Herausgeber
Deutscher Katecheten-Verein e.V., München
Komplett überarbeitete Ausgabe der „Neue Jugendbibel.
Mit Kommentar und Lexikon“ (2015) Konzeptentwicklung,
Textauswahl und Kommentierung: Rainer Dillmann, Agnes Wuckelt
Neubearbeitung: Agnes Wuckelt
1. Auflage 2018
© 2018 Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
Für die Texte der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift,
vollständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe
© 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
Karten: Krister Kowalski, Wolfgang Zwickel
Umschlaggestaltung/Illustration: Grafikhelden Design Studio, Arne Claußen, Herrenberg
Gestaltung und Satz: Grafikhelden Design Studio, Herrenberg
Illustrationen und Farbkonzept: Grafikhelden Design Studio, Herrenberg
Detailillustrationen: stock.adobe.com,
35974229, 36263622, 37285641, 37446728, 38059247, 39282838, 40617680, 40964405, 41514294, 42356513, 43005901, 43581593, 43625309, 44235320, 46498352, 46882081, 46963118, 46963124, 47029081, 47765378, 49411046, 49780832, 50346184, 51998733, 52890645, 53390517, 53719065, 54672494, 54868593, 74086565, 74146273, 79641741, 85331033, 85467233, 99949844, 107952717, 134962185, 46743156, Anthonycz; 77152601, 95155416, palau83; 84848638, BooblGum; 87711866, Diana Vyshniakova; 91686150, Raftel; 91896260, 107881565, 107910811, 107912997, VIGE.co; 105683406, sila5775; 106713112, lera_efremova; 116453219, tovovan; 135911057, leksustuss; 159114342, solargaria;
Druck und Bindung: Finidr s.r.o., Český Těšín, Tschechische Republik
www.bibelwerk.de
ISBN 978-3-460-32570-8
eISBN 978-3-460-51046-3
Geleitwort des Jugendbischofs Dr. Stefan Oster SDB
Vorwort
Einleitung
Schöpfung bekennen und gestalten
Du hast die Erde gegründet
Damit der Mensch die Erde behüte
Tiere töten?
Unterwerft euch die Erde
Arbeit und Freizeit
Arbeit gestaltet die Welt
Durch Arbeit zu Wohlstand
Gerechter Lohn für alle
Ausbeutung der Arbeitskraft
Jede Arbeit ist notwendig
Wochenende – Zeit für Ruhe
In Beziehungen leben
Füreinander da sein
Gleiches Recht für alle – auch für Fremde
Arm und Reich
Brot teilen
Sich widersetzen – mutig sein
Du sollst … frei sein
Nur die Liebe zählt?
Liebe kommt später
Liebe und Gewalt
Männerfreundschaft
Das Hohelied der Liebe
Liebe ist stärker als der Tod
Liebe und Achtsamkeit
Mann und Frau
Eine starke Frau
Ein aufrechter Mann
Meine Frau – deine Frau
Mein gutes Recht
Von einer Frau lernen
Heiraten?
Familie
Eltern und Kinder
Wenn es ganz anders kommt
Wenn die Tochter erwachsen wird
Wenn der Vater mit dem Sohne
Mütter und Töchter
Geschichten, die das Leben schreibt
Vom Märchenprinzen zur gescheiterten Existenz
Wohin du gehst, will auch ich gehen
Vom behüteten Sohn zum selbstständigen jungen Mann
Frauenpower
Streit
Geschwisterstreit
Vaters Liebling
Ich hab hier das Sagen!
Das sollst du büßen!
Mit welchem Recht tust du das?
Ein leidenschaftlicher Draufgänger
Ein Kompromiss
Angst
Zukunftsangst
Todesangst
Bilder des Schreckens
Kampf der Mächtigen
Gewalt
Die Macht den Mächtigen?
Und bist du nicht willig…
Tod dem Tyrannen
… dann schlag ich dir den Schädel ein
Über Leichen gehen
Was kümmert mich dein Schicksal?
Warum, Gott?
Ein Kind opfern
Mit Gott streiten?
Ich kann nicht mehr: ausgebrannt
Klagen dürfen
Schuld
Die Schlange hat mich verführt
Verraten von einer Frau
Wider besseres Wissen
Wie oft soll ich vergeben?
Was ist leichter?
Wer ist ohne Schuld?
Wer kann Sünden vergeben?
Im Tod vergeben
Zeit zum Leben – Lebenszeit
Leben ist heute
Kind sein
Jung und Alt
Wenn das Leben beschwerlich wird
Grenzen bejahen
Tod und neues Leben
Lebendig tot
Im Tod (nicht) allein
Weinen und Klagen
Sich trösten
Dem Tod ins Auge sehen
Er ist auferstanden!
Er lebt weiter!
Glaube
Ich bin der „Ich bin“
Gott in allen Sprachen
Auf Gott hören
Unser Vater
Jesus nachfolgen
Den Glauben bekennen
Beten und Gutes tun
Hoffnung
Glücklich sein
Saatkorn Hoffnung
Neu anfangen dürfen
Die Wüste lebt
Neues bricht auf
Licht am Ende des Tunnels
Who is who?
Wo liegt…?
Namen und Abkürzungen der biblischen Bücher
Karten
Verzeichnis der Bibelstellen
Lieber Leser, liebe Leserin,
sicher kennst du diese Erfahrung: Es spricht jemand, du hörst ihm zu – und im Hören merkst du schon, ob einer wirklich Ahnung hat oder einfach nur plappert. Wir alle kennen ja selbst Situationen, in denen wir auch nur oberflächlich reden, eben plappern. Aber wenn wir selbst über etwas sprechen, wovon wir was verstehen, dann geht uns oft das Herz auf. Dann erzählen wir richtig gern:
Über unsere Hobbies, unsere Lieblingsfußballmannschaft, über die Musik, die wir mögen, über unsere Freunde und vieles mehr. Man spürt, ob jemand das, worüber er redet, auch von innen her kennt und mag.
Das Buch, das du jetzt vor dir hast, kann dir helfen, etwas oder besser jemanden von innen her kennenzulernen, der im Grunde unfassbar ist: Gott selbst.
Gott selbst spricht in der Bibel zu uns, zu dir und mir. Freilich, er spricht durch alte Texte, die in ihrer eigenen Zeit und unter anderen Umständen als heute von Menschen aufgeschrieben worden sind. Wir glauben, dass diese Menschen einerseits von Gottes Geist geleitet und andererseits doch ganz und gar Menschen ihrer Zeit waren. Und das bedeutet, dass die Texte manchmal nicht leicht zu verstehen sind. Es braucht Erklärung und Deutung damit man tiefer hineinkommt. Und nicht nur den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.
Dieses Buch will dir also helfen, in die wunderbare Welt der Bibel hineinzufinden, in die lange Geschichte von Gott mit seinem Volk. Und ganz besonders auch in die Geschichte von Jesus, in dem Gott selbst als Mensch unter uns erschienen ist. Und das Besondere an diesem Buch: Es ist nach großen Themen aufgebaut, nach Lebensthemen, in denen es buchstäblich um alles geht, was wirklich wichtig ist. Um unsere Beziehungen, um Schuld und Versagen, um Freude und Hoffnung, um Liebe und Leben, um Tod und Auferstehung – eben um unser Leben mit Gott.
Dieses Buch will dir helfen, in die Bibel hineinzufinden, damit du so davon sprechen kannst, dass man spürt, du verstehst etwas davon. Und mehr noch: Wenn du lernst, die Bibel wie einen Brief zu lesen, der für dich persönlich geschrieben ist, wie ein Buch, in dem du selbst vorkommst, dann wirst du nach und nach spüren: Gott selbst spricht durch dieses Buch zu dir, er spricht in dein Herz und will dich zur Freundschaft mit ihm einladen.
Ich wünsche dem Buch und ganz besonders dir, seinem Leser, dass es zu dieser Freundschaft führen möge.
Dein Jugendbischof
Stefan Oster SDB
Hallo, Bibelleserin! Hallo, Bibelleser!
Auch noch im 21. Jahrhundert steht die Bibel weltweit an der Spitze der Bestsellerlisten und gilt als das meistübersetzte Buch. Im Januar 2017 lag die gesamte Bibel in 648 Sprachen vor. Das Neue Testament wurde sogar in 1432 Sprachen übersetzt. Im Internet finden sich etliche „Online-Bibeln“; sie bieten unterschiedliche Übersetzungen des Alten und Neuen Testaments. Und auch „Facebook“ räumt der Bibel einen zentralen Platz ein. Doch bedeutet dies auch, dass dieses Buch am meisten gelesen wird?
Zahlreiche Prominente unserer Zeit betonen, dass sie die Bibel lesen und schätzen. So stellt der „Fack ju Göthe“-Schauspieler Elyas M’Barek fest: „Die Bibel erklärt, was wahre Liebe ist“. Für die Rockmusikerin Nina Hagen ist die Bibel „ein wunderbares Buch“, in dem sie immer wieder Stellen finde, die sie noch nicht kenne. Viele moderne Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die sich nicht als Glaubende im christlichen Sinn verstehen, beschäftigen sich mit der Bibel und verwenden biblische Motive in ihren Werken. Die Filmindustrie hat die Bibel seit langem entdeckt. Neben monumentalen Bibelfilmen finden sich Science-Fiction-Filme, deren Inhalt von biblischen Bildern inspiriert ist.
Dennoch:
Für viele Christinnen und Christen ist die Bibel „ein Buch mit sieben Siegeln“. Diese Redewendung steht sogar in der Bibel und meint tatsächlich ein Buch, das mit sieben Siegeln verschlossen ist. Es handelt sich demnach um ein Buch, das nicht leicht zugänglich ist. Bevor man es aufschlagen kann, müssen die sieben Siegel geöffnet werden. Das ist mühselig, aber auch spannend. Was steht in diesem Buch? Vielleicht Geheimnisse? Vielleicht aber ist das, was drinsteht, genauso schwierig zu lesen wie das Öffnen der Siegel? Bei manchen biblischen Texten ist das tatsächlich der Fall. Das ist kein Wunder, denn die Texte sind zum Teil tausende von Jahren alt. Sie wurden von Menschen gesammelt und aufgeschrieben, die ganz anders lebten als wir heutigen Menschen. Dennoch: Die Texte haben uns auch heute noch etwas zu sagen.
Denken wir etwa an die Erzählung von Ijob. Er verliert seine Familie, seinen ganzen Besitz und wird schwer krank. Er findet sich aber nicht mit seinem Leiden ab; er klagt Gott an und fordert ihn zur Rechenschaft: Warum?
Die bohrenden Fragen eines Ijob nach dem Sinn des Leidens sind bis heute nicht verstummt – es sind auch unsere Fragen und unsere Anklagen.
Oder an anderes Beispiel: Die Bibel weist immer wieder darauf hin, dass Fremde das gleiche Recht wie Einheimische haben. Sie erinnert daran, dass die Vorfahren der jetzt Einheimischen einmal selbst Fremde waren. Das heißt doch, dass es Flucht und Einwanderung von Menschen in ein ihnen fremdes Land schon immer gab. Und es wird deutlich, dass die Art und Weise, wie die dort Lebenden den Fremden begegnen und mit ihnen umgehen, schon immer ein Problem darstellt!
Und noch ein weiteres Beispiel: Wenn heute nach Wegen einer dauerhaften Völkerverständigung und zu einem weltweiten Frieden gesucht wird, greifen nicht wenige auf die Bergpredigt im Neuen Testament zurück. Hier werden die „selig“ gepriesen, die Frieden stiften.
Diese Beispiele zeigen, dass die Bibel noch nichts an Aktualität eingebüßt und immer noch Entscheidendes zu sagen hat.
Wenn wir heute in den Schriften des Alten und Neuen Testaments lesen, dann können wir dies aber nicht mehr so unbekümmert tun, wie es früher geschah. Beispielsweise wurde das alttestamentliche Schöpfungsgedicht wie eine naturwissenschaftliche Abhandlung über die Entstehung der Erde verstanden. Daraus wurde eine Tatsache abgeleitet: Gott hat die Welt in sechs Tagen erschaffen und sich am siebten Tag von seinem Schöpfungswerk ausgeruht.
Aber: Die Erkenntnisse der modernen Bibelwissenschaft lassen uns die Bibel heute anders lesen: nicht mit der Brille der Naturwissenschaft, auch nicht mit den Augen der modernen Geschichtsforschung. Die Verfasser und Verfasserinnen der verschiedenen Schriften des Alten und Neuen Testaments verfolgen eine andere Absicht. Sie wollen bezeugen, dass nichts auf Erden dem bloßen Zufall entstammt: Alles ist aus den gütigen Händen des Schöpfergottes hervorgegangen.
Die uns überlieferten Texte sind also Glaubenszeugnisse von Menschen, die in ihrem Leben Gottes Gegenwart und Handeln gespürt haben. Sie haben Gott in der Geschichte Israels sowie im Leben, Sterben und Auferstehen Jesu von Nazareth erfahren – als einen helfenden, befreienden und Leben schaffenden Gott. Die Texte wollen bei ihren Leserinnen und Lesern den Glauben an Gottes Nähe und Führung in der Geschichte der Menschen wecken.
Bibellesen kann so einfach sein
Gott teilt sich uns so mit, dass wir es auch hören und verstehen können. Gottes Wort begegnet uns deshalb nur in menschlicher Sprache. Gott kommuniziert mit uns über andere Menschen. Dabei respektiert er die Eigenart des jeweiligen Menschen. Daraus folgt, dass die einzelnen Schriften der Bibel die ganz persönliche Handschrift des einzelnen Autors und der einzelnen Autorin tragen. Deshalb müssen wir den entsprechenden zeit- und kulturgeschichtlichen Hintergrund des jeweiligen Textes kennen.
Aus diesem Grund werden die in diese Auswahlbibel aufgenommenen Texte auf verschiedene Weise erläutert:
•Unter dem Stichwort „Was bedeutet“ werden wesentliche Hintergründe des Textes dargestellt oder unbekannte Begriffe erklärt.
•Namen und Personen, die in den jeweiligen Texten genannt werden, werden im Anhang unter „Who is who?“ näher charakterisiert.
•Kurze Informationen über biblische Orte finden sich unter der Rubrik „Wo liegt?“.
•Erst wenn wir die uns fremde Kultur wahrnehmen, verstehen wir auch besser, was uns die Texte heute sagen wollen. Entsprechende Hinweise zu ihrer Bedeutung finden sich unter dem Stichwort „Kurz erklärt“.
Für eine persönliche Begegnung mit der Bibel ist eine Textauswahl hilfreich. Die vorliegende Auswahl ist von der heutigen Lebenswelt, ihren Fragen und Herausforderungen geleitet. Die ausgesuchten Themen kreisen um die vielfältigen Beziehungen, die unser Leben bestimmen, um unsere Welt, die Schöpfung, um Arbeit und Freizeit, um Gewalt, Streit, Schuld und Angst, um Kindheit und Alter, um Hoffnung, Liebe und Glaube. Diesen Lebensbezügen werden entsprechende biblische Texte zugeordnet.
Um die ganze Breite der Welt der Bibel aufzuzeigen, werden unter dem Stichwort „Zum Weiterlesen“ auf weitere biblische Texte zum jeweiligen Thema verwiesen. Auf diese Weise ist eine Textauswahl entstanden, die nicht der Anordnung der einzelnen Schriften in der Vollbibel folgt. Wie diese angeordnet sind, könnt ihr dem Verzeichnis der biblischen Bücher im Anhang entnehmen. Dort findet ihr auch die Abkürzungen für die einzelnen Bücher. Außerdem enthält der Anhang ein Verzeichnis der zitierten Bibelstellen und Karten.
„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ – so lautet eine jahrtausendealte Aussage über Gott, den Schöpfer von Raum und Zeit. In den Schöpfungstexten geht es jedoch nicht um die Chronologie der Entstehung von Welt und Leben, sondern um ein Bekenntnis zu Gottes Liebe.
Sie zeigt sich in unseren Lebensraum, in unseren Mitgeschöpfen und auch in uns. Diese Liebe soll sich im Handeln des Menschen widerspiegeln.
Der Mensch soll den Lebensraum bewahren und mit den Geschöpfen, die seinen Lebensraum teilen, schützend und fürsorglich umgehen.
Preise den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, überaus groß bist du! Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet.
Du hast die Erde auf Pfeiler gegründet, in alle Ewigkeit wird sie nicht wanken. Du lässt die Quellen sprudeln in Bäche, sie eilen zwischen den Bergen dahin.
Sie tränken alle Tiere des Feldes, die Wildesel stillen ihren Durst. Darüber wohnen die Vögel des Himmels, aus den Zweigen erklingt ihr Gesang.
Du tränkst die Berge aus deinen Kammern, von der Frucht deiner Werke wird die Erde satt.
Du lässt Gras wachsen für das Vieh, auch Pflanzen für den Ackerbau des Menschen, die er anbaut, damit er Brot gewinnt von der Erde und Wein, der das Herz des Menschen erfreut, damit er das Angesicht erglänzen lässt mit Öl und Brot das Herz des Menschen erfreut.
Die Bäume des HERRN trinken sich satt, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat, dort bauen die Vögel ihr Nest, auf den Zypressen nistet der Storch.
Die hohen Berge gehören dem Steinbock, dem Klippdachs bieten die Felsen Zuflucht.
Du machst den Mond zum Maß für die Zeiten, die Sonne weiß, wann sie untergeht.
Du sendest Finsternis und es wird Nacht, dann regen sich alle Tiere des Waldes.
Die jungen Löwen brüllen nach Beute, sie verlangen von Gott ihre Nahrung.
Strahlt die Sonne dann auf, so schleichen sie heim und lagern sich in ihren Verstecken. Nun geht der Mensch hinaus an sein Tagwerk, an seine Arbeit bis zum Abend.
Wie zahlreich sind deine Werke, HERR, sie alle hast du mit Weisheit gemacht, die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.
Auf dich warten sie alle, dass du ihnen ihre Speise gibst zur rechten Zeit. Gibst du ihnen, werden sie gesättigt mit Gutem. Verbirgst du dein Gesicht, sind sie verstört.
(Ps 104,1.5.10-24.27f.)
In allen Religionen gibt es Vorstellungen über den Anfang und das Fortbestehen der Welt. Die Menschen im Alten Testament glaubten daran, dass ihr Gott YHWH alles gemacht hat. Er hat die Welt sinnvoll eingerichtet und erhält alle Lebewesen – Pflanzen, Tiere und Menschen – liebevoll am Leben. Dieses Schöpfungslied hat eine Vorlage in der ägyptischen Religion. Dort wird Aton, der Sonnengott, als Quelle des Lebens gesehen.
Auch in unserer naturwissenschaftlich aufgeklärten Welt ist es möglich, hinter dem Schönen und dem Schrecken der Natur – z.B. den Naturkatastrophen – Gott zu sehen.
Man stellte sich damals vor, die Erde sei auf riesigen Pfeilern im Meer der Unterwelt verankert.
Auch in Dunkel und in der Nacht ist Gott zu finden.
Selbst die wilden Tiere sind Geschöpfe Gottes und stehen unter dem Schutz Gottes.
ZUM WEiTERLESEN
An vielen Stellen erzählt die Bibel davon, dass Gott die Welt erschaffen hat. Sie geht dabei von unterschiedlichen Vorstellungen über den Anfang aus:
„Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.“ (Gen 1,1f)
„Zur Zeit, als Gott, der HERR, Erde und Himmel machte, gab es auf der Erde noch keine Feldsträucher und wuchsen noch keine Feldpflanzen, denn Gott, der HERR, hatte es auf die Erde noch nicht regnen lassen.“ (Gen 2,4b.5)
„Er thront über dem Erdenrund. Er breitet wie einen Schleier den Himmel aus und spannt ihn wie ein Zelt zum Wohnen.“ (Jes 40,22)
Gott, der HERR, nahm den Menschen und gab ihm seinen Wohnbesitz im Garten von Eden, damit er ihn bearbeite und hüte.
Dann sprach Gott, der HERR:
Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist.
Gott, der HERR, formte aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benennen würde, so sollte es heißen.
Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes.
(Gen 2,15.18-20)
Dann sprach Gott zu Noach und seinen Söhnen, die bei ihm waren:
Siehe, ich richte meinen Bund auf mit euch und mit euren Nachkommen nach euch und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Wildtieren der Erde, mit allen, die aus der Arche gekommen sind.
Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde. Steht der Bogen in den Wolken, so werde ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen lebenden Wesen, allen Wesen aus Fleisch, und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch verdirbt.
(Gen 9,8-10.13.15)
Menschen und Tiere sind Lebewesen, die vieles gemeinsam haben. Gott hat sie erschaffen und nimmt an ihrem Leben Anteil. Er verpflichtet sich, ihr Leben zu erhalten. Menschen und Tiere leben auf der Erde und sind von ihr abhängig.
Sie sind füreinander da und aufeinander angewiesen. Die Tiere sind dem Menschen zur Nahrung gegeben. Allerdings ist dem Menschen damit auch eine große Verantwortung übertragen. Wenn er den Tieren Namen gibt, nimmt er mit ihnen eine besondere Beziehung auf. Diese darf nicht zu Ausbeutung und Missbrauch, Geringschätzung und Quälerei werden.
Auch der Mensch ist nach dieser Vorstellung aus „Erdboden“ geformt (vgl. Gen 2,7). So wird eine „Verwandtschaft“ von Mensch und Tier ausgedrückt.
Der „Bogen“ ist ein Bild für Macht und Stärke; Gott verspricht, seine Macht nicht gegen die Lebewesen einzusetzen.
Who is who? Noach
Wo liegt? Eden
ZUM WEiTERLESEN
Über den rechten Umgang mit Tieren:
„Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem HERRN, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du …, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh.“ (Dtn 5,14)
Mensch und Tier sind gleiche Lebewesen:
„Denn jeder Mensch unterliegt dem Geschick, und auch die Tiere unterliegen dem Geschick. Sie haben ein und dasselbe Geschick. Wie diese sterben, so sterben jene. Beide haben ein und denselben Atem. Einen Vorteil des Menschen gegenüber dem Tier gibt es da nicht. Denn beide sind Windhauch. Beide sind aus Staub entstanden, beide kehren zum Staub zurück.“ (Koh 3,19f.)
Dann sprach Gott:
Die Erde bringe Lebewesen aller Art hervor, von Vieh, von Kriechtieren und von Wildtieren der Erde nach ihrer Art.
Und so geschah es.
Gott machte die Wildtiere der Erde nach ihrer Art, das Vieh nach seiner Art und alle Kriechtiere auf dem Erdboden nach ihrer Art. Gott sah, dass es gut war.
Dann sprach Gott:
Siehe, ich gebe euch alles Gewächs, das Samen bildet auf der ganzen Erde, und alle Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin. Euch sollen sie zur Nahrung dienen.
(Gen 1,24-25.29)
(Und Gott sprach zu ihnen:)
Alles, was sich regt und lebt, soll euch zur Nahrung dienen. Das alles übergebe ich euch wie die grünen Pflanzen. Nur Fleisch mit seinem Leben, seinem Blut, dürft ihr nicht essen.
Siehe, ich richte meinen Bund auf mit euch und mit euren Nachkommen nach euch und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Wildtieren der Erde bei euch, mit allen, die aus der Arche gekommen sind, mit allen Wildtieren der Erde überhaupt.
Ich richte meinen Bund mit euch auf: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben.
(Gen 9,3-4.9-11)
Mensch und Tier sind einander zugeordnet. Beide werden am selben Tag geschaffen; beide werden durch den Lebensatem Gottes zu lebendigen Wesen. Auffallend ist, dass die Bibel zwei unterschiedliche Speiseordnungen kennt: eine vegetarische und eine, die es dem Menschen erlaubt auch das Fleisch der Tiere zu essen. Der Genuss von Blut bleibt dem Menschen allerdings verboten. Die Begründung: Das Blut ist der Sitz des Lebens. Über das Leben aber darf der Mensch nicht eigenmächtig verfügen, auch nicht über das Leben der Tiere.
ZUM WEiTERLESEN
Der Mensch soll die Tiere in seinem Haus gut versorgen:
„Du sollst dem Ochsen zum Dreschen keinen Maulkorb anlegen.“ (Dtn 25,4)
„Der Gerechte weiß, was sein Vieh braucht, doch das Herz der Frevler ist hart.“ (Spr 12,10)
Die Sabbatruhe gilt auch für die Tiere:
„Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem HERRN, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du und dein Sohn und deine Tochter, … und dein Vieh.“ (Ex 20,9-10)
Mensch und Tier leben in einer Schicksalsgemeinschaft. Wenn aufgrund von Krieg oder Katastrophen die Menschen leiden, sind auch die Tiere im Haus und in der Wildnis betroffen:
„Juda ist ausgedörrt; seine Tore verfallen, sie sinken trauernd zu Boden und Jerusalems Klageschrei steigt empor.
Die Vornehmen schicken ihre Diener nach Wasser; sie kommen zu den Zisternen, finden aber kein Wasser; sie kehren mit leeren Krügen zurück. Sie sind bestürzt und enttäuscht und verhüllen ihr Haupt.
Um den Ackerboden voller Risse sind die Bauern besorgt; denn es fiel kein Regen im Land. Sie sind bestürzt und verhüllen ihr Haupt.
Die Hirschkuh gebiert auf dem Feld und lässt ihr Junges im Stich, weil kein Grün mehr da ist.
Die Wildesel stehen auf den kahlen Höhen; sie schnappen nach Luft wie Schakale. Ihre Augen erlöschen; denn nirgends ist Gras.“ (Jer 14,2-6)
Gott erschuf den Menschen als sein Bild; als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie. Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen:
Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!
Dann sprach Gott:
Siehe, ich gebe euch alles Gewächs, das Samen bildet auf der ganzen Erde, und alle Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin. Euch sollen sie zur Nahrung dienen. (Gen 1,27-29)
Der HERR sah, dass auf der Erde die Bosheit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war. Da reute es den HERRN, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat seinem Herzen weh.
Der HERR sagte:
Ich will den Menschen, den ich erschaffen habe, vom Erdboden vertilgen, mit ihm auch das Vieh, die Kriechtiere und die Vögel des Himmels, denn es reut mich, sie gemacht zu haben.
Nur Noach fand Gnade in den Augen des HERRN.
Die Erde aber war vor Gott verdorben, die Erde war voller Gewalttat. Gott sah sich die Erde an und siehe, sie war verdorben; denn alle Wesen aus Fleisch auf der Erde lebten verdorben.
(Gen 6,5-8.11f.)
Die Bibel betrachtet den Menschen als Abbild Gottes. Dies meint, dass jeder Mensch, jeder Mann und jede Frau, eine königliche Würde und Anteil an der Herrscherwürde Gottes hat. Daher gehört es zur Aufgabe der Menschen, das Werk der Schöpfung fortzuführen und an der Gestaltung der Welt teilzunehmen. Das soll jedoch im Sinne Gottes geschehen: Der Mensch soll für alles Geschaffene so sorgen, dass es mit „sehr gut“ bezeichnet werden kann.
Doch dies gelingt den Menschen nicht. Bereits die Bibel muss davon erzählen, dass die Bosheit der Menschen überwiegt. Die Schöpfung hat ihren Sinn verloren, wenn die Menschen, denen sie anvertraut ist, ihrem Auftrag nicht gerecht werden. So erfahren wir bis heute die Zerstörung unseres Lebensraums. Fehlende Sorge für die Schöpfung und gewinnorientierte Ausbeutung der Natur ziehen Folgen nach sich, die der Mensch nicht mehr bewältigen kann.
ZUM WEiTERLESEN
Das biblische Weisheitsbuch erinnert im 11. Kapitel an die Motivation Gottes, die hinter seiner Schöpfung steht:
Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von dem, was du gemacht hast, denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen …
Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens.“ (Weish 11,24.26)
Auch im Tun des Menschen soll sich Gottes fürsorgliche Liebe widerspiegeln. Paulus formuliert dies so:
„Fortan sollen auch die, die diese Welt gebrauchen, sie so gebrauchen, als brauchten sie sie nicht.“ (1 Kor 7,31)
Zudem erinnert Paulus daran, dass Gottes Schöpfung unlöslich mit dem Schicksal des Menschen verbunden ist. Sie braucht deshalb Menschen, die sie im Sinne Gottes – als „Kinder Gottes“ – bewahren.
„Denn die Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. Gewiss, die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen … auf Hoffnung hin: Denn auch sie, die Schöpfung, soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes.“ (Röm 8,19-21)
Der Prophet Jesaja beschreibt die Erneuerung der liebevollen Schöpfungsgemeinschaft von Mensch und Tier im gemeinsamen Lebensraum:
„Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein.
Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie. Kuh und Bärin nähren sich zusammen, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter und zur Höhle der Schlange streckt das Kind seine Hand aus.“ (Jes 11,6-8)
„Wolf und Lamm weiden zusammen und der Löwe frisst Stroh wie das Rind, doch der Schlange Nahrung ist der Staub. Man tut nichts Böses und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der HERR.“ (Jes 65,25)
Wenn sich Menschen für die Schöpfung einsetzen, dann ist alles voller Freude:
„Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, es brause das Meer und seine Fülle. Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. Jubeln sollen alle Bäume des Waldes vor dem Herrn, denn er kommt […].“ (Psalm 96,11-13)
Wer ohne Arbeit ist, steht im sozialen Abseits. Er oder sie kann sich vieles nicht leisten und ist auf Unterstützung angewiesen. Andererseits ist Arbeit oft eine Schufterei und die Freizeit eine willkommene Abwechslung. Über all dies wird in der Bibel nachgedacht: über Mühe und Segen der Arbeit, aber auch über die Gefahr der Ausbeutung, über die Erfahrung von Arbeitslosigkeit sowie über die Notwendigkeit von Freizeit.
Und Gott sprach:
lasst uns Menschen machen als unser Bild, wie unsere Ähnlichkeit,
damit sie herrschen über die Fische im Meer, und über das Fluggetier am Himmel
und über das Vieh und über alles Wildgetier auf der Erde
und über alles Kriechgetier, das über die Erde hin kriecht.
(Gen 1,26 [Übersetzung: Erich Zenger])
YHWH Gott nahm nun den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bearbeite und behüte.
(Gen 2,15 [eigene Übersetzung])
Sie kamen zum Hohenpriester Hilkija und man gab das Geld heraus, das in das Haus Gottes gebracht worden war und das die Leviten, die Wächter an den Schwellen, von Manasse, Efraim und dem ganzen übrigen Israel, von ganz Juda, Benjamin und den Einwohnern Jerusalems gesammelt hatten.
Sie gaben es den Werkmeistern, die im Haus des HERRN angestellt waren, und diese verwendeten es für die Arbeiter, die im Haus des HERRN tätig waren, um seine Schäden auszubessern und das Haus instand zu setzen.
Sie gaben es den Zimmerleuten und Bauarbeitern zum Ankauf von Bruchsteinen und Holz zur Beschaffung der Klammern und zur Erneuerung des Gebälks in den Gebäuden, die von den Königen von Juda vernachlässigt worden waren. (…)
Die Leviten, die sich auf die Musikinstrumente verstanden, befehligten die Lastträger und hatten die Aufsicht über alle Arbeiter bei verschiedenen Dienstleistungen. Einzelne Leviten waren Schreiber, Listenführer und Torwächter.
(2 Chr 34,9-13)
Der Mensch ist das Bild Gottes. Damit umschreibt die Bibel die Aufgabe des Menschen in dieser Welt. Sie will damit sagen: Gott wirkt durch den Menschen in diese Welt hinein. Es ist seine Aufgabe, die Erde als Lebenshaus zu bewahren und gegen alles und alle zu verteidigen, die dieses Lebenshaus zu zerstören drohen. Die Bestellung des Ackerbodens gehört zu den Aufgaben des Menschen. Aber auch das kulturelle Schaffen des Menschen ist wichtig für das Leben der Menschen. Es wird daher von der Bibel positiv beurteilt. Dies wird deutlich in der Beschreibung des Zusammenspiels der unterschiedlichen Berufe und Fähigkeiten bei der Renovierung des Hauses Gottes in Jerusalem.
Der König hatte als Herrscher die Aufgabe, das Land vor Unheil und Schaden zu bewahren. Wenn die Bibel davon spricht, dass der Mensch über die Tiere herrschen soll, dann ist es seine Aufgabe, die Tiere und damit die Erde vor Unheil und Schaden zu bewahren.
Der Garten Eden (wörtlich: Garten der Wonne) ist das Paradies.
Das „Haus Gottes“, der Tempel, ist nach antiker Vorstellung nicht nur der Ort der Anwesenheit Gottes, des öffentlichen Ausübung des Kultes und der Gottesbegegnung. Der Tempel steht auch für die Schöpfung und wird als Mini-Kosmos gesehen.
Who is who? Efraim, Hoherpriester, Leviten, Manasse
Wo liegt? Eden, Juda, Jerusalem
ZUM WEiTERLESEN
„Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, …?
Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, …
Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über die Werke deiner Hände.“ (Ps 8,5-7)
Neben dem weit verbreiteten Beruf des Bauern werden im Alten Testament noch weitere Berufe erwähnt:
Töpfer (1 Chr 4,23)
Walker (Jes 7,3)
Töpfer (Jer 19,1)
Bäcker (Jer 37,21)
Goldschmied (Neh 3,31-32)
Selig jeder, der den HERRN fürchtet, der auf seinen Wegen geht! Was deine Hände erarbeitet haben, wirst du genießen; selig bist du – es wird dir gut ergehen. Deine Frau ist wie ein fruchtbarer Weinstock im Innern deines Hauses. Wie Schösslinge von Ölbäumen sind deine Kinder rings um deinen Tisch herum. Siehe, so wird der Mann gesegnet, der den HERRN fürchtet. Es segne dich der HERR vom Zion her. Du sollst schauen das Glück Jerusalems alle Tage deines Lebens. Du sollst schauen die Kinder deiner Kinder. Friede über Israel! (Ps 128)
Ja, siehe, ich erschaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde.
Jubelt und jauchzt ohne Ende über das, was ich erschaffe.
Denn siehe, ich erschaffe Jerusalem zum Jauchzen und sein Volk zum Jubel.
Sie werden Häuser bauen und selbst darin wohnen, sie werden Weinberge pflanzen und selbst ihre Früchte genießen.
Sie werden nicht bauen, damit ein anderer wohnt, nicht pflanzen, damit ein anderer isst.
Das Werk ihrer Hände werden meine Auserwählten selber verbrauchen. Sie mühen sich nicht vergebens und gebären nicht für den schnellen Tod.
(Jes 65,17f.21-23)
Arbeit kann aus unterschiedlichen Gründen vergeblich sein. So etwa in Kriegszeiten, in denen alles, was Menschen aufgebaut haben, zerstört wird. Dies ist der Hintergrund des zweiten Textes: Es ist Gott ein Anliegen, dass Menschen an ihrer Arbeit Freude haben, dass sie Erfolg erleben.
Der Psalmbeter ist davon überzeugt, dass Arbeit Sinn gibt und glücklich macht, wenn sie im Sinne Gottes getan wird. Arbeit hat demnach mit Gerechtigkeit zu tun. Sie darf nicht mit Ausbeutung verbunden sein. Sie muss gerecht bezahlt werden. Sie muss geschätzt und anerkannt werden. Dies betrifft sowohl diejenigen, die Arbeit zu vergeben haben als auch diejenigen, die Arbeit nehmen.
Gott fürchten bedeutet, sich an Recht und Gerechtigkeit zu orientieren.
Ein neuer Himmel und eine neue Erde stehen für einen Neuanfang nach Not und Unterdrückung.
ZUM WEiTERLESEN
Die Bibel erzählt, dass Gott selbst arbeitet:
„Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er gemacht hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk gemacht hatte.“ (Gen 2,2)
Auch wird davon berichtet, dass Jesus als Handwerker – Bauarbeiter – gearbeitet hat:
„Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon?“ (Mk 6,3)
Von den Jüngern Jesu ist überliefert, dass sie als Fischer gearbeitet haben:
„Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren nämlich Fischer.“ (Mk 1,16)
Weitere Berufe im NT:
Gerber (Apg 9,43)
Purpurhändlerin (Apg 16,14)
Stadtkämmerer (Röm 16,23)
Hauptmann (Apg 10,1)
Schmied (2 Tim 4,14)
Arbeit für das Evangelium (Mt 9,38)
Denn mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen hinausging, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben.
Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg.
Um die dritte Stunde ging er wieder hinaus und sah andere auf dem Markt stehen, die keine Arbeit hatten. Er sagte zu ihnen:
Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist.
Und sie gingen.
Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder hinaus und machte es ebenso.
Als er um die elfte Stunde noch einmal hinausging, traf er wieder einige, die dort standen.
Er sagte zu ihnen:
Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig?
Sie antworteten:
Niemand hat uns angeworben.
Da sagte er zu ihnen:
Geht auch ihr in meinen Weinberg!
Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter:
Ruf die Arbeiter, und zahl ihnen den Lohn aus,
angefangen bei den Letzten, bis hin zu den Ersten.
Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar. Als dann die Ersten kamen, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten einen Denar.
Als sie ihn erhielten, murrten sie über den Gutsherrn und sagten:
Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet,
und du hast sie uns gleichgestellt.
Wir aber haben die Last des Tages und die Hitze ertragen.
Da erwiderte er einem von ihnen:
Freund, dir geschieht kein Unrecht.
Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart?
Nimm dein Geld und geh! Ich will dem Letzten ebenso viel geben wie dir.
Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will?
Oder ist dein Auge böse, weil ich gut bin?
(Mt 20,1-15)
„Gleicher Lohn für ungleiche Arbeit“. Das ist das Provozierende dieses Gleichnisses. Das uns geläufige Lohn-Leistung-Prinzip gerät hier aus den Fugen. Jeder Arbeitgeber, der heute so handelt, kann bald Konkurs anmelden. Bereits in biblischer Zeit – und heute noch – muss jeder und jede den eigenen Platz erkämpfen und sich behaupten. Dabei bestimmt die Frage nach Gerechtigkeit das Denken und Handeln. Doch was ist ungerecht? Was gerecht? Die „Ersten“ erhalten das, was „gerecht“ ist, die „Letzten“ das, was „gut“ ist. Gut ist nach biblischer Tradition das, was dem Leben dient. Der abgemachte Lohn steht für das, was jeder und jede zum Leben braucht. So kommt auch der zuerst angeworbene Arbeiter nicht zu kurz, im Gegenteil: Er erhält, was er zum Leben braucht, in gleicher Weise wie die anderen Arbeiter und Arbeiterinnen auch. Die Güte Gottes durchkreuzt nicht selten menschliches Gerechtigkeitsdenken und -empfinden. In seiner Liebe folgt Gott einem Gerechtigkeitsprinzip, das die engen Grenzen menschlicher Vorstellungen sprengt. Dieses Verständnis von Gerechtigkeit kommt denen zugute, die im Leben weniger Chancen haben und die unter Benachteiligung leiden.
Himmelreich ist eine andere Bezeichnung für Herrschaft Gottes.
Ein Denar ist eine römische Silbermünze. Der Tageslohn von einem Denar reichte kaum zum Unterhalt einer Familie.
Der Tag wurde in zwölf Stunden eingeteilt. die dritte Stunde ist 9.00 Uhr vormittags, die sechste Stunde 12.00 Uhr … usw. Die elfte Stunde ist dann ca. 17.00 Uhr.