DENDROBATES AURATUS
Aus dem Englischen übersetzt von Anne-Marie Barkam
Goldbaumsteiger sind faszinierende Terrarientiere Foto: E. Gulbe
Bildnachweis: | |
Titel: | Dendrobates auratus Foto: S. Cicagov |
Kleines Bild: | Dendrobates auratus, blaue Form Foto: M. Schmidt |
Seite 1: | Goldbaumsteiger der Taboga-Form Foto: M. Schmidt |
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eISBN: 978-3-86659-276-6
© 2012 Natur und Tier - Verlag GmbH | Geschäftsführung: Matthias Schmidt |
An der Kleimannbrücke 39/41 | Lektorat: Alexander Gutsche & Mike Zawadzki |
48157 Münster | Layout: Ludger Hogeback - hohe birken |
www.ms-verlag.de |
GOLD baumsteiger gehören mit zu den beliebtesten Terrarienbewohnern. Diese Art bringt jedem Terrarianer viel Freude – vom Anfänger bis zum erfahrenen Züchter. Wer diese Frösche zum ersten Mal sieht, hat häufig den Eindruck, sie seien nicht lebendig, sondern aus Plastik – oder wurden zumindest nachträglich gefärbt. Die metallisch glänzende, leuchtende Körperfärbung ist derart intensiv, dass sie eher an grellbunte Süßwaren denken lässt als an einen lebenden Organismus.
Doch diese Färbung passt hervorragend zu den Fröschen, und das Einzige, was sie mit den oben genannten Süßigkeiten gemeinsam haben, ist die Warnung: „Lieber nicht essen!“
Eine weitere besondere Eigenschaft dieser Frösche ist ihre Tagaktivität. Viele Amphibien verlieren an Attraktivität, da sie den Tag in Verstecken verbringen und ihre ganze Schönheit nur im Dunkeln zum Vorschein kommt. Goldbaumsteiger aber sind am Tag aktiv, z. B. auch wenn das Terrarium beleuchtet ist.
Abgesehen von ihrer Schönheit zeigen sie auch ein komplexes Verhalten, das jeden Beobachter erfreut. Sie können sogar ihren Halter erkennen. Trotz ihrer scheinbaren Zerbrechlichkeit ist die Haltung und Vermehrung von Goldbaumsteigern vergleichsweise einfach. Die Möglichkeit, ein wunderschön bepflanztes Terrarium einzurichten, ist ein weiterer Grund für ihre Beliebtheit bei Terrarianern. Selbst empfindliche Pflanzen – wie manche Farne und Orchideen – können problemlos in das Terrarium gesetzt werden, ohne dass die Frösche sie beschädigen.
Der Goldbaumsteiger zählt zu den farblich variabelsten Pfeilgiftfröschen Foto: B. Love/Blue Chameleon Ventures
Man kann Goldbaumsteiger auch mit anderen Amphibienarten vergesellschaften, solange diese nicht so groß sind, dass die Frösche als Beute angesehen werden. Ihre Giftigkeit – aus den Hautgiften der verwandten Arten Phyllobates terribilis, P. aurotaenia und P. bicolor wird von den Indianern das berühmte Pfeilgift gewonnen – spielt sicherlich auch eine Rolle für ihre Popularität. Der Begriff „poison“(Gift) im englischen Namen des Goldbaumsteigers („Green poison frog“) verleiht diesem Fakt besonderen Nachdruck, allerdings verlieren die Frösche ihre Toxizität in der Menschenobhut fast vollständig.
Egal nach welchen Kriterien der Terrarienfreund sucht – Aussehen, Verhalten oder Herausforderung –, der Goldbaumsteiger kann sie alle erfüllen. Aber vor allem können diese schönen Frösche den Menschen deutlich machen, wie wunderbar und vielfältig die Welt ist und welche außergewöhnlichen Lebewesen sie mit uns zusammen bewohnen. Die Begegnung mit solch einer interessanten Lebensform, die sich so sehr von uns unterscheidet, kann vielen Menschen noch einmal zeigen, wie wichtig es ist, Pflanzen und Tiere zu schützen und unseren einzigartigen Planeten zu retten.
Ilze Dunce
Riga, Lettland,
2012
DER Goldbaumsteiger Dendrobates auratus (GIRARD, 1855) gehört innerhalb der Klasse der Amphibien (Amphibia) in die Ordnung der Froschlurche (Anura) und in dieser zur Familie der Baumsteigerfrösche (Dendrobatidae), die auch Pfeilgift- oder Färberfrösche genannt werden. Diese vergleichsweise große Familie umfasst je nach wissenschaftlicher Auffassung aktuell elf Gattungen mit ca. 282 Arten (AMPHIBIAWEB 2011) bzw. zwölf Gattungen mit ca. 179 Arten (FROST 2011). Laut neueren Studien werden nur noch fünf Arten in der Gattung Dendrobates geführt, während es früher 53 Arten waren. Bereits an diesen unterschiedlichen Zahlen ist erkennbar, dass innerhalb der Gruppe sowohl systematisch als auch nomenklatorisch noch einige Bewegung herrscht. Zur Familie Dendrobatidae gehören neben der Gattung Dendrobates auch andere, den Terrarianern gut bekannte Gattungen wie z. B. Colostethus, Epipedobates und Phyllobates.
Der wissenschaftliche Name Dendrobates ist aus den griechischen Wörtern „dendron“ für Baum und „batós“ für gangbar/zugänglich zusammengesetzt und steht umgangssprachlich im Sinne für Baumgeher bzw. Baumläufer/steiger. Das Epitheton auratus entstammt dem lateinischen „auratum“ für Gold und bezieht sich auf die metallisch golden glänzende Färbung einiger Populationen.
Innerhalb der Taboga-Porpulation finden sich gelegentlich auch derart fein gemusterte Exemplare Foto: S. Cicagov
Männchen von der Karibikseite Foto: S. Cicagov
Dendrobates auratus ist besonders eng mit D. leucomelas und D. tinctorius verwandt, was durch genetische Untersuchungen bestätigt wurde (VENCES et al. 2000). Kreuzungen mit D. tinctorius und D. leucomelas sind möglich, resultieren aber in unfruchtbaren Nachkommen (OSTROWSKI 2011).
Blauer Goldbaumsteiger Foto: M. Schmidt
DENDROBATES auratus hat im Vergleich zu anderen Pfeilgiftfröschen das größte Verbreitungsgebiet. Man findet ihn an beiden Küsten Mittelamerikas – auf der Karibikseite in Süd-Nicaragua, Costa Rica und Panama und auf der Pazifikseite von Costa Rica, Panama und Kolumbien. Er wurde außerdem noch auf der Hawaii-Insel Oahu angesiedelt. Der Großteil der Populationen lebt im Tiefland und kommt über 800 m Höhe nicht mehr vor. Allerdings findet man einige Farbmorphen noch bis zu 1.200 m Höhe (OSTROWSKI & MAHN 2011).
Der Goldbaumsteiger ist ein anpassungsfähiger Frosch und bewohnt verschiedene Regenwälder, aber auch Kulturlandschaften wie Kakaoplantagen, Parkanlagen, Gärten und sogar Müllkippen (OSTROWSKI & MAHN 2011). Daher könnte man ihn durchaus als Kulturfolger bezeichnen.
Typischer Lebensraum des Goldbaumsteigers in Costa Rica Foto: M. Schmidt
Jungtier der Campana-Variante im natürlichen Lebensraum Foto: B. Pieper
Im Lebensraum von D. auratus ist die trockene Laubschicht – z. B. wichtig zur Eiablage – der Hauptaufenthaltsbereich. Auf dem Boden liegendes, reifes Fallobst zieht viele kleine Insekten an, die eine reiche Nahrungsquelle für die Frösche bilden. Goldbaumsteiger lieben helle Plätze. Einige Lokalpopulationen (Insel Taboga) leben während der Trockenzeit an Stellen, die mit Philodendren und Farnen bewachsen sind und wo kleine Rinnsale winzige Bachläufe zwischen den Steinen schaffen.
Goldbaumsteiger finden sich häufig in der Nähe von großen Bäumen. Sie sind vorwiegend Bodenbewohner, wurden aber auch schon auf bis zu 45 m hohen Bäumen gefunden, wo sie ihre Kaulquappen in Baumhöhlen oder Pflanzen absetzen (OSTROWSKI & MAHN 2011).