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Von Remo H. Largo liegen im Piper Verlag vor:
Babyjahre
Kinderjahre
Glückliche Scheidungskinder (mit Monika Czernin)
Schülerjahre (mit Martin Beglinger)
Jugendjahre (mit Monika Czernin)
Lernen geht anders
ISBN 978-3-492-96571-2
Vollständig überarbeitete Neuausgabe
© Piper Verlag GmbH, München/Berlin 2007, 2017
Redaktion der Neuausgabe: Margret Trebbe-Plath
Covergestaltung: Büro Jorge Schmidt, München
Coverabbildung: Achim Binz
Konvertierung: bureau23, Mainz
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Für
Eva, Kathrin und Johanna,
Jana und Remo,
Aron und Miguel,
Brigitt und Sibi
Die größte Bereicherung meines Lebens waren für mich als Vater, Arzt und Wissenschaftler die Kinder. Sie haben mich in meiner langjährigen klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit das Staunen über das menschliche Wesen und seine Welt gelehrt. Meine wohl größte Einsicht war: Jedes Kind ist einzigartig. Es will auch so wahrgenommen werden und seine Begabungen auf seine Weise und in seinem Tempo entfalten. Dies ist die Botschaft, die ich Eltern und allen, die sich mit Kindern beschäftigen, mit den »Babyjahren« überbringen möchte.
Wesentliches über die Freuden und Sorgen als Eltern würde in diesem Buch fehlen oder wäre nur trocken abgehandelt worden, ohne die Erfahrungen, die ich als Vater von drei nun erwachsenen Töchtern und vier Enkelkindern machen durfte. Ich habe erlebt, wie mühselig es ist, wenn man mehrmals pro Nacht aufstehen muss, um einen schreienden Säugling zu beruhigen. Schlimmer noch, wenn man anschließend den Schlaf nicht mehr findet, wach im Bett liegt und sich vorstellt, wie man sich übermüdet durch den morgigen Tag quälen wird. Ich weiß auch, wie ein »schlechter Esser« Eltern, selbst wenn sie Ärzte sind, beunruhigen kann. Wunderbar aber ist es, als Eltern mitzuerleben, wie die Kinder größer werden und die Welt entdecken. Die Lebensfreude der Kinder, ihr nie nachlassender Drang, ihre Begabungen zu entfalten, und vor allem auch ihr unverfälschtes Wesen, dem wir als Eltern größte Sorge tragen müssen, konnte ich – so hoffe ich – in den »Babyjahren« zum Ausdruck bringen.
Eine neuerliche Überarbeitung dieses Buches ist notwendig geworden, da sich Familie und Gesellschaft, aber auch unsere Sicht auf das Kind in einem rasanten Wandel befinden. Die Rollen von Mann und Frau und damit auch von Mutter und Vater verändern sich ständig. Immer mehr Mütter sind berufstätig und immer mehr Väter engagieren sich in der Familie. Patchworkfamilien und alleinerziehende Eltern prägen zunehmend das Familienleben. Und dann ist da noch die Digitalisierung, die die Welt der Eltern und Kinder nachhaltig verändert. Die Eltern fühlen sich durch all diese Veränderungen in ihrem Privatleben und bei der Arbeit immer mehr unter Druck gesetzt. So ist es für viele sehr schwierig geworden, Familie und Beruf in Übereinstimmung zu bringen. Dieser Druck wirkt sich leider auch auf die Kinder aus. Sie müssen oftmals bereits in den ersten Lebensjahren und dann vor allem im Schulalter Erwartungen von Eltern und Lehrern erfüllen, die nicht kindgerecht sind und die sie daran hindern, sich so zu entwickeln, wie es ihrem Wesen entspricht. In dieser schwierigen und schnelllebigen Zeit möchte ich mit den »Babyjahren« die Eltern in ihrem Bemühen unterstützen, den Bedürfnissen der Kinder, wie auch ihren eigenen möglichst gerecht zu werden.
Das bewährte Konzept von »Babyjahre« habe ich bei der Überarbeitung beibehalten. Das Buch will nach wie vor kein Ratgeber für Problemsituationen sein. Es möchte vielmehr den Eltern die Bedürfnisse und Eigenheiten des Kindes nahebringen, damit sie möglichst entwicklungsgerecht mit ihm umgehen können. In den vergangenen Jahrzehnten habe ich die Erfahrung gemacht, dass Eltern, die ihr Kind mit seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten, mit seinen Gefühlen und Vorstellungen verstehen und akzeptieren, keine Ratschläge brauchen. Sie sind, so wie es sich ihre Kinder wünschen, kompetente Eltern.
Es ist mir ein großes Anliegen, nachdrücklich auf die emotionalen und sozialen Bedürfnisse hinzuweisen, die es zu befriedigen gilt, damit sich das Kind möglichst gut entwickeln kann. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Kind-Eltern-Bindung, der familienergänzenden Betreuung und den Erfahrungen zu, die Kinder miteinander machen.
Ich möchte die Eltern weiterhin in der zuversichtlichen Grundhaltung bestärken, dass sich ihr Kind aus sich heraus entwickeln will. Damit es seine Begabungen entfalten kann, soll es selbstbestimmt die notwendigen Erfahrungen, etwa in der Natur, machen können. Das Kind darin zu unterstützen, ohne es dabei zu über- oder zu unterfordern, ist zu einer großen Herausforderung geworden. Echte Förderung besteht darin, dem Kind zu Erfahrungen zu verhelfen, die es selbstbestimmt machen kann.
Ein Schwerpunkt der »Babyjahre« nach der Überarbeitung besteht weiterhin darin, auf die enorme Vielfalt in der kindlichen Entwicklung und die Einzigartigkeit jedes Kindes hinzuweisen. Wie unterschiedlich sich Kinder entwickeln, wird ausführlich beschrieben und anhand zahlreicher Grafiken in allen Entwicklungsbereichen wie Motorik, Sprache oder Schlafverhalten dargestellt. Der Individualität ihres Kindes in jedem Entwicklungsbereich und in jeder Altersperiode aufs Neue gerecht zu werden ist vielleicht die größte Aufgabe, die Eltern zu erfüllen haben.
Die Angaben über die Vielfalt und die Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung beruhen weitgehend auf den Daten der Zürcher Longitudinalstudien, die zwischen 1954 und 2005 am Universitätskinderspital Zürich erhoben wurden. In diesen Studien wurde die Entwicklung bei mehr als 900 Kindern von der Geburt bis ins Erwachsenenalter umfassend untersucht. Manche Leserin und mancher Leser mögen sich nun zu Recht fragen, ob diese Daten für ihr Kind überhaupt noch gültig sind, etwa bezüglich Wachstum, Sauberkeitsentwicklung, Schlaf- und Spielverhalten. Sie sind es, und zwar einfach deshalb, weil sich die Entwicklung und das Wachstum in den letzten Jahrzehnten kaum mehr verändert haben. So werden die Kinder nicht mehr größer. Sie werden im gleichen Alter trocken und sauber und schlafen gleich viel. Ihre Spielsachen sind wohl ganz andere als in den 1960er-Jahren, aber sie spielen immer noch auf dieselbe Art und Weise wie damals. Leser und Leserinnen, die mehr über die Zielsetzung, Durchführung und Ergebnisse der Zürcher Longitudinalstudien erfahren möchten, finden nähere Angaben im Anhang.
Die erneute Überarbeitung des Buches ist dann gelungen, wenn die »Babyjahre« auch weiterhin einen Beitrag dazu leisten, Eltern und Fachleuten Wesen und Welt des Kindes näherzubringen sowie Freude und Faszination an der kindlichen Entwicklung zu vermitteln.
Remo H. Largo
Uetliburg, Juni 2017