Mein Dank geht an Peter Windsheimer für das Design des
Titelbildes. Des Weiteren an Ariane und Michael Sauter.

Für Schäden, die durch falsches Herangehen an die Übungen an
Körper, Seele und Geist entstehen könnten, übernehmen Verlag und
Autor keine Haftung.

Copyright © 2014 by Christof Uiberreiter Verlag
Castrop Rauxel • Germany

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7357-7712-6

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Inhaltsangabe:

  1. Brauchen wir Yoga?
  2. Kann man sich vor psychischen Einflüssen schützen
  3. Der Zauber der St. Johannis-Nacht
  4. Seelenschulung in Tibet
  5. Das kritische Tagebuch
  6. Vom Erleben Gottes
  7. Mehr Praxis
  8. Der Sieg über die Versuchung
  9. Vier Gesichter des Zufalls
  10. Zauberei
  11. Das Alter der Welt
  12. Die Cheops-Pyramide als Zeitdokument
  13. Indische Sektenzeichen
  14. Eine Geschichte
  15. Meditationen vom „Golden Dawn“
  16. Mein Leben und die Hermetik
  17. Vom neuen Görlitzer Mystiker – Bo Yin Ra
  18. Die negative Seite der Welt

1. Brauchen wir Yoga

Aquarius

Yoga – ein Sanskritwort, das dem deutschen „Joch“, dem englischen „yoke“ oder „Band“ und den lateinischen „jugum“ oder „Joch“, „Verbindung“ entspricht – heißt wörtlich Vereinigung und bezeichnet in der indischen Geheimlehre den Weg zur bewussten Vereinigung mit dem Göttlichen, entspricht also dem Begriff „Religo“ oder „Wieder-Verbindung“! Dem Wörterbuch „Guru“ (wurde nie veröffentlicht! Der Hrsg.) zufolge hat die Yoga-Lehre, die im Wesentlichen von dem großen altindischen Yoga-Philosophen Patanjali zu einer geschlossenen Einheit zusammengefasst wurde, zum Ziel, die Weisheit der Selbstbefreiung durch Ausbildung der höheren geistigen Kräfte zu lehren und dem Schüler zu zeigen, wie er sich durch Selbsterziehung und Beherrschung der niederen Kräfte und Regungen vom Vergänglichen, vom Erdgebundensein, von allem, was Leid bringt, loszutrennen vermag; während die Yoga-Praxis der methodischen Entfaltung der im Menschen schlummernden Energien – bis zur Erweckung des Göttlichen Funkens in ihm – dient. In dieser äußerst schwierigen, an Willen und Ausdauer des Schülers gewaltige Anforderungen stellenden Yoga-Praxis geht mit der Schulung und Veredelung des Körpers die bewusste Selbst-Beobachtung und -Erkenntnis, Gedankenschulung und Seelenschulung Hand in Hand. Im Einzelnen dienen diesem Zweck – der inneren und äußeren Höchstentfaltung – die verschiedenen Yoga-Schulungen, von denen wir die folgenden 9 unterscheiden:

  1. Die Hatha-Yoga-Schulung, die ein ausgebildetes und zum Teil sehr wertvolles System der Körpererziehung, -gesundung, -ertüchtigung enthält, das aber in seiner ursprünglichen Form vom Europäern und anderen Völkern kaum ohne Schaden angewandt werden kann (z. B. die falsch verstandenen Atemübungen mit den extrem langen Atemstauungen!). Davon abgesehen aber wird die Hatha-Yoga-Schulung oft zu recht verurteilt, weil sie extreme körperliche Formen der Praktik beschreibt, die für keinen Schüler eine harmonische Entwicklung bedingen. In gewisser Weise stellt er aber doch die Grundlage aller übrigen Yoga-Methoden dar, denn ohne Körperbeherrschung und Einhaltung eines Asanas besteht im Yoga nur geringe Aussicht auf Erfolg! Im „Shiva Samhita“ werden z. B. nur vier Asanas genannt und Franz Bardon erwähnt im „Adepten“ nur den ägyptischen Göttersitz.
  2. Die Dhyana-Yoga-Schulung, der Weg der Vereinigung durch Erkenntnis (=Luft-Element), der durch die Praxis der Konzentrations- und Meditationsübungen hindurchführt, wie sie Franz Bardon in seinen Werken beschreibt. Deswegen enthält dieser Zweig der Yoga-Schulung für den Hermetiker kaum Unbekanntes. Der beste indische Lehrer und Vertreter dieser Yoga-Methode war der Weise Shankaracharya. Auf die Methoden dieser Schule werden wir gelegentlich mit der Darlegung der Übungen in der japanischen Zen- und Omoto-Sekte zurückkommen. Die Dhyana-Yoga-Schulung ist auch der Yoga der Entsagung, der mystischen Askese. Dieser Zweig der Yoga-Praxis stellt vielleicht die entwickeltste Form aller Yoga-Schulung dar; er geht am schärfsten aller Maya, aller Täuschung, zu Leibe und erstrebt die völlige Freiheit von aller Nicht-Erkenntnis durch Unterscheidung von Wesen und Form, von Sein und Schein. Sein Ziel ist der mystische Tod, das Einswerden mit dem Herzen der Gottheit.
  3. Die Bhakti-Yoga-Schulung, in der Hingabe und Liebe ihm Vordergrund stehen (=Wasser-Element). Die Methode der Pflege der höheren Gefühlskräfte und Strebungen wird vor allen Dingen von den Krishna-Anhängern gelehrt. Sie kommt in gewisser Weise der Wesensart des Westländers näher als die anderen Yoga-Arten und berührt sich im letzten eng mit der Mystik des Christentums, sodass man in dieser Hinsicht Christus als den vollendetsten Bhakti-Yogi bezeichnen könnte.
  4. Die Karma-Yoga-Schulung hängt eng mit der vorgenannten zusammen und zeigt den Weg zur Vollkommenheit durch selbstlose Pflichterfüllung, durch guter Werke dienender Liebe, und durch Reinheit im Wollen, Denken, Fühlen und Tun (=Erd-Element). Auch Karma-Yoga wird – wie die restlichen drei Yoga-Arten – in der Bhagavat-Gita gelehrt, genauso wie sie an mehreren Stellen in der Bibel erwähnt wird.
  5. Die Mantram-Yoga-Schulung bildet eigentlich einen Teil jeder Yoga-Schulung. Bei ihr steht die „Magie von Laut und Ton“ und die Verwendung von magischen Worten und Sprüchen (Mantren) im Vordergrund, sowie sie am besten im Buch „Talismanologie und Mantramkunde von Franz Bardon“ beschrieben wird.
  6. Die Raja-Yoga-Schulung, deren Hauptziel ebenso wie bei der Hermetik, die willentliche Verinnerlichung und Vergeistigung ist (=Feuer-Element), ist der bekannteste und wohl auch reinste Zweig aller Yoga-Praxis. Jedoch wurde er nur im „Shiva Samhita“ eingehend und genauestens erklärt, wohingegen in allen anderen Yogabüchern nur Entstellungen vorhanden sind, dessen „Symbolik“ kaum entschlüsselt werden kann. Im Raja-Yoga tritt das eigentliche Ziel der Yoga-Praxis, die Erlangung der göttlichen Eigenschaften wie Allmacht mittels des Willens, zum wahren Gott-und Vollmenschentum, am reinsten zutage.
  7. Die Taraka-Yoga-Schulung, deren Begründer ein indischer Yogi namens Taraka gewesen sein soll, ist eine Verfeinerung der Raja-Yoga-Schulung. Sie lehrt ähnliche Methoden, speziell auf die Willensschulung ausgearbeitet wie der Raja-Yoga und predigt auch die gleichen Ziele; nur lässt sie viel Unwesentliches weg und wird der rationalistischen Einstellung des Westländers eher gerecht.
  8. Die Laya-Yoga-Schulung, auch Kundalini-Yoga genannt, deren Ziel es ist, die sog. „Chakrams“ oder okkulte Zentren in Herz, Sonnengeflecht, Kopf, Hals usw. im Astral-Körper zu erwecken und in den Dienst der Höherentwicklung zu stellen. Dieser Weg deckt sie eins zu eins mit dem ägyptischen Weg von Franz Bardon.
  9. Die Purana-Yoga-Schulung, der Weg der Allvereinigung durch Selbstvollendung. (Purana heißt: Voll, ganz, erfüllt, vollendet. Z. B. Purana Swaradsh=völlige Unabhängigkeit, Purana Sutra=Leitfaden oder Wegweiser zur Vollkommenheit usw.). Ihr heutiger Lehrer ist Swami Inanananada. Seine Methode berücksichtigt zum ersten Mal die verschiedenen Temperamente und lehrt einen aus den übrigen Yoga-Methoden herauskristallisierten vierteiligen Yogapfad, der auf der Einteilung der Menschen in aktive, mystische, emotionale und rationale „Temperamente“ aufgebaut ist, welche den vier Temperamenten Cholerisch, Sanguinisch, Phlegmatisch und Melancholisch entspricht. Dieser Weg weist jedem Temperament dem ihn Entsprechenden Weg zur Vollkommenheit und vereinigt obendrein alle vier zu einem!

Von diesen 9 Yoga-Arten können alle in ihrer wahren und reinen Form jeden Europäer unbedenklich empfohlen werden; aber, da alle offengelegten Yoga-Schriften entweder einseitig, extrem, verfälscht oder verschlüsselt sind, ist es für den Westländer nicht ratsam, sich unvorbereitet einer völlig falsch beschrieben Yoga-Methode hinzugeben, weil er eine ganz andere psycho-physische Konstitution, Philosophie und Gottesanschauung besitzt als der kontemplative indische Yoga-Schüler. Dazu müssten die Yoga-Methoden erst seinem Wesen angepasst werden. Ein Teil der Yogaübungen ist für den Westländer überhaupt ohne Wert, weil bei ihm die Voraussetzungen heute ganz andere sind, als beim Inder. Aber die für den Mann des Westens hier beschriebenen und in Frage kommenden Yogaübungen sind noch interessant und vielseitig genug.

Wie haben wir uns nun die oft erstaunlichen Wirkungen der Yogaschulung und die Erfolge der Yogis zu erklären? Wenn man die „Hermetik“ kennt, ist diese Frage nicht schwer zu beantworten: Die meisten Yogaübungen sind nichts als Mittel zur Gedanken-Schulung und -Anwendung, die meisten Erfolge der Yogis beruhen darum auf systematischer Gedankenschulung, Unterbewusstseinsumwandlung und Selbst-Erziehung. Wenngleich die altindischen Yogis den modernen Begriff des „Unterbewusstseins“ nicht kannten, besaßen sie doch eine viel gründlichere und weitreichendere Kenntnis der verborgenen Seelentiefe und psychischen Kräfte, als der moderne Abendländer. Sie waren Meister der Seelenschmiedekunst und fähig, sich und andere nach ihrem Willen zu verwandeln, eine Fähigkeit, die wir erst heute wieder, und zwar dank der Hermetik, zu erwecken und zu entwickeln zu beginnen. Die Mittel und Methoden zur Selbstveredelung, Verinnerlichung und Vergeistigung sind im Yoga im Prinzip die gleichen wie in der Hermetik, nur dass bei der Hermetik alles viel klarer, zweckmäßiger und einfacher beschrieben ist. Hierzu kommt bei den Yogis als besonderes Merkmal ein durch systematische Schulung erlangtes unerschütterliches Selbstvertrauen, das wir auch in der okkulten Praxis als wichtige Voraussetzung aller Erfolge kennen lernten. Hiermit wieder hängt zusammen ein gleichfalls beim Yogi stark ausgeprägter fester, zuversichtlicher Glaube an die Verwirklichung. Auch diesen Glauben schult der Yogi bewusst, weil er genauso wie beim Esoteriker weiß, dass erstens Gedankenmacht und Glaubenskraft im Wesentlichen dasselbe ist, und zweitens ein zuversichtlich-gläubiges, lebendig-platsisches inneres Vor-Verwirklichen bereits den halben Erfolg bedeutet. Wenn man die Yoga-Schulung ihres manchmal recht mystisch-verschlüsselten Beiwerks entkleidet, entpuppen sich große Teile aller Anweisungen als Hilfsmittel zur solcher Glaubensschulung. Fast alle Yoga-Methoden gehören der untersten Stufe der hermetischen Praxis an, der Stufe der Affirmation (Bejahung, Versicherung), nur dass diese Methode im westlichen Okkultismus der Mentalität des Westländers entsprechend wesentlich erweitert und vertieft ist. Nun gibt es aber auch Yoga-Methoden, die der nächst höheren Stufe der magischen Praxis, nämlich der Konzentration, entsprechen, die also den Zweck haben, die Gedanken zu erziehen, die inneren Kräfte bewusst anzuwenden, den Willen und das Selbstvertrauen zu stärken. Resultate von Yogaübungen, die dieser Gruppe angehören, sind unter anderen auch die oft seltsam anmutenden „Fakirwunder“. Soweit sie nicht bloße Fremdsuggestion oder „Hypnose“ sind, sind sie Ergebnisse fortgesetzter Autosuggestion und Konzentration. Wenn ein derart geschulter Yogi beispielsweise durch ein Mantram die Wirkung eines Schlagenbisses aufhebt, so ist dies ein Beweis für die Macht des ungeheuer geschulten Denkens! Wieder andere Yoga-Übungen entsprechen der Stufe der Meditation. Hierzu gehören z. B. alle Anrufungen, wie sie bei den kultischen Übungen zur Anwendung kommen. Die höchsten Yogaübungen endlich entsprechen der Stufe der Kontemplation und erstreben wie diese die Verbindung mit dem Innengott und durch ihn die Harmonie mit der Gottheit des Alls. Auf dieser Stufe wird aus der Yoga-Schulung ebenso wie aus der Hermetik die Mystik der Religion! Dies zeigt sich besonders im Dhyana-Yoga, dessen Ziel letzten Endes die Offenbarung des „Neuen Menschen“ ist.

Brauchen wir nun als Europäer diesen Yoga und seine Seelenschulung? Oder besitzen wir einen parallelen, für den Westländer besser geeigneten Weg zur Entfachung und Entfaltung des in jedem Menschen schlummernden göttlichen Funkens, zur inneren Erneuerung und Höchstentwicklung und zur endgültigen Befreiung von Maya-Avidya-Samsara, d. h. von der Schein-Gebundenheit und nicht Erkenntnis alles Vergänglichen? NEIN! Wir brauchen den Yoga nicht, wir besitzen eine solche, der besonderen Konstitution des Westländers entsprechende Seelenschulung in der hermetischen Lehre und Praxis, die nicht nur eine einheitliche Zusammenfassung aller von uns befolgbaren und uns inneren und äußeren Erfolg bringenden Yoga-Methoden darstellt, sondern die zu dem von der Basis der reinen harmonischen Lehre ausgeht und zum höchsten Ziel der Entwicklung hinführt: Zum Einssein mit dem Innengott und zur Harmonie mit dem Unendlichen. Wir bedürfen also keiner besonderen Yoga-Schulung, um zum wahren Magier zu werden. Wir finden alles, was wir brauchen, in der einfachen, klaren Hermetik von Franz Bardon!

2. Kann man sich vor psychischen
Einflüssen schützen?

Fides

Obwohl die eine Zeit hindurch besonders häufige Fälle von offensichtlichem Missbrauch der Hypnose aufgetaucht sind, sind es in letzter Zeit weniger geworden, aber dennoch kann man nicht von einer Abnahme der Fälle von psychischer Fremdbeeinflussung überhaupt reden. Die Häufigkeit dieser Fälle ist vielmehr die Gleiche geblieben, nur sind die Einwirkungen feiner geworden und schwerer als solche feststellbar. Die „Magie der Macht“ treibt nach wie vor mit dem Menschen ihr Spiel und lässt sie andere zu Sklaven ihrer Vorstellungen oder ihres Willens machen. Wer von solchen Machtrausch besessen ist, der sieht nicht, dass jede psychische Beeinflussung ein Eingriff in die Rechte eines Anderen und darum zu verdammen ist. Wer andere Menschen zu beeinflussen und unter seinen Willen zu zwingen versucht, der hat die Grundgesetze rechten Denkens und Lebens noch nicht erkannt. Denn sonst müsste er sehen, dass jeder ichsüchtige, dufeindliche Gedanke und Missbrauch der segensreichen Kräfte des Inneren ihm in seiner Entwicklung zurückwirft, während jeder Gedanke, jede Tat der Liebe, der Dusucht, den Menschen vorwärtsträgt. In seiner Schrift „Wie schütze ich mich gegen Suggestion und Hypnose?“ hat Dr. W. Gerard einige lehrreiche Beispiele von Missbrauch der Hypnose, posthypnotischen Einwirkungen, kriminellen Suggestionen und die Maßnehmen dagegen, die zeigen, dass die Gedankenmacht eine Kraft ist etwa gleich dem Dynamit, das von Nobel bekanntlich zu friedlichen Zwecken erfunden wurde, aber auch in den Dienst der Zerstörung gestellt werden kann. Jede Kraft der Natur ist eben an sich weder gut noch böse; erst der Gebrauch oder Missbrauch macht sie für uns zu dem einen oder anderen. Es entsteht nun die Frage: Kann man sich gegen solchen Missbrauch der Gedankenkraft, gegen psychische Schädigungen durch fremdes negatives Volldenken schützen? Die Frage kann bejaht werden! Jeder Mensch ist im Grunde ein Magier – mit jedem Gedanken, den er hinaussendet und der in anderen Seelen lebendig wird – und zugleich auch ein Medium – insoweit, als er seinerseits von fremden Gedanken beherrscht wird. Da wir alle in einem ungeheuren Gedankenmeer schwimmen und uns eigentlich gegenseitig in einem fort bewusst oder unbewusst beeinflussen, trägt jeder Mensch jedem Anderen eine ungeheure Verantwortung. Der