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© 2015 (Erstauflage), Claus Bernet.
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Berlin, 3.2.2017 (4. Aufl.)
Edition Graugans, Berlin
Herstellung und Verlag: Bod - Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7386-9677-6
GG Wissenschaft ist ein Imprint der Edition Graugans, Berlin
Bild 1
Im 16. Jahrhundert wurde das Neue Jerusalem vor allem im Rahmen der Marienlitanei dargestellt, nämlich in Form der Himmelspforte und der Stadtanlage Civitas Dei. Die meisten Beispiele davon haben sich heute in Frankreich erhalten, meist in kleinen Kirchen auf dem Lande. Der oder die Künstler sind unbekannt.
Bild 2
Bild 2: Saint-Loup in Montdauphin, 16. Jh., Attribute Mariens, darunter Himmelspforte als Doppelturm links und Civitas Dei mit Kegeldächern rechts unten.
Rechts oben: Saint-Martin de Nonancourt in Eure, 16. Jh., Attribute Mariens, darunter Himmelspforte als Doppelturm mit verbindendem Satteldach und Civitas Dei in Form zeitgenössischer Bauten.
Bild 3
Bild 3: Kirche von Conches-en-Ouche, Normandie, 16. Jh., Attribute Mariens, darunter massive Himmelspforte, feingliedrig und detailreich ausgestaltet.
Claire de Haas: Conches en Ouche: vitraux de l'eglise Sainte-Foy, (Conches en Ouche) 1986.
Michel Hérold: Conches-en-Ouche- Église paroissiale Sainte-Foy, Les Verrières, (Paris) 1994.
Laurence Riviale: 'Requiescat in floribus', ou un transi parmi les fleurs, Revue de l'art, 138, 2002, S. 43-54.
Bild 4
Bild 4: Saint Cyr et Sainte Julitte in Crouy sur Ourcq, 16. Jh., Attribute Mariens, darunter Civitas Dei. Die feine Ausgestaltung lässt sogar die Mauerfugen erkennen, darüber gelbe und blaue Kegeldächer.
Bild 5
Bild 5: Anonyme Hinterglasmalerei, vermutlich aus oberösterreichischen Sandl aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Innenfeld wird in einfachen Formen das Jüngste Gericht gezeigt, mit Petrus und einer goldenen, noch geschlossenen Himmelspforte links.
Claus Hansmann, Gislind Ritz: Kunterbunter Bauernhimmel, München 1961.
Gislind M. Ritz: Hinterglasmalerei. Geschichte, Erscheinung, Technik, München 1972.
Yves Jolidon: Alte Quellen in neuem Licht: Betrachtungen zur Schweizer und Augsburger Hinterglasmalerei des späten 17. und des 18. Jahrhunderts, in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde, 2009, S. 63-72.
Bild 6
Bild 7
Bild 6 und 7: Marienattribute in der reichlich mit Buntfenstern ausgestatteten Kirche zu Ferté-Bernard. war der Glasmeister Verantwortlich Ferdinand Hucher, der die Arbeiten 1858 ausführte. Bezug bei dem Motiv der Civitas Dei konnte er auf eine ältere Darstellung aus Stein in der gleichen Kirche zurückgreifen (vgl. Band 5 der „Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem“).
AbbeÌ Louis Calendini: Les Verrieres de La Ferté-Bernard, Sablé-sur-Sarthe 1934.
Bild 8
Bild 8: Im Zuge der Regotisierung wurden um 1863 in der katholischen Kirche Notre-Dame-de-l'Assomption d'Auvers-sur-Oise Fenster eingesetzt, die einen mittelalterlichen Eindruck erwecken sollten. Der Name der Kirche regte dazu an, die Marienlitanei auf einem der Fenster zur Darstellung zu bringen. Zahlreiche Mariensymbole werden auf mehreren Fensterbahnen gezeigt, die alle von einer offenen Himmelspforte überragt werden. Diese besticht durch ungewöhnlich helle Farbigkeit: die Torlaibung ist tiefrot, darüber schiebt sich ein grüner Balken, die an beiden Seiten angrenzenden Mauerpartien sind violett, das Edelsteinfundament unter der Pforte ist mit orangen, hellgrünen und gelben Streifen angedeutet.
Bild 9
Bild 9: Bleiglasfenster im Seitenschiff der katholischen Pfarrkirche Saint Jean de Montmartre in Paris, auf der die Himmelspforte im Rahmen einer Lauretanischen Litanei dargestellt ist. Der Entwurf stammt von Pascal Blanchard (1861-1945), die Ausführung mittels leuchtender Farben oblag Jac Galland zwischen 1918 und 1920. Die barocke Pforte steht auf mehreren Pfeilern und Säulen, ungewöhnlich ist die strahlende Sonne in der Toröffnung.
Saint-Jean de Montmartre Paris, Paris, um 1990.
Bild 10
Bild 10: Die expressionistische Jeruzalemkerk im westlichen Amsterdam wurde 1929 von Ferdinand B. Jantzen (1895-1987) erbaut, der auch die Glasfenster für die protestantische Kirche schuf. Drei Bahnen sind dem Thema „Himmlisches Jerusalem“ vorbehalten und ein Meisterwerk der neuen Sachlichkeit bzw. des niederländischen Frühexpressionismus. Die Formensprache ist bereits ausschließlich abstrakt, das Fenster spricht allein durch überwiegend vertikale Linienführung und durch seine blässliche, zurückhaltende Farbwahl zu seinem Betrachter. In den drei Bahnen kann man Engel, Tore, Perlen oder Apostelfiguren erkennen, ebenso reine Emotionalität von etwas eigentlich nicht Darstellbarem.
Marjanne Blonk: 75 jaar Jeruzalemkerk, 1929-2004, Amsterdam 2004.
Bild 11
Bild 11: 1933/34 wurde von Margaret Aldrich Rope (1891-1988) aus Fulham das Himmlische Jerusalem in der All Saints Church in Hereford nordwestlich von Gloucester fertiggestellt. Hier thront eine mittelalterliche Stadt auf einem Tafelberg, dem Zionshügel. Aus dem Haupttor, das von einem weißen Engel bewacht wird, strömt der Lebensfluss nach unten.
Marjorie Wight: All Saints' Church, Hereford, Hereford 1962.
Marjorie Wight: The story of All Saints' Church, Hereford, Gloucester, um 1965.
Bild 12
Bild 12: Unmittelbar nach den Kriegsschäden erfolgte um 1946 in der katholischen Kirche St. Cäcilia in Nettersheim-Pesch eine Neuverglasung. Eines der Fenster zeigt das Himmlische Jerusalem als Gottesburg. Das Fenster im Kirchenschiff ist aus Kathedralglas, Blei sowie Schwarzlot und wurde von Franz Melchior in Köln geschaffen. Es ist die wohl früheste Darstellung dieses Motivs nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland. Das Haupttor, der Zionshügel (mit dem Gotteslamm) sowie die Hauptkuppel des hinteren Zentralbaus sind wegen der Sprosse nicht voll sichtbar.
Bild 13
Bild 13: Auch in England gab es nach Zerstörungen durch Luftangriffe Bedarf an neuen Glasfenstern. In der Kathedrale von Chester beauftragte man 1949 Harcourt Medhurst Doyle (1913-2001), einen Glaskünstler aus Liverpool. Wie im angloamerikanischen Raum häufig anzutreffen, setzte er das Neue Jerusalem als Stadtlandschaft zwischen die oberen Verstrebungen eines Südfensters im westlichen Querschiff. Unter dem Neuen Jerusalem erscheint unten spiegelbildlich das historische Chester (hier nicht zu sehen).
George William Outram Addleshaw: Chester Cathedral: the stained glass windows, mosaics, monuments and some of its other treasures, Gloucester 1969.
George William Outram Addleshaw: Die Kathedrale zu Chester, London 1979.
Bild 14
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