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© 2021 Günther Ohland

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7543-7672-0

Inhaltsverzeichnis

VORWORT

Liebe Leser und Leserinnen,

Smart Home ist derzeit eins der spannendsten Themen überhaupt. Das wird sicherlich auch noch viele Jahre so bleiben, denn immer mehr Menschen erkennen, dass ein Heim mit smarten Assistenten kein Schnickschnack ist, sondern echten Nutzen bietet. Bereits 40 Prozent der Deutschen nutzen nach einer Umfrage von Splendid Research vom Anfang 2021 mindestens eine smarte Anwendung. Weitere 38 Prozent der Bundesbürger sind interessiert und nur 22 Prozent lehnen Smart Home ab. Sie gehören sicherlich nicht zu den Ablehnern, denn sonst hätten Sie dieses Buch nicht erworben.

Was erwartet Sie in diesem Buch?

Ich möchte Ihnen mit so wenig Technik-Begriffen wie möglich vermitteln, wie Sie ihr Haus oder Ihre Wohnung selbst, eventuell mit ein bisschen Handwerker-Unterstützung, smart machen. Sie werden erfahren, wie Sie selbst – Schritt für Schritt – in Ihrem Haus für mehr Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz sorgen können. Sie werden Produkte kennen lernen, mit denen ein solches Projekt gelingt. Alles, über das ich hier schreibe, habe ich ausprobiert. Ich habe also keine Marketingtexte abgeschrieben, sondern beschreibe Erfahrungen. Deshalb nenne ich auch Firmen- und Produktnamen. Teilweise wurden mir Produkte nach meiner Anforderung kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Buch nutzt die Schritt-für-Schritt-Methode. Das bedeutet, dass Sie nicht alles auf einmal machen müssen, sondern in dem Umfang und mit der Geschwindigkeit, wie Sie es möchten. Und wenn ein Teilbereich für Sie gar nicht wichtig ist, dann lassen Sie ihn einfach weg.

Ungefähr 18 Prozent der heutigen Smart Home Nutzer gelten als so genannte echte Nutzer, weil sie mehrere smarte Teilbereiche über eine Systemlogik miteinander agieren lassen. Die übrigen 82 Prozent nutzen nur eine einzelne Anwendung. Beispielsweise Lautsprecher, die per Cloud vernetzt sind, eine Internet-Wetterstation, ein Sprachkommandosystem oder smarte, vernetzte Leuchtmittel. Diese Komponenten werden wir natürlich auch verwenden, aber in einer Gesamtlösung zusammen mit der Gebäudetechnik. Am Ende sind Sie – wenn Sie wollen – echter Nutzer eines komplett vernetzten Hauses.

Keine Angst, dieses Buch führt Sie Schritt für Schritt und erschlägt Sie nicht mit Technik. Sie brauchen auch keine Kabel durchs Haus ziehen und normalerweise entsteht auch kein Schmutz.

Noch ein Hinweis für Mieter: Die meisten Teilprojekte sind auch Mietwohnungs-kompatibel, weil sie sich einfach und zerstörungsfrei wieder demontieren lassen. Größere Aktionen, wie der Umbau von manuellen Rollos auf elektrisch angetriebene Rollläden müssen Sie natürlich mit dem Vermieter abklären und an solchen Stellen ist dann auch der Fachhandwerker gefragt.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und viel Freude sowohl beim Aufrüsten Ihres Heimes zum Smart Home als auch bei der täglichen Nutzung.

Günther Ohland

VORURTEILE HABEN AUSGEDIENT

Falls Sie gar keine Vorurteile gegenüber Smart Home hegen, überspringen Sie dieses Kapitel einfach, aber vielleicht findet sich ja doch ein nützlicher Tipp darin.

Vorurteile sind eigentlich nicht unbedingt etwas Schlechtes. Sie fußen auf Erfahrungen und sollen uns vor leichtsinnigen Taten schützen. Vorurteile müssen aber ständig an der Realität gespiegelt und überprüft werden, sonst sind sie hinderlich. So ist es auch beim Smart Home. Was vor zehn Jahren richtig war, muss heute nicht mehr stimmen. Doch Vorurteile halten sich lange, oftmals viel zu lange. Vor dem Jahr 2000 war Smart Home noch teuer, also etwas für so genannte Besserverdienende. Smart Home ließ sich, weil Kabelgebunden, nur beim Neubau und bei der Kernsanierung realisieren. Weil es fast keine Erfahrungen dazu im Handwerk gab, fehlten auch die entsprechenden Fachleute. Als Folge war manches Smart Home eine „never ending story“, extrem teuer und eigentlich war ein wirklicher Nutzen für die Bewohner nicht erkennbar. So ist das leider fast immer am Anfang mit einer neuen Technik. Die gleichen Einschätzungen galten in den Anfangsjahren sowohl für das Automobil als auch für das Mobiltelefon. Diese Phase haben wir glücklicherweise überwunden.

Vorurteil 1: Alles viel zu teuer

52% der Bundesbürger haben laut Studie von 2021 die Sorge bzw. immer noch das Vorurteil, dass Smart Home zu teuer sei. Nach den Preisen gefragt, werden Zahlen genannt, die nichts mit den heutigen Preisen zu tun haben. Vor 25 Jahren musste man für ein Bisschen Heim-Automatisierung locker 20.000 bis 30.000 Euro beim Neubau einplanen. Vor 15 Jahren nur noch die Hälfte und heute versprechen mehrere deutsche Anbieter sogar Kostenneutralität. Das bedeutet, wenn man neu baut und sich für eine smarte Elektrotechnik entscheidet, kostet sie nicht mehr, als wenn man einer konventionellen Installation den Vorzug gibt. Es gibt beim Neubau oder der Sanierung also keinen finanziellen Grund mehr, auf Technik aus dem letzten Jahrtausend zu setzen.

Die kabellose Nachrüstung im Wohnungsbestand wurde durch sicheren Gebäudefunk möglich. Und auch da sind die Preise gepurzelt. Ein konventioneller Marken-Dimmer (Gira, Jung, Busch-Jäger) kostet je nach Design zwischen 50 und 70 Euro. Ein Funk Dimmer kostet inklusive Design-Plastik ebenfalls um die 70 Euro. Ein Philips Hue Smart Button (Dimmer) kostet derzeit sogar weniger als 35 Euro.

Um aber ganz ehrlich zu sein, muss man gestehen, dass Leute, die smart bauen oder ihr Heim nachträglich smart machen, eigentlich immer zusätzliche, neue Funktionen wünschen. Und die kosten natürlich auch zusätzliches Geld. Dafür bekommt man aber schließlich auch mehr geboten. Fakt ist auch, dass man für gleiche Funktionalität unterschiedlich viel Geld ausgeben kann. Es gibt smarte Produkte bzw. Systeme, die um ein Vielfaches teurer sind als andere oder sehr arbeitsintensiv bei der Installation sind. Das ist wie bei den Autos. Man kann einen Kasten Wasser im Dacia, im Ferrari oder mit dem Fahrrad vom Supermarkt nach Hause bringen. Wobei der Wasserkasten in den Ferrari vielleicht gar nicht reinpasst?

Also nicht Äpfel mit Birnen verwechseln. Gleiche Funktionalität bedeutet heute (bei entsprechender Systemauswahl) auch gleicher Preis. Mehr Funktionalität bedeutet aber auch höhere Kosten.

Vorurteil 2: Alles nicht kompatibel

Ein immer wieder gehörtes Vorurteil lautet: „Das ist doch alles nicht kompatibel.

Ich warte lieber auf den einheitlichen Standard, mit dem dann alles geht“.

Da wird man sehr lange warten müssen, wohl bis zum legendären Sankt Nimmerleinstag. Ein einheitlicher, allumfassender Standard macht überhaupt keinen Sinn. Es ist doch ein Unterschied, ob ein Lichttaster beim Drücken nur ein Ein- oder Aus-Signal gibt, oder man Musik in HiFi Qualität übertragen möchte, ob ein Thermometer eine Temperaturänderung um 1°C meldet oder ob eine Sicherheitskamera ein Video in HD-Qualität von der Eingangstür streamt. Unterschiedliche Aufgaben benötigen unterschiedliche technische Lösungen. Wichtig ist, dass diese unterschiedlichen, für ihre Aufgabe optimierten Systeme, miteinander kommunizieren können. Eine Wetterstation hat einem Rasenroboter nichts zu erzählen, vielleicht aber der Heizung. Ein Lichtschalter sorgt nicht nur dafür, dass an Ort und Stelle das Licht eingeschaltet wird, sondern vielleicht auch die Musik und er ist gleichzeitig „Totmannschalter“. Der Begriff kommt von der Bahn. Der Lokführer muss in regelmäßigen Abständen diesen Totmannschalter betätigen, damit die Lokomotive weiß, dass der Lokführer hellwach ist. Wenn nicht, leitet sie automatisch eine Notbremsung ein. Im Smart Home lässt sich auch so eine Sicherheitsfunktion einrichten. Solange (smarte) Lichtschalter betätigt und Bewegungsmelder aktiviert werden „herrscht noch Leben in der Bude“. Bleiben diese Signale aus, ist etwas im Argen und es sollte eine Nachricht an Nachbarn und Angehörige verschickt werden. Wenn man nicht zuhause ist, sollte man natürlich Nachbarn und angehörige informieren, damit sie sich keine unnötigen Sorgen machen. Wie aber kommuniziert der bzw. die Schalter mit der Benachrichtigungsfunktion? Dafür sorgt in der smarten Gebäudetechnik ein so genanntes Gateway. Es versteht auf der einen Seite die Taster, Sensoren und Aktoren und spricht auf der anderen Seite die Internetsprache, das sogenannte Internetprotokoll. Über dieses standardisierte und weltweit einheitliche Protokoll kommunizieren heutzutage die einzelnen Teilsysteme im Smart Home miteinander. Auf diesem Weg ist „alles eben doch kompatibel“, auch wenn für die Erledigung der eigentlichen Aufgaben ganz unterschiedliche Schnittstellen, Standards und Protokolle zum Einsatz kommen.

Eigentlich braucht Sie dieses „technische Zeug“ überhaupt nicht zu interessieren, oder wissen Sie wie im Diesel das Common Rail funktioniert oder können sie den CAN-Bus im Auto erklären? Nein? Und trotzdem können Sie Auto fahren. Lassen Sie sich also bitte nicht mit solchen halbwahren Aussagen von angeblichen Fachleuten wie „nicht kompatibel, weil kein einheitlicher Standard“ verunsichern. Sie werden im Laufe dieses Buches und des Projektes sehen, wie gut offensichtlich inkompatible Systeme zusammenarbeiten.

Vorurteil 3: Alles viel zu kompliziert

Wer in smarte Technik für zuhause investiert, möchte es nicht komplizierter haben, sondern einfacher. Smart Home ist der neue Butler. Hauspersonal, das automatisch genau das macht, was man vorgegeben hat. Ich habe vor Jahren einen Altenheimbetreiber geholfen, das erste smarte Altenheim in Deutschland zu planen und zu errichten. Wir haben, um potentielle Bewohner und deren Angehörige zu überzeugen, zuerst eine Musterwohnung gebaut und einen Tag der offenen Tür veranstaltet. Die älteren Bewohner eines anderen Heims, die sich die Wohnung angesehen haben, waren begeistert. Nicht aber deren „mittelalten“ Kinder. Schon bevor sie überhaupt die Musterwohnung besichtigt haben, wurde ich schon verbal attackiert: „Was wollen Sie meiner alten Mutter zumuten. Soll sie jetzt das Licht mit dem Smartphone bedienen“. Tatsächlich völliger Unsinn, Vorurteil eben. Das Licht mit dem Smartphone statt mit einem Taster zu bedienen ist auch für junge Leute meist Unsinn. Das dauert viel zu lange. Nichts ist da besser, als ein Schalter oder ein Sprachkommando. Wo der oder die Schalter montiert sind, ist allerdings schon interessant. Auf Wunsch der Bewohner wurden Funk-Lichtschalter am Fernsehsessel, auf dem Couchtisch oder direkt am Bett angebracht. Einige wollten den Schalter sogar am Band zum Umhängen.