Wieso wacht Hermann Mussert in einem ihm vertrauten Zimmer in Lissabon auf, obwohl er doch in Amsterdam wohnt und sich dort am Abend zuvor zum Schlafen niedergelegt hat? Ein spontaner Entschluß zum Aufbrechen in eine andere Gegend kann es nicht gewesen sein, denn dieser Altphilologe, der nicht mehr unterrichtet, ist ein eher Lebensuntüchtiger, ein ganz seinen griechischen und lateinischen Autoren zugewandter Mensch; seine Schüler nannten ihn Sokrates. Träumt er nur, in Lissabon aufzuwachen? Oder ist sein Gang durch Lissabon eine Reise in die Erinnerung, also eine Reise in der Zeit? Denn immerhin ist dies der Ort einer richtigen Affäre mit einer Kollegin.

Cees Nooteboom verhindert durch seine meisterhaften erzählerischen Fähigkeiten, daß wir diese Fragen eindeutig beantworten können, und steigert so die Spannung. In einem zweiten Teil der Geschichte bricht Mussert – im Traum? in der Wirklichkeit? – mit sechs anderen Personen zu einer Schiffsreise nach Brasilien auf. Alle Reisenden erzählen von ihrem Leben. Die Geschichte, die Hermann Mussert als letzter erzählt, scheint alle Rätsel zu lösen: er gibt ihr den Titel Die folgende Geschichte.

»Cees Nooteboom hat auf wunderbare Weise eine Geschichte erzählt, deren eigentliche Hauptfigur die Poesie selbst ist. Sie kann kein Ende finden, weil sie mit jedem Ende, und also auch mit dem Tod, etwas anfangen kann. Oder um mit Heimito von Doderer zu sprechen: ›Die Zauberkraft der Sprache macht eben das Leben im Handumdrehen zu einem leichten Joch, das uns sanftgeschwungen aufliegt…‹« Rüdiger Safranski, Die Zeit

Cees Nooteboom, geboren 1933 in Den Haag, lebt in Amsterdam und auf Menorca. Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Die Originalausgabe erschien 1991 unter dem Titel Het volgende verhaal bei B. V. Uitgeverij De Arbeiderspers, Amsterdam 1991.

Umschlagillustration: Glaude Verlinde. Angoisse d’auteur (Ausschnitt), 1978. © VG Bild‐Kunst, Bonn 2005.

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Erstausgabe im Suhrkamp Hauptprogramm, 1991.

© Cees Nooteboom 1991

Copyright der deutschen Ausgabe in der Übersetzung von Helga van Beuningen: © Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1991

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Für Inhalte von Webseiten Dritter, auf die in diesem Werk verwiesen wird, ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich, wir übernehmen dafür keine Gewähr. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar.

Umschlaggestaltung: Göllner, Michels, Zegarzewski

eISBN 978-3-518-73509-1

www.suhrkamp.de

Cees Nooteboom

Die folgende Geschichte

Aus dem Niederländischen
von Helga van Beuningen

Suhrkamp

Inhalt

Die folgende Geschichte

I

II

Scham sträubt sich dagegen,

metaphysische Intentionen unmittelbar

auszudrücken;

wagte man es, so wäre man

dem jubelnden

Mißverständnis preisgegeben.

Th. W. Adorno, Noten zur Literatur II,

Zur Schlußszene des Faust

I

Meine eigene Person hat mich nie sonderlich interessiert, doch das hieß nicht, daß ich auf Wunsch einfach hätte aufhören können, über mich nachzudenken – leider nicht. Und an jenem Morgen hatte ich etwas zum Nachdenken, soviel ist sicher. Ein anderer würde es vielleicht als eine Sache von Leben und Tod bezeichnen, doch derlei große Worte kommen mir nicht über die Lippen, nicht einmal, wenn niemand zugegen ist, wie damals.

Ich war mit dem lächerlichen Gefühl wach geworden, ich sei vielleicht tot, doch ob ich nun wirklich tot war oder tot gewesen war, oder nichts von alledem, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht feststellen. Der Tod, so hatte ich gelernt, war nichts, und wenn man tot war, auch das hatte ich gelernt, dann hörte jegliches Nachdenken auf. Das also traf nicht zu, denn sie waren noch da, Überlegungen, Gedanken, Erinnerungen. Und ich war noch da, wenig später sollte sich sogar herausstellen, daß ich gehen konnte, sehen, essen (den süßen Geschmack dieser aus Muttermilch und Honig zubereiteten Teigklöße, die die Portugiesen zum Frühstück essen, hatte ich noch Stunden danach im Mund). Ich konnte sogar mit richtigem Geld bezahlen. Und dieser Umstand war für mich der überzeugendste. Man wacht in einem Zimmer auf, in dem man nicht eingeschlafen ist, die eigene Brieftasche liegt, wie sich das gehört, auf einem Stuhl neben dem Bett. Daß ich in Portugal war, wußte ich bereits, wenngleich ich am Abend zuvor wie üblich in Amsterdam zu Bett gegangen war, aber daß sich portugiesisches Geld in meiner Brieftasche befinden würde, das hätte ich nicht erwartet. Das Zimmer selbst hatte ich auf Anhieb erkannt. Hier hatte sich schließlich eine der bedeutsamsten Episoden meines Lebens abgespielt, sofern in meinem Leben von derlei überhaupt die Rede sein konnte.

Doch ich schweife ab. Aus meiner Zeit als Lehrer weiß ich, daß man alles mindestens zweimal erzählen muß und damit die Möglichkeit eröffnen, daß Ordnung sich einstellt, wo Chaos zu herrschen scheint. Ich kehre also zur ersten Stunde jenes Morgens zurück, dem Augenblick, in dem ich die Augen, die ich demnach noch besaß, aufschlug. »Wir werden spüren, wie es durch die Ritzen des Kausalgebäudes zieht«, hat jemand gesagt. Nun, an jenem Morgen zog es bei mir ganz gehörig, auch wenn mein Blick als erstes auf eine Decke mit mehreren äußerst stabilen, parallel zueinander verlaufenden Balken fiel, eine Konstruktion, die durch ihre funktionale Klarheit den Eindruck von Ruhe und Sicherheit erweckt, etwas, was jedes menschliche Wesen, und mag es noch so ausgeglichen sein, braucht, wenn es aus dem dunklen Reich des Schlafes zurückkehrt. Funktional waren diese Balken, weil sie mit ihrer Kraft das darüber liegende Stockwerk stützten, und klar war die Konstruktion wegen der völlig gleichbleibenden Abstände zwischen den Balken. Das hätte mich folglich beruhigen müssen, doch davon war keine Rede. Zum einen waren es nicht meine Balken, und zum anderen war von oben jenes für mich, in diesem Zimmer, so schmerzliche Geräusch menschlicher Lust zu hören. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder war es nicht mein Zimmer, oder es war nicht ich, und in diesem Fall waren es auch nicht meine Augen und Ohren, denn diese Balken waren nicht nur schmaler als die meines Schlafzimmers an der Keizersgracht, sondern dort wohnte auch niemand über mir, der mich mit seiner – oder ihrer – unsichtbaren Leidenschaft belästigen konnte. Ich blieb ganz still liegen, und sei es nur, um mich an den Gedanken zu gewöhnen, meine Augen seien möglicherweise nicht meine Augen, was natürlich eine umständliche Art und Weise ist, zu sagen, daß ich totenstill dalag, weil ich tödliche Angst hatte, ich sei jemand anders. Dies ist das erste Mal, daß ich es zu erzählen versuche, und es fällt mir nicht leicht. Ich wagte nicht, mich zu bewegen, denn wenn ich jemand anders war, dann wußte ich nicht, wie das vor sich gehen sollte. So ungefähr. Meine Augen, so nannte ich sie fürs erste weiter, sahen die Balken, die nicht meine Balken waren, und meine Ohren oder die jenes möglichen anderen hörten, wie das erotische Crescendo über mir mit der Sirene eines Krankenwagens draußen verschmolz, der auch nicht die richtigen Töne von sich gab.

Ich befühlte meine Augen und merkte, daß ich sie dabei schloß. Die eigenen Augen wirklich befühlen ist nicht möglich, man schiebt immer erst den Schutz davor, der dafür gedacht ist, nur: Dann kann man natürlich nicht die Hand sehen, die diese verschleierten Augen befühlt. Kugeln, das fühlte ich. Wenn man sich traut, kann man sogar vorsichtig hineinkneifen. Ich schäme mich, zugeben zu müssen, daß ich nach all den vielen Jahren, die ich auf der Welt bin, noch immer nicht weiß, woraus ein Auge eigentlich besteht. Hornhaut, Netzhaut sowie Iris und Linse, aus denen in jedem Kryptogramm eine Blume und eine Hülsenfrucht wird, die kannte ich, aber das eigentliche Zeug, diese zähe Masse aus erstarrtem Gelee, die hat mir immer Angst eingejagt. Ich wurde unweigerlich ausgelacht, wenn ich von Gelee sprach, und doch sagt der Herzog von Cornwall, als er in King Lear dem Grafen von Gloucester die Augen ausreißt: out! vile jelly!, und genau daran mußte ich denken, als ich in diese nichtssehenden Kugeln kniff, die meine Augen waren oder nicht waren.

Lange Zeit blieb ich so liegen und versuchte, mich an den vergangenen Abend zu erinnern. Es ist nichts Aufregendes an den Abenden eines Junggesellen, wie ich einer bin, sofern ich zumindest derjenige war, um den es hier ging. Manchmal sieht man das, einen Hund, der sich in den eigenen Schwanz zu beißen versucht. Dann entsteht eine Art hündischer Wirbelwind, der erst aufhört, wenn aus diesem Sturm der Hund als Hund hervortritt. Leere, das ist es, was man dann in diesen Hundeaugen sieht, und Leere war es, was ich in jenem fremden Bett empfand. Denn angenommen, daß ich nicht ich war und folglich jemand anders (niemand zu sein, dachte ich, würde zu weit gehen), dann würde ich bei den Erinnerungen jenes anderen doch denken müssen, daß es meine Erinnerungen seien, schließlich sagt jeder »meine« Erinnerungen, wenn er seine Erinnerungen meint.

Selbstbeherrschung habe ich leider immer besessen, sonst hätte ich vielleicht geschrien, und wer dieser andere auch war, er verfügte über dieselbe Eigenschaft und verhielt sich still. Kurz und gut, derjenige, der da lag, beschloß, sich nicht um seine oder meine Spekulationen zu kümmern, sondern sich an die Arbeit des Erinnerns zu machen, und da er, wer immer er auch war, ich zu sich selbst sagte in jenem Lissabonner Zimmer, das ich natürlich verdammt gut wiedererkannte, erinnerte ich mich an folgendes, den Abend eines Junggesellen in Amsterdam, der sich etwas zu essen macht, was in meinem Fall auf das Öffnen einer Dose weißer Bohnen hinausläuft. »Am liebsten würdest du sie auch noch kalt aus der Dose essen«, hat eine alte Freundin einmal gesagt, und da ist etwas dran. Der Geschmack ist unvergleichlich. Nun muß ich natürlich alles mögliche erklären, was ich tue und was ich bin, doch damit warten wir vielleicht noch etwas. Nur soviel – ich bin Altphilologe, ehemaliger Studienrat für alte Sprachen, oder, wie meine Schüler es ausdrückten, alter Studienrat für Sprachen. Dreißig oder so muß ich damals gewesen sein. Meine Wohnung ist voll von Büchern, die mir erlauben, zwischen ihnen zu leben. Das ist also die Kulisse, und der Hauptdarsteller gestern abend war: ein ziemlich kleiner Mann mit rötlichem Haar, das jetzt weiß zu werden droht, zumindest wenn es die Chance dazu noch bekommt. Ich benehme mich anscheinend wie ein englischer Stubengelehrter aus dem vorigen Jahrhundert, ich wohne in einem alten Chesterfield, auf dem ein uralter Perser liegt, damit man die hervorquellenden Eingeweide nicht zu sehen braucht, und lese unter einer hohen Stehlampe direkt vorm Fenster. Ich lese immer. Meine Nachbarn auf der gegenüberliegenden Seite der Gracht haben mal gesagt, sie seien immer froh, wenn ich wieder im Lande sei, weil sie mich als eine Art Leuchtturm betrachten. Die Frau hat mir sogar anvertraut, daß sie manchmal mit einem Fernglas zu mir hinüberschaut. »Wenn ich dann nach einer Stunde wieder schaue, sitzen Sie noch genauso da, manchmal denke ich, Sie sind tot.«

»Was Sie als Tod bezeichnen, ist in Wirklichkeit Konzentration, gnädige Frau«, sagte ich, denn ich bin ein Meister im abrupten Beenden unerwünschter Unterhaltungen. Doch sie wollte wissen, was ich so alles läse. Das sind wunderbare Momente, denn dieses Gespräch fand in unserer Eckkneipe De Klepel statt, und ich habe eine kräftige, manche sagen sogar aggressive Stimme. »Gestern abend, gnädige Frau, las ich die Charaktere von Theophrast und danach noch ein wenig in den Dionysiaka von Nonnos.« Für einen Augenblick wird es dann still in einer solchen Kneipe, und man läßt mich künftig in Frieden.

Doch jetzt geht es um ein anderes Gesternabend. Ich war, von fünf Genevern beflügelt, nach Hause geschwebt und hatte meine drei Dosen geöffnet: Campbel’s Mock Turtle, Heinz’ weiße Bohnen in Tomatensoße und Heinz’ Frankfurter. Das Gefühl beim Dosenöffnen, das leise »Tok«, wenn man den Öffner ins Blech drückt und schon etwas vom Inhalt riechen kann, und dann das Schneiden selbst entlang dem runden Rand und das unbeschreibliche Geräusch, das dazugehört – es ist eine der sinnlichsten Erfahrungen, die ich kenne, wenngleich das in meinem Fall natürlich nicht viel besagen will. Ich esse auf einem Küchenstuhl am Küchentisch, gegenüber der Reproduktion eines Bildes, das Prithinos im sechsten Jahrhundert vor Christus (der so anmaßend war, auch die Jahrhunderte vor sich in Beschlag zu nehmen) auf den Boden einer Schale gemalt hat, Peleus im Kampf mit Thetis. Ich habe stets eine Schwäche für die Nereide Thetis gehabt, nicht nur, weil sie die Mutter von Achilles war, sondern vor allem, weil sie als Kind der Götter den sterblichen Peleus nicht heiraten wollte. Recht hatte sie. Wenn man selbst unsterblich ist, muß der Gestank, der sterbliche Wesen umgibt, unerträglich sein. Sie versuchte alles mögliche, um diesem künftig Toten zu entrinnen, verwandelte sich nacheinander in Feuer, Wasser, einen Löwen und eine Schlange. Das ist der Unterschied zwischen Göttern und Menschen. Götter können sich selbst verwandeln, Menschen können nur verwandelt werden. Ich liebe meine Schale, die beiden Kämpfenden sehen sich nicht an, man sieht von beiden nur ein Auge, ein quergestelltes Loch, das nirgendwohin gerichtet zu sein scheint. Der wütende Löwe steht neben ihrer aberwitzig langen Hand, die Schlange windet sich um Peleus’ Knöchel, und gleichzeitig scheint alles stillzustehen, es ist ein totenstiller Kampf. Ich betrachte ihn die ganze Zeit, während ich esse, denn ich erlaube mir nicht, beim Essen zu lesen. Und ich genieße, auch wenn niemand das glaubt. Katzen essen auch jeden Tag das gleiche, ebenso die Löwen im Zoo, und ich habe noch nie eine Beschwerde von ihnen gehört. Piccalilli auf die Bohnen, Mostert auf die Frankfurter – apropos, das erinnert mich daran, daß ich Mussert1 heiße. Herman Mussert. Nicht schön, Mostert wäre mir lieber gewesen, aber das läßt sich nicht ändern. Und meine Stimme ist laut genug, jedes blöde Gelächter im Keim zu ersticken.

Nach meinem Mahl habe ich abgewaschen und mich dann mit einer Tasse Nescafé in den Sessel gesetzt. Lampe an, jetzt finden die Nachbarn ihren Heimathafen wieder. Erst habe ich ein wenig Tacitus gelesen, um den Genever kleinzukriegen. Das klappt immer, darauf kann man Gift nehmen. Eine Sprache wie polierter Marmor, das vertreibt die bösen Dünste. Danach habe ich etwas über Java gelesen, denn seit meiner Entlassung aus dem Schuldienst schreibe ich Reiseführer, eine schwachsinnige Tätigkeit, mit der ich mein Brot verdiene, aber längst nicht so stupide wie all diese sogenannten literarischen Reiseschriftsteller, die ihre kostbare Seele unbedingt über die Landschaften der ganzen Welt ergießen müssen, um brave Bürger in sprachloses Erstaunen zu versetzen. Als nächstes las ich das Handelsblad, in dem genau eine Sache stand, die sich auszuschneiden und mit ins Bett zu nehmen lohnte, und das war ein Foto. Der Rest war niederländische Politik, und man muß schon an Hirnerweichung leiden, um sich damit zu befassen. Dann noch einen Artikel über die Schuldenlast – die habe ich selbst – und über Korruption in der Dritten Welt, doch das hatte ich gerade viel besser bei Tacitus gelesen, bitte sehr: Buch II, Kapitel LXXXVI, über Primus Antonius (tempore Neronis falsi damnatus2). Heutzutage kann niemand mehr schreiben, ich auch nicht, aber ich will es auch nicht, wenngleich jeder vierte Niederländer einen Reiseführer von Dr. Strabo (Mussert fand der Verleger unmöglich) im Haus hat. »Nachdem wir den schönen Garten des Saihoji-Tempels verlassen haben, kehren wir zu unserem Ausgangspunkt zurück …« In dem Stil, und dann noch zum größten Teil abgeschrieben, wie alle Kochbücher und Reiseführer. Der Mensch muß leben, aber wenn ich nächstes Jahr meine Pension bekomme, ist Schluß damit, dann arbeite ich an meiner Ovid-Übersetzung weiter. »Und von Achill, einst so groß, bleibt nur eine karge Handvoll«, so weit war ich gestern abend gekommen. Metamorphosen, Buch XII, um genau zu sein, und dann wurden meine Augenlider schwer. Das Versmaß stimmte nicht, und nie, das war mir klar, nie würde ich die geschliffene Einfachheit von »et de tam magno restat Achille nescio quid parvum, quod non bene compleat urnam«