Adolf Glaßbrenner

Die jüngste Walpurgisnacht

 

 

 

Adolf Glaßbrenner: Die jüngste Walpurgisnacht

 

Neuausgabe mit einer Biographie des Autors.

Herausgegeben von Karl-Maria Guth, Berlin 2016.

 

Umschlaggestaltung unter Verwendung des Bildes:

Fritz Roeber, Walpurgisnachtsszene, um 1910

 

ISBN 978-3-8430-9354-5

 

Dieses Buch ist auch in gedruckter Form erhältlich:

ISBN 978-3-8430-1801-2 (Broschiert)

 

Die Sammlung Hofenberg erscheint im Verlag der Contumax GmbH & Co. KG, Berlin.

 

Erstdruck: Bern (Jenni, Sohn) 1844.

 

Der Text dieser Ausgabe folgt:

Glaßbrenner, Adolf: Die jüngste Walpurgisnacht. Bern: Jenni, Sohn, 1844.

 

Die Paginierung obiger Ausgabe wird in dieser Neuausgabe wortgenau mitgeführt und macht dieses E-Book auch in wissenschaftlichem Zusammenhang zitierfähig. Das Textende der Vorlagenseite wird hier durch die Seitennummer in eckigen Klammern mit grauer Schrift markiert.

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind über http://www.dnb.de abrufbar.

 

 

Gegend zwischen Schierke und Elend.

 

ALTE HEXE.

Landvolk läßt uns jetzt in Ruh',

Setzt der Hex' nicht länger zu

Mit dem Strohwisch brennend.

Freigeist ist jetzt Hans und Kunz,

Schießen auch nicht mehr nach uns,

Den Aberglauben kennend.

Doch aus Rechten und Verbot

Blitzen wir mit Augen roth[1]

Gier noch auf sie nieder;

Und Walpurgis reiten schier

Nach dem kahlen Blocksberg wir,

Treiben's lustig wieder.

Heute gibt's der Geister viel!

Ofengabel, Besenstiel

Wichern vor Vergnügen.

Tauschten droben gern mit euch,

Könnten wir vom Teufelszeug

Gute Reiter kriegen!

MEPHISTOPHELES zu Faust.

Heut' wird dich's wahrlich nicht gereu'n

Im Hexenritt mit mir umher zu schwirren!

Zu jetz'ger Zeit, in solchen tollen Wirren,

Wird mancher Geist und mancher Spuk dich freu'n.

 

Ihn betrachtend.

 

Doch, Freund, du kommst ja nicht vom Flecke!

Was reit'st du da für eine kranke Schnecke?

FAUST.

Ein Scepter ist's, das man mir gab

Aus deinem Stall, schon halb zerbrochen![2]

MEPHISTOPHELES.

Da lob' ich mir doch diesen krummen Stab,

Der hat noch seine frischen Knochen!

Sieh' nur die Sätze, die er macht!

Wie frisch und übermüthig, hör' ihn schnauben!

 

Lachend.

 

Solch alter Stock! Wer hätte das gedacht!

Man muß es sehen, um's zu glauben!

STEINALTE HEXE springend.

Heißa! Heißa! Tolles Leben!

Heute wird es Gaudium geben!

Eine angenehme Welt,

Deren Achse nur das Geld!

Drücken, wo die Stärksten drücken,

Wo es Noth thut, krummen Rücken;

Hinten offen, vorn verschlossen,

Lebt man immer unverdrossen!

MIKROKOSMUS