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25 km Schwimmen, 650 km Radfahren und 100 km Laufen. So sieht die Arbeitswoche von Jan Frodeno aus, dem erfolgreichsten Triathleten weltweit. Frodeno gibt tiefgehende Einblicke in sein Leben, in alle sportlichen und privaten Höhen und Tiefen – vom überraschenden Olympiasieg über seinen Burnout bis hin zu seinen Siegen beim legendären Ironman auf Hawaii – sicher nicht die letzten Höhepunkte seiner Karriere. Er erzählt, wie er die Niederlage bei der WM 2017 verarbeitet hat, welche Prinzipien ihn zu den Erfolgen als Sportler geführt und ihn zu dem Menschen gemacht haben, der er heute ist: Mut, harte Arbeit, Verzicht, Motivation – und vor allem: Leidenschaft.

Jan Frodeno (* 18. August 1981 in Köln) wächst in Südafrika auf und arbeitet neben der Schule als Rettungsschwimmer. Über Zufälle kommt er zum Triathlon und kehrt mit Anfang 20 in seine deutsche Heimat zurück, um dort Profi zu werden. Als Erster gewinnt er sowohl die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen (2008) als auch den Titel beim Ironman Hawaii (2015, 2016). Seit Juli 2016 hält er zudem mit 7:35:39 Stunden den Weltrekord auf der Langdistanz. Frodeno lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern abwechselnd in Spanien und Australien.

JAN FRODENO

EINE FRAGE DER

LEIDENSCHAFT

MIT MUT UND MOTIVATION ZUM ERFOLG

unter Mitarbeit von Maria Koettnitz und Patrick Strasser

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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

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© 2018 Ariston Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Bildredaktion: Bele Engels

Umschlaggestaltung: Fabian Jung, Köln, unter Verwendung der Fotos von Felix Rüdiger (vorne) und Oriol Batista (hinten)

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN: 978-3-641-20468-6
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Für Hermann

INHALT

Kapitel 1

Vom Babyschwimmen, Reiten und Fußballdesaster

»Der Junge muss verlieren lernen«

Bingo! Wir ziehen nach Südafrika

Mit vierzehn beim größten Radrennen der Südhalbkugel

»Du musst richtig schwimmen lernen!«

Krasser Drill mit Quälix

Schwimmen um Leben und Tod

Südafrikanischer Meister ohne Pass

Conrad – harter Hund und Vorbild

Mein erster Triathlon – eine Überraschung!

Abi in der Tasche

Kapitel 2

Mein Ziel, als ich ein Dreikäsehoch war

Ich muss es mir verdienen, Olympionike zu werden

Unterstützung zur richtigen Zeit

»Es gibt keinen Plan B, gell?«

Peking 2008 – olympisches Gold

Nach Olympia – Achterbahnfahrt der Gefühle

Conceive! Believe! Achieve!

Arbeitsmoral und Café-Tage, die jeder kennt

Die Kraft der positiven Gedanken

Kapitel 3

Überholen verboten!

Auf dem Weg nach Hawaii

Tapering und mehr – die Rennwoche

Es ist vollkommen egal, ob du Vollgas gibst oder nicht

Durch die Gluthölle muss jeder allein

Die »vierte« Disziplin beim Triathlon

Der schnöde Mammon

Du hast eine Leidenschaft? – Go for it!

Nichts ohne mein Team

Kapitel 4

Warum ich Girona liebe

Sparringspartner und Freunde

Tag für Tag, Woche für Woche – Training, Training, Training

Die Winter an der Sunshine Coast

Salz, Zucker, Gel & Co.

Eine Waage? Hab ich nicht!

Meine ideale Ernährung im Training

Duke und der Hungerast

Kapitel 5

Erfolg, Ruhm und Reichtum? Nicht um jeden Preis

Unter Dopingverdacht – Neider gibt’s immer

Überraschender Besuch morgens um sechs

Der Wille zum Sieg und die Konkurrenten

Die richtige physische Erholung

Reisen zur Erholung nutzen …

Was mir mein Leben wert ist

Kapitel 6

Wie weit kann ich gehen? Wie viel Schmerz ertrage ich?

Absolute Konzentration und innerer Dialog

Ohne Mentaltraining läuft es nicht

Meine Mentaltrainerin – ein Glücksfall

Die erste Wegstrecke zum Erfolg

Mein Triple-Jahr 2015

Der verdiente Siegeskranz

Mein neues Lebensgefühl als Vater

Als ich Emma traf …

Kapitel 7

2016 – Titelverteidigung auf Hawaii

Planung der Rennen

Hawaii 2017 – Aufgeben kam nie infragxe

Die Zeit danach – verarbeiten und wachsen

Meine Zukunft

Glossar

Dank

Kapitel 1

8. Oktober 2016, 6.24 Uhr: Endlich Ruhe! Die Sonne ist gerade aufgegangen. Das Wasser steht mir bis zum Hals, ich bin in meinem Element, an meinem Sehnsuchtsort Hawaii. Nur wenige Sekunden bis zum Start des Ironmans. Normalerweise ist der Pazifik in der Bucht von Kailua-Kona zu dieser Tageszeit spiegelglatt, doch die 55 Profis in Schwimmanzügen und Badekappen verursachen leichten Wellengang. Ein letztes Aufwärmen, noch mal die Muskeln lockern. Für etwas mehr als acht Stunden wird es nun sehr, sehr hart – für alle. Jedem von uns wird es irgendwann während des Rennens schlecht gehen, dem einen früher, dem anderen später. Schon so früh am Morgen beträgt die Außentemperatur 24 Grad, der Pazifik ist drei Grad wärmer. Eine trügerische Badewanne. Kein Morgen der vergangenen Woche war heißer. 82 Prozent Luftfeuchtigkeit und bis zu 35 Grad sind für heute vorhergesagt. Auf der Kaimauer, an der gesamten Bucht des kleinen Ortes drängeln sich die Zuschauer. Anspannung überall, bei den Athleten, den Begleitern, den Trainern, den Fans. Der Countdown zur schönsten Quälerei der Welt.

Tue ich mir das jetzt wirklich an? Ja, ich will. Dafür habe ich das ganze Jahr trainiert. Mein Pensum pro Woche: 25 Kilometer im Wasser, 600 Kilometer auf dem Fahrrad, 110 Kilometer in Laufschuhen, ob in der Natur oder auf dem Laufband im Studio. Jetzt gibt es kein Zurück. Warum auch? Ich bin fit. In meinem Kopf schwimmt nur ein Gedanke: Ich will es, ich kann es, ich schaffe es. Nimm die Energie des Augenblicks mit auf die Reise über die acht Stunden. Das Adrenalin donnert wie ein reißender Fluss durch den Körper. Ich feuchte meine Schwimmbrille von innen mit Spucke an, atme noch einmal tief ein, setze die Brille auf meine Augen. Nur noch drei Minuten. Ich schwimme nach vorne zum Start, rund einhundert Meter parallel zum Pier. Dort noch einige Male auf und ab. Ich bin einer der letzten Profis, die sich dort einreihen. Rettungsschwimmer, bäuchlings auf Surfbrettern, bilden die Startlinie. Gleich gilt es, knallhart meine Leistung und die Dinge abzurufen, die ich jeden Tag versucht habe zu automatisieren. Ich weiß: Ich bin gut vorbereitet. Läuft es, kommt auch der Erfolg. Noch 60 Sekunden. Am Kona-Pier wird es jetzt ganz ruhig. Ich kann meinen Puls hören. Und dann:

BAMM!

Ein Schuss zerreißt die Stille, die Anspannung verfliegt wie der Rauch der Kugel aus der altehrwürdigen, legendären Kanone, die stets direkt am Pier aufgebaut wird. Die Kraul-schlacht beginnt, wir durchpflügen den Ozean. Schulter an Schulter, Hüfte an Hüfte. Gedränge, Geschubse.

Für mich heißt das jetzt aber: Endlich habe ich meine Ruhe. Die Stimmen im Kopf feuern mich an, es ist Zeit für Taten. Der Wettkampf! Das Rennen! Mein Element!