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Jeffery Deaver

                                                              

Todesreigen


Storys




Deutsch von Stefan Lux








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Inhaltsverzeichnis

Buch und Autor
Copyright
Widmung
Einleitung
Ein Leben ohne Jonathan
Das Ferienhaus
Ein guter Psychologe
Der Fluch der Schönheit
Der Sündenbock
Der Überfall
»Dreieck«
Die ganze Welt ist eine Bühne
Die sonntägliche Angeltour
Nocturne
Freispruch erster Klasse
Der Verdacht
Das Weihnachtsgeschenk
Ewige Liebe
Die Witwe von Pine Creek
Der kniende Soldat
Bibliographische Angaben

Bibliographische Angaben

Ein Leben ohne Jonathan (Without Jonathan) erschien zuvor im Ellery Queen Mystery Magazine.

 

Das Ferienhaus (The Weekender) erschien zuvor im Alfred Hitchcock Mystery Magazine, in A Century of Great Suspense Stories (Berkley) und in Best American Mysteries # 1 (Houghton Mifflin).

 

Ein guter Psychologe (For Services Rendered) erschien zuvor im Ellery Queen Mystery Magazine und in The World’s Finest Crime and Mystery Stories, 1st Edition (Berkley).

 

Der Fluch der Schönheit (Beautiful) erschien zuvor im Ellery Queen Mystery Magazine und in The World’s Finest Crime and Mystery Stories: Third Annual Collection: Vol. 3 (Forge).

 

Der Sündenbock (The Fall Guy) erschien zuvor im Ellery Queen Mystery Magazine und in The Year’s 25 Finest Crime and Mystery Stories, 7th Edition (Carroll and Graf).

 

Der Überfall (Eye to Eye) erschien zuvor in Irreconcilable Differences (HarperCollins).

 

»Dreieck« (Triangle) erschien zuvor im Ellery Queen Mystery Magazine.

 

Die ganze Welt ist eine Bühne (All the World ’s a Stage) erschien zuvor in Much Ado About Murder (Berkley Prime Crime).

 

Die sonntägliche Angeltour (Gone Fishing) erschien zuvor im Ellery Queen Mystery Magazine.

 

Nocturne (Nocturne) erschien zuvor im Ellery Queen Mystery Magazine und in Blue Lightning (Slow Dancer).

 

Freispruch erster Klasse (Lesser-Included Offense) erschien zuvor im Ellery Queen Mystery Magazine.

 

Der Verdacht (The Blank Card) erschien zuvor im Ellery Queen Mystery Magazine.

 

Ewige Liebe (Together) erschien zuvor im Ellery Queen Mystery Magazine, in Crimes of the Heart (Berkley) und Opening Shots, Vol. 2 (Cumberland House).

 

Die Witwe von Pine Creek (The Widow of Pine Creek) erschien zuvor in A Confederacy of Crime (Signet) und in The World’s Finest Crime and Mystery Stories: Second Annual Collection: Vol. 2 (Forge).

 

Der kniende Soldat (The Kneeling Soldier) erschien zuvor im Ellery Queen Mystery Magazine und in The Year’s 25 Finest Crime and Mystery Stories, 7th Edition (Carroll and Graf).

Ein Leben ohne Jonathan

Marissa Cooper bog auf die Route 232, die sie von Portsmouth ins dreißig Kilometer entfernte Green Harbor führen sollte.

Sie dachte daran, dass dies genau die Straße war, die sie und Jonathan tausendmal zum Einkaufszentrum und zurück benutzt hatten, beladen mit notwendigen Dingen, albernem Luxus und gelegentlichen Schätzen.

Die Straße, in deren Nähe sie ihr Traumhaus gefunden hatten, als sie vor sieben Jahren nach Maine gezogen waren.

Die Straße, die sie im letzten Mai auf dem Weg zur Feier ihres Hochzeitstags genommen hatten.

Heute allerdings führten all diese Erinnerungen nur zu einem einzigen Punkt: einem Leben ohne Jonathan.

Die Sonne im Rücken, steuerte sie den Wagen durch die trägen Kurven und hoffte, diese schwer zu ertragenden – aber hartnäckigen – Gedanken loszuwerden.

Denk nicht darüber nach!

Schau dich um, sagte sie sich. Schau dir die wilde Umgebung an: die purpurfarbenen Wolkenscheiben über den – teils goldenen, teils blutroten – Ahorn- und Eichenblättern.

Schau dir das Sonnenlicht an, ein leuchtendes, über den dunklen Pelz aus Schierling und Kiefern drapiertes Band. Und die absurde Reihe von Kühen, die sich wie Pendler im Feierabendverkehr auf den Weg zur Scheune gemacht hatten.

Und die würdevollen weißen Türmchen eines kleinen Dorfes fünf Meilen abseits der Landstraße.

Und schau dich selbst an: eine dreiundvierzigjährige Frau in einem kraftvollen silbernen Toyota, die mit hoher Geschwindigkeit einem neuen Leben entgegenfährt.

Einem Leben ohne Jonathan.

Zwanzig Minuten später erreichte sie Dannerville und musste an der ersten der beiden Ampeln der Stadt bremsen. Den Wagen im Leerlauf und die Kupplung durchgetreten, schaute sie nach rechts. Bei dem Anblick, der sich ihr bot, machte ihr Herz einen kleinen Satz.

Es war ein Laden, der Boots- und Angelzubehör verkaufte. Sie hatte im Schaufenster eine Anzeige bemerkt, die Hilfe bei der Wartung von Schiffsmotoren versprach. In diesem küstennahen Teil von Maine hatte man ständig mit Booten zu tun. Sie zierten Touristenzeichnungen und Fotos, Kaffeebecher, T-Shirts und Schlüsselanhänger. Und natürlich gab es sie tausendfach in der Realität: Schiffe auf dem Wasser, auf Autoanhängern und Trockendocks oder in Vorgärten – die Neuengland-Variante der aufgebockten Pickups im ländlichen Süden.

Was sie allerdings heftig getroffen hatte, war der Umstand, dass auf der Anzeige ausgerechnet ein Chris-Craft abgebildet war. Ein großes Boot, vielleicht elf oder zwölf Meter lang.

Genau wie Jonathans Boot. Sogar fast identisch: die gleichen Farben, der gleiche Aufbau.

Er hatte es vor fünf Jahren gekauft. Und obgleich Marissa gedacht hatte, sein Interesse daran würde abflauen (wie bei allen Jungen, die ein neues Spielzeug bekommen), hatte er ihr genau das Gegenteil bewiesen und beinahe jedes Wochenende auf dem Meer verbracht. Er war die Küste auf und ab gefahren und hatte geangelt wie ein alter Deckshelfer auf einem Dorschkutter. Seinen stolzesten Fang brachte ihr Ehemann dann jedes Mal mit nach Hause, wo sie ihn reinigte und kochte.

Ah, Jonathan …

Sie schluckte heftig und atmete langsam ein, um ihr hämmerndes Herz zu beruhigen. Sie …

Ein Hupen hinter ihr. Die Ampel hatte auf Grün umgeschaltet. Sie fuhr weiter und versuchte verzweifelt, ihre Gedanken von den Umständen seines Todes abzulenken: Das Chris-Craft, das unsicher im turbulenten Grau des Atlantiks schaukelte. Jonathan über Bord. Mit seinen Armen möglicherweise verzweifelt winkend, seine panische Stimme vielleicht um Hilfe rufend.

Oh, Jonathan …

Marissa passierte Dannervilles zweite Verkehrsampel und setzte ihren Weg Richtung Küste fort. Im letzten Sonnenlicht konnte sie vor sich den Saum des Atlantiks erkennen, all das kalte, mörderische Wasser.

Das Wasser, das verantwortlich war für ihr Leben ohne Jonathan.

Dann sagte sie sich: Nein. Denk lieber an Dale.

Dale O’Bannion, der Mann, den sie in Green Harbor zum Abendessen treffen würde. Das erste Mal nach langer Zeit, dass sie sich mit einem Mann verabredet hatte.

Kennen gelernt hatte sie ihn durch eine Anzeige in einer Zeitschrift. Sie hatten einige Male telefoniert, und nach einigem Hin und Her auf beiden Seiten hatte sie sich sicher genug gefühlt, um ihm persönlich zu begegnen. Sie hatten sich aufs Fishery geeinigt, ein beliebtes Restaurant am Kai.

Dale hatte das Oceanside Café erwähnt, das tatsächlich die bessere Küche bot, doch das war Jonathans Lieblingsrestaurant; dort konnte sie Dale einfach nicht treffen.

Also das Fishery.

Sie dachte an ihr Gespräch vom letzten Abend zurück. Dale hatte gesagt: »Ich bin groß, ziemlich kräftig gebaut und ein bisschen kahl auf dem Schädel.«

»Also gut«, hatte sie nervös erwidert. »Ich bin einsfünfundsechzig, blond und werde ein purpurfarbenes Kleid tragen.«

Sie dachte nun über diese Worte nach. Wie typisch dieser simple Austausch doch für ein Leben als Single war, wie leicht man Menschen traf, die man nur vom Telefon kannte.

Sie hatte kein Problem damit, sich zu verabreden. Im Gegenteil, irgendwie freute sie sich darauf. Sie hatte ihren Mann kennen gelernt, als er kurz davor stand, sein Medizinstudium abzuschließen, und sie selbst erst einundzwanzig war. Sie hatten sich beinahe auf der Stelle verlobt; das war das Ende ihres sozialen Lebens als allein stehende Frau gewesen. Jetzt konnte sie ein bisschen Spaß gebrauchen. Sie wollte interessante Männer kennen lernen und wieder anfangen, den Sex zu genießen.

Auch wenn es zuerst anstrengend sein würde, wollte sie sich so gut es ging entspannen. Sie würde versuchen, keine Bitterkeit zu empfinden, nicht allzu witwenhaft zu wirken.

Aber noch während sie so dachte, gingen ihre Gedanken in eine ganz andere Richtung: Würde sie sich wirklich jemals wieder verlieben?

So ganz und gar, wie sie sich in Jonathan verliebt hatte?

Und würde irgendjemand sie ganz und gar lieben?

Als sie abermals an einer roten Ampel halten musste, griff Marissa nach dem Rückspiegel, drehte ihn in ihre Richtung und schaute hinein. Die Sonne war inzwischen hinter dem Horizont verschwunden, und das Licht war dämmrig. Trotzdem glaubte sie, den Rückspiegel-Test mit Bravour bestanden zu haben: volle Lippen, ein faltenloses Gesicht, das an Michelle Pfeiffer erinnerte (in einem schlecht beleuchteten Toyota-Spiegel zumindest), eine zierliche Nase.

Und schließlich war auch ihr Körper immer noch schlank und fest. Obwohl ihr klar war, dass ihre Titten sie nicht aufs Cover des neuesten Victoria’s-Secret-Katalogs bringen würden, hatte sie doch das Gefühl, dass ihr Hintern in einer hübschen, engen Jeans einige Blicke auf sich ziehen würde.

Jedenfalls in Portsmouth, Maine.

Ja, verdammt, sagte sie sich, sie würde schon einen Mann finden, der zu ihr passte.

Jemanden, der das Cowgirl in ihr zu schätzen wüsste, das Mädchen, das von seinem texanischen Großvater das Reiten und Schießen gelernt hatte.

Vielleicht würde sie auch jemanden finden, der ihre akademische Seite liebte – das Schreiben, ihre Poesie und ihre Liebe zum Unterrichten, was nach dem College eine Zeit lang ihr Job gewesen war.

Oder jemanden, der mit ihr lachen konnte – über Filme, über Szenen auf der Straße, über lustige Witze und über dumme. Wie sie das Lachen liebte (und wie wenig sie es in letzter Zeit getan hatte).

Dann dachte Marissa Cooper: Nein, warte, warte … Sie würde einen Mann finden, der alles an ihr liebte.

Aber sofort begannen die Tränen über ihr Gesicht zu laufen, und sie hielt schnell am Straßenrand, um das Schluchzen in den Griff zu bekommen.

»Nein, nein, nein …«

Gewaltsam verdrängte sie das Bild ihres Mannes aus ihrer Vorstellung.

Das kalte Wasser, das graue Wasser …

Fünf Minuten später hatte sie sich beruhigt. Ihre Augen getrocknet, Make-up und Lippenstift erneuert.

Sie fuhr ins Zentrum von Green Harbor und hielt auf einem Parkplatz in der Nähe der Geschäfte und Restaurants, einen halben Block vom Kai entfernt.

Ein Blick auf die Uhr. Es war gerade halb sieben. Dale O’Bannion hatte erklärt, er müsse bis gegen sieben Uhr arbeiten und würde sie dann um halb acht treffen.

Sie war früher in die Stadt gekommen, um noch Einkäufe zu erledigen – eine kleine Shopping-Therapie. Danach würde sie das Restaurant aufsuchen und auf Dale O’Bannion warten. Plötzlich überkamen sie Zweifel, ob es angemessen war, sich allein an die Bar zu setzen und ein Glas Wein zu trinken.

Schließlich wies sie sich energisch zurecht: Was, zum Teufel, denkst du eigentlich? Natürlich ist es in Ordnung. Sie konnte tun, was sie wollte. Es war ihre Nacht.

Los, Mädchen, raus mit dir. Fang dein neues Leben an!

 

Im Gegensatz zum gehobeneren Green Harbor ist das fünfundzwanzig Kilometer südlich gelegene Yarmouth in Maine vor allem eine Fischerei- und Verpackungsstadt. Als solche besteht sie überwiegend aus Hütten und Bungalows, deren Bewohner Fahrzeuge wie F-150er und japanische Halbtonner bevorzugen. Natürlich auch SUVs.

Direkt außerhalb der Stadt allerdings findet sich eine Gruppe hübscher Häuser auf einem bewaldeten Hügel, von dem aus man die Bucht überblickt. Bei den Autos in diesen Einfahrten handelt es sich bevorzugt um Lexus- und Acura-Modelle. Die SUVs hier sind mit Ledersitzen und Navigationssystemen ausgestattet, nicht mit primitiven Aufklebern und Jesus-Fischen wie ihre Nachbarn im Stadtzentrum.

Dieses Viertel hat sogar einen Namen: Cedar Estates.

In einem hellbraunen Overall schritt Joseph Bingham die Auffahrt zu einem der Häuser hinauf, wobei er auf die Uhr schaute. Er hatte die Adresse zweimal überprüft, um ganz sicherzugehen, dass er das richtige Haus gefunden hatte. Dann drückte er auf die Klingel. Kurz darauf öffnete eine hübsche Frau Ende dreißig die Tür. Sie war dünn, hatte leicht krause Haare, und sogar durch die Fliegengittertür hindurch roch sie nach Alkohol. Sie trug hautenge Jeans und einen weißen Pullover.

»Ja?«

»Ich komme von der Kabelgesellschaft.« Er zeigte ihr den Ausweis. »Ich muss Ihre Konverterboxen umstellen.«

Sie blinzelte. »Der Fernseher?«

»Ganz genau.«

»Gestern hat er noch funktioniert.« Sie drehte sich um und warf einen unsteten Blick auf das glänzende graue Rechteck des großen Apparates in ihrem Wohnzimmer. »Warten Sie, ich habe eben noch CNN gesehen. Es hat funktioniert.«

»Sie bekommen nur die Hälfte der Kanäle, die Sie eigentlich empfangen sollten. Das gilt für dieses ganze Viertel. Wir müssen es per Hand neu einstellen. Ich kann natürlich einen neuen Termin machen, wenn …«

»Nee, ist schon in Ordnung. Will COPS nicht verpassen. Kommen Sie rein.«

Joseph trat ein und spürte ihre Blicke auf sich. So etwas passierte ihm häufiger. Seine Karriere verlief nicht unbedingt großartig, und er sah auch nicht im klassischen Sinn gut aus. Doch er war in exzellenter körperlicher Verfassung – schließlich trainierte er jeden Tag – und hatte schon oft gehört, dass er eine besondere maskuline Energie »ausschwitze«. Dazu konnte er nichts sagen. Er betrachtete sich am liebsten einfach als jemanden mit einer Menge Selbstvertrauen.

»Wollen Sie einen Drink?«, fragte sie.

»Geht nicht bei der Arbeit.«

»Sicher?«

»Ja.«

In Wirklichkeit hätte Joseph nichts gegen einen Drink einzuwenden gehabt. Aber dies war nicht der Ort dafür. Davon abgesehen freute er sich auf ein hübsches Glas würzigen Pinot Noir, wenn er hier fertig wäre. Viele Leute waren überrascht, dass jemand mit seinem Beruf Wein mochte – und etwas davon verstand.

»Ich heiße Barbara.«

»Hi, Barbara.«

Sie führte ihn ins Haus zu den Kabelboxen und nippte beim Gehen an ihrem Drink. Es sah so aus, als tränke sie unverdünnten Bourbon.

»Sie haben Kinder«, sagte Joseph und deutete mit dem Kopf auf ein Bild zweier kleiner Kinder auf einem Tisch im Wohnzimmer. »Kinder sind großartig, nicht wahr?«

»Wenn man auf Landplagen steht«, murrte sie.

Er drückte Knöpfe an der Kabelbox und erhob sich. »Gibt’s noch andere?«

»Die letzte Box steht im Schlafzimmer. Oben. Ich zeige es Ihnen. Warten Sie …« Sie ging aus dem Zimmer und füllte ihr Glas auf. Dann kehrte sie zu ihm zurück. Barbara führte ihn die Treppe hinauf und blieb oben stehen. Wieder musterte sie ihn von oben bis unten.

»Wo sind Ihre Kinder heute Abend?«

»Die Landplagen sind beim Saftsack«, erklärte sie und lachte verdrießlich über ihren eigenen Witz. »Mein Ex und ich, wir haben getrenntes Sorgerecht.«

»Dann sind Sie also ganz allein in diesem großen Haus?«

»Ja. Schade, was?«

Joseph wusste nicht, ob es schade war oder nicht. Sie wirkte jedenfalls nicht besonders Mitleid erregend.

»Also«, sagte er, »in welchem Zimmer ist die Box?« Sie standen beide im Flur.

»Ja, klar. Folgen Sie mir«, sagte sie mit tiefer, verführerischer Stimme.

Sie ging ins Schlafzimmer voran, setzte sich auf das ungemachte Bett und nippte an ihrem Drink. Er fand die Kabelbox und drückte auf den »On«-Schalter des Fernsehers.

Knisternd erwachte er zum Leben und zeigte CNN.

»Könnten Sie die Fernbedienung ausprobieren?«, sagte er und schaute sich im Zimmer um.

»Klar«, erwiderte Barbara träge. Sie drehte sich um. Im selben Augenblick trat Joseph mit dem Strick, den er gerade aus seiner Tasche gezogen hatte, hinter sie. Er legte ihn um ihren Hals und drehte ihn immer enger, wobei er einen Bleistift als Hebel benutzte. Als ihre Kehle zusammengepresst wurde, war ein erstickter Schrei zu hören. Verzweifelt versuchte sie, zu fliehen, sich umzudrehen, ihn mit den Fingernägeln zu kratzen. Ihr Glas fiel auf den Teppich und rollte gegen die Wand, die Flüssigkeit ergoss sich über die Tagesdecke.

In wenigen Minuten war sie tot.

Joseph saß neben der Leiche und versuchte, zu Atem zu kommen. Barbara hatte überraschend heftig gekämpft. Er hatte seine ganze Kraft aufwenden müssen, um sie niederzuhalten und die Garrotte ihre Arbeit tun zu lassen.

Er streifte sich Latexhandschuhe über und wischte sämtliche Fingerabdrücke ab, die er im Zimmer hinterlassen hatte. Dann zerrte er Barbaras Leiche vom Bett herunter in die Mitte des Zimmers. Er zog ihr den Pullover aus und öffnete die Knöpfe ihrer Jeans.

Dann hielt er inne. Moment. Wie sollte sein Name gleich sein?

Er legte die Stirn in Falten und versuchte, sich an das Gespräch vom gestrigen Abend zu erinnern.

Wie hatte er sich genannt?

Schließlich nickte er. Richtig. Er hatte Marissa Cooper gegenüber behauptet, er heiße Dale O’Bannion. Ein Blick auf die Uhr. Noch nicht einmal sieben. Genug Zeit, um hier fertig zu werden und nach Green Harbor zu fahren, wo sie wartete und wo die Bar einen anständigen Pinot Noir anbot.

Er öffnete den Reißverschluss von Barbaras Jeans und zog sie bis zu den Knöcheln herunter.

 

Zusammengekauert, um sich vor dem kalten Wind zu schützen, der über den Kai von Green Harbor wehte, saß Marissa Cooper auf einer Bank in einem kleinen, menschenleeren Park. Durch die immergrünen Büsche, die im Wind schwankten, beobachtete sie das Paar, das es sich im Heck eines großen Bootes bequem gemacht hatte, das am nahe gelegenen Dock festgemacht war.

Wie so viele Bootsnamen war auch dieser ein Wortspiel: Maine Street.

Sie hatte ihre Einkaufstour beendet, bei der sie ausgefallene Unterwäsche erstanden hatte (und sich, ein wenig mutlos, gefragt hatte, ob sie jemals irgendwer darin sehen würde), und sich auf den Weg zum Restaurant gemacht, als die Lichter des Hafens – und die sanft wiegende Bewegung dieses eleganten Bootes – ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten.

Durch die Plastikfenster des Achterdecks der Maine Street sah sie das Paar Champagner nippen und dicht beieinander sitzen. Ein hübsches Paar – er war groß und sehr gut gebaut und hatte kräftiges grau meliertes Haar, sie war blond und hübsch. Sie lachten und redeten. Flirteten wie verrückt. Dann hatten sie den Champagner ausgetrunken und verschwanden in der Kabine. Die Teakholztür wurde zugeschlagen.

Marissa dachte an die Unterwäsche in der Einkaufstasche, die sie bei sich trug, dachte an künftige Verabredungen und stellte sich noch einmal Dale O’Bannion vor. Sie versuchte, sich auszumalen, wie der Abend wohl verlaufen würde. Ein Frösteln überfiel sie. Sie stand auf und machte sich auf den Weg zum Restaurant.

Über einem Glas gutem Chardonnay (kühn hatte sie ganz allein an der Bar Platz genommen – na also, Mädchen!) ließ Marissa ihre Gedanken zu der Frage schweifen, was sie beruflich tun würde. Sie hatte es nicht besonders eilig. Es gab schließlich das Geld von der Versicherung. Und die Sparkonten. Das Haus war beinahe abbezahlt. Aber es ging ja nicht darum, dass sie arbeiten musste. Es ging darum, dass sie arbeiten wollte. Unterrichten. Oder Schreiben. Vielleicht würde sie einen Job bei einer der lokalen Tageszeitungen bekommen.

Sie könnte sogar Medizin studieren. Sie erinnerte sich daran, wie Jonathan ihr manchmal von seiner Arbeit im Krankenhaus erzählt und sie alles problemlos verstanden hatte. Marissa hatte einen logischen Verstand und war eine brillante Studentin gewesen. Hätte sie damals die Graduate School besucht, dann hätte sie ein volles Stipendium für ihren Magisterabschluss erhalten können.

Noch ein Glas Wein.

Sie war traurig, dann wieder euphorisch. Ihre Stimmungen tanzten hin und her wie die orangefarbenen Bojen, mit denen man die auf dem Boden des grauen Ozeans liegenden Hummerfallen markierte.

Der mörderische Ozean.

Wieder dachte sie an den Mann, auf den sie in diesem romantischen, mit Kerzen beleuchteten Restaurant wartete.

Ein Augenblick der Panik. Sollte sie Dale anrufen und ihm sagen, dass sie noch nicht dazu bereit wäre?

Fahr nach Hause, trink noch ein Glas Wein, leg Mozart auf, zünde ein Kaminfeuer an. Sei zufrieden mit deiner eigenen Gesellschaft.

Sie wollte schon die Hand heben, um den Barkeeper um die Rechnung zu bitten.

Dann plötzlich kam ihr eine andere Erinnerung. Eine Erinnerung aus dem Leben vor Jonathan. Sie erinnerte sich daran, wie sie als kleines Mädchen auf einem Pony neben ihrem Großvater hergeritten war, der auf seinem großen Appaloosa saß. Sie hatte den hageren alten Mann beobachtet, wie er ruhig einen Revolver zog und auf eine Klapperschlange richtete, die sich zusammengeringelt hatte, um Marissas Shetland-Pony anzugreifen. Der plötzliche Schuss verwandelte die Schlange in ein blutiges Häufchen im Sand.

Er hatte sich Sorgen gemacht, dass das Mädchen, das Zeugin des Todes geworden war, verstört reagieren würde. Als sie das Ende des Weges erreicht hatten, waren sie abgestiegen. Er hatte sich neben sie gehockt und ihr erklärt, sie solle nicht traurig sein – er habe die Schlange erschießen müssen. »Aber mach dir keine Sorgen, Schatz. Ihre Seele ist auf dem Weg in den Himmel.«

Sie hatte die Stirn gerunzelt.

»Was ist los?«, hatte ihr Großvater gefragt.

»Das ist blöd. Ich will, dass sie in die Hölle kommt.«

Marissa vermisste dieses robuste kleine Mädchen. Und ihr war klar, dass, wenn sie jetzt Dale anriefe und ihm absagte, sie bei einer wichtigen Prüfung versagt hätte. Es wäre genauso, als ließe sie zu, dass die Schlange ihr Pony biss.

Nein. Dale war der erste Schritt, ein absolut notwendiger Schritt, um mit ihrem Leben ohne Jonathan voranzukommen.

Und dann stand er vor ihr – ein gut aussehender Mann mit beginnender Glatze. Gut gebaut, wie sie bemerkte, in einem dunklen Anzug. Darunter trug er ein schwarzes T-Shirt, nicht das weiße Polyesterhemd und die fade Krawatte, denen man in dieser Gegend so häufig begegnete.

Sie winkte, und er antwortete mit einem charmanten Lächeln.

Er trat auf sie zu. »Marissa? Ich bin Dale.«

Ein fester Händedruck. Den sie ebenso fest erwiderte.

Er setzte sich zu ihr an die Bar und bestellte ein Glas Pinot Noir, schnüffelte genussvoll daran und stieß mit ihr an.

Sie nippten an ihrem Wein.

»Ich war mir nicht sicher, ob Sie es rechtzeitig schaffen würden«, sagte sie. »Manchmal ist es schwierig, die Arbeit dann zu verlassen, wenn man will.«

Noch einmal sog er den Duft des Weines ein. »Ich bin im Prinzip mein eigener Herr, was die Arbeitszeiten betrifft«, erklärte er.

Sie plauderten einige Minuten und gingen dann zum Pult der Hostess. Die Frau führte sie zu dem Tisch, den er reserviert hatte, und sie nahmen einander gegenüber am Fenster Platz. Von der Außenwand des Restaurants leuchteten Scheinwerfer auf das Grau des Wassers; zuerst beunruhigte sie der Anblick, ließ sie an Jonathan in dem mörderischen Ozean denken, doch sie schob diese Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf Dale.

Sie unterhielten sich. Er war geschieden und hatte keine Kinder, obwohl er sich immer welche gewünscht hatte. Sie und Jonathan hatten ebenfalls keine Kinder bekommen, erklärte sie. Sie redeten über das Wetter in Maine und über Politik.

»Waren Sie einkaufen?«, fragte er lächelnd. Mit dem Kopf deutete er auf die rosa und weiß gestreifte Einkaufstasche, die sie neben ihrem Stuhl deponiert hatte.

»Lange Unterwäsche«, lachte sie. »Der Winter soll kalt werden.«

Sie redeten noch eine Weile, tranken zusammen eine Flasche Wein, dann jeweils noch ein Glas, obwohl sie den Eindruck nicht loswurde, sie tränke mehr als er.

Sie wurde langsam beschwipst. Vorsicht jetzt, Mädchen, behalt einen klaren Kopf.

Dann aber dachte sie an Jonathan und leerte ihr Glas in einem Zug.

Gegen zehn schaute er sich in dem leerer werdenden Restaurant um. Er fixierte sie mit seinem Blick und sagte: »Wie wäre es, wenn wir nach draußen gingen?«

Marissa zögerte. Okay, jetzt kommt’s, dachte sie. Du kannst dich verabschieden, oder du kannst mit ihm nach draußen gehen.

Sie erinnerte sich an ihre Vorsätze, sie erinnerte sich an Jonathan.

Sie sagte: »Ja, gehen wir.«

Draußen schlenderten sie Seite an Seite zurück zu dem verlassenen Park, in dem sie vor ein paar Stunden gesessen hatte.

Sie kamen an der Bank von vorhin an. Sie nickte, und beide nahmen Platz, Dale dicht neben ihr. Sie spürte seine Gegenwart – die Nähe eines starken Mannes, die sie schon eine Weile nicht mehr gespürt hatte. Es war erregend, gleichzeitig beruhigend und beunruhigend.

Sie schauten zu dem Boot hinüber, der Maine Street, die durch die Bäume hindurch gerade noch zu erkennen war.

Einige Minuten saßen sie schweigend da, in der Kälte zusammengekauert.

Dale streckte sich. Sein Arm wanderte zur Rückseite der Bank, nicht direkt um ihre Schultern, aber sie spürte seine Muskeln.

Wie stark er doch war, dachte sie.

In diesem Augenblick sah sie nach unten und bemerkte das verdrehte Ende eines weißen Stricks, der aus seiner Tasche hervorschaute und beinahe herausfiel.

Sie deutete mit dem Kopf darauf. »Sie verlieren gleich etwas.«

Er blickte hinab. Griff nach dem Strick, ließ ihn durch seine Finger gleiten. Zog ihn auseinander. »Arbeitsmaterial«, erklärte er und betrachtete ihr zweifelndes Stirnrunzeln.

Dann steckte er ihn wieder in die Tasche zurück.

Dale wandte seinen Blick erneut der Maine Street zu, die durch die Bäume gerade noch zu sehen war. Beobachtete das Paar, das inzwischen den Schlafraum verlassen hatte und auf dem Achterdeck wieder Champagner trank.

»Das ist er dort drüben, der gut aussehende Typ?«, fragte er.

»Ja«, bestätigte Marissa. »Das ist mein Mann. Das ist Jonathan.« Sie zitterte abermals vor Kälte – und vor Abscheu –, als sie beobachtete, wie er die zierliche Blondine küsste.

Sie wollte Dale gerade fragen, ob er es heute tun würde – ihren Mann umbringen. Dann aber kam ihr der Gedanke, dass er, wahrscheinlich wie die meisten professionellen Mörder, sich wohl lieber in Euphemismen ausdrückte. Sie fragte einfach: »Wann wird es passieren?«

 

Langsam entfernten sie sich vom Kai; er hatte gesehen, was er sehen musste.

»Wann?«, fragte Dale. »Das kommt darauf an. Diese Frau bei ihm auf dem Boot, wer ist sie?«

»Eine seiner kleinen Krankenschwester-Schlampen. Ich weiß es nicht. Karen vielleicht.«

»Bleibt sie über Nacht?«

»Nein. Ich habe ihm einen Monat lang nachspioniert. Gegen Mitternacht wird er sie hinauswerfen. Klammernde Geliebte kann er nicht ausstehen. Morgen wird die Nächste dort sein. Aber nicht vor Mittag.«

Dale nickte. »Dann mache ich es heute Nacht. Wenn sie gegangen ist.«

Er betrachtete Marissa. »Ich werde so vorgehen, wie ich es Ihnen erklärt habe. Wenn er schläft, gehe ich an Bord, fessle ihn und bringe das Boot ein paar Meilen nach draußen. Dann lasse ich es so aussehen, als hätte er sich im Ankertau verfangen und wäre über Bord gegangen. Meinen Sie, er hat viel getrunken?«

»Gibt’s im Ozean Wasser?«, fragte sie ironisch.

»Gut, das wird die Sache erleichtern. Nachher steuere ich das Boot in die Nähe von Huntington und benutze eine aufblasbare Rettungsinsel für den Rückweg. Ich lasse sie einfach treiben.« Er nickte in Richtung der Maine Street.

»Lassen Sie es jedes Mal nach einem Unfall aussehen?«, fragte Marissa und war neugierig, ob eine solche Frage irgendwelche Killer-Spielregeln verletzte.

»Sooft ich kann. Habe ich diesen Job erwähnt, den ich heute Abend erledigt habe? Ich musste mich um eine Frau in Yarmouth kümmern. Sie hatte ihre eigenen Kinder misshandelt. Geprügelt, meine ich. ›Landplagen‹ hat sie sie genannt. Ekelhaft. Sie hörte einfach nicht auf, und der Ehemann konnte die Kinder nicht dazu überreden, zur Polizei zu gehen. Sie wollten ihre Mutter nicht in Schwierigkeiten bringen.«

»Gott, wie schrecklich.«

Dale nickte. »Das kann man wohl sagen. Deshalb hat der Ehemann mich engagiert. Ich habe es so arrangiert, dass es so aussieht, als wäre der Vergewaltiger von Upper Falls eingebrochen und hätte sie getötet.«

Marissa dachte nach; dann fragte sie: »Haben Sie …? Ich meine, Sie wollten so tun, als wären Sie ein Vergewaltiger …«

»Nein, um Gottes willen«, protestierte Dale und runzelte die Stirn. »Das würde ich niemals tun. Ich habe es bloß so aussehen lassen. Glauben Sie mir, es war einigermaßen unangenehm, hinter diesem Massagesalon in der Knightsbridge Street nach einem benutzten Kondom zu suchen.«

Also haben Killer doch ihre Moralvorstellungen, dachte sie. Manche wenigstens.

Sie musterte ihn. »Haben Sie keine Angst, dass ich Polizistin oder so etwas sein könnte? Und versuche, Sie zu überführen? Ich meine, ich habe Ihren Namen einfach in diesem Magazin gefunden, Worldwide Soldier

»Wenn man es lange genug macht, bekommt man ein Gefühl dafür, wer ein echter Kunde ist und wer nicht. Abgesehen davon habe ich die letzte Woche damit verbracht, Sie zu überprüfen. Sie sind sauber.«

Wenn man eine Frau, die jemandem fünfundzwanzigtausend Dollar für den Mord an ihrem Ehemann bezahlt, als sauber bezeichnen kann.

A propos …

Sie zog einen dicken Umschlag aus der Tasche und reichte ihn Dale. Er ließ ihn in der Tasche mit dem weißen Strick verschwinden.

»Dale … warten Sie, das ist nicht Ihr richtiger Name, oder?«

»Nein, aber ich benutze ihn für diesen Job.«

»Okay, also Dale, er wird doch nichts spüren? Keine Schmerzen?«

»Überhaupt nichts. Selbst wenn er bei Bewusstsein wäre, ist das Wasser so kalt, dass er wahrscheinlich in Ohnmacht fällt und am Schock stirbt, bevor er ertrinkt.«

Sie hatten das Ende des Parks erreicht. Dale fragte: »Und Sie sind sich wirklich sicher?«

Und Marissa fragte sich: Bin ich wirklich sicher, dass ich Jonathans Tod will?

Jonathan – der Mann, der mir erzählt, dass er jedes Wochenende mit seinen Kumpels zum Angeln hinausfährt und in Wirklichkeit seine Krankenschwestern für ein kleines Stelldichein aufs Boot mitnimmt. Der einige Jahre nach der Heirat verkündet hatte, er habe sich sterilisieren lassen und könne die Kinder nicht zeugen, von denen er versprochen hatte, dass wir sie bekommen würden.

Der über seinen Beruf oder aktuelle Ereignisse mit mir wie mit einer Zehnjährigen spricht, ohne es jemals zu registrieren, wenn ich sage: »Ich verstehe es, Schatz. Ich bin eine kluge Frau.« Der so lange herumgenörgelt hat, bis ich den Job aufgab, den ich gern gemacht hatte. Der jedes Mal mit einem Wutanfall reagiert, wenn ich wieder arbeiten möchte. Der sich jedes Mal beschwert, wenn ich mich in der Öffentlichkeit sexy kleide, aber seit Jahren nicht mehr mit mir schläft. Der jähzornig reagiert, sobald ich das Thema Scheidung anspreche, weil ein Arzt an einem Lehrkrankenhaus eine Ehefrau braucht, um Karriere zu machen … und weil er ein kranker Kontrollfanatiker ist.

Plötzlich sah Marissa Cooper den zerfetzten Leib einer Klapperschlange vor sich, der vor vielen Jahren blutend auf einem heißen gelben Fleck texanischen Sandes gelegen hatte.

Das ist blöd. Ich will, dass sie in die Hölle kommt.

»Ich bin mir sicher«, erklärte sie.

Dale schüttelte ihre Hand und sagte: »Dann werde ich mich von jetzt ab um die Angelegenheit kümmern. Fahren Sie nach Hause. Sie sollten üben, die trauernde Witwe zu spielen.«

»Das werde ich schon hinkriegen«, erwiderte Marissa. »Ich war jahrelang eine trauernde Ehefrau.«

Sie zog ihren Mantelkragen hoch und machte sich auf den Weg zum Parkplatz, ohne sich noch einmal nach ihrem Mann oder dem, der ihn umbringen würde, umzusehen. Sie stieg in ihren Toyota, fand Rockmusik im Radio, drehte die Lautstärke hoch und verließ Green Harbor.

Marissa kurbelte die Fenster herunter und ließ kalte Herbstluft ins Auto, die mit den Gerüchen von verbranntem Holz und faulenden Blättern angefüllt war. Sie fuhr schnell durch die Nacht und stellte sich ihre Zukunft vor, ihr Leben ohne Jonathan.