Schwimmen und Tauchen wie ein Delfin
• Training
• Technik
• Ausrüstung
Vorwort
von Umberto Pelizzari
Eine Flosse von Format
Vorwort von Dagmar Andres-Brümmer
»Wenn ich die Monoflosse anziehe, verwandle ich mich.«
Vorwort von Mike Marić
1 Von Delfinen, Meerjungfrauen und der Power des Delfinkicks
Delfine, die unübertroffenen Meister
Kein Trick, pure Kraft
Meerjungfrauen, faszinierende Fabelwesen
Die Entdeckung des Delfinkicks
»The Fifth Stroke« – die Geheimwaffe
2 Eine kurze Geschichte der Monoflosse
Schwimmen mit Flossen wird zum Sport
Die Monoflossenrevolution
Das Freitauchen entdeckt die Monoflosse
Rossana Maiorca: Der erste Freitauchrekord mit Monoflosse
3 Sportarten mit Monoflosse
Mit einem Atemzug: Apnoetauchen
Volle Power: Finswimming
Mit Kompass im See: Orientierungstauchen
Nixen im Pool: Mermaiding
Sicherheit im Wasser
Warum kann man bewusstlos werden?
Der Druckausgleich
4 Die Monoflosse
Das Flossenblatt
Das Fußteil
Die Flügel
Pflege der Flosse
Transport und Verpackung
Handgepäck oder Sperrgepäck?
5 Equipment: Welche Monoflosse für mich?
Einfache Flossen und Trainingsflossen
Monoflossen für Einstieg und Freizeit
Monoflossen für ambitionierte Sportler
Die richtige Größe wählen
Weitere Ausrüstung
High Performance: die Hyperfin
6 Die Delfinbewegung – Technik und Biomechanik
Eine ganzheitliche Bewegung
Die Aufwärtsbewegung
Die Abwärtsbewegung
Die Vorwärtsbewegung
Kickfrequenz und -amplitude
7 Beweglichkeit in den Gelenken
Der Muskel als Basis der Beweglichkeit
Dynamisches oder statisches Stretching?
Stretching – wie, wann und warum?
Stretching für die Monoflosse: Oberkörper und Schultern
Übungen A 1 bis A 9
Stretching für die Monoflosse: Mobilität von Becken und Hüfte
Übungen B 1 bis B 7
8 Einführung ins Monoflossenschwimmen: Übungen im Wassr
A – Übungen ohne Flossen (Free Body)
Übungen A 1 bis A 5
B – Übungen mit kurzen Flossen
Übungen B 1 bis B 17
C – Übungen mit Monoflosse
Übungen C 1 bis C 13
9 Mit einem Atemzug: das Streckentauchen
Hydrodynamisch unter Wasser
Die richtige Tarierung
Der Start
Die Wende
Register
Sonnenlicht bricht sich im Wasser und lässt die Taucherin in eine mystische Welt hinabtauchen.
Ein Vorwort zu einem Buch über die Monoflosse zu schreiben, macht mich ein wenig verlegen! Leider habe ich in den Jahren, in denen ich selbst im Wettkampf aktiv war, nicht wirklich an die Monoflosse geglaubt. Die französischen Taucher hatten mich Ende der 1990er-Jahre eingeladen, die Monoflosse auszuprobieren. Mir wurde von unglaublichen Tiefenzunahmen im Vergleich zu traditionellen Flossen berichtet. Aber für mich, hartnäckig und stolz, war es nie eine Option, die Ratschläge meiner französischen Wettkampfgegner anzunehmen.
Ich muss zugeben, dass ich mich völlig geirrt habe! Die Monoflosse ist beim Freitauchen wirklich den herkömmlichen Flossen überlegen.
Nachdem ich beschlossen hatte, mit den Rekorden und dem Wettkampf aufzuhören, begann ich mich näher mit der Mono zu beschäftigen. Die Ergebnisse überraschten mich. Ich tauchte tiefer als meine eigenen Tiefenrekorde, die ich mit normalen Flossen aufgestellt hatte, ich verkürzte die Tauchzeit und der Aufstieg war unglaublich einfach.
Um die Monoflosse richtig zu nutzen und effizienter und ökonomischer zu tauchen, muss man allerdings die Technik beherrschen. Und genau das ist das Ziel dieses Buches: mit einfachen bis komplexen Übungen, zusammengestellt von Mike Marić, ehemaligem Top-Athleten, heute Weltklasse-Trainer und Apnea Academy Ausbilder, und Dagmar Andres-Brümmer, mehrfache Deutsche Meisterin und Rekordhalterin im Streckentauchen und ebenfalls Freitauchtrainerin. Ich würde sagen, es kann kaum ein besseres Autoren-Team geben. Hätte ich damals schon ein solches Buch gehabt, hätte ich sicherlich meinen letzten Constant-Weight-Tiefenrekord mit der Monoflosse getaucht.
Dagmar Andres-Brümmer unterwegs im heimischen Gewässer. Ein dicker Neoprenanzug schützt vor der Kälte.
Was ist da drin? Der Herr am Sicherheits-Check des Stuttgarter Flughafens schaut mich strafend an, denn dass die Tasche nicht durch den Scanner passen würde, war eigentlich klar. »Eine Monoflosse«, sage ich höchst freundlich und bin trotzdem überrascht, als er mir ein verständnisvolles »Ahhh, Sie machen Meerjungfrauenschwimmen« entgegnet und mich zum Sperrgepäck-Scanner lotst. Dass ich nicht Meerjungfrauenschwimmen, sondern Apnoetauchen betreibe, erkläre ich nicht weiter. Es kommt ja ungefähr hin.
Schwimmen oder Tauchen mit der Monoflosse hat viele Facetten, und aus den unterschiedlichsten Beweggründen lieben wir unsere großen Flossen – über verschiedene Sportarten und Passionen hinweg. Finswimming mit der Monoflosse ist Hochleistungssport mit Power und Tempo, Apnoetauchen mit der Monoflosse ist Entspannung, Spaß und Faszination, und beim Mermaiding ist die Flosse Bestandteil des Gesamtkunstwerks.
Mit diesem Buch möchten Mike Marić und ich Lust aufs Monoflossenschwimmen machen. Wir möchten Anleitung zum Erlernen und Verbessern der Bewegung geben sowie Tipps für Kauf, Auswahl, Pflege – und auch den etwas schwierigen Transport. Auch wenn es uns Menschen niemals gelingen wird, mit den Meeressäugern im Wasser mitzuhalten, ist die Monoflosse doch ein erster Schritt, uns diesen wundervollen Wesen verbunden zu fühlen und zumindest ein klein wenig zu schwimmen wie ein Delfin.
Für Input und kritisches Feedback zu diesem Buch möchte ich mich bedanken bei Deutschlands bester Tieftaucherin Jennifer Wendland und Deutschlands erfolgreichstem Finswimmingtrainer Lutz Riemann. Dem Erfinder der modernen Monoflosse Boris Porotov sei gedankt für die Informationen aus den Anfangstagen der Flosse und allen Fotografen für die wunderschönen Bilder.
Es sei noch angemerkt, dass wir aus Gründen der Lesbarkeit auf die Gender-Gerechtigkeit verzichtet und nur die männliche Form verwendet haben. Selbstverständlich schließt dies alle Taucherinnen, Flossenschwimmerinnen und Athletinnen mit ein. In diesem Sinne wünsche ich allen potenziellen Meerjungfrauen und -männern, Sportlerinnen und Sportlern viel Spaß mit diesem Buch und glückliche Stunden im Wasser.
Dagmar Andres-Brümmer
Autor Mike Marić taucht mit Delfinbegleitung.
Es war im Oktober 2001, bei meiner ersten Freitauch-Weltmeisterschaft in Ibiza, als ich zum ersten Mal eine Monoflosse ausprobierte. Es fühlte sich seltsam an, und ich kam nicht damit zurecht. Trotzdem war ich fasziniert. Ich war schneller. Aber ich musste mich anders bewegen. Mir wurde klar: Die Technik ist viel komplexer als mit den normalen Flossen.
In Italien wussten wir Taucher damals nicht viel über Monoflossen. Und als Schüler von Umberto Pelizzari hatte ich nichts darüber gelernt. Also folgte ich meinem Instinkt als Schwimmer und versuchte mich wie ein Delfin zu bewegen.
Der Wendepunkt kam erst, als ich Valter Mazzei traf, der bald ein guter Freund wurde. Valter ist Flossenschwimm-Experte und Trainer des Weltklasse-Flossenschwimmers Stefano Figini. Als Erstes brachte er mir die technischen Feinheiten der Bewegung bei und zeigte mir unmissverständlich: Um den Umgang mit der Monoflosse zu lernen, braucht man Zeit, Begeisterung, aber auch eine gewisse Ehrfurcht und sehr viel Gefühl. Beiden, Valter und Stefano, möchte ich an dieser Stelle danken, denn mit ihnen gemeinsam ist das Projekt »Swim like a Dolphin« entstanden.
Mit den vorgeschlagenen Übungen wollen wir unseren Lesern etwas an die Hand geben, was Verständnis schafft für die Notwendigkeit eines strategisch aufgebauten Trainings – von den kleinen Flossen hin zur Monoflosse. Es geht uns nicht darum, eine Anleitung zum Selbststudium zu liefern, sondern vielmehr ein Begleitbuch für ein Training mit einem qualifizierten Ausbilder.
Tauchen mit der Monoflosse ist die ultimative Umsetzung des Wunsches, eins zu sein mit dem Wasser, und der Vorstellung, ein Teil der bunten Lebensgemeinschaft im Meer zu sein. Das, was der große Jacques Mayol so treffend als »Homo Delphinus« bezeichnet hat. Den Atem anhalten zu lernen und wie ein Delfin zu schwimmen sind die Grundfertigkeiten eines guten Freitauchers, und beide Fertigkeiten erfordern kontinuierliches Üben und Zeit. Aber man wird belohnt: mit dem unbeschreiblichen Gefühl, im Wasser frei zu sein, wenn Körper und Geist eins werden in der Bewegung. Mit der Kraft der Gedanken und der Kontrolle über die Atmung werden wir Taucher. Aber mit dem Beherrschen der Bewegung werden wir ein kleines bisschen mehr wie Delfine.
Mike Marić
Lodi, Italien, 2019
Begegnung mit den wahren Meistern: Delfine berühren uns Menschen seit Jahrtausenden.
Delfine faszinieren uns Menschen seit Jahrtausenden, beginnend mit den Erzählungen in der griechischen Mythologie, wo Delfine in den verschiedensten Rollen auftauchen. Sie sind die Guten, die rettenden Gestalten, in die sich über Bord gehende Seeleute verwandeln. Aber bisweilen sind sie auch heimtückisch, wie der furchteinflößende Delfin, in den sich Sonnengott Apollo in Homers Apollon-Hymnos verwandelt, als er ein Schiff mit arglosen Handelsreisenden aus Kreta kapert. Nicht nur in den Mythen, auch im Alltag standen Delfine im alten Griechenland für etwas Besonderes: Auf Fresken und in Mosaiken, als Skulpturen und auf kunstvoll bemalten Gefäßen tauchten sie im Alltag auf.
Vor gut 3.000 Jahren müssen die Delfinbestände im Mittelmeer um einige Dimensionen größer gewesen sein als heute. Gruppen mit Hunderten von Tieren waren wohl ein durchaus häufiger, gar gewöhnlicher Anblick. Doch die Seefahrt war damals eine gefährliche Sache. Wetter, Strömungen und Stürme waren wenig vorhersehbar. Dass die neugierigen Meeressäuger, die unvermittelt neben einem Schiff auftauchten, gar in seiner Bugwelle mitschwammen und sprangen, die griechischen Seefahrer zugleich faszinierten und ihnen Angst machten, ist nachvollziehbar. Und bis heute haben Delfine nichts von ihrer Faszination verloren.
Mitte der 1930er-Jahre schipperte ein gewisser Mister E. F. Thompson durch den Indischen Ozean. Vom Deck des Schiffes aus beobachtete er Delfine und stoppte die Zeit. Etwas weniger als sieben Sekunden hatte ein Delfin benötigt, um das fahrende Schiff vom Heck bis zum Bug zu überholen, wie Thompson notierte. Eine Beobachtung, die im fernen Cambridge den britischen Zoologen James Gray faszinierte, denn der Wissenschaftler beschäftigte sich mit der Fortbewegung von Tieren. Da das Schiff, auf dem Thompson gestanden hatte, 41 Meter lang war und mit 8,5 Knoten fuhr, errechnete Gray, dass der Delfin 20 Knoten schnell gewesen sein musste. Aus weiteren Beobachtungen und einer Reihe komplizierter Berechnungen schloss Gray, dass es eigentlich unmöglich sei, dass die Tiere nur mit Muskelkraft eine derartige Geschwindigkeit erreichen könnten. Ihre Muskelkraft müsste ansonsten siebenmal größer sein als die von anderen Säugetieren, schrieb er 1936 im Journal of Experimental Biology. Die Delfine müssten folglich in irgendeiner Weise über einen hydrodynamischen Trick verfügen, der es ihnen erlaubte, mit solcher Leichtigkeit derartige Geschwindigkeiten zu erreichen.
Dank ihrer immensen Muskelkraft können Delfine mit bis zu 7,2 PS durchs Wasser schnellen.
Als »Gray’s Paradox« beschäftigte diese Schlussfolgerung des britischen Professors über Jahrzehnte hinweg die Wissenschaft. Vor allem in der militärischen Forschung war man daran interessiert, zu ergründen, worin das Geheimnis der Delfine lag. Wie schafften sie es, den Widerstand zu verringern, den jeder Körper zwangsläufig erzeugt, wenn er durch eine Flüssigkeit gleitet? Würde des Rätsels Lösung zu schnelleren Schiffen, Torpedos oder U-Booten führen?
Lange Zeit wurde angenommen, dass es Delfinen gelingt, laminare Strömungen entlang ihres Körpers zu erzeugen beziehungsweise die turbulenten Strömungen extrem gering zu halten, und dass die Tiere dadurch quasi Supergleitfähigkeiten hätten. Man konzentrierte sich in einigen Studien darauf herauszufinden, ob die Hautoberfläche der Meeressäuger der wesentliche Faktor sei, der diese laminaren Strömungen begünstigte.
Die Torpedoform der Tiere, ihre Hautbeschaffenheit und ihre Flossenform sind im Lauf der Evolution darauf optimiert worden, im Wasser wendig und schnell zu sein. Das alles schien jedoch nicht auszureichen, um ihre Leistungen vollständig zu erklären.
Erst vor wenigen Jahren gelang es dem amerikanischen Biologen Frank E. Fish, die Kraft, die ein Delfin mit seiner Schwanzflosse erzeugen kann, wirklich sichtbar zu machen und zu messen. Ein Blick in die Sportwissenschaft hatte den Biologen auf die richtige Idee gebracht. Dort untersuchte man schon länger die Delfinkicktechnik der Spitzenschwimmer, indem man diese durch einen Vorhang aus kleinsten Luftblasen schwimmen ließ. Mithilfe von Licht, das an diesen Luftblasen gebrochen wird, lassen sich über entsprechende Kameras die durch den Schwimmer erzeugten Wirbel sichtbar machen. Mit entsprechenden Rechenmodellen lässt sich daraus wiederum die Kraft berechnen, die der Schwimmer ins Wasser bringt. Ähnliches machten Frank Fish und seine Kollegen dann mit trainierten Delfinen und belegten, was sie schon länger vermutet hatten: Es gibt keinen magischen Trick. Delfine haben tatsächlich eine immense Muskelkraft, mit der sie durchs Wasser schnellen.
Wenn Delfine mit einer für sie normalen zügigen Reisegeschwindigkeit von 3 bis 3,5 Metern pro Sekunde schwimmen (das entspricht 11 bis 12,5 Stundenkilometern), erzeugen sie dabei eine Schubkraft von 2.380 Watt, was 3,2 PS entspricht. Wenn sie beschleunigen, wird die Power der Delfine sogar nochmals deutlich größer: bis zu eindrucksvollen 7,2 PS (oder 5.400 Watt).
Neben der Muskelkraft spielt selbstverständlich die optimale Stromlinienform eine entscheidende Rolle bei im Wasser lebenden Säugetieren. Robben und Buckelwale beispielsweise legen ihre Brustflossen (Flipper) an, um strömungsgünstiger zu werden. Ein Aspekt, den wir uns beim Monoflossenschwimmen oder -tauchen immer wieder vergegenwärtigen müssen: Kopfposition, Handhaltung, Schwimmbekleidung – all das hat Einfluss auf unsere Stromlinienform im Wasser.
Nicht nur Delfine hatten in der griechischen Mythologie ihren Stammplatz, sondern auch Mischwesen aus Mensch und Delfin, Mensch und Fisch oder wahlweise Seeschlange. Meeresgott Triton beispielsweise ist halb Mann, halb Meerestier. Überwiegend jedoch waren und sind die Meereswesen weiblich. Derart freundlich, bildschön, milde und faszinierend wie Disneys Meerjungfrau Arielle oder ihre Kolleginnen aus verschiedenen Fernsehserien waren die Wesen in den Mythen und Sagen der verschiedenen Länder allerdings oft nicht. Sie lockten Schiffe auf die Klippen und Seeleute in den Untergang.
Als verführerische Fabelwesen locken die Meerjungfrauen so manches Schiff auf die Klippen.