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© 2021 Bernd Sternal

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Verlag Sternal Media, Gernrode

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Umschlagsgestaltung: Sternal Media

Vorderseite: Luftaufnahme der USAAF von Braunschweig vom 12. Mai 1945. Wikipedia14

Rückklappenfoto: Kinderspeisung, Bundesarchiv Bild 183-H1120-0601-007, Dreyer, Sommer 1946

Abbildungen: aus den Archiven Werner Hartmann und Bernd Sternal sowie siehe Bildlegende

1. Auflage Oktober 2021

ISBN: 978-3-7543-7745-1

Herstellung und Verlag:

Books on Demand GmbH, Norderstedt

Viele Millionen Menschen haben den Zweiten Weltkrieg hautnah miterlebt. Doch eine Dokumentation sowie eine exakte Aufklärung über die Ereignisse, insbesondere des Luftkriegs, war lange Zeit nur bedingt möglich. Die Nationalsozialisten hatten an Unterlagen vernichtet, was zu vernichten ging, die Menschen in Deutschland hatten zunächst Wichtigeres zu tun, als das Kriegsgeschehen zu dokumentieren und die umfangreichen Unterlagen der Alliierten, wie auch die der Sowjetunion, blieben für lange Zeit unter Verschluss.

Erst nach der Wiedervereinigung 1989/90 begannen die USA und Großbritannien langsam Einblick in ihre Militärarchive zu gewähren. Erst jetzt kann also ein realistisches Bild vom Zweiten Weltkrieg im Allgemeinen und vom Luftkrieg im Speziellen gezeichnet werden.

Um es vorweg zu sagen, eine vollständige Aufarbeitung wird es wohl nie geben. Noch immer gibt es zahlreiche alliierte Flugzeuge, deren Verbleib ungeklärt ist und auch die der Besatzungen. Bei den Bombenopfern verhielt es sich ähnlich, zahlreiche von ihnen konnten nicht identifiziert werden und zudem sind die vorhandenen Unterlagen des NS-Regimes mit Vorsicht zu genießen.

Nachdem die letzten Versuche einen Krieg zu verhindern zwischen den Briten und den Polen auf der einen Seite und den Deutschen auf der anderen Seite im Sommer 1939 gescheitert waren, begannen die Deutschen den Krieg mit einem Einmarsch in Polen.

Am 10. Mai 1940 weitete die deutsche Wehrmacht ihren Krieg aus, indem sie mit dem Westfeldzug begann. Zudem nahm am 10. Juli die Luftschlacht um England ihren Anfang. Die umfangreichen Bombardierungen in England und letztlich von London, brachten für Deutschland nicht den propagierten Erfolg. Zudem veranlassten diese Angriffe die Britische Royal Air Force Gegenangriffe in Deutschland zu fliegen. Ende 1940 wurden die deutschen Luftangriffe gegen England eingestellt.

Die Briten wollten danach mit allen Mitteln verhindern, dass erneut deutsche Luftangriffe auf England erfolgen. Zudem war nicht absehbar, dass es auf dem europäischen Festland eine Front gegen die Deutschen geben würde. Daher entschloss man sich den Krieg nach Deutschland zu tragen. Dieses Vorhaben wurde durch die Royal Air Force begonnen, indem man Luftangriffe gegen Deutschland flog. Ein Teil der Verantwortlichen aus Großbritannien, und später auch aus den USA, glaubte daran, so die Deutschen in die Knie zwingen zu können. Doch eigentlich stand hinter den Luftangriffen nur der Plan, Deutschland für eine Bodenoffensive zu schwächen.

Die neue Luftlagekarte Deutschland im Oktober 1944.
Quelle: Archiv Werner Hartmann, Halberstadt.

Luftlagekarte in Planquadraten von Mitteldeutschland.
Quelle: Archiv Werner Hartmann, Halberstadt.

Doch auch die Kapazitäten der Alliierten waren begrenzt. Daher wurden, strategisch bedingt, zunächst nur die Städte und Industriegebiete angegriffen, die kriegswichtig waren. So kam es, dass eines der bevorzugten Ziele auch die Stadt Braunschweig wurde. Braunschweig war reich an bedeutenden Rüstungsbetrieben, was die Stadt zu einem wichtigen Ziel der Alliierten werden ließ.

Das Jahr 1942 diente den Alliierten noch weitgehend zur Planung und Vorbereitung ihres Luftangriffsplanes. Ein großer Schritt für die RAF war die Verfügbarkeit neuer, schwerer Bomber wie der Short Stirling 1941 und der Avro Lancaster. Diese beiden Bomber konnten je 6,35 Tonnen Bomben tragen, also etwa dreimal so viel wie ihre Vorgängermodelle. Die RAF konzentrierte sich zunächst auf Nachtangriffe. Nach der Ankunft der 8. Air Force der US-Amerikaner in England übernahmen diese auch Tagangriffe.

Die Nachtangriffe waren in der Regel sehr unpräzise, weswegen vorrangig massenhaft Brandbomben abgeworfen wurden, die unkontrollierte Großfeuer auslösten. Um die gewünschten Rüstungsbetriebe sowie andere kriegswichtige Betriebe und Einrichtungen zielgenau treffen zu können, waren damals Tagangriffe zwingend erforderlich. Doch am Tage herrschten Kampfbedingungen, denn die deutschen Jäger und auch die Flak ließen die Bomber nicht ungestraft agieren. Dazu kamen ungünstige Wetterbedingungen sowie die selbstverursachten Nebenwirkungen wie Rauch und Staub. Daher konnte die angestrebte Präzision, der eigentliche Zielbereich umfasst einen Radius von 304 m, nur bei etwa 20 Prozent aller Bombenabwürfe erreicht werden. Selbst zum Kriegsende 1945 hin, als nur noch geringe Gegenwehr zu verzeichnen war, wurde nur eine Treffergenauigkeit von etwa 70 Prozent erreicht.

Braunschweig war ein Schwerpunktziel der alliierten Luftwaffe. Jedoch nicht alle Bomberverbände, die in den Braunschweiger Luftraum eindrangen, hatten auch die Absicht ihre todbringende Fracht über der Stadt abzuladen. Je größer die Reichweite der alliierten Bomberverbände reichte, desto öfter überflogen sie auch nur dieses Gebiet, um nach Magdeburg, Berlin oder in das mitteldeutsche Industriegebiet zu gelangen.

Willi Müller, Brandmeister der Braunschweiger Berufsfeuerwehr, zeichnete akribisch alle Luft- und Fliegeralarme zwischen 1939 und 1945 auf: Es waren insgesamt 2040. Die Aufzeichnungen von Müller werden heute im Braunschweiger Stadtarchiv aufbewahrt. Auch der Braunschweiger Berufsfeuerwehrmann Rudolf Prescher führte eine exakte Liste über die Luftkriegsereignisse während des Kriegs, die in der Braunschweiger Zeitung Spezial „Die Bomben-Nacht“ von 2004 abgedruckt wurde.

Demnach flogen die Engländer schon wenige Tage nach den ersten Luftangriffen der Deutschen Vergeltungsangriffe, wenn auch nur sporadisch.

Deutsches Flugblatt „Verdunkeln! Der Feind sieht Dein Licht!“
Quelle: Archiv Werner Hartmann, Halberstadt.

Anordnung -
Auf Grund des §2 des Luftschutzgesetzes vom 1. September 1939.
Quelle: Archiv Werner Hartmann, Halberstadt.

Bekanntmachung über das Verhalten der Bevölkerung bei plötzlichen
Luftangriffen vom 1. September 1939.
Quelle: Archiv Werner Hartmann, Halberstadt.

Der erste englische Luftangriff auf Braunschweig fand in der Nacht des 17.8.1940 statt. Es waren Einzelabwürfe von Bomben auf die Schrebergartenanlage Mastbruch, die jedoch 7 Menschen das Leben kosteten.

Es folgten ein zweiter englischer Angriff am 10.2.1941 um 21.30 Uhr sowie ein dritter am Folgetag. Es waren es nur Einzelabwürfe auf die Innenstadt, Petritor und Wilhelmitor, wobei 17 Menschen starben.

Im Jahr 1942 wurden von den Engländern insgesamt 3 Luftangriffe geflogen: am 7.1., 13.8. und 24.8. Es waren alles Einzelabwürfe auf Hagen, Petritor und Querum, die dennoch zusammen 100 Opfer forderten.

Im Sommer 1943 war Braunschweig, abgesehen von einigen Einzel- oder Notabwürfen, noch unversehrt. Jedoch war die Bevölkerung angespannt, denn man wusste um die Gefahr und man kannte die verheerenden Bombenangriffe auf andere Städte, insbesondere auch auf Hamburg am 24. Juli 1943.

Es war also abzusehen, dass es auch die Löwen-Stadt treffen würde. Zwar verheimlichten die deutschen Medien der Bevölkerung an eigenen Verlusten, was nur ging, dennoch verbreiteten sich die Hiobsbotschaften wie ein Lauffeuer. Für zusätzliche Angst in der Bevölkerung sorgte zudem die Ankündigung des britischen Premiers Winston Churchill: „Die planmäßige Vernichtung deutscher Wohnviertel sowie der Zivilbevölkerung.“

Im Spätsommer 1943 nahmen die Überflüge drastisch zu. Die Sirenen heulten immer öfter und ließen die Braunschweiger in Keller oder Bunker fliehen. Zu dem Sirenengeheul kamen die dumpf dröhnenden Motoren der Feindverbände, die Maschinengewehrgeräusche des Luftkampfes und letztlich das Dröhnen der unablässig feuernden Flak. Diese Geräuschkulisse nagte an den Nerven der Braunschweiger, auch wenn die direkten Bombeneinwirkungen noch ausblieben.

Original-US-Flugblatt 1943.
Quelle: Archiv Werner Hartmann, Halberstadt.

Britisches Flugblatt von 1943 an die deutsche Zivilbevölkerung, Seite 1.
Quelle.: Archiv Werner Hartmann, Halberstadt.

Britisches Flugblatt von 1943 an die deutsche Zivilbevölkerung, Seite 2.
Quelle.: Archiv Werner Hartmann, Halberstadt.