ES HABEN AN DIESEM BUCH MITGEARBEITET

Text

Mª Dolores Simón Curull, Diplomierte Diät- und Nahrungsfachfrau

Luisa Martín Rueda, Heilpraktikerin

Mª Pilar Ibern García, Meisterköchin

Mateo Magariños, Doktor für angewandte Biologie

Maria Niubó, Diät- und Nahrungsfachfrau

Bilder

Javier Cremades Ugarte, Professor für Biologie an der Universität von La Coruña:

Bilder jeder Alge (Innenseiten und Titelseite)

Mateo Magariños: Cíes-Inseln (Innenseiten und Titelseite

Antonio Vidal: Titelseite, Rückseite, Rezepte (Innenseiten)

1. Auflage: April 2002

2. Auflage: November 2002

3. Auflage: April 2006

4. Auflage: April 2014

1. Auflage auf Deutsch: Januar 2007

2. Auflage auf Deutsch: Juni 2019

Copyright: Clemente Fernández Sáa

Copyright: Algamar, 2002

Polígono de Amoedo. Carretera de Nespereira, s/n

36840 Pazos de Borbén – Pontevedra (Spanien)

Tel.: +34-986 404 857 – Fax: +34-986 403 575

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet

über www.dnb.de abrufbar.

Satz, Umschlaggestaltung, Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7481-6508-8

Inhalt

  1. Kapitel
    Der Reichtum des Meeres
  2. Kapitel
    Ein Schatz an Nahrung. Nährwerte
  3. Kapitel
    Mit Atlantikalgen kochen. Ein schon gesalzenes Gemüse
  4. Kapitel:
    Ein sehr heilkräftiges Gemüse
  5. Kapitel:
    Vom Meer zur Erde
  6. Kapitel:
    Häufig gestellte Fragen

Vorwort

Es gibt so viele interessante neue Daten und Forschungen in Bezug auf Algen, dass sie sogar für Wissenschaftler einen faszinierenden und zugleich ergiebigen und vielversprechenden Bereich darstellen.

Über Algen wird viel gesprochen und das wird weiter so bleiben.

Dieses Buch möchte einen Beitrag zur Beantwortung der Fragen leisten, die sich Menschen stellen, die sich allgemein für Algen interessieren – insbesondere für Atlantikalgen. Für einige wird es eine Einführung und Annäherung an das Thema sein, für andere präzise Vorschläge im Sinne der Nutzung einer Auslese von Algen der europäischen Altantikküste als Nahrungsmittel enthalten, die bereits erforscht sind und als wohltuend für unsere Gesundheit gelten.

An den europäischen Küsten gibt es Regionen, die besonders reich an essbaren Algen sind und deren Artenvielfalt und -menge sie einzigartig machen. Diese Regionen sind, von Süden nach Norden aufgeführt: Galicien (Nordwest-Spanien), die französische Bretagne, Wales und Irland. Nicht zufälligerweise teilen sich diese Regionen ebenfalls eine gemeinsame keltische Musik- und Kulturtradition. In diesem Buch werden wir dem Küstenbereich Galiciens das Hauptaugenmerk widmen.

Die Abfassung, die Sie jetzt in Händen halten, wurde über mehrere Jahre vorbereitet und an verschiedenen Orten zusammengestellt.

Das Projekt begann in einem Rahmen, in dem die Algen die Hauptdarsteller sind: an den Steilküsten und imposanten Felsen der Südküste Galiciens. Das Meer war die Anregung und der eindeutige Antrieb dafür. Dort, zwischen Meer und Bergen, zwischen Brisen und Stürmen, begleitete mich sein dauerndes Tosen, in Brausen verwandelt durch das hohe Küstengebirge. Sein Duft war erfrischend, rein, erneuernd ... Dort sah ich jeden Abend, wie die Sonne in seiner unendlichen Weite versank, und ebendort begann die große atlantische Reise, eine symbolische Fahrt, protokolliert in vielen Zeilen, die jetzt zu Ende geht.

Ein anderer Teil wurde buchstäblich im Meer geschrieben, auf dem Segler „Izabal“, wo das Gefühl des Seemanns mit einfloss, wenn er den Hafen erreicht, das Ziel einer langen Reise.

Andere verschiedene Orte dienten dazu, diesen Blättern Form zu geben: ein Bauernhaus in den Bergen, ein Haus an der Küste, eine Wohnung in der Stadt, Seminare in einem Hotel, Kurse, Universitätsfakultäten, Küchen ...

An allen diesen Orten war ein Traum gegenwärtig: die Vorzüge der Atlantikalgen bekannt zu machen, für ihre vielen Eigenschaften Wertschätzung zu wecken und zu ihrem Gebrauch als tägliche, einfache und geschmackvolle Zutaten in der Küche jederzeit und zu jeder Gelegenheit anzuregen.

Ich hoffe, dass das Lesen dieses Buches diesen Traum zu verwirklichen hilft. Es wäre für mich und für alle, die an diesem Werk mitgearbeitet haben, eine große Freude.

1. KAPITEL

Der Reichtum des Meeres

Warum jetzt die Algen?

Wir verzehren häufig Algen, ohne es zu wissen, wenn wir Eis, Pudding, bestimmte Milcherzeugnisse, Pasteten, Misch- oder Schokogetränke, Marmelade oder Brei, Majonäse, Margarine, Sahne ... zu uns nehmen, da es sehr gut möglich ist, dass Algenextrakte zu deren Zutaten gehören, welche die Konsistenz verbessern und das Erzeugnis stabilisieren.

Auch in der Industrie werden Algen zur Herstellung von Farben und Färbemitteln, Klebemitteln, Plastik usw. verwendet. Sie verleihen diesen Produkten Festigkeit, Fixierung, Elastizität und Glanz.

In der Medizin werden sie als Vehikel verwendet und als aktive Bestandteile in der Behandlung verschiedener Krankheiten eingesetzt.

Ihre Anwendungen sind sehr vielseitig und das Interesse an Algen und ihr Verzehr steigen in der ganzen Welt beständig an.

Die globalen Zahlen der Algenverwertung liegen laut der FAO bei 7 Millionen Tonnen frischen Algen pro Jahr, von denen die Hälfte dem Direktverzehr als Gemüse dient und der Rest als Extrakte für unterschiedliche Anwendungen: in der Nahrungsmittelindustrie, der Kosmetik, als Viehfutter, für trockene und flüssige Düngemittel usw.

Das heißt, dass 3,5 Millionen Tonnen jedes Jahr in der Welt verzehrt werden.

Unter uns gibt es noch immer welche, die sich fragen, ob Algen essbar sind! Die weltweite Produktion stieg 1997 auf 8,4 Millionen Tonnen frischer Algen und im Jahr 2000 wurden bereits 10 Millionen Tonnen überschritten (FAO-Bericht 2002). Dies bedeutet eine Steigerung von 43 % in nur 8 Jahren.

Es gibt Fabriken, die ausschließlich der Gewinnung der Extrakte dienen, die in den genannten Bereichen verwendet werden: Agar, Alginate und Karrageen. Spanien ist heutzutage weltweit der zweitgrößte Agarhersteller nach Japan, und in Galicien ist eines der besten Unternehmen zur Gewinnung von Karrageen in Europa ansässig.

In den letzten 20 Jahren hat sich der weltweite Verzehr von Algen verdoppelt und die Nachfrage steigt sowohl im Osten, wo es eine alte Tradition des Algenkonsums gibt, wie auch im Westen.

In Japan, als Beispiel eines Landes mit langer diesbezüglicher Tradition, werden heute mehr als 6 g getrocknete Algen pro Person und Tag verbraucht, doppelt so viel wie vor 50 Jahren, wobei es in Städten und Küstenzonen bis zu 20 g pro Tag sind. (Claude Chassé – 16). Die Japaner geben mehr Geld für Algen aus als für Wurstwaren (4). In den 1990er Jahren wuchs in den USA der Import an Nori-Algen um etwa 20 % pro Jahr.

Abgesehen von den vorübergehenden Moden werden Algen seit Jahrhunderten als tägliche Nahrung verzehrt. Es gibt Länder, in denen Millionen Menschen sich seit Generationen von Algen ernährt haben und weiter ernähren.

Sowohl in Asien (wo Algen eine traditionelle und fast althergebrachte Nahrung sind) als auch in der ganzen Welt wird die Rolle von Algen als Gesundheitsfaktor und empfohlene Ergänzung zur Ernährungsweise durch die besten internationalen Nahrungswissenschaftler anerkannt, so dass im 21. Jahrhundert Algen als Nährstoff nicht zu übersehen sind. Es gibt zuverlässige Untersuchungen durch angesehene Forscher und offizielle Stellen, die den hohen Nährwert der Algen bestätigen (CSIC, 1999: „Evaluación nutricional y efectos fisiológicos ... “). (7)

Obwohl wir unseren Planeten seit alters her bewohnen, sieht es so aus, als ob die Algen besonders in der heutigen Zeit Bedeutung erlangen, in welcher der Mangel an bestimmten wesentlichen Elementen und das Übermaß an schädlichen Substanzen im Zusammenhang mit den heutigen Lebensgewohnheiten die Funktionen des menschlichen Organismus beeinträchtigen.

Heutzutage gibt es in Europa 82 Millionen Menschen, die an Jodmangel, und 27 Millionen, die an Eisenmangel leiden.

Die Algen gelten als das Nahrungsmittel, das am reichsten an Mineralstoffen und wesentlichen Spurenelementen ist. Deshalb können sie die gerade erwähnten und viele andere Störungen heilen, die durch die Defizite der gegenwärtigen Lebensgewohnheiten ausgelöst werden und Krankheiten wie Schwäche, Depression und Blutarmut verursachen.

So viel zu den Mangelerscheinungen. Zu den Störungen, die durch ein Übermaß an schädlichen Substanzen verursacht werden, zählen wir die Herz-Kreislauf-Erkrankungen, welche die häufigste Todesursache bei uns geworden sind, sowie einen erhöhten Cholesterinspiegel und die damit verbundenen Komplikationen, wie hoher Blutdruck usw. Für all dies finden wir ebenfalls in den Meeresalgen klare und wirksame Lösungen, sowohl vorbeugend als auch therapeutisch.

Die erstaunliche und wohltuende Wirkung der Algen auf den Fettstoffwechsel, das Cholesterin, den Kreislauf, den Blutdruck, das Nervensystem, die Abwehrkräfte, Mineralienarmut, Verstopfung u. a. wurden sowohl in Asien als auch in Europa untersucht und verglichen.

Sogar bei Umweltverschmutzung und Nahrungsmittelverseuchung, die uns in der modernen Gesellschaft bedrohen, gewährleisten Algen Impfstoffe und eine erfolgreiche Behandlung. Ihre Wirkung ist auch nachgewiesen als Antioxidationsmittel und als Verstärkung des Immunsystems, bei Stress und dauernden Spannungszuständen, die unsere Abwehrkräfte schwächen und unsere Lebensausgeglichenheit beeinträchtigen.

Diese und andere aktuelle Aspekte der Gesundheit werden in diesem Buch behandelt.

Kurze Geschichte der Nutzung der Algen in der Welt

Die Völker, die Küstengebiete bewohnen, in denen Algen reichlich vorhanden sind, haben diese schon immer verwendet.

Im Fernen Osten wurde der Gebrauch von Algen als Nahrungsmittel von alters her überliefert und verbreitete sich am stärksten.

Gesundheit, Langlebigkeit und Glück wurden mit dem Verzehr von Algen in chinesischen Schriftstücken von vor 4 000 Jahren in Verbindung gebracht. Andere, ebenfalls chinesische Texte aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. beschreiben sie als „erlesene Speise, eines Ehrengastes würdig und sogar des Königs selbst“.

Das chinesische Medizinbuch Benkao Jing (1. Jahrhundert v. Chr.) empfiehlt Algen als Heilmittel bei Brusttumoren und Krebs.

Die „chinesische Materia Medica“ aus dem Jahres 600 n. Chr. beschreibt sie als „exquisites Gericht für den ehrenvollsten Gast, sogar für den König selbst“.

Das Volk der Ainu, ursprüngliche Bewohner der japanischen Inseln, erntete und trocknete Algen schon in der Jungsteinzeit.

Am japanischen Hof des 8. Jahrhunderts v. Chr. wurden im Jahressteuerregister Algen als Steuer für den Kaiser genannt, die heute am weitesten verbreitet sind (Kombu, Nori und Wakame). Zu Beginn des christlichen Zeitalters wurden die buddhistischen Mönche die Hauptförderer des Algenkonsums. Das älteste erhaltene japanische Lexikon enthielt schon im 10. Jahrhundert volkstümliche Algenrezepte, und ab dem 14. Jahrhundert n. Chr. begann man, Algen wegen der hohen Nachfrage zum Verzehr in Hydrokulturen zu züchten. Algen galten also als Nahrung für Aristokraten, Mönche und hochrangige Persönlichkeiten.

In den letzten fünfzig Jahren hat sich der Verzehr von Algen verdoppelt, weil das Kredenzen bei Festen, Hochzeits- und Geburtstagsfeiern Ansehen und Würde verleiht. Heute sind Algen ein bevorzugtes Silvestergeschenk und das wichtigste Produkt aller Fischerei-Ressourcen Japans.

Von Korea bis Hawaii, von den Philippinen bis Neuseeland und gleichfalls in Chile und Peru gibt es Hinweise, die auf die ältesten Traditionen zurückgehen, über den Gebrauch der Algen als Heil- und Nahrungsmittel, in vielfältigen Speisen, oft sehr fein zubereitet, die auch heute noch nachgemacht werden.

Besonders erwähnenswert sind die Hawaii-Bewohner, die 75 verschiedene essbare Algenarten verzehren, die „limu“ genannt werden.

In Peru wird seit Jahrhunderten macocho“ (Gigartina) gegessen, und in Chile ist cochayuyo“ (Durvillea) sehr bekannt.

In der Atlantikregion findet sich die erste schriftliche Erwähnung – speziell über die Dulse-Algen – in den Sagen von Island und stammt aus dem Jahr 960 n. Chr. (2) (3). Am Atlantik wurden zur Zeit der Kelten und Wikinger Algen geerntet zur Zubereitung von Suppen (Laver-Porphyra) und zum Kauen (Dulse), als Mittel gegen Skorbut, der früher häufig bei Seeleuten vorkam.

In England werden verschiedene Sorten (Meeressalat, Bladderwrack, Carrageen, Sloke, Tangle, Laverbread usw.) heute noch als traditionelles Nahrungsmittel verwendet.

In Mexiko gibt es Nachweise für den Algenverzehr, die 1000 Jahre zurückreichen.

Bergleute aus Wales verzehren 200 Tonnen getrocknete Nori-Algen (Porphyra) pro Jahr (3)In der französischen Bretagne – einer Region, die sehr reich an Algen ist – gibt es ebenfalls Hinweise für einen vielfältigen Gebrauch der Algen: Nachtischspeisen mit pioca (Irisches Moos), Fischsuppen mit Laminaria und Dulse und bara mor (Seebrot), ein aus Roggen und Algen gebackenes Brot.

Und ganz in der Nähe, in Galicien (Nordwest-Spanien), sind die Algenvorkommen so reich, dass sie seit ältesten Zeiten als Dünger und als Viehfutter gebraucht werden, neben dem traditionellen, im Folgenden erwähnten Einsatz als Heilmittel: Grüne Algen galten als Wurmmittel, blutstillend und heilwirkend bei Gicht; braune Algen wurden bei Rheuma, Arteriosklerose, hohem Blutdruck, Dysmenorrhoe, Hautgeschwüren, Syphilis und Kropf empfohlen; rote Algen als Blutverdünnungsmittel, zur Wurmbekämpfung, gegen Durchfall und bei Magenschleimhautentzündung. Bei Erkältung wurde Chondrus crispus (Irisches Moos) gebraucht und bei Kropf ebenso Laminaria (Kombu).

Außerdem wurden Algen in Europa traditionell in der Thalassotherapie und darüber hinaus in der Industrie für die Herstellung von Jod, Natron, Viehfutter und Düngemittel genutzt. Im 20. Jahrhundert wurden Algen in Europa hauptsächlich zur Gewinnung von Extrakten für industrielle, Nahrungs- und Forschungszwecke gebraucht. So begann die Gewinnung von Karrageen, Alginaten und Agar jeweils am Anfang des 20. Jahrhunderts, um 1920 und um 1940.

Das Meer und die Gesundheit

Unser blauer Planet, so wie ihn die Astronauten zum ersten Mal sahen, ein Meeresplanet, der ungerechtfertigterweise Erde genannt wird, ist zu 70 % von Ozeanen bedeckt, die eine durchschnittliche Tiefe von 3 800 m aufweisen. Im Ozean leben circa 500 000 Arten von Lebewesen, die drei Viertel der gesamten bekannten Gattungen (Insekten ausgenommen) und das Fünffache der Biomasse auf dem Festland ausmachen.

Von Plankton und Mikroalgen bis zu den riesigen Walen war und ist das Meer immer noch Ursprung und im besonderen Sinne biologischer Vorrat.

Sowohl die Menschen, die in der Nähe des Meeres heimisch sind, als auch die aus dem Binnenland hegen ein besonderes Gespür für das Meer. Manchmal nötigt es große Achtung und Bewunderung ab, andere Male verleiht es Aufschwung, Lebensmut, Erneuerung, Weite, Kraft, Gelassenheit und Wohlbefinden.

Auf die eine oder andere Weise erscheint uns das Meer als etwas unermesslich Mächtiges und Lebendiges, und schon sein Dasein erweckt in uns tiefe Bewegungen, welche die Tiefe des Meeres widerspiegeln.

Dieses so lebhafte Empfinden bewirkt, dass viele das Meer vermissen, wenn sie im Landesinneren sind, und sich danach sehnen, es wiederzusehen, zu riechen, seine Brise zu spüren und in ihm zu baden. Immer wieder werden wir von einer solchen Wassermenge, die ständig in Bewegung ist, gerührt. Wenn wir außerdem schon einmal mit Taucherbrille und Schnorchel im Meer getaucht sind, selbst wenn es nicht sehr tief war, dann sind wir in eine neue Welt eingetaucht. Unsere Schwerkraft sinkt und unsere Beweglichkeit steigt. Wir können unter den Fischen schwimmen, die unterseeischen Felsen bestaunen und die Höhlen, die Farben und die tierischen und pflanzlichen Formen bewundern, die es unter der blauen Oberfläche gibt. Wenn wir aus dem Wasser kommen, fühlen wir uns wahrscheinlich leichter, energiegeladener und fröhlicher als zuvor. Schon der alte Plato sagte, dass das Meer die Beschwerden der Menschen bereinigt ...

Es ist nicht verwunderlich, dass wir in der Nähe des Meeres oder im Meer selbst diese und andere Gefühle haben, da wir vor dem großen Ursprung stehen, in dem das Leben begann und in dem die größte Lebensmasse des Planeten enthalten ist. In diesen Gewässern leben die größten Tiere. Und nicht nur das: Das Meer gibt es buchstäblich in uns. Wir brauchen nur ein bisschen nachzudenken, um in uns selbst die Zeichen und die lebendige Erbschaft dieses Ursprungs zu spüren: Die Flüssigkeit, die den Fötus oder unser Gehirn umgibt, die Tränen, der Speichel, das Blutplasma, der Schweiß, die sexuellen Flüssigkeiten sind Teile des salzigen Ozeans. Die salzige Zusammensetzung unserer Körperflüssigkeiten ist der des Meereswassers ähnlich, und die Wellenlänge der Cytoplasmaschwingungen unserer Zellen stimmt mit der des Meereswassers überein, wie schon der Biologe Oliviero 1936 feststellte.

Die heutige Technologie weist nach, dass die Salze und Spurenelemente des Meerwassers im selben Verhältnis wie die des menschlichen Körpers zueinander stehen. Wir sind Kinder des Meeres und unser Körper vergisst es nicht, auch wenn wir im Landesinneren leben.

Anfang des 20. Jahrhunderts stellte der Biologe René Quinton (Paris, 1904) fest, dass die weißen Blutkörperchen problemlos in Meereswasser überleben, aber nicht in anderen künstlichen Präparaten, und behauptete, dass „unsere innere Umwelt die gleiche Mineralpersönlichkeit und dasselbe Seeprofil hat wie das Meereswasser“.

In der Tat, Blutplasma und Meerwasser weisen erstaunliche Ähnlichkeiten auf, und nach Quinton wurden Tausende Meerwasser-Behandlungen mit ausgezeichneten Ergebnissen sowohl bei Tieren als auch bei Menschen durchgeführt. Der Zustand eines stark blutenden Hundes und eines an Typhus erkrankten Menschen, der im Koma lag, besserte innerhalb weniger Stunden, nachdem sie eine Injektion aus verdünntem Meerwasser erhalten hatten, und beide erholten sich. Auch Erschöpfung, Vergiftungen und Darmstörungen wurden auf diese Weise behandelt.

Jacques-Yves Cousteau behauptete in Die schweigende Welt, dass die im Ozeanwasser gelösten Salze eine dreifach höhere Konzentration aufweisen als die im menschlichen Blut, aber die Verhältnisse dieser Salze – zu denen die lebenswichtigsten wie Natrium, Kalium, Kalzium und Jod gehören – erstaunlicherweise ähnlich sind.

Die belebende und heilende Kraft des Meeres ist nicht zu bestreiten, und die Übereinstimmung zwischen dem Meer und unseren Eigenschaften ebenso wenig.

Der Ozeanograf des französischen Nationalen Zentrums für wissenschaftliche Forschung Claude Chassé sagte vor kurzem: „Unser Blut und unsere Lymphe sind hauptsächlich umlaufendes Salzwasser, verdünntes Meereswasser ... ein Stück lebenden Meeres.“

Im Meerwasser sind alle lebenswichtigen Elemente enthalten, und selbstverständlich alle diejenigen, die der menschliche Körper braucht. Dittmar entdeckte 1872, dass alle Elemente der Mendelejew-Tabelle (Periodensystem der chemischen Elemente) im Meerwasser enthalten sind und in relativem Verhältnis fast gleichbleibend in allen Ozeanen der Welt. Dies wird Dittmargesetz genannt. Das heißt, dass alles, was sich im Meer befindet – und natürlich auch die Algen – über eine gleichbleibende Umwelt verfügt, mit minimalen Änderungen in der Zusammensetzung.

So etwas gibt es nicht bei den Pflanzen, die im Erdreich wachsen und Mängeln ausgesetzt sind in Bezug auf den Boden, genauso wie die Tiere und die Menschen, die sie essen. Unsere Ernten sind manchmal arm an Kalzium, Eisen oder anderen wichtigen Elementen, während die Meeresalgen eine gleichbleibende und sichere Nahrungsquelle sind (siehe 2. Kapitel).

Algen: im Ursprung des Lebens

Vor über 3 Milliarden Jahren war die Erde eine totale Wüste. Die Gase, die heute den Treibhauseffekt verursachen, bildeten normale Bestandteile der damaligen Atmosphäre, in welcher Sauerstoff vollkommen unbekannt war.

Dann geschah etwas absolut Bedeutendes und Wunderbares: Einige Mikroorganismen erfanden im unermesslichen Labor des Meeres die Funktion des Chlorophylls, indem sie das Sonnenlicht, das Kohlendioxid der Luft und den Sauerstoff des Wassers als Elemente benutzten.

Auf diese Weise leiteten die blaugrünen Algen die größte Revolution ein, die man sich in der Geschichte dieses Planeten vorstellen kann. Sie wurden die Mutter des Lebens, die ersten Wesen, die fähig waren, die Photosynthese auszuführen und Sauerstoff in der Atmosphäre freizusetzen (für die Herstellung von 80 % des Sauerstoffs, den wir heutzutage atmen, sind Algen immer noch zuständig, vor allem mikroskopisch kleine Algen oder Phytoplankton).

Erst eine Million Jahre später wagten es einige grüne Algen (Chlorophyta), die abenteuerlichsten, das Wasser zu verlassen und die Erde zu kolonisieren, wobei ihre Nachkommen den gesamten Pflanzen, die heute die Erde bedecken, Wälder und Urwälder inbegriffen, entsprechen.

Die anderen Algen zogen es vor, weiterhin Wasserpflanzen zu bleiben, und die größten – Makroalgen – schufen besondere unterseeische Gärten und Wälder, die durch ihre Formen und Farben ein lebendiges Schauspiel und ein dauerndes Zeugnis der Üppigkeit bieten.

Die 30 000 Algenarten, die es heute gibt, werden als Vorratsraum des Planeten angesehen, weil sie das erste Glied der Nahrungskette bilden, indem sie Futter für die pflanzen- und allesfressenden Tiere darstellen.

Diese gleichzeitig so alten und so aktuellen Wesen bergen in ihren Zellen Geheimnisse und Lösungen für die gegenwärtige Zeit und sind in der Lage, uns am Anfang des dritten Jahrtausends zu überraschen.

Die Algen und die Geschichte des Lebens auf unserem Planeten

Alter (Millionen Jahre) Ereignisse Im Meer und auf der Erde
4 600 Ursprung des Planeten
3 200 Die ersten einzelligen Algen (Cyanophyta) bilden die Funktion des Chlorophylls und den atmosphärischen Sauerstoff Leben nur im Meer
1 400 Vielzellige Algen. Sauerstoffreiche Atmosphäre Leben nur im Meer
700 Erste Tange (Makroalgen) und erste wirbellose Seetiere Leben nur im Meer
400 Erste Landpflanzen aus grünen Algen (erste Lebewesen auf der Erde) Leben im Meer und auf der Erde
100 Erste blühende Pflanzen Leben im Meer und auf der Erde

Was sind Algen?

Algen sind pflanzliche Wesen mit einer einfachen Struktur, die sich im Wasser entwickeln und im Wasser oder vom Wasser ernähren. Obwohl es viele Süßwasseralgen gibt, lebt der größte Teil der Algen im Meer. Darunter befinden sich einzellige Algen, mikroskopisch kleine Algen oder Phytoplankton, die winzig sind und das erste Glied der Nahrungskette der Wassertiere bilden.

Andererseits gibt es vielzellige Algen, auch Makroalgen genannt, die man mit dem bloßen Auge sehen kann und mit denen wir uns in diesem Buch als Meeresalgen beschäftigen. Ihre Größe ist sehr unterschiedlich und reicht von wenigen Zentimetern über mehrere Meter bis zu 60 Metern Länge.

Als photosynthetisierende Wesen brauchen sie das Sonnenlicht zum Leben, und deshalb hängt die Tiefe, in der sie leben können, vom Einfall der Lichtwellen ab, so dass die maximale Grenze bei 80 Metern Tiefe geschätzt wird.

Diese Meerespflanzen unterscheiden sich von den Pflanzen, die auf der Erde wachsen, indem sie

Sonne und Meer sind alles, was Algen brauchen. Sie erschöpfen die Umwelt nicht wie die Pflanzen des Intensivanbaus, und sie benötigen keine menschliche Hilfe, um sich zu entwickeln: weder Dünger, noch Bewässerung oder Pflege.

Wo wachsen Algen?

Die verschiedenen Algenarten passen sich ihrer Umwelt vollkommen an. Die großen essbaren Algen wachsen im Küstenwasser. In einer Tiefe von über 80 m macht der Mangel an Licht ihre Entwicklung praktisch unmöglich.

In einem vielfältigen und stark gegliederten Küstenstreifen wie dem in Galicien (Nordwest-Spanien) können wir zwei Küstenformen unterscheiden, in denen wir ebenso unterschiedliche Algenarten finden werden:

Besonders wichtig ist der Begriff Zonenteilung (Zonierung), das heißt die Einteilung der Küstengebiete mittels waagerechter Streifen in direktem Bezug zum Wasserstand in den verschiedenen Stufen des Gezeitenzyklus.

So werden zwei Hauptzonen oder Küstenstreifen betrachtet, in denen Algen wachsen:

In den verschieden tiefen Ebenen oder Zonen entwickeln die Algen Färbungen mit bestimmten Pigmenten