IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag:
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Fax: +49(0) 711/72 52-399
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© 2014 by Sara Orwig
Originaltitel: „The Texan’s Forbidden Fiancée“
erschienen bei: Harlequin Books, Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1927 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Monika Paul

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733722951

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

 

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1. KAPITEL

Als in der Kleinstadt Verity, Texas, die Tür der Texas United Western Bank aufging, presste es Jake Calhoun die Luft aus den Lungen. Es war, als hätte ihm jemand die Faust in die Magengrube gerammt. Jahrelang hatte er sich diesen Moment in Gedanken immer wieder ausgemalt. Trotzdem hatte er nicht damit gerechnet, dass es jemals so weit kommen würde. Doch jetzt brannte sich jedes winzige Detail in sein Gedächtnis ein.

Auf der anderen Straßenseite trat Madison Milan hinaus in den Septembermorgen, schaute sich um und erwiderte den Gruß eines Vorübergehenden. Ihr dichtes braunes Haar, das sie mit einem roten Schal zusammengebunden hatte, glänzte in der Sonne. Sie trug Halbschuhe, Jeans und eine Jeansjacke, unter der ein rotes Hemd hervorlugte.

Jake war wie gelähmt. Was er sah, war definitiv kein Produkt seiner Fantasie: Diese Frau stand tatsächlich in voller Lebensgröße keine fünfzig Meter von ihm entfernt. Bei ihrem Anblick packte ihn rasender Zorn. Zu seiner eigenen Überraschung wich diese Wut jedoch nach einer Schrecksekunde einem tiefen Verlangen, einem sengenden, glühenden Begehren. Wie kann es sein, dass ich immer noch auf sie abfahre? fragte er sich. Nach so langer Zeit – und nach allem, was sie ihm angetan hatte.

Unwillkürlich durchfluteten ihn die Erinnerungen. Vor seinem inneren Auge zogen blitzartig und unerbittlich längst vergessene Bilder aus der Vergangenheit vorbei. Madison war das beliebteste Mädchen an der Highschool gewesen, die hübscheste Football-Queen aller Zeiten, die Cheerleaderin mit den tollsten Beinen. Aber dieses Mädchen gab es nicht mehr: Es hatte sich in eine atemberaubend schöne Frau verwandelt. Keiner konnte an ihr vorübergehen, ohne von ihr Notiz zu nehmen, und sie bedankte sich bei allen mit einem Lächeln. Mit dem ein oder anderen wechselte sie auch ein paar Worte. Ob das wohl jedes Mal so war, wenn sie in die Stadt kam? Jake überlegte, während sie sich freundlich lächelnd mit einem hageren, hochgewachsenen Cowboy unterhielt.

Er steckte in der Zwickmühle, das wurde Jake nun klar. Eigentlich hatte er vor, sich Madisons Ranch unter den Nagel zu reißen und die Frau nach allen Regeln der Kunst fertigzumachen. Schließlich war sie eine Milan; genau wie der Rest ihrer Sippschaft war sie falsch, hinterlistig und immer darauf aus, den Calhouns eins reinzuwürgen. Andererseits war sie wunderschön, so unglaublich sexy, die tollste Frau, die er kannte … Sie hatten sich auf der Highschool kennengelernt und auf der Stelle unsterblich ineinander verliebt: Jake, der Quarterback des Footballteams, und Madison, eine von den Cheerleadern.

Als er an diese Zeit zurückdachte, wurden ihm die Knie weich. Sein gesamter Körper schien verrücktzuspielen. Er musste an Madisons weiche Lippen denken, an ihre feurigen Küsse, an ihr seidiges, damals hüftlanges Haar, an ihr Lachen und ihre unbändige Energie. Daran, wie sie sich beim Tanzen an ihn geschmiegt hatte.

Wie ein Blitzlichtgewitter flackerten die Erinnerungen in seinem Inneren auf. Zunächst hatten sie gegen ihre Liebe angekämpft, denn ihre Familien waren seit Urzeiten verfeindet. Aber unweigerlich war es zum ersten Kuss gekommen. Sie hatten miteinander geschlafen; für Madison war es das erste Mal überhaupt gewesen … An all das erinnerte Jake sich so lebhaft, als wäre es erst vor Kurzem passiert, als wären seitdem nicht dreizehn Jahre vergangen. Madison hatte geheiratet, sobald sie die Schule abgeschlossen hatte. Zwei Monate hatte diese Ehe gehalten. Seither war sie Single – so viel wusste er – und inzwischen als Geschäftsfrau vermutlich genauso ehrgeizig wie damals im Sport.

Er musste dringend mit ihr reden. Aber wie sollte er das anstellen? Der Strom der Einheimischen, die alle ein paar Worte mit ihr wechseln wollten, schien nicht abreißen zu wollen. Aus einem Dossier über Madison, das er selbst in Auftrag gegeben hatte, wusste Jake, dass sie einen weißen, viertürigen Pick-up fuhr. Einen solchen Wagen hatte er zwei Blocks weiter westlich vor dem Lebensmittelladen an der Main Street gesehen. Vielleicht konnte er sie dort abfangen.

In dem Moment gelang es Madison, sich loszueisen. Jake folgte ihr in einigem Abstand, bis sie einen Baumarkt betrat. Drinnen entdeckte er sie schließlich bei den Malerfarben. Er holte tief Luft und ging auf sie zu.

Madison Milan durchkämmte die Regale auf der Suche nach dem perfekten Braunton – gebrannte Umbra – für ihr nächstes Gemälde, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Jemand kam auf sie zu. Als sie erkannte, um wen es sich handelte, versteinerte sie. Ihr Herz setzte für einen Schlag aus, dann aber raste es umso schneller. Und sie wurde wütend; sie kochte vor Wut. Dabei hätte sie schwören können, dass sie mit diesem Teil ihrer Vergangenheit längst abgeschlossen hatte.

Das war der Haken daran, dass sie auf die Ranch gezogen war, die ihre Eltern ihr überschrieben hatten. Seit drei Jahren hielt sie sich jeweils im Frühjahr und im Herbst ein paar Wochen lang dort auf. Dabei hatte sie es stets nach Möglichkeit vermieden, nach Verity zu fahren, um nicht aus Versehen Jake über den Weg zu laufen. Jetzt war genau das passiert. Was die Sache noch viel schlimmer machte: Gegen ihren Willen fühlte sie sich zu diesem Kerl hingezogen. Und gerade das wollte sie nicht empfinden, wenn sie Jake Calhoun gegenübertrat.

Er wirkte größer, seine Schultern kamen ihr breiter vor. Er war nicht so schlaksig wie früher, und das stand ihm ganz ausgezeichnet. Mit dem Neunzehnjährigen von damals hatte er nichts mehr gemeinsam.

Wie hatte er sie bloß gefunden? Auf der Straße hatte sie ihn nicht bemerkt. Zufall? Nein, das war unwahrscheinlich.

Jake blieb vor ihr stehen. Sie hoffte inständig, dass er das laute Pochen ihres Herzens nicht hörte.

„Einfach ‚Hallo‘ zu sagen ist hier nicht angebracht, glaube ich“, meinte er, und seine Stimme klang tiefer als in ihrer Erinnerung.

„Wie wäre es mit ‚Tschüss‘? Ich werde weder mit dir noch mit sonst jemandem aus deiner Firma über Probebohrungen auf Milan-Gebiet verhandeln. Schon gar nicht mit einem Calhoun. Ende der Durchsage.“

Damit wollte sie sich abwenden, doch er ergriff ihren Unterarm. Es war eine federleichte Berührung, kaum wahrnehmbar eigentlich. Auf keinen Fall hätte er sie so aufhalten können. Trotzdem traf es Madison mit der Wucht eines Stromschlags. Sie konnte keinen Muskel mehr bewegen, sondern war wie gebannt von dem eindringlichen Blick aus seinen dunklen, braunen Augen.

„Darum geht es auch gar nicht.“

„Willst du etwa die alten Geschichten wieder ausgraben?“, erwiderte Madison. „Davon will ich erst recht nichts hören.“

„Keine Angst“, gab er zurück. Auf einmal wirkte er hart, wütend und verschlossen. Er biss die Zähne zusammen.

Merkwürdig, dachte Madison. Sie selbst war doch die Leidtragende, nicht Jake. Was hatte er ihr vorzuwerfen? Schnell verdrängte sie die Frage aus ihrem Kopf. Es war ihr egal, was er über die Zeit damals dachte. Stattdessen versuchte sie sich darauf zu konzentrieren, was er ihr mitteilen wollte.

„Das ist nicht der beste Ort für ein Gespräch, aber … Es geht um eine Schießerei zwischen unseren Familien, vor langer Zeit auf eurem Land, und um die alte Geschichte von dem vergrabenen Schatz. Hör dir wenigstens an, was ich zu sagen habe. Ich denke, es könnte dich interessieren.“

Madison blieb skeptisch. Vermutlich benutzte er die alte Geschichte bloß als Vorwand, damit sie ihn auf ihr Land ließ. Einer der vielen Tricks, mit denen die Calhouns versuchten, den Milans etwas abzuluchsen. Die beiden Familien bekriegten sich, seit sich ihre Vorfahren kurz nach dem Bürgerkrieg hier niedergelassen hatten. Madison konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Streit von ihrer Generation beigelegt werden würde.

„Ich glaube dir kein Wort. Ich traue dir nicht über den Weg.“ Mehr als ein Flüstern brachte sie nicht zustande, und selbst in ihren Ohren klang es wenig überzeugend. Unfassbar: Ein Blick aus seinen dunklen Augen, und ihr Verstand schaltete sich ab.

„Hör es dir erst mal an, Madison. Es ist wichtig! Ich schlage vor, wir treffen uns irgendwo, wo wir ungestört reden können. Komm zum Dinner auf meine Ranch. Oder ich lade dich in ein Restaurant in Dallas ein. Entscheide du. Hauptsache, es ist ruhig, wir sind ungestört und befinden uns auf neutralem Boden. Es geht auch um deine Familie.“

„Du willst mit mir ausgehen? Vergiss es! Zwischen uns ist alles gesagt.“

„Noch lange nicht. Bitte hör mich an, Madison. Du wirst überrascht sein. Falls du es nicht bist, dann halte ich den Mund und gehe.“

„Egal, worum es sich handelt: Letztendlich dreht sich bei euch Calhouns alles nur darum, die Bohrrechte für das Land der Milans zu ergattern.“

„Natürlich will ich die, aber das spielt in diesem Fall keine Rolle“, erklärte Jake. „Es geht um etwas ganz anderes, und ich bin überzeugt, dass dich das ebenfalls interessiert.“

„Dann spuck es einfach aus.“

Jake schüttelte den Kopf. „Nicht hier, wo wir ständig gestört werden und uns jeder hören kann. Geh mit mir essen, das ist doch keine große Sache. Ich bringe dich auch zurück, sobald du es wünschst.“

„Es macht ja wohl keinen großen Unterschied, ob wir uns hier unterhalten oder in einem Lokal im Ort.“

„Natürlich essen wir nicht in Verity. Wir fliegen nach Dallas. Dort kennt man uns nicht. Wir suchen uns eine ruhige Ecke, wo uns keiner belauschen kann. Und ich bringe dich nach Hause, sobald du es möchtest. Du wirst es nicht bereuen, glaub mir.“

Madison zögerte. Dass ein Milan einem Calhoun nicht vertrauen durfte, hatte sie auf schmerzliche Weise erfahren. Ihrer Ansicht nach konnte Jake nur von ihr die Erlaubnis haben wollen, auf ihrem Grund und Boden nach Öl zu bohren. Und die würde sie ihm unter keinen Umständen erteilen – egal, was er ihr erzählte oder welchen Preis er ihr bot. Andererseits würde er ihr bestimmt nicht zuerst etwas vorschwafeln, um am Ende auf dieses Thema zurückzukommen. Dann wäre das Essen vorbei, ehe die Vorspeise serviert worden war. Genau das machte sie neugierig. Was wusste er über ihre Ranch, das sie nicht wusste?

„Na schön“, willigte sie ein. „Aber wehe, du hast zu viel versprochen.“

„Wäre es denn so schrecklich, einen Abend mit mir zu verbringen?“, fragte er, ohne eine Miene zu verziehen, und bestätigte damit Madisons Skepsis, was seine Aufrichtigkeit betraf.

„Ich finde den Vorschlag ganz schön dreist.“

„Du wirst sehen, es lohnt sich, Madison. Ich hole dich am Sonntag kurz vor sieben ab. Und kein Wort über Bohrungen, versprochen!“

„Wie viel ich auf dein Wort geben kann, weiß ich ja.“ Die Worte rutschten ihr einfach so heraus. Doch zu ihrer Überraschung schienen sie ihn zu treffen, wie sie feststellte, ehe sie ihm den Rücken zudrehte.

Madison brauchte noch zwei kleine Pinsel – aber noch dringender brauchte sie Abstand von Jake. Sie hatte versucht, ihn und die Vergangenheit aus ihren Gedanken zu verbannen. Warum war sie dann aber nicht ganz gelassen geblieben? Woher dieses bohrende Verlangen? Warum mussten wie aus dem Nichts all die Erinnerungen so klar wieder auftauchen, als hätten sie sich erst vor ein paar Monaten und nicht vor mehr als zehn Jahren getrennt? Nur ein Blick auf Jake, und schon waren der alte Schmerz und der Zorn wieder da. Und ebenso diese unglaubliche Anziehungskraft. Immer noch war Jake der attraktivste Mann, den sie kannte. Und immer noch brachte er trotz allem ihr Herz zum Rasen.

Sie beschloss, die Verabredung einfach abzusagen. Sie hatte nicht die geringste Lust, einen ganzen Abend lang mit den alten Kränkungen konfrontiert zu werden. Mit den Erinnerungen an eine Hochzeit, die nie stattgefunden hatte. Das alles nagte ohnehin an ihr. Wann immer sie auch nur an Jake dachte, loderte die Wut in ihr von Neuem auf. Abgesehen davon traute sie ihm nicht über den Weg.

Etwas mehr als ein Jahr lang hatte sie die Warnungen ihrer Familie ignoriert und Jake vertraut. Das war ein Fehler gewesen, den sie mit einem gebrochenen Herzen bezahlt hatte. Deshalb stand eines fest: Auf keinen Fall würde sie Jake erlauben, auf ihrem Grund und Boden nach Öl zu bohren.

Mit raschen Schritten verließ Madison den Baumarkt und begab sich zu ihrem Auto. Die Einkäufe würden warten müssen. Sie wollte schnellstmöglich auf die Double M Ranch zurück; sie musste raus aus dieser Stadt, musste dahin, wo keine Gefahr bestand, Jake erneut in die Arme zu laufen. Eigentlich ließ sie sich selten in Verity blicken. Das Einkaufen übernahmen normalerweise andere, und so würde sie es auch in Zukunft wieder halten. Wenn es bloß genauso leicht wäre, die Gedanken an Jake Calhoun abzustellen!

Stattdessen wurde sie nun von einer wahren Flut von Erinnerungen überrollt. Wegen eines jahrhundertealten Zwists zwischen den beiden Familien hatte Madison in ihrer Kindheit nie ein Wort mit einem Calhoun gewechselt. An der Highschool war ihr Jake allerdings gleich am ersten Tag aufgefallen. Obwohl er drei Jahre älter war als sie, waren sie in der Schule nur zwei Jahrgänge auseinander gewesen. Madison hatte als Kind Privatunterricht erhalten, deshalb hatte man sie eine Klasse überspringen lassen.

Nähergekommen war sie Jake auf einer Party in der Schulturnhalle. Für einen der Tänze mussten sie zwei große Kreise bilden: die Jungs außen, die Mädchen innen. Zum Takt einer Pauke gingen sie so lange im Kreis, bis die Band einsetzte. Dann mussten der Junge und das Mädchen, die sich gegenüberstanden, miteinander tanzen, bis die Musik abbrach und alle wieder in den Kreis zurückkehrten, um einen neuen Partner zu finden.

Madison hatte Jake gegenübergestanden, als die Band zu spielen begonnen hatte. „Oh nein, nicht ein Calhoun!“, hatte sie so laut gesagt, dass alle es hören konnten. Daraufhin hatte sie sich den Jungen neben Jake geschnappt. Jake war nichts anderes übrig geblieben, als sich eine andere Partnerin zu suchen, die allerdings nichts dagegen gehabt hatte: Jake Calhoun war beliebt gewesen und hatte obendrein im Footballteam gespielt.

Als Madison ihm das nächste Mal in der Schule begegnet war, hatte er sich bei ihr bedankt: „Gut, dass du Partner getauscht hast, sonst hätte ich es tun müssen.“ Für den Rest des Schuljahres wechselten sie kein Wort miteinander, aber sie beobachtete ihn und umgekehrt. Im Grund bedauerte sie, dass er ein Calhoun war, denn er war mit Abstand der bestaussehende Junge an der ganzen Schule.

Im zweiten Jahr schloss sich Madison den Cheerleadern an. Einmal ging Jake während eines Spiels an ihr vorüber.

„Hi, hochnäsige Miss Milan“, zischte er, ohne sie eines Blickes zu würdigen.

„Selber hi, Kotzbrocken Calhoun“, entgegnete sie, und zu ihrem Erstaunen lächelte er.

Am darauffolgenden Montag in der Schule stellte er sich ihr auf dem Flur in den Weg. „Noch mal hi“, sagte er. „In der Schule redest du wohl nicht mit mir. Angst vor deinen Brüdern?“

„Vor denen habe ich keine Angst. Ich habe bloß keine Lust, mit einem Calhoun zu sprechen. Deine Brüder gehen auch hier zur Schule.“

„Angst vor deinen Eltern?“

„Die kriegen nichts mit. Mein Dad hat nur die Arbeit im Kopf und Mom ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen.“

„Dein Vater ist doch Richter in Dallas. Pendelt er jeden Tag?“

„Nein, Mom und er wohnen unter der Woche in Dallas. Meine Brüder und ich wollten aber an der Verity High bleiben, deshalb leben meine Großeltern bei uns auf der Ranch.“

„Das heißt, wir können uns weder hier treffen noch in Dallas. Also komm nach der Schule an den Container. Ich hole dich dort ab, und wir fahren auf ein Eis nach Lubbock. Natürlich nur, wenn du dich traust.“

„Wieso sollte ich mit einem Calhoun ausgehen?“

„Aus dem gleichen Grund, weshalb ich mit einer ganz speziellen Milan ausgehen möchte. Oder hast du Schiss?“

„Wo denkst du hin! Aber musst du nicht zum Training?“

„Ich erzähl dem Coach, dass ich eine Verabredung in Lubbock habe. Wenn du Ja sagst, stimmt das sogar.“

Madison wusste noch genau, wie aufgeregt sie damals gewesen war. Natürlich hatte man sie immer wieder vor den Calhouns gewarnt. Doch als Jake sie mit seinen dunklen braunen Augen mit den dichten schwarzen Wimpern angesehen hatte, war es um sie geschehen gewesen. Sie hatte tief Luft geholt und genickt.

Mit der Unterstützung ihrer besten Freunde tüftelten die beiden dann einen Plan aus: Ihren Eltern gegenüber gab Madison Steve Reynolds als ihren Freund aus; gegen ihn hatten sie nichts einzuwenden. Jakes Eltern glaubten, er wäre mit Marilee Wilson zusammen. Jake holte Marilee ab, Steve Madison. Daraufhin fuhren sie zu einem Treffpunkt und tauschten die Plätze. Madison verbrachte den Abend mit Jake, Marilee ging mit Steve. Am Ende trafen sie sich wieder und tauschten vor der Rückfahrt noch einmal die Plätze.

Damit war es jedoch vorbei, als Madisons Bruder Tony sie einmal in Lubbock erwischte. Es kam zu einer Prügelei, aus der Tony mit einer blutigen Nase und Jake mit einem blauen Auge und einer dicken Backe herauskam. Weniger handgreiflich, aber mindestens genauso schmerzlich war der Streit zwischen Madison und ihrem Bruder, der damit endete, dass sie wochenlang nicht miteinander sprachen.

Auch ihre anderen Brüder waren nicht begeistert, als sie von ihren heimlichen Treffen mit Jake Calhoun erfuhren. Dennoch schlug Madison alle Warnungen in den Wind. Das Jahr mit Jake wurde die schönste Zeit ihres Lebens. Er konnte tanzen. Und küssen. Sie hatten unglaublich viel Spaß, und Madison lernte die Liebe kennen.

Nach der Schule hatte Jake auf die Mississippi-State-Universität wechseln wollen. Auch viele Jahre später erinnerte Madison sich noch haarklein an den Tag, an dem sie gemeinsam von zu Hause weglaufen wollten. Wie an jedem Samstag hatte sie Jeans und ein T-Shirt getragen. Doch sie hatte außerdem eine Reisetasche gepackt. Darin waren ein knielanges weißes Seidenkleid und passende Pumps, ein Schleier sowie ein spitzenbesetztes Negligé gewesen, das sie auch heute bis ins kleinste Detail hätte beschreiben können. Nachdem ihre übrige Familie sich am späten Abend zurückgezogen hatte, war sie nach draußen auf die Terrasse geschlichen und hatte die Sachen in einem Abfalleimer verbrannt. Für den Fall, dass das Feuer außer Kontrolle geriet, hatte sie mit dem Gartenschlauch in der Hand danebengestanden und sich die Augen ausgeweint. Ohne ein einziges Wort war Jake sang- und klanglos aus ihrem Leben verschwunden. Am Tag darauf war Madison an den Rocky Creek gefahren und hatte den Verlobungsring mit dem Einkaräter in den Fluss geschleudert. Jake Calhoun hatte sie seither nie wiedergesehen.

Madison schüttelte die quälenden Erinnerungen ab und konzentrierte sich jetzt auf die Aufgabe, die sie sich für heute vorgenommen hatte: ein Gemälde für das Büro eines Ölmagnaten in Dallas. Trotzdem kreisten ihre Gedanken ständig um Jake. Auch den ganzen Rest der Woche ging ihr die Arbeit nur zäh von der Hand. Ständig ertappte sie sich dabei, wie sie an den kommenden Sonntag und die Verabredung mit Jake nachdachte. Worüber wollte Jake so dringend mit ihr reden? Es musste wirklich wichtig sein, denn es war ausgeschlossen, dass er sich an sie heranmachen wollte.

Kurz vor sieben Uhr am Sonntagabend wartete Madison in der Bibliothek ihres Hauses auf der Ranch, von wo aus sie die Einfahrt im Auge behalten konnte. Sie trug ein dunkelblaues Kleid mit einem tiefen V-Ausschnitt, das sich eng an ihren Körper schmiegte und knapp oberhalb der Knie endete. Das Haar hatte sie hochgesteckt in der Hoffnung, einen gelassenen, coolen und selbstsicheren Eindruck zu vermitteln – sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie sich auf ein Essen mit Jake eingelassen hatte. Dann sah sie, wie er aus der Limousine stieg und auf das Haus zuging. Bei seinem Anblick bekam sie Herzklopfen. Auf zum Date mit Jake!

2. KAPITEL

Die Sonne stand schon tief am Horizont, als Jake an Madisons Tür läutete. Er war noch nicht oft hier gewesen, denn damals hatten sie kein Risiko eingehen wollen. Selbst wenn Madisons Eltern unterwegs gewesen waren: Es hatte immer noch ihre Geschwister oder die Arbeiter gegeben, die sie hätten anschwärzen können. Nur gelegentlich hatten sie sich dort getroffen, wo die Ländereien ihrer Familien aneinanderstießen.

Jake musterte das Gebäude, als würde er es zum ersten Mal sehen. Das Haus der Milans unterschied sich deutlich von den anderen in der Gegend. Der mit weißen Säulen geschmückte Herrensitz im Kolonialstil erinnerte stark an die amerikanischen Südstaaten. Zwei riesige Eichen flankierten den Eingang. Jenseits des Zauns, der den bewässerten Garten begrenzte, wuchsen dagegen kleinere, viel weniger imposante Mesquitebäume und Kakteen. Diese elegante Villa stand mitten auf einer voll bewirtschafteten Ranch, auf der preisgekrönte Rinder gezüchtet wurden und die aller Wahrscheinlichkeit nach über beträchtliche Öl- und Gasvorkommen verfügte.

Bevor Jake näher an die Tür trat, holte er einmal tief Luft. Ein Abend mit Madison – er konnte es kaum glauben. Insgeheim rechnete er auch jetzt noch mit einer Absage. Erst wenn sie unterwegs waren, würde er aufatmen. Erneut läutete er und lauschte. Und wenn sie in letzter Minute kniff? Als kleine Rache dafür, dass er sie vor dreizehn Jahren hatte sitzen lassen? Am Tag ihrer Hochzeit …

In seiner Magengrube bildete sich der harte Knoten, den er so gut kannte. Auf keinen Fall wollte er über diesen Tag oder sonst etwas in dem Zusammenhang nachdenken. Konzentriere dich aufs Geschäftliche, mahnte er sich im Stillen. Schildere ihr den Fall, iss mit ihr und verfrachte sie schnell wieder nach Hause. Er würde harte Überzeugungsarbeit leisten müssen; doch er hatte ein Ass im Ärmel, mit dem sie sich hoffentlich ködern ließ. Mit dem Anflug eines schlechten Gewissens dachte er an das Geheimnis, von dem nur seine Familie wusste. Gerade als er ein drittes Mal klingeln wollte, schwang die Tür auf … und es verschlug ihm die Sprache.

Vor ihm stand eine unglaublich elegante, atemberaubend schöne Frau. Wieder meldete sich Jakes Gewissen, aber er ignorierte es. Er brauchte sich bloß an die Auseinandersetzung mit Pete Milan zu erinnern, und schon war es um seine Gelassenheit geschehen. Sofort loderte die vertraute Wut in ihm auf. Nur mit Mühe gelang es Jake, die Gedanken an Madisons Vater zurückzudrängen. „Du siehst großartig aus“, stieß er hervor.

„Danke“, erwiderte sie, schien jedoch nicht sonderlich erfreut über das Kompliment.

„Bereit zum Aufbruch?“

„Wehe, wenn es nicht wichtig ist.“

„Sonst hätten mich keine zehn Pferde hierhergebracht“, entgegnete er leise, während Madison nach ihrer Jacke griff. Sie hatte ihn dennoch gehört. Das verriet ihm der finstere Blick, den sie ihm zuwarf. Sie stellte die Alarmanlage scharf und schloss hinter sich ab.

Der Chauffeur wartete bereits neben der schwarzen Limousine und hielt Madison die Tür auf. Sie setzte sich auf die Rückbank. Jake rutschte neben sie, achtete aber darauf, Abstand zu ihr zu halten. Dabei erhaschte er einen Hauch von ihrem Parfüm. Es war ein geradezu betörender Duft mit einer würzigen und zugleich blumigen Note, den er nicht kannte.

Zu seiner eigenen Überraschung hatte Jake die ganze Woche über ständig an Madison gedacht. Im Vorfeld hatte er einen Privatdetektiv auf sie angesetzt; dessen Informationen hatten ihn zunächst kaltgelassen. Doch jetzt, in ihrer Gegenwart … Er musterte sie aus dem Augenwinkel. Von allen Frauen, denen er begegnet war, hatte sie die schönsten Beine. Immer noch.

„Wo fliegen wir los?“, erkundigte sie sich, als die Limousine anfuhr.

„Von Verity aus.“

„In deinem Privatjet?“

„Ja. Die Firmenjets stehen alle in Dallas“, antwortete er. Sie sah ihn aus grünen Augen an, ruhig, ohne erkennbare Gemütsregung. Trotzdem wäre er jede Wette eingegangen, dass sich ihre Gedanken genauso überschlugen wie seine. „Ich habe gehört, du hast eine tolle Karriere als Künstlerin gemacht.“

„Es läuft ganz gut.“

„Es ist ja auch genau das, was du immer wolltest.“ Gegen seinen Willen schwang in seinen Worten eine gewisse Verbitterung mit. „Aber warum vergräbst du dich hier draußen auf der Ranch, wo du doch eine Galerie in Dallas und eine in Santa Fe betreibst?“ Er wollte das Gespräch mit allen Mitteln in Gang halten, bloß um sie weiterhin ansehen zu können. Ihre grünen Augen hatten ihn schon immer fasziniert, aber heute fiel ihm noch weitaus mehr auf – ihr makelloser Teint, ihre vollen Lippen, die er so gerne geküsst hätte. Nur mit Mühe gelang es ihm, den Blick abzuwenden. „Ich kann mir nicht vorstellen, was dich hier hält.“

„Ich bin in Verity aufgewachsen.“ Sie wirkte viel selbstsicherer als zuvor. „Hier bin ich ungestört und kann mich aufs Malen konzentrieren. In der Stadt herrscht zu viel Unruhe. Ein Event jagt den anderen, irgendwer platzt immer rein. Seit meine Eltern mir die Ranch vor drei Jahren überschrieben haben, komme ich normalerweise im Herbst und bleibe bis Weihnachten, dann noch mal für ein paar Wochen ab Mai. Den Rest der Zeit verbringe ich in New Mexico oder in meinem Apartment in Dallas. Wo lebst du eigentlich? Auf deiner Ranch?“

„Schön wär’s. Leider halte ich mich hauptsächlich in Dallas auf, weil sich dort unsere Firmenzentrale befindet. Ich bin ja sozusagen derjenige, der das Ganze zusammenhält. Da bekomme ich kaum mal die Gelegenheit, rauszukommen. Aber ich hoffe, dass ich mich mit vierzig aus dem Geschäft zurückziehen kann. Dann werde ich Vollzeitrancher, davon habe ich schon immer geträumt.“

Madison nickte und schaute eine Weile stumm aus dem Fenster. Der Weg zum Flugplatz im Osten führte über die breite Hauptstraße, die vor der Gründung der Stadt ein staubiger Viehtrieb gewesen war. Nachdem sie die Läden und Geschäfte hinter sich gelassen hatten, kamen sie an den ältesten Gebäuden im Ort vorbei. Ein-, zwei- oder dreigeschossige viktorianische Häuser reihten sich über zwei Straßenblocks aneinander. Sie waren allesamt bewohnt, wie die gepflegten Gärten bewiesen, in denen auch die ältesten Bäume von ganz Verity wuchsen.

Vor dem Ortsausgang passierten sie ein weiteres frei stehendes Anwesen. Madison betrachtete es im Vorbeifahren: Der dreistöckige Holzbau im viktorianischen Stil war von einem meterhohen schmiedeeisernen Zaun umgeben. Das Tor hing schief in den Angeln, viele Fensterscheiben waren zerbrochen. Im Garten wucherte das Unkraut, und die beiden hohen Eichen wurden vom Efeu fast erdrückt.

„Das Wrenville-Haus! Weißt du noch, wie du dich mit Wyatt und ein paar Jungs aus dem Footballteam nachts da reingeschlichen hast?“, fragte Madison.

Jake nickte. „Das haben damals alle gemacht. Und genau wie alle anderen haben wir dabei nichts erreicht – außer, uns vom Sheriff erwischen zu lassen. Sieht inzwischen ja ziemlich verwahrlost aus.“

„Dort sind ja angeblich zwei von unseren Vorfahren ums Leben gekommen. Beide haben um Lavita Wrenville geworben. Ihr Vater hat eine Waffe auf sie gerichtet, und am Ende waren alle drei Männer tot. Es konnte nie geklärt werden, wer wen erschossen hat. Lavita hat vor ihrem Tod gebeichtet, dass einer der drei lang genug gelebt hat, um ihr den Namen des ersten Schützen zu nennen. Es heißt, sie hätte diesen Namen auf einen Zettel geschrieben und ihn gut versteckt. Ich bin wirklich gespannt, ob wir im nächsten Jahr mehr erfahren.“

„Wenn ja, dann wird es dein Bruder Wyatt als einer der Ersten wissen. Im nächsten Jahr kann die Stadt ja anscheinend über das Haus samt Grundstück verfügen. Man sagt, dass Wyatt deswegen das Amt des Sheriffs übernommen hat. Dann ist er an der Macht und kann nach diesem Zettel suchen lassen, wenn das Gebäude abgerissen wird“, meinte Jake.

„Man hat ihn zum Sheriff gewählt, weil ein ehrlicher, vertrauenswürdiger Mann den Job übernehmen sollte“, widersprach Madison. „Lavita hat ein riesiges Vermögen hinterlassen, das sie ebenfalls im Haus versteckt hat. Sollte Wyatt es finden, wird er es der Stadtverwaltung aushändigen. Er wird offenlegen, wer schuld war an der Schießerei.“

Sie atmete durch und fuhr fort: „Ich wüsste nur zu gerne, wie es sich abgespielt hat. Hat der Milan die anderen beiden erschossen? Oder war es der Calhoun? Oder hat der Vater die Kerle, die hinter seiner Tochter her waren, einfach abgeknallt?“

„Oder vielleicht haben alle gleichzeitig abgedrückt“, erwiderte Jake. „Es ist nicht bekannt, wie viele Schüsse insgesamt abgegeben wurden.“

„Es wundert mich, dass nicht genauer ermittelt wurde“, sagte Madison.

„Unsere Familien hatten damals noch viel mehr Einfluss als heute“, erklärte Jake. „Wenn sie die Sache unter den Teppich kehren wollten, dann wurde das so gemacht. Na ja, wir werden es bald erfahren. Bis zum nächsten Jahr ist es nicht mehr lang.“

Madison schüttelte sich. „Was hat euch damals bloß dazu getrieben, ein Stück Papier zu suchen, in dem es um Morde geht, die vor mehr als hundert Jahren begangen worden sind?“

„Wir waren fast noch Kinder. Furchtlos, neugierig … und wir wollten unbedingt ein schickes neues Auto haben.“ Er lächelte.

Dass sie in jener Nacht Todesängste um ihren Bruder und um Jake ausgestanden hatte, verriet Madison nicht.

Die Sonne verschwand hinter dem Horizont, als der Jet abhob. Madison lehnte sich in ihrem Sitz zurück und trank einen Schluck von dem Himbeertee, den ihr die Stewardess serviert hatte.

„Erspar mir den Small Talk, Jake“, sagte sie. „Wozu brauchst du mein Land?“

Ihre Augen waren groß, grün und von einem dichten Wimpernkranz umgeben. Auf Jake wirkten sie geradezu hypnotisch. Ein letzter Sonnenstrahl tauchte Madisons Wangen in goldenes Licht und verlieh ihren vollen Lippen einen rosigen Schimmer. Jake war völlig in dieses Bild versunken. Erst nach einer Weile bemerkte er, dass Madison auf eine Antwort wartete.

„Dazu müssen wir in eine Zeit lange vor Lavita Wrenville zurückgehen“, gab er schließlich zurück. „In die Zeit, als die ersten Milans beziehungsweise Calhouns sich hier angesiedelt haben. Du kennst sicher die Legende von dem Schatz, der auf deinem Land vergraben sein soll.“

„Die olle Kamelle? Davon hat man sich schon erzählt, bevor ich geboren wurde, und jeder hat irgendwann mal nach diesem Schatz gesucht. Inzwischen gibt es fast niemanden mehr, der die Geschichte nicht für ein Märchen hält.“

„Trotzdem hält sich das Gerücht hartnäckig.“

„Wie willst du einem Kind eine Schatzsuche ausreden? Mein Bruder Tony und seine Freunde haben aus diesem Grund sicher mehrere Hektar Land umgebuddelt. Und Wyatt und du? Ihr wart doch scharf auf das Gold von Lavita Wrenville, und von dem weiß man ebenso wenig, ob es existiert.“

„Stimmt. Jedenfalls haben meine Brüder und ich unser Gelände an der Grenze zu eurer Ranch nach dem Schatz abgesucht. Da ja der Fluss unsere Grundstücke voneinander trennt, hat sich der Grenzverlauf mit den Jahren allerdings ein wenig verschoben. Nun gibt es aus der Zeit meines Ururgroßvaters Henry Calhoun eine grobe Schatzkarte, die wir euch natürlich nie gezeigt haben.“

„Eine Schatzkarte?“ Ungläubig schüttelte Madison den Kopf, aber sie lächelte. Jakes Herz tat einen Sprung. Es war natürlich unmöglich, doch in diesem Moment hätte er sie gerne zum Lachen gebracht, sie in den Arm genommen, mit ihr getanzt und die Vergangenheit einfach ungeschehen gemacht. „Ich hätte nicht gedacht, dass in dieser Geschichte auch nur ein Körnchen Wahrheit stecken könnte.“

„Meistens enthalten solche Anekdoten einen wahren Kern. Irgendwoher muss es ja kommen.“

„Trotzdem. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass auf meiner Ranch ein Schatz verborgen sein soll.“

„So abwegig ist das nicht. In den frühen Tagen der Kolonialisierung waren Verbrechen quasi an der Tagesordnung: Überfälle, Bankraube und so weiter. Die Leute mussten ihre Wertsachen verstecken. Diese Karte ist recht vage und ungenau, und kein Mensch hat bisher etwas damit anfangen können. Dir wird sie wahrscheinlich auch nicht viel sagen. Andererseits kennst du dein Land besser als jeder andere.“

„Woher habt ihr das Ding überhaupt?“

Jake musterte sie eindringlich. Ihre Haut sah so weich, so makellos aus. Im Stillen wünschte er sich, sie würde das Haar offen tragen. „Gute Frage. Sie befindet sich schon seit Generationen in unserem Besitz. Allerdings kann ich nicht ausschließen, dass es sich um eine Fälschung handelt. Dennoch hat bestimmt der ein oder andere meiner Urahnen heimlich auf eurem Grund nach dem Schatz gesucht.“

„Das kann ich mir vorstellen. Die Ranch ist so groß, das würde niemandem auffallen.“ Nachdenklich nippte Madison an ihrem Tee. „Eine Schatzkarte, sieh an. Ich bin ja mit dieser Geschichte aufgewachsen. Doch irgendwann habe ich für mich beschlossen, dass es sich dabei um eines der vielen Ammenmärchen hier in Texas handelt und dass nichts dahintersteckt.“ Sie lächelte versonnen. „Du hättest also gerne meine Erlaubnis, auf meinem Land nach dem Schatz zu suchen?“

„Du weißt noch nicht alles.“ Unter dem prüfenden Blick aus ihren großen grünen Augen fiel es Jake schwer, sich auf die Landkarte, den Schatz und den Zweck dieses Treffens zu konzentrieren. Viel lieber wollte er ganz nahe an Madison heranrücken, die Finger in ihrem Haar vergraben und sie küssen …

Madison beugte sich vor. „Was, Jake? Was hast du mir noch verheimlicht? Warum hast mir denn nie von dieser Karte erzählt? Nicht einmal, als wir zusammen gewesen sind?“

Jake hatte noch immer mit dem Verlangen zu kämpfen, das ihn so plötzlich überrollt hatte. Mit einem Mal erinnerte er sich jedoch an die Vergangenheit, und heiße Wut erstickte seine aufflammendes Begehren. „Weil ich damals selbst nichts davon wusste. Das ist bei uns der Brauch: Erst am einundzwanzigsten Geburtstag erfährt man von der Karte, und dann muss man auch gleich schwören, das Geheimnis zu bewahren.“

„Das klingt vernünftig. Kinder reden.“ Madison lachte. Dieser Klang brachte in Jake erneut alles zum Vibrieren und ließ ihn vergessen, weshalb er hier war.

„Kommt in der Version, die du kennst, eine Schießerei vor?“, erkundigte er sich.

„Soweit ich weiß, ja. Als die Milans und die Calhouns auf der Suche nach dem Schatz aufeinandergetroffen sind, haben wir euch von unserem Grund und Boden verjagt.“

„Weißt du, ob es Tote gegeben hat?“

„Ja. Allerdings war ich ja noch ein Kind. Damals habe ich mich nicht besonders für Geschichten über Leute interessiert, die lange vor meiner Zeit gelebt haben.“

„In der Calhoun-Version kam es an dem Ort, an dem der Schatz versteckt ist, zu einer Schießerei. Dabei sind zwei Calhouns und drei Milans ums Leben gekommen, die dort auch begraben wurden. Das Ganze hat sich ja in einer Zeit zugetragen, bevor die Familien eigene Grabstätten besaßen. Nun, ich würde diese Toten gerne nach Hause bringen. Sollten wir dabei auf den Schatz stoßen, gehört er dir; schließlich befindet er sich auf deinem Land.“

„Alte Knochen willst du?“, fragte sie ungläubig. „Nein, das kaufe ich dir nicht ab.“ Nun schwang Zorn in ihren Worten mit.

„Na ja, nicht nur“, gab er zu. „Angeblich hatte einer der Männer eine Besitzurkunde bei sich, die er beim Pokern gewonnen hatte. In der Version meiner Familie spricht dieses Dokument den Calhouns einen großen Teil vom Land der McCrackens zu, das im Osten an unsere Ranch angrenzt.“

„Einen Teil vom Land der McCrackens“, wiederholte sie nachdenklich. „Wenn das stimmt, dann ist dieses Dokument mit Gold nicht aufzuwiegen.“

„Genau. Jeb McCracken ist ein gehässiger alter Kauz, der mit der ganzen Nachbarschaft im Clinch liegt.“

„Wem sagst du das. Er zahlt seine Rechnungen nicht und hat schon so manches Wochenende im Kittchen zugebracht, weil er eine Schlägerei angezettelt hat. Den würde kein Mensch bemitleiden, wenn er ein Stück Land an dich abtreten müsste.“ Sie musterte ihn grüblerisch. „Aber es waren auch Milans involviert. Was, wenn wir die Urkunde bei einem von ihnen finden? Beanspruchst du sie trotzdem für dich?“

Er schmunzelte. „Nicht, wenn euer Name draufsteht oder wenn wir sie in der Hand eines Milan-Skeletts finden.“

Als Madison nun ebenfalls schmunzelte, konnte Jake es praktisch in seinem Inneren fühlen. Ihr Lächeln, ihr Lachen – damit hatte sie ihn schon immer um den Finger gewickelt. Nur mit Mühe konnte er sich beherrschen und dem Impuls widerstehen, die Hand auszustrecken und Madison zu berühren.

„Ich will auch gar nicht schrecklich viel Zeit investieren“, erklärte er. „Ich möchte nur, dass du mal einen Blick auf die Karte wirfst. Vielleicht erkennst du ja was. Du hast doch sicher Luftaufnahmen von der Ranch. Wenn du eine Vermutung hast, wo der Schatz vergraben sein könnte, würde ich dort gerne mein Glück versuchen. Vielleicht kann ich die Urkunde oder sogar den Schatz finden und bei der Gelegenheit meine Vorfahren in das Familiengrab überführen. Zeitlich passt es bei mir gerade, und meinem Großvater würde ich eine Riesenfreude machen.“

Verwundert schüttelte Madison den Kopf. „So kenne ich dich überhaupt nicht. Warum werde ich den Verdacht nicht los, dass du was ganz anderes im Hinterkopf hast? Zum Beispiel, mein Land auf Öl- oder Gasvorkommen abzuklopfen?“

„Ich will bloß das, was den Calhouns zusteht: die sterblichen Überreste meiner Vorfahren und die Besitzurkunde für das McCracken-Land, falls sie existiert. Keine Landvermessung, das verspreche ich dir.“

„Der Streit zwischen unseren Familien ist ursprünglich durch diesen Schatz entstanden. Unsere Urururgroßväter haben während des Bürgerkriegs in einem verlassenen Haus in Tennessee Gold gefunden. Später hat mein Urahn deinem die Verlobte quasi am Altar weggeschnappt. Sie haben sich um das Gold gestritten und um die Frau gekämpft, die beide geliebt haben. Nachdem ein Milan einen Calhoun getötet hat, haben die Calhouns ein Haus der Milans niedergebrannt, einen Milan getötet und die Frau entführt. So ging das immer weiter. Inzwischen haben wir aber ja eine Art Waffenstillstand erreicht.“

„Das deckt sich in etwa mit dem, was ich gehört habe“, meinte Jake. „Meines Wissens waren in den Streit mehrere Milans, mehrere Calhoun-Brüder und ein Onkel involviert.“

Madison schlug die Beine übereinander und brachte ihn dadurch total aus dem Konzept. Sie schien nachzudenken und blickte geistesabwesend aus dem Fenster, sodass Jake sie in aller Ruhe betrachten konnte. Der tiefe Ausschnitt ihres Kleides ließ den Ansatz ihrer Brüste erahnen. Ihre Haut schimmerte hell, ihre Taille war so schmal wie eh und je. Jake erinnerte sich, dass er sie damals mit beiden Händen umfassen konnte. Unwillkürlich wurde ihm heiß, und er wischte sich über die Stirn. Hatte die Klimaanlage im Jet etwa den Geist aufgegeben?

Doch dann musste er auch an Madisons Vater denken und an den Abend, an dem sie von zu Hause hatten weglaufen wollen. Dieser Gedanke verjagte die quälenden Bilder und machte Platz für eine Wut, die sich im Lauf der Jahre zwar verringert hatte, aber nie ganz verschwunden war.

„Ich muss mir das eine Weile durch den Kopf gehen lassen, Jake“, meinte Madison auf einmal. „Morgen Abend lasse ich dich meine Entscheidung wissen.“

Jake war erleichtert. Er hatte schon damit gerechnet, dass sie seinen Vorschlag zuerst mit ihren Brüdern diskutieren wollte. Insgeheim hoffte er jedoch, dass sie ihren Vater nicht einbeziehen würde.

Der Pilot kündigte an, dass sie bald landen würden, und wenig später saßen sie bereits bei gedämpftem Licht an ihrem Tisch im Nebenzimmer eines Restaurants. Von irgendwoher ertönte leise Klaviermusik.

„Ein ganzer Raum nur für uns?“, staunte Madison. „Ich wusste nicht, dass das möglich ist. Ich bin beeindruckt.“

„Es ist einer der Gründe, warum ich dieses Lokal so mag. Sie haben hier drei solcher Räume.“

Ein Kellner kam, und sie bestellten Getränke.

„Und die Chance, dass wir hier einen Bekannten treffen, ist gleich null“, sagte Madison, sobald sie wieder alleine waren.

„Genau. Man sieht kaum die Hand vor Augen, geschweige denn die anderen Gäste.“ Er lächelte sie an. „Hast du immer noch diese Schwäche für gebratenes Hühnchen?“

„Nein, auch meine Vorlieben beim Essen haben sich geändert“, erwiderte sie. „Ich nehme den Hummer.“

„Eine ausgezeichnete Wahl. Mir ist heute nach einem Steak.“

Das Kerzenlicht ließ Madisons braunes Haar glänzen und tauchte ihre rosigen Wangen in einen zarten Schimmer. Jake mochte es lieber, wenn sie das Haar offen trug, aber er war sich sehr wohl bewusst, dass das jetzt keine Rolle spielte. Der Kellner brachte eine Flasche Weißwein, entkorkte sie und ließ Jake kosten, ehe er ihre Gläser füllte.

„Auf die Schatzsuche!“ Jake hob sein Glas.

Lächelnd stieß Madison mit ihm an. „Ich denke darüber nach.“

„Im besten Fall kriegst du deinen Schatz, ich bekomme meine Besitzurkunde, und die sterblichen Überreste meiner Vorfahren erhalten ein ordentliches Begräbnis. Letzten Endes profitiert jeder davon.“

Sie musterte ihn eindringlich. „Irgendwie traue ich dir immer noch nicht so ganz. Ich würde mich nicht wundern, wenn du die Karte selbst gezeichnet hättest.“

„Ein Gutachter aus Chicago datiert sie auf Mitte des neunzehnten Jahrhunderts“, entgegnete Jake und bemühte sich, gelassen zu klingen. „Ich schicke dir gerne eine Kopie der Expertise, wenn du willst.“

„Ich will lieber das Original sehen. Oder zerfällt es in Einzelteile, sobald man es anfasst?“

„Nicht, wenn man sorgfältig damit umgeht. Du kannst es dir anschauen, sobald wir uns einig geworden sind.“

„So viel zum Thema gegenseitiges Vertrauen“, stellte sie fest, und ihre Augen blitzten wütend.

„Kann ich dir denn trauen?“, fragte er und versuchte, seine eigene Wut im Zaum zu halten.

„Natürlich. Früher hat sich dir diese Frage gar nicht gestellt.“ Madison wandte das Gesicht ab und atmete tief durch. Ihre Wangen hatten sich gerötet. Nachdem sie einen Schluck getrunken hatte, normalisierte sich ihre Atmung allmählich.

Jake betete im Stillen, dass er es nicht gerade vermasselt hatte. Für eine Sekunde meldete sich noch einmal sein schlechtes Gewissen, als er überlegte, was er ihr verheimlichte. Doch er musste bloß an ihren Vater denken, und schon hatte sich das erledigt.

Während Madison aß, kreisten ihre Gedanken um Jakes Vorschlag. Sie wurde den Verdacht nicht los, dass er die Suche nach den sterblichen Überresten seiner Vorfahren nur vorschob. Er war so versessen darauf, auf ihrem Land nach Öl und Gas zu bohren; vermutlich war ihm jeder Vorwand recht, um ihr einen Pachtvertrag abzuluchsen. Denn warum waren die Calhouns nicht schon längst mit der Schatzkarte angekommen? Was hatte es mit dieser Karte auf sich? Und mit der Urkunde? Weder von dem einen noch von dem anderen hatte sie je gehört. Hatte er sich das aus den Fingern gesogen? Worauf wollte er in Wahrheit hinaus? Wie sie es auch drehte und wendete: Immer lief es darauf hinaus, dass Jake ihr Land auf Rohstoffvorkommen erkunden wollte.

Doch was hatte sie eigentlich zu verlieren? Gut, Jake konnte sich aus erster Hand einen Eindruck von ihrem Grund und Boden machen. Luftaufnahmen davon hatte er allerdings sicher längst gesehen – zum Beispiel im Internet oder auf dem Katasteramt. Den Schatz hatte er ihr versprochen, wenn er im Gegenzug die Gebeine seiner Ahnen und die Besitzurkunde haben konnte. Aber war das tatsächlich alles?

Auf einmal spürte sie, dass Jake sie beobachtete. Seine schwarzen, von dichten Wimpern umrahmten Augen hatten sie schon immer fasziniert. Und der unschuldige Blick. Er machte einen so ehrlichen, so vertrauenswürdigen und offenen Eindruck. Und dennoch konnte sie nicht so recht glauben, dass nicht mehr hinter seinem Vorschlag steckte, als er zugegeben hatte. Für eine Sekunde kreuzten sich ihre Blicke, und Madison vergaß den Schatz. Stattdessen dachte sie an die schönen Momente, die sie mit Jake erlebt hatte, an seine Leidenschaft und seine Zärtlichkeit. Sie hatte ihn wirklich geliebt …

Sofort rief sie sich im Stillen zur Ordnung. Von welcher Seite sie die ganze Angelegenheit auch beleuchtete: Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es Jake dabei gelingen könnte, sie zu übervorteilen.

„Falls ich Ja sage“, meinte sie, „was hast du dann vor? Schnappst du dir einen Spaten und buddelst drauflos?“

„Unsinn“, erwiderte er mit einem Lächeln, bei dem sie insgeheim dahinschmolz. Er sah so gut aus, er wirkte so liebenswürdig … Wenn er lächelte, verdreifachte sich dieser Effekt. „Ich werde einen kleinen Trupp zusammenstellen, so etwa fünf von meinen Ranch-Arbeitern. Ich hätte gerne, dass du dir die Karte genau ansiehst. Vielleicht kannst du das Gebiet ein wenig eingrenzen, in dem wir graben müssen. Du kennst dein Land schließlich am besten.“

„Jake, ich bin keine Geologin. Was, wenn ich mit der Skizze nichts anfangen kann?“

„Dann lassen wir uns was anderes einfallen. Ich bin sicher, dass du einen Anhaltspunkt finden wirst. Aber nimm dir Zeit für diese Entscheidung. Ich kann warten.“

Madison war der Appetit vergangen. Ständig grübelte sie darüber nach, wie sie sicherstellen könnte, nicht von Jake betrogen zu werden. Sie legte die Gabel beiseite.

„Du hast ja kaum was gegessen“, bemerkte Jake. „Willst du vielleicht tanzen?“

„Nein danke. Ich betrachte das hier als eine Art Geschäftstermin, also lieber nicht.“

Im nächsten Moment beugte Jake sich über den Tisch und nahm ihre Hand. „Frieden?“

Madison verschlug es den Atem. Die Temperatur im Raum schien in Sekundenschnelle in die Höhe geschossen zu sein: Plötzlich hatte sie das Gefühl, zu glühen. Ein Schauer überlief sie vom Kopf bis in die Zehenspitzen, Hitze sammelte sich in ihrer Mitte. Gleichzeitig überkam sie das dringende Verlangen, sich in Jakes Arme zu werfen und seinen Körper zu spüren – so wie damals.

Mit dem Daumen strich er sanft über ihren Handrücken. „Du hast immer noch so wahnsinnig zarte Haut“, flüsterte er rau, und irgendetwas blitzte flüchtig in seinen Augen auf.

Mit einem Mal wünschte Madison sich nichts anderes, als dass Jake sie auf seinen Schoß zog, sie umarmte und sie um den Verstand küsste. Sie schloss die Augen und versuchte, die Zeit mit ihm zu vergessen – die Zeit und vor allem ihre Liebe zu ihm, die er so achtlos wie ein Glas zertrümmert hatte.

Abrupt entzog sie ihm ihre Finger. Wie kannst du dich so gehen lassen? schimpfte sie sich im Stillen. Deutlicher kannst du ihm ja kaum zeigen, dass du immer noch etwas für ihn empfindest.

„Dann eben Waffenstillstand“, sagte Jake. Seine Stimme klang belegt, und Madison stellte mit leichter Genugtuung fest, dass auch sie nach wie vor eine gewisse Wirkung auf ihn ausübte.

„Vorläufig“, ergänzte sie, ohne ihn anzusehen.

„Unter diesen Umständen schlage ich vor, dass wir uns auf den Heimweg machen“, erklärte Jake. „Du kannst dir meinen Vorschlag während des Flugs schon mal durch den Kopf gehen lassen.“