Gisella Perl

Ich war eine Ärztin
in Auschwitz

Aus dem Englischen
von Klaudia Ruschkowski

Herausgegeben von Andrea Rudorff

Inhalt

Einführung in die deutsche Ausgabe

Vorwort

Dr. Capesius

»Ich will mit ihnen gehen …«

Ankunft in Auschwitz

Auschwitz – und ein Tag innerhalb seiner Grenzen

Essen in Auschwitz

Der »Schönheitssalon«

Schatzkammer Auschwitz – Julika Farkas

Charlotte Junger

Der Preis für ein Stück Schnur …

Irma Grese

»Konzert« in Auschwitz

Margarine

Block VII – Die Latrine

Entbindung in Lager C

Das Hospitalpersonal

Der verhängnisvolle Stofffetzen

Der Tod einer Frau

Ein Beutel voll Diamanten

Der lebensrettende Embryo

Die Geschichte von Jeanette

Die Auflösung des Lagers C

Abschied von Auschwitz

Fahrt nach Hamburg

Hamburg – Drägerwerke

Bergen-Belsen

General Glyn Hughes

Abbé Brand

Einführung in die deutsche Ausgabe

Auch wenn inzwischen der Eindruck überwiegt, die Überlebenden der Shoah hätten erst Jahrzehnte nach Kriegsende die Kraft gefunden, über die grausamen Erfahrungen während der Verfolgung und der Lagerhaft zu berichten, so dürfen wir die zahlreichen Jüdinnen und Juden nicht vergessen, die sich unmittelbar nach ihrer Befreiung aus Konzentrationslagern und Verstecken, überall in Europa und in den folgenden Jahren auch an ihren neuen Wohnorten in den USA, Kanada und Australien, an die schwere Aufgabe machten, Zeugnis von den Verbrechen und ihrem persönlichen Erleben abzulegen.

Viele taten dies, weil sie sich den Ermordeten gegenüber verpflichtet fühlten, andere sahen darin eine Möglichkeit, das Geschehene persönlich zu verarbeiten und hofften auf eine innere Befreiung, um abschließen zu können und sich danach mit neuer Kraft dem schwierigen Aufbau eines neuen Lebens nach der Katastrophe zu widmen. In der zweiten Hälfte der 1940er-Jahre entstanden Hunderte von Publikationen, die damals durchaus Aufmerksamkeit erhielten, aber im Laufe der Jahrzehnte vergessen wurden und heute oftmals nur noch schwer zu beschaffen sind.1 Etliche von ihnen wurden nie in andere Sprachen übersetzt. Die Bedeutung einiger dieser Darstellungen ist erst Jahrzehnte später klar geworden, viele sind in den letzten Jahren durch Neuveröffentlichungen zugänglich gemacht worden.

Zu diesen frühen Berichten gehört auch das Buch von Dr. Gisella Perl (1907–1988), einer jüdischen Gynäkologin aus Sighet, die im Mai 1944 nach Auschwitz-Birkenau deportiert und im April 1945 in Bergen-Belsen befreit worden war. Als sie im Jahr 1946 ihre essayhaft angelegten Erinnerungsstücke an die Lagerhaft niederschrieb, tat sie das vor allem aus dem Gefühl der Verantwortung für die Ermordeten. So formulierte sie in ihrem Geleitwort: »Die Toten sprechen hier zu euch. Die Toten, die euch nicht um Rache für sie bitten, sondern nur darum, an sie zu erinnern und darüber zu wachen, dass keine weiteren unschuldigen Opfer deutscher Unmenschlichkeit ihre Reihen füllen …«

Entsprechend dieses Leitsatzes liegt neben der Erzählung ihrer persönlichen Geschichte der Schwerpunkt ihres Berichts darin, hoffnungsvolle, junge, begabte und schöne Frauen zu portraitieren, die in der überwiegenden Mehrzahl nicht überlebt haben. Deutlich wird ihr Anliegen, die Phasen der Depravation dieser Frauen in der Lagerhaft darzustellen, ihren Lebenswillen und Überlebenskampf zu betonen und auf den großen kulturellen Verlust hinzuweisen, der mit der Ermordung dieser Menschen einherging.

Gleichzeitig hatte Gisella Perl durch ihre Arbeit als Häftlingsärztin etwas Besonderes zu erzählen. Häftlinge, die als medizinisches Personal in Konzentrationslagern zum Einsatz kamen, wurden zu außerordentlich wichtigen Zeugen, da sie zentrale Orte für das innere Funktionieren des Lagers – die Krankenreviere – kennengelernt hatten, eine hohe Verantwortung nicht nur für sich, sondern auch für unzählige Mithäftlinge wahrnahmen und dabei permanent mit ethisch herausfordernden Situationen konfrontiert waren. Alle Überlebenden, die sich schreibend mit der Lagerhaft auseinandersetzten, beschäftigten sich mit den moralischen Zumutungen und Grenzsituationen – der wohl bekannteste unter ihnen ist Primo Levi, der den Begriff der »Grauzone« für die menschlichen Dilemmata in einem unmenschlichen System prägte.2

Auch Gisella Perl spart diese Themen nicht aus. Ihr Buch reiht sich ein in die Memoiren ehemaliger Häftlingsärzte und -ärztinnen, die ihr spezielles Wissen zu den Vorgängen in den Krankenrevieren und Experimentierstationen des Lagerkomplexes Auschwitz-Birkenau und die unerträglichen Situationen, die für die Häftlingsärztinnen und -ärzte entstanden, weitergaben. Unermüdlich schrieb der österreichische Lagerarzt Dr. Otto Wolken in den Wochen nach der Befreiung Berichte und Analysen über die Krankenstation im Quarantänelager B II a.3 Der ungarische Pathologe Miklós Nyiszli veröffentlichte bereits 1946 seine Erfahrungen im Sektionsraum des Krematoriums II, wo er im Auftrag von Josef Mengele Leichen sezieren musste.4 Im Jahr 1948 erschienen in London die Erinnerungen der österreichischen Häftlingsärztin Ella Lingens, 1956 die der jüdischen Berliner Ärztin Lucie Adelsberger, die im sogenannten Zigeunerlager in Birkenau eingesetzt war, 1979 eine Abhandlung der Polin Irena Białówna.5 Andere Berichte sind kurz nach der Befreiung verfasst, aber erst später veröffentlicht worden, wie die Berichte der Häftlingsärztinnen Adélaïde Hautval und Sima Vaisman.6 Die Form von Perls Bericht erinnert stark an das ebenfalls 1947 erschienene Buch der slowakischen Häftlingsärztin Margita Schwalbová, die ihre Erfahrungen im Krankenrevier des Frauenkonzentrationslagers mit Portraits von weiblichen Häftlingen verknüpfte.7

In besonders enger Beziehung zu Gisella Perls Buch stehen die Memoiren von Olga Lengyel, die erstmals 1946 in Paris und anschließend in Chicago erschienen sind und bis heute nicht ins Deutsche übersetzt wurden.8 Die beiden Frauen arbeiteten zusammen auf dem Krankenrevier im Teillager B II c. Es ist gut möglich, dass sie beim Verfassen der Berichte miteinander in Kontakt waren, denn beide hielten sich im Jahr 1946 in Paris auf. Teilweise überschneiden sich die Inhalte ihrer Berichte stark, was angesichts des engen Zusammenlebens und -wirkens der beiden in der Krankenstation des Lagers B II c nicht verwundert. Gisella Perl stellt Olga Lengyel im Buch als Olga Schwartz vor und veränderte einige Fakten – möglicherweise aus literarisch-fiktionalen Gründen. Sie bezeichnet Olga Lengyel als ausgebildete Ärztin, während diese selbst immer sehr großen Wert darauf legte, dass sie lediglich eine medizinische Assistentin war, die jedoch viel Praxiserfahrung im Krankenhaus ihres Mannes Dr. Miklós Lengyel gesammelt hatte, der übrigens nicht, wie bei Perl erwähnt, in Bergen-Belsen überlebte, sondern auf dem Todesmarsch von Auschwitz-Monowitz ums Leben kam.9

Es ist anzunehmen, dass Perl die von ihr portraitierten Personen, darunter Olga Schwartz, weniger im Sinne von historischen Biographien angelegt hat, als vielmehr als Allegorien des Daseins im Lagers versteht, die sie zum Anlass nimmt, sich beispielhaft Themen wie Freundschaft, Lebenswillen, Überlebenskampf, Aufopferung, aber auch Verfall, Depression, Illusionen oder auch die Qualen von Müttern nach der Trennung von ihren Kindern anzunehmen.

Einen »connecting link« zwischen Gisella Perl und Olga Lengyel stellt Lujza Salamon dar, die wie Olga Lengyel aus Cluj stammte und ebenfalls als Häftlingspflegerin im Krankenrevier des Lagers B II c eingesetzt war. Sie floh im Januar 1945 gemeinsam mit Olga Lengyel vom Todesmarsch aus Birkenau, schlug sich dann in ihre Heimat durch und berichtete bereits im März 1945, noch vor Kriegsende, im »Haus der Flüchtlinge« in Bukarest von ihren Erfahrungen.10 In ihrem Bericht erwähnte sie Gisella Perl als »Dr. Krauss, die Leiterin der Frauenheilkunde« in B II c. Krauss ist der Name von Gisella Perls Mann und es ist gut möglich, dass sie in Birkenau auch unter diesem Namen bekannt war. Unterlagen der KZ-Verwaltung zu Gisella Perl konnten bisher nicht aufgefunden werden, was aber angesichts der in der letzten Phase nicht mehr durchgängig erfolgten Registrierungen bzw. der Vernichtung von Häftlingsunterlagen in der Endphase des Krieges nicht ungewöhnlich ist. Als »Dr. Gisi Perl« ist sie auf einer Liste von Juden mit rumänischer Staatsbürgerschaft notiert, die in Bergen-Belsen befreit wurden.11

Weibliche Erfahrungen während Verfolgung und Lagerhaft und die Situation von deportierten Jüdinnen in Auschwitz im Frühsommer 1944

Die spezifischen Erfahrungen jüdischer Frauen im nationalsozialistischen Lagersystem sind in den 1980er-Jahren vor allem in den USA auf die wissenschaftliche Agenda geholt worden.12 Schwerpunkt der Diskussionen war – neben der Klärung der Legitimität der Kategorie Gender in der Untersuchung der Judenverfolgung und -vernichtung – die Frage nach geschlechtsspezifischen Überlebensbedingungen und -strategien. Joan Ringelheim stellte fest, dass jüdische Frauen in fast allen Etappen der Verfolgung einer höheren Todesgefahr ausgesetzt waren als jüdische Männer: Einmal aufgrund der gesellschaftlichen Rollenverteilungen, die dazu führten, dass zum Beispiel die kostenintensive Emigration ins Ausland eher männlichen Familienmitgliedern ermöglicht wurde, aber auch aufgrund der NS-Vernichtungspolitik, die vorsah, dass jüdische Frauen, wie Himmler in seiner Posener Rede am 6. Oktober 1943 klar benannte, als Keimzelle des jüdischen Volks möglichst ausnahmslos umzubringen seien.13

Seit den 1990er-Jahren entstanden vor allem im deutschen Sprachraum Arbeiten, die sich mit den spezifischen Bedingungen von weiblichen Häftlingen in einzelnen Lagerkomplexen befassten.14 Dabei fiel auf, dass sowohl jüdische als auch nichtjüdische Frauen in den KZ-Außenlagern der letzten Kriegsphase eine deutlich höhere Überlebensrate als Männer aufwiesen.15 Dies konnte einerseits auf ihre zunehmende Bedeutung als Arbeitskräfte in der NS-Kriegswirtschaft zurückgeführt werden – warf aber gleichzeitig die Frage auf, ob Frauen über sozialisationsbedingte Fähigkeiten verfügten, die ihre Überlebenschancen positiv beeinflussten.

Für die Situation der weiblichen Häftlinge in Auschwitz-Birkenau sind die Forschungen von Irena Strzelecka und Helena Kubica wegweisend.16 Angesichts der verschiedenen Phasen der Lagerentwicklung, der disparaten Funktionen der einzelnen Lagerbereiche und der unterschiedlichen Politik gegenüber einzelnen Häftlingsgruppen muss die Situation weiblicher Häftlinge stark differenziert und in Abhängigkeit von Herkunft, Status, Deportationszeitpunkt und Lagerbereich unterschieden werden. Zu einzelnen Lagerbereichen, wie unter anderem zu der Abteilung B II c, in der Gisella Perl untergebracht war, besteht noch großer Forschungsbedarf.

Gisella Perl wurde 1907 in Máramarossziget (heute Sighetu Marmației in Rumänien) geboren, einer Stadt in Siebenbürgen, die zum Zeitpunkt ihrer Geburt zum Königreich Ungarn, nach dem Ersten Weltkrieg zu Rumänien und nach dem Zweiten Wiener Schiedsspruch 1940 wiederum zu Ungarn gehörte. Nachdem die Deutschen im März 1944 Ungarn besetzt hatten, waren die annektierten Gebiete die ersten, aus denen die jüdische Bevölkerung deportiert wurde. Die Juden von Máramarossziget wurden nach kurzem Aufenthalt in einem ghettoähnlichen Sammellager Ende Mai 1944 nach Auschwitz deportiert. Gisella Perl, die zu diesem Zeitpunkt eine 36-jährige angesehene Gynäkologin und Geburtshelferin war, wurde zusammen mit ihrem Mann, ihrem Sohn, ihren Geschwistern und Eltern nach Auschwitz-Birkenau deportiert. An der Rampe wurde sie von ihnen getrennt. Eltern und Sohn wurden sofort nach Ankunft in der Gaskammer ermordet. Ihr Mann, ihr Bruder und ihre Schwägerin wurden ins Lager aufgenommen, starben aber noch vor der Befreiung. Ihre Tochter Gabriella, die sie in den Memoiren nicht erwähnt, lebte zu diesem Zeitpunkt versteckt bei einer nichtjüdischen Familie.17

Nie waren mehr Menschen in Birkenau eingetroffen als in den Monaten Mai und Juni 1944. Bis Reichsverweser Miklós Horthy im Juli 1944 die Einstellung der Deportationen verfügte, waren rund 438 000 Juden aus Ungarn nach Auschwitz deportiert worden.18 Die eintreffenden Menschen wurden an der Rampe von der Lager-SS unter Aufsicht der Lagerärzte selektiert. Arbeitsfähige Männer und Frauen sollten zum Arbeitseinsatz in die deutsche Rüstungsindustrie gebracht werden, da sich im Laufe des Jahres 1944 der Arbeitskräftemangel dramatisch zugespitzt hatte. In einem ersten Schritt trennte die SS die Deportierten nach Geschlechtern. Kinder wurden der Gruppe der Frauen zugewiesen. In einer weiteren Selektion trennte die SS die beiden Gruppen erneut: Wer alt, krank oder arbeitsunfähig erschien, kam auf eine Seite, wer gesund und kräftig wirkte, auf die andere. Gisella Perl wurde der Gruppe der arbeitsfähigen Frauen zugewiesen. Die Zahl der zur Arbeit selektierten Juden aus den Ungarn-Transporten wird auf 110 000, etwa zum gleichen Anteil Männer und Frauen, geschätzt.

Die zum Arbeitseinsatz ausgewählten Frauen wurden nach der Selektion als sogenannte »Durchgangsjuden« notdürftig in den Abschnitten B II c sowie im noch nicht fertiggestellten Abschnitt B III (genannt »Mexiko«) untergebracht. Gisella Perl wurde dem Lagerbereich B II c zugewiesen. Er diente von Ende Mai bis November 1944 als Quarantäne- und Durchgangslager für bis zu 32 000 weibliche jüdische Deportierte, die zum großen Teil aus Ungarn und den ungarisch besetzten Gebieten stammten und dort Wochen oder Monate verbrachten, bis die SS über ihr weiteres Schicksal entschied. Sie wurden, bis auf Hilfsarbeiten zur Lagerorganisation, nicht zur Arbeit eingesetzt und hatten stattdessen täglich qualvolle, stundenlange Zählappelle zu absolvieren. Die Monate, die Gisella Perl in Birkenau verbrachte, waren eine Zeit, in der sich Birkenau zum größten Umschlagplatz für Häftlingsarbeiterinnen entwickelte, die in das expandierende Außenlagersystem auf Reichsgebiet geschickt wurden. Rüstungsbetriebe, die einen Bedarf an Arbeitskräften anmeldeten, bekamen Gruppen von meist mehreren Hundert Frauen zugewiesen und brachten diese in Fabriknähe in einem Lager unter, das von SS-Wachmannschaften bewacht wurde und als Außenlager vom KZ-System verwaltet wurde. Vom Sommer bis in den späten Herbst 1944 hinein verließen Hunderttausende Häftlinge Birkenau zum Arbeitseinsatz in Richtung Reichsgebiet. Diese Verschickungen ins Reich spielen in Perls Bericht immer wieder eine Rolle. Für die Häftlinge in B II c selbst war nicht immer klar, ob ein Abtransport ihre Situation verbessern oder eher verschlimmern würde. Nach und nach wurde aber immer deutlicher, dass jeder Tag, jede Woche unter den Bedingungen von Birkenau die Gefahr erhöhte, zu erkranken und letztendlich den regelmäßig stattfindenden Selektionen durch die SS-Ärzte zum Opfer zu fallen. Diese dienten dem Ziel, diejenigen auszusortieren und zu ermorden, deren Heilung als nicht erwartbar erschien und die nicht unnötig Platz und Ressourcen verbrauchen sollten. Sie wurden auf Lkws geladen und in die nahegelegenen Gaskammern abtransportiert. De facto waren die Überlebenschancen in einem Außenlager der Rüstungsindustrie insbesondere für Frauen höher als in Birkenau. Auch Perls eigene Überstellung in das Neuengammer Außenlager Hamburg-Wandsbek im Januar 1945 erfolgte in diesem Zusammenhang. Dort hatte die Firma Dräger im Juni 1944 ein Außenlager für 500 Frauen errichtet, die in der Gasmaskenproduktion eingesetzt waren.19 Wenn in einem Außenlager Bedarf nach medizinischem Personal entstand, war es durchaus üblich, dass Häftlingsärztinnen in Einzeltransporten über weite Strecken von Lager zu Lager überstellt wurden, wie es Gisella Perl widerfuhr.

Die Situation von Häftlingsärzten und -ärztinnen in Auschwitz-Birkenau

Die SS hatte schon sehr früh begonnen, in den Konzentrationslagern eine medizinische Minimalversorgung einzurichten; sie diente zunächst vor allem der Seuchenprävention, da die SS sich selbst und die Zivilbevölkerung bedroht sah, wenn unter den Häftlingen ansteckende Krankheiten ungehemmt grassierten. Da seit 1942 die Arbeitskraft der Häftlinge an Bedeutung gewann und die Sterblichkeit in den Konzentrationslagern reduziert werden sollte, setzte die SS zunehmend Häftlinge mit ärztlicher Ausbildung in den Krankenrevieren ein. Diese betreuten die Reviere weitgehend selbstständig, wurden aber regelmäßig durch die zuständigen SS-Ärzte kontrolliert.

Die Krankenreviere waren Orte, wo Häftlinge, für die eine Heilung als aussichtsreich angesehen wurde, eine Chance auf Regeneration erhalten sollten. Trotz ihrer oft armseligen Ausstattung konnten die Häftlingsärztinnen und -ärzte Kranke im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten behandeln und pflegen – wenn Medikamente nicht vorhanden waren, dann mit guten Worten und dem Gefühl, dass sich jemand um einen sorgte und kümmerte. Gleichzeitig fanden hier regelmäßig Selektionen der SS-Ärzte statt, auf die Häftlingsärztinnen und -ärzte Einfluss nahmen, indem sie Gefährdete versteckten oder deren Diagnosen manipulierten. Die Rettung Einzelner bedeutete jedoch immer den Tod anderer. Angesichts der menschenunwürdigen Umstände, in denen sie ärztlich agieren mussten, verstießen sie zwangsläufig immer wieder gegen medizinethische Normen und die Grundprinzipien des Hippokratischen Eides. Die meisten Häftlingsärztinnen und -ärzte in Auschwitz-Birkenau und anderen Lagern versuchten trotz der moralischen Dilemmata in der ständigen Gratwanderung zwischen Befehlen der SS und ärztlichen Pflichten das Menschenmögliche zu tun, um möglichst vielen Häftlingen das Leben zu retten oder zu erleichtern.

Als Gisella Perl nach Auschwitz-Birkenau kam, existierte das Stammlager Auschwitz I fast vier Jahre, das weitaus größere Auschwitz II, Birkenau, mehr als zwei Jahre. Im gesamten Lagerkomplex hatte sich in dieser Zeit ein ausgedehntes Netz an Krankenrevieren entwickelt.20 Neben dem großen Krankenrevier im Stammlager, das sich auf mehrere Blöcke verteilte und eine Ambulanz, eine Innere Abteilung, eine Chirurgische Abteilung und einen Schonungsblock umfasste, existierten auch in Birkenau bereits mehrere Häftlingskrankenbauten: seit August 1942 das Krankenrevier im Frauenlager B I a mit zunächst vier Baracken, das später auf das gesamte Lager B I a ausgedehnt wurde, die Reviere im Quarantänelager im Bereich B II a und im sogenannten Zigeunerlager B II e sowie die gesamte Abteilung B II f, die als »Männerhäftlingskrankenbau« fungierte. Über 200 Häftlingsärzte und -ärztinnen waren im Laufe der Jahre im Lagerkomplex Auschwitz-Birkenau eingesetzt.

Im Lager B II c waren ab Ende Mai 1944 junge, gesunde, als arbeitsfähig deklarierte Frauen untergebracht. Die katastrophalen Lebensumstände, die Mangelversorgung und die Gewalt, der die Frauen ausgesetzt waren, führte schon bald zu ersten Krankheitsfällen. Mitte Juli 1944 entschied die SS, im Lagerbereich B II c eine Baracke als Krankenbaracke einzurichten und jüdische Ärztinnen und Pflegerinnen dort einzusetzen, darunter Gisella Perl und Olga Lengyel. Dieses Revier wurde in der Mitte des Lagers, in der Baracke 15, eingerichtet. Olga Lengyel beschrieb sie als eine baufällige Baracke, in die es hineinregnete. Zwei kleine Räume rechts und links des Eingangs seien als Behandlungszimmer und als Apotheke genutzt worden, Licht kam nur aus dem Flur in das Untersuchungszimmer, es gab kein fließendes Wasser, kein Desinfektionsmittel, keine sterilen Instrumente, und selbst der Holzfußboden sei schwer sauber zu halten gewesen. Ständig hätten sie Angst gehabt, dass sich Patienten bei der Behandlung infizierten.21 Etwa 500 Patientinnen wurden dort am Tag versorgt, die in Fünferreihen auf der Lagerstraße anstehen mussten. Hatte das Revier am Anfang ausschließlich die Funktion einer Ambulanz, so war später auch die dauerhafte Unterbringung von 400 bis 500 kranken Frauen am hinteren Ende der Baracke möglich. Die medizinische Versorgung war eine Farce, ein »neuer gespenstischer Nazi-Witz«, wie Gisella Perl es bezeichnete. Es standen kaum Mittel für eine tatsächliche Heilbehandlung zur Verfügung: Die Ausstattung mit Medikamenten oder Verbandsmaterial war miserabel. Jedoch wies Gisella Perl darauf hin, dass vielen Erkrankten allein die Befreiung von den mehrstündigen Appellen schon genug Entlastung bot, um sich zu regenerieren. Um Frauen vor der Selektion zu bewahren, manipulierten sie regelmäßig Diagnosen. Die Unterbringung von Frauen mit Hautausschlägen, Typhus, Malaria oder auch psychischen Krankheiten im Revier war von der SS verboten worden; »erlaubt« waren hingegen Halsentzündungen, Grippe und Lungenentzündungen.

Die Position einer Häftlingsärztin brachte zahlreiche Privilegien mit sich, die ihre Lebensbedingungen verbesserte und die Überlebenschancen erhöhte.22 Das medizinische Personal von Block 15 erhielt eine separate Unterbringung, besseren Zugang zu Nahrung und Kleidung, die sie zu Bestechungszwecken oder aus Dankbarkeit bekamen, sie konnten relativ autonom arbeiten und ihre Zeit ohne eine ständige SS-Aufsicht im Nacken einteilen. Daher waren sie auch mehr vor Misshandlungen geschützt als die gewöhnlichen Häftlinge. Zwar setzten sie sich wegen des fehlenden Arbeitsschutzes zahlreichen Krankheitserregern aus – im Fall von Erkrankung hatten sie aber einen deutlich besseren Zugang zu Medizin und ärztlicher Versorgung durch ihre medizinisch ausgebildeten Mithäftlinge aus dem Krankenrevier. Das Wichtigste jedoch war das Gefühl, gebraucht zu werden, den Menschen Erleichterung verschaffen zu können und in einem stetigen Fachaustausch mit den anderen Ärztinnen und Pflegerinnen zu stehen. Genau dieses Gefühl einer sinnvollen Aufgabe im Kreis von Kolleginnen brachte einen Lebenssinn in das quälende und isolierte Gefangenendasein, das ansonsten schnell in Hoffnungslosigkeit und Apathie umschlug. Dieser Privilegien war sich Gisella Perl bewusst und reflektiert sie in ihrem Buch.

Gegen Ende September 1944 begann die SS, das Lager B II c aufzulösen. Dem forcierten Abtransport von Häftlingsgruppen folgten forcierte Selektionen. Am 4. November 1944 befanden sich noch etwa 1000 Jüdinnen im Lager, die in die als Frauenkonzentrationslager genutzten Bauabschnitte B I a und B I b verlegt wurden. Gisella Perl beschreibt diese Verlegung als Umzug in die Lager »F, K und L«, was sich aus der Abkürzung des Wortes Frauenkonzentrationslager (FKL) ergibt. Dort blieb sie zwei Wochen. Am 17. November 1944 beschloss die SS schließlich, alle männlichen und weiblichen Häftlinge im Lagerabschnitt B II zu sammeln. Bis zum 24. November wurden die arbeitsfähigen Frauen aus B I a und B I b in den Bereich B II d, arbeitsunfähige und kranke Frauen sowie Kinder in den Bereich B II e überstellt. Laut Angaben von Otto Wolken gab es dort folgende Abteilungen: eine Innere Abteilung für jüdische (Block 22), nichtjüdische (Block 16) und reichsdeutsche Häftlinge, Kinder sowie Funktionshäftlinge (Block 24), eine Durchfall-Baracke in Block 18, eine Chirurgie in Block 20, eine Ambulanz in Block 28, den Block 30 für Tuberkulosekranke und den Block 32 für Infektionskrankheiten.23 Gisella Perl arbeitete dort bis zu ihrer Überstellung nach Hamburg-Wandsbek im Januar 1945 auf der Entbindungsstation in Block 19.

Die Situation von schwangeren Frauen in Auschwitz-Birkenau

Unter den nach Auschwitz-Birkenau Deportierten waren schwangere Frauen besonders gefährdet. In den ersten Jahren der Lagerexistenz wurden sie ausnahmslos ermordet. Später modifizierte die SS aufgrund des gestiegenen Arbeitskräftebedarfs das Verfahren. Frauen, die bereits als Häftlinge registriert waren und im Arbeitseinsatz standen, sollten gebären und nach der Entbindung sofort wieder an ihren Arbeitsstellen erscheinen. Die Neugeborenen wurden ermordet. Ab Mitte 1943 wurden nichtjüdische Neugeborene am Leben gelassen und als Häftlinge registriert, auch wenn viele aufgrund der Lebensumstände starben. Im Frauenlager B I a richtete die SS eine Entbindungsstation mit 30 dreistöckigen Pritschen ein, die von der Hebamme Stanisława Leszczyńska geführt wurde.24

Anders war der Umgang mit den jüdischen Frauen, die im Sommer 1944 vor allem aus Ungarn und den von Ungarn besetzten Gebieten nach Birkenau gebracht wurden. Wenn sie erkennbar schwanger waren, wurden sie bereits bei der Eingangsselektion der Gruppe der Arbeitsunfähigen zugeteilt und in der Gaskammer ermordet. Wenn eine Schwangerschaft erst später auffiel, waren die Blockälteste, aber auch die Häftlingsärztinnen verpflichtet, diese zu melden. Außerdem forderte die SS nach jeder Ankunft eines Transports beim Appell Schwangere auf, vorzutreten. Sie würden in ein Lager gebracht, wo bessere Bedingungen herrschten und ihnen eine bessere Ernährung zuteilwürde. Tatsächlich erhielten einige Frauen, die erklärten, schwanger zu sein, in den folgenden Tagen Milch und etwas mehr Suppe. Viele Schwangere ahnten jedoch bereits, dass es sich um eine Täuschung handelte oder waren gewarnt worden. Anna Sussmann, die im Sommer 1944 aus Drancy nach Birkenau deportiert wurde, hatte beispielsweise bei der Eingangsrasur der rasierenden polnischen Häftlingsfrau gesagt, »Du musst aufpassen, ich bekomm’ ein Baby!« Darauf hätte diese geantwortet »Das vergiss! Und sprich unter keinen Umständen darüber. Wenn sie dich zwanzigmal fragen: Das ist aufgedunsen von der Suppe.«25

Gisella Perl schrieb, dass auch sie in der Anfangszeit naiv genug war, den Deutschen zu glauben, bis sie eines Tages zufällig Zeugin wurde, wie Schwangere getreten und von Hunden gehetzt ins Krematorium gebracht wurden. Dieses Erlebnis habe ihr die Kraft gegeben, ihre Aufgabe in Zukunft darin zu sehen, zumindest das Leben der Mütter zu retten, wenn es schon nicht möglich war, dass sie ihre Kinder gesund zur Welt brachten. Solange die SS nichts von der Schwangerschaft erfuhr, hatten die Frauen eine Chance aufs Überleben.

Von nun führte sie nachts heimlich Abtreibungen in den Häftlingsbaracken durch – ohne Licht und sterile Instrumente. Ausführlich schreibt Perl über die Qualen, die diese Tätigkeit für sie bedeutete. Manche Schwangerschaften waren schon sehr fortgeschritten – einige Kinder, deren Geburten sie einleitete, waren lebensfähig. Jedoch konnte sie sich auf das ärztliche Reglement berufen, dass das Leben der Mutter an erster Stelle zu retten ist, wenn Mutter und Kind in Gefahr sind.26

Gisella Perl war nicht die einzige Häftlingsärztin in Birkenau, die Abtreibungen an schwangeren Frauen vornahm. In verschiedenen Abteilungen des Lagers entschlossen sich Ärztinnen zu dieser Maßnahme, um Leben zu retten – zunächst heimlich. Viele Schwangere baten selbst darum, für andere war es eine Katastrophe, als ihnen Mithäftlinge einen Schwangerschaftsabbruch nahelegten. Die Häftlingspflegerin Lujza Salamon schrieb später: »Sie nahmen uns übel, dass wir ihnen damit möglicherweise reichhaltigere Lebensmittelrationen und andere Vorteile vorenthielten. Immer wieder mussten wir ihnen erklären, dass sie nur auf diese Weise überleben würden, und mit der Zeit verstanden sie es.«27

Zu einem nicht geklärten Zeitpunkt, vermutlich im September 1944, gab die SS offiziell den Befehl aus, dass Schwangerschaften abgebrochen werden sollten. Im ehemaligen Schonungsblock im Lagerbereich B I b wurden ab diesem Zeitpunkt Abtreibungen auch gegen den Willen der werdenden Mütter durchgeführt, wie zum Beispiel die überlebenden ungarischen Jüdinnen Ilona Pal und Aranka Schiffer berichten.28 Für Gisella Perl bedeutete es eine Erleichterung, als Mengele anwies, dass Schwangere nicht länger ermordet würden, sondern die Schwangerschaft abgebrochen werden sollte. Von nun an konnte sie unter besseren Bedingungen, im Revier, die Abtreibungen vornehmen und musste nicht mehr »auf dem schmutzigen Boden der dunklen Baracken die Leben der schwangeren Frauen retten«.

Wenn es Frauen doch gelang, ihre Schwangerschaft zu verbergen und im Lager ihr Kind zur Welt zu bringen wie Anna Sussmann im August 1944, wurden die Neugeborenen unmittelbar ermordet – bis zur Einstellung der Gaskammermorde Ende Oktober 1944. Einige Ausnahmen gab es in den Herbstmonaten 1944, als Josef Mengele Experimente an entbundenen Frauen und Neugeborenen vornahm. Er band beispielsweise frisch entbundenen Frauen mit Gips die Brüste ab, um festzustellen, wie lange ein Säugling ohne Nahrung auskommen könne. Frauen wurden mit Typhus infiziert, um zu überprüfen, ob das Kind angesteckt wird. Mengele träufelte Neugeborenen chemische Flüssigkeiten ins Auge, die Augenentzündungen hervorriefen und bis zur Erblindung führen konnten.29 Auch Gisella Perl erlebte solch einen Versuch bei einer ihrer Schützlinge. Eva Benedek aus Budapest brachte im November 1944 einen Jungen zur Welt. Danach sei ihr die Nahrung entzogen worden, sodass sie ihn nicht ausreichend stillen konnte und er nach acht Tagen verhungert war.

Assistenz von Mengele?

Ein drittes Aufgabenfeld von Häftlingsärztinnen und -ärzten in Auschwitz war die Mitwirkung an medizinischen Experimenten. Der Begriff »Pseudomedizin«, der zur Beschreibung dieser Menschenversuche häufig benutzt wurde, um sich von den verbrecherischen Praktiken abzugrenzen, ist in letzter Zeit kritisiert worden, weil er diese vorschnell auf individuelle Grenzüberschreitungen einzelner sadistischer SS-Ärzte reduziert und suggeriert, dass die »seriöse« Wissenschaft damit nichts zu tun gehabt hätte. Etliche in Konzentrationslagern durchgeführte Experimente gingen jedoch von namhaften zivilen Forschungseinrichtungen aus, die damals ganz »seriös« Rasseforschung betrieben. Aufgrund der großen Verfügbarkeit über Menschen unterschiedlicher Herkunft wurde Auschwitz-Birkenau zu einem Zentrum dieser Forschung, bei der sämtliche ethische und ärztliche Gebote außer Kraft gesetzt waren und die für die als Versuchsobjekte eingesetzten Menschen starke Schmerzen und oftmals dauerhafte körperliche Schäden mit sich brachte, in vielen Fällen auch zum Tod führte.30

Ein Schwerpunkt der Experimente an jüdischen Häftlingen in Auschwitz stand im Zusammenhang mit Bemühungen, im Sinn der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik möglichst wirksame und schnelle Sterilisationsmethoden von rassisch oder anders unerwünschten Menschen zu testen. Dr. Horst Schumann erprobte die Massensterilisierung mittels Röntgenstrahlen an mehr als 400 Männern, Dr. Carl Clauberg injizierte Frauen ein Präparat, das die Eileiter entzündete und verklebte, um sie unfruchtbar zu machen.31 Die Versuchsstation von Schumann und Clauberg, die sich anfangs in Birkenau befand, wurde im Frühjahr 1943 aus Angst vor Epidemien in den Block 10 des Stammlagers verlegt. Gisella Perl erfuhr von diesen Experimenten nur vom Hörensagen. Sie berichtete von einer Bekannten, Ibi Hillman, die in einem erschreckenden Zustand von diesen Experimenten zurückkam. Diese selbst habe jedoch nicht gewusst, was genau mit ihr geschehen war.

Stärker konfrontiert war Gisella Perl mit den Experimenten von Josef Mengele, der als 1. Lagerarzt von Birkenau auch für das Häftlingsrevier in B II c zuständig war. Mengele, der seit Mai 1943 in Auschwitz war, nutzte neben seinen Aufgaben als Lagerarzt die Gelegenheit, persönliche wissenschaftliche Obsessionen in Menschenversuchen umzusetzen. Er untersuchte eine Vielzahl von Männern, Frauen und Kindern unterschiedlicher Herkunft nach genetischen Gesichtspunkten, wobei sein Schwerpunkt auf der vergleichenden Zwillingsforschung und der Untersuchung der Kleinwüchsigkeit lag. Mengele hielt sich oft an der Rampe auf, um Versuchsobjekte auszuwählen. Sein Forschungslabor befand sich zunächst im Bereich B II e, danach im Block 15 des Lagers B II f. Mengele versorgte auch seinen ehemaligen akademischen Lehrer, Professor Otmar von Verschuer vom Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik in Berlin mit Blutproben von Auschwitz-Häftlingen verschiedener geographischer Herkunft. Verschuer beschäftigte sich mit der Feststellung der Rassespezifität von Eiweißkörpern im Blut und wollte davon ausgehend eine naturwissenschaftlich exakte Methode zur Rassenidentifikation entwickeln.32

Gisella Perl hatte aufgrund ihrer Arbeit im Revier täglich Kontakt zu Mengele, der das Revier zu Kontrollen und Selektionen aufsuchte. Sie war jedoch nicht, wie teilweise zu lesen ist, seine Assistentin. In seinen Versuchslaboren arbeitete sie nicht. Eine Zuarbeit zu seinen Experimenten erfolgte insofern, als sie ihm, nachdem die Abtreibungen auf offizielle Anweisung geschahen, Föten zu experimentellen Zwecken zur Verfügung stellen musste.

Nach ihrer Überführung in den Lagerbereich B II e kam sie auch in Kontakt mit speziellen Opfergruppen von Mengele, Zwillingspaaren und Kleinwüchsigen, die sie als »Mengeles Lieblinge« beschrieb.

Die Perspektivität in Perls Memoiren

Die Darstellungen werden damit gleichsam selbst zu historischen Quellen über den damaligen Kenntnisstand der Gefangenen.