Ali Özgür Özdil

Tadjwid

Die Kunst der Koranrezitation


Jenen, die mit ihrer Seele blicken.


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Tadjwîd - Die Kunst der Koranrezitation

 

التجويد

 

Ali Özgür Özdil

Hamburg 2020

(2. überarbeitete Auflage)

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Vorwort

 

I. Einführung: Der Koran – das Wort Gottes

1. Allgemeine Angaben

2. Geschichte der Koranschreibung

 

II. Einleitung: Die Regeln der Koranrezitation

 

III. Die Arten der Pause

1. Obligatorische Pause

2. Zulässige Pausenarten

a) Die mögliche Pause

b) Die erlaubte bzw. zulässige Pause

c) Die empfohlene Pause

d) Kontroll-Pause

e) Verbotene Pause

f) Mäßige Pause

 

IV. Die verschiedenen Hamza Arten

1. Trennungshamza

2. Verbindungshamza

a) Fatha-Regel

b) Kasra-Regel

c) Damma-Regel

d) Die Regel für das Elidieren

 

V. Die Grade der Vibration (qalqala)

1. Geringster Grad

2. Mittlerer Grad

3. Höchster Grad

 

VI. Das Nûn und die Nunation

1. Umstellung (iqlâb)

2. Assimilation (idghâm)

3. Manifestation (izhâr)

4. Senkung der Stimme (ikhfâ’ haqîqî)

 

VII. Das verdoppelte Nûn und Mîm

VIII. Das vokallose Mîm

IX. Das vokallose Lâm

X. Die Arten der Dehnung

XI. Wenn zwei Konsonanten zusammentreffen

XII. Emphase und Weichheit

XIII. Zusammentreffen der Buchstaben

XIV. Schlusswort

XV. Quellen

Abkürzungsverzeichnis

م Zeichen für die obligatorische Pause: mîm

 

ﻗﻠﻲ Zeichen für die genügende Pause: qily

 

ﺝ Zeichen für die erlaubte Pause: djîm

 

ﺼﻠﻲ Zeichen für die empfohlene Pause: sily

 

⸫ Zeichen für die Kontroll-Pause: Drei Punkte

 

ﻻ Zeichen für die Verbotene Pause: lâ

 

ﺲ Zeichen für die mäßige Pause: sîn (steht ein sîn über einem Wort mit sâd, dann wird das sâd im Wort wie sîn ausgesprochen).

 

⁓ Zeichen für die Langziehung eines Vokals

 

﴾٩﴿ Symbol für das Ende eines Verses (Beispiel: Vers 9)

 

۞ Symbol für den Anfang eines der 30 Kapitel des Korans.

 

۩ Symbol für die Notwendigkeit eines Niederwurfs (sadjda) an der mit einer Linie gekennzeichneten Koranstelle.

Der Koran

Einfach sind des Koran Worte, doch zu ihren Tiefen hin

Führt durch der Erkenntnis Pforte anderer, geheimer Sinn.

Nun, auch dies ist nicht der letzte, der des Wissens Drang erfüllt;

noch ein dritter Sinn, ein vierter liegt darin nur Allah enthüllt.

Siebenfacher Sinn verborgen, ruht in Allahs hehrem Wort,

einer baut sich auf dem andren bis zur Endbedeutung fort.

Hafte nicht (stets) am äußeren Wesen: Adam ist Erdenkloß.

Nein, im Innern musst du lesen - Du entdeckst der Seele Schoß.

So, die äußere Erscheinung des Korans liegt auf der Hand,

aber seine wahre Meinung birgt sich menschlichem Verstand.

 

Von Maulana Djalal ad-Din Rumi (um 1250)

in der Übersetzung von Annemarie Schimmel.

 

„Die Wertvollsten unter euch sind diejenigen,

die den Koran lernen und ihn lehren.“

(Prophet Muhammad ﷺ)

 

Vorwort

Gelobt sei Allah, der Barmherzige, der Gnädige, unser Schöpfer und Erhalter. Erhaben ist Er über alles und ich suche Zuflucht bei Ihm für all meine Fehler. Gepriesen sei unser Prophet Muhammad ﷺ, der lebendige Koran, der uns Menschen als eine Barmherzigkeit gesandt wurde und gepriesen seien seine Familie und seine Gefährten, die gleich den Sternen im Universum sind.

 

Dieses Buch widme ich all jenen, die das Licht des Koran in ihren Herzen tragen und deren Frömmigkeit zunimmt, wenn sie seine Rezitation hören, und ich widme es jenen, deren Geist beflügelt wird, wenn sie sich in seine Lektüre vertiefen sowie jenen, die durch ihn zum Seelenfrieden gelangen.

I. Einführung: Der Koran – das Wort Gottes

1. Allgemeine Angaben

 

Der Koran (Lesung, das Vorgetragene) ist das Wort Gottes (Kalâm Allâh), dass Er seinem Propheten und Gesandten Muhammad ﷺ durch den Engel Gabriel geoffenbart hat. Zugleich ist der Koran das unerreichbare Wunder des Propheten Muhammad ﷺ. Seine Verse (Zeichen) sind in Hocharabisch und in Reimprosa. Sie wurden in den Jahren 609-632, d.h. in einem Zeitraum von 23 Jahren, in Mekka und Medina geoffenbart. Als der Prophet Muhammad ﷺ die ihm geoffenbarten Verse vortrug, hatte er sowohl Gefährten, die die Verse auswendig lernten, als auch Schreiber, die sie auf Pergament, Leder, Knochen, Palmblätter oder Steine schrieben.

 

Der Koran wird in 30 Kapitel (Djuz’) unterteilt und hat insgesamt 114 Suren, wobei die erste Sure al-Fâtiha („die Eröffnende“) nicht die erste Offenbarung darstellt. Die ersten Offenbarungen sind die Verse 1-5 der 96. Sure al-ʻAlaq („der Embryo“). Die Zusammenstellung der Suren 1-114 ist also nicht chronologisch, sondern in der Reihenfolge niedergeschrieben, wie sie der Prophet ﷺ immer im Fastenmonat Ramadan vorgetragen hat.

2. Geschichte der Koranschreibung

1. Die Zeit des Propheten (609-632)

 

Der Prophet Muhammad ﷺ selbst lernte die ihm geoffenbarten Verse gleich beim ersten Hören auswendig. Einige seiner Gefährten lernten die Verse, die er ihnen vortrug, ebenfalls auswendig. Da der erste Befehl, den der Prophet ﷺ von Gott erhielt „Trage vor!“ lautete, wurde der Koran anfangs mündlich vorgetragen (daher lautet seine Bedeutung auch „das Vorgetragene“). Das Auswendiglernen des Koran, galt als die sicherste Form der Aufbewahrung der göttlichen Botschaft. Der Prophet hatte aber auch verschiedene Schreiber, die die geoffenbarten Verse auf unterschiedliche Materialien wie Leder, Palmblätter, Pergament oder Tierknochen niederschrieben. Papyrus war damals sehr selten und teuer.

 

2. Die Zeit des ersten Kalifen Abû Bakr as-Siddîq r.a. (632-634)

 

Abû Bakr r.a. war der erste männliche Muslim, der nach Khadîdja, der Frau des Propheten ﷺ sowie dem späteren vierten Kalifen Ali r.a., der zu jener Zeit erst 10 Jahre alt war, den Islam angenommen hatte. Er war einer der engsten Gefährten des Propheten ﷺ und hat ihn bis zu seinem Tod 632 begleitet. In seinem Auftrag wurden erstmals die Teile des Koran vom Prophetengefährten Zaid ibn Thâbit r.a. gesammelt.

 

3. Die Zeit des 3. Kalifen Utmân ibn Affân r.a. (644-656)