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Kinder- und Jugendbuchverlag
in der Verlagsgruppe Random House

1. Auflage 2015

© 1955, 1997, 2015 der deutschsprachigen Ausgabe:

cbj Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München.

Neubearbeitung 2015

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Die Originalausgabe erschien 1949 unter dem Titel:

»Five Get into Trouble« bei

Hodder and Stoughton Ltd, London.

Enid Blytons Unterschrift und »Fünf Freunde«

sind eingetragene Warenzeichen von Hodder and Stoughton Ltd.

© 2015 Hodder and Stoughton Ltd.

Alle Rechte vorbehalten

Übersetzung: Dr. Werner Lincke

Bearbeitung: Kerstin Kipker

Umschlagabbildung und Innenillustrationen: Gerda Raidt

Umschlaggestaltung: semper smile, München

SaS · Herstellung: AJ

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-17085-1
V002

www.cbj-verlag.de

Fünf Freunde machen einen Ferienplan

»Es ist wirklich schwer mit dir, Quentin«, stöhnte Tante Fanny.

Die vier Kinder saßen am Frühstückstisch und spitzten neugierig die Ohren. Was hatte Onkel Quentin jetzt wieder angestellt?

Tante Fanny hatte eben einen Brief gelesen. Sie reichte ihn nun ihrem Mann hinüber.

»Liebe Fanny, wie kann man von mir erwarten, dass ich wissen soll, wann die Kinder Ferien haben und ob sie die bei uns verbringen werden? Du weißt genau, dass ich im Augenblick eine dringende wissenschaftliche Arbeit zu erledigen habe.«

»Aber du könntest mich fragen«, antwortete Tante Fanny ärgerlich. »Erinnere dich doch, Quentin, wir haben besprochen, dass Julian, Dick und Anne die Osterferien bei uns verbringen werden.«

»Die Ferien haben so spät angefangen«, verteidigte sich Onkel Quentin.

»Vater hat eben nicht daran gedacht«, sagte George. »Worum geht es eigentlich, Mutter? Will Vater mitten in unseren Ferien wegfahren?«

Die Tante nickte und nahm noch einmal den Brief in die Hand. »Er ist zu einer wichtigen Konferenz eingeladen und ich muss ihn begleiten. Aber ich kann euch Kinder doch nicht allein im Haus lassen. Wenn unsere gute Joanna nur nicht krank wäre!«

»Wir kümmern uns schon um uns selbst«, beruhigte Dick die Tante. »Anne ist eine vorzügliche Köchin!«

»Ich kann auch helfen«, erbot sich George. Ihr richtiger Name war Georgina, aber jeder nannte sie George.

Ihre Mutter lächelte. »O George! Letztens wolltest du Eier kochen. Du hast sie so lange im Topf gelassen, bis das Wasser ganz verkocht und die Eier steinhart waren. Ich glaube nicht, dass die anderen von deiner Kocherei begeistert sein werden.«

»Ich hab die blöden Eier einfach vergessen«, redete sich George heraus. »Ich wollte die Uhr holen, um die Kochzeit zu stoppen. Währenddessen fiel mir wieder ein, dass Timmy ja noch gar nicht sein Fressen bekommen hatte …«

»Ja, die Geschichte kennen wir«, unterbrach ihre Mutter sie. »Timmy bekam natürlich sein Fressen, dein Vater aber musste dafür hungrig aus dem Haus gehen!«

»Wau, wau!«, meldete sich Timmy unterm Tisch, als er seinen Namen hörte. Eifrig leckte er Georges Fuß, als wolle er sich damit bei ihr in Erinnerung bringen.

»Also zur Sache!«, rief Onkel Quentin ungeduldig. »Ich muss zu dieser Konferenz fahren, ich soll dort einen Vortrag halten.«

»Du zerstreuter Professor kommst ohne mich doch nicht zurecht. Aber in dem Fall muss ich dich wohl alleine fahren lassen und bleibe hier!«, sagte die Mutter seufzend.

»Nein, das musst du nicht, Mutter«, widersprach George.

»Ich habe eine Idee, Tante Fanny«, begann Julian. »Du hast uns doch zu Weihnachten zwei kleine Zelte geschenkt. Es wäre doch ein Riesenspaß, uns auf unsere Fahrräder zu schwingen, die Zelte mitzunehmen und ein wenig in der Umgebung auf Entdeckungsreise zu gehen.«

»Das Wetter ist großartig!«, fiel Dick begeistert ein. »Fast wie im Sommer. Als du uns die Zelte geschenkt hast, wirst du dir doch sicher gedacht haben, dass wir sie benutzen wollen. Jetzt ist endlich die Gelegenheit dazu da.«

»Ich habe mir vorgestellt, dass ihr sie hier bei uns im Garten oder am Strand aufstellen werdet«, antwortete Tante Fanny. »Als ihr das letzte Mal gezeltet habt, war Professor Luffy zur Aufsicht mit. Mir gefällt der Plan gar nicht, dass ihr allein zum Zelten wegfahren wollt!«

»Aber Fanny, es wäre doch wirklich gelacht, wenn Julian nicht ein wenig auf die anderen achtgeben könnte«, sagte Onkel Quentin etwas ungeduldig. »Lass sie doch fahren! Ich weiß, dass wir uns jederzeit auf Julian verlassen können und er alle heil und gesund zurückbringen wird.«

»Vielen Dank.« Julian war an Komplimente seines Onkels nicht gewöhnt. »Ich werde das schon schaffen.« Er zwinkerte seiner kleinen Schwester Anne zu. »Auch wenn man es mit Anne manchmal gar nicht leicht hat.«

Alle lachten, wussten sie doch, dass nicht Anne, sondern eher George mit ihrem Hitzkopf die Schwierige war.

Damit war die Ferienplanung also perfekt. Die vier Kinder konnten es nicht abwarten und begannen sofort mit den Reisevorbereitungen. Sie suchten ihre Rucksäcke, sie falteten die Zelte so klein wie möglich zusammen, sie schnüffelten in der Speisekammer nach Proviant und suchten die Landkarten hervor.

Timmy erkannte sofort, was bevorstand. Deshalb war er ebenso aufgeregt wie die Kinder; er bellte, wedelte mit dem Schwanz und stand vom Morgen bis zum Abend jedem im Weg. Aber das nahm ihm niemand übel. Timmy gehörte einfach dazu!

»Hält Timmy mit euch Schritt, wenn ihr so weit radeln werdet?«, erkundigte sich Tante Fanny.

»Selbstverständlich«, meinte Julian. »Mach dir keine Sorgen! Timmy brauchen wir unbedingt. Du weißt doch, was für ein guter Wächter er ist.«

»Ja, ich weiß schon«, sagte Tante Fanny. »Ich würde euch nicht so leichten Herzens weglassen, wenn ich nicht wüsste, dass der Hund mit euch kommt. Er gilt mindestens so viel wie eine erwachsene Aufsichtsperson!«

»Wau, wau!«, pflichtete Timmy ihr bei. George lachte. »Er meint, wie zwei Erwachsene, Mutter!«

Timmy klopfte mit seinem Schwanz auf den Boden. »Wau, wau, wau!« Das bedeutete: nicht zwei, sondern drei!

Die Fahrt beginnt

Am nächsten Tag schwangen sich die vier Kinder aufgeregt unter lautem Gebell von Timmy und guten Ratschlägen von Tante Fanny auf ihre Räder. Zelte und Decken befanden sich auf den Gepäckträgern und in Fahrradtaschen und jeder trug einen Rucksack mit seinen persönlichen Dingen. Onkel und Tante standen am Gartentor und winkten, bis die Gruppe nicht mehr zu sehen war. Timmy sprang neben Georges Fahrrad herum und war überglücklich, dass er sich nach Herzenslust austoben durfte.

»So, nun haben wir’s geschafft«, sagte Julian, als sie um die Ecke fuhren. »Ist schon echt klasse, auf eigene Faust davonzuradeln! Ein Hoch auf Onkel Quentin, der mal wieder ein Termindurcheinander angerichtet hat.«

»Wie viele Kilometer haben wir heute vor uns?«, fragte Anne.

»Ju und ich haben etwa dreißig bis vierzig Kilometer geplant, mehr nicht«, antwortete Dick. »Wir wollen uns ja erholen und was erleben und keine sportliche Höchstleistung vollbringen.«

Der Morgen war sehr warm, bald begannen die Kinder zu schwitzen und zogen ihre Jacken aus. George sah mehr denn je wie ein Junge aus, wenn der Wind durch ihre kurz geschnittenen Locken blies. Kilometer für Kilometer strampelten sie in Wind und Sonne. Timmy jagte unermüdlich neben ihnen her und ließ seine lange rosa Zunge aus dem Maul hängen.

In einem kleinen Dorf namens Manlington hielten sie an. Sie fanden nur einen einzigen Laden, aber man konnte dort alles kaufen. Die Kinder entschieden sich für Apfelsaft und ein Eis.

»Timmy bekommt auch ein Eis«, sagte George. »Er liebt Eis. Nicht wahr, Timmy?«

»Wau!« Timmy schluckte es auf einen Satz gierig hinunter.

»Es ist wirklich Verschwendung, dem Hund Eis zu geben«, meinte Anne. »Er würgt es ja nur hinunter und lässt sich keine Zeit, es richtig zu genießen. Nein, Timmy, geh weg! Ich schlecke mein Eis bis zum letzten Rest, für dich bleibt da nichts mehr übrig.«

Timmy verzog sich und trank Wasser aus einer Schale, die die Ladenbesitzerin für ihn bereitgestellt hatte.

Die Kinder nahmen eine Flasche Apfelsaft mit, sie wollten sie zum Mittagessen trinken. Ihnen lief schon das Wasser im Mund zusammen, wenn sie an die vielen belegten Brote dachten, die sie eingepackt hatten.

Während der Fahrt bemerkte Anne einige Kühe auf der Weide. »Wie schrecklich, eine Kuh zu sein und nichts anderes in den Magen zu bekommen als geschmackloses Gras. Stell dir vor, George, worauf eine Kuh verzichten muss! Sie weiß nicht, wie Eier schmecken und ein gutes Schnitzel, sie hat noch nie Schokolade gekostet und keinen Apfelsaft getrunken. Ihr armen Kühe!«

George lachte. »Du hast wirklich alberne Einfälle! Jetzt habe ich richtig Hunger bekommen.«

»So geht das nicht weiter«, unterbrach Dick sie, während sein Fahrrad gefährlich schwankte, weil er sich den Weg durch Sträucher bahnte. »Wir können unmöglich noch einen Meter weiterfahren, wenn ihr Mädchen die ganze Zeit von Dingen sprecht, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Julian, wie wäre es jetzt mit dem Essen?«

Mitten zwischen Haselnussbüschen gab es ein gemütliches Picknick. Rundherum standen Büschel von Primeln, eine Drossel sang in einem Haselnussstrauch.

»Musik und Dekoration sind im Preis inbegriffen«, sagte Julian und zeigte auf die singenden Vögel und die blühenden Primeln.

»Haben wir auch für Timmy etwas zum Fressen da, George?«, fragte Anne, als sie alles ausgepackt hatten und sich über die Brote hermachten.

»Natürlich! Ich habe für ihn doch auch Brote gemacht, damit er mit uns mitessen kann.«

Und was für leckere Brote das waren! George hatte für Timmy zwölf Brote mit Hundewurst belegt.

George musste Timmy nicht lange zum Fressen auffordern. Gierig schlang er die Brote hinunter und klopfte zufrieden mit seinem Schwanz auf das Moos.

Plötzlich rief Anne: »Aber George, was tust du denn da? Du isst ja eines von Timmys Broten!«

»Ach deswegen!« George hielt im Kauen inne. »Ich habe mich schon gewundert, warum das Brot so merkwürdig schmeckt!«

Alle lachten.

Es war schon halb vier, als sie sich wieder auf ihre Räder schwangen und ihre Tour fortsetzten. Sie hatten noch ein kleines Mittagschläfchen gehalten und ausgiebig mit Timmy gespielt. »Wie viele Kilometer wollen wir denn noch fahren, Julian?«, fragte Anne, nachdem sie keuchend einen Hügel erklommen hatten und sich auf der anderen Seite fröhlich hinabrollen ließen.

»Nicht mehr viele«, tröstete Julian sie. »Ich schlage vor, wir kaufen noch irgendwo für Frühstück und Abendessen ein, und später suchen wir einen hübschen Zeltplatz zum Übernachten. Auf der Karte habe ich einen kleinen See gefunden – er heißt Green Pool. Ich hoffe, er ist etwas größer als ein Pool, damit wir dort richtig toll schwimmen können.«

»Ein guter Vorschlag!«, freute sich Anne. »Eigentlich hätten wir unseren ganzen Ausflug um Seen herum machen sollen.«

»Wau!«, machte Timmy und lief neben Georges Rad her. »Wau!«

»Timmy ist damit einverstanden!«, rief George. »Aber o Schreck! Er hat ja seine Badehose zu Hause vergessen!«