Inhaltsverzeichnis
Alles im Kasten
Kartenverzeichnis
Unterwegs mit
Martin Pundt
1965 in Buxtehude geboren und hinterm Deich aufgewachsen, was früh die Sehnsucht nach der anderen Seite des Meeres weckte. Auf Schule und Studium folgten Stationen im Tourismus sowie zahlreiche Reisen in Kana­das Westen und Alaska. Mit 50 gründete er einen Westkanada-Reiseveranstalter und wollte Kun­den einen Kanada-Reise­führer mit­geben. Michael Müller mein­te: „Haben wir nicht - aber wir suchen gerade einen Autor .“ ...
Die Sommer verbringt Martin Pundt in Kanada, oft auf dem Rad - den Winter in Deutschland, wo er schreibt, Kanada-Reisen für seine Kunden organisiert und als Dozent an der Hochschule in Ravensburg unterrichtet.
Mehr über den Autor unter www.martinpundt.de
Als mich Darin Swanson von der Haida First Nation vor einigen Jahren zu einer Potlatch-Zeremonie einlud, wollte ich natürlich wissen, wann diese beginnt. Seine Antwort: „Na, wenn alle da sind!“
Noch habe ich mein deutsches Ver­ständ­nis von Zeit nicht ganz ablegen kön­nen. Aber wenn ich vorm Coffee Shop aufs Rad steige, um damit durch die Städte zu cruisen oder auf ehe­ma­li­gen Bahn­trassen durch Berge und an Küs­ten entlang zu streifen, fällt das Um­schalten leicht.
Mal zieht es mich ins quirlige Van­couver, mal auf die urtümlichen Haida-Gwaii-Inseln. Der Norden am Yukon und an der arktischen Küste reizt mich auch beim vierten Mal genauso wie der High­way 3 im Süden. Beim Insel­hüp­fen mit den Fähren fällt jede Unru­he von mir ab, und später lasse ich den Tag bei Pazifik-Lachs und Wein aus dem Oka­nagan ausklingen.
Zum Kanada-Gefühl gehören für mich ne­ben der atemberaubenden Natur die Men­schen: Bei meiner letzten Reise ergab sich ein Gespräch über die Kraft des Reisens und den Austausch der Kul­tu­ren.
Dass die Schlange hinter mir länger wur­de, störte dabei weder mich noch die Schlange noch ihn - den Be­am­ten der Ein­rei­se­behörde am Airport ... Mei­ne an­schlie­ßende SMS nach Hause konn­te nicht wahrer sein: „Bin gut an­ge­kom­men“.
Orientiert in Westkanada
Der Landesteil im Profil
Westkanada ist ...
Im Westen der Pazifik und die Metropole Vancouver, im Osten die Rocky Mountains und Albertas Prärie, an der Grenze zu den USA Weinbau im Okanagan Valley und hoch im Norden Wildnis und das arktische Meer - kurz: ein Paradies für Individualreisende und alle Freunde der Wildnis.
♦ 3,4 Mio. km2 Fläche (Deutschland 357.000 km2)
♦ Einwohner: 8,8 Mio. (Deutschland 83 Mio.), etwa 70 % davon in den drei Ballungsräumen Vancouver, Calgary und Edmonton
♦ Ost-West Ausdehnung: 1.494 km
♦ Nord-Süd-Ausdehnung: 2.478 km
♦ Zeitzonen: 3
... vielfältig
Die faszinierende Tier- und Pflanzen­welt, beeindruckende Landschaften und lebendige Metropolen machen West­k­anada zu einem echten Traum­ziel. Mindestens zwei, besser drei Wo­chen sollte man sich schon nehmen, um sowohl die Natur als auch eine der großen Städte ausgiebig zu entdecken und zu erleben
... ein Ziel für Individualisten
Die Entfernungen sind groß, aber Stra­ßen und Unterkünfte sind gut und auf Individualreisende ausgelegt: Viele eu­ro­päische Urlauber entdecken West­ka­na­da per Mietwagen oder Wohnmobil. Hotels und Motels, Campingplätze und Supermärkte sowie Restaurants fin­den sich überall entlang der High­ways. Die gro­ßen Städte verfügen über öffent­liche Verkehrsmittel und aus­gedehnte Rad­wegnetze - vor allem Vancouver und Victoria lassen sich ideal per Rad ent­decken
... ideal für aktive Naturliebhaber
Tausende von Wander- und Radwegen in den Bergen, die Inselwelten an der Küste und die Seen im Landesinneren ma­chen Westkanada zum Traumziel für Wanderer, Radfahrer, Kajakfahrer und Kanuten - planen Sie unterwegs aus­reichend Zeit ein, um das Land unmittelbar zu erleben.
... verschieden
Von Meereshöhe bis auf fast 6.000 Me­tern am Mount Logan finden sich zahl­reiche Vegetations- und Klimazonen. Die feuchten Regenwälder prägen die Küs­te, während das trockene Zentral­pla­teau nur wenig Niederschlag ab­be­kommt. Baumriesen am Pazifik, Wein­bau im Okanagan und im Norden die weite Tundra: Das Land ist über­raschend vielfältig.
... ein Sommerziel
Die beste Reisezeit ist zwi­schen Ende Mai und Anfang September. Das Wet­ter ist dann fast überall ähnlich dem in Mitteleuropa (also auch sehr warm im Som­mer!), und alle touris­ti­schen Ein­rich­tungen sind ge­öff­net. Am teuersten sind Reisen im Juli und August. Die Städtereiseziele Vancou­ver, Calgary und Ed­monton loh­nen sich ganzjährig.
... das "bessere Amerika"
Die Kauf­kraft ist höher, die Krimi­na­lität deut­lich niedriger, die Menschen sind freundlicher, und die Land­schaf­ten sind oft noch beeindruckender als beim süd­lichen Nachbarn USA.
... kosmopolitisch
Multikulti hat in einem Einwan­de­rungs­land Tradition. Das bunte Van­cou­ver gilt als eine der lebens­wer­tes­ten Städte der Welt: Spektakulär zwi­schen Pa­zifik und Küstengebirge ge­le­gen, trifft in Kanadas Schmelztiegel Kul­tur auf Kulinarik, Landschaft auf Life­style, Asien auf Europa. Calgary lockt mit Cow­boy-Historie, Edmonton mit Kul­tur und Shopping - alle drei Städ­te lohnen mehrtägige Aufenthalte, um Ge­schich­te und Gegenwart der west­ka­na­dischen Zentren zu ent­decken. Alle drei sind per Flug nonstop aus West­eu­ro­pa er­reich­bar und somit ide­ale Start­punkte für Kanadas Westen.
... stellenweise voll
Banff und Jasper in Alberta, Tofino und Whistler in British Columbia: Die faszinierenden Landschaften und Tier­wel­ten in den bekannten großen Natio­nal­parks ziehen jährlich Hun­dert­tau­sen­de an. Auf den Zufahrts­stra­ßen und in den Städten wird es dann voll, und oh­ne Reservierung geht nichts. Aber: Im­mer sind es nur wenige Schritte weg von den Men­schen, hinein in die un­be­rühr­te Natur, und das gilt in der Regel wortwörtlich.
... auch abseits der Top-Ziele sehenswert
Der Yukon und die Northwest Terri­to­ries bieten einsame Road Trips an die arktische Küste sowie spektakuläre Na­tur im Nahanni Nationalpark und den Tombstone Mountains. Noch wenig be­sucht sind die Haida-Gwaii-Inseln, der Great Bear Rainforest und der Cassiar High­way, alle in British Colum­bia - unmittelbare Be­geg­nun­gen von Mensch und Natur sind hier ga­ran­tiert. Im kaum besuchten Süd­osten Al­bertas bieten zahlreiche Pro­vinz­parks fossile Erd­ge­schichte und Fels­male­reien der Urein­wohner.
Gemeinsam & draußen
Westkanada mit der Familie
Kanadas Westen und Südost-Alaska sind ideale Ziele für Familien mit Schulkindern oder Jugendlichen. Je besser die Englischkenntnisse der Kinder sind, desto mehr werden sie am Urlaub aktiv teilhaben können. Längere Autofahrten wird der Nachwuchs aber ab und zu absolvieren müssen.
Kanada steht im Sicherheitsranking noch vor Deutschland. Sowohl Familien als auch allein reisende Frauen können sich sicher fühlen. Vor allem Autofahrer sind sehr viel rücksichtsvoller als zu Hause. Dennoch sollte man den gesunden Menschenverstand einschalten und Kinder nicht unbeobachtet lassen.
Nehmen wir die Kinder mit?
Das Land ist ideal, um Kinder und Ju­gend­liche für die Natur zu begeistern und in der Familie Einzigartiges zu er­leben: Gemeinsam das Abendessen erst angeln und dann über dem Lagerfeuer grillen - das schafft verbindende Er­leb­nisse. Lange Autofahrten und lange Wan­derungen jedoch können jüngere Kinder überfordern - das sollte bei der Planung berücksichtigt werden. Faust­regel: Sobald die Kinder passabel Eng­lisch sprechen, haben sie Spaß daran, die Umgebung zu entdecken, Hinweis­schilder und Speisekarten zu über­setzen und auch mit anderen Kindern ein Gespräch anzufangen.
Familienfreundliche Highlights
Mehrere Sehenswürdigkeiten im kana­di­schen Westen kombinieren ein histo­ri­sches Freilichtmuseum mit den At­trak­tionen eines Vergnügungsparks, z. B. der Heritage Park in Calgary oder Fort Edmonton Park - lohnend für je­d­es Familienmitglied. In größeren Städ­ten gibt es Hands-on Expe­riences - An­fas­sen ist ausdrücklich erlaubt, z. B. in Aqua­rien oder Wissen­schafts­mu­seen, so dass sich auch ein Re­gen­tag gut gestalten lässt. Unter­hal­tung brin­gen große Themenparks wie Galaxy­land (Ed­mon­ton), Calaway Park (Cal­gary) und Playland (Van­cou­ver) so­wie Hoch­seil­gär­ten, Ziplining-Parks und ähnliche Attraktionen ent­lang der Hauptrouten.
Unterkünfte
Viele Hotels und Motels bieten gegen geringen Aufpreis Zimmer mit zwei Queensize-Betten: Platz genug für vier - allerdings gibt es meist nur eine große Decke pro Bett ... Seltener finden sich Family Suites, bei denen sich zwei Schlaf­zimmer ein Bad teilen - diese muss man vorausbuchen. Resort Hotels in den wich­tig­s­ten Ur­laubs­ort­en sind zwar auf län­gere Aufent­halte einge­stellt; Ani­mation und Kinder­be­treu­ung sucht man den­noch ver­ge­bens ... Gut zu wissen: zum Teil dür­fen aus Haf­tungsgründen Kin­der un­ter 16 ohne El­tern nicht in den Hotel-Pool.
Volljährig oder nicht?
Jede Provinz regelt Auto­fah­ren, Alkoholgenuss o. Ä. un­ter­schiedlich. So dür­fen z. B. in British Columbia erst 19-Jäh­ri­ge Alkohol trinken und eine Bar be­treten. Bis dahin heißt es für die ganze Fa­mi­lie: Ab ins Family Restau­rant bei Saft und Was­ser ... Wer unter 21 ist, darf keinen Alkohol ins Land brin­gen und sollte - auch wenn man nach deut­schem Recht voll­jäh­rig ist - ei­ne eng­lisch­sprachige Erlaub­nis der El­tern mit­führen, wenn er ohne sie un­ter­wegs ist. Wenn nur ein El­tern­teil mit dem Nachwuchs reist, emp­fiehlt sich sogar eine notariell be­glau­bigte Erlaubnis des anderen Eltern­teils.
Mit Wohnmobil oder Auto
Wer auf vier Rädern unterwegs ist, bucht mit der Familie am besten ein, zwei Num­mern größer als unbe­dingt nötig: Es ist ein tolles Erlebnis, mit dem Wohn­mobil in die National­parks zu fahren, dort zu campen und abends am Lager­feuer zu sitzen - aber all zu oft wur­de es schon getrübt, weil der Stau­raum im Fahrzeug nicht für Gepäck und Le­bens­mittel ausreichte, oder weil es an Rückzugsmöglichkeiten fehlte. Eben­so hat es sich bewährt, die Auf­ga­ben­verteilung schon im Vor­feld abzu­stim­men - im Familien­ur­laub soll­ten auch mal andere ran beim Ko­chen und Ab­wa­schen. Für Regentage empfiehlt sich ein Spiele-Set oder ein Kartenspiel im Gepäck - die gehören nicht zur Stan­dardausstattung der Camp­mobile oder Hotelzimmer.
Kinderermäßigung?
Günstig ist Kanada nicht: Kinder ab 6 Jah­ren zahlen zwar bis zum 12., 14. oder 16. Lebens­jahr oft einen Kinder­preis - doch liegt der meist bei 60-80 % des Normal­preises. Auch Famili­en­ti­ckets kosten deutlich mehr als die Ein­tritte für zwei Vollzahler. Bei öffent­lichen Verkehrsmitteln sieht es kaum an­ders aus, und Kinderteller stehen meist nur in Family Restaurants auf der Karte - dann aber in sehr über­zeu­gender Weise und in großer Auswahl.
Familienfotos
Wer mit Kamera oder Smartphone Fo­tos von spielenden Kindern macht, soll­te vorsichtig sein - andere Eltern rea­gie­ren schnell empfindlich, wenn der ei­gene Nachwuchs beim Sandburgen­bau am Strand mit auf dem Bild ist. Da­her besser vorher fragen.
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Küsten, Seen und Flüsse
Am und auf dem Wasser
Wilde Küsten, liebliche Seen, tosende Wasserfälle und eisblaue Gletscher: Wasser prägt in jeder Form das Land. Egal ob mit dem Fährschiff oder Ausflugsboot, per Kanu, Kajak oder Surfbrett: Nur vom Wasser aus erlebt man die einmalige Natur in allen Facetten.
♦ 187.528 km Küstenlinie besitzt West­kanada.
♦ Der Great Bear Lake ist größte See, der Great Slave Lake der tiefste.
♦ Der 3.120 km lange Yukon war bis in die zweite Hälfte des 20. Jh. die wich­tigste und oft einzige Verkehrs­ader im Norden.
♦ Der Columbia River deckt mehr als 90 % des Energiebedarfs von ganz British Columbia.
An Bord
Die Gesellschaften BC Ferries und Alaska Marine Highway erschließen die Pazifikküste von Seattle bis hinauf zu den Alëuten - von kurzen Über­fahrten bis hin zu mehrtägigen Reisen. Inside Passage und Discovery Coast Passage in B.C. sowie die Wran­gell Narrows und die Fahrt nach Sitka in Alaska sind absolute Reise-Höhepunkte. Schon wer „nur“ mit der Fähre nach Vancouver Island übersetzt, bekommt einen blei­ben­den Eindruck. Zahlreich sind die Kreuz­fahrtanbieter - von kleinen Schif­fen für 100 Aktiv­ur­lauber bis hin zu den großen Pötten, die schon mal 4000 Gäste gleich­zeitig in Ketchikan oder Juneau an Land setzen.
Im (nicht mehr) ewigen Eis
Trotz Klimawandel: Der Icefields Park­way in Albertas Rocky Mountains ist nach wie vor mit Dutzenden von Glet­schern eine der eindrucksvollsten Berg­stra­ßen der Erde. Der Glacier Bay National Park bietet täglich das Spek­takel der Tidewater Glacier - Glet­scher, die direkt ins Meer kalben. Die Eis­massen des Kluane National Parks im Yukon Territory bilden das größ­te Eis­feld außerhalb der Polar­re­gio­nen. Die bis zu 60 km langen Gletscher las­sen sich am besten aus der Luft ent­de­cken. Bequem mit dem Auto erreichbar sind dagegen der Bear Glacier und der Sawyer Glacier an der Grenze von B.C. zu Alaska.
Mit Kajak und Kanu
Am Lake Louise und am Mo­raine Lake kann man auf dem Kanu dem An­drang am Ufer entgehen und die Berg­welt vom Wasser aus be­staunen. Die Pro­vinz­parks Wells Gray und Bow­ron Lake erlauben so­gar mehr­tä­gige Tou­ren. In den ge­schützten Buch­ten am Pazifik lassen sich Van­couver, Victoria, Tofino und andere Orte gut vom Was­ser aus erkunden. Die Brough­ton Strait und die Broken Group Islands sind ideale Re­viere für mehr­tä­gige Fahr­ten. Hoch im Norden ist ein Kanu-Trip auf dem Yukon für viele ein Höhe­punkt ihrer Reise; vom hal­ben Tag bis 14 Tage ist alles möglich. Egal ob Kanu (Seen und Flüsse) oder Kajak (Küs­te): Beide Boots­typen sind auch für An­fän­ger ge­eignet - die un­ver­gleich­li­chen Ein­drü­cke blei­ben län­ger als der Muskelkater ...
Im Regenwald
Das einzigartige Öko-System des ge­mä­ßigten Regenwaldes an der Küste braucht ganzjährig viel Nie­der­schlag. Zwar fällt der meis­te Regen im Winter­halb­jahr, doch kann es auch im Som­mer mehrere nasse Ta­ge am Stück ge­ben - Regenjacke und was­serfeste Schu­he gehören daher ge­nauso ins Gepäck wie Son­nen­schutz. Von Mai bis September sind die Morgen an der Küste oft neblig - recht zuver­lässig dringt am Nach­mittag die Sonne durch.
Petri Heil!
Angeln und Fischen sind Volkssport: Kaum ein Hafen, kaum ein Fluss ohne Angler. Es gibt zahl­reiche Vorschriften, welche Fische wann, wo, mit wel­chen Ködern und in welcher Zahl gefangen werden dür­fen. Die Infos dazu holt man sich mit der Angellizenz in jedem Sport­geschäft oder man geht gleich mit einem ein­hei­mischen Führer auf Tour.
Wasserfälle
Hohe Berge, reißende Flüsse, viel Nie­der­schlag - mehr brauchte die Natur nicht für gewaltige Wasserfälle. Einige sind nur schwer zugänglich, wie die 440 Me­ter ho­hen Della Falls auf Van­cou­ver Is­land oder die nur per Flugzeug erreich­ba­ren mäch­tigen Virginia Falls im Na­han­ni Na­tional Park. Helmcken Falls (Wells Gray Provincial Park), Atha­bas­ca Falls (Jas­per National Park), Ta­kak­kaw Falls (Yo­ho National Park) und Shan­non Falls (bei Squamish) loh­nen vor allem im Frühsommer jeden Um­weg. Die North­west Territories ver­binden ihre se­henswerten Katarakte sogar auf einer ei­genen Straße, der Water­falls Route.
Mit dem Wasserflugzeug
Moderne Seaplanes verbinden die Hä­fen von Vancouver und Victoria und bie­ten an allen wichtigen Orten auch Rundflüge an. Je weiter man nach Nor­den kommt, desto mehr dominie­ren ro­bus­te Oldtimer. Die oft über 50 Jahre al­ten, aber bestens gepflegten Maschi­nen versorgen auch entlegene Sied­lun­gen, Lod­ges und Camps. Fast alle neh­men auf diesen Arbeitsflügen zahlende Pas­sa­giere mit, die so die Wildnis au­then­tisch und auf einma­lige Art und Weise erleben.
Indigene Kulturen
First Nations, First Peoples
So abwechslungsreich wie das Land, so vielfältig sind auch die indigenen Völker: First Nations, Inuvialuit, Métis - nirgendwo sonst in Nordamerika lassen sich Geschichte und Kultur bes­ser entdecken dank einer Fülle von Museen, touristischen Pro­gram­men und Begegnungen in den einzigartigen Kultur­stätten.
Alleine in British Columbia leben heute 200.000 Nachfahren der Urein­wohner - in 198 Stämmen, die 30 Sprachen und 60 Dialekte sprechen.
Auch in den anderen Regionen bietet sich ein buntes und vielfältiges Bild: Jeder Stamm hat seine eigene Geschichte, seine eigenen Traditionen.
Warum „First Nations“?
Sie nennen sich „First Nations“, auch „Indigenous People“ oder „Aboriginals“ - die Eingeborenen, die Ureinwohner, aber niemals „Indians“. Diesen India­ner-Begriff sollte man unbedingt mei­den, wenn man über sie und mit ihnen spricht - jene, die seit mehr als 7000 Jahren dieses Land besiedelt und an den Küsten vielfältige Kulturen ge­schaf­fen haben. Sie bauten hochsee­taug­liche Kanus und gewaltige Lang­häu­ser, schufen einzigartigen Schmuck und Masken, betrieben Ackerbau und Fisch­fang sowie die Jagd auf Büffel, Robben und Karibus.
First Nations oder First Peoples (in Alas­ka) ist Ausdruck eines wie­der­erwach­ten Selbstbewusstseins: Wir waren zu­erst da und sind nicht nur ein Stamm, sondern erheben For­de­run­gen, über un­se­ren traditionellen Lebens­raum sou­verän bestimmen zu können - eben als Nation und nicht nur als Volksgruppe.
Inuit, Inuvialuit und Métis
Neben den First Nations und First Peoples spielen die Inuit der arktischen Küste eine wichtige Rolle: Die Inu­via­luit leben in der westlichen Arktis. Die Métis dagegen sind als Ethnie vor allem in Alberta heimisch. Sie sind Nach­fahren europäischer Pelzhändler - insbesondere aus Frankreich, England und Schottland - und Frauen indigener Abstammung.
200 dunkle Jahre
Ende des 18. Jh. begann der Siegeszug der Europäer, bis zum Ende des 20. Jh. war die Jahrtausende alte Le­bens­weise durch Krankheiten und Kriege, Um­sied­lung und Umerziehung fast aus­ge­löscht. Erst 1996 schloss Kana­das letzte „Residential School“ - Internate zur Um­erziehung der indigenen Kinder, um "das Indianer­prob­lem zu lö­sen", so die einstige staatliche Leitlinie. Erst seit den 90ern ha­ben die Regie­rungen in Ot­ta­wa und den Provinzen um­gesteuert: Die alten Sprachen und Tradi­tio­nen werden wie­der gelehrt, Kultur­schät­ze wur­den zurückgegeben und neue Museen gebaut so­wie mit staatlicher För­de­rung zahlreiche touristische Pro­gramme geschaffen. So ler­nen die Jungen wieder die Sprache der Ältesten und für viele von ihnen ist jetzt der Lachsfang interessanter als ein Computerspiel, eine Auf­gabe als Guide für Wanderer und Kanu­ten attraktiver als ein Schreib­tisch­job in der Stadt.
Erstes Kennenlernen
Die exzellenten Provinzmuseen Royal BC in Victoria und Royal Alberta in Ed­monton bringen Außenstehenden al­le wich­tigen Aspekte der indigenen Eth­nien nahe. Die größten kulturellen Schätze finden sich in Vancouvers Völker­kundemuseum MOA sowie im Sheldon Jackson Museum in Sitka. Eben­so lohnend ist ein Besuch in ei­nem der vielen, oft staatlich geför­derten Kulturzentren der First Na­tions - die besten finden sich in Alert Bay, Dawson City, Ketchi­kan, Skide­gate (Haida Gwaii) und Whistler.
Kulturen erleben
Mehr als 170 Angebote listet die Ver­ei­ni­gung indigener Tourismusan­bie­ter. Alle sind „export-ready“, wie es in der Touristikbranche heißt, also den Er­wartungen der zahlenden Besucher ent­sprechend: In früheren Jahren kam es schon mal vor, dass der Guide zu ei­ner Führung nicht erschien, weil das Wetter an dem Tag überraschend ideal zum Fischen war ... Das geschieht heu­te nur noch in Ausnahmefällen. Wer sich unvoreingenommen auf neue Er­fah­rungen und Sichtweisen einlässt, pro­fitiert immer davon. Fast alle Tou­ren und Programme gehen über übliche Aus­flüge hinaus und vermitteln tiefe Ein­blicke in die jahrtausendealten Kul­tu­ren und Traditionen. Gerade Tier­be­ob­ach­tungen gestalten sich mit einhei­mischen Führern oft viel intensiver.
First Nations als Gastgeber
Einmalige Erlebnisse bieten Wildnis-Lodges wie die Spirit Bear Lodge in Klem­tu oder die beiden Top-Unter­künf­te auf dem Haida-Gwaii-Archipel, das Haida House in Tllaal und das Ocean House in Stads K’uns GawGa. Güns­tiger, aber ähnlich komfortabel und authentisch übernachtet man im Kwa'lilas Hotel in Port Hardy. Die Ruhe­pole der indigenen Kultur finden sich mitten im Zentrum Vancouvers mit der Skwachàys Lodge, aber auch weit­ab des Straßennetzes im Yukon im Zwei-Zelte-Camp Shakat Tun der Familie Allen.
British Columbia und Alberta
Routen im Süden
Die kanadischen Provinzen Alberta und British Columbia bieten mehr Sehenswertes, als sich in einem einzigen Urlaub abdecken lässt. Für die hier beispielhaft zusammen­gestellten Routen ist jeweils etwa eine Woche zu veranschlagen. Sie lassen sich leicht zu einer mehrwöchigen Reise kombinieren.
Per Flugzeug aus Europa
Direkt angeflogen werden die Airports von Calgary, Edmonton, Seattle und Vancouver.
Städtetour Vancouver - Whistler - Victoria
Die drei Top-Städte im Westen lassen sich gut ohne Mietwagen entdecken: Drei Tage in der Pazifik-Metropole Van­cou­ver reichen für die Downtown, die North Shore und die Gegend süd­lich des False Creek. Mit dem Bus wei­ter zum Olympiaort Whistler mit sei­ner bestens erschlossenen Bergwelt. Per Was­ser­flug­zeug von dort nach Victo­ria auf Van­cou­ver Island, der Pro­vinz­haupt­stadt von British Colum­bia, zum Whale Watching, auf Craft-Beer-Tour oder ins großartige Royal BC Museum. Zu­rück dann per Fäh­re durch die Inselwelt der Gulf Islands.
Vancouver Island und die Sunshine Coast
Eine Insel mit allem, was Kanada aus­macht: Wilde Küsten und hohe Berge, Wale und Bären, Geschichte und Natur. Je zwei Tage in Victoria und im Out­door-Mekka Tofino braucht man für die Höhepunkte, der Reisetag da­zwi­schen bietet viel Abwechslung. Im In­sel­norden lassen sich Wale und Bären beobach­ten und in Port Hardy le­gen die Küstenfähren ab. Wer nicht so weit reisen will, nimmt in Comox die Fähre nach Powell River und reist in zwei Tagen entlang der Sunshine Coast zu­rück nach Vancouver.
Haida Gwaii
Unberührte Natur und alte Kultur der Hai­da First Nation: Der mystische Gwaii Haanas National Park, aber auch der Naikoon Park mit seinen Traum­strän­den und das Haida-Kulturzentrum lohnen den Besuch. Wer per Fähre oder Flug anreist, findet vor Ort Mietwagen und Camper.
Die Nord­routen
In zwei Tagen kann man von Van­cou­ver zu den Rocky Moun­tains durch­fahren - und dabei viel ver­pas­sen. Emp­fehlens­wer­ter sind die Stre­cken über Whist­ler oder den Fraser Canyon nach Kam­loops. Von dort aus ge­langt man über den Wells Gray Provincial Park nach Jasper oder über die Natio­nal­parks Mount Revel­stoke, Glacier und Yoho nach Banff - eine Menge ein­drucks­volle Natur für eine Woche.
Die Südroute
Die Weinbauregion Okan­agan und die aus der Zeit gefallenen Städte Nelson und Fernie sind Höhepunkte der Route durch den Süden British Columbias. Mit zahlreichen Seen, einzigartigen Museen und der Westernstadt Fort Steele eine abwechslungsreiche Alter­native zur Nordroute.
Die Rockies
Berge, Gletscher, Wasserfälle, türkis­blau­e Seen - Postkarten-Kanada ent­lang dem Icefield Parkway. Die Kehr­sei­te: Unterkünfte sind knapp und teuer; die Staus im Sommer legendär. Doch wer frühmorgens die schönsten Plätze genießt und tagsüber auf ein­sa­men Wegen wandert, kann auch heute noch eine wunderschöne Bergwelt er­leben. Die Nationalparks Jasper und Banff sind die Hauptziele, aber auch Abstecher in die Parks Yoho und Kootenay lohnen.
Albertas Süden
Die vielfältige Region rückte erst seit Kurzem in den Fokus: Der Waterton Lakes National Park ist bereits kein Geheimtipp mehr. In den Provinzparks Writing-on-Stone und Cypress Hills wird die Kultur der Ureinwohner lebendig. Der Dinosaur Provincial Park und Drumheller sind das Ziel für Fossilienfreunde aus der ganzen Welt.
Von Calgary nach Edmonton
Die beiden größten Städte Albertas kon­kurrieren im Kampf um die Gunst der Urlauber. Je zwei, drei Tage lassen sich abwechslungsreich mit Kultur, Natur und Geschichte gestalten. Auf dem Weg liegen das an Museen reiche Wetaskiwin und der Boomtown Trail im ländlichen Osten der Provinz.
Yellowhead Highway
Die historische Route verbindet Ed­mon­ton mit dem Pazifik. Das neue Royal Alberta Museum alleine lohnt schon den Besuch in der Hauptstadt Albertas, ebenso der Abstecher zum Elk Island National Park und dem ukrai­ni­schen Dorf. Der Jasper Natio­nal Park ist Höhepunkt auf der Fahrt nach Westen; Prince George und Prince Ru­pert sind ebenso einen Aufenthalt wert wie das Bella Coola Valley - die Dis­tan­zen zwischen ihnen sind aber groß.
Yukon, Südost-Alaska, NWT
Routen im Norden
Der spärlich besiedelte Norden Westkanadas und Südost-Alaska bieten Einmaliges: Wale und Wälder, Bären und Berge, Gletscher und Goldrausch - und alles in unverfälschter Form. Doch das gibt es nicht geschenkt. Die Distanzen sind lang, die Kosten hoch, die Reisezeit kurz.
Achtung, Zeitfenster!
Die Saison im kanadischen Norden dauert nur von Mitte Juni bis Anfang September. Buchungen sind also obligatorisch.
Dempster Highway
Der letzte große Road Trip Amerikas hat 2017 eine Fortsetzung an die ark­ti­sche Küs­te erhalten - über 800 km raue Schot­terpiste durch wilde, men­schen­lee­re Landschaft. Hier gilt: Der Weg selbst ist das Ziel. Dawson City, der Tomb­stone Territorial Park sowie jen­seits des Po­lar­kreises Inuvik und Tuk­to­yak­tuk loh­nen ein bis zwei Über­nach­tungen. Reser­ve­tage einplanen! Rei­fen­pannen und ex­tre­mes Wetter kön­nen den Rei­se­plan beeinträchtigen.
Yukon Gold
Dawson City und die Goldfelder des Klondike wurden durch Jack London und Robert Service literarisch un­sterb­lich gemacht und haben nichts von ihrer Anziehungskraft verloren: Die al­ten Gebäude in Dawson und die Gold­fel­der mit ihren Schürf­gerät­schaf­ten las­sen die Vergangenheit wie­der aufle­ben. Kombiniert mit dem oberhalb der Baum­grenze verlau­fen­den Top-of-the-Word-Highway und der Rückfahrt auf dem Alaska Highway entlang des Kluane Natio­nalparks ergibt sich eine einmalige Rundreise ab und bis White­horse.
Golden Circle
Die nur 600 km lange Rundreise bietet eine der wohl schönsten und ab­wechs­lungsreichsten Routen im Norden. White­horse, die lebendige Hauptstadt des Yukon, bietet Sehens­wertes für meh­rere Tage, wie z. B. das MacBride Mu­se­um und den Rad­dampfer „SS Klon­dike“. Haines Junction am Kluane National Park, Haines mit seiner ein­zig­artigen Lage sowie Skagway als Zen­trum des Klon­dike-Goldrausches reizen mit Glet­schern und Geschichte, Natur und Kul­tur. Ein Abstecher von Haines zum Gla­cier Bay National Park gehört ebenfalls auf den Reiseplan.
Inside Passage
Gut 50 Stunden benötigen die Blue Canoes der staatl­ichen Fähr­gesellschaft von Prince Rupert nach Skag­way. Unter­wegs sollte man in Ketchikan stoppen und die Geschichte der Tlingit First People kennenlernen so-wie die Fahrt durch die Wrangell Narrows genie­ßen: Am Ende dieser Pas­sage liegt Petersburg, das Zentrum der Fischerei in Alaska. In Juneau beein­dru­cken der Mendenhall Glet­scher und der Blick vom Mount Roberts, aber auch die Wale in der nahe gelegenen Icy Strait. Wer noch Abstecher nach Sitka oder in den Glacier Bay National Park plant, sollte für einige Strecken aufs Flugzeug um­stei­gen, sonst reicht eine Woche nicht für Alaskas Panhandle.
Alaska Highway
Durchgehend asphaltiert und in gu­tem Zustand: Fahrtechnisch ist der Alas­ka Highway mittlerweile für jede/n mach­bar. Doch die Relikte aus der Frühzeit dieser Verkehrsachse - teils in Museen, teils am Straßenrand vor sich hin rostend - laden ebenso zu zahlreichen Zwischenstopps ein wie die Tierwelt links und rechts des High­ways. Noch gibt es kleine Lodges und private Res­taurants, die an die Glanzzeit des High­ways erinnern. Wan­derwege und ur­tüm­liche heiße Quellen runden einen nach wie vor grandiosen Road Trip ab.
Höhepunkte der Northwest Territories
Yellowknife, die vielfältige Hauptstadt der NWT mit einem faszinierenden Parlament und einem großartigen Mu­seum, ist Ausgangspunkt für eine Reise durch die Taiga des Nordens. Die Waterfalls Route verbindet den gewal­ti­gen Great Bear Lake entlang wilder Flüsse mit dem Wood Buffalo National Park, der neben Bisons auch viel einzig­artige Landschaft zu bieten hat. Höhepunkt jeder Reise in die NWT dürf­te der spektakuläre Nahanni National Park sein, der mit seinem tiefen Canyon und den gewaltigen Virgi­nia Falls am besten per Flug von Fort Simpson aus erreichbar ist.
Was geplant werden muss?
Mietwagen oder Wohnmobile am bes­ten lang­fristig buchen!
Anreise am besten per Flugzeug von Frankfurt nonstop nach White­horse oder mit Um­steigen nach Yel­low­knife, Juneau und Inuvik (per Mietwagen aus dem Süden sind es zwei Tage reine Fahrzeit von Vancou­ver bis Dawson Creek oder von Ed­mon­ton nach Hay River).