Mein Dank geht an Peter Windsheimer für das Design des Titelbildes.
Für Schäden, die durch falsches Herangehen an die Übungen an Körper, Seele und Geist entstehen könnten, übernehmen Verlag und Autor keine Haftung.
Da Anion immer wieder gesagt hat, dass okkulte Geschichten am besten hermetischen Probleme beleuchten, haben wir uns entschlossen, eine wirklich gute Sammlung von okkulten Geschichten und wirklich interessanten Berichten herauszugeben. Vorab muss ich noch sagen, dass es leider nur sehr wenig okkulte Literatur gibt, die aussagekräftig ist. Unsere Romane, Kurzgeschichten, Aufsätze und Tatsachenberichte würden leider untergehen, da sie großteils unbekannt sind. Sie wurden in den frühen 20ern in okkulten Zeitschriften wie „Psyche“, „Die magischen Blätter“, „Dido“, „ZfO“, „Prana“, „Lotusblühten“, „Weiße Fahne“, „Asgard“ und anderen veröffentlicht und wer kann heutzutage behaupten, alle gelesen zu haben. Wohl die Wenigsten.
Aus diesem Grund veröffentlichen wir all die Geschichten, die gut, sinnvoll und die wir gefunden haben. Ich hoffe, unsere Leser sind mit dem 10. Band dieser Reihe der hermetischen Literatur zufrieden.
Wenn ich hier von einer höchst unwahrscheinlichen Begebenheit berichte, so tue ich es aus zwei Gründen: Erstens ist diese Geschichte – man mag über sie denken, wie man will – an sich spannend genug, um damit den Bericht zu rechtfertigen. Zweitens aber ist sie mir von einem Manne übermittelt worden, an dessen Wahrheitsliebe für mich keinerlei Zweifel bestehen können; auch hat mir mein Gewährsmann alle Namen der Personen und Orte und alle Daten der Begebenheit genannt und zum Teil mit Beweisen belegt. Allerdings habe ich in meinem Bericht diese Namen ändern müssen; es war dies die Bedingung für die Erlaubnis zur Veröffentlichung. Ich schicke auch gleich voraus, dass ich deshalb Fragen aus dem Leserkreise nach diesen Namen und Daten unbeantwortet lassen muss. Wer die Geschichte nicht glauben will, mag es bleiben lassen; ich nehme es ihm nicht übel. Mir liegt ja nicht ob, zu beweisen, sondern zu erzählen – zu unterhalten.
In den Jahren 1908 und 1909 erschienen in größeren Abständen in verschiedenen Zeitungen einige Notizen, an die sich vielleicht der eine oder andere Leser noch erinnern wird:
Es wurde von drei jungen Leuten – berichtet, die zum Vergnügen und aus Sportlust eine Reise in fast unbekannte Gegenden Asiens unternommen hatten und dann scheinbar verschollen waren. Nach einigen Monaten wurde dann gemeldet, dass diese Leute wohlbehalten zurückgekehrt seien. Eigentümlich war, dass man nichts Näheres über ihre Erlebnisse erfuhr und auch zunächst keinerlei Publikation darüber verheißen wurde.
Im Jahre 1913 kündigte endlich ein kleinerer wissenschaftlicher Verlag die baldige Herausgabe eines Berichtes über diese mysteriöse Reise an. Aber er ist niemals erschienen. Eine ganze Reihe seltsamer Missgeschicke hat die Herausgabe des Buches verhindert. Zunächst wurde jener Teilnehmer der Expedition, der sich zur Niederschrift der Erlebnisse entschlossen hatte, durch eigentümliche körperliche Zustände bei der Arbeit stark behindert. Als er dieser Zustände endlich Herr geworden, gelang es ihm, in einer Nacht, etwa zehn Bogen zu beschreiben. Er schloss diese in seinen Schreibtisch ein. Als er die Blätter am anderen Tage aus der Schublade nahm, waren sie unbeschriebenes Papier, so dass er annehmen musste, geträumt oder Halluzinationen gehabt zu haben. Dies wiederholte sich zweimal. Er diktierte darauf den Bericht in die Maschine. Dieser modernen Einrichtung schienen die dunklen Mächte, die das Zustandekommen des Berichtes bisher gehindert, nichts anhaben zu können. Das Manuskript wurde – vermittels Durchschlags – in drei Exemplaren hergestellt. Das erste Exemplar erhielt der Verleger, das zweite behielt der Verfasser des Berichtes, das dritte wurde zwecks Übersetzung ins Französische nach Paris gesandt. Noch ehe der Verleger das erste Exemplar in die Druckerei geben konnte, verschwand es auf rätselhafte Weise aus seinem Schrank. Der Verleger erhielt darauf das zweite Exemplar. Als man mit dem Satz begann – es war im Juli 1914 –, brach in der Druckerei Feuer aus, wodurch dieses Exemplar vernichtet wurde. An einer nochmaligen Abfassung der Arbeit wurde der Verfasser dann durch Teilnahme am Kriege verhindert. Nach Friedensschluss schrieb er an den französischen Übersetzer, um sich nach dem Verbleib des dritten Exemplars zu erkundigen. Da erhielt er folgende merkwürdige Mitteilung: Als der Übersetzer in Paris gerade bei der Vollendung der Arbeit war, meldete ihm das Dienstmädchen den Besuch eines fremden Offiziers. Noch ehe er antworten konnte, öffnete sich die Tür seines Arbeitszimmers, und ein Inder, der zu den englischen Truppen gehörte, trat ein. Ohne einen Gruß ging der Inder an den Schreibtisch des Übersetzers, nahm das Original-Manuskript und die Übersetzung an sich und verließ damit wortlos das Zimmer. Dem Übersetzer wäre es – so schrieb er – nicht möglich gewesen, durch Wort oder Tat diesem Übergriff zu begegnen; er habe sich wie gelähmt gefühlt. Alle Nachforschungen nach der Person des Inders seien vergeblich gewesen.
Der erwähnte deutsche Verlag ist übrigens während des Krieges eingegangen, und der Verfasser der Schrift hat auch nicht nochmals den Willen zur Niederschrift seiner Erlebnisse aufbringen können. Ich selbst habe ihn erst im letzten Winter in einem südlichen internationalen Badeort kennengelernt – ihn und seine bildschöne Frau. Das Ehepaar, das nicht in Europa lebt, machte in diesem Badeort Station, um sich für Europa, wo es einige Monate verbringen wollte, zu akklimatisieren. Jener Mann ist jetzt achtundvierzig Jahre alt, hat ein jugendliches Gesicht, aber schneeweißes Haar. Er erzählte mir, dass eine einzige Nacht – er sei damals siebenundzwanzig Jahre alt gewesen – sein Haar so gebleicht habe. Erst nachdem wir uns wochenlang kannten und uns sehr befreundet hatten, ließ er sich herbei, mir – unter obengenannten Bedingungen – seine Geschichte zu erzählen. Sie gehört wohl mit zu den sonderbarsten, die je ein Mensch erlebt hat.
Zu Beginn des Jahres 1908 erhielt Claus von Reimbeck, ein vierundzwanzigjähriger Leutnant bei einem Kavallerieregiment in P…, von einem Freund und alten Schulkameraden aus Hamburg einen Brief, der etwa so lautete:
Lieber Claus!
Wie Du wohl weißt, war eigentlich geplant, dass ich jetzt, nach Beendigung meiner Studien, als Mitarbeiter meines Vaters und meines Bruders in unsere Firma eintreten sollte. Nun hat mir aber mein guter Vater – großzügig wie er ist – als Weihnachtsfreude die Mittel zu einer großen Reise von neun bis zehn Monaten zur Verfügung gestellt, damit ich mir noch ein wenig die Welt ansehen soll, bevor mich das Geschäftsgetriebe völlig gefangennimmt.
Da die Reiseroute in mein Belieben gestellt ist, habe ich mich dafür entschieden, nach Indien zu fahren, einige unserer dortigen Filialen zu besuchen, mich dann einem Jagdausflug (merkst Du schon etwas?) in den Himalaja anzuschließen und endlich über China, Japan und Nordamerika zurückzukehren.
Zweck meines heutigen Briefes ist nun, Dich zur Teilnahme an dieser Reise zu animieren. Als leidenschaftlicher Jäger wirst Du sicher Lust dazu haben. Die zehn bis fünfzehn Mille, die die Sache pro Kopf kostet, wird Dein Alter Herr, wenn Du ihm gut zuredest, schon lockermachen; und dass Dir ein längerer Urlaub bewilligt werden wird, daran zweifle ich auch nicht – bei Deinen guten Verbindungen nach oben hin und bei der Sympathie, die das Kriegsministerium solchen Unternehmungen junger Offiziere entgegenbringt.
Gib mir also so schnell als möglich Nachricht, ob ich auf Deine Teilnahme hoffen darf.
Ich erwarte mit Spannung Deine Antwort.
In alter Freundschaft
Dein Bernhard Loening.
Dieser Brief wurde dem Leutnant von Reimbeck vom Briefträger übergeben, als er gerade seine Wohnung verließ, um sich in die gegenüberliegende Kaserne zu begeben, wo er Reitunterricht zu erteilen hatte.
Noch niemals hatte Leutnant von Reimbeck so wenig an seinen Schülern zu tadeln gehabt wie in dieser Stunde. Er schien es gar nicht zu bemerken, wenn einer die Haken nicht genügend herabdrückte oder die Oberschenkel nicht ordentlich zurücknahm.
Gleich nach dem Unterricht begab er sich zu seinem Rittmeister, um einen dreitägigen Urlaub zu erbitten. Noch am gleichen Abend reiste er nach dem väterlichen Gute ab, das im Hannoverschen, unweit der hamburgischen Grenze, gelegen war.
Es war nicht leicht gewesen, den alten Reimbeck für den Plan zu gewinnen. Auch die Erlangung des Urlaubs erwies sich als recht schwierig, obwohl der Oberst das Gesuch seines Leutnants warm befürwortet hatte; war er doch der Ansicht, dass an dem Nimbus einer solchen Reise das ganze Regiment Anteil haben werde.
Doch nach sechs Wochen – Mitte Februar – hielt Claus von Reimbeck die Bewilligung eines Urlaubs bis Ende des Jahres in der Hand.
Am übernächsten Abend fand im Kasino eine Abschiedsfeier für Claus von Reimbeck statt, und am Tage darauf reiste er nach Hamburg ab.
Den Abend verbrachte er im Hause Loening, einer herrlichen Villa an der Elbchaussee, wo er auch für die nächsten Tage Wohnung nahm.
Herr Gustav Loening, der alleinige Inhaber der großen Exportfirma C. A. Loening, und seine Frau zeigten sich sehr erfreut über die Teilnahme Claus von Reimbecks an der Reise.
„Sie glauben nicht, welche Beruhigung es für mein Mutterherz ist, Sie, lieber Claus, an Bernhards Seite zu wissen!“, sagte Frau Loening, dem Leutnant die Hand schüttelnd. Und halb scherzhaft, halb ernst fügte sie hinzu: „Geben Sie mir nur gut auf Bernhard acht!“
„Da wird wohl Bernhard eher auf Claus aufpassen müssen“, meinte Peter Loening, der ältere und bereits verheiratete Sohn der Familie, der schon seit Jahren in der Führung der Geschäfte dem Vater zur Seite stand. „Bei euren dummen Streichen auf der Schule warst du doch immer der Anstifter, Cläuschen!“
„Dann wäre doch das beste, ihr würdet mich zum Aufpassen mitnehmen!“, rief Lily Loening, ein reizendes Mädchen von achtzehn Jahren mit einem hellblonden Wuschelkopf. „Denn ich bin doch sicher die Vernünftigste von euch.“
Herr Gustav Loening klopfte der Tochter, seinem Liebling, die zarte Wange. „Ja, das könnte dir so passen, kleine Deern!“ Und damit war der wohl kaum ernst gemeinte Vorschlag Lilys erledigt.
In der folgenden Nacht träumte Claus von Reimbeck allerhand tolles Zeug – von wilden Tieren und schauderhaften indischen Gottheiten. Auch Lily Loening spielte in diesem Traum eine große Rolle. Er sah sie an seiner Seite in schlimmen Gefahren und fuhr plötzlich, von dem lauten Brüllen eines Tigers geweckt, aus dem Schlaf empor. – Es war aber nur eine große Standuhr im Nebenzimmer, die die dritte Morgenstunde meldete.
Ein Weilchen lag Claus von Reimbeck dann wach und dachte über Lily Loening nach. – Sie war sechs Jahre jünger als er, und er kannte sie seit ihrem dritten Lebensjahre. Als neunjähriger Bub war er auf ein hamburgisches Gymnasium gekommen, hatte sich bald mit seinem Klassenkameraden Bernhard Loening befreundet und dann die ganze Schulzeit über im Hause Loening verkehrt. Die kleine Lily hatte ihn, auch in ihrer Backfischzeit, nie sonderlich interessiert. Als er sie dann vor zwei Jahren einmal wiedergesehen, hatte er gedacht, dass sie doch ein hübsches Ding geworden sei. Aber nun fragte er sich, wo er eigentlich früher seine Augen gehabt habe. Gleich bei der Begrüßung hatte er sich gestanden, dass er eigentlich noch nie einem so entzückenden Mädel begegnet sei.
Und gerade jetzt, wo ich in drei Tagen nach Indien abreisen will… dachte er weiter und schlief darüber wieder ein.
Der erste Gang am folgenden Morgen war zu der Agentur der Dampferlinie, mit der die Freunde von Genua aus nach Colombo fahren wollten.
Bernhard Loening, der von seinem Hund, einem schönen Airedale-Terrier, begleitet war, fragte den Angestellten des Passagebüros, ob noch ein Platz für seinen Freund auf dem Dampfer frei sei.
Der junge Mann blätterte in seinen Listen. Dann sagte er zu Bernhard Loening: „Der Herr hat Glück. Um diese Zeit sind nämlich die Dampfer nach Indien alle voll besetzt; aber ein Platz erster Klasse ist gestern wieder abbestellt worden.“
Wie als Antwort auf diese Auskunft hörte Claus von Reimbeck neben sich ein leises höhnisches Auflachen. Er wandte sich zur Seite und sah neben sich den Menschen, der dieses Kichern ausgestoßen und den er vorher gar nicht bemerkt: Einen kleinen alten Herrn mit gelblichem Gesicht und einem langen, dünnen, schneeweißen Ziegenbart. Der Alte hatte nur noch zwei Zähne, was seiner Miene irgendwie einen hämischen Zug gab. Auf dem Kopf trug er einen grauen Zylinderhut von einer seltsamen altmodischen Form. In demselben Moment, in dem Claus von Reimbeck diesen Herrn sah, schien ihn auch der Hund zu bemerken: Der Airedale-Terrier hatte plötzlich gesträubte Haare und knurrte den Fremden leise an.
„Wünschen Sie etwas von mir?“, fragte der Leutnant scharf und blickte dem Alten böse in die Augen.
Es erfolgte keine Antwort, sondern die Gestalt des Fremden zerfloss in nichts.
Der Angestellte des Büros, der überhaupt nichts von dem sonderbaren Manne gesehen hatte, blickte erstaunt auf, als er Reimbecks Frage in den leeren Raum hörte. Bernhard Loening, der ebensowenig von dem Alten bemerkt hatte, glaubte, dass die Frage von Claus scherzhaft gemeint und sich auf das Knurren des Hundes bezogen habe.
„Still, Trox!“, rief er den Hund an. Und als er das gesträubte Fell sah, meinte er: „Was ist dir denn in die Krone gefahren, du komisches Tier du?“
Da verzichtete Claus von Reimbeck auf die Mitteilung seiner Wahrnehmung, denn er wollte schließlich nicht für verrückt gehalten werden.
Kurz vor der Abreise erschienen Claus von Reimbeck und Lily Loening vor den Eltern Loening, erklärten, dass sie sich „heimlich verlobt“ hätten, und baten um die Einwilligung.
Nachdem sich Herr Loening von seiner Verblüffung erholt hatte, meinte er schmunzelnd: „Na, dann wollen wir diese Heimlichkeit nicht stören und uns erst weiter über die Sache unterhalten, wenn Sie wohlbehalten zurückgekehrt sind, lieber Claus!“, worauf Lily Loening, der sentimentale Gefühlsausbrüche sonst gar nicht lagen, dem Geliebten plötzlich laut aufschluchzend um den Hals fiel.
Wenige Tage später trafen die beiden Freunde in Genua ein. Auf dem Passagebüro der Linie wurde ihnen mitgeteilt, dass der Dampfer mit mindestens dreitägiger Verspätung eintreffen und abgehen würde, da er an der portugiesischen Küste durch schwere Stürme aufgehalten worden sei.
Claus von Reimbeck schlug vor, die Zeit zu einem Abstecher nach Monte Carlo zu benutzen.
„Famose Idee!“, meinte Bernhard Loening. „Aber eine Bedingung habe ich dabei.“
„Ich habe auch eine“, erwiderte Claus, „nämlich, dass nicht gespielt wird.
Sonst verspielen wir noch unser Reisegeld, und das Vergnügen ist zu Ende.“
„Das war nämlich auch meine Bedingung!“, lachte Bernhard Loening.
Und um ganz sicher zu gehen, gaben sie einander das Ehrenwort, auch nicht fünf Francs zu riskieren.
In Monte Carlo war Hochsaison. Mit Mühe und Not fanden die beiden noch Unterkommen. Um sechs Uhr waren sie zum Diner umgezogen. Sie betraten eines der mondänen Restaurants, die um diese Zeit überfüllt waren, und fanden Platz an dem Tisch eines einzelnen Herrn. Er mochte Ende der Zwanzig sein, hatte ein gutgeschnittenes kluges Gesicht, das aber um die Mundwinkel einen verbitterten Zug zeigte. Dieser Herr gab dem Kellner in tadellosem Französisch seine Befehle. Mit zwei Bekannten, die für Minuten an den Tisch traten, sprach er ebenso fließend holländisch und englisch. Als er dann mit den beiden Deutschen ins Gespräch kam, erwies sich, dass er auch ein durchaus reines Deutsch redete.
Da dieser Mann einen guten Eindruck machte, stellten sich die beiden Deutschen ihm vor. Der Fremde nannte auch seinen Namen: Er hieß André de Jaager, gab an, Holländer zu sein und aus Maastricht zu stammen. Die Herkunft aus dieser an der Grenze von Deutschland und Belgien gelegenen Stadt erklärte wohl auch seine Sprachgewandtheit.
Als die Freunde von ihrer geplanten Reise erzählten, seufzte er tief auf und sagte: „Gott, haben Sie es gut! Ach, wenn ich da mitmachen könnte! Gerade für mich wäre das höchstes Ziel meiner Wünsche.“
Und angeregt von den Gedanken an eine solche Reise, wurde er redseliger. Was die Freunde von ihm erfuhren, war dies: André de Jaager war der Sohn eines Wallonen holländischer Staatsangehörigkeit und einer Deutschen. Früh verwaist, wurde er bei einer wohlhabenden, aber lieblosen Verwandten erzogen. In der Meinung, einmal durch Erbschaft von dieser Seite her ganz unabhängig zu sein, hatte er nur seinen Interessen gelebt: Er hatte in buntem Durcheinander Philosophie, Geographie, Naturwissenschaften und orientalische Sprachen studiert. Als vor einem Jahr die Verwandte starb, erwies sich, dass die Erbschaft ziemlich spärlich war. Der junge Mann, dessen Studium keinen eigentlichen Abschluss gefunden, nahm dann Stellungen als Hauslehrer an, fühlte sich aber dabei sehr unglücklich, denn er war ein Leben auf großem Fuße gewöhnt. Er gab also diesen Erwerb bald wieder auf und lebte weiter seinen Interessen. Das führte natürlich zu seinem finanziellen Ruin, und mit dem Rest seines Vermögens war er vor drei Tagen in Monte Carlo eingetroffen, um sein Glück hier im Spiel zu versuchen. Aber er hatte bisher nur verloren – dass er nur noch wenig über tausend Francs besaß, erzählte er allerdings nicht.
Nach dem Diner schlug André de Jaager vor, in die Spielsäle zu gehen. Die beiden Deutschen erklärten, dass sie zwar nicht spielen, aber sich die Sache gern einmal ansehen würden.
Nachdem man gemeinsam ein Weilchen dem Spiel zugeschaut, bat de Jaager, ihn für einige Minuten zu entschuldigen. Er wolle im Nebensaal einmal im Roulette setzen, denn es mache ihn nervös, wenn ihm Bekannte dabei zusähen.
Sehr blass trat er an einen der Spieltische, nahm seinen letzten Tausend- Francs-Schein und warf ihn auf Nummer dreizehn, ohne dass der Croupier diese Überschreitung des Maximums beanstandet hätte. Da raunte ihm jemand diese Worte ins Ohr: „Tong-ched kunang duk! Uk daradara mlöng!“ André de Jaager wandte den Kopf zu dem Sprecher. Es war ein kleiner Herr mit gelblichem Gesicht, dünnem, schneeweißem Ziegenbart und einem fast zahnlosen Mund. Auf dem Kopf trug er einen grauen Zylinderhut von einer seltsamen altmodischen Form.
Das Verblüffende aber für Herrn de Jaager war, dass er die ihm völlig unbekannte Sprache des Alten Wort für Wort verstand; die Mahnung hieß:
„Nehmen Sie Ihr Geld zurück! Sie machen sich unglücklich!“
Ganz verwirrt, zögerte André de Jaager noch einige Sekunden. Dann streckte er die Hand aus, um sein Geld zurückzunehmen. Aber es war zu spät. Im gleichen Augenblick rief der Croupier: „Rien ne va plus!”
Die Kugel rasselte schier endlos in dem Roulette. Herr de Jaager fragte sich: Weshalb stehe ich eigentlich noch hier? Nun ist ja doch alles verloren!
Da fiel die Kugel in ein Fach. – Es war dreizehn. Wenige Sekunden später hielt de Jaager sechsunddreißig Tausend-Francs-Scheine als sein Eigentum in der Hand.
Als er sich nach dem Alten suchend umsah, um die offenbar falsche Warnung mit einer höhnischen Bemerkung zu quittieren, war dieser spurlos verschwunden.
Wie im Traum ging de Jaager zu seinen neuen Bekannten zurück und sagte mit ganz ruhiger Stimme: „Meine Herren, ich habe soeben sechsunddreißigtausend Francs gewonnen. Würden Sie mir gestatten, mich Ihnen auf Ihrer Reise nach Indien anzuschließen? – Natürlich sollen Sie sich erst untereinander ungestört beraten. Ich möchte aber betonen, dass Ihnen meine geographischen und sprachlichen Kenntnisse sicher nützlich sein würden.
Nach drei Tagen schifften sich die drei Reisegefährten in Genua nach Indien ein. Man konnte Herrn de Jaager zunächst nur noch einen Platz zweiter Klasse geben. Aber im letzten Augenblick wurde – ein seltsamer Zufall – noch ein Platz in der ersten Klasse für ihn frei.
Als Bernhard Loening in der ersten Nacht zwischen elf und zwölf Uhr allein ganz vorn am Bug des Schiffes stand und sinnend auf die dunklen Wogen blickte, war es ihm plötzlich, als stehe jemand neben ihm.
Er wandte den Kopf zur Seite und blickte in das leise lächelnde Gesicht eines kleinen alten Herrn mit weißem Ziegenbart und einem grauen Zylinderhut auf dem Kopf.
Etwas verwirrt verbeugte sich Loening leicht und murmelte ein „Guten Abend“. Der Alte neigte auch den Kopf ein wenig und sah Bernhard Loening fragend an. Und der – er wusste selbst nicht, wie er dazu kam – sagte in gesteigerter Verwirrung: „Sie fahren gewiss auch nach Asien?“ – Noch während Loening diese Frage tat, kam sie ihm unmotiviert und albern vor.
Der alte Herr machte darauf eine vage Bewegung mit der Hand gen Osten über das Meer und sagte leise das Wort: „Bodyül!“
Gleich darauf war er verschwunden, als hätten die Schiffsplanken ihn verschlungen.
Als Bernhard Loening zu seinen Gefährten in den Rauchsalon zurückkehrte, fragte er wie beiläufig Herrn André de Jaager: „Sie sind doch ein so gelehrtes Haus, Herr de Jaager: Haben Sie schon einmal das Wort Bodyül gehört?“
„Natürlich“, sagte de Jaager ohne Erstaunen, „Bodyül ist Tibet. Den Tibetern ist nur dieser Name für ihr Land geläufig. Das Wort „Tibet“ ist ihnen gänzlich unbekannt.“
„Danke“, sagte Loening kurz, denn er hatte keine Lust, sein Erlebnis zu erzählen und daraufhin als Gespensterseher ausgelacht zu werden.
Aber am anderen Morgen erkundigte er sich beim Verwalter des Schiffes, wer der kleine, alte Herr mit dem Ziegenbart und dem Mund mit den zwei einsamen Zähnen sei.
Da schüttelte der Verwalter den Kopf und sagte: „Ich kenne sämtliche Passagiere aller Klassen und die ganze Besatzung. Ein solcher Mann existiert nicht an Bord.“ Und lächelnd setzte er hinzu: „Vielleicht haben Sie von so einem geträumt. Die erste Nacht an Bord hat´s in sich.“
Zwei Monate weilten die drei Reisegefährten nun schon in Indien, und es war eine herrliche Zeit, die hinter ihnen lag. Von Ceylon waren sie nach Madura gefahren, um dort das phantastischste aller indischen Heiligtümer, den großen Schiwa-Tempel, zu besichtigen. Weiter ging es über Madras und Bangalore nach Haidarabad, das ihnen mit seinem unübersehbar bunten Völkergemisch wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht erschien. Dann führte sie die Reise nach dem mächtigen Bombay und nach Ahmadabad, der einst so prunkvollen Stadt der Großmogule.
Claus von Reimbeck hatte sich die Reise allerdings abenteuerlicher vorgestellt und war fast ein wenig enttäuscht über all den europäischen Komfort, der sich den Touristen bot.
„Da hätte ich ja meine Großmama mitnehmen können“, sagte er spöttisch, als man nach einem mehrtägigen Aufenthalt in Jaipur sogar den Thar, die mächtige Wüste Indiens, im bequem eingerichteten Eisenbahnzug durchquerte.
Für den Aufenthalt in Amritsar, wo es den goldenen Tempel, das Heiligtum der Sikh-Sekte, zu besichtigen gab, und in Lahore, der Hauptstadt des Panjab, hatte man eigentlich eine Woche vorgesehen. Aber Claus von Reimbeck erklärte, dass er nun von diesen ewigen Tempelbesuchen genug habe und sich nach wilder Natur und Jagd sehne. Bernhard Loening schloss sich dieser Meinung an, und so wurde André de Jaager, der sich mit der Pedanterie eines Fachgelehrten für jede Kleinigkeit interessierte, überstimmt.
Die beiden Deutschen konnten sich übrigens zu Herrn de Jaagers Teilnahme an der Reise nur beglückwünschen, denn sein Wissen über indische Rassen, Kasten, Religionen, Geschichte und Kunst verdoppelte ihnen den Genuss an allem, was sie sahen. Ja, de Jaager hatte sich sogar in den wenigen Monaten schon eine so gute Kenntnis des Hindostanischen angeeignet, dass man in den großen Städten einen Dolmetscher ganz entbehren konnte.
Schon zwei Tage nach der Ankunft in Lahore wurde die Reise nach Jammu fortgesetzt, und von dort ging es mit zweirädrigen Karren hinein in das gebirgige wilde Kaschmir. So, wie die Natur sich hier zeigte, hatten sich die drei Reisenden Nordindien freilich nicht vorgestellt. Mächtige Berge – bald kahl, bald mit Nadelhölzern bewachsen – und jähe Schluchten zwangen zu halsbrecherischen Fahrten auf schmalen steinigen Pfaden. Tosende Gebirgsbäche mussten auf schwankenden Brücken überquert oder durchfahren werden. Von geschlossenen Ortschaften war nichts mehr zu sehen; die verstreuten Lehmhütten der Eingeborenen klebten wie Schwalbennester an den Abhängen.
Fünf Tage dauerte die beschwerliche Fahrt, und man war froh, als sich endlich die in einem Flusstal gelegene Hauptstadt von Kaschmir, Srinagar, zeigte.
Aber diese in vielen altindischen Liedern und Balladen gerühmte „Stadt der Sonne“ brachte zunächst eine arge Enttäuschung. Das Gewirr der engen Gassen war von Schmutz und Gestank erfüllt. Die in Srinagar ansässigen Europäer lebten meist außerhalb der Stadt in reizenden Hausbooten, die auf dem Jhelum-Fluß verankert waren. Es war ein Glück, dass Bernhard Loening einen Empfehlungsbrief an Mister Kilburn, einen Geschäftsfreund seines Vaters, hatte. Dieser liebenswürdige und wohlhabende Engländer, der seit Jahrzehnten in Srinagar wohnte, stellte den drei Reisenden ein solches Hausboot mit vier netten Räumen zur Verfügung. Es sollte für die nächsten Wochen ihr Standquartier bilden, denn von Srinagar aus wollte man einige große Jagdpartien in das nördliche Gebirge unternehmen.
Kaum hatte man sich ein wenig eingerichtet, drängte de Jaager auch schon zu einem Besuch der Basare, die man ihm als besonders interessant geschildert hatte. Claus von Reimbeck, erklärte, er habe nun genug von all dem schwarzen, braunen und gelben Volk und wolle die Zeit lieber benutzen, um einen ausführlichen Brief an seine Braut zu schreiben.
Mit einem kleinen Boot fuhren Loening und de Jaager unter malerischen Zedernholzbrücken hindurch zum Geschäftsviertel. Von Minute zu Minute wurde der Bootsverkehr lebhafter. An einer der Brücken ließen sie den Bootsmann anlegen und durchstreiften dann zu Fuß die belebten Basare.
Die eingeborenen Bewohner Srinagars zeigten einen ganz anderen Typus als die Südinder. Sie waren groß und schlank, hatten eine hellere Gesichtsfarbe und oft schöngeformte schmale Nasen. Aber ihr Betragen stand im krassen Gegensatz zu der edlen Erscheinung. Überall hörte man lautes Schelten, unwürdiges Keifen und grobe Schimpfwörter zwischen Händlern und Käufern. Doch André de Jaager kam auf seine Kosten: Die Basare zeigten ein höchst interessantes Völkergemisch. Aus allen Nachbarländern Indiens strömten hier Handelskarawanen zusammen. Perser, Afghanen, Turkmenen, Bucharen, Tibeter, Nepalesen und noch viele andere Völkerschaften waren hier vertreten.
Von menschlichem Mitgefühl, das fast alle Religionen Asiens predigen, war hier aber nichts zu merken. Um die elenden halbnackten Bettler, Kranken, Krüppel und Blinden, die an den Ecken der Gassen saßen oder sich jammernd und um Almosen flehend durch die Menge drängten, kümmerte sich kein Mensch. Wovon diese Ärmsten eigentlich ihr elendes Dasein fristeten, blieb den beiden Europäern unbegreiflich.
An einer Straßenecke erblickten sie wieder zwei solche halbnackte schmutzige Wesen, die im Straßenschmutz kauerten – einen Mann und ein altes spindeldürres Weib. Diesen aber schenkte die Menge eine größere Beachtung; ein Halbkreis Neugieriger hatte sich um sie gebildet. Das Weib hielt eine kreischende Ansprache, die es mit lebhaften Gesten begleitete.
Da André de Jaager kein Wort von ihrem Kaschmir-Dialekt verstand, wandte er sich an einen besser gekleideten Eingeborenen und fragte auf Hindostanisch, was dieses Paar wolle.
„Es ist ein Fakir mit seiner Assistentin“, erwiderte der Gefragte. „Sie behauptet, der Mann werde jedem, der es bezahlen kann, die Zukunft weissagen.“
Schon wollte sich de Jaager zum Gehen wenden, denn was man bisher auf der Reise an Fakirkünsten gesehen, war alles plumper und langweiliger Schwindel gewesen.
Doch Bernhard Loening hielt ihn zurück: „Der Kerl hat einen fabelhaften Ausdruck in den Augen – einen richtigen Seherblick. Ich hätte wirklich Lust, einmal zu hören, was er mir weissagen wird.“ Und ohne eine Antwort de Jaagers abzuwarten, warf er dem Weib eine Rupie hin.
Die Alte blickte geringschätzig auf das Geldstück und hielt ihm die gespreizten Finger der Rechten entgegen. Ohne zu zögern, fügte Loening noch die geforderten vier Rupien hinzu.
Was nun folgte, war so grotesk, dass die beiden Europäer sich des Lachens wohl kaum hätten enthalten können, wenn die Szene nicht zugleich von einer faszinierenden Unheimlichkeit gewesen wäre.
Das alte dürre Weib schob das Lendentuch, seine einzige Bekleidung, noch um ein weniges nach unten, und es zeigte sich an Stelle des Nabels ein gerundeter blanker Nickelknopf, der auf eine unsichtbare Art dort befestigt war. Der Fakir, mit untergeschlagenen Beinen seiner Helferin gegenüberhockend, richtete nun seine Blicke starr auf diesen glänzenden Knopf – offenbar, um dadurch eine Selbsthypnose herbeizuführen. Andächtig schweigend umstand die sonst so lärmende Menge das sonderbare Paar. Schon nach wenigen Minuten begannen die Augäpfel des Fakirs sich nach oben zu drehen, bis endlich nur noch das Weiße der Augen zu sehen war. Dann ging ein leises Beben durch seine Glieder. Es schien der Alten anzuzeigen, dass der für die Weissagung nötige Zustand erreicht war; und während sie ein primitives Schreibzeug zur Hand nahm, richtete sie ein paar hastige Fragen an ihn. Da bewegten sich seine Lippen und brachten mühsame Worte hervor. Die Alte schrieb sie eilig auf einen ihrer schmutzigen Papierbogen und redete weiter auf den Fakir ein. Es war offenbar, dass dem Seher das Hervorbringen der Worte von einem Augenblick zum anderen schwerer fiel. Immer wilder und kreischender wurden die Bemühungen des Weibes, die Worte aus dem Fakir herauszupressen. Schließlich brachte er nur noch unter heftigen Zuckungen aller Glieder und in gurgelndem Flüstertone einzelne Silben hervor. Es war, als würde einem Sterbenden mit Aufwendung aller Energie ein schauerliches Geständnis erpresst. Die letzten Worte konnte ihm die Alte nur noch von den bebenden Lippen lesen; ein Ton kam nicht mehr aus seinem Munde. Schließlich sank der Fakir nach hinten um und lag wie leblos da. Das Weib beendete schnell die Niederschrift, nahm dann einen bereitstehenden Tonkrug voll Wasser und goss dem Ohnmächtigen den ganzen Inhalt über den Kopf. Während er langsam die Augen öffnete und allmählich wieder zu sich kam, faltete seine Gehilfin den Zettel zusammen und reichte ihn wortlos Bernhard Loening hin.
Hastig steckte er ihn ein und beeilte sich, von Herrn de Jaager gefolgt, aus dem immer ärger gewordenen Gedränge herauszukommen.
Als sie eine weniger belebte Seitenstraße gewonnen hatten, meinte André de Jaager: „Wird ein schöner Blödsinn sein, den der Kerl da verzapft hat! Geben Sie doch mal her!“
Der Zettel zeigte unbeholfene Zeichen in irgendeinem indischen Schriftduktus, von dem de Jaager natürlich keine Silbe entziffern konnte.
„Überlassen Sie mir doch das Blatt, Herr Loening!“, bat er, „Ich werde versuchen, jemanden zu finden, der das übersetzt. Nicht des Inhalts wegen, sondern nur wegen der Schrift, die mich interessiert.“
„Gern“, erwiderte Loening. „Aber ich möchte das Original zurückhaben – zum Andenken an diese tolle Szene, die mir…“ Er brach mitten im Satz ab und fasste Herrn de Jaager am Arm. „Sehen Sie doch da! Was ist das wieder für ein Unglückswesen?“ Er deutete nach der Mauer eines halbverfallenen Hauses.
Lang ausgestreckt auf dem schmutzigen Erdboden, das Gesicht nach unten gekehrt, lag dort eine zitternde Gestalt – anscheinend ein weibliches Wesen. Die beiden traten hinzu und hörten ein leises Stöhnen.
„Man kann diese Ärmste doch nicht einfach liegenlassen“, meinte Bernhard Loening. „Sie scheint schwerkrank zu sein.“
„Ja, was Wollen Sie denn anderes machen?“ André de Jaager zuckte gleichgültig die Achseln. „Wir können doch hier in Srinagar nicht Gesundheitspolizei spielen!“
Ohne auf den Einwand zu achten, hatte sich Loening über die Gestalt gebeugt. Aber plötzlich fuhr er wieder empor und rief betroffen: „Was ist denn das? Die hat ja blonde Haare! Und was für eine seltsame Farbe! Wie dunkles Gold! – Wir wollen sie mal umdrehen. Helfen Sie mir doch!“
Vorsichtig wendeten sie den Körper. Da schlug die Kranke mit einem tiefen Stöhnen die Augen auf und richtete einen irren Fieberblick auf die beiden Männer.
„Mein Gott, das ist ja eine Europäerin!“, stieß Loening erregt hervor.
Die Kranke war ein ganz junges Mädchen – fast noch ein Kind. Sie hatte die auffallend helle Haut der Skandinavierinnen – ja, noch weißer und transparenter – wie zartestes Porzellan; und die schönen großen Augen leuchteten in strahlendem Himmelblau. Ihre Tracht aber war die der Gebirgsbewohner Zentralasiens.
„Donnerwetter, das ist ja hochinteressant!“, rief de Jaager, nun ganz bei der Sache. Dann richtete er auf Hindostani eine Frage an das Mädchen. Doch die von Fieberschauern geschüttelte Kranke schien ihn gar nicht zu hören.
„Ich werde sie vorläufig mitnehmen!“, erklärte Bernhard Loening jetzt. „Morgen können wir dann sehen, wo wir sie unterbringen. Keinen Augenblick länger darf diese Europäerin hier schutzlos liegenbleiben.“ Und ohne sich noch zu besinnen, der verschmutzten Kleidung nicht achtend, nahm er die federleichte Gestalt wie ein Kind in die Arme und trug sie in der Richtung auf den Fluss zu.
Erstaunte Blicke und höhnische Zurufe trafen ihn von den Eingeborenen, denen man in diesen stilleren Gassen begegnete. Nach fünf Minuten war man am Ufer des Jhelum. Bernhard Loening ließ das Mädchen vorsichtig zu Boden gleiten, und de Jaager ging, um das Boot von der Brücke herbeizuholen.
Eine Stunde später lag die Kranke, sauber und weich gebettet, auf Bernhards Lager in dem Hausboot. Da keine weibliche Bedienung bei der Hand gewesen, hatte er kurz entschlossen selbst das Mädchen entkleidet, gebadet und versorgt. Sie war dabei wieder zum Bewusstsein gekommen, hatte ein paar Worte in irgendeiner fremden Sprache gestammelt und aus ihren großen blauen Augen Blicke um sich geworfen, in denen sich Scham, Staunen und Dankbarkeit seltsam mischten.
André de Jaager, der unterdessen wieder ausgegangen, um einen Arzt zu holen, war noch nicht zurück, als das Mädchen endlich einschlief.
Bernhard Loening wollte nicht länger zögern, den sonderbaren Vorfall Herrn Kilburn mitzuteilen, und begab sich zu dem Hausboot seines Gastfreundes. Mit zweifelndem Lächeln hörte Herr Kilburn dem erregten Bericht Loenings zu, ohne ihn aber zu unterbrechen. Dann meinte er kopfschüttelnd: „Ein europäisches Mädchen in asiatischer Kleidung im Straßenkot von Srinagar? Das kann ich mir nicht denken. So etwas ist ganz ausgeschlossen. – Aber wenn Sie erlauben, komme ich gleich mit hinüber und sehe mir die rätselhafte Patientin einmal näher an.“
Kurz darauf trat er neugierig an das Krankenlager. Sofort ging ein Lächeln über sein Gesicht, und er sagte, Bernhard auf die Schulter klopfend: „Ich muss Ihnen leider die Illusion rauben, wenn Sie glauben, irgendeinem abenteuerlichen Schicksal einer Europäerin auf die Spur gekommen zu sein. Dieses Mädchen stammt aus Chinesisch-Turkestan, dem westlichen Teil des Reiches. Ich kenne diese Rasse genau; solche Leute kommen öfters in kleinen Karawanen nach Kaschmir.“
„Aber das ist doch keine Mongolin, Herr Kilburn“, meinte Loening ungläubig.
„Da haben Sie recht. Sie ist eine ganz reine Arierin – viel reinblütiger als wir Europäer selbst.“
„Das verstehe ich nicht. Sie müssen mir das genauer erklären“, drängte Loening, aufs äußerste gespannt.
„Eine sehr einfache Geschichte: Sie wissen doch, dass unsere Urheimat wahrscheinlich in Inner-Asien liegt. Dieses Mädchen gehört zu dem kleinen Rest der urarischen Bevölkerung, die sich im Süden von Yarkand – in einigen abgelegenen Tälern des westlichen Kwenlun-Gebirges – bis auf den heutigen Tag reinrassig erhalten hat. Es sind wohl die einzigen Arier in Reinkultur, die es heute noch auf der Erde gibt.“
Bei den letzten Worten von Mister Kilburn hatte die Kranke die Augen aufgeschlagen. Der klare Ausdruck ihrer neugierigen Blicke zeigte an, dass sie jetzt bei vollem Bewusstsein war.
Und nun entspann sich zwischen ihr und Mister Kilburn in einem Kauderwelsch von Kaschmir-Dialekt, Pashtu, Persisch und Chinesisch ein mühsames Gespräch, das etwa folgenden Inhalt hatte: „Wie heißt du denn, mein Kind?“
„Ich heiße Gamaleh, die Tochter des Dulaishan, des Sohnes des Gandu.“
„Und wie alt bist du?“
„Genau weiß ich es nicht; ich denke wohl, dass ich seit vierzehn oder fünfzehn Jahren lebe.“
„Von woher bist du denn nach Srinagar gekommen?“
„Von Yangi-Shahr. Vor drei Monaten sind wir von dort aufgebrochen.“
„Sehen Sie, dass ich recht hatte!“, sagte Kilburn auf englisch, zu Bernhard Loening gewandt. „Sie kommt von Yangi-Shahr, das liegt in Chinesisch- Turkestan.“ Und dann fuhr er in seinem Verhör fort:
„Mit wem bist du denn hierhergekommen? – Und wann?“
„Vor einem Monat mit einer Karawane von zwölf Leuten meines Stammes – mein Vater, meine zwei Brüder und neun andere.“
„Und wo sind die Leute?“
„Die neun sind schon wieder zurückgezogen. Ich aber bin hiergeblieben, weil mein Vater und die Brüder krank wurden an einer Seuche. Ich wollte warten, bis sie wieder gesund sein würden.“
„Und wie geht es ihnen jetzt?“
„Es geht ihnen gut, denn sie sind nicht mehr auf der Erde. Vor einem halben Monat sind sie alle drei an der Seuche gestorben.“
„Und nun wolltest du warten, bis wieder Leute aus deiner Heimat kommen, und dann mit ihnen zurückkehren?“
„Nein, ich will nicht zurückkehren, denn von meiner Familie lebt sonst niemand mehr.“
„Aber es ist doch besser, wenn du bei deinen Stammesgenossen bist, Kind.“ „Nein. Dort müsste ich Hador, den Sohn des Lundagali, heiraten, dem ich versprochen bin. Aber ich mag ihn nicht und fürchte mich vor ihm.“
„Hier in Srinagar wirst du aber Hungers sterben.“
„Wie Gott will, wird es geschehen“, sagte Gamaleh einfach.
„Nun, es wird sich dann schon was finden“, schloss Mister Kilburn das Verhör. „Vorläufig werden wir erst einmal sorgen, dass du gesund wirst. Du hast Glück gehabt, dass dich dieser gute Mann hier gefunden und mitgenommen hat.“
Gamalehs große himmelblaue Augen schauten unter dem dunkelgoldenen Lockengewirr hervor auf Bernhard Loening. Mit einem dankbaren Ausdruck ruhten ihre Blicke eine ganze Weile auf seinem Gesicht; aber sie sprach kein Wort zu ihm.
Gleich darauf kam André de Jaager mit einem englischen Arzt. Dieser schüttelte erstaunt den Kopf, als er sah, wie sorgfältig man diese junge Asiatin untergebracht hatte.
„Das hätte die sich nicht träumen lassen, dass sie einmal in einem europäischen Bett liegen würde!“, rief er lachend. Und skeptisch fügte er hinzu: „Ich habe diese Sorte kennengelernt, als ich vor fünf Jahren in Yarkand war. Das ist ein richtiges Gebirgs-Räubervolk, mit dem nicht zu spaßen ist.“
Doch dann untersuchte er die Patientin sorgfältig und erklärte schließlich: „Eine eigentliche Krankheit hat sie nicht. Es ist einfach ein völliger körperlicher Zusammenbruch infolge von Entkräftung und Erkältung. Sie wird sich in ein paar Tagen erholt haben. Aber zum Überfluss will ich noch etwas verschreiben, wenn Sie sich so viel Mühe mit ihr machen wollen.“
Am andern Mittag kam André de Jaager von einem Ausgang in die Stadt zurück und sagte triumphierend zu Bernhard Loening: „Ich habe bereits den Wortlaut der großartigen Weissagung des Fakirs. Ein Missionar hat sie mir in ein paar Minuten ins Englische übertragen. Hier ist der englische Text und hier eine deutsche Übersetzung. Denken Sie, die wörtliche Übertragung ins Deutsche hat ganz zufällig so etwas wie ein Versmaß ergeben. Also hören Sie! Es ist zwar blödsinniger Schwulst, klingt aber ganz großartig und geheimnisvoll.“
Und mit Pathos las er von seinem Zettel ab:
„Bis der silberne Mond sich dreimal gerundet,
hüte die blauen Sterne,
die unter dunkel-gold´nem Gewölbe dir leuchten!
Dann aber, o Fremdling, folge dem Weg,
den sie aus finsterer Nacht ins helle Leben dir weisen!“
Er blickte ironisch lächelnd auf und sagte dann: „Der Missionar scheint sich übrigens verschrieben zu haben. Ich wollte nur nichts willkürlich ändern. Es ist doch ganz offenbar, dass der Urtext heißt: „Wahre die goldenen Sterne, die unter dunkelblauem Gewölbe dir leuchten!“, – nicht wahr?“
Bernhard Loenings Blicke hatten sich in maßlosem Staunen auf Herrn de Jaager gerichtet. Es dauerte noch eine Weile, ehe er die Sprache wiederfand. Endlich sagte er mit schwerer Zunge: „Sie irren sich, Herr de Jaager. Die Übersetzung des Missionars ist richtig. Mit den Worten: „die blauen Sterne unter dunkel-gold´nem Gewölbe“ sind Gamalehs blaue Augen unter ihren dunkel-goldenen Haaren gemeint. Daran kann kein Zweifel bestehen.“
Nun machte auch André de Jaager ein höchst erstauntes Gesicht: „Wahrhaftig, das ist sonderbar! Aber wie konnte der Fakir ahnen, dass wir eine Weile später dieses Kind finden und sogar mitnehmen würden? So etwas tut doch sonst kein Europäer hier!“
Bernhard Loening zuckte die Achseln: „Es ist kaum fasslich; aber ich bin dennoch überzeugt, dass dieser Fakir in seinem kataleptischen Zustand hellseherische Kräfte besitzt. Auf jeden Fall werde ich der Weissagung – soweit sie mir verständlich ist – folgen und Gamaleh, wenn sie einwilligt, vorläufig bei uns behalten. Irgendeine gesetzlich zulässige Form wird sich schon finden lassen.“
Als die drei Reisegefährten von ihrem ersten Jagdausflug, der sie zehn Tage von Srinagar ferngehalten hatte, zurückkehrten, erlebten sie eine Überraschung:
Gamaleh, die sich völlig erholt hatte, war kaum wiederzuerkennen. Die abgemagerte, totenblasse Kranke hatte sich in ein junges Mädchen von unerhörter Schönheit gewandelt. Die vorher so bleichen Lippen zeigten jetzt ein herrliches Korallenrot, das von der porzellanhellen Haut besonders reizvoll abstach. Die Wangen waren voller geworden und von einem rosigen Schimmer überhaucht. Die großen blauen Augen blickten frisch und lebensvoll, und das seltsame Dunkelgold ihres Haares, das in dichten Locken auf die Schultern fiel, schien noch an Glanz gewonnen zu haben. Sie zeigte eine rührende Freude, ihren Retter wiederzusehen; und als Bernhard Loening ihr nach vieler Mühe die Frage verständlich gemacht hatte, ob sie bei ihm bleiben wolle, stimmte sie mit einem Jubelruf zu.
Als man wenige Tage später zu einer neuen Jagdpartie rüstete, bat Gamaleh, man möge sie mitnehmen. Bernhard Loening gab zu bedenken, dass die Strapazen zu groß für sie sein würden, aber die Tochter des rauhen Gebirgsstammes hatte nur ein übermütiges Lachen für solche Warnungen. So gab Loening endlich nach, und Gamaleh begleitete die kleine Jagdgesellschaft. Sie sorgte unterwegs nicht nur für die Mahlzeiten, sondern sie machte sich auch durch ihre Gewandtheit und die Vertrautheit mit der Natur des Gebirges sehr nützlich.
Nach einem Aufenthalt von fünf Wochen verließen die Reisenden Kaschmir. Die englische Behörde hatte nichts dagegen einzuwenden, dass Gamaleh als Dienerin mit ihnen zog. Man beglaubigte auf Loenings Wunsch den schriftlichen Dienstvertrag, machte ihn aber gleich darauf aufmerksam, dass die Mitführung einer weiblichen Bedienung nicht landesüblich sei und in den größeren Städten einiges Aufsehen erregen würde.
Es zeigte sich bald, dass der englische Beamte recht hatte. Anfangs kümmerten sich die drei Europäer zwar wenig darum. Als man aber in Delhi gar zu viele anzügliche und freche Bemerkungen – nicht nur von den Eingeborenen – zu hören bekam, erklärten André de Jaager und Claus von Reimbeck, dass diese Situation unhaltbar sei.
Doch Bernhard Loening war fest entschlossen, Gamaleh bei sich zu behalten – nicht nur in der fixen Idee, der Weissagung des Fakirs folgen zu müssen, sondern auch aus persönlicher Zuneigung zu dem treuen und schönen Kinde. Er hatte sich in den sechs Wochen, seit Gamaleh um ihn war, viel mit ihr beschäftigt, und ein besonderes Vergnügen bereitete es ihm, ihr seine deutsche Muttersprache beizubringen. Mit der Leichtigkeit und Schnelligkeit, die nur Kindern und Naturmenschen eigen ist, lernte sie Deutsch zu verstehen und sich auch recht gut verständlich zu machen.
Nach einer etwas gereizten Auseinandersetzung mit seinen beiden Reisegefährten, die es auch nicht an ein paar spöttischen Bemerkungen hatten fehlen lassen, rief Loening das Mädchen zu sich.
„Ich muss etwas Wichtiges mit dir besprechen, Kind“, begann er. „Es geht nicht, dass du so mit uns weiterfährst, weil die Leute hier in Indien es nicht gewöhnt sind, dass…“
Bernhard Loening stockte mitten im Satz, denn Gamaleh brach plötzlich in ein wildes Weinen aus, warf sich ihm zu Füßen und brachte unter Schluchzen hervor:
„Gamaleh weiß schon! Der Sahib (Herr) will mich fortjagen! – Gamaleh will bleiben… nicht mehr so nahe, aber… von weitem… folgen dem Sahib…“ Die Tränen erstickten ihre Stimme.
Bernhard Loening, von diesem jähen und leidenschaftlichen Ausbruch des sonst so sanften Kindes sehr betroffen, zog sie empor und sagte: „Du darfst nicht vor einem Menschen niederknien, Gamaleh. Ich denke auch gar nicht daran, dich fortzujagen, sondern ich will dir einen guten Vorschlag machen. Also höre mich einmal ruhig an!“
Als man am nächsten Morgen zum Bahnhof fahren wollte, um nach Agra weiterzureisen, erklärte Bernhard Loening, er sehe selbst ein, dass es mit Gamaleh nicht so weitergehe, und er wolle den Tag benutzen, in Delhi vorläufig ein gutes Unterkommen für sie zu suchen. So wurde verabredet, dass man am nächsten Tage im Great Northern Hotel in Agra wieder zusammentreffen wolle. Claus von Reimbeck und André de Jaager verabschiedeten sich also von Gamaleh – der erstere etwas beschämt, der andere ziemlich gleichmütig – und wünschten ihr alles Gute für ihr künftiges Leben.
Als der Wagen des Great Northern Hotels in Agra am nächsten Tage ohne Bernhard Loening vom Bahnhofe zurückkam, meinte André de Jaager: „Das habe ich mir gleich gedacht. Loening findet natürlich so leicht kein Unterkommen für die Kleine. Da hat er sich etwas Nettes eingebrockt!“
Aber als man sich gegen Abend gerade zum Diner gesetzt hatte, trat Bernhard Loening in den Speisesaal. Reimbeck und de Jaager richteten erstaunte Blicke auf ihn, als sie sahen, dass er in Begleitung eines jungen Mädchens kam; sie erkannten im ersten Moment überhaupt nicht, wer das entzückende junge Geschöpf in dem hübschen Abendkleid war. Und als sie es endlich begriffen, verschlug ihnen die Überraschung vollends die Sprache.
Bernhard Loening trat an ihren Tisch und sagte lächelnd: „Bitte um Entschuldigung, dass ich etwas warten ließ. Aber ich habe für Gamaleh und mich in einem anderen Hotel Zimmer genommen, um euch nicht weiterhin zu kompromittieren. Dürfen wir aber wenigstens mit euch gemeinsam das Diner einnehmen?“
Auch die anderen Hotelgäste waren sofort auf Gamaleh aufmerksam geworden. Ihre Erscheinung fesselte die Blicke nicht nur durch ihre seltene Schönheit, sondern sie hatte trotz der europäischen Kleidung etwas Fremdartiges. Dennoch wäre niemand auf den Gedanken gekommen, dass man keine Europäerin vor sich hatte.
Nicht ganz ohne Sorge verfolgte Bernhard Loening Gamalehs Benehmen bei der Mahlzeit. Aber niemand hätte bemerken können, dass diese kindhaft junge Asiatin das erste Mal in ihrem Leben in dem Speisesaal eines europäisch eingerichteten Hotels weilte. Den Gebrauch von Messer und Gabel hatte sie längst – schon während der Jagdausflüge – gelernt, und im übrigen achtete sie genau auf Bernhard Loening, dessen Haltung und Handhabungen sie geschickt und genau nachahmte. Sie aß freilich von jeder Speise nur wenige Bissen, denn die Erregung schnürte ihr fast die Kehle zu, und das Herz klopfte ihr bis zum Halse. Aber niemand merkte ihr etwas davon an.
Die selbstverständliche Folge von Gamalehs Auftreten als Europäerin war, dass sie zunächst keine Dienstleistungen mehr verrichten durfte; und das schien ihr das Unbegreiflichste in ihrer neuen Rolle. Vierzehn Tage lang reiste sie noch als elegante europäische Touristin, denn man besuchte noch Allahabad, Benares und Patna. Dann aber ging es zu neuen Jagdausflügen in das wilde Assam, die nordöstlichste Provinz Vorderindiens. Und nun – in den abgelegenen einsamen Dschungeln – ließ sich Gamaleh nicht mehr hindern, ihre alte Tätigkeit wieder aufzunehmen und überall – auch bei den Arbeiten des Lagerlebens, die sonst nur Männerhänden vorbehalten – mit Hand anzulegen. In ihrer Jagdkleidung – Hemd, Breeches, Ledergamaschen und breitrandigem Tropenhut – hätte man sie für einen exzentrischen und couragierten europäischen oder amerikanischen Backfisch halten müssen.