Mechtild Borrmann · Mitten in der Stadt

Mit überhöhter Geschwindigkeit rast ein Geländewagen in das Schaufenster eines Juweliergeschäfts in der Klever Innenstadt. Was zunächst nach einem tragischen Unfall aussieht, entpuppt sich als raffinierter Raubüberfall. Auf der Flucht überfahren die Täter den herbeigeeilten Kellner einer Pizzeria. Hat Luca den Täter erkannt und kann er ihn identifizieren, wenn er aus dem Koma erwacht? Das Team um Hauptkommissar Vincent Grube ermittelt in alle Richtungen. LKA und BKA schalten sich ein, weil sie eine bundesweite Raubserie auf Juweliergeschäfte vermuten. Als der Hauptverdächtige ermordet aufgefunden wird, müssen die Ermittler von vorn anfangen. Bei ihren Recherchen, die losen Ende des Falles zu verknüpfen, stoßen sie auf eine Familientragödie, die auch die hartgesottenen Kriminalbeamten zutiefst erschüttert.

Mechtild Borrmann wurde 1960 geboren und lebt heute in Bielefeld. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie am Niederrhein. Sie arbeitete u. a. als Tanz- und Theaterpädagogin und ist Inhaberin eines Restaurants in der Bielefelder Altstadt. Im Jahr 2007 erschien ihr zweiter Krimi „Morgen ist der Tag nach gestern“.

Mechtild Borrmann

Mitten

in der Stadt

„Wenn man wüsste, was passieren wird, wenn man wüsste, was als Nächstes passieren wird (…), wäre man verloren. Man wäre so ruiniert wie Gott. Man wäre ein Stein. (…) Man würde nie jemanden lieben, nie wieder. Man würde es nicht wagen.

aus: „Der blinde Mörder“ von Margaret Atwood

Die Handlung ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist rein zufällig.

Prolog

Dünn sind die Tage. Dünn wie Eis auf einem Weiher, wenn die Sonne danach greift. Dann kann man sich nicht mehr hinauswagen, muss an der Uferböschung bleiben und die Füße ganz vorsichtig setzen. Kleine Schritte in die Stille stellen und warten, ob dieses verräterische Knacken zu hören ist.

Sie geht schon lange auf diese Art. Mit dieser tastenden Vorsicht. Sehnt sich nach einem langen, kalten Winter, der alles, was gewesen ist, unter einer Schneedecke begräbt und dem Weiher eine Eisfläche von tiefer Festigkeit gibt. Aber diese Winter gibt es in ihrem Leben nicht mehr. Winter, in denen ein Neuanfang wohnt.

Im Rückblick verschwimmen die Dinge, aber wenn sie auf den Weiher sieht, weiß sie, dass sie nie mitten auf der Eisfläche gestanden hat. Schon als Kind hatte sie diese Schwäche erkannt, diese Unvollkommenheit gespürt. Sie gehörte zu ihr wie ihre zierliche Gestalt, die blassblauen Augen und das feine Haar von unbestimmtem Braun. Nichts an ihr war je deutlich hervorgetreten, weder eine Äußerlichkeit noch eine Gabe. Als sie sechs war, ging der Vater, weil sie so war. Die Mutter ertränkte ihren Kummer quartalsweise im Alkohol, weil sie so war.

Gleichmut hatten es ihre Lehrer in der Oberstufe genannt. Das hatte ihr gefallen. Es hatte ihr gefallen, weil das Wort „Mut“ darin versteckt war. Sie selber hatte sich als eine Wartende gesehen. Ohne zu wissen worauf, hatte sie sich immer als eine betrachtet, die warten musste, deren Zeit noch kommen würde. Ihr Leben lag immer in der Zukunft, war immer mindestens einen Tag von ihr entfernt. Diese fast stoische Geduld schöpfte sie aus einer Art Schicksalsgläubigkeit. Manchmal hatte sie gefürchtet, sie könne den Augenblick verpassen. Den Augenblick verstreichen lassen, der sie berühren und verändern würde. Wie ein Erwachen hatte sie es sich vorgestellt.

Dabei hatte sie nie nach den Sternen gegriffen. Nicht mal in ihren Tagträumen hatte sie es gewagt, ihre Unscheinbarkeit außer Acht zu lassen.

Mit dreizehn verband sie ihr zukünftiges Glück mit einem Mann. Ein Mann, dem sie alles sein würde und der sie dafür lieben könnte. Sie malte sich ein kleines Haus mit Garten aus. Sonntage auf der Terrasse. Der gedeckte Kaffeetisch zwischen zwei Spalieren, an denen Kletterrosen rankten. Kletterrosen, die das Glück vor den Blicken der Nachbarn schützten.

1

Der 21.04.2005 war ein regnerisch kalter Frühlingstag. Ein Donnerstag. Das nasse Kopfsteinpflaster der Fußgängerzone glänzte am Abend unter den Straßenlaternen, feiner Regen tanzte in den Lichtkegeln. Die Stadt war wie ausgestorben. Die letzten Gäste der kleinen Pizzeria „Gambero“ hatten sich auf den Heimweg gemacht. Roberta füllte die Theke auf, spülte die letzten Gläser und wickelte noch schnell ein paar Bestecke für den nächsten Tag. Vittore saß mit dem Kassenstreifen, den Kellnerportmonees und dem Taschenrechner am Ecktisch und machte bei einem Glas Chianti den Tagesabschluss. An der Theke tranken Carmen, die Aushilfskellnerin, und Luca, Robertas Neffe, ihr Feierabendbier. Luca musste noch bis zum Herbst auf seinen Studienplatz in Mailand warten, und Vittore hatte ihm angeboten, in der Zwischenzeit bei ihm zu arbeiten.

Auf dem Buffet lief der Fernseher ohne Ton. Der neu gewählte Papst. Rom. Der Petersplatz. Mikrophone wurden vor Gesichter gehalten. Luca und Carmen sahen schweigend den stummen Bildern zu.

Vittore hatte am Wochenende vorgezogene Narzissen und Tulpen in Töpfen gekauft und den alten Leiterwagen vor der Eingangstür damit bepflanzt.

„Es ist April“, hatte er geschimpft, „und wenn der Frühling nicht kommt, dann hole ich ihn jetzt!“ Roberta hatte gelacht. „Ach, Vittore. In den Nachrichten sagen sie, dass es sogar noch Nachtfröste geben kann. Dann friert uns alles kaputt!“ Seither rollte er jeden Abend den schweren Wagen über Nacht vor den überdachten Eingang.

Als Roberta ihn daran erinnerte, blieb Vittore über seine Abrechnung gebeugt und knurrte: „Wenn es regnet, wird es ja wohl nicht frieren!“ Dann sah er auf. „Luca. Carmen. Könnt ihr ihn ein Stück näher an die Wand ziehen, sonst kommen die Lieferwagen morgen früh nicht vorbei.“ Die beiden gingen hinaus, stellten sich zu beiden Seiten der Deichsel und schoben das schwere Gefährt näher an die Hauswand. Mehrere Male zogen sie ihn wieder vor, um den richtigen Einschlagwinkel zu finden. Carmen lachte. „Wo hast du denn das Einparken gelernt?“, neckte sie Luca.

Das Auto, das mit hoher Geschwindigkeit die Straße herunterraste, nahmen sie erst im letzten Augenblick wahr. Erschrocken sprangen sie zur Seite. Luca fing sofort an zu schimpfen: „Viaffanculo!“ Sie sahen dem Wagen nach. Er umfuhr mit quietschenden Reifen den Lohengrinbrunnen und raste gut dreihundert Meter von ihnen entfernt in das Schaufenster des Juweliergeschäftes. Mit einem Knall barst die Panzerglasscheibe, und man hörte das Niederprasseln der Glassplitter wie einen heftigen Regenschauer. Vittore und Roberta kamen herausgelaufen. „Der hat die Kurve nicht gekriegt“, rief Luca, „der war viel zu schnell.“ Für einen Augenblick standen sie staunend. Der schwere Geländewagen hatte sich weit in den Verkaufsraum des Juweliergeschäftes hineingebohrt. Erst jetzt begann die Alarmanlage zu schrillen.

In den Wohnungen über den umliegenden Geschäften gingen Lichter an, Fenster wurden geöffnet. Der durchdringend hohe Ton der Alarmanlage machte das absurde Bild real, rüttelte Vittore und Luca aus ihrer Erstarrung.

Sie rannten die Straße hinunter, wollten den Verunglückten zur Hilfe eilen. Wenige Meter vor dem Unglücksort blieben sie abrupt stehen. Zwei vermummte Männer liefen durch den Laden, räumten die Auslagen aus, die Vitrinen und Verkaufstheken. Erst jetzt nahm Luca die spitz zulaufende Eisenkonstruktion vor dem Frontschutzbügel wahr. Der Mann, der im Wagen zurückgeblieben war, trat immer wieder im Leerlauf auf das Gaspedal. Das Heulen des schweren Motors vermischte sich mit dem Fiepen der Alarmanlage, schien es anzustacheln.

Vittore und Luca standen mitten in der Fußgängerzone, vielleicht zwanzig Meter vom Schaufenster entfernt. Plötzlich schob der Fahrer seine Mütze hoch, sah nach hinten und setzte den Wagen zurück. Die beiden anderen Männer liefen mit Plastiktüten aus dem Laden direkt auf Vittore und Luca zu, die jetzt unmittelbar neben dem Wagen standen. Sie sprangen in das Auto. Noch einmal heulte der Motor auf, noch einmal setzte das schwere Fahrzeug zurück.

Vittore erkannte die Absicht. Er griff nach dem Arm seines Neffen und riss ihn zurück. Der Außenspiegel erfasste Lucas Schulter, schleuderte ihn auf das Pflaster. Dann raste der Wagen über den Hasenberg davon.

Luca schaute sich benommen um. Er sah in Vittores entsetztes Gesicht, hörte unter dem Lärmen der Alarmanlage, wie Roberta immer wieder seinen Namen rief. Langsam erhob er sich. Seine Schulter schmerzte, der Kopf dröhnte. Roberta erreichte ihn endlich, zog ihn an sich, streichelte sein Gesicht, küsste ihn unter Tränen auf Stirn und Wangen.

Nur zwei, vielleicht drei Minuten später vermischte sich das Schrillen des Alarms mit dem auf- und absteigenden Singsang von Martinshörnern. Zwei Polizeifahrzeuge kamen die Fußgängerzone heraufgefahren. Luca erhob sich schwankend. Polizisten liefen in das zerstörte Juweliergeschäft.

Weitere zwei bis drei Minuten vergingen, ehe das ohrenbetäubende Heulen der Alarmanlage erstarb.

Die Ruhe war wie ein Erwachen. Gespenstisch jagte der fahle Schein der Blaulichter über die Häuserwände. Ein spukhafter Takt, der die Schaulustigen anzog.

Menschen mit hastig übergeworfenen Jacken, andere in Pantoffeln und Bademänteln hatten ihre Beobachtungsposten an den Fenstern aufgegeben und kamen auf die Straße. Polizisten sprachen in Funkgeräte, liefen hin und her, begutachteten Lucas Verletzungen, orderten einen Krankenwagen, brüllten nach Absperrband, scheuchten die Neugierigen zurück. Juwelier Bergers silberfarbener Mercedes hielt vor dem Drogeriemarkt. Zwei weitere Zivilfahrzeuge parkten unmittelbar vor dem Tatort. Polizisten in Zivil, Männer der Spurensicherung. Vittore, Carmen, Roberta und Luca saßen auf den Stufen des Brunnens und warteten auf den Krankenwagen. Carmen zog ihre Strickjacke aus und legte sie Luca um die Schultern. Langsam löste sich auch bei Roberta der Schock. Ein Polizist kam, schrieb Namen und Adressen auf, wollte wissen, was sie gesehen hatten.

Vittore schluckte und wollte zu sprechen ansetzen, aber Roberta war schneller. „Ja, einen Geländewagen. Er ist die Straße heruntergerast und hat versucht Luca umzubringen.“

Vittore drehte sich um und schüttelte den Kopf. „Roberta!“, sagte er mahnend.

Ob sie die Täter beschreiben könnte, fragte der Beamte. „Schwarz“, antwortete Luca. „Schwarze Skimützen mit Löchern für die Augen. Schwarze Hosen und Jacken. Handschuhe.“ Er schüttelte den Kopf, wieder wurde ihm schwindelig. Übelkeit stieg auf. Er schluckte. „Nur der Fahrer, der hat beim Rückwärtssetzen seine Mütze kurz auf den Kopf geschoben. Ich glaube, der konnte mit der Mütze nicht nach hinten sehen.“

Noch während er das sagte, wurde seine Stimme leiser.

Irritiert sah er zu seinem Onkel hinüber. Der hatte eine tiefe Längsfalte über der Stirn und blickte ihn eindringlich an.

Der Polizist fragte routiniert: „Würden Sie ihn wiedererkennen?“

Ein kurzes Zögern.

„Nein“, Luca wich seinem Blick aus, „nein, das ging alles viel zu schnell!“ Wieder wurde ihm übel.

2

Hauptkommissar Vincent Grube vom Raubdezernat entfaltete seinen langen Körper, als er aus dem Mazda stieg. Er brauchte nur einen Blick, um zu erkennen, dass er es hier mit einem Überfall zu tun hatte, der zu einer bundesweiten Serie gehörte. Seit gut neun Monaten gingen die Männer nach dem gleichen Muster vor. Sie fuhren nachts mit einem Geländewagen, dem eine massive, dreieckige Stahlkonstruktion auf den Kühlergrill montiert war, in die Fenster oder Türen von Juweliergeschäften. Sie brauchten nur wenige Minuten, packten zusammen, was Schaufenster und Vitrinen hergaben, und verschwanden, ehe die Polizei vor Ort war. Sie suchten sich die Geschäfte aus, die entweder breite Panzerglastüren besaßen oder, wie hier, Schaufenster, die bis zum Boden reichten.

Unter seinen Schuhen knirschte das zerborstene Glas. Große Teile der Scheibe steckten noch im Rahmen. Bizarre Gebilde, die in das Ladeninnere ragten.

Er hatte den braunen Kordkragen seiner Barbourjacke hochgestellt und schritt missmutig hinüber in das Geschäft.

Das fehlte ihm gerade noch. Jetzt würde man von ihm Zusammenarbeit erwarten. Kooperation mit LKA, BKA und den Polizeidienststellen der vorherigen Tatorte. Konferenzschaltungen und ellenlange Besprechungen. Dieses nervige Palavern, bei dem es sowieso nur darum ging, wer mehr zu sagen hatte. „Zuständigkeiten abklären“ war sein ganz persönliches „Unwort“.

Als er im Laden stand, konnte er nicht umhin, Planung und Dreistigkeit der Tat einen gewissen Respekt zu zollen. Das hatte er sich in den letzten Jahren angewöhnt. Immer, wenn er einen Tatort aufsuchte und die wichtigsten Fakten kannte, packte er die Täter in seine Bewertungsskala. Es gab die Rubriken „spontan und dumm“, „geplant und dumm“, „spontan und pfiffig“, „geplant und pfiffig“, und es gab so was wie hier. Geplant, professionell und dreist!

Er betrachtete seine Fälle wie Pokerpartien, und wie beim Pokern machte ihm seine Arbeit nur Freude, wenn er einen einigermaßen guten Gegenspieler hatte. Die Kategorie „geplant und dumm“ beleidigte ihn. Wenn jemand in einem Verhör sagte: „Wir hatten das alles gut geplant, aber nicht bedacht …“, dann musste er das Zimmer verlassen. Solche Sätze machten ihn fuchsteufelswild. In den ersten Jahren im Raubdezernat hatte er sich noch auf Diskussionen eingelassen, hatte gesagt: „Wenn man etwas nicht bedacht hat, dann war es nicht gut geplant. Das ist ein Widerspruch. Verstehen Sie das?“ Inzwischen ging er einfach aus dem Raum. Er erwartete in gewisser Weise von seiner Klientel vernünftig durchdachte Arbeit. Alles andere waren Respektlosigkeiten, mit denen er sich nur ungern abgab.

Hier nun, wenn es tatsächlich wieder die gleichen Täter waren, hatte er es mit seiner Lieblingskategorie zu tun, und wenn da jetzt nicht diese Kooperation mit den anderen Stellen dranhängen würde, hätte er sich richtiggehend gefreut. Nun gut, dem Fahrer musste er auf jeden Fall einen Punkt abziehen. Bisher waren bei den Überfällen nie Personen zu Schaden gekommen. Diesmal hatten sie den kleinen Italiener angefahren. Er war sich ziemlich sicher, dass es ein Versehen war, und so wie es aussah, war er auch nicht ernsthaft verletzt. Aber trotzdem!

Der Juwelier kam auf ihn zu. Er reichte ihm gerade bis zur Schulter, aber das taten viele Männer. Die Jugendlichen hingegen erreichen immer häufiger Augenhöhe, und er hatte sich noch nicht entschieden, ob ihm das gefiel.

Berger stand mit hängenden Schultern und Tränen in den Augen vor ihm. Er war unnatürlich blass. Grube hatte inzwischen ein Auge dafür, ob jemand unter Schock stand.

Er ging zu einem der Uniformierten. „Hol mal einen von den Sanitätern rüber. Die sollen sich den Berger ansehen.“

Berger bückte sich und hob ein Armband mit grünen Steinen auf. Ein mit Samt ausgeschlagenes Kunststoffkästchen lag auf einer zerschlagenen Vitrine. Sorgfältig legte Berger das Schmuckstück auf den dunkelblauen Stoff, strich geistesabwesend immer wieder über die funkelnden Steine.

Er sah zu Grube hoch. „Aber woher haben die das gewusst? Das können die doch nicht gewusst haben, oder?“

Grube wurde hellhörig. Seine fast schwarzen Augen unter der hohen Stirn blickten Berger aufmerksam an. „Was denn, Herr Berger? Was können die nicht gewusst haben?“

„Dass …“, er rang nach Luft und zeigte zur Decke. „Wir wohnen hier drüber. Eigentlich ist immer jemand da. Nur heute nicht.“ Der kleine Mann schwankte. Grube wischte Splitter von der cremefarbenen Sitzfläche eines eleganten Jugendstilsessels und half Berger sich zu setzen. Seine tiefe Stimme brüllte wie ein Donner über den Platz. „Wo bleibt denn der Sanni!“ Eilig kam ein junger Mann in orangefarbener Jacke herübergelaufen.

3

Mit neunzehn arbeitet sie an den Wochenenden als Zimmermädchen im Hotel Residenz. Er ist Autohändler aus dem Westen und regelmäßiger Gast. Seine Anzüge sind von Armani, seine Schuhe aus Italien. „So einen“, sagen ihre Kolleginnen, „so einen müsste man abkriegen.“

Sie reinigt das Bad, als er im Türrahmen steht und amüsiert zusieht. Sie spürt die Hitze in ihren Wangen, senkt den Blick und konzentriert sich ganz auf das Säubern des Waschbeckens. Als sie am Nachmittag den Arbeitskittel gegen Straßenkleidung getauscht hat und durch die Lobby auf dem Weg zum Bus eilt, spricht er sie an. Er begleitet sie zum Busbahnhof, lädt sie in ein Café ein. „Sie gefallen mir“, sagt er, und sie starrt verlegen in ihren Cappuccino. Einunddreißig Jahre ist er. Er sieht gut aus, und sie spürt die interessierten Blicke von den Nachbartischen. Eine Stunde bleiben sie. Immer wieder sieht sie ihn unsicher an, hört sich sagen, dass sie im ersten Semester Pädagogik studiert, mit ihrer Mutter alleine lebt und gerne ins Kino geht. Er hört zu, stellt Fragen, warnt sie, ihr Studium wegen des Hoteljobs nicht zu vernachlässigen. Dann hat sie auch den zweiten Bus verpasst, und er fährt sie kurzerhand in seinem Porsche nach Hause.

Als sie abends im Bett liegt, kann sie ihr Glück kaum fassen.

Sie rollt sich in die Bettdecke ein. Aber nein! Er hat sich einen Spaß erlaubt, hat ihre Verlegenheit genossen. So ein Mann wird sich nicht wirklich für sie interessieren. So ein Mann wählt die Schönen, die Selbstbewussten. Die, die sicher auf hohen Schuhen laufen und die Augen nicht senken, wenn er sie anspricht.

Eine Woche später steht er nachmittags vor der Wohnungstür. Zwei Blumensträuße hat er im Arm. Einen für sie, einen für die Mutter. Die Enge der Wohnung ist ihr peinlich. Sie zieht noch schnell den Überwurf auf dem Sofa glatt und dreht den Ton des Fernsehers leise. Auf dem Couchtisch steht eine halbvolle Flasche billigen Cognacs. Ihre Mutter holt ein zweites Glas, lacht zu laut und entschuldigt sich für den Bademantel um diese Uhrzeit. Sie sei „unpässlich“, sagt sie.

Daran erinnert sie sich genau. Nicht „mir geht es nicht gut“ oder „ich bin krank“, nein, „unpässlich“ hatte die Mutter mit künstlich hoher Stimme gesagt und dabei Cognac verschüttet.

Er deutete eine Verbeugung an, überreichte seine Karte und sagte: „Ich würde gerne heute Abend mit Ihrer Tochter ausgehen. Natürlich nur, wenn Sie erlauben.“

Den Unglauben im Gesicht der Mutter kann sie bis heute vor sich sehen. Der Unglaube im Gesicht der Mutter verletzt sie bis heute.

Sie gehen ins Kino und anschließend in ein Restaurant. Ihre Nervosität amüsiert ihn. Mehrmals legt er beruhigend seine Hand auf ihren Arm, nennt sie Kleines und Dummerchen.

In den nächsten drei Monaten kommt er regelmäßig aus dem fernen Emmerich nach Frankfurt/Oder. Sie wartet sehnsüchtig. Seine Blicke nehmen ihr die Blässe, machen sie schön, machen sie sichtbar. Seine Berührungen durchdringen sie mit einer nie gekannten Wärme. Wie der Mond leuchtet sie nur in seinem Licht. Seine weltgewandte Art gibt ihr Sicherheit. Nur manchmal, wenn er sich ärgert, verliert er diese gleichmäßige Freundlichkeit. Dann zieht er den rechten Mundwinkel hoch und aus seinem Gesicht spricht nackte Verachtung. An einem Abend schimpft er einen Kellner einen Idioten, weil der vergessen hat, den Wein nachzuschenken. Er springt auf, greift nach ihrem Arm und zerrt sie aus dem Lokal.

Einmal nennt er eine Verkäuferin „blöde Kuh“, weil sie ihm ein deutlich zu kleines Jackett in die Umkleidekabine reicht und verlässt wutentbrannt das Geschäft.

Er sagt, unverhohlene Dummheit kann er nicht leiden. Das müsse sie verstehen.

Er holt sie mit seinem Sportwagen von der Uni ab, und sie wächst unter den bewundernden Augen der Kommilitoninnen.

Als sie das erste Mal mit ihm schläft, ist sie sich sicher, dass sie all die Zeit auf ihn gewartet hat.

An einem strahlend warmen Herbsttag fahren sie zum Helenesee raus. Das Wasser liegt spiegelglatt, kein Wind rührt sich. Einzelne Ruderboote dümpeln auf dem See. Er sagt, er käme zukünftig nicht mehr so oft her, müsste jetzt häufiger nach Zwickau und Dresden. Sie spürt Kälte in sich aufsteigen, ihr Herz stolpert. In einem der Boote lacht eine Frau. Der helle Ton hüpft über das Wasser und verliert sich an allen Ufern gleichzeitig.

Ihr Herz rast, pumpt zusammen mit dem Blut eine taube Zähigkeit in ihren Kopf. Seit einer Woche weiß sie, dass sie schwanger ist. Sie haben miteinander telefoniert, aber sie hatte nicht den Mut gefunden, es ihm zu sagen.

Sie bleibt stehen. Er geht zwei, drei Schritte weiter, dreht sich um, kommt auf sie zu. „Ich liebe dich“, flüstert sie und „ich bekomme ein Kind.“

Er schubst sie von sich. Dann sieht er zum ersten Mal auch sie so an. Nur der rechte Mundwinkel schiebt sich hoch und seine blauen Augen, so scheint es ihr, werden eine Nuance heller. Es dauert nur eine Sekunde, dann ist es vorbei. Sie schluckt und vergisst.

Unter dem strahlend blauen Himmel rund um den See bäumt sich das Herbstlaub ein letztes Mal auf und glüht sich in Rot und Gelb zu Tode.

In der nächsten Woche kommt er nicht. Ihre Mutter schimpft. Nennt sie eine dumme Gans. „So einen kriegst du nie wieder. So einen nicht!“

Vierzehn Tage später steht er im Hotel hinter ihr. Er habe Zeit gebraucht, sagt er. Ob sie denn bereit wäre, mit ihm nach Emmerich zu ziehen?

Sie taumelt vor Glück!

4

Immer noch lag die halbfertige Tagesabrechnung auf dem Tisch neben der Theke. Immer noch lief der Fernseher lautlos auf dem Buffet. Er hatte Carmen nach Hause gefahren. Sie war ganz durcheinander gewesen, und er wollte nicht, dass sie sich in diesem Zustand hinters Lenkrad setzte.

Roberta war mit ins Krankenhaus gefahren. Luca hatte erst nicht gewollt. Es sei doch alles in Ordnung! Aber der Arzt hatte darauf bestanden, ihn wenigstens über Nacht zu beobachten. Dann hatte Luca sich erbrochen und war einsichtig gewesen.

Vittore nahm einen kräftigen Schluck von seinem Chianti. Die Fernsehbilder zeigten eine Autoverfolgungsjagd. Er griff zur Fernbedienung und schaltete den Apparat aus. Nein, das musste er sich jetzt wirklich nicht ansehen. So was in der Art hatte er gerade überstanden.

Seit dreißig Jahren lebten sie in Deutschland. Als gelernter Koch war er hergekommen. Angefangen hatte er in der Kantine der Schuhfabrik Hoffmann und Roberta bei Uni Lever als Packerin. Kinder wollten sie haben, Kinder und irgendwann ein kleines eigenes Lokal. Nach zwei Fehlgeburten hatten die Ärzte von jeder weiteren Schwangerschaft dringend abgeraten. Roberta hatte sehr gelitten. Ihr Bruder Luigi war Vater von fünf Kindern, und sie hatten die Patenschaft für Luca, den Jüngsten, übernommen. Sie hatten ihn so oft es ging in Neapel besucht. 1990 eröffneten sie dann diese kleine Pizzeria und von da an verbrachte Luca alle Ferien bei ihnen in Deutschland. Für sie war Luca schon lange Sohn und Erbe.

Das Telefon riss ihn aus seinen Gedanken. Das musste Roberta sein. Bestimmt wollte sie abgeholt werden.

„Vittore, endlich! Wo warst du denn? Ich versuche schon zum vierten Mal dich zu erreichen.“

„Ich habe Carmen …“ Erst jetzt nahm er wahr, dass Roberta weinte. „Was ist los?“ Er flüsterte.

„Luca hat einen Schädelbruch.“ Sie schluchzte. „Sie haben ihn in ein künstliches Koma versetzt. Vittore, bitte, du musst sofort kommen!“

Er warf das Telefon auf den Tresen, griff seine Autoschlüssel und lief hinaus zum Auto. Er war schon auf halbem Weg, als ihm einfiel, dass er die Tür nicht abgeschlossen hatte und die Tageseinnahmen immer noch offen auf dem Tisch lagen.

Egal! Luca! Mein Gott, wenn Luca starb.

Roberta wartete am Eingang. Er hielt direkt gegenüber auf einem der Parkplätze nur für Ärzte. Sie lief ihm entgegen, fiel ihm in die Arme. „Er darf nicht sterben, Vittore, bitte sag, dass er nicht stirbt!“ Er tätschelte ihr ungeschickt den Rücken.

„Komm Roberta, komm. Lass mich erstmal mit dem Arzt reden, ja.“

Lucas Gesicht war fast genauso weiß wie der Verband und die Bettwäsche. Die Augen waren blau umrandet, als habe er sich geprügelt. Schläuche gingen von seinem rechten Arm und vom Kopf ab. An den umstehenden Monitoren malten sich wie von Geisterhand Linien. Digitale Ziffern zählten vor und zurück.

Der Arzt war jung und müde. Er klemmte ein Röntgenbild unter eine Leiste, schaltete das weiße Licht in dem Kasten dahinter an. „Wir haben operiert.“

Roberta knetete ein nasses Tempotaschentuch in den Händen. „Wird er wieder gesund? Ich meine, am Kopf, das ist doch gefährlich.“ Wieder rannen ihr Tränen über die Wangen.

„Das kann man jetzt noch nicht sagen. Das kommt auf den weiteren Verlauf an.“ Er lächelte sie aufmunternd an. „Bis jetzt ist soweit alles ganz gut verlaufen. Das künstliche Koma dient der Ruhigstellung und sorgt dafür, dass Ihr Sohn keine Schmerzen hat.“

Ihr Sohn! Vittore setzte an, wollte den Irrtum aufklären. Dann legte er den Arm um Robertas Schultern. Wozu? Irgendwie stimmte es ja.

In der Brusttasche des Arztkittels begann es zu piepen. Ein kleines, rotes Licht blinkte durch den weißen Stoff. Er war schon auf dem Weg in Richtung Tür.

„Wir können jetzt nur abwarten. In zwei bis drei Tagen wissen wir Genaueres.“ Vittore und Roberta folgten ihm auf den Flur. Der Arzt lief mit eiligen Schritten davon.

Gut eine Stunde blieben sie noch schweigend an Lucas Bett sitzen. Gut eine Stunde brauchte Vittore, bis sein Entschluss feststand. Er kannte den Mann, der Luca das angetan hatte. Er wusste nicht woher, aber er war ihm schon einmal begegnet. Er würde ihn finden.

Um kurz vor drei Uhr konnte er Roberta endlich überreden nach Hause zu fahren. Sie mussten Luigi und Despina anrufen und ihnen sagen, was ihrem Sohn zugestoßen war. Davor fürchtete er sich. Er fühlte sich schuldig. Er hatte die Absicht des Fahrers zu spät erkannt. Er hatte den breiten Rückspiegel übersehen. Er hatte zu spät reagiert.

Aber er würde das in Ordnung bringen.

5

Vincent Grube saß in seinem Büro, das er sich vor gut sechs Jahren hatte neu erkämpfen müssen. Man nannte ihn auch heute noch hinter vorgehaltener Hand: der Spieler.

Damals, 1998, war er am Ende gewesen. Er hatte alles verzockt, sein Haus, sein Erbe und, wie er sich erst sehr viel später hatte eingestehen können, auch seine Familie. Seine Frau Christa hatte ihn verlassen, und im Präsidium hatte man ihn vor die Wahl gestellt, entweder eine Therapie oder den Abschied. Sechs Monate war er in einer Klinik im Taunus gewesen und erst dort hatte er sich seine Spielsucht eingestehen können. Die Zeit danach war nicht leicht gewesen, aber vor drei Jahren hatte er sich mit Christa ausgesöhnt. Er besaß zwar immer noch eine eigene Wohnung, aber die meisten Abende verbrachte er bei ihr. Sie fuhren sogar zusammen in Urlaub. Nur dass er bei ihr einzog, dagegen sträubte sie sich. Seit damals hatte er kein Kartenspiel mehr angerührt, aber die Art, wie ein Spieler zu denken und manchmal auch noch zu sprechen, war geblieben.

Er hatte den ganzen Vormittag herumtelefoniert und sich die Aufnahmen der Überwachungskamera aus dem Juweliergeschäft angesehen. Wolters vom BKA hatte er erst gegen zehn Uhr erreicht. „Bei uns laufen alle Informationen zusammen“ und „nein, in die Ermittlungen vor Ort mischen wir uns nicht ein. Wir wollen nur die Ergebnisse!“

Gepriesen sei der Herr, hatte Grube innerlich gejubelt. Er würde seine Berichte schicken und „aus die Maus“. Postwendend waren eine Stunde später alle Ermittlungsergebnisse aus den anderen Städten per E-Mail eingegangen. Wobei … von Ergebnissen konnte da keine Rede sein. Drei der Einbrüche waren von Überwachungskameras in den Geschäften aufgenommen worden. Die Videoaufzeichnungen waren noch nicht dabei. Auch bei Berger hatte es eine Kamera gegeben. Das Band hatte er sich schon zehn Mal angesehen. Die ersten Bilder, als der Wagen durch die Scheibe brach und auf dem roten Teppich parkte, schon mindestens zwanzig Mal. Die Kameraführung ließ natürlich zu wünschen übrig, aber ansonsten wären die Szenen in jedem Actionstreifen gut aufgehoben. Der Film war nicht von besonders guter Qualität. Auf dem schwarzen Wagen gab es rote Lichtreflexe. Dieser Wagen! Da musste es doch Hinweise geben. Mit so einem martialischen Vieh konnte man doch nicht ungesehen verschwinden. Es war noch vor Mitternacht passiert. Den Hasenberg rauf und raus aus der Stadt. Entweder Richtung Holland oder über den Ring in Richtung Emmerich auf die Autobahn. Aber das konnte er sich einfach nicht vorstellen. Die hätten damit rechnen müssen, dass ihnen auf der Gruft Polizeifahrzeuge entgegenkommen. Gut, es war ein Scheißwetter gewesen und Fußgänger gab es sicher nicht so viele, aber Autos. Es mussten doch andere Autofahrer unterwegs gewesen sein. Oder der Wagen war noch hier. Irgendwo versteckt.

Er streckte seine langen Beine unter dem Schreibtisch aus und spulte das Band vor. Die zweite recht interessante Szene war der Augenblick, als der Fahrer seine Mütze hochschob. Er musste gewusst haben, wo die Kamera steckte, obwohl sie nicht sichtbar in einem Regal eingebaut war. Trotzdem wirkte es so, als würde er für einen Augenblick direkt hineinschauen. Wie eine Provokation. Erst dann drehte er sich nach rechts, legte den Arm auf die Lehne des Beifahrersitzes und zog die Mütze hoch.

Noch einmal sah er sich die Szene an. Ein Klopfen an der offenen Bürotür schreckte ihn auf. Linda Vergeest stellte sich hinter seinen Stuhl und blickte über seine Schulter hinweg auf den Bildschirm. Er drückte die Stopptaste.

„Schau dir das mal an, Linda. Was meinst du? Weiß der, dass er in eine Kamera sieht, oder nicht?“ Sie stellte sich neben ihn, stützte ihre Hände auf den Schreibtisch und fixierte den Bildschirm. Sie roch nach kaltem Zigarettenrauch. Normalerweise störte ihn das, aber nicht bei Linda. Sie arbeiteten seit fünf Jahren zusammen. In Linda paarte sich ein schneller Verstand mit einem allzu losen Mundwerk. Karrieretechnisch eine ganz fatale Kombination. Es gab wohl niemanden im Präsidium, dem sie noch nicht auf die Füße getreten war. Zu Anfang hatten sie die allergrößten Probleme miteinander gehabt. Linda begegnete allem und jedem mit unverhohlenem Misstrauen. Es hatte fast ein Jahr gedauert, bis sie es ihm gegenüber abgelegt hatte.

Noch einmal verfolgten sie auf dem Bildschirm, wie der Fahrer sich in Richtung Kamera drehte und dann abwandte. Linda schob ihre ausladende rechte Pobacke auf seinen Schreibtisch.

„Sieh an, sieh an. Rambo will ins Fernsehen.“

Sie verschränkte die Arme unter Körbchengröße D. „Das würde bedeuten, dass sie zumindest in diesem Fall interne Informationen hatten. Aber selbst wenn sie sich in den Tagen vor dem Überfall im Laden haben blicken lassen, können sie die Kamera doch nicht entdeckt haben, oder?“

Vincent Grube tippte mit der Rückseite eines Kugelschreibers auf die Schreibtischunterlage.

„Kann ich mir nicht vorstellen. Wir haben sie auch nicht gesehen. Berger hat uns gezeigt, wo sie steckte.“

Er griff zum Telefon und wählte. „Moment mal, Berger kommt in einer Stunde her.“

„Tag, Herr Berger, Grube hier, Raubdezernat! Könnten Sie wohl die Bänder der Überwachungskamera von den letzten zwei Wochen mitbringen?“

„…“

„Warum nicht?“

Linda stand auf. Er hielt sie am Arm fest und bedeutete ihr, noch zu bleiben.

„Also direkt an den PC?“

„…“

„Und das macht das Programm automatisch? Jeden Tag?“

„…“

„Ja, erstmal vielen Dank, Herr Berger.“

„…“

„Nein, unser Termin ist deswegen nicht hinfällig … Ja, bis später.“ Er legte auf und drehte sich mit seinem Schreibtischstuhl schwungvoll in Lindas Richtung.

„Die Aufzeichnungen werden automatisch auf seinem PC gespeichert und … gelöscht! Man hat immer nur auf die letzten beiden Tage Zugriff. Manchmal kotzt mich dieser ganze computergesteuerte Scheiß richtig an.“ Er warf den Kugelschreiber auf den Schreibtisch.

Linda ging zur Tür, drehte sich noch einmal um. „Ach, warum ich eigentlich gekommen bin. Dieser angefahrene junge Mann liegt im Koma. Schädelbruch. Außerdem haben wir die Zeugenaussagen jetzt fast vollständig. Der Junge ist ganz offensichtlich absichtlich angefahren worden.“

Grube starrte zum Fenster hinaus. Knospende Weidenzweige wiegten sich vor dem Fenster sacht im Wind.