Bernard Jakoby

Verzeihen ist
immer möglich

Die Bedeutung der Aussöhnung
im Sterben und in den Nachtodkontakten

nymphenburger

Hinweis zur Zitierungsweise: Alle Beispiele, in denen die Quelle nicht nachgewiesen wird, sind mir persönlich berichtet oder schriftlich und per E-Mail gesendet worden. Einige Beispiele habe ich meiner Webseite entnommen. Namen und Umstände wurden verändert.

© für die Originalausgabe und das eBook: 2013 nymphenburger in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten.

Schutzumschlag: Wolfgang Heinzel

Schutzumschlagmotiv: Fotodesign Hildegard Morian

Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering

ISBN: 978-3-485-06060-8

www.nymphenburger-verlag.de

www.sterbeforschung.de

Inhalt

Einleitung

Erster Teil

Verzeihen als Weg der Befreiung

1. Kapitel

Wer bin ich?

Die Bedeutung des Bewusstseins

Die Konfrontation mit dem Tod

Die Spiele des Ego

Das Ende der Täuschungen

Gesellschaftliche Auswirkungen

Die Problematik der Polarität

Die zwei Aspekte der Wirklichkeit

2. Kapitel

Die Phasen der geistigen Aussöhnung

Verantwortlichkeit

Offenheit

Verzeihen

Der Sinn des Leidens

Das Ende der Schuld

Akzeptanz und Dankbarkeit

Die fünf Dinge, die Sterbende bedauern

3. Kapitel

Die Visionen der Sterbenden

Wissenschaftliche Forschungen

Das Erleben der Sterbenden

Die Begegnung mit jenseitigen Wesen

Sterbebettvisionen in der Sterbebegleitung

Phänomene in Todesnähe

4. Kapitel

Empathische Todeserlebnisse

Außerkörperlichkeit

Veränderte Raumwahrnehmung

Begegnung mit dem Licht

Das Miterleben der Lebensrückschau

Weitere Aspekte

Zweiter Teil

Das Phänomen der Nachtodkontakte

1. Kapitel

Was sind Nachtodkontakte?

Die Häufigkeit von Nachtodkontakten

2. Kapitel

Die unterschiedlichen Formen der Nachtodkontakte

Der Augenblick des Todes

Das Gefühl von Gegenwart

Wie Kontakte mit Verstorbenen zustande kommen

Unerwartete Geruchsphänomene

Geruchsphänomene während des Sterbens

Körperliche Berührungen

Visuelle Erscheinungen von Verstorbenen

Vollständige Erscheinungen

Partielle Erscheinungen

Akustische Wahrnehmungen

Begegnungen mit Verstorbenen in Träumen

Erlebnisse zwischen Wachen und Schlafen

Grenzüberschreitung und Transzendenz

Symbolische Nachtodkontakte

Naturphänomene

Synchronizität

Elektrizität

Telefonische Kontakte

Physikalische Phänomene

Schutz und Warnung

Erdgebundene Seelen

Gründe für Erdgebundenheit

3. Kapitel

Suizid als Seelenentscheid

Nachtodkontakte nach einem Suizid

Keine Seele geht verloren

Zuspruch und Trost aus dem Jenseits

4. Kapitel

Die Bitte um Vergebung

Die Bedeutung der Lebensrückschau

Die Bitte um Vergebung

5. Kapitel

Wiederbegegnungen mit verstorbenen Kindern

Kinder melden sich aus dem Jenseits

6. Kapitel

Nachtodkontakte in der Psychotherapie

Neue Wege zur Heilung der Trauer

Aussöhnung mit Verstorbenen

Vergebung suchen

Vergebung seitens der Verstorbenen

Induzierte Nachtodkontakte bei Kriegsveteranen

7. Kapitel

Bedeutung der Nachtodkontakte für unser Leben

8. Kapitel

Vergebung in medialen Sitzungen

Resümee

Anhang

Einstimmung auf den Kontakt mit einem Verstorbenen

Verzeihen

Wie finde ich mein höheres Selbst

Dank

Kontakt

Literatur

Lesetipp

Einleitung

Verzeihen zu können oder Vergebung zuzulassen ist für viele Menschen ein außerordentlich schwieriger Schritt. Manche wissen nicht, warum sie überhaupt verzeihen sollen. Eng verknüpft damit sind Schuldgefühle bzw. Schuldprojektionen auf andere. Was dabei jedoch oft zu wenig beachtet wird: Solange das Versagen eines Menschen oder eine tief gehende Verletzung nicht vergeben werden können, bleiben wir entweder durch Schuldgefühle oder beständigen Groll an diese Person gebunden, selbst nach ihrem Tod. Das ist der Grund, weswegen zahlreiche Verstorbene mit uns in Kontakt treten und um Vergebung bitten wollen.

Vergebung bedarf der Entscheidung, sich von alten ungelösten Problemen freizumachen. Wer verzeihen kann und sich aus freiem Willen dazu entscheidet, wird mit sich selbst ins Reine kommen. Aufgestaute Wut, Hass, Groll, Zorn oder Aggression lösen sich auf, und der Betroffene findet seinen Frieden.

Ich selbst wurde vor einigen Jahren in einer medialen Sitzung mit dem Thema Verzeihen konfrontiert. Ich hatte damals die Absicht, mit meiner verstorbenen Mutter in Kontakt zu treten. Was jedoch geschah, war, dass plötzlich mein Vater da war. Das war für mich sehr überraschend, denn wir hatten immer ein äußerst schwieriges Verhältnis. Ich war von meiner Persönlichkeit her anders, als er sich den idealen Sohn gewünscht oder vorgestellt hätte. Darüber hinaus war er Alkoholiker und häufig unberechenbar und ablehnend. Das änderte sich auch während seiner Krebserkrankung nicht, und so ließ mich sein Sterben relativ unberührt. Das führte natürlich dazu, dass ich nach seinem Tod lange Zeit negative Gefühle hatte, wenn ich an ihn dachte. Sehr vielen Menschen wird es da ähnlich gehen.

Zu meiner großen Überraschung sprach mein Vater in dieser medialen Sitzung mit mir. Er bat inständig um Vergebung und zeigte sogar Verständnis dafür, wenn ich ihm nicht verzeihen könnte. Ich weiß nur noch, dass sich in jenem Moment aller Groll auflöste und ich von Dankbarkeit erfüllt war. Endlich konnte ich meinen Vater so annehmen, wie er gewesen war. Solange Wut oder Zorn auf einen Verstorbenen nicht losgelassen werden können, bleiben wir auf ungute Weise mit ihm weiterhin verstrickt.

Sie werden in diesem Buch eine Reihe von ähnlichen Fallbeispielen vorfinden. Denn Verstorbene versuchen immer wieder, auf die Notwendigkeit des Verzeihens hinzuweisen. Vergebung ist ein Akt der Liebe, damit alte Wunden heilen können.

Auch in den Sterbeprozessen zeigt sich in aller Deutlichkeit, dass die unerledigten Dinge an die Oberfläche des Bewusstseins treten. So mancher Sterbende sehnt sich noch in seinen letzten Tagen nach Aussöhnung, Vergebung und Verzeihen, um seinen inneren Frieden zu finden.

Es liegt in der Natur des Menschen, stets Gleiches mit Gleichem vergelten zu wollen. Doch gerade Menschen, die etwas Schreckliches erlebt haben, erinnern uns oft daran, dass das keinen Frieden bringt. Die Eltern des zehnjährigen Mirko, der 2010 auf brutalste Weise missbraucht und ermordet wurde, gaben in einem Zeitungsinterview zu Protokoll, dass sie sich nicht durch Wut, Zorn und Hass auf den Täter zerstören lassen wollten. Deswegen hätten sie beschlossen, ihm zu vergeben.

Das ist eine Entscheidung, die nicht leichtfällt, doch sie entgiftet das Herz. Besonders bemerkenswert war ihre Aussage, alles Weitere Gott zu überlassen, der als Einziger den Wert eines Menschen zu beurteilen vermöge. Etwas so Belastendes an Gott abzugeben befreit den Menschen innerlich.

Täter und Opfer sind eingebunden in einen übergeordneten Gesamtzusammenhang, so unvorstellbar das für manche Zeitgenossen auch sein mag. Wir alle tragen den göttlichen Funken in uns, ohne den wir gar nicht lebensfähig sind – unabhängig davon, ob es dem Einzelnen bewusst ist oder nicht. Deswegen ist das Thema Verzeihen stets mit der Frage verbunden: »Wer bin ich? Bin ich der Körper, bin ich das Ego, bin ich die Krankheit, bin ich mein Schicksal?« Wer sich damit auseinandersetzt, wird vielleicht die Entdeckung machen, dass wir weit mehr sind als das kleine Erden-Ich. Er wird erkennen, dass wir Menschen geistige ewige Wesen sind und dass der Tod nur eine Umwandlung in eine andere Form des Seins darstellt. Wer das versteht, sieht auch die Notwendigkeit, alte schwelende Konflikte und Verletzungen in sich wahrzunehmen, um sich endgültig von ihnen befreien zu können.

In unserem Leben werden wir verletzt, und wir verletzen auch andere. Durch Vergebung und selbstverständlich auch durch Selbstvergebung können wir den inneren Frieden wieder erlangen. Dadurch befreien wir uns aus dem belastenden Gefängnis eigener Schuld oder auch von Schuldprojektionen auf andere.

In diesem Buch lesen Sie, was Verzeihen konkret bewirken kann und dass es letztlich nur einer einzigen Entscheidung bedarf, um sich selbst oder anderen zu vergeben. Durch Verzeihen übernehmen wir die Verantwortung für unser Leben im Sinne einer gelebten Eigenverantwortung. Wir sind nicht länger von anderen abhängig und befreien uns von altem Ballast.

Im ersten Teil des Buches wird der grundlegenden Frage »Wer bin ich?« nachgegangen, die uns das übergeordnete Eingebundensein in das Göttliche enthüllt. Wer sein höheres Selbst entdeckt, wird die Erfahrung machen, dass alle wesentlichen Fragen nach dem Woher und Wohin von der inneren Stimme beantwortet werden. Wir erkennen dann, dass wir Liebe sind.

Sterbende werden mit ihrer innewohnenden Kraft konfrontiert, und je mehr sie ihr Sterbenmüssen annehmen können, suchen sie nach Möglichkeiten der geistigen Aussöhnung. Noch in ihren letzten Lebenstagen versuchen sie, sich mit ihren Angehörigen und Freunden auszusprechen, da ihnen bewusst wird, wie kleinlich oder ablehnend sie in bestimmten Situationen gehandelt haben.

Im Sterben zeigt sich sehr deutlich, wie viele jahrelange Konflikte auf banalen Streitereien beruhen, die sich im Laufe der Jahre verselbstständigt und verfestigt haben. Meistens sind ständige Auseinandersetzungen die Folge und ziehen Wut, Hass und Schmerz nach sich. Wenn das erkannt wird, entsteht der aufrichtige Wunsch, diese Dinge bereinigen zu wollen.

Im Kapitel über die Sterbebettvisionen werden neueste wissenschaftliche Ergebnisse erläutert sowie durch eine Vielzahl bisher unveröffentlichter Fallbeispiele die Phänomene beschrieben, die Sterbende kurz vor ihrem Tod erleben. Es ergibt sich der Eindruck, dass eine unsichtbare liebevolle Kraft die Loslösung der Seele vom Körper steuert. Das zeigt sich auch in den immer häufiger auftretenden Berichten über empathische Todeserlebnisse, dem sogenannten Mitsterben, in denen das Verzeihen ebenfalls eine große Rolle spielt.

Im zweiten Teil wird das Phänomen der Nachtodkontakte ausführlich behandelt. Wissenschaftler haben festgestellt, dass Begegnungen und Kontakte mit Verstorbenen seit einigen Jahren immer häufiger auftreten, was darauf hinweist, dass der Schleier zwischen dieser und der anderen Welt durchsichtiger geworden ist. Die vielfältigen und unterschiedlichen Formen von Nachtodkontakten werden anhand vieler neuer Beispiele erläutert.

Auffällig im Gesamtkontext des Buches ist es, dass außerordentlich viele Verstorbene ihre Angehörigen kontaktieren, um Vergebung zu finden. Jeder Verstorbene macht früher oder später die Erfahrung der Lebensrückschau, in der er sich selbst ungeschminkt ins Gesicht schaut und auch mit den Auswirkungen seiner Gedanken, Taten und Worte auf andere Menschen konfrontiert wird. Die Verstorbenen betrachten dann die Umstände ihres Lebens von einer höheren Warte, da die eigenen Schwächen und Fehler nicht länger verdrängt werden können. Ihnen wird bewusst, dass nur durch Vergebung alte Verstrickungen aufgelöst werden können.

Insbesondere zeigt sich die Reue Verstorbener nach einem Suizidversuch. Diesem Thema ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Danach werden neue Wege zur Heilung der Trauer und Aussöhnung mit Verstorbenen in der Psychotherapie beschrieben. Die Auswirkung und Bedeutung der Nachtodkontakte für unser Leben wird ebenso erläutert, wie dargestellt wird, dass Verzeihen auch in medialen Sitzungen eine überaus große und wichtige Rolle spielt. Insofern ist es sicherlich sinnvoll, schon im Hier und Jetzt mit der Vergebungsarbeit zu beginnen. Dann brauchen wir auch das Sterben nicht länger zu fürchten.

Erster Teil –
Verzeihen als Weg
der Befreiung