Mein Dank geht an Peter Windsheimer für das Design sämtlicher Bilder.
Des Weiteren an Ariane und Michael Sauter.
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ISBN 9783748196426
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Diese Reihe „Von ost-westlichen Runen-Mysterien“ behandelt aus universeller Sicht sämtliche uns zugängliche Zusammenhänge der Runenmagie und des Schöpferwortes – all dies in Theorie und Praxis aus magisch-mystischer Sicht rein nach den hermetischen Lehren von Franz Bardon. Darin versuchen wir die verschiedenen Systeme und Richtungen des Wortes miteinander in einen sinnvollen Gehalt zu bekommen, ihre analogen Bestandteile aufzuzeigen und dem interessierten Leser für sein schöpferisches Studium zu Verfügung zu stellen.
Wir verwenden dazu die reinen mittigen Lehren und Anweisungen, wie es der große Meister Arion in seinen Werken nach den göttlichen Gesetzen des Lebensbaum – Yggdrasil – niedergeschrieben hat. Wir verlassen niemals die Mitte, den goldenen Akashamittelpunkt, sondern beziehen sämtliche Anweisungen, Lehren und Praktiken auf die hermetische Entwicklung, sodass kein/e Schüler/in zu befürchten braucht, sie drifte in irgendwelche Seitenwege ab oder verlasse den direkten Pfad zur Gottheit.
Um diese nahezu unerschöpfliche Reihe zu schreiben, haben wir wahrlich 1000e von Bücher gekauft oder uns besorgt, es wurden uns wichtige rechtsfreie Grundlagenwerke zugänglich gemacht, dessen Titel oder Autoren die wenigsten kennen oder jemals finden würden. Wie der Hermetiker bereits aus unseren Autobiografien kennt, weiß er, wie solche Dinge wie Bücher, Schriften, Artikel an uns gelangt sind. Ja, er müsste wissen, von wem wir diese Nachrichten erhalten haben und auf welchem Wege sie zu uns gebracht wurden. Somit kann er sichergehen, dass unsere Quellen rein aus dem Astralen stammen, welche uns unendlich viele Informationen zukommen ließen, die immer des Pudels Kern treffen.
Und genau darum dreht es sich in dieser Runen-Reihe. Wir werden die reine rituelle Runenmagie wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen, wir werden ihr ihre alte universelle Idee und Qualität bzw. Quantität zurückgeben, werden ungeahnte Parallelen aufzeigen, die den Leser in ungeahnte Höhen emportragen werden. Der Studierende wird sehen, dass sich alles, aber auch alles auf das schöpferische Wort zurückführen lässt, jegliche Sache sich auf das Wort bezieht, sowie das kleine Kind zum ersten Mal das Wort „Mama“ oder „Papa“ ausspricht. Und von dieser Mutter haben wir das Sprechen analog gelernt, welche uns als Kinder die irdische Sprache beibrachte, woraus sich in späterer Entwicklung aus der Göttlichen Mutter die universelle kosmische Runensprache ableiten lässt. Mithilfe dieser Schöpfersprache finden wir als Erwachsene wieder zurück zur Ur-Mutter, zur All-Mutter des Universums, die uns dann liebevoll voller Freunde in ihre allumfassenden Arme nimmt.
Dr. Geilen hat in der grundlegenden mathematischen Schrift den Unterschied zwischen Reihe und Folge scharf herausgearbeitet. Reihe drückt eine starre Richtung im Raum aus, wie das Nichtscheit des Zimmermanns, wie eine Säulenreihe im griechischen Tempel, die verdoppelt im gotischen Dome das Hauptschiff gegenüber den Seitenschiffen abgrenzt. Folge ist zunächst dynamischer (Gegensatz statisch) Ausdruck des Zeitmaßes, das als Folge die Musik beherrscht. Der Einschnitt im Oberboden der Geige ist ein weich schwingendes F. Dr. Geilen wählt dies Zeichen, um den Begriff der irrationalen Zahlen sinnfällig auszudrücken, die in das unendlich Kleine ausmünden. Diese Welt ist die des organischen Wachstums in seiner kaum fasslichen hauchzarten Feinheit. So entwickelt er den Begriff der organisch gestaltenden Zahlen. Dem einzelnen Runenstab in seiner eckigen Schreibweise, Ritzweise haftet etwas statisch Starres an. Doch das Schriftzeichen soll nur sinnfälliger Ausdruck der viel feineren musikalischen Lautschwingung sein, die es wie mit einem Panzer wehrhaft einschließt. Denkt man an den Laut, den das Schriftzeichen ausdrückt, so könnte man besser Runenfolge sagen. Denn als Lautzeichen sind die Runen dynamisch, ja organisch. Sie drücken Schöpfungskräfte dergestalt aus, dass schon das erste Zeichen die folgenden in sich enthält, wie der Keim schon die ganze Gestalt. Die Runen müssen daher stets als eine in sich zusammenhängende Ganzheit betrachtet werden, wie eine Folge bestimmter Töne erst eine Melodie ergibt.
Die feurige F-Rune steht gerade am Anfang dieser Folge, wie Muspilheims Feuer im eddischen Welt-Entstehungsmythos die Einheit der Kraft darstellt, aus der alles entsprang. Dies Urfeuer ist noch nicht stofflich, sondern geistig zu verstehen als Fülle der Kraft, die in einem für uns unfassbaren Ur-Zustande wirkt, der doch schon die Elemente einer gegensätzlichen Spannung in sich enthält und so ganz folgerichtig aus dem Ur das All als Lebens-Einheit hervorgehen lässt. Dies Entwicklungsgesetz drücken die Runen aus. In gedrängter Kürze sei dies hier dargestellt:
Fe ist die Fülle jener Kraft,
die Liebe strömend Alles schafft.
Aus diesem Feuer-Funken-Quell
stammt alles Leben wunderhell
Ur ist des Werdens tiefster Bronnen
Licht-Kräfte-Schoß unzähliger Sonnen
Thorn ist des Funkens überspringen
das zeugend in den Stoff eindringen.
Geist-Odem in des Stoffes Schoß
bewusst geworden nennt sich: Os.
Ryt ist der Rhythmus, dessen Kraft
Stauwelle der Gestaltung schafft.
Kun ewig keimend alle Welt
belebt, in Eigen-Art erhält.
Hagals gerechter goldner Grund
die Maß-Befehle gibt der Schöpfung kund.
Naut ist das Zwangs-Gesetz in der Natur.
Is ist der Ich-Entwicklung Sonder-Spur.
Ans ist die Ewigkeit, die uns aufwärts hebt,
und was als Sun sig-reich zum Lichte strebt.
Tyr ist der Kreislauf, auch des Himmels Drehen.
Björk ist Geburt – Laf Lebens neu-Erstehen.
Man ist des Mannes mahnende Gebärde.
Yr ist die Mutter-Wurzelkraft zur Erde.
Eh ist Gesetz, nach dem sie beide sich einen.
Gibor lässt Gebens Segenhand erscheinen,
wenn sich Licht in unser Ich ergießt.
Zwiefach die 9 Schöpfung erneuernd fließt:
der Gottheit hehre ewige Gesetze
als allen Reichtums goldne Überschätze.
Georg Christoph Lichtenberg sagte einmal: „Es macht allemal einen großen Eindruck auf mich, wenn ich einen großen Gelehrten oder sonst einen wichtigen oder gesetzten Mann sehe, dabei zu denken, dass doch einmal eine Zeit war, da er den Maikäfern ein Lied sang, um sie zum Auffliegen zu ermuntern.“ Hier wird unverkennbar auf diesen Kinderreim angespielt:
„Maikäfer fliege!
Dein Vater ist im Kriege.
Deine Mutter ist im Pommerland (ursprünglich Hellaland)
Pommerland (Hellaland) ist abgebrannt.“
Dass Pommerland das nicht mehr verstandene oder verpönte Hella- oder Hollaland ersetzt hat, ist wohl ohne weiteres klar. Dadurch erhält aber sofort dies Liedlein einen tieferen mythologischen Sinn, der geeignet ist, uns die Helvorstellungen unserer Ahnen aufzuklären. Hel ist die helende, verbergende, aber auch die hole, der Ahnenberg im Erdenschoss. Der hole Holunder, der in der Volksmedizin eine wichtige Rolle spielt, ist zugleich Frau Hollens Baum. Frau Holla ist zugleich die süddeutsche Berchte, d. i. die „Leuchtende, Glänzende“. Wenn es scheint, schüttet Frau Holla ihre Betten aus. Sie ist eben auch ein Sinnbild der winterlichen, von weißen Flocken bedeckten Erde, eine gar freundliche Frau, die, wie manche Sagen und Volksbräuche erkennen lassen, den Hausfleiß und namentlich die Spindeln segnet. Wenn die Perchtenläufer in Schreckmasken auftreten, so ist das eine späte Verdunklung der ursprünglichen Vorstellungen, freilich, wie das Winteraustreiben, auch eine derbhumoristische und groteske Übertreibung.
Das Grimmsche Märchen „Frau Holle“ lässt deutlich erkennen, dass Frau Holle, zu der man gelangt, wenn man in den Brunnen springt, neben dem Winter auch das Reich der Abgeschiedenen bedeutet, als Quellgebiet irdischer Vorgänge, also gar nicht von diesen geschieden, sondern in sie hineinwirkend. Was im Frühling sprießen und blühen soll, muss schon im Winter in den Keimen veranlagt sein. Frau Holla ist also eine Ividie, deren Aufgabe es nach dem Rabenzauberlied ist, zu „mehren“. Sie stellt die Wuchswelt dar, die gespeist wird von den Kräften der Jenseitigen. Sie gibt jedem, der Glücks- wie der Pechmarie den gebührenden Lohn, der sich beim Wiedererscheinen auf Erden auswirkt. In so einfacher und kindlicher Weise wird in diesem Märchen die tiefsinnige Lehre von der karmischen Vergeltung dargestellt.
So hat denn auch der Kinderreim einen zweifachen Sinn. – Zunächst „Hellaland ist abgebrannt“. Wann tritt dies ein? Nun, natürlich mit zunehmender Schneeschmelze. Wie es in einer volkstümlichen Redensart heißt:
„Und wenn der ganze Schnee verbrennt,
die Asche bleibt und doch.“
Wenn der Maikäfer fliegt, ist ganz Hellaland als Winter bereits abgebrannt, d. h., aller Schnee ist geschmolzen. Wer ist dann der Vater, der im Kriege ist? Die Edda nennt Loki den Vater der Hel als Todesgöttin, die er mit der Angerbodi (Angstbotin) erzeugt. Aber da scheinen schon christliche Vorstelllungen abgefärbt zu haben. Einst haben wohl der Himmel als Vater und die Wintererde als Mutter gegolten, die im Wotanismus als Mutter Thors erscheint, des blitzenden Hammerschwingers. Ursprünglich war sie seine Gattin. Himmel und Erde bringen gemeinsam alles Erdenleben hervor, also auch die Maikäfer.
Nach der Edda fährt Thor gegen Osten, um die Eisriesen zu bekämpfen. Dann gibt es Gewitter und auch Hagelschauer. Aus den Eisriesen wurden dann die drei Strengeherren als Eisheilige. Der Vater, er im Kriege ist, ist also ein Sinnbild der Maigewitter, die die Macht des Winters brechen.
Der zweite Todessinn ist hier nur angedeutet. Wann brennt das Helreich des Todes ab? Eben im Weltenbrand, wenn der Vater (sei es Donar und Wotan) im Kriege ist. Dann, nach verloderter Glut, taucht eine neue immergrüne Erde verjüngt aus den Fluten zu ewigen lenzlichen Grünen und Blühen, wenn die Acker unbesät Frucht tragen. Dies Maienland Avalun, in dem Induns Apfel, wie in der griechischen Sage die der Hesperiden (der Abendlichen) ewige Jugend spenden, zu suchen, wird der Maikäfer aufgefordert.
Auch ein anderer Pfälzer Kinderreim handelt von Frau Holle und ihrem Bach:
„Saft, Saft, Seide
Holle in der Weide,
Holle an dem Hollebach.
Sitz ein Vöglein auf dem Dach.
Mutter, gib mir ne Nadel!
Was willst du mit der Nadel?
Säckchen nähen. Was willst Du mit dem Säckchen?
Steinchen raffen. Was willst du mit dem Steinchen?
Vögelchen werfen. Was willst Du mit dem Vögelchen?
Brate, brate, damit mein Pfeifchen gut gerate.“
Dies Verslein singen (hier ins Hochdeutsche übertragen) singen die Pfälzer Buben, wenn sie sich Weidenzweige abschneiden und zur Lockerung der Rinde das Holz klopfen. Hier wird das Hole in der Weide als Holle angerufen. Aber der Hollenbach zeigt auch, dass bei diesem Kult auch eine Quelle als Frau Hollens Brunnen, aus dem die kleinen Kinder kommen, eine Rolle spielte. Das sind die kleinen Vögelchen (Seelen), die der Ton der Pfeife anlocken soll. Aber es ist genau ein solches Verzierrätsel wie in der Bjölsvinmal die Regel, wie man den Hahn Vidosnir erlegen könne mit Hilfe des Himmelszweiges hävatein, den die Fee Sinmara (hier die Mutter) hinter 9 „niör-bar-lasar“ Erneuerungs-Riegeln bewahrt und sie nur dem gibt, der ihr die lichte Sichel des doch erst zu erlegenden Vogels bringt. Auch hier wird die Erlegung des Vogels vorbereitet, der mit Hilfe der Pfeife (wie im Märchen vom Juden im Dornbusch mit einer Fiedel) gebannt werden soll. Es ist ein kleines Wiedergeburtslied mit einem sich erst ganz leise ankündigenden Liebes-Sehnsucht-Erwachen, wenn „der Saft in die Zweige schießt“, den die winterliche Frau Holle in den Wurzeln angesammelt hat. Etwas derber spricht der Waldschrat in der „Versunkenen Glocke“: „Ich will Dir hier das Pfeiflein schneiden, nach der sie alle tanzen.“
Ein dritter Vers soll anschließend besprochen werden, bei dem es darauf ankommt, in fortlaufenden Zuge bei der betonten Silbe einen Strich so zu ziehen, dass nach acht Strichen die Giebelwand eines Hauses als Bild ergibt. Die Verse lauten:
„Lirum – – Larum – – Löffel – – Stiel
Wer das – – nicht kann – – der kann – – nicht viel.“
Man zieht erst einen Pfostenstrich, dann in drei Zügen über den First das Dach (als Dreieck). Dann hat man – modern gesprochen – das Bild einer überdachten Tankstelle. Für die alte Bauweise ist das natürlich nicht sicher genug, darum wird flugs nach schrägrechts unten eine Stütze eingezogen und von deren Fußpunkt der zweite Pfosten unter das vorher frei vorspringende Dach senkrecht gestellt. Eine zweite, die erste überkreuzende Strebe gibt dem Ganzen Halt und der letzte Strich zieht die Fuß-Schwelle ein. So ist das Spiel noch heute in Hannover üblich.
Zieht man erst den linken Pfosten, so stellt der Linienzug zunächst rechtsdrehend die „rechte Richtung“ dar, die nach vier Zügen das „Ziel“ (til – auch Furche) erreicht.
Diese Aussage bezieht sich auf die ersten vier Striche, durch die eine vom Gotauge überdachte Is-Rune hergestellt worden war. Hierdurch war ausgedrückt, dass die rechte Richtung darin besteht, sein Ich dem Gotauge zu unterstellen. Wer das nicht kann und dessen Leben somit ein gestürztes, dem Stoffe verhaftetes Leben ist, für den gilt 7 und 8 mit der Aussage: der kann nicht viel, also immerhin etwas. In Runen ergibt sich erst die Not-Rune und sodann mit tel – die ink-rune <. Er vermehrt sich (Malkreuz), zeugt Kinder, (inkrune) und hat so unversehens doch ein Haus hergestellt, in dem sich unter Obhut des schützenden Daches (das Gotauge = Dreieck) ganz gut leben lässt (Glück im Winkel). So gibt auch dieser Kindervers, durch Runen entschlüsselt, einen recht tiefen religiösen Sinn und zeigt uns die tiefe Herzensfrömmigkeit unserer germanischen Vorfahren.
P. S. In Zusammenhang mit den Kinderreimen werden wir noch aufklärende Literatur und Aufsätze bringen, welche auf die Wirkung dieser rituellen Reime näher eingeht.
Es gibt ein lateinisches Sprichwort: „Wo es mit gut geht, ist mein Vaterland“ (ubi bene, ibi patria). Der Römer hatte ja gar kein Vaterland, nur eine Vaterstadt. Einst war auch sie eine Landstadt gewesen, auf Hügeln im Latium erbaut, wie die Sage geht von zwei Brüdern, Söhnen des Kriegsgottes Mars und einer Nymphe (Rhea silvia). Von Romulus wäre der Name Rom abgeleitet. Remus aber, der Bruder, bedeutet im Lateinischen Ruder, und dies Wort ist in die deutsche Seemannssprache als „Riemen“ übernommen worden. Vielleicht sollte die Sage ausdrücken, dass die Siedlung Rom aus einer Mischung latinischer Bauern und Seefahrern entstanden sei. Als die griechische Bildung in Rom einzog und die Geschichte von Troja (Jlion) und Homers Heldengesang, die „Jilade“, in Rom bekannt wurde, da erfand der Dichter Vergil eine Sage, nach der ein trojanischer Flüchtling Aeneas die Stadt gegründet habe.
Die Etrusker, die einst, als Gegner der Gallier, in Oberitalien herrschten, haben nach den Angaben der römischen Königsgeschichte zeitweise in Rom geherrscht, nachher die Gallier nach der Eroberung durch Brennus sich nicht zu behaupten vermocht. Wie allmählich die römische Stadtrepublik ganz Italien und nach Zerstörung der phönizischen Handelsstadt Karthago alle Mittelmeerländer, dazu Gallien, Britannien und einen Teil von Germanien unterwarf, macht den Inhalt der römischen Geschichte aus. Schließlich ging das gewaltige Reich, von germanischen Stämmen überflutet, an Entbauerung und Rassenzerfall zugrunde. Vorher war aber die lateinische Sprache Roms in verschiedenen Mundarten zerfallen, aus denen die heutigen romanischen Sprachen (italienisch, spanisch, portugiesisch, ladinisch, rumänisch, französisch) entstanden sind. Auch die englische Sprache ist aus einer Vermischung lateinischer oder französischer Worte mit einer ursprünglichen niederdeutschen Mundart entstanden.
Auch im deutschen Raume haben sich verschiedene selbstständige sprachen herausgebildet: Niederländisch, Altfriesisch, Plattdeutsch (mit zahlreichen Abwandlungen), Hochdeutsch (mit mundartlichen Stammeseigentümlichkeiten), bei denen indessen die Wurzelverwandtschaft mit den nordgermanischen Sprachen (isländisch, schwedisch, norwegisch, dänisch) noch deutlich genug hervortritt.
Es hat eine Zeit gegeben, in der das Altlateinische und Altgriechische dem Altgermanischen noch recht nahe stand; und weitere Jahrtausende voher waren Slawisch, Persisch, Indisch nur Mundarten einer gemeinsamen Ursprache, die umso stärkeren Abänderungen ausgesetzt waren, je weiter sich ihre Träger von der gemeinsamen Urheimat entfernten. Daraus folgt aber, dass die Ur-Ansässigen im Allgemeinen der Ursprache näher stehen werden als die Abwanderer, wenn auch nicht unbedingt im Lautstande und in der Aussprache.
Mit als erster hat Fichte in seinen „Reden an die deutsche Nation“ auf den Vorzug der Ursprachen vor den abgeleiteten hingewiesen, dass sie die ursprünglichen geistigen Begriffe reiner und tiefer zum Ausdruck bringen und Beziehungen aufdecken, die die abgeleiteten Sprachen längst entschwunden sind. Doch erst seitdem man die germanischen Runen als grundlegende Begriffssinnbilder der Urreligion erkannt hat, kann man diese Aussage Fichtes auch im einzelnen begründen.
Wer eine abgeleitete Sprache gegen eine urtümliche eintauscht, versündigt sich fast ebenso an seinen Nachkommen als der, der durch unreine Heirat ihnen Zwiespältigkeiten des Blutes vererbt.
Gerade die deutsche Sprache hat vor anderen Sprachen folgende Vorzüge:
Die Urlaute stellten einst in einfachster sinnbildlicher Form die gesamten Baugesetze der Schöpfung dar. Erst mit der Sprachschöpfung begann der Mensch als eigenverantwortliches Wesen aus der triebgebundenen Tierheit sich herauszulösen, bestimmte er den Sondercharakter seiner Art.
Denn die verschiedenen Arten sind nicht fertig geschaffen, sondern haben sich aus Grundanlagen frei entfaltet und weitergestaltet. Jede Art hat im Rahmen der Gesamt-Kulturentwicklung ihre Sonderaufgabe und verpflichtetes Erbe. Unterstellt sich jemand einem fremden Sprachrhythmus, indem er die angesammelte Sprache preis gibt, so stellt sich leicht ein Zwiespalt ein zwischen dem urwüchsigen Eigentum und dem Zwang, sich in bestimmten Formen auszudrücken, den jede Sprache mit sich bringt. In einem nicht passenden Kleide fühlt sich der Mensch nicht wohl. Fremde Sprachen bleiben etwas Angelerntes. Frei seine Eigenart entfalten kann der Genius nur in der ihm angeborenen Sprache. Sie bildet unseren Geist und formt unsere Gedanken fast ohne unser Zutun.
Gewiss ist es nützlich, zweckmäßig und oft unentbehrlich, auch fremde Sprachen zu erlernen und zu beherrschen. Aber die Muttersprache sollte man darum nicht verleugnen. Jeder ist verpflichtet, seinen Kindern seine Muttersprache, die seine geistige Heimat ist, rein und unverfälscht zu übergeben. Nur so erhält er ihnen ihre geistige Art.
Hätte das deutsche Volk diese hohe Aufgabe schon vor einem Jahrtausend erfasst, wäre es heute auch politisch die Vormacht Europas. Heute müssen wir uns damit bescheiden, wenigstens unseren Besitzstand zu behaupten und, was man uns politisch genommen hat, durch geistige Kräfte zu ersetzen. Unsere geistige Hauptwaffe ist die Reinheit, Schönheit und unvergleichliche Tiefe unserer Muttersprache. Durch diese Pflege dient auch der Auslandsdeutsche am besten den Völkern, deren loyaler Staatsbürger er geworden ist.
Das Zeitwort „raunen“ bedeutet eine geheimnisvolle Mitteilung, wie wenn rinnendes Wasser, dem Gesetz der Schwere folgend und der mütterlichen Tiefe des Meeres zustrebend im plätschernden Klang, der das Ohr der am Ufer Stehenden trifft, etwas ausdrückt von der frischen Lebendigkeit, die wir beim Zwange der Talfahrt des Wassers empfinden. Raunen, rinnen und rennen sind aus der gleichen Wurzel erwachsen und haben von den Runen ryt und naut ihr Sinngepräge erhalten. Ryt bedeutet Rhythmus in wiederholter Regelmäßigkeit und naut der Zwang. Wer kann aber im Zweifel sein, ob der Zwang aus innerer oder äußerer Notwendigkeit stammt, seelisch oder mechanisch ist. Der Renner, der durch die Bahn stürmt, tut dies aus angeborener Lust am Laufen und nur, wenn er zu ermüden anfängt, treiben ihn Peitsche oder Sporn vorwärts. Der E-Laut drückt im „rennen“ das Erdhafte aus, das doch zu überwinden das Ross durch das Gesetz seiner Art getrieben wird, sei es, um den gierigen Zugriff durch Pranken und Zähne der Raubtiere zu entgehen, sei es der Glut der brennenden Steppen oder Wälder zu entrinnen. Der I-Laut im „rinnen“ ist innerlich. Empfinden die Nixen, die Naturgeister des Wassers nach deutschem Volksglauben, das Gewoge der plätschernden Wellen als lustiges Spiel, sich nicht greifen lassen, oft heilkräftig, immer belebend und erfrischend, die Quellen hervor und, solange das Wasser springlebendig bleibt, belebt es mit saftigen Grün die Wiesen, die es bewässert. Erst wenn es sich staut, träge und faul wird, wird die Wiese zu Moor oder Torf, in denen Unheil zu brüten scheint. Wenn das Verirrten Fuß auf die Blüten tritt, steigen schmutzige Blasen aus dem fauligen Grund. Anders das rinnende Wasser. Es spült ab und reinigt, dass die Wäsche weiß wird wie das Häutchen unter der Schale des Eies. In dem Ei wird ein Ich (I) erdhaft gebunden (E). Dieser Doppelselbstlaut Ei beherrscht auch das Eigenschaftswort „rein“. Auf den Grundsatz der biologischen Selbst-Reinigung des Wassers sind Abwässerkläranlagen aufgebaut. Kleinlebewesen nähren sich von dem, was sonst zu Unrat würde.
Im Wort „Rune“ verbindet sich das dumpfe urgründige U mit dem ryt und naut. Reden die Runen doch von der Ur-Gewalt des Rhythmus.
Ruft man in eine größere Muschel hinein, so wird der Ton dumpf-u-haft zurückgeworfen, wie auch der Höhle des Berges, in der die dort wohnenden Erdgeister geweckt werden. Der U-Laut entsteht durch Höhlenbildung des fast geschlossenen Mundes, vor der die Lippen nur einen kleinen Ausweg lassen, wie das U durch den befreienden Atemstoß des weit geöffneten Mundes.
Das Wort „Muschel“ erhält als Kind der Wassertiefe, das erst auf Erden seine Formenschönheit sichtbar werden lässt, durch die beiden Selbstlaute U und E sein tonmalerisches Gepräge. Aber dem Sinn nach entstand es aus dem Begriff des Zusammentreffens (muot, engl. Meet) zweier Schalen. An dem Hute der Pilger war die Muschel zum Wahrzeichen der sich nach außen abschließenden Selbstbescheidenheit, die doch mit der Unrast rinnenden Wassers sich verströmte in dem einen Gedanken der Pilgerfahrt zu geweihten Stätten.
Ich glaube, dass bevor sich aus den Lauten klare geistige Begriffe herausschälten, nach der Überlieferung der Asageschlechter, sie mit den Gedächtnis-(Mimir)-Kräften des Hinterhauptes gefühlsmäßig – musikalisch – klangmagisch empfunden wurden. Das Gefühl machte sich in den Lauten Luft, bekam so eine bestimmte Richtung des befreienden Antriebes (A), der erdhaften Bindung (E), der Verinnerlichung (I), der sich offenbarenden Rundung (O), des dumpf Umhüllenden (U). Durch diese fünf Selbstlaute entstand das Raumgerüst als Rahmen für alle äußeren Dinge: das Gegenständliche, als dessen Zeichen die Mitlauter empfunden wurden. Wie man die fünf Selbstlaute Fimbultyrs, des Mysteriensprechers Fimbul-tulers, in das Kreuz gliedert, ist zunächst nebensächlich. Wirth ordnet die Selbstlaute alle in den Umkreis jahreszeitlich ein: I oben in den Mitsommer, E rechts nach Osten in den Osterpunkt, A nach Süd-Südost in des Winters Ende, U nach Süd-Südwest in seinen Beginn, O nach Westen in den Herbstgleicher.
Eine andere Zuteilung setzt E als organischen Kern in die Mitte, das A nach oben als aufwärts strebenden Verstand, I nach rechts als Phantasie-Quell, U nach unten als erdhaften Laut und das O nach links als natürliches Gefühl, das uns mit den Dingen verbindet. Hier ist nicht der Gesichtskreis gemeint, den die Sonne durchläuft, wie bei Wirth, sondern das Seelenkraftfeld als selbstständiges Gebilde. Bei dieser Zuteilung würden die Germanen (A-I) Willensmenschen gekennzeichnet sein, deren Wille (I) den Lauf der Erden-Ereignisse (U) zu bestimmen sucht, die gallischen Druiden (I) als Vorstellungsmenschen, deren Phantasie (O) den Intellekt (A) bestimmt, sich dem Natürlichen zuzuwenden.
Unter Menschen war das lebendige Wort von jeher das Haupt-Beeinflussungsmittel. Jede Rede, die in einem anderen, fast zwangsläufig, Vorstellungen wachruft, ist schon eine magische Tat, die seelische Kräfte erweckt, die verborgen ruhten, den Anstoß zu Entschlüssen willensbestimmend gibt.
Spreche ich ein Wort aus, so nötige ich die Einbildungskraft des Hörers, die Dinge oder Begriffe sich vorzustellen, die dem Worte entsprechen. Die Leidenschaft, die Erregung, die als Geburtswehen die Entstehung des Wortes begleiten, pflanzen sich gleichsam als Ätherwellen fort und reißen andere in ihrem Strudel mit. Dem Grafen von Habsburg legt Schiller die Worte in den Mund:
„Wie in den Lüften der Sturmwind saust,
Man weiß nicht, von wannen er kommt und braust,
Wie der Quell aus verborgenen Tiefen,
So des Sängers Lied aus dem Innern schallt
Und weckt der dunklen Gefühle Gewalt,
Die im Herzen wunderbar schliefen.“
Durch den Rhythmus, dem das Lied im Stab- oder Endreim oder im Tone der Silben sich eingliederte, ward der innere Schwung verstärkt. Weniger Gedanken als Gemütsbewegungen und Empfindungen wurden so übertragen. Heute glaubt mancher ein Dichter zu sein, der – statt in ungebundener Rede flüssig und leicht – durch Rhythmus oder Reim seine Worte zu binden weiß, um „Gedanken“ auszudrücken. Er verkennt die magische Gewalt des Wortes, die aus verborgenen Tiefen strömen muss und die technische Handhabung nicht verträgt. Er verkennt auch die Grundrichtung unserer Zeit, die noch viel zu sehr den Außendingen verhaftet ist und nur selten Raum und Sinn lässt für das Wirken des Urgewaltigen.
Aber der Magie des Wortes lag noch eine andere Vorstellung der All-Beseeltheit zugrunde. Gibt es nichts Totes, sind die treibenden Kräfte aller Naturerscheinungen selber beseelt, so müssen sie sich auch durch Worte oder Gaben bestimmen und so nach der Menschen Willen lenken lassen. Man gewinnt Gewalt über ein Wesen, dessen Namen man nennt, dessen Bild man vor sich hinzustellen weiß. Die Forscher sind sich jetzt einig darüber, dass die künstlerisch so vollendeten Höhlenzeichnungen der Aurignac-Menschen einem Jagdzauber gedient haben. Auch gegen Krankheiten und Gift wurden magische Mittel angewandt; zum Teil hört man noch heute von Besprechungen von Warzen oder Rose. Talisman, Amulette sind noch heute in Gebrauch. Man soll da nicht gleich von Teufelskult oder Dämonenfurcht, eher von Selbstsuggestion! Zuversicht, Willensstärkung, Glaube sind die sichersten inneren Voraussetzungen des Erfolges, der Genesung. Liebeszauber sind angewandt worden, so lange es Liebende gegeben hat. Ist nicht jedes Bild unserer Lieben, das uns vom Schreibtischrande grüßt, eine Brücke der Erinnerung zu ihnen, eine Art Liebeszauber? Minne bedeutet ursprünglich liebendes Gedenken nach dem schönen Spruche: „Du bist min und ich bin din“. Das Erinnerungsbild verblasst im Laufe der Jahre doch, wenn es nicht immer wieder aufgefrischt wird. Die Aufgabe des heutigen Lichtbildes hatte einst das Aussprechen des geliebten Namens. Nomen (lat. Nane) und numen (Wesen) sind sprachlich einander nahe verwandt. Spricht ein Strebender den Namen eins fernen Lieben aus, so übertragen Gedankenwellen drahtlos das Bild des Anrufenden auf den Angerufenen. Das ist durch zahlreiche Berichte belegt. Der Allesbezweifler (Skeptiker), der seines Herzens Stimme längst zum Schweigen brachte, wird freilich solches nie erfahren. Was weiß unsere Zeit noch von der Wunschgewalt, als deren Herr einst Odin als Oski galt, wenn er sich seiner Wunschsöhne (oskimögr) annahm.
Bei allen Völkern, die an Göttliches glauben, zieht das Anrufen göttlicher Namen himmlische Hilfe herbei. Der Glaube, dass dem göttlichen Namen eine besondere Kraft innewohnt, war nicht nur den alten Juden, die ihre kabbalitischen Regeln aufbauten, bekannt. In ihren Gebeten war ihnen bekannt, dass bestimmte Körperhaltungen, ja eine bestimmte Gebetshaltung, die eigentümliche Gedankensammlung verstärkt ausdrückt und erleichtert. Sollten nicht die Runen zunächst ebenfalls nicht solche Gebärden ausdrücken? Der betende Suebe (Germane) kniet beide Arme erhebend. Sie strecken sich, der Fa-Rune ähnlich, der göttlichen Fülle sehnsuchtsvoll entgegen.
Wie der nächste Aufsatz ausführlicher darlegt, werden bestimmte schöpfungsnotwendige Grundbegriffe in der Gebärde oder in sonstigem Bilde als Wunsch und Wille erlebt, die die Erfüllung heranzuziehen trachten. Es ist eine ganz einfache und doch unendlich vielseitige und tiefsinnige Zeichensprache. Die Verknüpfung zweier Zeichen zu einer Binderune setzte sie zu einander in ein bestimmtes Verhältnis, wobei der ausgesprochene oder gedachte Selbstlauter, wie wir schon sahen, die Richtung bestimmte. Der einfache Satz baut sich aus drei Teilen auf nach den drei Fragen wer, wie, was? Subjekt – Zeitwort – Gegenstand. „Ich liebe dich.“ Als viertes kommt ein Bestimmungswort hinzu: „sehr.“
Die Namen der Runen selber setzen sich aus zwei oder drei Stäben zusammen: fa – „Erden-Feuer oder Fülle“, ur – „Ur-Rhythmus“, bar – „Geburt als aufsteigender Rhythmus“ usw. Die im Sonnenglanz oder im Firnschnee erstrahlenden Berggrate konnten zum Ausgangspunkt zweier verschiedener Begriffe werden des Glanzes (altind. Brajatti, althd. Glänzend) wie des Schneidens (bhar, davon Barte und Bart abgeleitet), aber auch weißglänzende Birke (björk) ist so erklärbar. Wie groß im Laufe der Jahrtausende der Laut- und Sinnenwandel auch gewesen ist, gerade im Deutschen klingt zumeist der ursprüngliche Runensinn noch durch und lässt sich durch Sprachvergleichung wenigstens einigermaßen noch herstellen. Zwei, drei oder mehr Laute bilden eine Silbe. Silben fügen sich zu Worten, diese zu ganzen Sätzen zusammen. Wie dies geschieht, darin offenbart sich die geistige Gegenwart eines Volkes. Je näher die Sprache eines Volkes noch den Urbegriffen steht, aus denen sie erwachsen, um so größer wird ihre urwüchsige Kraft sein, um so ungekünstelter und natürlicher ihr Aufbau. Mehrfach umgewandelte Sprachen wie die romanischen oder stark gemischte wie heutige englische, können von großem Wohlklang sein wie das Italienische, von biegsamer Geschmeidigkeit wie das Französische, von wortkarger Knappheit wie das Englische, aber die eigentlich germanischen Sprachen sind ihnen, wie schon Johann Gottlieb Fichte erkannt hat, als ursprüngliche Sprache an Tiefe und Wucht und natürlichem Beziehungsreichtum entschieden überlegen. Ein Grund mehr, alle Fremdworte tunlichst zu vermeiden. Kunstsprache, verstandesgemäß erklügelt, haben keinerlei magische Kraft, bergen keine Gemütswerte in sich, kein Erbe des Geists langer Ahnen(Götter)reihen.
Odin und Mimir, Geist und Gedächtnis, Lebenshauch und Klangfülle wirken vom Volksgeist getrieben zusammen, eine Sprache zu schaffen und ständig zu wandeln. Dabei wird vieles von der ursprünglichen Prägung abgeschliffen, manches Gold zu Blech ausgewalzt, der feine Beziehungsreichtum geht verloren, ebenso die Anschaulichkeit durch abgezogene Begriffsprägungen. Dadurch werden Klüfte aufgerissen zwischen der volkstümlichen Sprechweise und dem Kauderwelsch dünkelhaften Gelehrtentums. Dem gleichen Volke Zugehörige verstehen einander nicht mehr. Dem gleichen Wort wird von Einzelnen ein ganz verschiedener Sinn unterlegt. Fremdworte begünstigen, als zu Schlagworten besonders geeignet, solche Begriffsverwirrungen.
Daher treibt Runen-Wurzelforschung! Ihr lernt dann eure herrliche Muttersprache erst recht verstehen und lieben. Urväterweisheit liegt in ihr beschlossen, Welt-Wurzelsinn, sprudelnde Urquell-Frische. Sie ist eine Schule höchster Weisheit auch für den, der sie in allen Tiefen begriffen hat. Sie denkt für uns, liebt und lacht mit uns. Sie hat magische Kraft, Unaussprechliches, wenn auch nur andeutungsweise so auszudrücken, dass uns eine Ahnung aufgehen kann von des Schöpfungsplan unermesslicher Gewalt. Der Atem ewiger Weisheit hauchte ihr Leben ein. Lasset uns immerdar aus solcher Fülle schöpfen.
In der Luther-Übersetzung des „Buches der Bücher – der Bibel“ steht der 119 Psalm, der sich „Die Herrlichkeit des Wortes Gottes“ nennt, welcher den Untertitel „Das güldene ABC“ trägt. Je nach Bibel-Übersetzung stehen unterschiedliche Titel. Bei der Luther-Übersetzung fehlen vor den 22 Kapitel, welche in 8 Versen unterteilt sind, ein hebräischer Buchstabe, der wiederum auf die 22 Zahlen der hebräischen Quabbalistik Bezug nimmt und mit den 22 Tarotkarten identisch ist. Sozusagen steckt in diesen „Versen“ weit mehr drin als man ahnt! Man höre und staune:
Die Herrlichkeit des Wortes Gottes
Das goldene ABC
(Aleph)
1. Glücklich sind die auf [ihrem] Weg Untadeligen,
Die im Gesetz Jehovas wandeln.
2. Glücklich sind, die seine Mahnungen beachten;
Mit ganzem Herzen suchen sie ihn fortwährend.
3. In der Tat, sie haben keine Ungerechtigkeit verübt.
Auf seinen Wegen sind sie gewandelt.
4. Du selbst hast deine Befehle gebieterisch erlassen,
Damit sie sorgfältig gehalten werden.
5. O dass meine Wege gefestigt wären,
Um deine Bestimmungen zu halten!
6. In diesem Fall würde ich nicht beschämt sein,
Wenn ich auf alle deine Gebote schaue.
7. Ich werde dich lobpreisen in Geradheit des Herzens, Wenn ich deine gerechten richterlichen Entscheidungen kennenlerne.
8. Deine Bestimmungen halte ich fortwährend ein.
O verlass mich nicht gänzlich.
(Beth)
9. Wie wird ein junger Mann seinen Pfad rein erhalten?
Indem er auf der Hut bleibt gemäß deinem Wort.
10. Mit meinem ganzen Herzen habe ich dich gesucht.
Lass mich nicht abirren von deinen Geboten.
11. In meinem Herzen habe ich deine Rede aufbewahrt,
Damit ich nicht gegen dich sündige.
12. Gesegnet bist du, o Jehova.
Lehre mich deine Bestimmungen.
13. Mit meinen Lippen habe ich
All die richterlichen Entscheidungen deines Mundes verkündet.
14. Auf dem Weg deiner Mahnungen habe ich frohlockt
So wie über alle anderen wertvollen Dinge.
15. Mit deinen Befehlen will ich mich befassen,
Und ich will auf deine Pfade schauen.
16. Für deine Satzungen werde ich Vorliebe zeigen.
Ich werde dein Wort nicht vergessen.
(Gimel)
17. Handle gebührend gegenüber deinem Knecht, damit ich lebe.
Und damit ich dein Wort halte.
18. Enthülle mir die Augen, damit ich
Die wunderbaren Dinge aus deinem Gesetz schaue.
19. Ich bin nur ein ansässiger Fremdling im Land.
Verbirg deine Gebote nicht vor mir.
20. Meine Seele ist zermalmt vor Verlangen
Nach deinen richterlichen Entscheidungen allezeit.
21. Du hast die verfluchten Vermessenen gescholten,
Die von deinen Geboten abirren.
22. Wälze Schmach und Verachtung von mir ab,
Denn ich habe deine eigenen Mahnungen beobachtet.
23. Auch Fürsten haben dagesessen; gegen mich haben sie sich beredet.
Was deinen Knecht betrifft, er befasst sich mit deinen
Bestimmungen.
24. Auch sind deine Mahnungen das, was mir lieb ist,
Wie Männer meines Rates.
(Daleth)
25. Am Staub hat meine Seele geklebt.
Erhalte mich am Leben gemäß deinem Wort.
26. Meine Wege habe ich verkündet, damit du mir antwortest.
Lehre mich deine Bestimmungen.
27. Den Weg deiner Befehle lass mich verstehen,
Damit ich mich mit deinen wunderbaren Werken befasse.
28. Meine Seele ist schlaflos gewesen vor Kummer.
Richte mich auf gemäß deinem Wort.
29. Den falschen Weg entfern von mir,
Und mit deinem Gesetz beschenk mich durch deine Gunst.
30. Den Weg der Treue habe ich gewählt.
Deine richterlichen Entscheidungen habe ich gebührend betrachtet.
31. Ich habe an deinen Mahnungen gehangen.
O Jehova, lass mich nicht zuschanden werden.
32. Den Weg deiner Gebote werde ich laufen,
Denn du schaffst meinem Herzen Raum.
(He)
33. Unterweise mich, o Jehova, im Weg deiner Bestimmungen,
Damit ich ihn beobachte bis zuletzt.
34. Lass mich Verständnis haben, damit ich dein Gesetz beobachte.
Und dass ich es mit ganzem Herzen halte.
35. Lass mich auf den Pfad deiner Gebote treten,
Denn daran habe ich gefallen gefunden.
36. Neige mein Herz zu deinen Mahnungen
Und nicht der Habgier zu.
37. Lass meine Augen an dem vorübergehen, was zu sehen wertlos ist.
Auf deinem Weg erhalte mich am Leben.
38. Führe deinem Knecht deine Zusage aus,
die auf die Furcht vor dir (abzielt).
39. Lass meine Schmach, vor der mir bange gewesen ist,
vorbeigehen,
Denn deine richterlichen Entscheidungen sind gut.
40. Siehe, ich habe nach deinen Befehlen Verlangen gehabt.
In deiner Gerechtigkeit erhalte mich am Leben.
(Waw)
41. Und mögen mir deine liebenden Gütigkeiten zukommen, o Jehova,
Deine Rettung gemäß deiner Zusage,
42. Damit ich dem Antworten kann, der mich mit einem Wort schmäht,
Denn ich habe auf dein Wort vertraut.
43. Und nimm das Wort der Wahrheit von meinem Mund nicht gänzlich
weg,
Denn auf deine richterliche Entscheidung habe ich geharrt.
44. Und ich will dein Gesetz beständig halten,
Auf unabsehbare Zeit, ja immerdar.
45. Und ich will einherwandeln in weitem Raum,
Denn ich habe ja nach deinen Befehlen geforscht.
46. Ich will auch vor Königen über deine Mahnungen reden,
Und ich werde mich nicht schämen.
47. Und ich werde eine Vorliebe bekunden für deine Gebote,
Die ich geliebt habe.
48. Und ich werde meine Handflächen zu deinen Geboten, die ich geliebt
habe, erheben,
Und ich will mich mit deinen Bestimmungen befassen.
(Sajin)
49. Gedenke des Wortes an deinen Knecht,
Auf das du mich hast warten lassen.
50. Dies ist mein Trost in meiner Trübsal,
Denn deine eigene Zusage hat mich am Leben erhalten.
51. Die Vermessenen selbst haben mich bis zum äußersten verspottet.
Von deinem Gesetz bin ich nicht abgewichen.
52. Ich habe deiner richterlichen Entscheidungen von unabsehbarer Zeit her
gedacht, o Jehova,
Und ich finde Trost für mich.
53. Eine Zornglut selbst hat mich erfasst wegen der Bösen,
Die dein Gesetz verlassen.
54. Deine Bestimmungen sind mir zu Melodien geworden
Im Haus der Orte meiner Fremdlingschaft.
55. In der Nacht habe ich deines Namens gedacht, o Jehova,
Damit ich dein Gesetz halte.
56. Auch dies ist mein geworden,
Weil ich deine Befehle befolgt habe.
(Cheth)
57. Jehova ist mein Teil;
Ich habe versprochen, deine Worte zu halten.
58. Ich habe dein Angesicht besänftigt mit [meinem] ganzen Herzen.
Erweise mir Gunst nach deiner Zusage.
59. Ich habe meine Wege betrachtet,
Damit ich meine Füße zurückwende zu deinen Mahnungen.
60. Ich beeilte mich, und ich zögerte nicht.
Deine Gebote zu halten.
61. Die Stricke der Bösen, sie umgaben mich.
Dein Gesetz vergaß ich nicht.
62. Um Mitternacht stehe ich auf, um dir zu danken
Für deine gerechten richterlichen Entscheidungen.
63. Ein Mitgenosse bin ich von all denen, die dich wirklich fürchten,
Und von denen, die deinen Befehlen nachkommen.
64. Deine liebende Güte, o Jehova, hat die Erde erfüllt.
Lehre mich deine eigenen Bestimmungen.
(Teth)
65. Du hast wirklich gut gehandelt mit deinem Knecht,
O Jehova, gemäß deinem Wort.
66. Lehre mich Gutes, Vernünftigkeit und Erkenntnis selbst,
Denn ich habe Glauben an deine Gebote geübt.
67. Bevor ich niedergebeugt war, sündigte ich aus Versehen,
Jetzt aber habe ich deine eigene Rede bewahrt.
68. Du bist gut und tust Gutes.
Lehre mich deine Bestimmungen.
69. Die Vermessenen haben mich mit Unwahrheit beschmiert.
Was mich betrifft, so werde ich mit [meinem] ganzen Herzen deine Befehle
befolgen.
70. Ihr Herz ist gefühllos geworden wie Fett.
Mir meinerseits ist dein eigenes Gesetz lieb gewesen.
71. Es ist gut für mich, dass ich niedergebeugt worden bin,
Damit ich deine Bestimmungen lerne.
72. Das Gesetz deines Mundes ist gut für mich,
Ja mehr als Tausende von Gold- und Silberstücken.
(Jodh)
73. Deine Hände, sie haben mich gemacht, und sie verliehen mir dann
Festigkeit.
Lass mich Verständnis haben, damit ich deine Gebote lerne.
74. Die dich fürchten, sind die, die mich sehen und sich freuen,
Denn auf dein Wort habe ich geharrt.
75. Ich weiß wohl, o Jehova, dass deine richterlichen Entscheidungen
Gerechtigkeit sind
Und dass du mich in Treue niedergebeugt hast.
76. Möge deine liebende Güte bitte dazu dienen, mich zu trösten,
Gemäß deiner Zusage an deinen Knecht.
77. Lass mir deine Erbarmungen zukommen, damit ich weiterhin lebe;
Denn dein Gesetz ist das, was mir lieb ist.
78. Lass die Vermessenen beschämt werden, denn ohne Ursache haben sie
mich irregeleitet.
Was mich betrifft, ich befasse mich mit deinen Befehlen.
79. Lass die, die dich fürchten, zu mir umkehren,
Auch die, die deine Mahnungen kennen.
80. Lass mein Herz sich in deinen Bestimmungen als untadelig erweisen,
Damit ich nicht beschämt werde.
(Kaph)
81. Nach deiner Rettung hat meine Seele geschmachtet;
Auf dein Wort habe ich geharrt.
82. Meine Augen haben nach deiner Rede geschmachtet,
Während [ich] gesagt habe: „Wann wirst du mich trösten?“
83. Denn ich bin wie ein Schlauch im Rauch geworden.
Deine Bestimmungen habe ich nicht vergessen.
84. Wie viele sind der Tage deines Knechtes?
Wann wirst du Gericht an denen üben, die mich verfolgen?
85. Die Vermessenen haben Fallgruben ausgehoben, um mich zu fangen,
Die, die nicht in Übereinstimmung sind mit deinem Gesetz.
86. All deine Gebote sind Treue selbst.
Ohne Ursache haben sie mich verfolgt. O hilf mir.
87. In kurzem hätten sie mich ausgerottet auf der Erde;
Ich selbst aber habe deine Befehle nicht verlassen.
88. Gemäß deiner liebenden Güte erhalte mich am Leben,
Damit ich die Mahnung deines Mundes bewahre.
(Lamedh)
89. Auf unabsehbare Zeit, o Jehova,
Steht dein Wort in den Himmeln fest.
90. Deine Treue währt Generation um Generation.
Du hast die Erde fest erstellt, damit sie bestehen bleibt.
91. Gemäß deinen richterlichen Entscheidungen stehen sie [noch] heute,
Denn sie sind alle deine Knechte.
92. Wäre mir dein Gesetz nicht lieb gewesen
So wäre ich umgekommen in meiner Trübsal.
93. Auf unabsehbare Zeit werde ich deine Befehle nicht vergessen,
Denn durch sie hast du mich am Leben erhalten.
94. Ich bin dein. O rette mich,
Denn nach deinen Befehlen habe ich gesucht.
95. Auf mich haben die Bösen geharrt, um mich zu vernichten.
Deinen Mahnungen gegenüber zeige ich mich fortwährend aufmerksam.
96. An aller Vollkommenheit habe ich ein Ende gesehen.
Dein Gebot ist sehr weitreichend.
(Mem)
97. Wie liebe ich doch dein Gesetz!
Den ganzen Tag befasse ich mich damit.
98. Weiser als meine Feinde macht mich dein Gebot,
Denn auf unabsehbare Zeit ist es mein.
99. Mehr Einsicht als all meine Lehrer habe ich erlangt,
Denn mit deinen Mahnungen befasse ich mich.
100. Ich benehme mich mit mehr Verstand als ältere Männer,
Denn ich habe deine eigenen Befehle beobachtet.
101. Von jedem schlechten Pfad habe ich meine Füße zurückgehalten,
Damit ich dein Wort bewahre.
102. Von deinen richterlichen Entscheidungen bin ich nicht abgebogen,
Denn du selbst hast mich unterwiesen.
103. Wie lind sind meinem Gaumen deine Reden gewesen.
Ja mehr als Honig meinem Mund!
104. Dank deinen Befehlen benehme ich mich mit Verstand.
Darum habe ich jeden falschen Pfad gehasst.
(Nun)
105. Dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß
Und ein Licht für meinen Pfad.
106. Ich habe einen Schwur getan, und ich werde ihn ausführen,
Deine gerechten richterlichen Entscheidungen einzuhalten.
107. Ich bin in großem Maße niedergebeugt worden.
O Jehova, erhalte mich am Leben gemäß deinem Wort.
108. Habe bitte Gefallen an den freiwilligen Gaben meines Mundes, o
Jehova,
Und deine richterlichen Entscheidungen lehre mich.
109. Meine Seele ist beständig in meiner hohlen Hand;
Doch dein Gesetz habe ich nicht vergessen.
110. Die Bösen haben mir einen Fallstrick gelegt,
Aber von deinen Befehlen bin ich nicht abgeschweift.
111. Ich habe mir deine Mahnungen auf unabsehbare Zeit zu eigen
gemacht,
Denn sie sind meines Herzens Frohlocken.
112. Ich habe mein Herz deinen Bestimmungen zugeneigt
Auf unabsehbare Zeit, bis zuletzt.
(Ssamech)
113. Die zwiespältigen [Herzen] habe ich gehasst,
Aber dein Gesetz habe ich geliebt.
114. Du bist mein Ort der Verborgenheit und mein Schild.
Auf dein Wort habe ich geharrt.
115. Weicht von mir, ihr Übeltäter,
Damit ich die Gebote meines Gottes beobachte.
116. Unterstütze mich gemäß deiner Zusage, damit ich am Leben bleibe,
Und lass mich nicht wegen meiner Hoffnung zuschanden werden.
117. Stütze mich, damit ich gerettet werde,
Und ich werde beständig den Blick auf deine Bestimmungen richten.
118. Du hast alle, die von deinen Bestimmungen abirren, beiseite geworfen;
Denn ihre Trugkunst ist Falschheit.
119. Du hast alle Bösen der Erde wie Schaumschlacke [zu bestehen]
aufhören lassen.
Darum habe ich deine Mahnungen geliebt.
120. Aus Angst vor dir erschaudert mein Fleisch;
Und wegen deiner richterlichen Entscheidungen habe ich mich gefürchtet.
(Ajin)
121. Ich habe Recht und Gerechtigkeit geübt.
O überlass mich nicht denen, die mich übervorteilen!
122. Handle als Bürge für deinen Knecht zum Guten.
Mögen die Vermessenen mich nicht übervorteilen.
123. Meine Augen, sie haben nach deiner Rettung
Und nach deiner gerechten Rede geschmachtet.
124. Handle mit deinem Knecht gemäß deiner liebenden Güte,
Und lehre mich deine eigenen Bestimmungen.
125. Ich bin dein Knecht. Lass mich Verständnis haben,
Damit ich deine Mahnungen erkenne.
126. Es ist Zeit für Jehova zu handeln.
Sie haben dein Gesetz gebrochen.
127. Darum habe ich deine Gebote geliebt,
Mehr als Gold, ja geläutertes Gold.