Klaus Behling

Achtung

Rentner!

Alltag, Geld, Gesundheit –
so gelingt der Ruhestand!

edition berolina

eISBN 978-3-95841-557-7

1. Auflage

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Geheimsache »Ruhestand«

Das Schönste am Ruhestand ist der Weg dorthin. Er ist mit Träumen gepflastert. Endlich wäre genug Zeit, um die alten Bekanntschaften zu pflegen, sich mit dem zu beschäftigen, was man schon immer gern wollte, mal an sich selbst zu denken und das Leben nicht nach den vielen alltäglichen Pflichten ausrichten zu müssen. All jene, die noch ein Stück dieses Weges vor sich haben, sprechen gern vom »wohlverdienten Ruhestand«. Die über alles und jedes salbadernden Politiker tun so, als sei es nun an der Zeit, mit der Rente so etwas wie eine »Prämie« für die »Lebensleistung« zu bekommen, und manch verheißungsvolle Werbung zeigt fröhliche braungebrannte Menschen mit silbernen Haaren, die allenfalls eine Kräuterpille gegen das Völlegefühl brauchen.

Die Erkenntnis, dass der »Ruhestand« kein ewiger Urlaub sein würde, ist meist schon der Gipfel des kritischen Blickes auf die Zukunft. Dennoch herrscht die Erwartung, es bleibe eigentlich alles so, wie es ist, nur mit viel Zeit und ausreichend Geld. Wer auf Letzteres keine fundierte Aussicht hat, tröstet sich damit, dass es schon irgendwie gehen wird, man hat ja schließlich im Leben schon ganz andere Dinge gemeistert.

Es fällt kaum auf, dass zwar unentwegt von allen, die noch nicht so weit sind, über das Alter und die Alten geredet wird, die Betroffenen meist jedoch eisern schweigen. Sie haben den auf Tag und Minute bestimmbaren Wechsel ihrer Lebensperspektive hinter sich.

Das wacklige Rentnerglück

Ob der Abschied von der Arbeitswelt ein Bruch oder der Einstieg in ein schöneres, selbstbestimmtes Leben wird, lässt sich vorab kaum klären. Lauthals verkündete Zustandsbeschreibungen Betroffener, wie »phantastisch« und »super« es ihnen nun plötzlich gehe, nähren die Vermutung, dass über keinen anderen Bereich des Lebens so viel gelogen wird wie über den Ruhestand. Ganz besonders Eifrige erklären ihn gern zum »Unruhestand«. Es scheint derweil ein Statussymbol für Rentner geworden zu sein, »Stress« zu haben.

Die euphorischen Berichte vom tollen Rentnerdasein müssen aber keine notorische Lüge sein. Viele Menschen fühlen sich wohl, haben befriedigende Aufgaben gefunden und empfinden die neuen Freiheiten als Bereicherung. Allerdings ist es auch ein wackliges Glück, denn es setzt voraus, dass alles genauso bleibt wie am Ende des Arbeitslebens. Das ist jedoch allenfalls für eine Weile der Fall. Ein probates Mittel, mit Veränderungen umzugehen, hat das Berufsleben tief eingeschliffen: Die meisten Menschen sind zu sich selbst nicht besonders ehrlich und glücklicherweise in der Lage, sich alles Mögliche »schönzugucken«. Wer seine Arbeit eher als Last empfand, hat in diesem Verhalten über Jahrzehnte seine Art der Problembewältigung eingeübt. War die Tätigkeit mehr Lust, mag auch niemand sonderlich gern zugeben, sich ausgerechnet im engen Korsett der tagtäglichen Pflichten wohlgefühlt zu haben. Doch es strukturierte nicht nur den Tagesablauf und gab die sozialen Kontakte vor, sondern garantierte auch Erfolgserlebnisse und den »Sinn des Lebens«.

Die eingeübten Verhaltensweisen beeinflussen auch Befragungen der Betroffenen. Dabei ist ohnehin Zurückhaltung geboten, denn schließlich hat jeder das Recht, sich so zu sehen, wie er es möchte. Eine große Rolle spielen Perspektivwechsel. Man kennt sie aus der Familie: Ist ein tyrannischer Vater oder eine bösartige Mutter erst einmal unter der Erde, mutiert er oder sie zum liebsten Menschen. Mit der Arbeit verhält es sich ähnlich: Klagten manche pauschal, »die Schufterei macht mich noch krank«, sieht es im Rückblick ganz anders aus. Kleine Verstimmungen, die aus der neuen Situation des Ruhestands erwachsen, werden nun plötzlich als dramatische Ereignisse empfunden.

Statistiken sind ebenfalls fragwürdig, denn sie belegen alles und nichts. Wer mit dem Kopf auf der Herdplatte und den Füßen im Kühlschrank liegt, genießt statistisch betrachtet eine angenehme Temperatur. Dass er sich tatsächlich dabei wohlfühlen würde, ist zu bezweifeln. Dessen ungeachtet zeigen große Tabellen, dass Ruheständler öfter zu Depressionen neigen, Alkoholismus und Beziehungskrisen zunehmen und sich die Gesundheit oft schlagartig verschlechtert. Erhebungen des Bundesverbands der Betriebskrankenkassen aus dem Jahr 2015 belegen, dass Rentner mit 16 Prozent mehr als Arbeitslose mit 13,5 Prozent und Berufstätige mit 8,7 Prozent unter Depressionen leiden. Männer scheinen dabei stärker betroffen als Frauen, denn deren Leben ist – den Umständen der immer noch männlich dominierten Gesellschaft geschuldet – fast vollständig auf Arbeit und Beruf ausgerichtet.

Demgegenüber stehen jedoch Befragungen nach Glück und Zufriedenheit. Sie belegen, dass es zwischen Älteren und Jüngeren kaum signifikante Unterschiede dabei gibt. Der Querschnitt verschiedener Erhebungen dazu lässt ein Verhältnis von etwa 70 Prozent Zufriedener zu 30 Prozent Unzufriedener erkennen. Ein wichtiger Unterschied zwischen den Generationen bleibt bei derartigen Betrachtungen jedoch auf der Strecke. Die Gruppe der resignierten jungen Leute unterliegt einem steten Wandel, weil sich deren Lebenslagen beständig verändern. Auf Verlust der Arbeit folgt eine neue Tätigkeit mit neuen – positiven oder negativen – Potentialen, Partnerschaften wechseln, und letztlich gilt das alte »Die Zeit heilt alle Wunden«-Sprichwort ohne Einschränkung. Dass Gram über und Hadern mit den Lebensverhältnissen bei Älteren tiefersitzen, haben amerikanische Wissenschaftler in Langzeitstudien entdeckt. Nach acht Jahren Ruhestand fühlten sich von den 30 Prozent Unglücklichen nur 5 Prozent besser, 25 Prozent jedoch noch schlechter. Dennoch gibt es dabei keine mechanisch wirkenden Hebel.

Altersforscher haben längst ein »Zufriedenheits­paradoxon« ausgemacht. Trotz nachlassender Gesundheit, Verlusten im sozialen Umfeld und finanziellen Einschränkungen wächst Unzufriedenheit nicht zwangsläufig mit dem Lebensalter. Ältere sind offenbar mit weniger zufrieden und messen sich an der als Lebenserfahrung gesammelten Demut vor dem Unausweichlichen und einer vom sozialen Status erzwungenen Bescheidenheit. Vor diesem Hintergrund stellt sich Glück als gelungene Balance zwischen Erwartungshaltung und Realität dar. Sie zu finden, ist ein schwieriger Prozess. Und natürlich fehlt auch der entsprechende Fachbegriff nicht, der in vielen Fragen zum Fühlen im Alter von jenen kommt, die davon – noch nicht – betroffen sind: »Erwartungsmanagement«.

Dahinter steckt eigentlich eine fatale Logik: Wer sich den Ruhestand nicht zu rosig ausmalt und bei seinem Eintritt nicht so tut, als sei alles wie früher, muss weniger Anfälligkeit befürchten. Damit drängt diese Betrachtung die gesellschaftliche Verantwortung für ihre Alten in den abgeschlossenen, persönlichen Bereich. Wer sich unwohl fühlt, ist eben nur ein schlechter Manager seiner Lebenssituation. Das wiederum eröffnet den Einstieg in die These: »Ruhestand kann krank machen.«

Tatsächlich bestätigen das medizinische Diagnosen, die die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) sammelt, um den wichtigsten »Krankmachern« auf die Spur zu kommen. Unter der Kennziffer F 43.2 verzeichnet sie »Anpassungsstörungen« und identifiziert als eine von deren Ursachen das Ruhestandsdasein. Es führe zu »depressiven Reaktionen« und »Störungen« im Sozialverhalten. Natürlich müssen sie nicht jeden treffen, aber sie belasten dennoch eine definierbare Gruppe, bei der es bis zur klinischen Auffälligkeit geht.

Hinweise auf Hintergründe lieferten bereits in den 1960er Jahren die amerikanischen Psychiater Thomas Holmes und Richard Rahe. Sie suchten nach großen und kleinen Einschnitten im Leben, vom Tod des Partners oder einer Scheidung bis hin zur Änderung der Ernährungsgewohnheiten und Folgen kleinerer Rechtsverstöße. Dann versahen sie das jeweilige Ereignis mit einem Punktewert, der die dadurch ausgelöste Stresswirkung illustrierte. Mit 45 Punkten gehörte danach der Eintritt in den Ruhestand zu den zehn wichtigsten Faktoren, die das Leben negativ beeinflussten. Er entsprach etwa dem einer unerwarteten Entlassung (47 Punkte) oder einer Verheiratung (50 Punkte) und lag über sexuellen Schwierigkeiten (39 Punkte) oder einer Veränderung der finanziellen Lage (38 Punkte). Holmes und Rahe gingen davon aus, dass sich die durch die Lebenseinschnitte verursachten Stressfaktoren addieren können, und sagten für Werte oberhalb von 150 Punkten für die Hälfte der Betroffenen innerhalb der kommenden zwei Jahre einen gesundheitlichen Zusammenbruch voraus. Ab 300 Punkten stieg diese Zahl auf 80 Prozent.

Man mag dem in Amerika oft zu beobachtenden Drang, alles in Zahlen fassen zu wollen, folgen oder auch nicht. Unstrittig bleibt, dass der Stellenwert der Arbeit in Deutschland im internationalen Vergleich sehr hoch liegt. Mit einer gewissen Verachtung wird auf jene Länder geblickt, in denen die Menschen arbeiten, um zu leben, und, im Gegensatz zu ihnen, das Arbeiten als Ideal des Lebens kultiviert. Praktisch drückt sich das in einer steigenden Zahl von Berufstätigen aus, die ihrerseits wiederum mehr Stunden arbeiten, als dies vor rund 25 Jahren der Fall war. Im ersten Quartal 2017 zählte das Statistische Bundesamt 43,7 Millionen Erwerbstätige mit insgesamt 15,3 Milliarden Arbeitsstunden. Jeder Erwerbstätige kam so auf durchschnittlich 350,7 Stunden in drei Monaten. Die wachsende Tendenz der geleisteten Arbeitszeit zeigt der Blick auf deren Entwicklung bei öffentlichen und privaten Dienstleistern. Wurden nur in diesem Bereich im Jahr 2000 noch 15,61 Milliarden Arbeitsstunden geleistet, waren es 2010 bereits 16,99 Milliarden Stunden.

Ein radikaler Umbruch steht bevor

All diese Zahlen illustrieren die zentrale Bedeutung der Erwerbstätigkeit und betreffen direkt den Ruhestand. Je intensiver die Arbeit zuvor die Menschen belastete und gleichzeitig befriedigte, umso größer ist die »Fallhöhe« auf null. Überdies hat die Lebensphase nach der aktiven Arbeit heute einige Besonderheiten, über die noch detailliert zu reden sein wird.

Die Eckpunkte: Der Ruhestand betrifft im Westen die voraussichtlich letzte Generation, ab Anfang der 1960er Jahre geboren, die noch auf eine nahezu ununterbrochene Berufslaufbahn zurückblickt. Bereits jetzt davon ausgeschlossen sind Frauen, die wegen der Kinder einen kürzeren Erwerbslebenslauf haben, dessen Lücken auch durch die anrechenbaren Erziehungszeiten nicht beseitigt werden. Im Osten streben jetzt jene in den Ruhestand, die von den Umbrüchen der Einheit, von oft langen Arbeitslosen- und Umschulungszeiten und selbst im günstigsten Fall von über längere Zeit erheblich schlechteren Verdienstmöglichkeiten betroffen waren.

Eine weitere bislang ungekannte Entwicklung besteht darin, dass es noch nie so viele kinderlose ältere Menschen gab wie bei denen, die nun in die Jahre kommen. Beim Absinken der Geburtenziffer – dem Durchschnittswert aller lebend geborenen Kinder pro Frau – um ungefähr ein Drittel waren Mitte der 1960er Jahre sehr ähnliche Entwicklungen in Ost und West festzustellen. Dann erhöhte sich die durchschnittliche Kinderzahl in der früheren DDR, brach aber nach der Einheit um rund die Hälfte ein. Das heißt, nach dem rapiden Anwachsen der Zahl kinderloser Alter mit dem Übergang in den Ruhestand der geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre wird es, um etwa zwanzig Jahre nach hinten versetzt, noch einmal eine besonders starke Belastung im Osten geben.

Der wichtigste und bislang am wenigsten mit neuen Überlegungen unterfütterte Punkt ist jedoch die sich wandelnde Haltung der Gesellschaft zum Ruhestand.

Vorläufer der heutigen Rentenversicherung war die 1889 von Reichskanzler Otto von Bismarck eingeführte Sozialversicherung unter dem im Sinne des Wortes zutreffenden Namen »Alters- und Invaliditätsversicherung«. Sie machte sich durch die industrielle Revolution nötig und ging davon aus, dass Lohnarbeiter so lange erwerbstätig sind, bis sie das wegen des Alters oder durch Invalidität nicht mehr können. Hohes Alter sah man als spezielle Form der Invalidität an. Das »Renteneintrittsalter« – das ohnehin nur von sehr wenigen erreicht wurde und in der Regel mit körperlicher Gebrechlichkeit einherging – lag demzufolge bei 70 Jahren.

Aus dieser Idee entwickelte sich die einer finanziellen Versorgung im Ruhestand. Sie war direkt an die Arbeit gebunden und basierte auf den Strukturen der seit der industriellen Revolution existierenden Arbeitswelt. Dazu gehörte, dass es für jeden Menschen mit jedem Bildungsgrad Erwerbsmöglichkeiten gab. Seit Beginn der massiven Globalisierung änderte sich das ökonomische Umfeld. In einem Industrieland wie Deutschland kann heute kaum jemand mehr seinen Lebensunterhalt mit dem Schneidern von Kleidung oder dem Schreinern von Möbeln sichern. Die Tendenz geht dahin, dass sich die Erwerbsmöglichkeiten bei »einfachen Arbeiten« beständig einschränken und sie in Bereiche höherer Bildung vordringen. Mit Reformen des verbleibenden Potentials, offenkundig im Entstehen eines wachsenden Dienstleistungsprekariats abgebildet, lässt sich das eine Weile beherrschen. In diesen Prozess greift jedoch mit massiver Intensität und atemberaubender Geschwindigkeit die Digitalisierung ein. Sie ist nichts anderes als eine grundlegende Veränderung der gesamten Arbeitswelt, allenfalls vergleichbar mit der Erfindung der Dampfmaschine oder des Beginns der Nutzung von Elektrizität. Erforderten diese Entwicklungen letztlich ein Heer von Lohnarbeitern, macht es die Digitalisierung zunehmend überflüssig. Das Stichwort dazu heißt: »Wissensgesellschaft«. Die körperlichen Belastungen verringern sich, die intellektuellen wachsen.

Die Länge der »richtigen« Arbeitszeit ist seit dem Beginn des industriellen Zeitalters umstritten. Das vorherrschende ökonomische Denken ging dabei von Anfang an davon aus, dass mehr Arbeit zu mehr gesellschaftlichem Reichtum führt. Demzufolge konzentrierte sich der Kampf um sozialen Fortschritt wesentlich auf die Verkürzung der Arbeitszeit. Das verlief sehr erfolgreich. Im 19. Jahrhundert wurden in Deutschland noch fast 4.000 Stunden im Jahr gearbeitet. Die Arbeitszeit sank von 3.920 Stunden im Jahr 1849 auf knapp 3.400 Stunden an der Schwelle des 20. Jahrhunderts. Dann dauerte es etwas mehr als weitere fünfzig Jahre, um die 2.500 Stunden zu unterschreiten. Noch im Jahr 1950 betrug die jährliche Arbeitszeit pro Person 2.640 Stunden, 1958 waren es dann 2.440 Stunden. Inzwischen werden hierzulande von Vollzeitbeschäftigten jährlich um die 1.650 Stunden gearbeitet.

Die soziale Errungenschaft einer »menschlicheren« Arbeitszeit veränderte in den Industriestaaten den Marktwert der Arbeit. Sie wurde kostbarer. Aber es entstand auch ein Verteilungsproblem. Wachstumskritiker fordern schon lange eine neue Balance zwischen Arbeiten und Leben. Andere vermuten in einer Abkehr vom rein ökonomistischen Denken den Schlüssel für mehr soziale Gerechtigkeit in der Gesellschaft.

All diese Überlegungen konzentrieren sich gegenwärtig noch auf die aktiv im Arbeitsprozess stehenden Frauen und Männer. Die Diskussionen akzeptieren weitgehend stillschweigend, dass es einen riesigen Bereich gesellschaftlich notwendiger Arbeit – zum Beispiel bei der Kindererziehung, der Pflege der Alten oder im ehrenamtlichen Engagement – gibt, der als nicht »geldwert« behandelt wird. Das werden sich die Gesellschaften zukünftig so nicht mehr leisten können.

Die anstehenden Umbrüche in der Arbeitswelt werden sich auch auf den Umgang mit dem Ruhestand auswirken. Keine Gesellschaft kann es sich erlauben, ihre Wissensträger so zu behandeln, als seien sie mit 65, 67, 70 oder 80 Jahren den Bismarckschen Arbeitsinvaliden gleichgestellt. Gleichzeitig ergibt sich aber das Problem einer zwanglosen, materiell abgesicherten Nutzung des angesammelten Wissens außerhalb der heute bekannten Strukturen der Arbeitswelt.

Und dann sind auch noch jene da – und es wird sie weiterhin geben –, die nicht mit dem Kopf, sondern mit den Händen ihr Geld verdienen. Ihr Anteil am Erarbeiten des gesellschaftlichen Reichtums sinkt. Dessen Verteilung läuft schon jetzt zu ihren Ungunsten. Ein riesiger Bereich für die Existenz der Gesellschaft notwendiger Arbeit, vor allem sichtbar in der tagtäglich erbrachten Leistung der Frauen, ist von der Erwerbstätigkeit abgekoppelt. Angesichts der sich wandelnden Arbeitswelt und der sich verändernden Formen des Familienlebens wird sich in wenigen Jahrzehnten die Frage nach einer neuen Verteilungsform des gesellschaftlichen Reichtums stellen. Das hätte dann direkte Wirkungen auf die Dauer und die materielle Absicherung der Lebensphase nach der Erwerbsarbeit.

Ein gesellschaftlicher Diskurs zu diesen Zukunftsproblemen steht noch aus. Die Spurensuche danach kann sich deshalb erst einmal nur auf eine Bestandsaufnahme konzentrieren. Für die in diesem Buch angeführten Zahlen- und Berechnungsbeispiele gilt der 31. Dezember 2017 als Redaktionsschluss.