Buch
Liebe das Biest in dir mit allen seinen Launen! Das ist die zentrale Botschaft der Psychiaterin Julie Holland und ihres Handbuchs für Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs. Stimmungsschwankungen, Sexprobleme, Erschöpfung, Schlaflosigkeit: Frauen gelten als zickig und unberechenbar. Holland warnt Frauen davor, ihre vermeintlichen Defizite wegzutherapieren, um allzeit perfekt zu funktionieren – als Karrierefrau und Geliebte, als Mutter und Freundin. Im Gegenteil. Frauen können nur gesund und glücklich werden, wenn sie akzeptieren, dass diese in der weiblichen Körperchemie und im weiblichen Gehirn begründeten Schwankungen gut und sinnvoll sind. Die erfahrene Therapeutin rät dringend davon ab, diese Aufs und Abs durch Medikamente einzuebnen. Nur wenn Frauen ihre Emotionen – das heißt die Moody Bitch in sich – pflegen und als Quelle ihrer besonderen Fähigkeiten erkennen, werden sie mit sich und ihrer Welt in Einklang leben können.
»Ein bahnbrechendes Buch.« Christiane Northrup, Autorin von Frauenkörper, Frauenweisheit
Autorin
Julie Holland arbeitet seit über 20 Jahren in ihrer psychiatrischen Praxis in Manhattan und hat sich intensiv mit der Wirkung von Medikamenten auf das Gehirn befasst. Ihr Buch Moody Bitches, das Ergebnis langjähriger klinischer und persönlicher Erfahrung, wurde hochgelobt als »radikal vernünftiger Ansatz über die Schwankungen von Weiblichkeit«.
Aus dem Amerikanischen
von Andrea Stumpf
und Gabriele Werbeck
C. Bertelsmann
Die Originalausgabe ist 2015 unter dem Titel Moody Bitches, The Truth about the Drugs You’re Taking, the Sleep You’re Missing, the Sex, You’re Not Having & What’s Really Making You Crazy, bei Penguin Press, New York erschienen.
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1. Auflage
© 2015 by Julie Holland
© der deutschen Ausgabe 2017
beim C. Bertelsmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN: 978-3-641-16036-4
V002
www.cbertelsmann.de
Einleitung
TEIL 1
KAPITEL 1
Die eigenen Launen akzeptieren
KAPITEL 2
Zickig im Monatstakt
TEIL 2
KAPITEL 3
Das Gehirn im Liebesmodus
KAPITEL 4
Die Ehe und ihre Tücken
KAPITEL 5
Das Muttertier
KAPITEL 6
Die Perimenopause: Der Sturm vor der Ruhe
TEIL 3
KAPITEL 7
Entzündungen: Die Wurzeln fast allen Übels
KAPITEL 8
Essen: Eine Droge, der man nicht widerstehen kann
KAPITEL 9
Müde bis zum Umfallen
KAPITEL 10
Ein Sexratgeber, der wirklich hilft
KAPITEL 11
Ihr Körper: Nehmen Sie ihn, wie er ist
KAPITEL 12
Sie. Brauchen. Auszeit
Fazit: Gesund in einer kranken Welt
ANHANG
Wirkungsweisen von Arznei- und Suchtstoffen
Glossar
Anmerkungen
Register
Einleitung
Heutzutage leiden viele Frauen unter Stress und Erschöpfung. Wir sind nervös und angespannt und gleichzeitig depressiv und ausgebrannt. Unsere Stimmung und unsere Libido sind auf dem Tiefpunkt, und wir verlieren immer mehr an Lebensenergie, während wir versuchen, Arbeit, Familie und Hunderte von Online-»Freunden« unter einen Hut zu bekommen. Wir geben uns selbst die Schuld daran, dass es uns so schlecht geht, und glauben, wir müssten alles bewältigen. Wir träumen davon, perfekt zu sein; wir tun so, als würde uns das mühelos gelingen, aber wir waren nie für so ein statisches Leben bestimmt. Von Natur aus sind wir dynamisch, zyklisch und launisch. Ja, wir sind launisch, und das ist keine Schwäche, sondern eine Stärke.
Es gibt gute Gründe dafür, dass wir uns so entwickelt haben; unsere Hormonschwankungen verhelfen uns zu einer Sensibilität, dank derer wir empathisch auf unsere Umgebung reagieren können. Unsere Dynamik ist mit Flexibilität und Anpassungsfähigkeit verbunden. Es hilft nicht beim Überleben, wenn man starr und unbeweglich ist. In der Natur passt man sich entweder an, oder man geht zugrunde. Wenn wir wissen, wie unser Gehirn und unser Körper eigentlich funktionieren sollten, können wir davon geistig und seelisch enorm profitieren. Launenhaftigkeit – sensibel zu sein, sich um andere zu kümmern und hin und wieder einen Anfall von Unzufriedenheit zu erleiden – ist unsere natürliche Quelle der Macht.
Man hat uns jedoch genau das Gegenteil eingeredet. Von klein auf bringt man uns bei, dass Launenhaftigkeit und alles, was damit einhergeht, etwas Schlechtes ist. Wir lernen, uns für unsere Tränen zu entschuldigen, unseren Ärger hinunterzuschlucken und Angst davor zu haben, dass uns jemand als hysterisch bezeichnet. Die Anforderungen und Erwartungen, die das moderne Leben an uns stellt, beeinträchtigen unsere Gesundheit und unseren Hormonhaushalt, manchmal mehr, manchmal weniger, und sie führen zu dem generellen Unbehagen, das viele Frauen empfinden. Das muss nicht so sein.
Moody Bitches zeigt Möglichkeiten auf, wie wir mehr Einfluss auf unsere Launen gewinnen können und damit auch auf unser Leben. Die Verbindung von tradiertem Wissen und moderner Wissenschaft versetzt uns in die Lage, mit unseren Launen zurechtzukommen. Wenn wir verstehen, wie unser Körper funktioniert, wie unsere Hormone auf natürliche Weise zirkulieren und wie die moderne Medizin dieses perfekt auskalibrierte Gleichgewicht durcheinanderbringt, können wir kluge Entscheidungen treffen, die uns zu einem besseren Leben verhelfen.
Die weiblichen Hormone sind ständig im Fluss. Ihr Spiegel steigt und sinkt in einem monatlichen Zyklus, und sie unterliegen in den Jahrzehnten der Fortpflanzungsfähigkeit immer wieder Schwankungen, die in der Pubertät und der Perimenopause, Frühling und Herbst unserer fruchtbaren Jahre, besonders heftig ausfallen. Im Vergleich dazu ist der Hormonspiegel eines Mannes im Lauf seines Lebens meistens ausgeglichen. Unsere Hormonschwankungen erlauben es uns, einfühlsam und intuitiv zu reagieren – gegenüber unserer Umwelt, den Bedürfnissen unserer Kinder und den Plänen unserer Partner. Weibliche Emotionalität ist etwas Normales. Sie ist ein Zeichen für Gesundheit, kein Krankheitssymptom, und sie ist unser größter Aktivposten. Dennoch entscheiden sich viele Frauen – in Amerika ist es heute schon jede vierte – dafür, mit Psychopharmaka gegen ihre Emotionalität anzugehen, und die Folgen sind wesentlich weitreichender, als es den meisten bewusst ist.1
Wir alle greifen in schwierigen Zeiten auf irgendeine Art von Betäubungsmittel zurück, seien es Essen, Alkohol, Drogen, Handys oder Shopping. Egal, wofür wir uns entscheiden, es lockt das immer gleiche Versprechen: Nach dem Konsum wird alles anders und besser sein. Von etwas, das beinahe wirkt, kann man jedoch nie genug bekommen, und weil es keine natürliche, sondern eine von außen kommende Lösung ist, fahren wir damit nicht besonders gut. Obwohl uns nicht wohl ist in unserer Haut, unsere Wünsche uns unangenehm sind, wir uns unbehaglich fühlen – in unseren Wohnungen, unseren Büros, in unserer Rolle als Mutter oder fürsorgliche Tochter –, machen wir immer so weiter und bilden uns ein, wir könnten die Angst überlisten, indem wir dafür sorgen, dass wir ständig »wahnsinnig beschäftigt« sind.
Die Frauen, die in meine psychiatrische Praxis kommen, wollen vor allem Informationen über die Medikamente, die sie nehmen, und sie wollen wissen, was sie tun können, damit es ihnen besser geht. Moody Bitches nimmt sich dieser beiden Themen an. Ich nenne das Kind beim Namen (ich sage, welche Wirkstoffe ich gut finde und welche ich meide) und spreche über Nebenwirkungen, die ich beobachtet habe – Gewichtszunahme, Libidoverlust, Teilnahmslosigkeit –, und darüber, wie sich hier Abhilfe schaffen lässt. Ich versuche, Ihnen Tipps zu geben, wie Sie Ihr Liebesleben in Schwung bringen können, spreche über den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Essen und seelischem Befinden, die Bedeutung regelmäßiger Bewegung und fester Schlafenszeiten und, vielleicht am wichtigsten von allem, wie Sie in Einklang mit Ihrem Körper kommen, um zu Ihrem natürlichen, ursprünglichen Ich zu finden.
Als ich meine Praxis in Manhattan vor zwanzig Jahren eröffnete, suchten mich Frauen auf, die von ihren Symptomen verwirrt waren und nicht wussten, was sie tun sollten. Sie klagten über Schlafstörungen, Unruhe oder Niedergeschlagenheit, konnten aber nicht genau sagen, was nicht stimmte. Ich half ihnen, den Symptomen einen Namen zu geben, und erklärte ihnen, dass ihnen bestimmte Medikamente helfen könnten. Damals musste ich viel Aufklärungsarbeit zu medikamentösen Therapien leisten. Die letzten zehn oder fünfzehn Minuten des einstündigen Erstberatungsgesprächs verbrachte ich damit, die Ängste von Menschen zu zerstreuen, die Bedenken hatten, etwas zu schlucken, das ihre Hirnchemie verändern würde.
Die Patientinnen, die heute zu mir kommen, sind davon überzeugt, dass sie Tabletten für ihre Nerven oder gegen ihre Stimmungsschwankungen brauchen, so wie die meisten Frauen aus ihrem Bekanntenkreis. Ich soll ihnen lediglich bei der Auswahl helfen. Früher erklärten sie mir verwirrt: »Ich verstehe einfach nicht, warum ich jede Nacht um vier aufwache«, »Es fällt mir furchtbar schwer, aus dem Bett zu kommen, und mir ist alles egal«, »Ich bin ständig gereizt, und ich weiß nicht, warum«. Im Lauf der Jahre haben die Gespräche eine andere Richtung genommen, und für gewöhnlich beginnen sie jetzt mit einem Satz wie: »Können Sie mir den Unterschied zwischen Wellbutrin und Venlafaxin erklären?«, »Mir ist nicht ganz klar, ob ich eine Aufmerksamkeitsdefizit- oder eine Zwangsstörung habe«, »Ist diese neue Schlaftablette aus der Werbung besser als das, was ich jetzt nehme?«. Und der Satz, den ich von meinen langjährigen Patientinnen öfter höre, als Sie sich vorstellen können, lautet: »Gibt es irgendetwas Neues, das ich mal ausprobieren könnte?«
Mitte der 1980er-Jahre haben die Pharmaunternehmen begonnen, sich mit der Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente direkt an den Endverbraucher zu richten. Kurz nach Eröffnung meiner Praxis Mitte der 1990er-Jahre wurden die bis dahin geltenden strengen Vorschriften gelockert. Im Fernsehen und in Zeitschriften tauchten immer mehr Werbespots und Anzeigen auf, in denen die neuesten Antidepressiva und Schlaftabletten angepriesen wurden. Infolge dieser massiven Werbekampagnen verdreifachte sich die Einnahme aller verschreibungspflichtigen Psychopharmaka in den Neunzigerjahren. In der Zeit bis 2006 spülte das Antidepressivum Zoloft mehr Geld in die Kassen als das meistverkaufte Waschmittel der USA, und mir wurde klar, dass da etwas bisher nicht Dagewesenes passierte.2 Pharmaunternehmen investieren Milliarden, um normale menschliche Erfahrungen wie Angst oder Traurigkeit in Krankheiten zu verwandeln. Sie entwickeln keine Heilmittel, sie produzieren Kunden. Das Problem ist nicht unsere Emotionalität, das Problem ist, dass man uns dazu bringt, sie medikamentös wegzutherapieren. Die jüngsten Meldungen sind besonders erschreckend.3 Abilify, ein Medikament, das ursprünglich zur Behandlung von Patienten mit Schizophrenie entwickelt wurde, hat den Markt für Antidepressiva erobert und ist inzwischen das meistverkaufte Medikament in den USA, und das nicht nur im Bereich Psychopharmaka. Das gewinnbringendste Arzneimittel Amerikas ist ein Antipsychotikum.4 Als Psychiaterin kann ich nur sagen, dass das verrückt ist. Der griechische Begriff pharmakon hatte verschiedene Bedeutungen – Zaubermittel, Heilmittel und Gift. In der Medizin kursiert der Spruch, dass die Behandlung manchmal mehr Schaden anrichtet als die Krankheit. Es gibt viele Behandlungsmethoden (die Chemotherapie ist ein gutes Beispiel), die in niedrigeren Dosen helfen und heilen können, in höheren Dosen aber überaus toxisch sind. Ebenso trifft es zu, dass es hochwirksame Medikamente gibt, deren Anwendung bei der einen Diagnose angemessen und sinnvoll ist, bei einer anderen jedoch das genaue Gegenteil. Mit der Verschreibung von Antipsychotika zur Behandlung von Depressionen scheint man besonders weit über das Ziel hinauszuschießen, vor allem in Anbetracht möglicher irreversibler Nebenwirkungen wie Diabetes oder Bewegungsstörungen.5
Die Einwohner der USA machen 5 Prozent der Weltbevölkerung aus, aber sie schlucken 50 Prozent aller Tabletten auf der Welt (und achtzig Prozent aller Schmerzmittel).6 Auch in Deutschland steigt der Medikamentenkonsum beständig*. Unterdessen nimmt die Zahl der Menschen, bei denen psychische Störungen diagnostiziert werden, immer mehr zu. Ist es möglich, dass wir derzeit tatsächlich eine Epidemie an psychischen Erkrankungen und Störungen erleben, oder greifen Ärzte zu schnell nach dem Rezeptblock, anstatt ihren Patienten unbequemere Methoden zur Behandlung ihrer Beschwerden vorzuschlagen? Medizinische Fachzeitschriften sind voll von den immer gleichen Werbeanzeigen: seitenweise Informationen über die neuesten Arzneimittel und die Form der Verschreibung. Vier von fünf Rezepten für Antidepressiva werden in den USA nicht von Psychiatern ausgestellt, sondern von Allgemeinärzten, und häufig werden sie Patienten verordnet, bei denen noch nicht einmal eine akute Depression diagnostiziert wurde.7 Ein ähnliches Bild zeigt sich in Deutschland, wo 70 Prozent der Verordnungen von Allgemeinärzten und Internisten ausgestellt werden*.8 Was besonders besorgniserregend ist: Umfragen unter Hausärzten zeigen, dass diese den Nutzen von Antidepressiva regelmäßig überschätzen.9 Auch sie sind der Werbung auf den Leim gegangen.
* Mit * sind Textstellen gekennzeichnet, an denen für den deutschen Sprachraum relevante Informationen ergänzt wurden.
Wenn man einem Kleinkind die Wahl zwischen der roten und der blauen Hose überlässt, geht es nicht um die Frage, ob es überhaupt eine Hose anziehen muss, und auf ähnliche Weise wird durch die Dauerwerbung für Antidepressiva die Frage von Sollte ich ein Antidepressivum nehmen? auf Was für eins sollte ich nehmen? verlagert. Lassen Sie sich von der Pharmaindustrie nicht vorschreiben, wie Sie mit Ihren Stimmungsschwankungen umgehen sollen. Ich werde Ihnen zeigen, dass es gesündere Methoden gibt, um Depressionen, Ängste und Reizbarkeit zu behandeln, ohne dass Sie dafür Tabletten schlucken müssen.
Unser seelisches Befinden hängt nicht nur vom richtigen Cocktail aus Neurotransmittern ab, entscheidend ist vielmehr, wie wir unser Leben leben. Wir können unser Wohlbefinden verbessern, indem wir unser Verhalten in Bezug auf Essen, Sex, Sport und Süchten ändern und für ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Familie sorgen. Wenn man einfach nur eine Glückspille schluckt und dann so weitermacht wie gehabt, tut man nichts anderes, als den Dreck unter den Teppich zu kehren. Ich möchte Ihnen empfehlen, den Teppich über die Stange zu hängen und ihn gründlich auszuklopfen.
Aber das soll keine Schinderei sein. Es geht zunächst einmal um Aufmerksamkeit, um den natürlichen Prozess, wieder eine Verbindung zum eigenen Körper herzustellen. Es macht uns stark, wenn wir unsere Stimmungen deuten können und verstehen, wozu sie gut sind. Es ist befreiend, unser authentisches, natürliches Ich zu erleben. Es ist gesund und heilsam. Nicht nur für uns, sondern auch für unseren Partner, unsere Familie und unser Umfeld.
Im ersten Teil dieses Buchs behandle ich die komplexen Vorgänge in unserem Körper und zeige auf, was dahintersteckt, dass sich Frauen, die sich seit jeher um das körperliche und seelische Wohl anderer gekümmert haben, im Lauf der Evolution in ihrem Denken und Fühlen anders entwickelt haben als Männer. Ich erkläre, weshalb es klug ist, intensiv zu fühlen, und gefährlich, wenn wir uns diese Intensität versagen. Ich gehe der Frage auf den Grund, warum der 28-Tage-Zyklus mit Tränen und Heißhungerattacken verbunden ist (und was sich dagegen tun lässt) und wie sich orale Verhütungsmittel und Antidepressiva störend auf natürliche Phasen des Sexualtriebs und der Partnersuche auswirken können und unter Umständen dazu führen, dass eine Frau »den Falschen« wählt oder sich sogar ganz gegen eine Partnerschaft entscheidet.
Im zweiten Teil geht es um Beziehungen und Familie, mit einem Schwerpunkt darauf, wie sich in unseren Launen und Stimmungen entscheidende Übergangsphasen in unserem Leben widerspiegeln. Von der Menarche (der ersten Regelblutung) bis zur Partnerwahl, von der Mutterschaft bis zur Menopause bestimmen unsere schwankenden Hormone unser Verhalten nicht nur, sondern sie reagieren auch darauf. Testosteron macht eine Frau vielleicht scharf und bringt sie dazu, auszugehen, um einen Mann aufzugabeln, aber noch wahrscheinlicher ist es, dass der Anblick eines heißen Typen ihren Testosteronspiegel ansteigen lässt. Wir neigen dazu, Liebe und Sex voneinander zu trennen, sich Hals über Kopf in jemanden zu verlieben ist jedoch eine ebenso intensive körperliche Erfahrung wie jede bewusstseinsverändernde Droge, und orgiastischer Sex kann zur Ausschüttung von Hormonen führen, die Einfluss auf die Bindung an den Partner haben und flüchtige Affären komplizierter machen. Es ist schwierig genug, die frühen Phasen einer Beziehung zu meistern, aber langfristige Beziehungen bringen ganz eigene Probleme mit sich. Moody Bitches sagt Ihnen die Wahrheit über Monogamie und Begehren und warum Ihnen Ihr Selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Antidepressiva wie Paroxat oder Zoloft) im Schlafzimmer wahrscheinlich keine guten Dienste leistet. Außerdem gehe ich auf die körperlichen und emotionalen Folgen von Schwangerschaft und Kindererziehung ein; die Mutterschaft verändert nicht nur den Körper, sondern auch das Gehirn.
Veränderung ist die Konstante im Leben einer Frau, vor allem in der Perimenopause, der Übergangsphase vor dem Ende der Fortpflanzungsfähigkeit, die an die turbulenten Zeiten der Pubertät erinnert. Moody Bitches beleuchtet den biologischen Hintergrund des »Cougar«-Klischees – ältere Frau krallt sich jungen Mann –, beschreibt die Kräuter und Nahrungsergänzungsmittel, die bei Hitzewallungen helfen, und ebnet den Weg für den Frieden und die Freiheit, die auf der anderen Seite des Klimakteriums auf uns warten.
Der dritte Teil, die Überlebenstipps für Zicken, ist eine Anleitung zum Wohlbefinden in jedem Alter. Er beginnt mit einer umfassenden Einführung zu Entzündungen, der Ursache nahezu jeder Erkrankung, einschließlich Depressionen. Stress und Entzündungen sind untrennbar miteinander verbunden, und der Schlüssel zur Bekämpfung von beidem findet sich in einem System, von dem Sie wahrscheinlich noch nie etwas gehört haben, dem endogenen Cannabinoidsystem. Wenn Sie unter starkem Stress beinahe zusammenbrechen, hilft Ihnen Ihr inneres Cannabinoidsystem, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Selbst wenn Sie noch nie einen Joint geraucht haben, nutzen Ihr Gehirn und Ihr Körper cannabisähnliche Moleküle, um Sie widerstandsfähig gegen Stress zu machen, ähnlich wie Ihr endorphines System auf natürlichem Weg für Schmerzlinderung sorgt. Diese Cannabinoide wirken im Körper entzündungshemmend und entspannend und unterstützen Stoffwechsel, Immunabwehr, Lernprozesse und Wachstum. Vom endogenen Cannabinoidsystem ist in Moody Bitches immer wieder die Rede, weil es praktisch bei allem, was wir tun, eine Rolle spielt, sei es Essen, Schlafen, Sport, Sex, Gebären oder Stillen.
Die in den Überlebenstipps aufgeführten Methoden sind wichtige Instrumente zur Wiederherstellung und Bewahrung Ihrer geistigen und körperlichen Gesundheit; sie sollen Stress und Entzündungen reduzieren und Ihre erstaunlichen körpereigenen Fähigkeiten stärken, die Ihnen zu Lebensfreude verhelfen. Sie werden etwas über natürliche Ernährung erfahren, sodass Sie anfangen können, gesund zu essen, statt Diät zu halten, und über normalen Schlaf, sodass Sie der Zeit, die Ihr Körper braucht, Priorität einräumen können. Erholsamer Schlaf, eine bessere Ernährung und regelmäßiges Kardiotraining bei Sonnenschein könnten Ihren Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer überflüssig machen. Die Überlebenstipps beinhalten außerdem praktische Ratschläge für Ihr Liebesleben, die wirklich funktionieren, und behandeln die wesentlichen Gründe, warum Frauen Schwierigkeiten haben, zum Orgasmus zu kommen. Wenn wir uns in unseren Körper hineinversetzen und ihn genießen, sei es durch Sex, Sport oder die viel beschworene Achtsamkeit, hilft uns das dabei, das Gleichgewicht und die Harmonie zu erreichen, nach der wir alle uns sehnen.
Moody Bitches ruft zu einer neuen Lebensweise auf. Wir leben nicht mehr im Einklang mit der Natur. Ich fürchte, je weiter wir uns von der für uns vorgesehenen natürlichen Art zu leben entfernen, desto kränker werden wir. Unsere Entfremdung ist unsere Krankheit. Wir müssen mit unserem Körper und mit der natürlichen Welt um uns herum wieder in Einklang kommen. Durch die Ablenkungen unseres digitalen Zeitalters ist uns eine Grundwahrheit verloren gegangen: Frische Luft, Sonne und Bewegung verbessern unser Wohlbefinden. Der tägliche Wechsel zwischen hell und dunkel nutzt unserem Schlaf mehr als jede Tablette, das viele Sitzen ist die größte Gefahr für unsere Gesundheit, und wenn wir fast nur noch virtuelle Beziehungen pflegen, lassen wir uns viel entgehen.
Moody Bitches stützt sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und meine Erfahrungen aus der Arbeit mit meinen Patientinnen. Verständnis ist die Voraussetzung für Gesundheit, und mein Ziel ist es, das Gefühlsleben von Frauen zu entmystifizieren, um den Weg für Veränderungen frei zu machen. Ich spreche als Psychiaterin, als Ehefrau und als berufstätige Mutter von zwei Kindern; die Verordnungen, die ich hier verabreiche, haben mir geholfen und auch meinen Patientinnen.
Unser Körper ist klüger, als wir glauben, und viele der Dinge, die ihn quälen, stehen miteinander in Zusammenhang. Übermedikation hat zu einem Kontrollverlust geführt, und das moderne Leben hat uns dem natürlichen Rhythmus der Erneuerung entfremdet. Es ist nachvollziehbar, wenn jemand auf den vom Menschen verursachten Wahnsinn in dieser Welt mit Frustration und Tränen reagiert; dieses Gefühl von Verzweiflung weist jedoch den Weg zu Gesundheit und Ganzheit. Wir müssen uns auf unser Unbehagen einlassen, statt es zu verdrängen. Sensibel zu sein, uns zu ärgern und unseren Bedürfnissen und Enttäuschungen Ausdruck zu verleihen, verhilft uns zu einem besseren Leben.
Sobald wir auf unseren Körper hören und zu unseren Stimmungen stehen, können wir aktiv werden. Aktiv zu werden könnte beispielsweise bedeuten, ein natürliches Heilmittel auszuprobieren, statt sich wie bisher auf ein verschreibungspflichtiges Medikament zu verlassen. Oder die Forderungen, die wir in unseren vielen Rollen als Frau an uns selbst stellen, einer Prüfung zu unterziehen. Die Antwort wird für jede von uns anders ausfallen. Aber wir alle müssen innehalten und hinhören, wenn wir anfangen, zickig zu werden. Unsere Stimmungen anzunehmen wird uns letzten Endes glücklicher machen.
Wir müssen ganz von vorn anfangen, wieder in Einklang mit unserem Körper kommen und lernen, ihn richtig zu behandeln und die ihm innewohnende Weisheit zu entdecken. Moody Bitches zeigt Ihnen den Weg und gibt Ihnen die nötigen Instrumente an die Hand, damit Sie gut für sich selbst sorgen können.
TEIL 1
Von Natur aus launisch