mehr oder weniger windschiefe Häuser schlängeln, die meisten hinter hohen Bäumen verborgen und somit vor Wind und Wetter geschützt.

Der neue Teil von Rökkurhæðir sieht völlig anders aus. Obwohl die Einzel- und Reihenhäuser nicht besonders hoch sind, spendet ihnen kein Baum Schatten, wenn die Sonne erbarmungslos vom Himmel knallt, und auch der Hügel bietet keinerlei Schutz.

Die Mehrfamilienhaussiedlung am Fuße der Dämmerhöhe heißt Skuggadalir, Schattental. Ein Name, den sie nicht ohne Grund trägt, denn die Häuser liegen fast den ganzen Tag im Schatten, das ganze Jahr über.

Weiter oben am Hang stehen die Ruinen. Vor einiger Zeit noch bildeten sie den neuesten Teil des Viertels: schicke Wohnblocks und große Einfamilienhäuser mit Blick über das Viertel und auf den Fjord. Heute sind davon nur noch Ruinen übrig, von der Natur mit aller Macht zurückerobert. Manchmal reden die Erwachsenen hinter vorgehaltener Hand über das, was dort geschehen sein soll – übernatürliche Ereignisse, sagen manche, andere sprechen von Gräueltaten. Doch ganz genau weiß das niemand.

Zumindest die Kinder nicht.

Niemand spricht laut über die Ruinen, höchstens, um den Kindern zu verbieten, sich dort herumzutreiben – was die meisten von ihnen natürlich trotzdem heimlich tun.

Es geht einiges vor sich in Rökkurhæðir.

Manches ist unglaublich.

Manches unheimlich.

Manches fürchterlich …

1

Von der letzten Reihe aus blickte Matthías über die Klasse. Alle anderen waren über ihre Bücher gebeugt und schrieben, als würde die Welt untergehen, wenn sie nicht genau das taten, was der Lehrer von ihnen erwartete.

Was waren das bitte für Nerds?

Er hatte sich die größte Mühe gegeben, mit keinem dieser Superstreber Bekanntschaft zu schließen, was ein ganz schöner Kraftakt gewesen war. Wem er auch begegnete – alle waren extrem freundlich und höflich und hießen ihn willkommen wie den verlorenen Sohn. So etwas war er nicht gewohnt: Normalerweise nahmen die Leute Umwege auf sich, um ihm nicht über den Weg laufen zu müssen.

Irgendetwas stimmte hier doch nicht!

Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Jetzt kam auch noch der Lehrer zu ihm und setzte sich auf den freien Stuhl am Nachbartisch – den Matthías als »besetzt« bezeichnet hatte, als ein rothaariger Depp mit viel zu breitem Lächeln sich neben »den Neuen« hatte setzen wollen.

»Hast du irgendetwas nicht verstanden, Matthías? Soll ich dir die Aufgabe noch einmal erklären?«, fragte der Lehrer superleise, sodass es niemand mitbekam.

»Nein, ich habe alles verstanden«, sagte Matthías laut und deutlich, »aber ich hab da jetzt keinen Bock drauf.« Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich der Rotschopf in der ersten Reihe umdrehte und ihm einen mitleidigen Blick zuwarf. Ansonsten schien keiner seine Bemerkung gehört zu haben.

Niemand lachte oder stimmte ihm zu. Was war bitte mit denen los?

»In Ordnung, Matthías. Das Projekt, über das wir jetzt sprechen werden, kennen die meisten deiner Klassenkameraden bereits aus dem letzten Jahr, da wir das jedes Jahr mit den Neunt- und Zehntklässlern machen. Wenn es irgendwelche Unklarheiten gibt, wendest du dich einfach an mich.« Der Lehrer ging zur Tafel und bat um Aufmerksamkeit. Sofort hingen alle Schüler an seinen Lippen.

Als hätten sie einen Diktator vor sich!

»Na dann, meine Lieben: Kommen wir zu den heiß ersehnten Projekttagen der Klassen neun und zehn.«

Soll das ein Scherz sein – die freuen sich doch wohl nicht wirklich darauf!

»Das Thema in diesem Jahr lautet Rökkurhæðir früher und heute. Diesmal seid ihr die Erfahreneren und könnt den Neuntklässlern, die das ja noch nie gemacht haben, ein paar Tipps geben.

Wie gehabt sollten in jedem Team mindestens vier und höchstens acht Schüler sein. Jeder übernimmt eine konkrete Rolle – Teamleiter, Schriftführer und so weiter, ihr kennt das. Eine Sache ist dieses Jahr allerdings anders, und zwar, dass alle Beiträge auf Interviews beruhen sollen, die ihr mit den Bewohnern von Rökkurhæðir führt, und zwar höchstens zwei von euch pro Interview.

Ich gehe mal davon aus, dass sich einige schon zusammengetan und die Aufgaben verteilt haben, das ist natürlich der erste Schritt. Bevor ihr die Interviews führt, solltet ihr euch darüber im Klaren sein, in welche Richtung es gehen soll.

Wie gewohnt muss jeder von euch am Ende einen Bericht abgeben, für den Folgendes gilt …«, sagte er und schrieb an die Tafel:

Evaluationsberichte – Einzelaufgabe
Abgabetermine: 25. und 28. Oktober,
1. und 8. November
(macht 5 % der Gesamtnote aus)
Präsentation der Ergebnisse: 14.–17. November

»Der genaue Termin für die Präsentation steht noch nicht fest, aber sie wird in diesem Zeitraum stattfinden. Musiklehrer Rabbi und ich sind dieses Jahr für die Projekttage verantwortlich, aber auch alle anderen Lehrer und Mitarbeiter der Schule sind eingeladen zu helfen. Anfang der nächsten Stunde legen wir endgültig die Gruppen fest und dann kümmern wir uns um die Themenwahl und die Vorbereitung der Interviews. Wenn ihr möchtet, könnt ihr in den letzten Minuten der heutigen Stunde schon damit anfangen.«

So eine erbärmliche Scheiße. Nicht nur diese neue Schule (zum Glück hatte er den ersten Monat verpasst) – jetzt war er auch noch in irgend so einer dämlichen Gruppenarbeit gelandet.

Sich davor zu drücken, würde schwer werden …

Es läutete und die anderen stürmten aus dem Klassenzimmer, lachend und schwatzend. Als er den Lehrer auf sich zukommen sah, bereute Matthías, dass er sich nicht auch schnell verdrückt hatte.

»Na, was sagst du dazu?«

Matthías schüttelte den Kopf, warf dem Lehrer einen bösen Blick zu und setzte sein Lass-michin-Ruhe-Gesicht auf, das allerdings keinen Eindruck auf diesen Kerl zu machen schien. Er lehnte sich an den Nachbartisch und schaute Matthías aufmerksam an.

»Du bist erst so kurz hier, dass wir uns noch gar nicht richtig kennengelernt haben, daher weiß ich nicht, wo deine Interessen liegen. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, will eine Gruppe einen Kurzfilm drehen, ein paar haben von einem Musical gesprochen und andere von Kurzgeschichten. Auf diese Projekttage freuen sich die Schüler, seit sie in der Mittelstufe sind – du hast wirklich Glück gehabt, dass du gerade jetzt zu uns gestoßen bist.«

Ja sicher, voll Glück gehabt, dachte Matthías und schwang sich den Rucksack auf den Rücken.

»Sieh mal, Matthías«, redete der Lehrer unbeirrt weiter, »im Moment bist du noch der Neue – nutze diese Chance. Du bekommst einen reinen Tisch, ein leeres Blatt und kannst selbst bestimmen, wie deine Geschichte weitergeht. Noch kannst du ganz frei entscheiden, wer und wie du sein willst.«

Ach ja? Ist ja der Hammer. Matthías ließ den Lehrer einfach stehen und verließ den Raum. Am liebsten wäre er zurückgegangen und hätte dem Lehrer eine reingehauen, als der ihm noch hinterherrief: »Ich bin hier, mein Junge, wenn du reden willst oder sonst irgendwie Hilfe brauchst!«

2

Ach, ist das die kleine Ingibjörg? Mein Gott, wie groß du geworden bist! Groß und hübsch, ganz wie dein Papa!«

»Und diese tollen Haare – die Jungs sind sicher ganz verrückt nach dir, was?« Die alten Tanten überschlugen sich fast vor Begeisterung.

Ingibjörg floh aus dem Esszimmer und blieb vor dem großen Spiegel im Flur stehen. Das dicke Haar reichte ihr bis weit auf den Rücken und war an den Spitzen ein bisschen gelockt. Ihre Sommersprossen waren etwas blasser geworden und störten sie gar nicht mehr. Natürlich war sie gewachsen, aber wie die Frauen sich aufführten, hätte man meinen können, sie wäre sieben Meter groß geworden, hätte vier Köpfe und Tentakel anstelle von Händen. Die Tanten hingegen waren seit ihrer letzten Begegnung mindestens zehn Zentimeter geschrumpft. Das hätte sie denen mal sagen sollen!

»So eine Hübsche bist du …«, kicherte Kristín, die neben ihr im Spiegel auftauchte, ein ganzes Stück kleiner als Ingibjörg.

»Ach, hör doch auf damit«, sagte Ingibjörg und wurde rot.

»Nein, ehrlich. Was würde ich für deine großen Augen geben, überhaupt für deine dunkle Augenpartie, deine Nase ist einfach perfekt und ich meine …«

»Hör auf damit!«, sagte Ingibjörg und hielt ihrer Freundin den Mund zu. »Du bist die Allerbeste und außerdem habe ich dir zu verdanken, dass ich noch am Leben bin. Von diesen Tanten habe ich jetzt echt genug.«

»Du weißt, dass ich für die Kuchen deiner Mutter alles tun würde«, sagte Kristín und grinste. »Achtung, da kommen die kleinen Krachmacher!«

»Du kris mis nis! Du kris mis nie. Nie!«, schrie Katla und kriegte gerade noch rechtzeitig die Kurve, als sie die Freundinnen am Spiegel stehen sah.

»Doch, klar, is kris dis, kris dis, kris dis!«, sang Hekla, die ihrer Schwester hinterherrannte.

Das war ihr Tag – die Zwillingsschwestern feierten heute ihren dritten Geburtstag. Auch an normalen Tagen hielten die beiden ihre Familie schon ganz schön auf Trab, aber heute war jede von ihnen so quirlig wie eine ganze Kindergartengruppe.

»Achtung, Mama kommt, look busy!«, flüsterte Ingibjörg ihrer Freundin ins Ohr. Kristín lachte.

»Ingibjörg, Schatz …«, begann Mama zögernd, »… und Kristín«, fügte sie hinzu und strahlte Kristín an. »Ich habe das Familienzimmer für die Kinder vorbereitet, zum Geschenkeauspacken. Habt ihr vielleicht Lust …«

Ingibjörg hatte schon ihr Märtyrergesicht und eine wasserdichte Ausrede parat, aber Kristín war schneller:

»Kein Problem«, sagte sie fröhlich. »Geschenke auszupacken, macht doch Spaß!«

Noch bevor Ingibjörg protestieren konnte, war Mama wieder im Esszimmer verschwunden und hatte Kristín bereits die gesamte Meute aktiviert. Als Polonaise zog die Truppe ins Familienzimmer ganz vorne am Flur ein, mit der singenden Kristín an der Spitze.

Ingibjörg blieb nichts anderes übrig, als ihrer Freundin zu folgen, obwohl sie sich viel lieber ins Esszimmer gesetzt und den Gesprächen dort gelauscht hätte. Oder runter in ihr Kellerzimmer gegangen wäre und die Tür hinter sich zugemacht hätte!

Doch als sie das große helle Familienzimmer betrat, staunte sie. Wow. Berge von Zimtschnecken, Schalen mit Popcorn, Salzstangen in hohen Gläsern und bunt verzierte Muffins standen auf kleinen Tischen bereit. Um den Mittelpunkt des Raums – einen niedrigen Tisch voller Geschenke – lagen Sitzsäcke und Kissen herum.

Sooo viele Geschenke! In Windeseile arbeiteten sich die Schwestern durch den Geschenkeberg – von den Geburtstagsgästen tatkräftig unterstützt – und standen kurz darauf selig inmitten von Papierfetzen und Popcorn, Puppen und Puppenkleidern, neuen Anziehsachen, Büchern, Stiften und Malheften.

Hekla widmete sich sofort einer der Puppen, von der sie kaum die Augen lassen konnte, während Katla ganz begeistert von den neuen Mützen war. Ihre war türkisblau mit einer violetten Blume; Heklas dunkelblau mit einer roten Blume. »Guck ma’, beide die gleise Mütze, da sehen wir aber sick aus«, sagte Katla und setzte ihre Mütze auf, aber Hekla hatte keine Zeit, ihre aufzuprobieren, da sie ganz in ein Gespräch mit der neuen Puppe vertieft war: »Du muss’ jetzt slafen gehen, jetzt sofort! Has’ du gehört?!«

Ingibjörg musste leise lachen. Die beiden konnten wirklich lustig sein.

Alle Gäste unter einem Meter Körpergröße waren damit beschäftigt, sich die Geschenke anzusehen und Popcorn in sich hineinzustopfen, daher wagten sich die beiden Babysitterinnen kurz ins Esszimmer, um sich richtigen Kuchen zu holen. Die Erwachsenen waren ganz ins Gespräch vertieft.

»Der war total betrunken, als der Rettungswagen mit ihm kam, hat irgendetwas von einem Monster gefaselt, das ihn verfolgt haben soll. Seine Zehen waren total zerquetscht, die waren sicher nicht mehr zu retten.«

»Der war bestimmt im Alkoholdelirium, nachdem er wochenlang durchgesoffen hatte.«

»Die arme Dóra. Aber sie hat wohl Klartext geredet und das Schloss ausgetauscht, als der kleine Benni …«

Als sie die beiden im Türspalt entdeckten, verstummten die Erwachsenen schlagartig. Ingibjörg sah ihre Freundin an und verdrehte die Augen. Unglaublich, wie die Leute sich aufführten. Was sollte es schon zu besprechen geben, das Sechzehnjährige nicht hören durften?

Sie luden sich ihre Teller voll und waren gerade auf dem Weg zurück ins Geschenkezimmer, als von dort ein ohrenbetäubender Schrei zu ihnen drang. Ingibjörg ließ Teller und Glas auf der Kommode in der Diele stehen und rannte ins Familienzimmer.

Sie traute ihren Augen kaum.

Katla, dieses liebe, kleine Mädchen, hatte sich in den Haaren einer Cousine verkrallt, die fünf Jahre alt, groß und kräftig war. Die Cousine versuchte mit aller Kraft, Katlas Hand aus ihren Haaren zu lösen, und schrie, als ginge es um ihr Leben.

Ingibjörg bekam ihre kleine Schwester gerade noch rechtzeitig gepackt, bevor sie ihrer Cousine auch noch in die Wange biss. Sie hielt sie ganz fest und drehte sie zu sich herum.

»Was tust du da, Katla! Das darf man nicht!«

Jetzt kamen auch die Erwachsenen angestürmt, mit Mama an der Spitze.

»Was ist los? Was ist passiert? Ist alles in Ordnung? Mein Gott, ist jemand verletzt?«

»Nein, ich glaube nicht«, sagte Ingibjörg, nahm der weinenden Katla die Mütze vom Kopf und strich ihr über das verschwitzte Haar. »Das ist vielleicht doch alles zu aufregend für sie.«

Die Cousine hatte aufgehört zu schreien und guckte völlig entgeistert und ängstlich die kleine Katla an. »Ich will nach Hause, Mama. Ich will nicht mehr hier sein. Sie ist böse.«

Heulend sprang Katla ihrer Mutter in die Arme und weigerte sich, diesen Platz noch einmal zu verlassen. Mama war die Situation total unangenehm und sie wusste nicht, wie sie diesen Zwischenfall erklären sollte. Kurz darauf brachen nacheinander alle Gäste auf. Ingibjörg verkrümelte sich ins Elternschlafzimmer, wo Þröstur junior in seiner Wiege schlummerte, weil sie wusste, dass ihre Mutter sie von dort nicht holen würde, um beim Aufräumen zu helfen.

»Hier versteckst du dich!«

Ingibjörg schreckte auf, als Kristín ihren Kopf ins Zimmer steckte, mit einem Stapel schmutziger Teller in den Händen. Sie musste eingenickt sein.

»Hey, komm, lass uns ein bisschen quatschen«, sagte Ingibjörg und rekelte sich. »Wir können auch runter in mein Zimmer gehen und Þröstur mitnehmen, wenn dir das lieber ist.«

»Okay, ich komme gleich, will nur noch kurz beim Aufräumen helfen.«

Ingibjörg stöhnte innerlich und verdrehte die Augen.

3

Stebbis Name erschien auf dem Display. Matthías’ Bauch krampfte sich zusammen und einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, nicht ranzugehen. Er schüttelte den Kopf.

»Hi Stebbi, alter Weiberchecker.«

»Hey Alter, lass dich mal wieder in der Zivilisation blicken. Den Stallmief aus der Nase kriegen.«

»Ach, ich chille noch ein bisschen zu Hause, mit meiner Familie.«

»Echt? Willst du den ganzen Abend zu Hause rumhängen? Hat das Dorfleben so einen Loser aus dir gemacht?«

»Ey Mann, ich hab den Alten lange nicht gesehen und so.«