Teneriffakatzen
Roman
© Kirsten Schulitz
Originalausgabe 2021
ISBN 9783753400402
Herstellung und Verlag:
BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Film, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.
Diese Geschichte hat sich in ähnlicher Form tatsächlich so ereignet.
Die Namen der Personen wurden geändert.
Dieses Buch widme ich all den wundervollen Katzen Teneriffas, die mein Leben auf einem Teil meiner Wegstrecke begleitet haben oder noch begleiten.
Unsere beiden wundervollen Katzen Mila und Sandy waren vor einem Jahr leider beide gestorben. Daß es eine furchtbare Zeit war, brauche ich sicherlich keinem Katzenfreund zu erzählen.
Schon länger hatten mein Mann und ich vor, in den Süden auszuwandern. Nicht nur der Sonne wegen, sondern auch, weil insbesondere ich selber mich in Deutschland einfach nicht mehr wohl fühlte. Es war mir alles zu „ordentlich“, zu geregelt, zu unfroh und unlebendig und durchaus auch zu teuer. Wir hatten das Gefühl, immer mehr arbeiten zu müssen, um gleichzeitig immer weniger Lebensqualität zu bekommen, Ich war nicht mehr glücklich in Deutschland, und meinem Mann Bob ging es ähnlich.
Mit Mila und Sandy wären wir nach Italien ausgewandert, denn dort fühlten wir uns in unseren seltenen Urlauben immer sehr wohl. Nun aber waren die zwei Schätzchen nicht mehr da. Und ich beschloß, ihrem traurigen Tod einen ganz kleinen Sinn zu geben: eine Auswanderung in ein Land, in das wir mit ihnen nicht gegangen wären.
Und so fiel nun die Wahl auf die kanarischen Inseln. Einen Flug, wie auf die Kanaren erforderlich, hätten wir diesen beiden Katzen, die ja auch schon älter waren, nicht zugemutet. Die Kanaren gehören zu Europa, haben aber dennoch einen Sonderstatus. Und wir erinnerten uns an unseren Urlaub auf Gran Canaria vor vielen Jahren, den wir sehr genossen hatten.
Natürlich wollten wir jetzt vorher keine Katzen wieder aufnehmen, die Auswanderung vor Augen.
Es war eine sehr harte Zeit für mich nun ohne Katzen im Haus. Seit meinem achtzehnten Lebensjahr teilte ich ich mein Leben mit Katzen. Und nun war da kein kleiner Tiger mehr. Alles war so still, so leer. Es war eine sehr schwere Zeit für mich.
Immerhin aber tröstete mich der Nachbarskater, den ich Chico nannte und der mich immer einmal wieder besuchte.
Doch ich wußte, ich würde erst dann wieder glücklich werden, wenn ich erstens wieder mit Katzen lebte und zweitens wir ein neues Zuhause hätten.
Keine Katzen vor der Auswanderung, dies war also unser Plan.
Doch dann kam alles anders...
Das Frauchen vom Nachbarskater Chico rief mich eines Tages an, daß dem Bruder ihres Mannes ein kleines Kätzchen zugelaufen wäre. Der Bruder wäre mit seiner Freundin und ihrem Hund im Wald spazieren gewesen, und da fanden sie das Kleine – ganz alleine und voller Zecken.
Sie schickte mir Fotos – eine dreifarbige Glückskatze, ca. sechs bis sieben Wochen jung.
Ob ich das Kätzchen nicht aufnehmen möchte?
Ich antwortete ihr natürlich, daß wir doch auswandern wollten und daher im Moment eigentlich keine neue Katze in frage käme.
Wenige Tage später schrieb mir diese Nachbarin wieder: Der Bruder und seine Freundin, die schon das Glückskatzenbaby aufgelesen hatten, sie hätten jetzt bei ihrem letzten Spaziergang noch ein Katzenbaby gefunden.
Ich fragte, ob sie es in der Nähe entdeckt hatten, wo die erste kleine Katze war, ob es Geschwister sein könnten. Nein, so die Antwort, dieses zweite Kätzchen wäre noch viel kleiner. Noch kleiner? Ja, schrieb sie, ca. zwei einhalb Wochen alt. Ich dachte erst, ich hätte mich verlesen. Doch sie bestätigte mir, gerade 2,5 Wochen jung. Dieses kleine Kätzchen wurde am Müll (!) gefunden und schrie und schrie dort so lange so erbärmlich, bis es von den beiden gehört und gefunden wurde. Und dann schickte sie mir auch von diesem Kleinen ein Foto – ein Tigerchen, das auf dem Foto gerade vom Tierarzt das Fläschchen bekam. Es hatte verklebte Augen und Schnupfensymptome.
Und wieder die Frage, ob wir die zwei Katzenbabys nicht aufnehmen möchten.
Außerdem schrieb sie mir, daß ihre Bekannten die beiden ins Tierheim geben würden, wenn sie nicht schnell ein Zuhause bekommen würden, denn behalten wollten sie selber die Kätzchen nicht. Und meine Nachbarin selber hatte auch schon zwei eigene Katzen, eine davon Chico, unser Gastkater.
Das war eindeutig eine Fügung des Schicksals, das war mir klar. Zwei kleine Katzenbabys, die auf einmal auftauchten, keine Geschwister, kurz hintereinander von den selben Menschen gefunden, jetzt zusammen. Und da Bruder und Freundin die zwei nicht behalten wollten, war es eindeutig auch nicht deren Schicksalsfügung.
Wir überlegten. Denn natürlich mußte dies alles nun sehr gut durchdacht werden, die Auswanderung stets weiter im Hinterkopf.
Doch recht bald war mir klar: Dies war unsere Fügung des Schicksals! Diese zwei kleinen Kätzchen wurden mir geschickt, damit ich schon jetzt wieder Katzen aufnehme, trotz geplanter Auswanderung. Damit ich wieder glücklich werde – und die zwei Kleinen ein schönes Zuhause bekommen.
Und so beschlossen wir, den zwei Katzenbabys gemeinsam ein wundervolles Zuhause zu geben und sie bei uns aufzunehmen.
Wir verabredeten ein Treffen mit den Menschen, wo die Kätzchen jetzt waren. Wir trafen uns an einem Parkplatz, alle warteten schon. Der Hund, eine nicht gerade kleine Hündin, war auch dabei, zum Glück absolut entspannt den Katzen gegenüber. Die kleinen Kätzchen waren auf den Armen der Menschen, den kleinen Tiger ließen sie gar frei laufen, es kletterte sofort wieder an den Menschen hoch!
Was waren die zwei winzig...
Sie waren nun ca. drei und sieben Wochen jung. Das Tigerchen brauchte noch ein wenig weiter das Fläschchen. Auch eine Aufgabe. Und es hatte den Schnupfen.
Es gab nur einen offenen Karton, den die zwei mit hatten. Dort setzten sie die Katzenbabys hinein. Ich nahm den Karton mit den Kleinen auf den Rücksitz unseres Autos zu mir, und wir fuhren los, mit zwei Katzenbabys im Gepäck.
Bob fuhr, ich nahm hinten die Kleinen aus dem Karton. Die Dreifarbige legte sich sofort entspannt und vertrauensvoll auf meinen Schoß. Das kleine Tigerchen aber schien ein Wirbelwind; während der ganzen Fahrt turnte es auf mir herum, meine Hand immer dabei, damit es nicht durch das ganze Auto turnte...
Bei uns Zuhause angekommen, fühlten sich die Kleinen auch sofort zu Hause. Unglaublich. Und sie liefen sofort zur Terrassentür, fast, als würden sie alles bereits kennen...
Sie hatten sofort Vertrauen, alles war einfach nur schön.
Wir nannten sie Bonny und Sunny. Dreifarbige Katzen sind immer Mädels; es sind Glückskatzen. Und sie war und ist eine Schönheit; so bekam sie den Namen Bonita – Bonny. Das kleine Tigerchen war so ein Wirbelwind, das konnte nur ein Kater sein, so dachten wir. Ihn nannten wir Sunny, unser Sonnenschein.
Noch eine Woche lang bekam Sunny das Fläschchen, alle vier Stunden. Zum Glück aber schlief Sunny nachts problemlos durch. Nachts waren die Kleinen mit bei uns im Bett; ihnen fehlte ja auch ihre Katzenmutter. Ich weiß noch, wie ich mich kaum traute, mich zu bewegen, so klein, wie sie waren.
Da ich zum Glück Homöopathin für Katzen bin, bekam Sunny von mir homöopathische Mittel gegen den Schnupfen. Dennoch aber steckte Sunny dann auch Bonny an, so daß wir eine Zeit lang zwei Schnupfenkatzen hatten. Die Kleinen präsentierten uns dann auch noch Bandwürmer, erbrachen Spulwürmer, hatten Ohrmilben, das volle Programm...
Mit der Zeit aber wurden die zwei Kleinen in jeder Hinsicht gesund. Gegen die Parasiten bekamen sie ein tierärztlichen Mittel, den Schnupfen bekam ich prima mit der Homöopathie weg.
Und natürlich war nun wieder „Leben in der Bude“! Ich spielte mit den beiden, was das Zeug hielt.
Wir beschlossen, sie in Deutschland noch nicht raus zu lassen, damit sie sich gar nicht erst an dieses Revier gewöhnten. Wir wollten ihren Freigang erst nach der Auswanderung (die Pläne wurden immer konkreter) in Angriff zu nehmen. Damit sie aber dennoch ein wenig von draußen mitbekommen konnten, die frische Luft genießen konnten, sicherten wir unsere Terrasse mit einem Katzennetz ab.
Ich weiß noch, wie Bonny freudig im Schnee hüpfte, den liebte sie. Der kleinen Sunny aber war das zu kalt...
Einmal schlüpfe Sunny tatsächlich durch das Katzennetz durch, durch eine Masche, so klein war sie. Sie blieb aber direkt dort, und ich konnte sie schnell wieder von außen abholen und wieder rein tragen.
Als Sunny so um die vier Monate alt war (ja, ich lag tatsächlich so lange falsch), dachte ich, daß man nun doch langsam etwas sehen müßte, wenn es wirklich ein Kater wäre. Doch man sah so gar nichts... Ich nahm mir mein Buch, wo gute Zeichnungen von kleinen Katzen von hinten abgebildet waren, was das Geschlecht betrifft. Eindeutig! Sunny war ein Mädchen! Nur gut, daß der Name für beide Geschlechter paßte...
Es gibt natürlich so einiges zu beachten, wenn man mit Katzen auswandert.
Das Gesetz verpflichtet, daß die Katzen gechipt sind und zumindest gegen Tollwut geimpft wurden. Und jede Katze muß ihren eigenen EU-Heimtierausweis besitzen (auf Wunsch mit Foto...).
Dann muß ferner geklärt werden, daß die gewählte Fluggesellschaft auch Katzen erlaubt, zumal wir natürlich darauf bestanden, daß Bonny und Sunny mit uns in der Flugkabine reisen sollten, also bei uns sind. Und dann sind für den Flug nur bestimmte Transportkörbe erlaubt.
Es war nun klar, daß wir noch im gleichen Jahr auf die Kanaren auswandern würden. Zuerst war Gran Canaria geplant, weil wir eben vor vielen Jahren dort einmal Urlaub machten und es uns dort so gut gefiel. Um unser Vorhaben noch einmal zu überprüfen, hatten wir den Gran-Canaria-Urlaub noch einmal wiederholt, kurz bevor Bonny und Sunny zu uns dazu kamen. Und so blieb es vorerst bei Gran Canaria.
Doch dann taten sich für Bob Geschäftsbeziehungen auf der größten kanarischen Insel auf, auf Teneriffa. Und so wurde aus Gran Canaria dann Teneriffa. Dort waren wir zwar noch nie, aber viel anders als Gran Canaria würde es wohl nicht sein, zumal wir eh vorbehaltlos und ohne spezielle Erwartungen unser Vorhaben angingen.
Zwei passende Transportkörbe für die Katzen wurden bald gefunden. Die Fluggesellschaft legte genau die Höchstmaße fest. Länge und Breite waren o.k., aber eine ausgewachsene, größere Katze würde in so einem Korb nicht sitzen können, denn die Höhe war schon sehr beschränkt. Aber Bonny und Sunny waren ja noch nicht ganz ausgewachsen, zum Glück.
Der tatsächliche Zeitpunkt des großen Tages rückte immer näher, unsere Vorbereitungen liefen in vollem Gange. Und so ließen wir nun zuerst die zwei kleinen Tiger impfen, jedoch nur gegen Tollwut, denn nur dies war ja Pflicht. Ich bin kein Freund von Impfungen, aber um diese Tollwutimpfung kamen wir nun einmal nicht drum herum.
Bonny war nun auch schon einmal rollig gewesen.
Das war einfach nur niedlich. Sie selber war tatsächlich sichtlich genervt von diesem Hormonschub, den sie so gar nicht kontrollieren konnte.
Und so stand dann als nächstes die Kastration der zwei Kleinen an. Sunny war mir zwar eigentlich noch zu klein dafür, doch mir war auch wichtig, daß die beiden auch dies gemeinsam durchmachten und erlebten. Und so wurden beide gleichzeitig kastriert. Bei dieser Gelegenheit wurde ihnen auch der erforderliche Chip eingesetzt, und jedes Kätzchen bekam seinen ganz persönlichen Reisepaß.
Bonny meisterte die Kastration problemlos. Sie war relativ sofort wieder topfit. Doch unsere arme kleine Sunny hatte schon arg daran zu knabbern. Die Tierärztin sagte, sie hätte bei Sunny leider einen etwas größeren Schnitt machen müssen, denn sie konnte den einen Eierstock nur schwer finden, weil er noch kaum entwickelt war.
Doch Sunny war brav und artig; von sich aus bewegte sie sich die ersten Tage danach sehr sanft und ruhig, weil sie sicherlich merkte, daß es ihr noch weh tat. Wenn man bedenkt, daß sie sonst so ein Wirbelwind war... - dies war einfach nur großartig.
Und beide gingen sich nicht einmal an die Fäden!
Nach so drei Tagen war dann auch unsere Sunny wieder topfit.
Die für uns schwierigste Hürde war nun auch geschafft: Wir hatten Käufer für unser Haus gefunden.
Nun konnte ich so richtig los legen und entrümpeln... Denn unser Plan war, nur mit dem Nötigsten nach Teneriffa auszuwandern.
Wir würden auf der Insel möbliert anmieten, brauchten also dort wirklich nur Kleidung, Unterlagen und Dokumente, Fotos, ein paar Dekoteilchen von und für mich. Mehr aber nicht.
Und so mußte alles andere weg. Familie und Freunde bekamen, was immer sie wollten, auch das eine oder andere Möbelstück. Ein paar mehr oder weniger bedürftige Menschen freuten sich auch über die Schenkungen. Und ganz, ganz viel ging an einen Katzenschutzverein vor Ort. Und so spendeten wir dem Tierschutz Kratzbaum und Katzenkuschelplätze, aber auch Kleinigkeiten, die sich auf dem Flohmarkt zu Geld machen ließen, was dann auf diesem Weg auch den Katzen vom Tierschutz zu Gute kommen würde.
Auch unsere Hauskäufer freuten sich über die eine oder andere Möbelbeigabe.
Und der Rest – ging in den Müll.
Was man nicht alles so ansammelt im laufe der Zeit! Ich war entsetzt! So viel,was man eigentlich gar nicht braucht. Unglaublich. Das wird mir nie wieder passieren, das war mir eine Lehre! Und das ist es tatsächlich bis heute.
Wie zu erwarten, wurde es dann aber doch ein wenig mehr, was wir dann tatsächlich mit nach Teneriffa nahmen. Nicht alles paßte in unsere Koffer. Und so schickten wir uns selber ein paar Kartons auf die Insel, die dann eintreffen würden, wenn wir bereits dort wohnten.
Ein großer Tag in unserem Leben - der Tag unserer Auswanderung nach Teneriffa mit unseren Katzen Bonny und Sunny, die hier nun zen und elf Monate jung waren. Wir waren inzwischen auch wirklich gut vorbereitet. Bonny und Sunny reisten mit eigenem Ausweis, sie waren gechipt und gegen Tollwut geimpft. Und eben auch bereits kastriert. Die Transportkörbe für die Katzen waren genau ausgesucht, gemäß den Bestimmungen. Bonny und Sunny waren für unseren Flug angemeldet, wir hatten extra eine ganze Dreier-Sitzreihe reserviert, damit wir in Ruhe alleine und zusammen in einer Sitzreihe mit den Katzen fliegen konnten.