IN DEN (EVANGELISCHEN)
KIRCHEN WEHTE DAS
HAKENKREUZ
„EBENSO WIE ERASMUS HABE ICH AUCH MÜNTZER GETÖTET; SEIN TOD LIEGT AUF MEINEM HALS“
BAND 5: LUTHER, JUDENHASS
UND NATIONALSOZIALISMUS.
TEILBAND 1
„EBENSO WIE ERASMUS HABE ICH AUCH MÜNTZER GETÖTET; SEIN TOD LIEGT AUF MEINEM HALS“
BAND 5: LUTHER, JUDENHASS
UND NATIONALSOZIALISMUS.
TEILBAND 1
„Die Heiligenlegenden entlarvte Luther als Märchen. An den Bibellegenden hielt er fest; am Teufelsglauben auch; am Hexenwahn auch; an der Ketzervertilgung auch; am Antisemitismus auch – am Kriegsdienst, an der Leibeigenschaft, den Fürsten. Man nennt es: Reformation" (Karlheinz Deschner)
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© 2019 Richard A. Huthmacher
Satz, Umschlaggestaltung, Herstellung: Richard A. Huthmacher
E-Book-Konvertierung und Verlag: Satzweiss.com Print Web Software GmbH
ISBN: 978-3-8450-1689-4
„Man soll sie zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss.“ „Ich habe im Aufruhr alle Bauern erschlagen; all ihr Blut ist auf meinem Hals. Aber ich schiebe es auf unseren Herrgott; der hat mir befohlen, solches zu reden.“ „Ich möchte mich fast rühmen, dass seit der Zeit der Apostel das weltliche Schwert und die Obrigkeit noch nie so deutlich beschrieben und gerühmt worden ist wie durch mich. Sogar meine Feinde müssen das zugeben. Und dafür habe ich doch als Lohn den ehrlichen Dank verdient, dass meine Lehre aufrührerisch und als gegen die Obrigkeit gerichtet gescholten und verdächtigt wird. Dafür sei Gott gelobt!“
(Huthmacher, Richard A.: Homo homini lupus, Carmina Burana:
Über Menschen und das Leben. Über Sterben und den Tod.
Der Tragödie zweiter Teil. Norderstedt., 2015, S. 123 ff.)
In memoriam Dr. phil. Irmgard Maria Huthmacher, Philosophin, Germanistin, Theologin, Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Zu früh verstorben. Worden. Vor ihrer Zeit
BAND 1:
„SO LASSET UNS … DEN STAUB VON DEN SCHUHEN SCHÜTTELN UND SAGEN: WIR SIND UNSCHULDIG AN EUREM BLUT“
EINFÜHRUNG
I. „SO GEBET DEM KAISER, WAS DES KAISERS IST, UND GOTT, WAS GOTTES IST“
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: „SO GEBET DEM KAISER, WAS DES KAISERS IST, UND GOTT, WAS GOTTES IST“
II. LUTHER UND DIE VERNUNFT – DER REFORMATOR ALS TREUER DIENER SEINER HERREN
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: LUTHER UND DIE VERNUNFT – DER REFORMATOR ALS TREUER DIENER SEINER HERREN
III. LUTHERS GOTTESBILD: „MONSTRÖS, UNGEGEHEUERLICH, ZUTEIFST ERSCHRECKEND, ERSCHÜTTERND UND ABSTOSSEND, UNMENSCHLICH, IRRATIONAL UND ABSURD“
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: LUTHERS GOTTESBILD: „MONSTRÖS, UNGEGEHEUERLICH, ZUTEIFST ERSCHRECKEND, ERSCHÜTTERND UND ABSTOSSEND, UNMENSCHLICH, IRRATIONAL UND ABSURD“
IV. LUTHERS ANTISEMITISMUS: „SO LASSET UNS … DEN STAUB VON DEN SCHUHEN SCHÜTTELN UND SAGEN: WIR SIND UNSCHULDIG AN EUREM BLUT“
EXKURS: JUDENHASS IM MITTELALTER: „… DASS DIE JUDEN GEWEIHTE HOSTIEN STÄHLEN … UND DASS SIE AN IHREM PASCHAFESTE CHRISTKINDER SCHLACHTETEN …“
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: LUTHERS ANTISEMITISMUS: „SO LASSET UNS … DEN STAUB VON DEN SCHUHEN SCHÜTTELN UND SAGEN: WIR SIND UNSCHULDIG AN EUREM BLUT“
OBITER DICTUM: „MARTINUS LUTHER, DASS IHR´S WISST, DER ZU WITTENBERG AUGUSTINER IST, DER HAT ERWECKT UNS VON DER NACHT“ – WIE LUTHER LITERARISCH REZIPIERT WURDE
V. „DRUM SOLL HIER ZERSCHMEISSEN, WÜRGEN UND STECHEN, HEIMLICH ODER ÖFFENTLICH, WER DA KANN“ – „DER ESEL WILL SCHLÄGE HABEN, UND DER PÖBEL WILL MIT GEWALT REGIERT SEIN“
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: „DRUM SOLL HIER ZERSCHMEISSEN, WÜRGEN UND STECHEN, HEIMLICH ODER ÖFFENTLICH, WER DA KANN“ – „DER ESEL WILL SCHLÄGE HABEN, UND DER PÖBEL WILL MIT GEWALT REGIERT SEIN“
EXKURS: SOZIALPOLITISCHE VERHÄLTNISSE AN DER ZEITENWENDE VOM MITTELALTER ZUR NEUZEIT – O JOHANNES HUS, ARMER DOMINUS … WÄRST DU DOCH DAHEIM GEBLIEBEN, DEIN GELEIT WAR FALSCH GESCHRIEBEN …
FUSSNOTEN, QUELLENANGABEN UND ANMERKUNGEN ZUM EXKURS
VI. CUI BONO? VON DER REFORMATION BIS ZU DEN WITTENBERGER UNRUHEN: LUTHER BEFÖRDERT DIE ANLIEGEN SEINER OBEREN
EXKURS: ERASMUS VON ROTTERDAM UND MARTIN LUTHER – DER KAMPF ZWEIER GIGANTEN, REFLEKTIERT VON STEFAN ZWEIG
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: CUI BONO? VON DER REFORMATION BIS ZU DEN WITTENBERGER UNRUHEN: LUTHER BEFÖRDERT DIE ANLIEGEN SEINER OBEREN
DIE BERGPREDIGT. ALS ANTWORT AUF MARTIN LUTHER
ANSTELLE EINES NACHWORTS
DER AUTOR. UND SEIN WERK
BAND 2:
„LUTHER: POLIZEILICH ATTESTIERTER VOLKSVERHETZER“
EINFÜHRUNG
VII. CUI BONO? VON DEN WITTENBERGER UNRUHEN BIS ZUM BAUERNKRIEG.
1. DIE REICHSRITTER UND DIE REFORMATION
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: CUI BONO? VON DEN WITTENBERGER UNRUHEN BIS ZUM BAUERNKRIEG.
1. DIE REICHSRITTER UND DIE REFORMATION
VIII. CUI BONO? VON DEN WITTENBERGER UNRUHEN BIS ZUM BAUERNKRIEG.
2. „AUCH MIT WÜRSTEN VERÄNDERT MAN DIE CHRISTENHEIT“ – „ALS LETZTER TÄUFER WURDE IN ZÜRICH HANS LANDIS 1614 HINGERICHTET“: ZWINGLI, LUTHER UND DIE ANABAPTISTEN. ODER: DER KAMPF UM DIE „FULL SPECTRUM DOMINANCE“
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: CUI BONO? VON DEN WITTENBERGER UNRUHEN BIS ZUM BAUERNKRIEG.
2. „AUCH MIT WÜRSTEN VERÄNDERT MAN DIE CHRISTENHEIT“ – „ALS LETZTER TÄUFER WURDE IN ZÜRICH HANS LANDIS 1614 HINGERICHTET“: ZWINGLI, LUTHER UND DIE ANABAPTISTEN. ODER: DER KAMPF UM DIE „FULL SPECTRUM DOMI-NANCE“
IX. ZUR GESELLSCHAFTLICHEN, SOZIALEN UND POLITISCHEN SITUATION ANFANG DES 16. JHD. ZUR ROLLE DER STÄDTE WÄHREND DER REFORMATION
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: ZUR GESELLSCHAFTLICHEN, SOZIALEN UND POLITISCHEN SITUATION ANFANG DES 16. JHD. ZUR ROLLE DER STÄDTE WÄHREND DER REFORMATION
X. „LUTHER: POLIZEILICH ATTESTIERTER VOLKSVERHETZER“ – MEMMINGER ARTIKEL, BAUERNAUFSTAND UND LUTHER ALS FÜRSTENKNECHT
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: „LUTHER: POLIZEILICH ATTESTIERTER VOLKSVERHETZER“ – MEMMINGER ARTIKEL, BAUERNAUFSTAND UND LUTHER ALS FÜRSTENKNECHT
XI. MARTIN LUTHER, THOMAS MÜNZER UND JAKOB FUGGER: „25 MILLIONEN AUF 100 000 TOTE BAUERN. DAS MACHT 250 PRO BAUER. DAS KOMMT BILLIG. EIN GUTES GESCHÄFT“
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: MARTIN LUTHER, THOMAS MÜNZER UND JAKOB FUGGER: „25 MILLIONEN AUF 100 000 TOTE BAUERN. DAS MACHT 250 PRO BAUER. DAS KOMMT BILLIG. EIN GUTES GESCHÄFT“
XII. PARALLELEN ZU HEUTE. ZU LÜGNERN, BETRÜGERN UND MÖRDERN. SCHLICHTWEG ZU DEN STÜTZEN DER GESELLSCHAFT
QUELLENANGABEN ZU: PARALLELEN ZU HEUTE. ZU LÜGNERN, BETRÜGERN UND MÖRDERN. SCHLICHTWEG ZU DEN STÜTZEN DER GESELLSCHAFT
DIE BERGPREDIGT. ALS ANTWORT AUF MARTIN LUTHER
ANSTELLE EINES NACHWORTS
DER AUTOR. UND SEIN WERK
BAND 3:
HEXEN, HEBAMMEN, WEISE FRAUEN – LUTHERS FEINDBILD KENNT KEINE GRENZEN
EINFÜHRUNG
XIII. [M]EIN GNEDIGSTER HERR, HERTZOG FRIDERICH SELIGER GEDECHTNIS, WARD SO FRO, DA ICH ZUERST VON WELTLICHER OBERICKEIT SCHREIB, DAS ER SOLCH BUECHLIN LIES ABSCHREIBEN, SONDERLICH EINBINDEN UND SEER LIEB HATTE …“ – LUTHERS TÜRKENSCHRIFTEN. UND GEDANKENVERBRECHEN
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: [M]EIN GNEDIGSTER HERR, HERTZOG FRIDERICH SELIGER GEDECHTNIS, WARD SO FRO, DA ICH ZUERST VON WELTLICHER OBERICKEIT SCHREIB, DAS ER SOLCH BUECHLIN LIES ABSCHREIBEN, SONDERLICH EINBINDEN UND SEER LIEB HATTE …“ – LUTHERS TÜRKENSCHRIFTEN. UND GEDANKENVERBRECHEN
XIV. HEXEN, HEBAMMEN, WEISE FRAUEN – LUTHERS FEINDBILD KENNT KEINE GRENZEN
EXKURS: SOZIALDISZIPLINIERUNG – DIE RELIGION ANSTELLE HEUTIGER WARENWERTE ALS WAHRER WERT
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: HEXEN, HEBAMMEN, WEISE FRAUEN – LUTHERS FEINDBILD KENNT KEINE GRENZEN
XV. „WENN SIE SICH ABER AUCH MÜDE UND ZULETZT TOT TRAGEN, DAS SCHADET NICHTS, LASS SIE SICH NUR TOT TRAGEN, SIE SIND DAZU DA“ – LUTHERS FRAUENBILD. EINES CHRISTENMENSCHEN UNWÜRDIG
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: „WENN SIE SICH ABER AUCH MÜDE UND ZULETZT TOT TRAGEN, DAS SCHADET NICHTS, LASS SIE SICH NUR TOT TRAGEN, SIE SIND DAZU DA“ – LUTHERS FRAUENBILD.
EINES CHRISTENMENSCHEN UNWÜRDIG
DIE BERGPREDIGT. ALS ANTWORT AUF MARTIN LUTHER
ANSTELLE EINES NACHWORTS
DER AUTOR. UND SEIN WERK
BAND 4:
LUTHER, (FRÜH-)KAPITALISMUS UND PROTESTANTISCHE ARBEITSETHIK
EINFÜHRUNG
XVI. „UNSERE ARBEIT, UNSER BROTERWERB IST GOTTESDIENST UND HEILIG … DARUM ARBEITET FLEISSIG UND LEBT BESCHEIDEN, MEIDET RAUSCH. TANZ UND SPIEL. DAS SIND DIE VERSUCHUNGEN DES TEUFELS“
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: „UNSERE ARBEIT, UNSER BROTERWERB IST GOTTESDIENST UND HEILIG … DARUM ARBEITER FLEISSIG UND LEBT BESCHEIDEN, MEIDET RAUSCH. TANZ UND SPIEL. DAS SIND DIE VERSUCHUNGEN DES TEUFELS“
XVII. „MAN TRACHTE DANACH, DURCH HARTEN ZWANG DIE SÜNDIGEN MÜSSIGGÄNGER ZU BESSERN …, DASS IHNEN ARBEIT UND LERNEN LEICHTER ERSCHEINEN ALS MÜSSIGGANG“
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: „MAN TRACHTE DANACH, DURCH HARTEN ZWANG DIE SÜNDIGEN MÜSSIGGÄNGER ZU BESSERN …, DASS IHNEN ARBEIT UND LERNEN LEICHTER ERSCHEINEN ALS MÜSSIGGANG“
XVIII. THOMAS VON AQUIN: „NUMMUS NON PARIT NUMMOS.“ ARISTOTELES: „ZINS IST ABER GELD GEZEUGT VON GELD. DAHER IST AUCH DIESE FORM VON ERWERB AM MEISTEN WIDER DIE NATUR“
EXKURS: ZINS UND ZINSESZINS – DAS GRUNDÜBEL UNSERER KAPITALISTISCHEN WIRTSCHAFTSORDNUNG SOWIE URSPRUNG UND GRUNDLAGE IHRER GESELLSCHAFTLICHEN UND SOZIALEN VERWERFUNGEN
EXKURS: LUTHERS ZWEI-REICHELEHRE – DIE DAS REICH GOTTES BEMÜHTE, UM DAS DER FÜRSTEN GEGEN KAISER UND PAPST ZU STÄRKEN
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: THOMAS VON AQUIN: „NUMMUS NON PARIT NUMMOS.“ ARISTOTELES: „ZINS IST ABER GELD GEZEUGT VON GELD. DAHER IST AUCH DIESE FORM VON ERWERB AM MEISTEN WIDER DIE NATUR“
XIX. DIE WIRKLICH MÄCHTIGEN AGIEREN HINTER DEN KULISSEN DES SCHEINS, HINTER DEN FASSADEN JENER POLITIKVERANSTALTUNG, DIE MAN HEUTZUTAGE REPRÄSENTATIVE DEMOKRATIE NENNT
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: DIE WIRKLICH MÄCHTIGEN AGIEREN HINTER DEN KULISSEN DES SCHEINS, HINTER DEN FASSADEN JENER POLITIKVERANSTALTUNG, DIE MAN HEUTZUTAGE REPRÄSENTATIVE DEMOKRATIE NENNT
XX. PROTESTANTISCHE ARBEITSETHIK UND KAPITALISMUS
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: PROTESTANTISCHE ARBEITSETHIK UND KAPITALISMUS
DIE BERGPREDIGT. ALS ANTWORT AUF MARTIN LUTHER
ANSTELLE EINES NACHWORTS
DER AUTOR. UND SEIN WERK
BAND 5:
LUTHER, JUDENHASS UND NATIONALSOZIALISMUS TEILBAND 1: IN DEN (EVANGELISCHEN) KIRCHEN WEHTE DAS HAKENKREUZ
EINFÜHRUNG
XXI. MARTIN LUTHER: ANTI-JUDAIST, ANTI-SEMIT, SCHLICHTWEG EIN JUDENHASSER PAR EXCELLENCE
EXKURS: JUDENHASS IM MITTELALTER
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: MARTIN LUTHER: ANTI-JUDAIST, ANTI-SEMIT, SCHLICHTWEG EIN JUDENHASSER PAR EXCELLENCE
XXII. ABSICHT IST NICHT, „DIE JUDEN ZU BEKEHREN“, VIELMEHR, „DIE CHRISTEN ZU WARNEN, SICH VOR DEN JUDEN ZU HÜTEN“: JUDENHASS ALS DAS WESEN LUTHERSCHER THEOLOGIE UND IDEOLOGIE
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: ABSICHT IST NICHT, „DIE JUDEN ZU BEKEHREN“, VIELMEHR, „DIE CHRISTEN ZU WARNEN, SICH VOR DEN JUDEN ZU HÜTEN“: JUDENHASS ALS DAS WESEN LUTHERSCHER THEOLOGIE UND IDEOLOGIE
XXIII. IN DEN (EVANGELISCHEN) KIRCHEN WEHTE DAS HAKENKREUZ
EXKURS: DIE DEUTSCHEN CHRISTEN
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: IN DEN (EVANGELISCHEN) KIRCHEN WEHTE DAS HAKENKREUZ
XXIV. BEKENNENDE KIRCHE UND KIRCHENKAMPF
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: BEKENNENDE KIRCHE UND KIRCHENKAMPF
DIE BERGPREDIGT. ALS ANTWORT AUF MARTIN LUTHER
ANSTELLE EINES NACHWORTS
DER AUTOR. UND SEIN WERK
BAND 5:
LUTHER, JUDENHASS UND NATIONALSOZIALISMUS TEILBAND 2: LUTHER, ADOLF HITLER UND DIE JUDEN
EINFÜHRUNG
XXV. LUTHER, ADOLF HITLER UND DIE JUDEN
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: LUTHER, ADOLF HITLER UND DIE JUDEN
DIE B1ERGPREDIGT. ALS ANTWORT AUF MARTIN LUTHER
ANSTELLE EINES NACHWORTS
DER AUTOR. UND SEIN WERK
BAND 5:
LUTHER, JUDENHASS UND NATIONALSOZIALISMUS TEILBAND 3: SIMILIA SIMILIBUS. ODER: EIN TREPPENWITZ DER GESCHICHTE. WAS LUTHER SÄTE, MÜSSEN DIE PALÄSTINENSER ERNTEN
EINFÜHRUNG
XXVI. EXKURS? ODER THEMATISCH AUFS ENGSTE VERBUNDEN? JEDENFALLS: SIMILIA SIMILIBUS – EIN FÜRCHTERLICHER TREPPENWITZ DER GESCHICHTE
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: EXKURS? ODER THEMATISCH AUFS ENGSTE VERBUNDEN? JEDENFALLS: SIMILIA SIMILIBUS – EIN FÜRCHTERLICHER TREPPENWITZ DER GESCHICHTE
XXVII. HITLER, DIE KATHOLISCHE KIRCHE, DAS REICHSKONKORDAT UND DIE JUDEN
PARERGA UND PARALIPOMENA ZU: HITLER, DIE KATHOLISCHE KIRCHE, DAS REICHSKONKORDAT UND DIE JUDEN
DIE BERGPREDIGT. ALS ANTWORT AUF MARTIN LUTHER
ANSTELLE EINES NACHWORTS
DER AUTOR. UND SEIN WERK
Unter Berufung auf die „Heilige Schrift“ walzte Luther rigoros nieder, was ihm im Wege stand: „In der Tat glaube ich, dem Herrn den Gehorsam zu schulden, gegen die Philosophie zu wüten und zur Heiligen Schrift zu bekehren.“ In diesem Sinne schuf Luther das Fundament einer neuen Glaubensrichtung. Und lehrte die Menschen vornehmlich eins: die Angst. Weil die menschliche Natur durch und durch verderbt sei, schrieb er, zudem: „Sündige tapfer, aber tapferer glaube!“
Das Menschenbild Luthers ist düster; der Mensch selbst könne zu seinem Heil nicht beitragen, sein Wille sei unfrei. Mit gespaltener Zunge führt er aus: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“
Luther „löste“ vorgenannten, von ihm selbst konstruierten Widerspruch, indem er seine weltlichen Herren, also die Fürsten und den Adel, aufforderte, die „Mordischen und Reubischen Rotten der Bawren“ – die sich, wohlgemerkt, auf Luthers Worte: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan“ beriefen –, Luther also „löste“ die Dichotomie von vermeintlicher geistiger Freiheit und bedingungsloser gesellschaftlicher Unterordnung, indem er die gedungenen Mörderbanden aus Landsknechten und sonstigem käuflichem Gesindel aufforderte, die geschundenen Leibeigenen – die ein wenig Menschlichkeit, ein Quäntchen soziale Gerechtigkeit, gar etwas wie Menschenwürde forderten – rücksichtslos zu massakrieren: „[M]an soll sie zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss.“
Die Vernunft (die sich im Humanismus der Renaissance und in Gestalt des Erasmus von Rotterdam Bahn brach) galt nicht viel bei Luther – die eigentliche Wahrheit bleibe ihr verschlossen, sie könne nicht zur Erkenntnis Gottes gelangen, als Erkenntnisprinzip (principium cognoscendi) sei sie ebenso blind (caeca) wie verblendet (excaecata). Vor dem Sündenfall (Adams und Evas) sei die Vernunft von allen Gottesgaben die größte, sei geradezu göttlich gewesen. Durch den Sündenfall jedoch hätten die Menschen die Vernunft verloren, könnten nun nicht mehr erkennen, „quae Deus vult et praecipit“ (was Gott will und vorschreibt): Die Vernunft sei von der Dienerin göttlichen Geistes zu einem lästerlichen Weibsstück, zur „Teufelshure“ und zur „Teufelsbraut“ pervertiert. „Widersacherin Gottes“ sei sie, die Vernunft, und vermittele allenfalls „blinde Finsternisse“; sie gehe in die Irre und Leere.
Ebenso wie die Vernunft verteufelt Luther die Philosophie (deren Aufgabe bekanntlich ist, Welt und menschliche Existenz zu ergründen und zu verstehen); Philosophen könnten nie zur Wahrheit gelangen.
Die „Klassiker“ der antiken Philosophie – namentlich Aristoteles – finden in Luther einen hasserfüllten Gegner: „Die Philosophie des Aristoteles kriecht im Bodensatz der körperlichen und sinnlichen Dinge …“ Auch die Scholastiker zogen den Zorn Luthers auf sich; Thomas von Aquin hatte, die Willensfreiheit betreffend (und den nachträglichen Unmut Luthers auf sich lenkend), erklärt: „Totius libertatis radix est in ratione constituta“: Grundlage aller Freiheit ist die Vernunft.
Luther wütete: Die Scholastiker sähen nicht die Sünde und übersähen, dass die Vernunft „plena ignorationis Dei et aversionis a voluntate Dei“, also voller Unkenntnis Gottes und voll der Abneigung gegen den Willen Gottes sei. Das scholastische Axiom, man könne ohne Aristoteles nicht Theologe werden, konterte er mit den Worten: „Error est, dicere: sine Aristotele non fit theologus; immo theologus non fit, nisi id fiat sine Aristotele“: Es ist ein Irrtum, zu behaupten, ohne Aristoteles werde keiner Theologe; in der Tat, Theologe wird man nicht, wenn es denn nicht ohne Aristoteles geschieht.
Die Vernunft, so Luther, könne den Widerspruch zwischen menschlicher und göttlicher Absicht weder verstehen noch ertragen, pervertiere ggf. den göttliche Willen zu eigenem Zweck und Nutzen. Wer menschlicher Vernunft folge, stürze in leere und sündige Gedanken, halte die Vernunft gar für die Wahrheit. Letztendlich lehrte Luther nichts anderes als einen kruden Irrationalismus: Offensichtlich hasste und entwertete er die menschliche Vernunft, stand damit im Widerspruch zum Gedankengut von Renaissance und Humanismus, war mehr dem „finsteren“ Mittelalter als der Wertschätzung des Menschen in der (beginnenden) Neuzeit verhaftet.
Jedenfalls spielte Luthers Unfreiheit eines Christenmenschen den Fürsten seiner Zeit, spielte auch seinem Schutzherrn Friedrich „dem Weisen“, spielte all denen, die das Volk, die Bauern (nicht nur in den blutigen Kriegen gegen dieselben) unterdrückten, in die Karten; die Herrschenden jener Zeit stellten ihn, Luther, unter ihren Schutz, weil sie erkannten, dass er „ihr“ Mann und nicht der des Volkes und der Menschlichkeit war.
Realiter bestand die Freiheit eines Christenmenschen gemäß lutherischer Ordnungsvorstellung im absoluten Gehorsam gegenüber der Obrigkeit, wie rational oder irrational, wie moralisch oder verwerflich diese auch handelte. Mithin: Luther war ein demagogisch agitierender Anti-Philosoph. Par excellence. Er war „ein Unglück von einem Mönch“, wie Nietzsche ihn nannte.
Zudem: „Die meisten Protestanten wissen es nicht, und die Theologen der Evangelisch-lutherischen, der Calvinistischen und der Zwinglianischen Kirche nebst deren zahlreichen Deviationen und Denominationen werden es ihnen … auch nicht sagen[:] … [D]as Gottesbild Luthers … ist … monströs, ungeheuerlich, zutiefst erschreckend, erschütternd und abstoßend, unmenschlich, irrational und absurd …“
Geradezu sadistische Züge zeige er, Gott: „Und wirst du sündigen, so wird er dich auffressen.“ „Denn Gott ist ein Feuer, das verzehret, frisset und eifert ...“ Er, Gott, repräsentiere, so Luther, (in „sua natura et majestate“, seiner Natur nach und in all seiner Macht) das Irrationale, das Abstruse, das Dunkle und Gewalttätige, das Maß- und Zügellose, auch das Triebhafte. Luther hatte Angst. Und schuf Angst. Sicherlich auch im Sinne seiner Oberen: „Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist“, wusste schon Tacitus.
„´Ich kenne ihn genau, und er kennt mich …´, sagt Luther, man … [möchte glauben], er meint Gott … [Doch er meint den Teufel.] Luther verlagert das Böse … nach innen …, der Teufel ist nicht ein anderer. [Außerhalb.] … [Und er] wirkt, wo er will.“ Innerhalb. In ihm. In Luther. Als Gegenentwurf. Zu Luthers Gottesbild.
Das, gleichwohl, noch viel schrecklicher als das des Teufels erscheint. Denn Luther projiziert seine eigene gewalttätige Natur, seine Grobheit, seine Triebhaftigkeit, seine Zügellosigkeit in eben diesen Gott. „Bis an die Grenze der Gemütskrankheit“ zeichnet Luther sein „irrationales Erleben eines tief irrationalen transzendenten Objektes, das sich fast der Bezeichenbarkeit … ´Gott´ entzieht. Und dies ist die dunkle Folie für das gesamte Glaubensleben Luthers. An unzähligen Stellen seiner Predigten, Briefe, Tischreden wird diese Folie sichtbar.“
Es liegt auf der Hand, dass Luthers Theologie oft nichts anderes reflektiert als seine eigene psychopathische Persönlichkeit, seine Zerrissenheit, seine Neurosen, auch seine rezidivierenden Wahnvorstellungen im Sinne einer Psychose. Ein psychisch zutiefst kranker Mensch gleichwohl der Begründer einer neuen resp. der Reformator der alten Kirche?
Zu Luthers Verhältnis zum Judentum und zu den Juden ist vorab anzumerken: „Um die Juden hat er [Luther] zuvor geworben, in Tagen, als er noch auf der Suche war nach Bundesgenossen für seine Lehre. Er vermeinte, nachdem das Christentum nun durch ihn von allen üblen Auswüchsen gereinigt worden sei, müsse es den Juden doch ein Leichtes sein, sich zu bekehren. Da sie ´verstockt´ bleiben, schlägt sein Wohlwollen in Hass um; seine Schrift Von den Juden und ihren Lügen sollte noch heute jedem Anhänger der evangelischen Sache die Schamröte ins Gesicht treiben.“
Sicherlich sind Luthers Haltung zu den Juden und sein Urteil über dieselben im Kontext seiner Zeit und der des (zu Ende gehenden) Mittelalters zu sehen; gleichwohl tat der „Reformator“ sich auch hier durch besonderen Eifer hervor sowie durch seinen Hass auf jeden und jedwedes, der oder das sich seinen Vorstellungen widersetzte.
Nach und nach steigerten sich Luthers Hass gegen die Juden ins schier Unermessliche:
• „Wenn mir Gott keinen anderen Messias geben wollte, als ihn die Juden begehren und fordern, so wollte ich lieber eine Sau als ein Mensch sein.“
• „Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücke führen, einen Stein an den Hals hängen und ihn hinab stoßen und sagen: Ich taufe dich im Namen Abrahams.“
Es kann und darf nicht als Entschuldigung nachhalten, Luther habe im Zeitgeist gehandelt – welches Unrecht im Zeitgeist geschieht, haben gerade wir Deutschen (pars pro toto) in jenen zwölf Jahren vor Augen geführt, die ursprünglich ein Millennium dauern sollten. Luther jedenfalls war nicht nur Antijudaist, sondern schlichtweg und schlechterdings auch Antisemit. Einer der übelsten Sorte. Nicht von ungefähr beriefen sich die Nationalsozialisten auf ihn.
„Luther rechtfertigt in seiner Schrift ´Ob Kriegsleute auch im seligen Stande sein können´ (1526) auch die Beteiligung an Kriegen: wenn die Obrigkeit Krieg befiehlt, müsse gehorcht, gekämpft, gebrannt und getötet werden … Geschätzt 100.000 Bauern wurden nach seinem Aufruf auf teilweise bestialische Weise hingerichtet. Dazu bekannte er sich in einer abstoßenden Mischung aus Stolz, Heuchelei und Blasphemie in einer seiner Tischreden: ´Ich habe im Aufruhr alle Bauern erschlagen; all ihr Blut ist auf meinem Hals. Aber ich schiebe es auf unseren Herrgott; der hat mir befohlen, solches zu reden.´“
Luthers extremer Judenhass kommt namentlich in seiner Kampfschrift Von den Juden und ihren Lügen (1543) zum Ausdruck; sie „enthält alle Versatzstücke neuzeitlicher europäischer antisemitischer Dekrete: die Annahme einer jüdischen Weltverschwörung, die Behauptung, die Juden seien der Christen Unglück, nicht nur Wucherer, sondern auch Brunnenvergifter oder Kindsentführer, kurz: Teufel. Luthers Anordnungen, was mit den Juden zu tun sei, nämlich Enteignung, Verpflichtung zur Zwangsarbeit, Vertreibung und Liquidierung, lesen sich nach der historischen Erfahrung der Schoah besonders schrecklich ...“
Mord und Totschlag (natürlich nur den, der von den Oberen angeordnet wurde) rechtfertige Luther (in: „Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können“, 1526) wie folgt: „Es ist eine verdammte, verfluchte Sache mit dem tollen Pöbel. Niemand kann ihn so gut regieren wie die Tyrannen. Die sind der Knüppel, der dem Hund an den Hals gebunden wird. Könnten sie auf bessere Art zu regieren sein, würde Gott auch eine andere Ordnung über sie gesetzt haben als das Schwert und die Tyrannen.“
Welch schändliches Spiel er trieb, war Luther wohl bewusst: „Ich möchte mich fast rühmen, dass seit der Zeit der Apostel das weltliche Schwert und die Obrigkeit noch nie so deutlich beschrieben und gerühmt worden ist wie durch mich. Sogar meine Feinde müssen das zugeben. Und dafür habe ich doch als Lohn den ehrlichen Dank verdient, dass meine Lehre aufrührerisch und als gegen die Obrigkeit gerichtet gescholten und verdächtigt wird. Dafür sei Gott gelobt!“
Was Luther über die einfachen Leute, also über die Masse des Volkes, nicht nur über die (aufständischen) Bauern dachte, kommt ebenfalls in seiner Schrift: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können zum Ausdruck: „Man darf dem Pöbel nicht zu viel pfeifen, er wird sonst gern toll. Es ist billiger, ihm zehn Ellen abzubrechen, als ihm in einem solchen Falle eine Handbreit, ja, die Breite eines Fingers einzuräumen. Und es ist besser, wenn ihm die Tyrannen hundertmal unrecht tun, als dass sie dem Tyrannen einmal unrecht tun.“
Mit Recht lässt sich festhalten: „Der deutsche Untertanengeist hat eine lange Tradition. Die ideologische Rechtfertigung findet sich schon bei Luther in seiner ´Zwei-Reiche-Lehre´ … Das … herrschende Recht ist das Recht der Fürsten, die versuchen, flächendeckend einen modernen Territorialstaat mit politisch gleichgeschalteten Untertanen zu formen. Protestantische Geistlichkeit und weltliche Macht ziehen an einem Strick, wenn es um die Respektierung der staatlichen und kirchlichen Ordnung im Sinne der Landesfürsten geht. Räsonierende Untertanen werden nicht gelitten. Kritik ist untersagt, auch gegenüber Tyrannen. Wer widerspricht, ist Pöbel. Er hat es verdient zu leiden.“
Derart fordert Luther eine bedingungslose Unterwerfung unter die weltliche Obrigkeit, seine eigene Aufsässigkeit überkommener kirchlicher Autorität gegenüber konterkarierend; es drängst sich der Verdacht auf, dass weltliche Macht – und deren Neuordnung zugunsten der Fürsten – durch Luthers religiös verbrämte Herrschafts-Ideologie gegenüber der kirchlichen Autorität neu etabliert und dass dadurch erstere, die weltliche Macht, von letzterer, der kirchlichen Autorität, befreit werden soll. Eindeutig wird derart die Stellung (des Reiches und) der Fürsten gegenüber dem Kaiser gestärkt; Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen, wusste sehr wohl, was er an „seinem“ Luther hatte. Weshalb er, Friedrich, ihn, Luther, schützte. So dass dieser, letzterer, gut brüllen konnte. Nicht in der Art eines Löwen. Vielmehr wie ein Pinscher, der mutig bellt, wenn er sein Herrchen hinter sich weiß.
Resümierend könnte man durchaus behaupten, Luther sei die Geister, die er rief, nicht mehr losgeworden: Das Aufbegehren gegen die (etablierte römisch-katholische) Amtskirche und die theologische Unterfütterung der Umwälzungsprozesse, die man eher als Revolution denn als Reformation bezeichnen muss, will meinen: die Zerschlagung alter und die Implementierung neuer kirchlicher wie weltlicher Strukturen und Autoritäten, diese grundlegende, radikale Umgestaltung der gesamten abendländischen Gesellschaft an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit war von so gewaltiger Dimension, dass es geradezu grotesk erscheint, Luther – und Luther allein – als spiritus rector des Geschehens zu bezeichnen: Er, Luther, war allenfalls das Sprachrohr, das Aushängeschild, vielleicht auch nur Popanz der Interessen, die andere, ungleich Mächtigere hinter der Fassade vertraten, die man heute Reformation nennt!
Jedenfalls gilt festzuhalten: An der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit traten an die Stelle der alten Machthaber nach und nach neue. Wie in den feudalen Strukturen und Systemen zuvor ging es auch nun nicht um einzelne Personen, diese fungieren nur als Funktionsträger; es war vielmehr ein Wettbewerb der Systeme, der zu Luthers Zeit entfacht wurde (resp. partiell bereits in vollem Gange war), in dem das einfache Volk allenfalls die Statisten und Luther den Propagandisten der (noch) herrschenden alten (feudalen) Schicht gab: Mag die anfängliche Empörung gegen Klerus und Papst, gegen all die Missstände der Kirche, gegen das über tausend Jahre verkrustete System noch weit(est)gehend authentisch gewesen sein, so verstand es Luther alsbald, sich (mit Hilfe seiner zwischenzeitlich gewonnenen Popularität und Autorität) zum Sprachrohr der (innerhalb der feudalen Strukturen) aufstrebenden Schicht der Landesherren (in deren Kampf gegen Kaiser und Papst) zu machen; das cuius regio eius religio des Augsburger Religionsfriedens von 1555 emanzipierte die Fürsten des Reiches, machte sie nicht nur zu weltlichen Herren, sondern auch zu Kirchenoberen.
Insofern und insoweit war die „Reformation“ ein voller Erfolg. Für, die sie betrieben. Für die, welche von ihr profitierten. Mit Sicherheit nicht für das einfache Volk, für all die Menschen, deren Hoffnungen durch leere (luthersche) Versprechungen geweckt worden waren, die ihren Traum von einer etwas besseren, ein wenig gerechteren Welt jedoch mit Not und Tod, mit erneuter Versklavung bezahlen mussten. Insofern hat Luther Hoffnungen geweckt, die er dann aufs schändlichste enttäuschte. Insofern war Luther ein Fürsten-Knecht. Insofern stellt sich die Frage, weshalb er, auch heute noch und namentlich auch in politisch düsteren Zeiten wie denen des 3. Reiches, eine gesellschafts-politisch derart bedeutende Rolle spielt(e). Insofern gilt die ebenso alte wie allgemeingültige Frage: Cui bono? Insofern wird verständlich, weshalb man Luther zum Säulen-Heiligen macht(e). Insofern gilt es, ihn von seinem Podest zu stoßen. Auf das ihn diejenigen stell(t)en, die von seiner Ideologie profitieren.
Akteure des „Gesellschaftsspiels“, das man heute Reformation nennt, waren Adel und Klerus, Landes- und Feudalherren, letztlich auch Papst und Kaiser, waren Kirche und Großkapital (man denke an die Medici und an die Fugger, Welser und Rehlinger: „Marktwirtschaft, Kapitalismus, Globalisierung, alles, was sich heute durchgesetzt hat, entstand in ersten Ansätzen im Europa des Mittelalters. Handelsdynastien wie die Fugger waren europaweit aktiv – auch mit Bestechungsgeldern für Kaiser und Fürsten“), Akteure dieses Spiels um Herrschaft und Macht, um Pfründe und Lehen, um Reichtum und Armut, um all die Versatzstücke des langsam aufblühenden Kapitalismus´ und seiner Globalisierung, d.h. der Wirtschaftsform, die im Neoliberalismus der Jetzt-Zeit ihren (vorläufigen?) Höhepunkt gefunden hat, Akteure dieses „Gesellschaftsspiels“, das im Laufe der Jahrhunderte, Millionen, mehr noch: Milliarden von Menschenleben gekostet hat und bei dem die Frontlinien immer wieder verschoben und neu festgelegt, bei dem Bündnisse geschlossen und gebrochen wurden, bei dem das Großkapital (zu Luthers Zeiten beispielsweise die Fugger, im ersten Weltkrieg exempli gratia die Krupps) beide Seiten des Konflikts bedienten, Akteure dieses weltweiten und (anscheinend oder doch nur scheinbar?) immerwährenden „Spektakulums“ waren, seinerzeit, auch die Bauern. Als unterdrückte Schicht. Und Luther. Der – vordergründig, bei nicht näherem Hinsehen – gegen diese Unterdrückung Stellung bezog. Mit seinen 95 Thesen.
Der realiter jedoch die Interessen der Fürsten vertrat. Gegen das päpstliche Finanzgebaren. Gegen den Ablasshandel, welcher die Kassen der Kirche füllte und den Bau des Petersdoms finanzierte.
Der, Luther, mit eben diesen Thesen die gravamina nationis germanicae, die Beschwerden der deutschen Fürsten gegen den Papst und die römische Kurie unterstützte, und zwar gegen das Konkordat (von 1448) zwischen Papst (Nikolaus V.) und Kaiser (Friedrich III.), das gegen den Willen der Reichsstände zustande gekommen war; insofern stellen die Gravamina auch einen Protest gegen den Kaiser und dessen Willkür dar, sind sie ein Statement für eine Verschiebung der Macht zugunsten der Fürsten.
Eben diese Interessen seiner weltlichen Herren gegen die seiner kirchlichen Oberen vertrat Luther. Und nicht die Belange der einfachen Leute (d.h. der Bauern, Handwerker und Bürger, ggf. auch der kleinen, zunehmend verarmenden Adeligen) gegen die Obrigkeit. Insofern war es, von Anfang an, ein Missverständnis der benachteiligten Schichten, Luther als den Sachwalter ihrer Interessen zu betrachten.
Es ist gleichwohl das Verdienst Luthers, dass durch seine theologische Grundsatzkritik das allgemeine Unbehagen an der Kirche und deren Missständen systematisch strukturiert, formuliert und propagiert wurde. Nichtsdestoweniger kamen Luthers (vordergründig) theologische Überlegungen und Ausführungen nur deshalb zum Tragen, weil sich gesellschaftliche, politische und auch wirtschaftliche Interessen sowohl der herrschenden Schicht als auch des „gemeinen Volkes“ mit der neuen evangelischen Lehre und deren Ablehnung des Papsttums und des weltlichen Herrschaftsanspruchs der Kirche deckten; deshalb nahmen breite Bevölkerungsschichten auch (wiewohl zu Unrecht) an, Luther vertrete ihre Interessen.
Luthers politisch brisanteste Schrift in diesem Kontext war sicherlich An den christlichen Adel deutscher Nation; innerhalb nur weniger Tage waren die 4.000 Exemplare der ersten Auflage vergriffen. Weil – derart das Narrativ – die korrupte Geistlichkeit zu überfälligen Reformen (namentlich Erziehung und Bildung sowie die sozialen Probleme der Zeit betreffend) nicht imstande sei, müssten sich, so Luther, kirchliche Laien, zuvorderst der Adel und die Fürsten, den anstehenden Aufgaben stellen: Der Papst – und nun lässt Luther die Katze aus dem Sack – solle seiner weltlichen Macht entbunden, ein nationales Kirchenwesen (ohne Mönchtum und ohne Zölibat der Priester) solle errichtet werden; alle Gläubigen seien Priester und gleich dem Papst imstande und berechtigt, die Heilige Schrift auszulegen. Sola scriptura – die Bibel und die Bibel allein repräsentiere die Autorität des Glaubens.
Mit anderen Worten: Die Fürsten probten den Aufstand. Gegen das System. Will meinen: Gegen Papst und Kirche. Und gegen die weltliche zentrale Macht. Des Kaisers. Der jung, schwach und Herrscher eines (völlig überdehnten) Reiches war, in dem bekanntlich (durch die überseeischen Kolonien) die Sonne nie unterging.
Anfangs standen die „Granden“ des Renaissance-Humanismus´ der Reformation und Luthers Ideen nahe; bald jedoch kehrten sie ihr, der Reformation, dem, was aus dieser wurde resp. bereits geworden war, wieder den Rücken; genannt seien in diesem Zusammenhang Willibald Pirckheimer (Nürnberg), Mutianus Rufus (Gotha) und insbesondere Erasmus von Rotterdam.
Gleichwohl: Wir, wir Menschen, brauchen das wohlwollende Verständnis eines Erasmus. Nicht die gnadenlose Unbedingtheit eines Luther. Wir brauchen keinen Wittenberger, der uns der Obrigkeit unterwirft. Wir brauchen schlichtweg Humanität. Um als Menschen (miteinander) Mensch zu sein. Und wir brauchen – difficile dictu – Liebe. Luther indes konnte nur Hass geben. Insofern brauchen wir Luther nicht.
Es war nicht Luthers Rechtfertigungs- und Prädestinationslehre (sola gratia: nur durch Gottes Gnade entscheide sich der Menschen Heil), es waren keine hochfahrende theologische Fragestellungen, welche die Menschen umtrieben, viel drängender waren die sozialen Probleme der Zeit; auch der Antipapismus, die Wut auf die Privilegien und die Prasssucht der Kirche dürfen als Movens nicht unterschätzt werden.
Und wenn die Herrschenden eine soziale Bewegung nicht mehr kontrollieren können, versuchen sie, oft jedenfalls, sich an die Spitze derselben zu stellen. Dazu bedienen sie sich ihrer Adlati. Spätestens dann, wenn die Opposition außer Kontrolle gerät, ist Gewalt angesagt. Auch dazu bedienen sich die Machthaber, die Potentaten ihrer Helfer und Helfershelfer: Der einen für die ideologische Indoktrination. Der anderen für „die Drecksarbeit“. Luther gehörte zu ersteren. Gleichwohl machte er sich die Hände nicht nur schmutzig, sondern auch blutig.
Jedenfalls erinnert mich der Verlauf der Reformation in fataler Weise an die Regime-Changes von heute; mit dem Unterschied, dass sie, die Machtwechsel damals, (in einer noch nicht globalisierten Welt) im eigenen Lande inszeniert wurde.
Farbenrevolutionen, so schrieb ich unlängst, gehören … zur … Welt- und Herrschaftsordnung … [Und weiterhin:] Deceptio dolusque suprema lex – ohne Tarnen und Täuschen geht gar nichts …
Wer aber sind die wahren Akteure, will meinen: die Hintermänner dieser Farbenrevolutionen? [Ich erlaube mir anzumerken, dass es noch in meiner Jugend allgemein üblich war, die Protestanten „die Blauen“ zu nennen und die Katholiken „die Schwarzen“.] Bekanntlich geschieht in der Politik nichts von ungefähr; Tarnen und Täuschen dienen einzig und allein dem Zweck, die Ziele der verschwindend kleinen Schicht zum Ausdruck zu bringen, die bereit ist, die ganze Welt in ein Chaos zu stürzen, sofern dies ihren Macht- und Herrschaftsinteressen zupass kommt.
Helfer und Helfershelfer hatte die Reformation genug, ihr prominentester ist Luther. Und in ein Chaos stürzte sie die (westlich-abendländische) Welt allemal; mit all den Kriegen, die in ihrem Namen geführt wurden, und mit all den Verwerfungen, die bis heute nachwirken.
Insofern gilt, wohl zu überlegen, inwiefern und inwieweit die Reformation von Anfang an als „Regimechange“ (Verschiebung der [Vor-]Herrschaft von Papst und Kaiser zu den deutschen Fürsten) geplant war, als ein Machtwechsel unter der ideologischen Verbrämung religiöser Veränderung und Erneuerung. Den Herrschenden, wage ich zu behaupten, dürfte es jedenfalls schnurzpiepegal gewesen sein, ob sie als Protestanten oder Katholiken in ihren (Duodez-)Fürstentümern nach Belieben schalten und walten konnten. Und der Umstand, dass sie (durch das cuius regio eius religio des Augsburger Religionsfriedens) nicht nur zu weltlichen, sondern auch zu religiösen Oberen wurden (jedenfalls dann, wenn sie sich für den Protestantismus entschieden), dass sie somit über ein weiteres Instrument von Macht und Unterdrückung verfügten, dürfte nicht gerade ihren Unmut hervorgerufen haben.
Auch anlässlich der sog. Wittenberger Unruhen von 1521/1522 zeigte sich Luther als treuen Diener seiner Herren: Der (nach dem Wormser Reichstag 1521 vermeintlich Entführte und) für tot Geglaubte tauchte wie deus ex machina am ersten Fastensonntag 1522 wieder auf und brachte die Aufständischen in Wittenberg (unter Führung von Andreas Karlstadt und Gabriel Zwilling) mit acht an acht aufeinanderfolgenden Tagen gehaltenen, den sog. Invokavit-Predigten zur Ruhe („Invocabit me, et ego exaudiam eum“: Ps 91,15: „Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören“).
In der reformatorische Bewegung als „sozialer Umwälzung der Gesellschaft von unten“ spielten nicht nur die Bauern (sowie die Handwerker und die kleinen Gewerbetreibenden der Städte), sondern auch die Ritter, d.h. der niedere, zunehmend verarmende Adel eine bedeutende Rolle; bereits 1521 hatten mittelrheinische und mittelfränkische Ritter Luther Schutz und Geleit angeboten (ohne dass dieser das Angebot annahm, er wusste sich bei seinem Landesherrn in sichereren Händen), und im Herbst 1522 scharten sich große Teile der ober- und mittelrheinischen Ritterschaft unter Führung Franzens von Sickingen gegen den Kürfürsten von Trier zusammen. Sickingens Feldzug gegen den Trierer Erzbischof ist als Trierer Fehde, Pfälzischer Ritteraufstand oder Pfaffenkrieg bekannt und endete mit Sickingens Tod.
Auch beim Aufstand der Ritter hatte Luther – wie bei all seinen politisch-strategischen Überlegungen – ein feines Gespür für die Machtverhältnisse im Land: Der Papst war weit weg, ein Stellvertreter Christi auf Erden nach dem anderen wurde vergiftet, auch die Macht des Kaisers schwand in Deutschland zunehmend, nicht zuletzt, weil er anderen, vermeintlich wichtigeren (Kriegs-)Schauplätzen als dem der so genannten Reformation seine Aufmerksamkeit schenkte; mit der Macht des Kaisers sank auch die der Ritter, die zunehmend zwischen dem Einfluss, den die aufblühende Geldwirtschaft den Städten sicherte, und den Machtinteressen der immer mehr erstarkenden Territorialherren (will meinen: der Deutschen Fürsten) aufgerieben wurden. Politisch klug stellte sich Luther auf die Seite seines Landesfürsten, Friedrichs des Weisen, des „Kaisermachers“. Und hatte offensichtlich „aufs richtige Pferd“ gesetzt – wie kurze Zeit später die blutige Niederwerfung des Bauernaufstandes stärkte auch die Niederschlagung der Ritteraufstände die Reichsfürsten erheblich und drängte die Reichsritterschaft für den weiteren Verlauf der Reformation in die Defensive, mehr noch: mehr oder weniger in die Bedeutungslosigkeit.
Ideologisch-propagandistisch stand das gesellschaftliche Wagnis, durch das die Ritter gegen die real existierenden Machverhältnisse aufbegehrten, unter den Schlagworten: Freiheit, Gerechtigkeit und Gottes Wort (will meinen: Anwendung des Evangeliums auf Gesellschaftspraxis und Lebenswirklichkeit); es war Ulrich von Hutten, der diese Begriffe zum Motto gemacht hatte.
Während Luther (angeblich) 95 Thesen an das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg schlug, änderte Zwingli mit einem Wurstessen den Lauf der Geschichte: Das Zürcher Wurstessen – nach dem Drucker Froschauer, der später die Zürcher Bibel (philologisch exakte, heute bei den Reformierten in der Schweiz gebräuchliche Bibelübersetzung) herausbrachte und bei dem „das Event“ veranstaltet wurde, auch Froschauer Wurstessen genannt –, dieses Zürcher Wurstessen fand am ersten Sonntag der Fastenzeit im Jahre 1522 statt, also exactement an jenem Sonntag Invocavit (auch Invocabit), an dem Luther längst die Seiten gewechselt (wenn er denn je auf Seiten des „gemeinen“ Volkes gestanden) und nur noch im Sinn hatte, (mit seinen Invocavit-Predigten) jedes Aufbegehren gegen die weltliche Obrigkeit möglichst schon im Keim zu ersticken.
Zwingli verstieß mit dem von ihm inszenierten Wurstessen und Fastenbrechen demonstrativ gegen die Obrigkeit; für die Reformation in der Schweiz spielte dieser Akt „zivilen Ungehorsams“ eine ähnlich bedeutende Rolle wie (der Anschlag von) Luthers 95 Thesen im Jahr 1517. Ein Jahr nach dem legendären Wurstessen – und nach der 1. Zürcher Disputation, anlässlich derer Zwingli, dem Ketzerei vorgeworfen wurde, seine Thesen erfolgreich gegen die klerikale Obrigkeit zu verteidigen wusste – wurden die kirchlichen Fastengebote aufgehoben; eine ähnliche (symbolische) Bedeutung für die Reformation in der Schweiz hatte nur noch das Zürcher Nachtmahl, das – nach dem Verständnis sowie im Geiste von Erasmus – 1525 gefeiert wurde und zum Bruch der zwinglischen mit der lutherischen Bewegung führte.
Wiewohl es nach Vieler Meinung nur Spitzfindigkeiten waren, „ob nun Christus beim Abendmahl in der Gemeinde persönlich anwesend ist, wie Luther glaubte, oder das Abendmahl eine rein symbolische Bekenntnishandlung ist, wie Zwingli dachte“. „Doch an jenen Glaubensfragen scheiterte schließlich Philipps [i.e.: Landgraf Philipps von Hessen] Plan einer Anti-Papst-Allianz von den Schweizer Alpen quer durch Deutschland bis zur Ostsee. Bei einem viertägigen Religionsgespräch im Oktober 1529 in Marburg beharrten sowohl Luther als auch Zwingli auf ihren Positionen, die Reformation war nun gespalten.“
Anders als Luther ging Zwingli (ähnlich Thomas Münzer) seinen Weg – den des Aufbegehrens, des Widerstands und der offenen Revolte – konsequent zu Ende: In der Schlacht bei Kappel (1531) wurde Zwingli festgenommen, getötet und gevierteilt (oder andersherum in der Reihenfolge, manche Chronisten sprechen auch schlicht davon, man habe ihn in Stücke gehauen), anschließend wurde der Leichnam verbrannt; der Tod des einen, sprich: Zwinglis, gibt dem andern, dice: Luther, Recht. „Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen“ (Matthäus 26,52), erlaubte sich der Wittenberger, sinnigerweise und voll des ihm eigenen Mitgefühls, anzumerken.
In Deutschland stellten sich schließlich die Reichsfürsten an die Spitze der reformatorischen Bewegung, wurden dadurch zu mächtigen Gegenspielern nicht nur des Papstes, sondern auch des Kaisers. (Die Macht des Kaisers und namentlich die des Papstes war – salopp formuliert – im Sturzflug begriffen; nach Karl V. wurde nie mehr ein Kaiser durch einen Papst gekrönt, nicht zuletzt als Folge der Reformation und ihrer Neuordnung der – seinerzeit aufs engste miteinander verbundenen – kirchlichen und weltlichen Machtverhältnisse und Herrschaftsstrukturen. Zudem wurde die Macht des Kaisers durch die Türken vor Wien und durch Franz I., König von Frankreich und Erzfeind Karls V., bedroht: „Da Franz I. 300.000 Gulden Bestechungssumme anbot, musste Karl V. mit Hilfe der Fugger eine weit höhere Summe aufbieten, um die Wahl des französischen Königs auf den deutschen Königsthron zu verhindern. Die sieben Kurfürsten entschieden sich bei der Königswahl in Frankfurt am Main am 28. Juni 1519 für den Habsburger Karl V.“)
Letztendlich kämpfte jeder (der „Großkopferten“) gegen jeden. Die Religion war im Grunde egal. Insofern und insoweit sie nicht zur ideologischen Begründung, zur Rechtfertigung der je eigenen Machtinteressen diente und als Puzzle zur „full spectrum dominance“ von Bedeutung war. Full spectrum dominance zu Land, zu See und im Himmel. Sprich: in den Köpfen, in den Herzen und in den Seelen der Menschen. Welche, letztere, die Herrschenden damals genauso für ihre Machtinteressen missbrauchten wie sie die Masse auch heutzutage für ihre geostrategischen „Spiele“ benutzen. Unter dem Deckmantel des „war on terror“. Gegen „das Böse“ in der Welt. Das – selbst-verständlich – immer von der machtpolitisch zu bekämpfenden Ideologie, will meinen: vom (weltlichen wie religiösen) Glauben der je Anderen repräsentiert wird.
„Landauf, landab gründeten Theologen, die Protz, Prunk und Bigotterie des Kirchenestablishments gründlich satt hatten, revolutionäre Zellen. Und in Süd- und Mitteldeutschland erhoben sich die Bauern. Doch als die Fürsten die Bauernaufstände niederschlugen und radikale Theologen folterten und hinrichteten, hatte die lutherische Reformation ihre zarten revolutionären Wurzeln bereits gekappt. Nicht im Bündnis mit den Beherrschten breitete sich die Reformation aus, sondern in einer Allianz mit den Herrschern. Die Kritik an Papst und römischer Kurie wurde ein wichtiges Instrument realpolitischer Machtspiele deutscher Fürsten …
Adlige wie der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen verstanden es trefflich, die Religion für ihre politischen Ambitionen nutzbar zu machen. Und mitunter hatte die Hinwendung deutscher Fürsten zur lutherischen Reformation schlicht finanzielle Gründe. Die Teilnahme an Kriegen, die der Kaiser führte, riss Löcher in die Kassen der Fürstentümer, auch ein standesgemäßes Leben bei Hofe kostete den einen oder anderen Taler. Erst als Lutheraner konnten die Fürsten ungeniert Bistümer und Klöster enteignen und das Kircheneigentum an sich bringen.“
Im Gegensatz zu Luther gestand Zwingli dem (Christen-)Menschen ein Widerstandsrecht gegen tyrannische Obere und Obrigkeit zu und versuchte, den christlichen Glauben mit weltlichem Handeln zu vereinen, um eine gerechte Gesellschaft zu schaffen: „Von Anfang an kam Zwingli von der politischen Frage her zur Glaubenserkenntnis, um dann vom Glauben aus wieder Politik zu treiben.“
M. E. waren es nicht die unterschiedlichen Denkschulen Luthers (via moderna, neuere scholastische Richtung) bzw. Zwinglis (via antiqua sowie Humanismus), welche, wie immer wieder behauptet, die beiden Reformatoren trennten; vielmehr waren beide als Person derart unterschiedlich, dass sie nie und nimmer zusammenkommen konnten: „In sehr vielen Punkten zögerte der Wittenberger, die bestehenden Traditionen sofort zu ändern, behielt sie vielmehr bei und versuchte dies auch zu rechtfertigen [euphemistische Umschreibung für den Umstand, dass Luther die Interessen seiner Oberen bediente, insofern auch nicht das geringste Interesse hatte, dass die himmelschreiend ungerechten gesellschaftlich-sozialen Verhältnissen, dass die strukturellen Gewalt gegen die Masse des Volkes abgemildert oder gar aufgehoben wurden], während Zwingli meistens darauf drängte, sobald als möglich die bestehenden, der christlichen Lehre widersprechenden Verhältnisse zu ändern und zu einer biblischen Lehre und Praxis zurückzukehren.“
Indes: Auch Zwingli war alles andere als ein Heiliger: Er veranlasste, die (Wieder-) Täufer, auch Anabaptisten genannt (deren bekannteste heute die Mennoniten, die Amische und die Hutterer sind), aus Zürich zu vertreiben; manche der Täufer wurden gefoltert und im Limmat ertränkt. Erster Märtyrer der Wiedertäufer war Felix Manz, vormals Vertrauter Zwinglis, später mit diesem (dem er u.a. die Verschleppung des Reformationsprozesses vorwarf) im Dissens; zum endgültigen Bruch zwischen beiden kam es im Streit um Gläubigen- (Manz) vs. obligatorische Kindertaufe (Zwingli). Manz erhielt Predigtverbot, landete im Gefängnis, predigte und taufte nach seiner Entlassung weiter; Anfang 1527 wurde er zum Tod durch Ertränken verurteilt.