Der Autor Sven M. Anderson ist ein renommierter
Foto-Designer, dessen Werke unter anderem von Helmut
Newton inspiriert wurden. Andersons Arbeiten gelten in
Fachkreisen als avantgardistische digitale Kunst und
erzielen hohe Liebhaberpreise.
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
Originalausgabe
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Coverdesign, Fotos, Neusatz in moderner Antiqua-Schrift von
Sven M. Anderson
© 2019
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt.
ISBN: 9783749438334
Die Bilder dieses Buchs sprechen für sich, und zwar in einer Sprache,
die man als lyrisch bezeichnen kann. Anstelle langer Erklärungen zu
den Kunstwerken gibt die beigegebene klassische Lyrik am Besten die
Stimmung wieder, die meiner Ansicht nach das Bild-Gesamtwerk
ausstrahlt.
Insgesamt sind es 60 originale großformatige Bilder auf hochwertigem
Fotodruckpapier gedruckt, die vorher noch nie in einer Ausstellung zu
sehen waren. Das gibt diesem Werk eine seltene Authentizität.
Ich wünsche nun Allen, die dieses Buch durchblättern und lesen einen
einzigartigen Kunstgenuß.
Sven M. Anderson
David Friedrich Strauss: 1808 – 1874
Toll
»Wer nicht liebt Weib, Wein und Gesang,
Der bleibt ein Narr sein Leben lang.«
Gut.
Doch wer es tut,
Wer Weiber liebt, der wird zum Narren,
Die Sänger haben ihren Sparren.
Und gar der Wein, wie allbekannt,
Bringt seine Leute vom Verstand.
Drum, du guter
Doktor Luther,
Es treib es einer, wie er woll:
Wir bleiben samt und sonders toll!
Alfred Meissner: 1822 – 1885
Die Adamiten
Sommernacht! Auf waldiger Insel,
Mitten in der
Luschnitz Fluten
Sprühen Fackeln, düster-lohend,
Irre Lichter, irre Gluten.
Und der Himmel, der verstohlen
Durch der Bäume Dickicht blaut,
Lauscht dem schaurigsten Geheimnis,
Das er jemals noch geschaut.
Auf dem Anger, auf dem Rasen
Vor der efeudunkeln Grotte
Schlingt im Tanze, Hand in Hand sich
Eine wunderliche Rotte.
Nackte Männer, nackte Weiber,
Übersprüht von Fackelglanz,
Schlingen sich mit wildem Jauchzen
Im bacchantisch-wilden Tanz.
Ihre Glieder flechten tanzend
Ineinander fest die Paare,
Um der Weiber weiße Brüste
Flattern die gelösten Haare.
Lautes Singen, Beckenklingen,
Zwischendrein die Pfeife ruft,
Und die starken Männer werfen
Hoch die Weiber in die Luft.
Abseits von dem Tanzplatz liegen
Zelte, Fässer, Waffenbündel,
Um die aufgeschnürten Feuer
Lagert tobendes Gesindel.
Mann und Weib in wüstem Knäuel,
Jauchzend Brust an Brust gepreßt –
Dieses Bild voll Gram und Wollust
Ist ein Adamitenfest!
Heinrich Leuthold: 1827-1879
Aus den fünf Rhapsodien Hannibal
Im Punierlager
Es ruhten nun im Lager
Bei Zechgelag und Schmaus
Die Völker der Karthager
Vom Kampf und
Siegen aus,
Gesondert nach drei Welten,
Nach Sprache, Waffen, Wahl,
Iberer, Tyrer, Kelten
In Zelten,
Die Libyer im Machal.
Hier geht der Schlauch im Kreise,
dort tönt ein gallisch Lied,
Die Mamertinerweise
Singt hier ein Ausonid.
Kriegsvolk von allen Rassen
Und Zungen füllt den Raum...
Des Lagers breite Gassen,
Sie fassen
Die wilden Scharen kaum.
Und doch, wie vielgestaltig
Der Völker bunt Gemeng,
Sie bändigt, allgewaltig,
Ein Wille, stark und streng!
Und jedem Volk des Heeres
Steht sein Altar bereit,
Dem Gott des Kriegs, des Meeres,
Der Ceres,
Dem Dienste Baals geweiht.
Der Isispriester schlichtet
Mit dunklem Wortgespinst
Die Zweifel und verrichtet
Geheimnisvoll den Dienst.
Hier weissagt aus Gedärmen
Ein Schalk; ein Hierophant
Lehrt ernsten Tons; dort lärmen
In Schwärmen
Kuret und Korybant.
Hier üben Klinabaren
Den Arm im Waffenspiel;
Dort werfen Balearen
Mit Schleudern nach dem Ziel;
Hier trifft der Pfeil die Eule,
Dort werfen im Tumult
Die Gallier nach
der Säule
Die Keule;
Hier ächzt das Katapult.
Dort kracht ein Schild, hier splittert
Ein Speer, die Tuba ruft,
Vom Ton der Zymbeln zittert,
Von Pauken dröhnt die Luft.
Doch senkt die Nacht sich nieder,
Dann salbt bei Fackelglanz
Der bräunliche Numider
Die Glieder
Mit Öl zum Waffentanz.
Wie dreht er sich geschmeidig,
Die Stirne kranzumlaubt,
Die Klinge, blank und schneidig,
Geschwungen um das Haupt!
Das Haar umkränzt mit Rosen,
Gibt die Phönikerin
Glutäugig sich dem losen
Liebkosen
Der bärtigen Krieger hin.
Um ihre schlanke Hüfte
Schlingt seinen Arm gewandt
Und hebt sie in die Lüfte
Der wilde Garamant.
Jetzt löst den trunknen Sinnen
Der Rausch die Fessel ganz,
Und Gaditanerinnen
Beginnen
Den wildbewegten Tanz.
Erst drehn sie, jede Regung
In schönem Ebenmaß,
Mit zierlicher Bewegung,
Behutsam wie auf Glas,
Im Kreis sich, scheu, verhalten;
Doch nahen ihrerseits
Die kriegrischen Gestalten,
Entfalten
Sie jeden üppigen
Reiz.
Wie wiegen sie die Büsten
Von reicher Fülle schwer,
Mit hochgewölbten Brüsten
Verlockend hin und her!
Das Tympanon in Händen,
Geschürzt bis zu den Knien,
In Wollust und Verlangen
Wie Schlangen
Dem Arm entgleiten sie.
Wie sie behend sich drehen,
Die Hüfte halb entblößt,
Bis sich, wie aus Versehen,
Vollends der Gürtel löst!
Wie sie im Sprung entschweben,
Bacchantisch-toll ... und nun,
Wollüstig hingegeben,
Mit Beben
Im Arm der Tänzer ruhn!
Nun hält der trunknen Weiber
Verführerische Last,
Die braunen, üppigen Leiber
Die wilde Gier umfaßt.
Hier wird zu leisem Flüstern
Der Stimme Ton gedämpft,
Und dort wird keck und lüstern
Im Düstern
Die letzte Scheu bekämpft.
Bald schlingen sich zum Knäuel
Die Paare Brust an Brust;
Dem wilden Schlachtengreuel
Folgt süßer Kampf der Lust.
Stets frecher wird und freier
Gelärmt, gebuhlt, gelacht ...
Und auf die wüste Feier
Den Schleier
Senkt die verschämte Nacht.
G. Emil Barthel: 1835 – 1911
Gegenüber
Mit sehnsuchtsvollen Blicken
Schau ich zum Fenster aus;
Sie wohnt mir gegenüber,
Doch ist sie nicht zu Haus.
Sie wohnt mir gegenüber
Und wohnt im Herzen mir;
Doch wär es mir noch lieber,
Sie zog in mein Quartier.
Aus dem Ungarischen des Petöfi
Das Gewitter
Regnen fühl ichs, regnen,
Regnen Kuß auf Kuß,
Meinen verschmachteten Lippen
Seltener Hochgenuß!
Helle Blitze zucken
Leuchtend im Gemach;
Deine kohlschwarzen Augen
Blitzen tausendfach.
Horch! es rollt der Donner!
Ach, das Wetter ist nah!
Laß mich entfliehen, es donnert
Draußen der Herr Papa.
Peter Rosegger: 1843-1918
Soldatenliedchen (1859)
Mein herzliebes Schatzerl, ich weiß eine
Mär – komm her!
Das Küssen ist – wenn nur das Scheiden
nicht wär – nit schwer.
Das Küssen, das Küssen, das rieselt durchs Blut,