© 2020 Britta Kummer, Christine Erdiç
1. Auflage
Alle Rechte vorbehalten
Nachdruck, auch auszugsweise, verboten.
Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung
der Autoren in irgendeiner Form reproduziert, vervielfältigt oder
verbreitet werden.
Satz: Britta Kummer, Christine Erdiç
Covergestaltung: Britta Kummer, Christine Erdiç
Webseiten:
http://brittasbuecher.jimdofree.com/
http://christineerdic.jimdofree.com/
Übersetzung Deutsch Englisch: Gülşah Erdiç
Cliparts: http://pixabay.com/
Fotos © privat
ISBN: 978-3-7526-1677-4
© 2020 Herstellung und Verlag:
Books on Demand GmbH,
Norderstedt
www.bod.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
www.dnb.de abrufbar.
Umweltschutz geht nicht nur Erwachsene etwas an.
Auch Du kannst etwas für die Umwelt tun!
In diesem Buch erzählen Dir Nepomuck und Finn Geschichten in deutscher und englischer Sprache, was sie schon alles mit Umweltsündern erlebt oder gehört haben.
Erzählungen, die zum Nachdenken anregen und Dich animieren sollen, ebenfalls etwas für die Umwelt zu tun.
Wenn jeder ein wenig an sich arbeitet, ist das schon ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Wir haben nur diese eine Welt, und die gilt es zu schützen!
Nepomuck hüpft ausgelassen den kleinen Waldpfad entlang. Er liebt den Harz und freut sich riesig, seine Menschenfreunde wieder zu sehen. Seitdem er damals unfreiwillig als Weihnachtsgeschenk verpackt bei den Lilientals durch den Schornstein geworfen wurde, hat er Axana und die Zwillinge Max und Lilly fest in sein kleines Koboldherz geschlossen. Ein paar wundervolle Sommerwochen liegen vor ihnen, und es ist schon einiges geplant. Fröhlich pfeift er ein flottes Lied.
„Nepomuck, schau mal! Da wachsen so schöne Blumen! Sollen wir welche für Oma pflücken?“ Lilly deutet aufgeregt zum Waldrand.
„Oh ja!“ Nepomuck stimmt freudig zu. Er mag Oma, schließlich hat sie ihm damals ihr heißgeliebtes Lebkuchenhaus zum Schlafen überlassen. Rasch springt er auf die gelben Blumen zu, doch plötzlich ertönt ein lauter Schrei. Auf einem Fuß kommt der Kobold mit schmerzerfülltem Gesicht zurückgehüpft.
„Du blutest ja, Nepomuck!“, ruft Axana entsetzt.
„Ich kann nicht auftreten, da steckt was drin“, jammert der kleine Kerl und lässt sich erschöpft auf den Hintern plumpsen. Max beugt sich fachmännisch über den blutenden Fuß.
„Aber – das ist ja Glas!“
Axana drängt ihn zur Seite. Sie ist schon dreizehn und somit dafür zuständig. Vorsichtig zieht sie die grüne Glasscherbe heraus und umwickelt den verletzten Koboldfuß mit einem sauberen Tuch.
„Das muss Oma zu Hause reinigen, desinfizieren und mit ihrer speziellen Heilsalbe behandeln“, erklärt sie ihrem kleinen Freund sachkundig. „Nicht, dass das noch eine Infektion gibt.“ Sie nimmt den Kobold huckepack und trägt ihn heim. Die Kinder leben bei ihrer Oma in einem windschiefen kleinen Haus am Waldrand. So ein richtiges Hexenhäuschen ist das.
Drinnen versorgt Oma den Fuß. Hinterher gibt es zum Trost für alle Kekse und Kakao.
„Was die Leute so alles wegwerfen! Der Wald ist schon die reinste Müllhalde. Früher gab es so etwas nicht“, sagt sie verärgert. „Die Menschen haben jede Achtung vor der Natur verloren.“
„Das stimmt!“, antwortet Nepomuck. „Wir haben mal Jugendliche erwischt, die Coladosen und Flaschen in den Wald geworfen haben. Sie nannten es Picknick. Wenn wir damals nicht mit den Wurzelzwergen zusammen eingegriffen hätten …“
„Erzähl doch mal, Nepomuck!“, bettelt Lilly. „Oh ja, bitte!“
„Also, das war so …“, beginnt der Kobold.
Mein Bruder Norbert hat mal im Wald eine interessante Baumhöhle entdeckt, aber natürlich war sie nicht groß genug für uns alle. Ich ließ mich also auf einen Baumstumpf fallen und sprang sofort wieder auf. „Autsch!“, rief ich laut und hüpfte von einem Plattfuß auf den anderen. Kobolde tragen nämlich keine Schuhe, denn sie lieben den direkten Kontakt mit dem Waldboden, aber das wisst ihr ja schon.
Aus dem ausgehöhlten Baumstumpf schaute ein grimmiges und borkiges Gesicht mit bösen kleinen Augen und einer enorm langen roten Nase heraus. „Ein Wurzelzwerg! Ist man denn nirgends vor euch sicher?“, schrie ich erbost. „Dann pass doch gefälligst auf, wo du dich hinsetzt! Du nimmst mir ja die Luft zum Atmen!“, wetterte der Wurzelzwerg mit schriller Stimme. Vorsichtig befühlte ich mein schmerzendes Hinterteil. Grimmhold, so hieß der Zwerg, wie sich später herausstellte, hatte ordentlich zugebissen und dabei mit seinen Zähnen kleine Spuren in meiner grünen Latzhose hinterlassen.
Einige Kobolde schlugen vor, sich ein wenig im Tannenwald umzuschauen. Inzwischen hatten wir auch Hunger bekommen, und vielleicht konnten wir ja ein paar Beeren oder Pilze finden. So sprangen wir fröhlich und singend durch den Wald, denn wir sind meist gut aufgelegt und voller Lebensfreude. Schmatzend aßen wir von den leckeren Waldhimbeeren und erspähten sogar Brombeersträucher. Plötzlich entdeckte ich etwas silbrig Glänzendes.
„Das ist eine Blechdose, da haben die Menschen manchmal Essen oder Cola drin.“ Kopfschüttelnd nahm ich das Teil in meine Hand. „Was ist Cola?“, wollte Klara, ein Koboldmädchen mit lustig abstehenden Zöpfen wissen. „Ein braunes Getränk mit viel Zucker … aber da ist ja noch mehr!’’ Ich deutete entsetzt auf einen kleinen Berg aus leeren Kartons, Blechdosen, Plastikbechern und sogar zerbrochenen Glasflaschen. So ein Gemülle, uns war der Appetit jetzt aber gründlich vergangen. Gemeinsam beschlossen wir, uns in den Kartons zu verstecken, um herauszufinden, wer den schönen Wald so verschmutzt hatte.
Aber wir mussten uns gedulden, noch blieb alles ruhig. Ich gähnte herzhaft, und ein paar andere Kobolde waren sogar schon eingenickt. Grimmhold hat inzwischen die Wurzelzwerge alarmiert, sie verbargen sich in morschen Baumstümpfen und hinter Brombeerbüschen.
Da, endlich wurden Stimmen laut. Heftig stieß ich dem schnarchenden Kobold neben mir den Ellenbogen in die Seite. Der grunzte auf, und ich legte schnell den Finger an meine Lippen. Eine Gruppe Jugendlicher erschien, drei Mädchen und zwei Jungen. Sie trugen Plastiktüten bei sich und ließen sich auf ein paar Baumstümpfen nieder. Dann holten sie Coladosen und Bierflaschen aus ihren Tüten. Fröhlich prosteten sie sich zu, und wir hielten den Atem an. Die erste leere Flasche flog schwungvoll ins Gebüsch, haarscharf am Kopf eines Wurzelzwergs vorbei. Dann folgte eine Coladose. Wütend knirschte ich mit den Zähnen. Eine leere Plastiktüte wurde kurzerhand an einen Tannenzweig gehängt. Jetzt zündeten sich die Jugendlichen auch noch Zigaretten an und öffneten neue Dosen und Flaschen. Die glühenden Kippen warfen sie einfach hinter sich, bevor sie sich über eine Packung mit Chips hermachten. Das ging entschieden zu weit!
Wir krochen lautlos aus unseren Kartons hervor und bildeten einen Kreis um die Fünf, die nicht wussten, wie ihnen geschah. Dazu kamen diese schrecklich stechenden Schmerzen im Allerwertesten. Die in den Baumstümpfen versteckten Wurzelzwerge bissen nämlich gnadenlos zu, und hinter dem Busch tauchten noch mehr dieser kleinen garstigen Wesen, die wie Baumrinde aussahen, auf. Die Jugendlichen sprangen auf und hielten sich zitternd die Ohren zu, denn jetzt ging es erst so richtig los. Die Wurzelzwerge zeterten in den höchsten Tönen, und die Kobolde brachten jeden zu Fall, der versuchte, den Platz zu verlassen. Schließlich kletterte ich auf einen Baumstamm, und es wurde plötzlich ganz ruhig im Wald. Benommen schüttelten die Eindringlinge ihre Köpfe. Das konnte nur ein Albtraum sein, oder doch schon die Wirkung des Alkohols?
„Wisst ihr nicht, dass euer fortgeworfener Müll dem Wald, den Pflanzen und den Tieren schadet? Eine Blechdose braucht etwa hundert Jahre, um zu verrotten. Bei Plastik dauert es noch sehr viel länger. Gifte und Rückstände geraten in den Boden und verschmutzen das Grundwasser. Eine offene Konservendose kann mit ihren scharfen Rändern die Waldtiere ernsthaft verletzen. Teile von Plastiktüten können zu Einschnürungen und Verstümmelungen an den Läufen der Wildtiere, die sich darin verheddern, führen. Auch für die Vögel besteht große Gefahr. Oftmals kann das Regenwasser durch den Einbau von Plastiktütenstreifen in ein Vogelnest nicht mehr richtig abfließen, und die Jungvögel ertrinken qualvoll. Füchse, Hasen, Rehe und andere Wildtiere, die auf Futtersuche sind, können Plastiktüten und andere Abfälle fressen oder sogar daran ersticken. Glas und brennende Zigarettenkippen haben schon öfter Waldbrände ausgelöst und Bäume und Pflanzen in großem Ausmaß vernichtet. Bei solchen Bränden kommen auch die Tiere des Waldes in den Flammen um oder verlieren ihren Lebensraum.“ Ich hatte meine Fäuste in die Seiten gestemmt und schaute ernst und anklagend zu den Jugendlichen auf. „Wollt ihr das wirklich?“