Während ich diese Zeilen schreibe, gleitet mein Blick über den caldera, den meergeküssten Vulkan auf der Insel Santorini (auch als Thera bekannt) in Griechenland. Santorini hat eine besondere Bedeutung für mich, für das Thema dieses Buches, und für Sie. Der Grund ist der, dass viele Menschen glauben, Santorini sei die verbliebene Landmasse des verschwundenen Kontinentes von Atlantis. Die Ruinen eines der vielen atlantischen Heiltempel befinden sich hier, gemeinsam mit all den mystischen Energien und Traditionen. Welch perfekter Ort, um über Heilung zu schreiben – ein Ort, an dem ich vor Äonen gelebt habe … vielleicht zusammen mit Ihnen.
Als Atlantis in einer feurigen Explosion im Meer versank, verschwand mit ihm ein Großteil des fortschrittlichen Wissens und der Weisheit seiner Bewohner. Im ersten Teil dieses Buches beschreibe ich einige Aspekte des alten Heilwissens, das von den magischen Atlantern praktiziert wurde, sowie die Heilgeheimnisse, die mir von den Engeln von Atlantis übermittelt wurden. Im zweiten und dritten Teil präsentiere ich Geschichten sowie Methoden, die Sie in Ihr eigenes Leben integrieren können, um sich und andere zu heilen. Außerdem habe ich wissenschaftliche Studien einbezogen, die dieses alte Heilwissen bestätigen.
Engel sind himmlische Wesen ohne Ego, was bedeutet, dass sie nicht urteilen, sondern voller Liebe sind. Auch unsere verstorbenen Liebsten können engelsgleiche Funktionen ausüben; wir nennen sie jedoch nicht Engel, sondern »Geistführer«.
Aus meiner lebenslangen Erfahrung als Hellseherin weiß ich, dass jeder Mensch ständig mindestens zwei Schutzengel und mindestens einen Geistführer um sich hat. Es ist offensichtlich, dass nicht jeder auf seine Engel hört, da es sonst auf der Welt weder Grausamkeit noch Selbstzerstörung gäbe. Nichtsdestotrotz sind die Engel für uns da, wann immer wir bereit sind, mit ihnen zu reden und auf sie zu hören.
Engel sind konfessionslos und gehören ebenso zum Leben der Skeptiker und Atheisten wie zum Leben der Gläubigen; sie sind genauso bei gewalttätigen Menschen wie bei guten Samaritern. Engel sind bei uns, um Gottes Friedensplan in die Tat umzusetzen, einen Menschen nach dem anderen. Wenn wir auch selbst die Verantwortung für unsere Taten haben, können uns die Engel dennoch helfen, den effektivsten Plan für unsere Handlungen zu wählen.
Und wenn es auch stimmt, dass wir durch Schmerz und Kampf lernen können, so ist es eine unbestreitbare Tatsache, dass wir noch schneller durch Frieden wachsen können. Alles, was uns hilft, inneren Frieden zu finden – egal, ob es sich dabei um etwas »Großes« oder »Kleines« handelt –, ist etwas, bei dem die Engel uns mit Freuden helfen werden. Wir müssen sie jedoch um ihre Hilfe bitten, bevor es ihnen gestattet ist einzuschreiten; der Grund hierfür ist das »Gesetz des freien Willens«, durch das dieses Universum operiert.
Wenn Sie mit Engeln arbeiten, können Sie sich sowohl etwas von ihrem Licht als auch von ihrem egolosen höheren Selbst leihen oder sich daran anlehnen und Kraft schöpfen. Die Engel können Ihnen helfen, Ihre Denkart zu heilen, damit Sie Angst loslassen und mit Liebe auf Situationen zugehen können. Ihre Engel kennen keine Begrenzungen von Zeit und Raum, daher müssen Sie sich keine Sorgen machen, dass Sie sie stören oder zu viel von ihnen verlangen.
Das Wort Engel bedeutet »Bote/Botschafter Gottes«. Wenn Sie zum Schöpfer beten, werden die Engel als Übermittler von Botschaften vom Schöpfer zu seinen Geschöpfen gesandt. Es ist nicht gotteslästerlich, das Wort an die Engel zu richten, da jede Konversation mit Gott dazu führt, dass die Engel zu Ihnen sprechen. Schließlich sind Engel eins mit Gott – sie sind sozusagen Verlängerungen von Gott. Das Gleiche gilt für Sie.
Wenn wir uns mit den Engeln zusammentun, treten Heilungen in unglaublich kurzer Zeit und auf verblüffende Weise ein. Die Engel können uns helfen, physisch, spirituell, emotional, finanziell und intellektuell gesund zu werden. Sie helfen uns bei unserer Karriere, bei gesundheitlichen Problemen, in unserem Liebesleben, bei Heim- und Familienangelegenheiten und allem Sonstigen, was für unseren inneren Frieden wichtig ist.
Ob Sie nun Heilung für sich selbst, für einen geliebten Menschen oder für einen Klienten wünschen, in jedem Fall werden Sie einen gewaltigen Kanal heilender Energie anzapfen, wenn Sie um die Hilfe der Engel bitten.
Dies ist ein Buch in drei Teilen. Wenn Sie gerne wahre spirituelle Abenteuergeschichten lesen, sollten Sie vielleicht mit dem ersten Teil beginnen. Wenn Sie jedoch mehr daran interessiert sind, ausschließlich über die einzelnen Schritte der Engel-Medizin und die damit zusammenhängenden Berichte zu lesen, dann ist der zweite Teil ein in sich geschlossener Abschnitt, den Sie auch gerne zuerst lesen können. Der dritte Teil ist in erster Linie eine Referenz – an die Heilungsmethoden der Engel, die in den ersten beiden Teilen des Buches kurz berührt wurden.
Der erste Teil von Angel Medicine ist ein weiteres Kapitel meiner Geschichte spiritueller Entdeckung und Abenteuer, die mit meinem Buch The Lightworker’s Way begann und mit seinem Nachfolger Healing with the Fairies fortgesetzt wurde. Es ist jedoch nicht nötig, diese Bücher zu lesen, um das, was Sie brauchen, aus dem vorliegenden zu bekommen.
Es war nie meine Absicht gewesen, nach Santorini zu fahren, doch nachdem sowohl mein griechischer Verlag als auch mein Ehemann und Reisegefährte, Steven Farmer, den Reiseplan festgelegt hatten, begann ich zu verstehen, dass die Reise zu dieser Insel wohl unvermeidlich war. Als Teil meiner europäischen Buchtour hatte Steven ein paar entspannende Erholungstage in Santorini arrangiert. Wie konnten wir auch wissen, wie intensiv diese Ferientage sein würden!
Von dem Moment an, da unser Flug nach Santorini gebucht war, gab mir das Universum Zeichen der Bestätigung dafür, dass diese Entscheidung richtig war. Es schien, als gäbe es in jedem südkalifornische Magazin und in jeder Zeitung, die ich aufschlug, einen Reisebericht über die Insel, und in jedem dieser Artikel wurde die Verbindung zwischen Santorini und Atlantis erwähnt. Der letzte Anstoß kam eines Morgens, als ich früher als normal aufwachte und plötzlich wusste, dass ich meinen Freund James Van Praagh anrufen musste, der ein berühmtes spirituelles Medium ist.
»Das ist ja phantastisch!«, rief James überrascht aus, als ich ihn anrief. »Auch ich habe die Botschaft ›bekommen‹, dich heute morgen anzurufen.«
Als wir uns eine Stunde später zum Frühstück trafen, erwähnte ich meine anstehende Reise nach Europa.
»Meine Liebe, es gibt dort einen Ort, wo du unbedingt hingehen musst,« sagte er.
»Okay«, erwiderte ich und war gespannt auf James’ Vorschlag. Schließlich ist James nicht nur ein phänomenaler und liebevoller Hellseher, sondern auch ein erfahrener Reisender, der die Welt gesehen hat.
»Du musst nach Santorini gehen, eine griechische Insel in der Ägäis. Sie ist einer meiner absoluten Lieblingsorte!«, sagte er begeistert. Er lehnte sich nach vorne, schaute mir in die Augen und flüsterte: »Und du weißt doch sicher, dass es Atlantis ist.«
Ich trank seine Worte in mich hinein und antwortete: »James, das ist wirklich unheimlich, denn Steven und ich haben bereits einen Flug nach Santorini gebucht. Noch vor ein paar Wochen wusste ich nichts über diesen Ort, und jetzt bombardiert mich das Universum mit Botschaften, die mir sagen, ich solle dorthin fahren. Und so viele Forschungen scheinen auf Santorini als mögliche Lage von Atlantis hinzudeuten. Ich schicke dir eine E-Mail, sobald ich angekommen bin!«
Als das kleine Flugzeug, das Steven und mich vom griechischen Festland auf die Insel brachte, zur Landung ansetzte, erinnerte mich der Anblick an den Film Summer Lovers mit Daryl Hannah, der auf dieser winzigen griechischen Insel gedreht wurde. Der klare, strahlend blaue Himmel und das Meer verschmolzen wie zu einer riesigen blauen Leinwand, mit hunderten von blendend weißen Stuckhäuschen, die wie weiße Punkte den Strand säumten.
Die ungefähr fünfzig Passagiere stiegen die Stufen des Flugzeuges hinunter auf das Rollfeld und wurden von heißer, dampfender Luft empfangen, die von der vor Hitze schwirrenden Lande bahn reflektiert wurde. Als wir endlich unser Gepäck beisammenhatten, waren alle Taxis schon vergriffen. Da der Flughafen in einer entlegenen Gegend der Insel lag, blieb uns nur ein Mietwagen als einzige Möglichkeit des Transportes. Unser Suzuki Alto war so klein, dass er mich an ein mit einer Autoplane bedecktes Motorrad erinnerte, doch stellte ich bald fest, dass alle Autos auf der Insel den Eindruck winziger Spielzeugautos machten. Suzuki, Hyundai, Fiat und Peugeot schienen die begehrtesten Marken der Inselbewohner zu sein.
Die Angestellten am Counter der Mietwagenagentur sagten uns, dass wir – um unser Hotel zu erreichen – nach einem Fremdenverkehrsbüro auf der rechten Straßenseite Ausschau halten und dann sofort auf den ersten Kies-Parkplatz auf der linken Seite einbiegen müssten. Mit dieser nicht sehr genauen Richtungsanweisung fuhren wir nach Imerovigli, einer kleinen Stadt im Inneren der Insel. Es war kein Problem, den Kies-Parkplatz zu finden, doch wo war unser Hotel? Auf der dem Parkplatz gegenüberliegende Wand waren ein Dutzend Hotelnamen zu lesen, einschließlich des unseren, doch gab es keinerlei Pfeile oder Information, wie wir es finden könnten. Ein schmaler Weg führte von dem Parkplatz in zwei verschiedene Richtungen, und wir nahmen an, dass unser Hotel am Ende der Halbinsel lag, also schulterten wir unser Gepäck und gingen in diese Richtung.
Schon bald musste ich feststellen, dass meine hohen Absätze und die tausende von Stufen auf der Insel nicht zusammenpassten. Ich hielt an, um ein paar flache Sandalen aus meiner Tasche zu holen. Für den Rest unserer Ferien auf Santorini trug ich ausschließlich Sandalen (oder Sneakers), trotz meiner lange gehegten Phantasievorstellung, in Griechenland nur lange, fließende griechische Gewänder und Pumps zu tragen.
Es war heiß und staubig, und der lange Flug von Los Angeles hatte uns ermüdet – mit Aufenthalten in London und Athen, um das Flugzeug zu wechseln. Daher stellte das Stolpern mit schweren Koffern und Taschen auf unebenen Stufen und sandigen Wegen nicht den idealen Beginn unserer griechischen Ferien dar. Und außerdem waren wir uns immer noch nicht sicher, ob wir in die richtige Richtung gingen!
Schließlich sagte Steven: »Warte hier mit dem Gepäck, während ich versuche herauszufinden, ob wir am richtigen Ort sind.« Fünf Minuten später kehrte er mit einem lächelnden, dunkelhaarigen Mann zurück, der ohne Worte unser gesamtes Gepäck nahm und uns andeutete, ihm zu folgen. Als Antwort auf meinen fragenden Gesichtsausdruck erklärte Steven, dass er die Rezeption unseres Hotels gefunden hatte und dass man uns dort erwartete. Bei dem jungen Mann, der mit ihm zurückgekommen war, handelte es sich um den Hotelpagen, der – da war ich mir sicher – nicht nur diesen Job in dem Hotel innehatte. Dieser Gedanke kam mir, weil er mir wie ein vierradangetriebenes Vehikel erschien, das die Stufen scheinbar mühelos hinauf- und hinunterstieg, mit unserem gesamten Gepäck auf dem Rücken. Es fiel uns nicht leicht, mit ihm Schritt zu halten, während er uns durch ein Labyrinth von freiliegenden Treppen und schließlich zu unserem Hotel führte.
Unser Zimmer war direkt in den Fels der Klippe gebaut worden. Man sagte uns, dass dies bei allen Hotels an der Felsenküste der Fall war. Die Energie des Felsens war zutiefst lebendig. Während wir uns in unserem Zimmer einrichteten, fühlte es sich an, als sei eine dritte Person mit uns in dem Raum. Wir waren es, die das Zimmer im Felsen besuchten, und wir waren seine Gäste.
Da Wasser auf Santorini mit Lastwagen geliefert und gepumpt wird, unterscheiden sich die Badezimmer und Duschen sehr von denen in normalen Hotels. Grundsätzlich bestehen sie aus einem winzigen Raum mit Dusche und einem Abfluss. Wenn man duschen will, muss man zunächst das Wasser ungefähr zwanzig Minuten vorher durch Druck auf einen Knopf erhitzen, um das Sonnenheizsystem zu aktivieren. Dann zieht man einen Vorhang zurück, um den Rest des Badezimmers von der Dusche zu trennen, und dreht die Handdusche an.
Nachdem wir uns erfrischt und bequeme Sachen angezogen hatten, machten Steven und ich uns daran, die Umgebung zu erkunden. Wir merkten uns genau, wo unser Hotel lag, damit wir es auf dem Rückweg wiederfinden würden. Auf den ersten Blick sahen die Hotels und Villen auf der Insel alle sehr gleich aus.
Als erstes fiel uns auf, dass es auf Santorini jede Menge frei lebender kurzhaariger Katzen in allen Farben gab. Die Katzen sahen mager aus, so als lebten sie von den spärlichen Zuwendungen der Touristen. Sie waren recht zugänglich und hatten offensichtlich gelernt, dass das Reiben am Bein eines Touristen unweigerlich dazu führte, gestreichelt und gefüttert zu werden. Als wir an den Geschäften, die zu beiden Seiten die Straße säumten, vorbeigingen, fielen uns verschiedene zum Kauf angebotene Kalender mit dem Titel »Die Katzen von Santorini« auf, in denen süße Fotos von Katzen zu sehen waren, die neben weißen Villen und Häusern sitzen.
Der Zeitunterschied von mehreren Stunden, die frische Meeresluft und der Sonnenschein sowie die vorhergehenden Monate harter Arbeit hatten dazu geführt, dass Steven und ich ziemlich müde waren. Wir waren monatelang nonstop unterwegs gewesen und merkten plötzlich, wie uns das mit genommen hatte. Der erste Tag in Santorini bedeutete den Beginn eines entspannenden täglichen Musters von langen, geruhsamen Nachmittagsschläfchen.
Am ersten Tag wachte ich nachmittags von meinem zweistündigen Schlaf auf mit Visionen leuchtender Farben und Lichter vor meinem inneren Auge. Mir war bewusst, dass ich in meinem nachmittäglichen Traum von Engeln besucht worden war und dass sie mir Botschaften über die Heilkraft von Licht und Farben übermittelt hatten. Obwohl ich mich nicht erinnern konnte, was sie gesagt hatten, vertraute ich darauf, dass die Information sicher in meinem Unterbewusstsein gespeichert war.
An diesem Abend trafen wir uns mit drei Männern, die uns von unserem griechischen Verlag geschickt wurden: Janis Renieris, dem das Hotel gehörte, in dem wir abgestiegen waren; Polichronis (»Chronis«) Mada, ein im Ort ansässiger Arzt; und Andres Kannelopoulos, erst kürzlich von einem mehrjährigen Aufenthalt in Indien zurückgekehrt, wo er Schüler eines Avatars gewesen war (ein Avatar ist ein Mensch, der gelernt hat, Wunder zu vollbringen und zu manifestieren).
Während wir den regenbogenfarbenen Sonnenuntergang betrachteten, erzählte uns Janis die erstaunliche Geschichte der Heilung seines Sohnes: Am 9. Juni 2002 war der neunzehnjährige Manolis beim Tiefseetauchen, als sein Speer sich löste und in seinen Kopf drang. Selbst ein ehemaliger Seefahrer, hatte Janis sich immer beschützt gefühlt, wenn er den heiligen Nicholas um Hilfe bat. Daher fühlte er sich inspiriert, diesen Heiligen zu bitten, über seine Kinder zu wachen. Als Janis also den Telefonanruf bezüglich des Unfalls seines Sohnes bekam, betete er und fuhr sofort zum Krankenhaus. Die Ärzte sagten ihm, dass sein Sohn von Glück reden konnte, noch am Leben zu sein.
»Wie hast du es nur fertig gebracht, aus dem Wasser zu kommen?«, fragte Janis seinen Sohn.
»Ich bin zum Licht gegangen, Papa«, antwortete Manolis aus seinem Krankenhausbett, »und St. Nicholas war die ganze Zeit bei mir.«
Die Ärzte befürchteten, dass Manolis für den Rest seines Lebens blind und gelähmt bleiben würde, doch Janis weigerte sich, seinen Sohn als ein »gebrochenes« Wesen zu sehen. Er hielt in seinem Inneren die Vision eines geheilten und gesunden Manolis aufrecht, und innerhalb eines Jahres war sein Sohn total geheilt! Seine wundersame Heilung erneuerte den Glauben aller Mitbürger in seiner Stadt, einschließlich Manolis’ zuvor skeptischen Schulkameraden.
Chronis und Andres lächelten, als sie Janis’ Geschichte hörten, da sie tiefgläubige Männer waren. Chronis agierte als Santorinis Chefarzt, der vierundzwanzig Stunden abrufbereit war, um kranke Menschen in ihrem Haus oder bei der Arbeit zu behandeln.
Chronis sah eher aus wie ein männliches Fotomodell und nicht wie ein Arzt, mit seiner sehnigen Figur und seinem jugendlichen Gesicht. Er erinnerte mich an eine dunklere Version von Mark McGrath, dem Leadsinger der Band Sugar Ray. Er sprach dar über, wie er Spiritualität, natürliche Heilmethoden und herkömmliche Medizin miteinander verband.
»Die Engel sind nicht irgendwo in einem weit entfernten Himmel«, sagte er. »Sie sind hier auf der Erde, und ihre Aufgabe ist es, uns zu helfen, Ordnung in unsere Gedanken zu bringen. Heutzutage ist Karma etwas, das sofort eintritt, und unsere Gedanken manifestieren sich auf der Stelle. Was immer wir aussenden, kommt sofort zehnmal stärker zu uns zurück. Mit negativen Gedanken verhält es sich ebenso: Sie kommen umgehend auf uns zurück. Früher begegnete man seinem Karma im nächsten Leben. Heute geschieht es in diesem Leben.«
Chronis war ein Schulmediziner, doch irgendwann begann er zu spüren, dass Heilung mehr beinhaltete als das Verschreiben von Medikamenten und die Durchführung aller möglichen Tests. Er hatte bemerkt, dass seine kranken Patienten alle oberflächlich und flach atmeten, also studierte er Methoden, wie er den Menschen helfen konnte, als Weg zu einem gesunden Leben tiefer und voller zu atmen. Dies führte dazu, dass Chronis ein lizensierter Chiropraktiker wurde, damit er die Körper seiner Patienten dahingehend manövrieren konnte, sich zu öffnen und vermehrt Sauerstoff aufzunehmen.
Chronis stellte außerdem fest, dass Menschen, die viel Wasser tranken, am schnellsten gesund wurden, also begann er, seinen Patienten verstärkte Wasserzufuhr zu verschreiben. Dann studierte er die Chakras (Energiezentren im Körper, durch die die Kraft der Lebensenergie fließt) und wurde außerdem Reikimeister, was ihm einen Rahmen für die Energiearbeit mit seinen Patienten gab.
Darüber hinaus bemerkte er, dass Patienten, die sich mit Schuldgefühlen plagten, leichter krank wurden und länger krank blieben als jene mit einem reinen Gewissen. »Schuldgefühle bringen uns um, machen uns wütend und traurig«, erklärte Chronis. »Ich fordere meine Patienten auf, entweder ihre Schuldgefühle loszulassen oder das Verhalten einzustellen, das ihnen dieses Schuldgefühl überhaupt erst vermittelt.« Doch die größte Heilkraft, die Chronis bei seinen Studien entdeckte, war die Liebe. Wenn er seinen Patienten liebevolle Energie sandte und ihnen half, ihre eigenen Gedanken und Gefühle auf Liebe zu fokussieren, waren sie stets schnell geheilt.
Chronis benutzte bei seiner Heilarbeit eine Mischung aus esoterischen, holistischen und medizinisch erprobten Methoden. Als Resultat waren seine Dienste sehr gefragt, und unsere beiden Begegnungen mit ihm fanden in den wenigen Stunden zwischen seinen Patiententerminen statt.
Chronis’ Hausgenosse, Geschäftspartner und langjähriger Freund war Andres. Ihn umgab eine Aura stiller, heruntergespielter Weisheit. Andres war der Typ Mann, der nicht viel redete, doch wenn er es tat, war man von dem tiefen Sinn seiner Worte überwältigt.
Wie ich bereits erwähnt habe, war Andres erst kürzlich aus Indien zurückgekehrt, wo er zusammen mit anderen Devotees bei einem bekannten Avatar sieben Jahre lang gelebt und studiert hatte. Es ist berichtet worden, dass dieser Meister Objekte aus der Luft manifestiert hat, an zwei Orten gleichzeitig erschienen ist und seinen Körper zum Verschwinden gebracht hat – zusammen mit anderen Kunststücken (zu denen auch Wunderheilungen gehören). Während seiner Jahre mit dem Avatar lernte Andres viel über die Natur von Heilung.
»Der Meister hat mich gelehrt, dass bestimmte Farben bestimmte Krankheiten heilen«, sagte Andres. »Sie visualisieren diese Farben um die Person herum, die Sie heilen wollen –, oder in Ihrem eigenen Umfeld, wenn Sie selbst Heilung brauchen. Sie können die Farben auch anrufen, indem Sie darum bitten, dass sie den Körper des Betreffenden umgeben.«
Andres sagte uns, dass der Avatar ihn darüber hinaus Folgendes gelehrt hatte:
Ich erwähnte, dass diese Farben Engelsfarben seien. Violettes Licht wird mit Erzengel Michael assoziiert, zu dessen Aufgaben es gehört, Angst aus unserem Körper und unserer Seele zu entfernen. Weißes Licht ist die Essenz aller Engel. Blassblaues Licht wird mit Erzengel Raphael in Verbindung gebracht, der Harmonie, Glauben und Vertrauen in unser Leben bringt. Und goldenes Licht wird mit dem Heiligen Geist und der Christusenergie assoziiert.
Andres’ Worte bezüglich des goldenen Lichtes, das das dritte Auge öffnet, erinnerte mich an die ursprünglichen, nicht redigierten Seiten des Course in Miracles (Kurs in Wundern), die zu lesen ich das Privileg hatte. Der Begriff geistiges Sehen wurde im Originaltext großzügig angewandt, später jedoch durch die Bezeichnung Heiliger Geist ersetzt, als die Bücher für den Verkauf in Buchläden überarbeitet wurden. Was bedeutet, dass sogar der Course den Heiligen Geist (der das goldene Licht ist) mit spirituellem Sehen oder Hellsichtigkeit assoziierte.
»Es sollte uns nicht überraschen, dass die Visualisierung von Licht den Körper heilen kann«, meinte Andres. »Bedeutet Erleuchtung letzten Endes nicht, dass man ins Licht eingegangen ist?«
»Ich habe gelernt, dass Licht plus Liebe Heilung gleichkommt«, fügte Chronis hinzu.
»Licht plus Liebe ist gleich Heilung«, wiederholte ich mit einem Gefühl von Déjà-vu hinsichtlich der Engelvisitation während meines Nachmittagsschlafes. Chronis’ Bemerkung klang den Botschaften unheimlich ähnlich, die mir die Engel während meines Schlafes übermittelt hatten.
Unser Abend mit Chronis, Andres und Janis schloss mit Diskussionen über das Leben im allgemeinen, und Steven und ich schliefen in dieser Nacht ganz besonders gut.
Am nächsten Tag erwachten wir zu einem gloriosen Sonnenaufgang, der über der Caldera Bucht schimmerte. Wir beschlossen, zu einem in der Nachbarschaft gelegenen Laden zu gehen, wo es frisch gebackenes Brot, strauchgereifte Tomaten und Kalamata-Olivenpaste gab. Der morgendliche Spaziergang, wobei wir hunderte von Treppen, wie sie überall auf Santorini zu finden sind, auf- und abstiegen, brachte uns zum Schwitzen und machte uns hungrig.
Rita, die Besitzerin des Ladens, grüßte uns mit »Kalimera!«, was – wie wir schnell lernten – auf griechisch so viel heißt wie »Guten Morgen« – abgesehen von der Tatsache, dass die Menschen hier vom frühen Morgen bis zum Abend stets »Kalimera« sagten, also nahmen wir an, dass dieser Ausspruch sowohl »Guten Morgen« als auch »Guten Abend« bedeutete. Und später, wenn die Sonne untergegangen ist, sagt man »Kalispera«, oder »Guten Abend«. Außerdem lernte ich, dass »danke« auf griechisch »epharisto« heißt, was für meine Ohren sehr nach »a fairy store« (ein Feenladen – d. Übers.) klingt, also sagte ich genau das, und die Leute lächelten mich jedes Mal freundlich an.
Rita war auf eine heimelige Art schön. Ihr ergrauendes Haar hatte sie fein säuberlich zu einem Knoten gebunden, und ihre füllige Figur war von wallenden Kleidern umhüllt. Ihr Lächeln konnte Butter schmelzen, so warm und echt war es.
Steven und ich genossen es, Sandwiches aus ofenwarmem Brot, in Scheiben geschnittenen Tomaten und Olivenpaste zuzubereiten. Da sämtliche Zutaten mehr Geschmack aufwiesen, als wir je gekostet hatten, wurden wir auf unserer Reise nie müde, diese Sandwiches mit Genuss zu verspeisen. Zum Abendessen bestellte ich normalerweise gegrillte griechische Pilze, genannt Plevrotus. Den Austernpilzen ähnlich, werden sie mit Öl beträufelt und in Balsamicoessig, Öl und Gewürzen sautiert, bis sie gar sind. Egal, für welches Restaurant wir uns entschieden, die Pilze hatten stets den gleichen Geschmack und die gleiche Beschaffenheit, die an Steak erinnerte. Und mit all unserem Treppenauf- und absteigen haben wir trotz des Olivenöls nicht einmal zugenommen.
Tatsächlich lernten wir, dass die mediterrane Diät (Gemüse, Früchte, Fisch und Olivenöl) mit Langlebigkeit assoziiert wird. Eine im Jahre 1994 durchgeführte Studie, die im britischen Medizinjournal Lancet veröffentlicht wurde, kam zu dem Schluss, dass jene Personen mit Herzinfarkten, die zu einer mediterranen Essensweise übergegangen waren, ihre Herzprobleme um 73 Prozent reduziert hatten! Im Juni 2003 konnte man im The New England Journal of Medicine die Ergebnisse einer Studie mit mehr als 22 000 Versuchspersonen lesen, die zu einer mediterranen Diät übergegangen waren: Diejenigen, die sich an diese Ernährungsweise hielten, lebten am längsten. Die Autoren der Studie kamen zu dem Schluss: »Längere Anwendung der mediterranen Diät ist mit einer beachtlichen Reduzierung der Gesamtmortalität assoziiert.«
Viele Wissenschaftler glauben, dass die Alphalinolsäure in Oliven und Olivenöl für diesen Beitrag zur Gesundheit des Herzens verantwortlich ist. Alphalinolsäure hilft bei der Regulierung des Blutdrucks, der Herzschläge und der Blutgefäßerweiterung. Daher ist es kein Wunder, dass – obgleich so viele Griechen Zigarettenraucher zu sein scheinen – die Lebenserwartung für griechische Männer zu den höchsten in der Welt zählt: zwischen 72 und 74,5 Jahren.
Steven und ich beschlossen, unser mediterranes Frühstück »abzulaufen« und die Gegend nördlich unserer Villa zu Fuß zu erkunden. Als wir in den Hauptweg einbogen, gesellte sich ein riesiger Hund mit lockigem braunem Fell zu uns. Er ging an unserer Seite, als würde er uns schon jahrelang kennen. Aus irgendeinem Grund begann ich, ihn Molly zu nennen, und er reagierte auf den Namen. Wir gingen bis ans Ende des Weges, wo, umgeben von Bäumen, eine wunderschöne Kirche stand. Ein Priester in dunklem Gewand kam aus der Kirche heraus, und unser neuer Freund begann ihn wie verrückt anzubellen. Da Molly bis zu diesem Moment nicht einen einzigen Ton von sich gegeben hatte, beschlossen Steven und ich, seinem Zeichen zu folgen und wieder vom Berg herunterzugehen.
Santorini ist berühmt für seine zahllosen kleinen, weißen Adobe-Kirchen mit strahlendblauen emaillierten Kuppeldächern. Die Kirchen reflektieren das helle Sonnenlicht und bieten einen starken Kontrast zum Hintergrund des Meeres, das Sie überall auf der Insel sehen können. Obwohl nur 10 000 Menschen auf Santorini leben, gibt es dort 250 Kirchen des griechisch-orthodoxen Glaubens. Viele dieser Kirchen sind so klein, dass nur zehn oder noch weniger Personen auf einmal darin Platz haben. Und einige Kirchen sind auf beinahe unerreichbaren Klippen errichtet worden.
Was geht hier vor sich?, fragten wir uns. Dorfbewohner erklärten uns, dass Seeleute, deren Leben bei Unwetter auf See gerettet wurde, zu Ehren ihrer Schutzheiligen Kirchen gebaut haben, um sich bei ihnen zu bedanken. Sie glaubten, dass der Bau einer Kirche dem Heiligen, in dessen Name sie errichtet wurde, gefallen würde und dass dieser Heilige dann auch in Zukunft den Seemann und seine Familie beschützen würde.
Da in den griechischen Bergen Marmor in Hülle und Fülle abgebaut wurde, hatten die meisten Häuser auf Santorini marmorne Vorbauten und Flure. Selbst heruntergekommene Hütten wiesen exquisite Marmoreingänge auf. Da wir daran gewöhnt waren, nur in teuren Gebäuden Marmorböden zu sehen, waren Steven und ich begeistert über die großzügige Verwendung dieses edlen Materials beim Häuserbau überall auf der Insel.
Schon bald waren wir wieder bei unserem Hotel angekommen und verabschiedeten uns von Molly, dem Hund. Es war uns eine Freude, während unseres gesamten Aufenthaltes auf der Insel unseren neuen Freund täglich zu sehen (und zu füttern).
Wir kehrten zu unserer Villa zurück, als die Sonne gerade ihren höchsten Stand erreichte. Das Sonnenlicht in Griechenland schien anders zu sein als beispielsweise in Kalifornien. Es hatte einen herrlichen goldenen Schimmer, der alles in ein schmeichelndes, sanftes Glühen tauchte. Das Licht reflektierte auf den sonnengebräunten Körpern der Inselbewohner.
Das Sonnenlicht und der Spaziergang hatten Steven und mich sehr müde gemacht, und wir legten uns genüsslich zu einem Nachmittagsschläfchen hin. Ich schlief tief, war mir jedoch gleichzeitig eines erneuten Besuches der Engel bewusst. Dieses Mal erinnerte ich mich nach dem Aufwachen, dass sie mir von der Heilkraft des goldenen Sonnenlichts erzählt hatten. »Strecke deine Hände der Sonne entgegen und absorbiere ihr Licht«, sagten sie. »Dann leg deine Hände auf dein Herz, um die Energie deines Herzchakras zu wecken und zu verstärken.«
Als ich von meinem Nachmittagsschlummer aufwachte, ging ich nach draußen auf die Veranda und hielt meine Hände wie ein Kelch der Sonne entgegen. Ich visualisierte die goldenen Strahlen, wie sie in meine Hände strömten, und ich spürte, wie sie mit neuem Leben kribbelten. Dann legte ich meine sonnengewärmten Hände auf mein Herz und fühlte einen ekstatischen Energiestoß durch mich hindurchjagen, während mein Herz sich vor seliger Liebe weit öffnete.
An diesem Abend, kurz vor Sonnenuntergang, gingen Steven und ich zu einem kleinen Berg mit Namen Skaros, der über das Meer hinausragte. Skaros ist mit der Insel Santorini durch einen schmalen Weg über eine Halbinsel verbunden. Es schien der perfekte Ort zu sein, um den Sonnenuntergang zu betrachten. Als wir begannen, den Weg hinaufzugehen, passierten wir mehrere amerikanische Touristen, die uns entgegenkamen. Mit roten Gesichtern, schwitzend und schwer atmend warnten sie uns, dass der Weg nach Skaros eine Qual wäre. Steven und ich schauten uns an, und einen Augenblick lang überlegten wir uns eine Alternative zu dem Spaziergang. Doch schließlich hatten wir durch das tägliche Joggen von zwei Meilen eine Kondition erreicht, die es uns erlauben würde, einen anstrengenden Weg ohne Probleme zurückzulegen. Und der Berg war so hübsch anzusehen – mit wild blühenden Blumen, langem Gras und flachen Steinen gesprenkelt. Wir mussten diesen Treck einfach machen!
Als wir näher kamen, merkten wir, dass der Berg in Wahrheit kein Erdhügel war – vielmehr handelte es sich dabei um ein altes Fort auf einem Hügel, überwachsen mit Moos und mit Erde bedeckt! Steven kletterte näher an das Gebäude heran. Als doppelter Steinbock konnte er mühelos und auf sicheren Füßen über die Steinhaufen klettern, die zum Eingang des Schlosses führten, während ich ihm von meinem bequemen Sitz auf einem glatten, flachen Felsen aus zusah.
Ich lehnte mich zurück, und der Felsen strahlte die im Laufe des Tages gespeicherte Sonnenwärme aus, ein wunderbares Gefühl im Kontrast zu der kühlen Abendluft. Als die Sonne so weit gesunken war, dass sie den Horizont über dem Meer zu berühren schien, gesellte sich Steven wieder zu mir. Die orangefarbenen, rosa und gelben Strahlen der Abendsonne erleuchteten das Fort und die umgebende Hügellandschaft mit einem sanftgoldenen Licht In diesem Augenblick konnte man sich leicht vorstellen, dass dieser magische Ort einst das antike Atlantis gewesen ist.
Die frühesten aufgezeichneten Hinweise auf Atlantis finden sich in zwei Dialogen Platos: in Critias, geschrieben im Jahre 370 v. Chr., und Timaeus, geschrieben 360 v. Chr. Plato hatte seine Information über Atlantis von Critias dem Jüngeren erhalten, dem Enkel eines griechischen Herrschers namens Solon, der von Atlantis hörte, als er 590 vor Christus Ägypten besuchte.
Plato schrieb in Timaeus:
»Auf dieser Insel Atlantis gab es also ein großes und herrliches Reich, das über die ganze Insel und mehrere andere herrschte und über Teile des Kontinents, und darüber hinaus hatten die Männer von Atlantis die Teile Libyens innerhalb der Säulen des Herkules bis hin nach Ägypten annektiert und Teile von Europa bis hin nach Tyrrhenien. Diese riesige Macht, zusammengefasst in einem Reich, war bestrebt, auf einen Schlag unser Land und das Deine an sich zu reißen und die ganze Region zwischen den beiden Meer engen; und dann, Solon, zeigte sich die strahlende Kraft Deines Reiches (Griechenlands – d. Übers.), in der Exzellenz seiner Tugenden und Stärke einzigartig auf der Welt. Sein Mut und seine militärischen Fähigkeiten waren hervorragend, und es war der Führer aller Hellenen. Und als der Rest des Landes sich von Athen lossagte und Dein Land gezwungen war, alleine zu kämpfen, und nachdem es extremste Gefahren überstanden hatte, schlug es triumphierend die Invasoren und rettete vor dem Los der Sklaverei jene, die noch nicht unterjocht waren, und befreite großherzig den Rest von uns, die wir zwischen den Säulen des Herkules leben.
Doch bald danach erzitterte das Land unter mächtigen Erdstößen und Überschwemmungen; und in einem einzigen Tag und einer einzigen Nacht des Unglücks versanken alle Deine kriegserprobten Männer wie ein Körper in die Erde, und die Insel von Atlantis verschwand auf die gleiche Weise in den Tiefen des Meeres. Und das ist der Grund, warum in jenen Teilen des Meeres die See unpassierbar und undurchdringlich ist, denn dort behindert eine Landmasse den Weg; und dies war durch das Verschwinden der Insel bedingt.«
Und in Critias schrieb Plato:
»Von den Kämpfern auf der einen Seite wurde behauptet, dass Athen der Führer gewesen sei und den Krieg gewonnen habe; die Kämpfer auf der anderen Seite wurden von den Königen von Atlantis kommandiert, das, wie gesagt wurde, eine Insel war, größer in der Ausdehnung als Libyen und Asien, und, als sie später durch ein Erdbeben im Meer versank, für Reisende, die von dieser Gegend zu irgendeinem anderen Teil des Meeres segeln wollten, zu einer unpassierbaren Barriere aus Landmassen wurde.«
Platos Hinweis auf Athen und Libyen platzierte Atlantis in die Region des Mittelmeeres oder Mittleren Ostens. Ich hatte deutliche Visionen einer Landmasse, die sich von Griechenland über die Türkei und Italien bis nach Ägypten und Nordafrika erstreckte. Könnte dies die Gegend sein, zu der heute Santorini, Kreta und die anderen griechischen Inseln gehören? Könnte dies, genau genommen, Atlantis sein?
Die Lage von Atlantis war zweifellos ein kontroverses Thema. Unter den Gelehrten und Schülern der spirituellen, die die Prämisse der Realität von Atlantis akzeptierten, war die Theorie über seine Lage umstritten zwischen jenen, die glaubten, es sei das heutige Santorini gewesen, und jenen, die es in Indonesien, Bimini (in den Bahamas), dem Bermuda-Dreieck, den Britischen Inseln und Mexiko vermuteten. Es gab Beweise, die sowohl die eine wie auch die andere Theorie unterstützten, falls man die Worte von Plato genauer untersuchte oder die Ausführungen moderner Mystiker wie Edgar Cayce, Ruth Montgomery und Solores Cannon.
Platos Beschreibung von Atlantis passte auf jeden Fall zu Santorini: »Eine Art von Stein war weiß, eine andere schwarz, und eine dritte rot«, womit er perfekt die Farben der Erde und die Klippen der Insel beschrieb. Darüber hinaus erwähnte Plato Atlantis als eine runde Insel mit heißen und kalten natürlichen Quellen, was ebenso bis aufs I-Tüpfelchen auf Santorini zutrifft. Einige Leute glauben, dass das Wort Atlantis auf den Atlantischen Ozean zurückzuführen ist, doch in Wahrheit hat der Name seinen Ursprung in der griechischen Mythologie. Poseidon gab die Insel seinem Sohn Atlas und benannte sie nach ihm. Dies ist eine weitere Verbindung, die Griechenland mit Atlantis hatte, dachte ich, als ich auf meinem sonnengewärmten Felsen saß.
Durch Rückführungen in frühere Leben und spontane Erinnerungen haben sich schon viele von uns an Atlantis als eine sehr fortschrittliche Gesellschaft erinnert – eine Gesellschaft, in der Transportmittel, Beleuchtung und Heilung auf der Macht fokussierter Gedanken basierten, die durch Kristalle verstärkt wurde. Atlantische Heiler arbeiteten mit den Energien und Zyklen der Natur – verbunden mit positiven Erwartungen und in Zusammenarbeit mit Engeln und anderen göttlichen Wesenheiten – und waren auf diese Weise in der Lage, wunderbare Resultate zu erzielen.
»Dies ist ein perfekter Zeitpunkt für eine Rückführung in vergangene Leben«, sagte ich zu Steven.
»Du hast Recht, so ist es!«, stimmte er mir zu. Als Psychotherapeut und Metaphysiker hat Steven viel Erfahrung mit der Rückführung von Personen in ihre früheren Lebenszeiten. Seit wir auf Santorini gelandet waren, hatte ich das starke Bedürfnis, meine eigene atlantische Inkarnation näher anzuschauen. Ich wusste, dass eine Rückführung meinen bewussten Verstand umgehen und uralte Erinnerungen ausgraben würde.
Während Steven mich in einen hypnotischen Zustand versetzte, hielt ich die Intention aufrecht, zur Erlangung von Informationen über physische Heilung nach Atlantis zurückzukehren. Intentionen, die wir zu Beginn eines hypnotischen Prozesses bewusst festhalten, sind einer Landkarte vergleichbar, die dem Unterbewusstsein hilft, aus den Millionen von Erinnerungen, die es gespeichert hat, die richtigen auszuwählen. Aufgrund meines tiefen Vertrauens in Steven glitt ich mühelos in einen Zustand tiefer Entspannung.
Ich sah mein langes, braunes Haar und meine dünnen jungen Arme und Hände. Ich war eine von mehreren weiblichen Helfern im Heilungstempel. Wir alle wussten mit absoluter Sicherheit, dass Glaube und Vertrauen der Schlüssel zu jeglicher Heilung war.
Wir Frauen sangen Gebetslieder, um zu verhindern, dass wir demoralisiert oder abgelenkt würden. Und ich begann, in einer fremden Sprache und in einer süßen, melodischen Stimme zu singen, die nicht meine eigene war.
Zwei männliche Hohepriester hatten die Neigung, uns weibliche Helfer zu entmutigen und von unseren Heilungsbemühungen abzulenken. Die Männer waren laut und hatten eine raue Energie. Ihre grobe Verhaltensweise negierte die geweihte Atmosphäre des Heilungstempels. Doch unsere Lieder hielten uns zentriert und halfen den Patienten, ruhig und entspannt zu bleiben.
Im Zentrum des Heilungstempels befand sich eine durchsichtige, kristallene Pyramide, ungefähr einen Meter hoch, mit dem holographischen Image eines riesigen, allsehenden blauen Auges in seine Mitte projiziert. Das Auge und die Pyramide zogen das Sonnenlicht an, das durch ein rundes Loch in der Decke über der Pyramide in den Tempel strömte, und verstärkten es.
Wir Frauen schütteten Olivenöl auf unsere Hände und hielten sie dann ins Licht der Sonne, um unsere Handchakras auf diese effektive Weise zu reinigen. Brot, Wasser, Oliven, Äpfel und andere Früchte lagen auf einem Altar in der Nähe der Pyramide, wo sie das Sonnenlicht absorbieren konnten. Der Verzehr dieser Nahrungsmittel half den Patienten, Licht in sich aufzunehmen.
Steven fragte mich nach meinem Namen, und ich erwiderte ohne Zögern: Domya (obgleich ich mir unsicher bin bezüglich der genauen Schreibweise). Steven fragte, woher die Pyramide und das Auge kamen, und ich sagte sofort: »Von Hermes.« Wenn ich auch schon von Hermes gehört hatte, so wusste ich dennoch kaum etwas über ihn, bis ich später nachforschte und erfuhr, dass Hermes sowohl in enger Verbindung mit Griechenland als auch Atlantis steht. Einige Historiker sagen, dass Hermes identisch ist mit dem ägyptischen Gott Thoth, dem Erfinder des Schreibens und einer wichtigen Figur im Bereich der Alchemie.
Ich hatte in meinem Buch Archangels & Ascended Masters (deutsche Übersetzung in Vorb. Bei Allegria für 2006, Anm. d. Ü.) bereits über Thoth geschrieben, und ich nahm mir fest vor, nach meiner Rückkehr in Kalifornien genauere Nachforschungen hinsichtlich der Verbindung zwischen Hermes und Thoth anzustellen. Doch diese Gedanken kamen mir erst nach der Rückführung. Während der Session war ich Domya, und ich befand mich ganz bewusst in Atlantis, den Patienten im Heilungstempel beistehend.
Unsere Patienten stiegen auf ein Bett aus Quarzkristallen, das eine konkave, flache U-Form hatte. Sieben von uns weiblichen Helfern hielten nacheinander große Kristallspitzen über die Chakras des Patienten. Jede Arbeiterin war verantwortlich dafür, dem Patienten die Farbe zu senden, die mit dem betreffenden Chakra in Beziehung stand, also konzentrierten wir uns jeweils ganz auf diese eine Farbe. Wenn wir den Patienten ausreichend mit der Chakrafarbe durchtränkt hatten, begann die nächste Helferin mit der Arbeit an dem darüber liegenden Chakra. Wir fingen beim Wurzelchakra an und arbeiteten uns durch die einzelnen Chakras nach oben. Mir wurde oft die Arbeit am Herzchakra, Halschakra und dem dritten Auge zugeteilt. Am liebsten war mir das Herzchakra, da ich neben seiner Hauptfarbe Grün immer viel Rosa sehen konnte, das sich mit dem Grün vermischt hatte und darin herumwirbelte – vergleichbar einer wunderschönen Rose mit grünen Blättern.
Aus der Haupt-Kristallpyramide erklang ein summender, wirbelnder Ton, wie ein Generator, der Funken durch die kristallenen Spitzen sandte, die wir über die Chakras der Patienten hielten. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie die Funken in unsere Kristalle sprangen, doch war alles perfekt orchestriert.
Unsere Patienten verbrachten einen Großteil ihrer Zeit damit, in unserer Begleitung durch den Garten zu wandeln, auf langen Stühlen im Sonnenschein zu schlummern, frische Luft zu atmen und sich vor allem von den Sorgen und Schwierigkeiten der Welt zu lösen. Unser Heilungstempel war ein sicherer Hafen, der auch von den Militärs als ein Kokon der Götter und Göttinnen respektiert wurde. Auch die Lage des Tempels verstärkte seinen Charakter: Er befand sich am Fuße eines hohen Berges, der den Eindruck eines Wächters vermittelte, der die Gegend überschaute und uns beschützte. Der Berg hüllte den Tempel in nachmittägliche Schatten, so dass wir uns darauf vorbereiten konnten, die nahende Dunkelheit der Nacht anzunehmen.
Der größte Teil unserer Heilungsarbeit geschah während der Stunden des Tageslichts. Nur während der Zeit des Vollmondes stiegen wir alle gemeinsam in die Dunkelheit hinab. In Vollmondnächten formten wir weiblichen Arbeiterinnen einen Kreis und imitierten die runde Form des Mondes. Still dankten wir für den uns erwiesenen Segen, fingen gemeinsam mit unserem Kreis die Energie des Mondes ein und sagten einander anschließend liebevolle und hilfreiche Worte. Ich nehme an, man könnte dies eine Hilfsgruppe nennen. Jedenfalls lud es unsere energetischen Batterien auf, und ich stellte jedes Mal fest, dass die Tage nach dem Vollmond in Bezug auf die Versorgung der Patienten unsere besten Tage waren. Die Kristalle schienen lebendig und voll aufgeladen zu sein. Ich fragte mich oft, ob es vielleicht unsere eigenen neu aufgeladenen Batterien waren, die das meiste dieser besonders wirkungsvollen Arbeit leisteten.
Wir Arbeiterinnen schliefen in einem separaten Gebäude auf dem Hügel über dem Tempel. Wir alle teilten uns einen großen Raum, in dem es mehrere Betten und einen gemeinsamen Bereich zum Anziehen gab, wo wir unsere Kleidung aufhängten. Da wir alle die gleichen wallenden Futteralkleider trugen, war es uns egal, welches Kleidungsstück wem gehörte. Meistens arbeiteten wir auf eine kooperative Weise, und nur gelegentlich kam es zu schlechter Laune, die zu kurzfristigen Spannungen zwischen uns führte.
Die Männer waren unsere hauptsächliche Quelle der Irritation. Die beiden Priester trugen dunkle Gewänder, und es schien, als hätten sie zu viel Zeit übrig. Vielleicht aus Langeweile gaben die Männer irritierende Körpergeräusche von sich, ohne sich deswegen zu schämen oder sich schuldig zu fühlen! Sie redeten viel zu laut und stolzierten herum, als wären sie Wächter, denen wir unterstellt waren. Natürlich halfen sie uns, wann immer ein schwerer Patient auf das Kristallbett gehievt oder irgendwohin getragen werden musste. In solchen Momenten vergab ich den Männern ihr vorheriges irritierendes Verhalten.
Ich liebte es, mit den Patienten in den Gärten spazieren zu gehen und meldete mich oft freiwillig für diese Aufgabe. Ich hielt die Hände der Patienten, und wir saßen schweigend da, erfreuten uns am Singen der Vögel, an dem Duft der Blumen und den Sonnenstrahlen, die durch die Blätter der Bäume fielen.
Unsere Patienten wurden schnell gesund, wenn sie ein Motiv hatten, um gesund zu werden. Gelegentlich fiel ein Patient in dunkle Verzweiflung zurück, und es war nie eine Frage, dass die Patienten, die starben, diejenigen waren, die dem Leben abgeschworen hatten. Um es ohne Umschweife zu sagen: Sie waren müde und brauchten eine Entschuldigung dafür, heimgehen zu können. Doch ich wusste, was los war! Ich konnte immer sagen, wer dabei war, »den Geist aufzugeben«. Die graue Hautfarbe des Betreffenden spiegelte eine leblose Einstellung wider, die schnell in einem leblosen Körper resultierte. Ich glaubte immer, dass es das Recht des Patienten war, zu entscheiden, ob er leben wollte, daher versuchte ich nie, jemanden zum Leben zu überzeugen, der bereit war zu gehen.
Nur widerstrebend verließ ich Atlantis, als mich die kühle Nachtluft zum Frieren brachte und aus meinem hypnotischen Zustand herausholte. »Dein Gesicht hat sich verändert«, bemerkte Steven, als ich mich streckte und aufstand. Offensichtlich hatte ich während der Rückführung eine andere Form angenommen, da ich meine frühere Persona so voll integriert hatte.
Auf dem Weg zurück zu unserer Villa hatte ich das Gefühl, als würde ich schweben. Sobald wir unser Zimmer betreten hatten, begann ich, meine Erinnerungen aus dieser Rückführung aufzuschreiben. Da Steven mich während der Hypnose-Session interviewt und ich seine Fragen beantwortet hatte, half er mir bei Einzelheiten, an die ich mich nicht bewusst erinnerte.
An diesem Abend verfolgte mich Atlantis mit Erinnerungen an das Heilwissen jener Zeit. Es handelte sich um ein alltägliches Wissen, das den meisten Bewohnern von Atlantis – vor allem jenen von uns, die als Heiler arbeiteten – als normale Tatsachen bekannt war. Ich erinnerte mich, Folgendes zu wissen: