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Die Handlung und Figuren dieses Romans sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.
Das Weinen der Engel
Roman
Aus dem Amerikanischen von
Constanze Suhr
MIRA® TASCHENBUCH
Band 25636
1. Auflage: Januar 2013
MIRA® TASCHENBÜCHER
erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,
Valentinskamp 24, 20354 Hamburg
Geschäftsführer: Thomas Beckmann
Copyright © 2013 by MIRA Taschenbuch
in der Harlequin Enterprises GmbH
Deutsche Erstveröffentlichung
Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:
Against The Law
Copyright © 2011 by Kat Martin
erschienen bei: Mira Books, Toronto
Published by arrangement with
HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln
Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln
Redaktion: Thorben Buttke
Titelabbildung: Thinkstock/Getty Images, München
Autorenfoto: © Harlequin Enterprises S.A., Schweiz
Satz: GGP Media GmbH, Pößneck
EPUB-ISBN 978-3-86278-559-9
www.mira-taschenbuch.de
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eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Er hatte alles, was er wollte. Jede Menge Geld. Ein erfolgreiches Unternehmen. Ein riesiges, speziell für ihn entworfenes Haus in der Sonora- Wüste nördlich von Scottsdale, geschmückt mit zahlreichen kostbaren Originalkunstwerken. Er besaß ein Segelboot, das in San Diego auf ihn wartete. Er trug maßgeschneiderte Anzüge. Und wann immer ihm danach war, fand sich eine Frau, die mit ihm ins Bett ging. Was ziemlich oft vorkam.
Devlin Raines hatte alles. Trotzdem beschlich ihn seit einiger Zeit ein Gefühl der Unzufriedenheit.
Und er konnte sich verdammt noch mal nicht erklären, woher das kam.
Dev rückte seine Panoramasonnenbrille zurecht und streckte sich auf dem Liegestuhl neben dem Pool aus. Er genoss die Oktobersonne; dies war die beste Jahreszeit in Arizona. Das Geräusch des auf den Felsen prasselnden Wasserfalls auf der anderen Seite lullte ihn langsam ein. Fast war er eingeschlafen, da öffnete sein Freund und Angestellter Townsend Emory die Glasschiebetüren von innen.
„Tut mir leid, dich zu stören, Boss. Da ist eine Frau, die dich sprechen möchte. Sie ist verdammt hartnäckig.“ Town war ein großer, muskulöser Afroamerikaner, ehemaliger Footballspieler bei den Arizona Cardinals. Eine Halswirbelverletzung hatte seine Karriere vor vierzehn Jahren beendet. Town war in Phoenix geblieben und hatte für eine Reihe von Sicherheitsfirmen gearbeitet, darunter für Raines Security. Irgendwann war auch das aufgrund der alten Verletzungen nicht mehr möglich gewesen.
Glücklicherweise hatte der Mann nicht nur Muskeln, sondern auch Köpfchen. Nun arbeitete er hier bei Dev im Haus und kümmerte sich um dessen persönliche Angelegenheiten. Zusammen mit der Haushälterin Aida Clark war Town für alle Belange im Haus Raines verantwortlich und nahm sich allem Möglichen an, was sonst noch so anfiel.
Dev schob die Sonnenbrille nach oben und sah seinen Freund, der den ganzen Türrahmen ausfüllte, stirnrunzelnd an. Keine der Frauen, mit denen er sich traf, kam zu ihm nach Hause, ohne vorher anzurufen. Diese Regel hatte er aufgestellt. Das verhinderte peinliche Situationen, falls gerade eine andere bei ihm zu Besuch war. Bisher hatte sich jede seiner unverbindlichen Affären daran gehalten.
Bisher.
Während er sich fragte, wer ihn so dringend sprechen wollte, schwang er seine langen Beine über den Rand der Liege und stand auf.
„He, Moment mal, warten Sie!“, rief Town in dem Moment, als sich eine groß gewachsene schlanke Brünette an ihm vorbeidrängte und die Terrasse betrat. „Sie können hier nicht einfach durchlaufen!“
Die Frau achtete nicht auf Town und lief zielstrebig auf Dev zu. „Sie müssen Devlin Raines sein.“ Mit einem strahlenden Lächeln streckte sie ihm selbstbewusst ihre grazile Hand mit den hübschen pinkfarben lackierten Fingernägeln entgegen. Sie war schätzungsweise über eins fünfundsiebzig und hatte sehr dunkles kinnlanges Haar mit rotblonden Strähnen. Ihre langen Beine steckten in hautengen Jeans, und dazu hatte sie rote, hohe Peeptoes an.
Dev hatte sie nie zuvor gesehen. Sie war unglaublich sexy. Und sie trug keinen Ehering.
„Ja, ich bin Raines.“ Er warf Town einen Blick zu und signalisierte ihm, dass alles unter Kontrolle war. Der musterte die Fremde noch einmal skeptisch und verschwand dann ohne ein weiteres Wort im Haus. „Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Ms …?“
„Delaney. Lark Delaney. Ich möchte Sie gern engagieren, Mr Raines. Hoffentlich können Sie mir weiterhelfen.“
Sie war mehr als einfach nur sexy. Diese Frau war Dynamit. Und das auf eine außergewöhnliche Art. Von ihr ging eine ungeheure Energie und Entschlossenheit aus. Mit ihren großen silbernen Kreolen und der ausladenden Paisleytasche mit Metallnähten wirkte sie zwar auffallend, aber doch irgendwie stilvoll.
Eigentlich war sie absolut nicht sein Typ. Er bevorzugte eher zurückhaltende, anschmiegsame Frauen, die nicht groß Widerworte gaben. Trotzdem fühlte er sich von ihr so heftig angezogen wie schon lange nicht mehr von einer Frau.
Er nahm sein kurzärmeliges Tommy-Bahama-Hemd von der Lehne der Liege und warf es sich über, um seine nackte Brust und seine blauen Badeshorts zu bedecken. Bei den Gedanken, die ihm plötzlich durch den Kopf schossen, schien ihm das sicherer.
„Warum setzen wir uns nicht da drüben in den Schatten?“ Er zeigte auf den riesigen überdachten Bereich der Terrasse, der mit der voll ausgestatteten modernen Außenküche mehr wie ein Wohnzimmer aussah. Es war angenehm warm heute, doch nicht so heiß, dass sich die ans Thermometer angeschlossene automatische Sprenganlage eingeschaltet hatte.
Sie setzten sich auf die gelben gepolsterten Stühle an den großen Tisch mit der farbigen Mosaikfliesenplatte.
„Also, Lark … Woher wussten Sie, wo Sie mich finden können?“
Seine Adresse war nicht unbedingt jedermann bekannt. Obwohl er hier sicher auch schon genug Partys veranstaltet hatte. Gewiss hatte sich schon herumgesprochen, wo er residierte. Und dann waren da ja auch noch die Ladys, die er mit hierhergebracht hatte.
„Ich bin zuerst in Ihrem Büro in Phoenix gewesen. Als mir gesagt wurde, dass Sie dort nicht allzu oft sind, bin ich hierhergefahren. Ein Freund von Ihnen hat Sie mir empfohlen. Clive Monroe. Er hat mir die Adresse gegeben. Er meint, Sie hätten zusammen in der Army gedient. Sie wären beide Ranger gewesen.“
Clive „Madman“ Monroe war mehr als nur ein Freund. Er hatte Dev mal das Leben gerettet. „Sie sind hier, weil Sie einen Privatdetektiv engagieren wollen?“
„So ist es.“
„Hat Clive Ihnen nicht mitgeteilt, dass ich mich aus diesem Geschäft zurückgezogen habe?“ Während seiner Zeit bei der Army hatte er Geld gespart und in Aktien angelegt – und dabei enorme Gewinne erzielt. Als er dann noch sein Geld in Wildcat Oil investiert hatte, erwies sich das für ihn als ein noch größerer Glücksfall. Mit dieser Kapitalanlage hatten er und seine Brüder einen Volltreffer gelandet.
Lark lächelte. Sie hatte sehr volle Lippen, die sie im selben Pink geschminkt hatte, wie ihre Fingernägel lackiert waren. Unwillkürlich musste er daran denken, welche aufregenden Dinge solche Lippen mit einem Mann anstellen konnten.
„Clive war sich sicher, dass Sie mir helfen. Er meinte, Sie wären ihm noch einen Gefallen schuldig.“
Mehr als einen Gefallen. Wenn Clive Monroes treffsicherer Schuss aus der M-4 nicht gewesen wäre, könnte Dev heute nicht hier am Pool sitzen.
„Sind Sie mit Clive … liiert?“, fragte er, bevor er sich zurückhalten konnte.
Erstaunt sah sie ihn an. Diese großen grünen Katzenaugen steigerten ihre Attraktivität noch. „Nein. Clive hat vor Kurzem geheiratet. Ich bin eine Freundin seiner Frau Molly. Molly Harris war ihr Mädchenname.“
„Davon habe ich nichts gehört.“
„Das war eine Art Blitzhochzeit nach einer heißen Romanze. Durch Molly habe ich Clive getroffen. Ein wirklich sympathischer Typ. Außerdem scheint er ziemlich viel von Ihnen zu halten.“
„Das freut mich zu hören. Aber wie gesagt, ich arbeite nicht mehr in diesem Geschäft.“ Jedenfalls kaum noch. Allerdings fand er den Gedanken an einen weiteren Einsatz, bei dem er Lark Delaney näher kennenlernen konnte, gar nicht so übel.
„Clive meinte, Sie würden mir bestimmt helfen“, wiederholte sie.
Dev seufzte laut. Es sah aus, als hätte er in diesem Fall keine Wahl. Er schuldete Madman Monroe einen Gefallen. Clive hatte bisher nie etwas bei ihm eingefordert. Und seinem Freund zuliebe mit dieser umwerfenden Brünetten zu arbeiten – auch wenn sie das genaue Gegenteil von seinem bevorzugten Frauentyp war –, schien wirklich nicht zu viel verlangt.
„Also, um was geht es denn, Ms Delaney?“
Sie lehnte sich ein Stück zu ihm vor. Oben herum war sie nicht unbedingt übermäßig ausgestattet, aber für ihn war es mehr als genug. Außerdem gehörte er zu den Männern, die eher auf die Rückseite fixiert waren. Wenn er sich so die Passform dieser engen Bluejeans ansah, dann hatte Lark Delaney einen Weltklassehintern.
„Es wäre mir lieber, wenn Sie mich Lark nennen würden. Es ist eine lange Geschichte, ich weiß nicht so richtig, wo ich anfangen soll.“
„Fangen wir doch damit an, was Sie von mir erwarten. Was soll ich herausfinden?“
„Ich muss die kleine Tochter meiner Schwester finden. Sie ist vor vier Jahren adoptiert worden. Meine Schwester kannte die Adoptiveltern nicht, die Akten wurden damals unter Verschluss gehalten. Aber meine Schwester hat mich auf dem Sterbebett gebeten, ihre Tochter zu suchen und mich davon zu überzeugen, dass es ihr gut geht und sie bei liebevollen Stiefeltern aufwächst.“
„Ihre Schwester ist gestorben?“
Sie nickte. Einen kurzen Augenblick füllten sich ihre schönen grünen Augen mit Tränen. „Heather war erst einundzwanzig. Sie hat hier in Phoenix gelebt. Vor drei Monaten ist sie an Brustkrebs gestorben. Ich habe die letzten Wochen mit ihr verbracht. Wie gesagt, es war ihr größter Wunsch, dass ich ihre Tochter ausfindig mache.“
„Sie wollen mich also engagieren, um die Familie zu finden, die das Kind adoptiert hat.“
„Ich möchte, dass Sie mir dabei helfen, sie zu finden. Es ist meine Aufgabe. Ich habe es Heather versprochen, mich darum zu kümmern. Diesmal muss ich mein Wort halten.“
„Haben Sie’s schon mal übers Internet versucht?“, wollte Dev wissen. „Es gibt jede Menge Seiten von Unternehmen, die sich auf so was spezialisiert haben – sie suchen nach leiblichen Eltern, adoptierten Kindern und so was alles.“
„Das habe ich schon probiert, glauben Sie mir. Genealogy. about.com, OmniTrace, GovtRegistry.com, MiracleSearch … Ich habe einfach nicht genug Informationen.“
Interessante Lady, dachte Dev. Nicht nur ein aufregendes Äußeres, sondern auch noch was im Kopf. Zu dumm, dass er nun für sie arbeiten würde. Es gab eine Regel, die er niemals brach: Mit einer Klientin wird nicht rumgemacht.
„Ich werde Ihnen dazu noch ein paar Fragen stellen müssen. Wie wär’s, wenn ich uns einen Drink hole? Eine Cola, vielleicht. Oder was halten Sie von einer Margarita? Ich verspreche, dass ich den Cocktail nicht zu stark machen werde.“
„Das klingt gut.“
Dev ging zu der Außenbar, um sich an die Arbeit zu machen. Das half ihm, ein bisschen Zeit zu schinden. Er füllte einen Mixer mit Eis und goss dann ein wenig Tequila dazu. Monroe hatte noch was bei ihm offen. Doch mit einer Frau zu arbeiten, die so sexy war wie Lark, würde seine Willensstärke zweifellos auf die Probe stellen.
Während er den Mixer anschaltete, warf er ihr von der Bar her kurz einen Blick zu. Unwillkürlich zuckten seine Lippen. Er würde seine Schulden bei Madman Monroe in voller Höhe begleichen.
Lark setzte sich bequemer hin und beobachtete Devlin Raines.
Mein Gott, dieser Typ war umwerfend. Als sie auf die Terrasse gestürmt war, hatte sie nicht geahnt, was sie erwartete. Sie wusste, er war zweiunddreißig, genauso alt wie Clive. Viele Männer waren in diesem Alter schon abgehalftert. Dieser hier nicht.
Er hatte sich sein Hemd angezogen, aber nicht alle Knöpfe geschlossen. Während er den Mixer ausschaltete und zwei breite Cocktailgläser aus dem Regal holte, deren Ränder er mit Salz versah, konnte sie kurz einen Blick auf seinen flachen, muskulösen sonnengebräunten Bauch werfen. Darüber konnte sie seine ebenso gut durchtrainierte Brust, die mit dunklen lockigen Härchen bedeckt war, bewundern.
Dieser Typ war der Hammer.
Und die Augen! In hellem Kristallblau leuchteten sie in einem Gesicht, das man gut auf einem Cover des GQ Magazins finden könnte.
Lark lehnte sich auf dem Stuhl zurück und riss sich von diesem wunderbaren Anblick los, um auf die Stadt hinunterzusehen. Sie war nicht hier, weil sie mit Devlin Raines flirten wollte. Sie war wegen ihrer Schwester hier. Heathers Wunsch hatte oberste Priorität. Auf keinen Fall würde sie wieder so versagen wie damals.
Lark war einundzwanzig gewesen, als es passierte. Sie hatte früh ihren Abschluss an der University of California in Los Angeles gemacht und versucht, in der Modewelt Fuß zu fassen, während Heather in Phoenix noch auf die Highschool ging. Sechs Jahre zuvor hatten die Mädchen ihre Eltern bei einem Autounfall verloren und waren bei ihren Großeltern aufgewachsen.
Dann, in dem Sommer, als Heather sechzehn geworden war, wurde sie schwanger. Sie war allein und verängstigt, aber entschlossen, das Baby zu behalten. Grandma Florence und Grandpa Joe, beide eingefleischte Katholiken, waren der Meinung, dass Heather ihr Kind bekommen und es dann von einer liebevollen Familie adoptieren lassen sollte.
Damals war Lark einer Meinung mit ihren Großeltern gewesen. Sie waren zu alt, um noch einmal ein Kind großzuziehen, und Heather war einfach zu jung.
Heather war gezwungen gewesen, ihr Baby wegzugeben, und sie hatte diesen Verlust nie überwunden. Es folgte eine Zeit, in der sie sich mit Drogen und Alkohol tröstete. Doch auch nachdem sie diese Phase überwunden hatte, litt sie weiterhin unter Depressionen.
Nun war Heather nicht mehr da.
Lark hatte sich niemals verziehen, dass sie keine Stütze für ihre Schwester gewesen war, als die sie so dringend gebraucht hatte. Nun war sie entschlossen, das Versprechen einzulösen, das sie ihr gegeben hatte. Sie würde die kleine Tochter ihrer Schwester finden und sich vergewissern, dass das Kind in einem liebevollen, guten Zuhause untergebracht war.
Als sie Devlins sich nähernde Schritte auf der Terrasse hörte, schaute Lark auf und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Er stellte ein vor Kälte beschlagenes Glas mit Salzrand vor ihr auf den Tisch und nahm ihr gegenüber Platz.
„Um auf das Kind Ihrer Schwester zurückzukommen“, sagte er. „Eigentlich müssten doch Ihre Eltern Ihnen weiterhelfen können.“
Lark fuhr mit der Fingerspitze über ihr Glas. „Meine Eltern sind verunglückt, als ich fünfzehn war. Wir sind bei unseren Großeltern aufgewachsen.“ Sie erzählte ihm, dass ihre Großeltern darauf bestanden hatten, das Baby zur Adoption freizugeben, nachdem Heather schwanger geworden war. „Heather hat schließlich zugestimmt, aber sie ist über den Verlust ihrer Tochter nie weggekommen.“
„Haben Ihre Großeltern die Adoptionspapiere?“
„Leider leben sie auch nicht mehr. Aber ich habe die Unterlagen, die Heather nach dem Tod meiner Großmutter übergeben wurden. Ich habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, um mit der Agentur Loving Home Adoptions Kontakt aufzunehmen, doch die Adresse in Phoenix ist veraltet und die neue konnte ich nicht herausbekommen.“
„Ich muss mir die Unterlagen ansehen.“
Sie schaute ihn an. „Dann übernehmen Sie den Fall?“
„Das war Monroe wohl klar, als er Sie herschickte.“
Erleichtert atmete sie aus. Es würde klappen. Sie würde ihr Versprechen halten können. „Das freut mich. Wirklich. Vielen Dank!“
„Ich nehme zwölfhundert pro Tag plus Spesen. Das könnte eine ganz schön teure Angelegenheit werden.“
Ihr entging nicht, wie er sie bei diesen Worten beobachtete und auf ihre Reaktion wartete. Wahrscheinlich interessierte ihn die viel mehr als das Geld.
„Kein Problem. Ich gebe Ihnen zur Sicherheit einen Scheck im Voraus.“ Sie nahm ihre Handtasche vom Boden, öffnete sie auf ihrem Schoß und zog eine Visitenkarte heraus. „LARK Design“. Darauf stand ihre Firmenadresse in L.A. und die Telefonnummer.
„Ich entwerfe Handtaschen.“ Sie tippte auf ihre Tasche. „Das ist eins der Modelle. Wahrscheinlich werden Sie das Label nicht kennen, aber einer Menge Frauen ist das ein Begriff. Ich kann es mir leisten, Ihr Honorar zu bezahlen, Mr Raines, das versichere ich Ihnen.“
Seine Mundwinkel verzogen sich nach oben. „Da wir beide ja die gleichen Freunde haben und demnächst zusammenarbeiten, müssen wir wohl nicht so förmlich sein. Wir können uns ruhig duzen.“ Während sie nickte, musterte er die Handtasche. „Sieht wirklich gut aus. Solche Designertaschen sind nicht billig. Mir war gleich klar, dass du nicht nur ein hübsches Gesicht hast.“
Sie lächelte. „Ich hoffe nur, dass es bei dir ebenfalls so ist.“
Dev lachte.
„Wie gesagt, ich möchte bei der Suche wirklich dabei sein. Ich werde mich nicht im Hintergrund halten. Es ist mir wichtig, mein Versprechen einzulösen, das ich meiner Schwester gegeben habe.“
„Okay. Ich denke, damit komme ich klar.“
Ohne ihren Drink angerührt zu haben, stand Lark auf. Dev erhob sich ebenfalls.
„Wir fangen morgen an“, erklärte er. „Bring alle Unterlagen mit, die du hast. Ich habe hier im Haus ein gut ausgestattetes Büro.“
„Ich bin um acht hier, wenn dir das recht ist.“
„Klingt gut.“
Sie lief über die Terrasse zurück und durch die Glasschiebetür wieder ins Haus. Dev folgte ihr dicht auf den Fersen über die spanischen Fliesen bis zur schweren hölzernen Eingangstür.
„Ist das dein Wagen?“, fragte er, als sein Blick auf den kleinen silbernen Prius fiel, der vor dem Haus parkte.
„Er hat meiner Schwester gehört.“ Sie wandte sich zur Seite, als sie erneut diesen wohlbekannten Schmerz spürte. „Ich habe es immer noch nicht geschafft, ihren Nachlass zu sortieren.“
„Das muss schwer sein. Sicher gibt es keinen Grund zur Eile.“
Sie nickte. Es gefiel ihr, dass er Verständnis dafür aufzubringen schien.
Er wartete vor der Tür, während sie die Stufen der vorderen Veranda hinunterstieg. „Wir sehen uns dann morgen früh.“
Sie sah sich zu ihm um. „Bis morgen dann.“ Als sie zum Wagen ihrer Schwester lief, wurde ihr klar, dass sie sich auf das Treffen am folgenden Tag mehr freute, als es angemessen war.
Mit den Gedanken immer noch bei Lark Delaney, ging Dev ins Haus zurück und schloss die Tür. Sie war völlig anders als die Frauen, mit denen er sich normalerweise traf. Gespielinnen, die sich mit einer unverbindlichen Beziehung zufriedengaben, solange er ihnen teure Geschenke kaufte und sie zu kostspieligen Veranstaltungen einlud.
Wahrscheinlich würde Lark ihm ins Gesicht lachen, wenn er es bei ihr mit der gleichen Nummer versuchte.
Er grinste, als er über den Flur zu seinem Arbeitszimmer ging. Anders als der Rest des Hauses, das in zeitgenössischem Südweststaatenstil eingerichtet war, glänzte sein Büro mit klassischen Möbeln vom Feinsten und hypermoderner Technik. Der mit Gas betriebene Kamin war in eine Teakholzwand integriert, hinter der sich eine gut sortierte Bar befand. Gegenüber stand ein hellbraunes kuschelweiches Ledersofa.
In der Ecke befanden sich ein runder Teakholztisch und vier hellbraune Ledersessel für Besucher. Hinter dem großen Teakholzschreibtisch mit dem 30-Zoll-Monitor darauf wartete ein zweiter dazu passender Computertisch mit einem weiteren großen Bildschirm auf. Ein leistungsstarker Mac Pro diente ihm als Hauptrechner, dazu ein erstklassiger Quadcore HP als Zweitgerät.
Auf dem Computertisch bewahrte er ebenfalls ein MacBook auf, das er immer benutzte, wenn er unterwegs war. Die drei Geräte waren in ein kabelloses Netzwerk integriert.
Er setzte sich vor seinen Mac Pro, gab Lark Delaneys Namen in die Suchmaschine ein und verfolgte, wie sich eine lange Liste von Suchergebnissen öffnete. Ohne auf Trefferanzeigen wie „The Pheasant and the Lark“ von Jonathan Swift zu achten, scrollte er die Liste hinunter und fand Artikel aus den unterschiedlichsten Ländern. Sie war gut in ihrem Metier, stellte er fest, und schien in der Modewelt Ansehen zu genießen.
Was ihn nicht sonderlich überraschte. Obwohl es vielleicht der Fall hätte sein sollen, dachte er an den Anblick der auffällig gestylten jungen Frau zurück, die ihn aufgesucht hatte.
Mit ihrem wilden rotschwarzen Haar, dem unkonventionellen Make-up und ihren aufreizenden High Heels hätte sie womöglich einen oberflächlichen Eindruck machen können. Doch er hatte sofort gespürt, dass hinter diesen grünen Katzenaugen ein klarer Verstand mit eiserner Entschlusskraft und starkem Durchsetzungsvermögen steckte, der nicht unbedingt zu ihrer aufreizenden, modischen Erscheinung passte.
Was sie für ihn nur noch interessanter machte.
Er klickte www.LARK.com, die Homepage ihrer Firma, an, und eine anspruchsvoll aufgebaute Website erschien. In Videotrailern wurden ihre Taschen vorgestellt und dazu Links zu verschiedenen Geschäften angezeigt, in denen man diese erwerben konnte. Es gab eine Firmengeschichte, Fotos des Design-Ateliers und von einigen Angestellten des Teams während der Arbeit.
Dev ging zur Trefferliste zurück und klickte ein paar Zeitungsartikel mit Meldungen zum Tod ihrer Eltern an. Sie waren Eigentümer der Restaurantkette Delaney-Bar und Grill gewesen, die in fast allen Staaten an der Westküste Filialen hatte. Das Paar war bei einem schweren Autounfall ums Leben gekommen, wodurch Lark und ihre Schwester einen Haufen Geld geerbt hatten.
Lark hatte bei ihrem Versuch, kurz nach dem Universitätsabschluss ins Modegeschäft einzusteigen, fast ihren gesamten Anteil durchgebracht. Sie war später bei dem Designer Michael Kors angestellt gewesen und hatte dann erneut einen Anlauf in die Selbstständigkeit gemacht. Beim zweiten Mal hatte es geklappt.
Dev lächelte vor sich hin. Es schien tatsächlich so, dass Lark es sich leisten konnte, sein Honorar zu zahlen. Aber Madman Monroes wegen hatte er nicht die Absicht, der Lady eine Rechnung zu schicken.
Er las einen etwas neueren Artikel in einer Lokalzeitung, der sich mit dem Tod Heather Delaneys beschäftigte und bestätigte, dass Lark ihre Schwester in den letzten Wochen ihres Lebens zu Hause in Phoenix gepflegt hatte. Von ihrem Vorhaben, die vierjährige Tochter ihrer Schwester zu finden, wurde nichts erwähnt.
Wenn sie erst einmal die Adoptionsagentur hatten, dürfte es nicht schwierig sein, die Pflegeeltern des Mädchens ausfindig zu machen. Vorausgesetzt, die Leute von der Agentur konnten dazu überredet werden, diese Information weiterzugeben.
Da Lark weiter nichts wollte als die Gewissheit, dass das Kind sich in guten Händen befand, gab es nach Devs Auffassung sicher kein allzu großes Problem dabei.
Es befand sich nur ein Haar in dieser Suppe.
Sein striktes Berufsethos verbot ihm, Geschäftliches mit Vergnügen zu verbinden. Er hatte nie etwas mit einer Klientin angefangen, und so verführerisch Lark auch war, er würde auch jetzt nicht damit beginnen.
In Anbetracht dieser wahnsinnigen Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte, war es am besten, das Kind so schnell wie möglich zu finden. Dann konnte sie wieder nach Hause fahren und er sein Leben weiterleben.
Vielleicht war das ja das Problem: Für einen jungen Typen wie ihn war es nicht gut, sich so früh aus der Arbeitswelt zurückzuziehen. Er wollte mehr tun als sonnenbaden und das Geld ausgeben, das er mit den Aktien von Wildcat Oil gewonnen hatte. Wildcat Oil, die Firma, bei der sein Bruder Jackson als Geologe gearbeitet hatte. Die Investition, die alle drei Raines-Brüder mit den Aktien dieser damals frisch gegründeten Ölverarbeitungsfirma getätigt hatten, hatte ihnen einen Gewinn beschert, der alle ihre Erwartungen übertroffen hatte.
Jackson war wieder in ihren Heimatort Wind Canyon in Wyoming zurückgekehrt und hatte sich dort eine Ranch gekauft, so wie es immer sein Wunsch gewesen war. Gabe war in Dallas als Projektentwickler ins Baugeschäft eingestiegen. Dev hatte kurz vor dem großen Crash noch mehr auf dem Aktienmarkt investiert und rechtzeitig verkauft.
Er hatte mehr Geld, als er ausgeben konnte. Trotzdem musste er noch etwas anderes finden, als von einem Urlaubsort zum nächsten zu reisen und sich durch unzählige Affären mit Frauen zu vögeln, an deren Namen er sich nicht einmal mehr erinnern konnte.
Das Bild von Lark Delaney tauchte vor seinem inneren Auge auf: groß, sexy und voll lebensprühender Kraft, die in ihm den Impuls auslöste, die Hand auszustrecken und zuzufassen.
Da er genau das nicht machen würde, war dies ein günstiger Zeitpunkt, um sein Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken.
Oder es zumindest zu versuchen.
Dev unterdrückte einen lauten Seufzer.
„Versprich es mir, Lark. Versprich mir, dass du es tun wirst!“ Heather lag blass und ausgezehrt in dem geliehenen Krankenbett in ihrem Wohnzimmer. Ein schmaler, eingefallener Schatten ihrer selbst. Einen Moment lang wurde ihr Griff um Larks Finger erstaunlich fest.
Lark spürte einen Kloß in ihrem Hals. „Du kannst dich darauf verlassen, meine Kleine. Ich werde sie finden, koste es, was es wolle. Ich werde nicht eher ruhen, bis ich sie gefunden habe.“
Heather brachte ein letztes schwaches Lächeln zustande, dann fielen ihr die Augen zu. Ein letzter, sanfter Atemzug, und die von Schmerz verzerrten Gesichtszüge entspannten sich. Jetzt lag ein friedlicher Ausdruck auf ihrem hübschen Gesicht, das gezeichnet von der Krankheit war, die sie so früh aus dem Leben gerissen hatte.
„Ich werde sie finden“, wiederholte Lark, deren Hals so schmerzte, dass sie kaum sprechen konnte. „Ich werde dich nicht noch mal im Stich lassen.“ Sie lehnte sich vor und drückte ihrer Schwester einen letzten zärtlichen Kuss auf die Stirn. Dann ließ sie schließlich die Tränen über ihre Wangen fließen, gegen die sie die ganze Zeit angekämpft hatte.
Ein lautes Klopfen an der Tür riss Lark aus dem Schlaf. Sie blinzelte und stellte erstaunt fest, dass sie auf dem Sofa in ihrem Hotelzimmer eingenickt war. Sie atmete tief durch, streckte sich und stand auf, während die Erinnerung an den Traum langsam verblasste.
Gestern, nachdem sie Dev Raines’ Haus verlassen hatte, war sie zur Eigentumswohnung ihrer Schwester gefahren. Es war höchste Zeit, dass sie sich um Heathers Nachlass kümmerte, aber die Erinnerungen an diese letzten Wochen waren einfach zu schmerzhaft gewesen.
Vielleicht war es das Gespräch mit Dev über Heather gewesen. Womöglich lag es daran, dass sie nun den ersten Schritt zur Suche nach der kleinen Tochter ihrer Schwester unternommen hatte. Jedenfalls hatte sie den Anstoß erhalten, den sie gebraucht hatte. Was immer es auch gewesen war, sie fühlte sich jetzt dazu bereit, ihre Trauer zu überwinden.
Glücklicherweise waren alle medizinischen Geräte bereits abgeholt worden. Lark hatte den Nachmittag damit verbracht, Heathers Kleidung zu sortieren und sie für Wohltätigkeitsorganisationen einzupacken. Die kaum benutzten Töpfe und Pfannen hatte sie in Kisten sortiert. Sie hatte alte Fotos durchgesehen und fortwährend geweint, dabei aber eine merkwürdig tröstende Verbundenheit mit ihrer Schwester gespürt.
Bis Mitternacht war sie beschäftigt gewesen und dann in ihr Hotelzimmer zurückgekehrt. Heute Morgen hatte sie beim Zimmerservice Kaffee bestellt, sich auf das Sofa gesetzt, um darauf zu warten, und war dann eingeschlafen. Es klopfte erneut. Sie gähnte auf dem Weg zur Tür. Nachdem sie geöffnet hatte, trat sie beiseite, um den Hotelangestellten, der Kaffee und Croissants brachte, hereinzulassen.
Lark hatte sich im Biltmore in Scottsdale einquartiert, ein wunderschönes altes Hotel, das von einem Schüler Frank Lloyd Wrights entworfen worden war. Sie liebte diese Art-déco-Architektur und ihr geräumiges, schönes Zimmer mit dem Blick auf ausgedehnte, gepflegte Rasenflächen, die sich bis zum Fuß der schroffen Hügel von Arizona hinzogen.
Sie konnte es sich leisten, zu wohnen, wo sie wollte. Aber dieses elegante Hotel war ihre Lieblingsunterkunft. Es war mehrere Male restauriert worden und besaß inzwischen eine komplett modernisierte Ausstattung. Die das Anwesen umgebenden Grünflächen waren unglaublich.
Sie sah auf die Uhr. Es war sieben. Nachdem der Kellner das Zimmer verlassen hatte, goss sie sich Kaffee ein und nahm ihre Tasse mit ins Bad, wo sie duschte, um sich für das Treffen mit Devlin Raines vorzubereiten.
Sie konnte es kaum erwarten, mit ihrer Suche zu beginnen. Und mit einem gut aussehenden Mann zusammenzuarbeiten dürfte auch nicht von Nachteil sein. Sie hatte sich schon seit Monaten mit niemandem mehr getroffen. Lark war gern mit Männern zusammen. Gegen guten Sex mit dem Richtigen hatte sie nichts einzuwenden, aber in letzter Zeit hatte es niemanden gegeben, den sie besonders heiß fand.
Was sie von Dev Raines nicht behaupten konnte. Seit Jahren hatte sie keinen Mann mehr getroffen, der sie dermaßen anzog. Vielleicht sogar noch nie. Lark wusste, dass er Single war. Sie fragte sich, ob aus ihrem Geschäftsverhältnis vielleicht noch etwas mehr werden könnte. Irgendwie hoffte sie es sogar. Einfach, um ein bisschen Spaß zu haben. Sie hatte kein Interesse an einer festen Beziehung.
Das passte nicht zu ihrem Plan, mit ihrer Firma zu expandieren, und all den beruflichen Zielsetzungen, die damit verbunden waren.
Trotzdem, die nächsten Tage würden sicher … interessant werden. Solange Raines seinen Job machte und ihr half, Heathers Tochter zu finden.
Lark kam fünfzehn Minuten zu spät. Was Dev nicht überraschte. Es verunsicherte ihn allerdings, wie stark er auf sie reagierte, als sie das Büro betrat – ihr wehendes rotschwarzes Haar, ihre langen Beine und die entschlossenen Schritte. Einen Augenblick stellte er sich vor, wie sie diese schönen Beine um seine Taille schlang, während er ihren hübschen Hintern mit beiden Händen hielt und in sie eindrang.
Schnell versuchte er sich zusammenzureißen und diese Gedanken zu vertreiben. Er musste sich auf seine Aufgabe konzentrieren.
„Hast du die Adoptionspapiere mitgebracht?“, fragte er, als er den Schnellhefter entdeckte, den sie unter dem Arm trug.
„Ich habe alles mitgebracht, was da war. Allerdings fürchte ich, dass es nicht sehr viel ist.“
Er öffnete den Hefter und blätterte die Unterlagen durch. Sie hatte recht, viel war es nicht. Der Name der Agentur, Loving Home Adoptions, der Name der Geschäftsführer, Evan und Martha Olcott und eine Adresse: Shea Avenue 101. Dabei lag eine Kopie der Geburtsurkunde des Kindes. Heather Delaney war als Mutter eingetragen, der Familienname des Babys stand dort. Der Name des Vaters fehlte. Nichts, was besonders hilfreich hätte sein können.
„Wie ich schon sagte, die Agentur ist unter der Adresse, die da drinsteht, nicht mehr zu erreichen.“ Lark ging zur Bar hinüber und goss sich eine Tasse Kaffee ein. „Willst du auch noch was?“
„Ich hol’s mir schon.“
Während er zum Tresen hinüberging, trug Lark ihren Becher zu dem runden Teakholztisch und setzte sich auf einen der Sessel. „Ich bin letzte Woche in ihrem Büro gewesen. Im Fenster hing ein Schild, dass es zu vermieten sei. Ich habe mit den Nachbarn dort gesprochen, aber die wussten auch nichts. Niemand kannte die neue Adresse der Agentur, und niemand hatte eine Ahnung, wo die Olcotts geblieben sind, nachdem das Büro geschlossen wurde.“
Dev goss sich frischen Kaffee ein und setzte sich mit seiner Tasse an den Tisch ihr gegenüber. „Laut diesen Unterlagen war es eine geheime Adoption.“ Er blätterte die Seiten durch. „Auf Wunsch der Adoptiveltern taucht deren Name nirgends in den Unterlagen auf.“
„Heather war erst sechzehn. Ich erinnere mich, dass Gran sagte, dass das Paar befürchtet, Heather könnte Probleme machen, wenn sie älter wird.“
„In der Geburtsurkunde taucht der Name des Vaters nicht auf.“
„Heather hat sich geweigert, meinen Großeltern zu verraten, wer es war.“
„Wollte sie ihn schützen?“
„Ich denke, sie schämte sich, dass sie überhaupt was mit ihm zu tun gehabt hatte.“
Dev überflog die Papiere erneut. „Wie viel wussten eure Großeltern über das Paar, das sich um die Adoption beworben hat? Weshalb waren sie so davon überzeugt, dass die beiden gute Eltern abgeben?“
Lark nahm einen Schluck Kaffee. „Meine Großmutter vertraute Martha Olcott. Mrs Olcott meinte, die beiden wären jung, hätten eine Menge Geld und würden sich sehnlichst ein Kind wünschen. Sie behauptete, das Paar würde ein liebevolles Zuhause bieten, und meiner Großmutter genügte diese Zusicherung. Ich nehme an, sie wollte das Problem so schnell wie möglich vom Hals haben.“
„Hat deine Schwester die zukünftigen Adoptiveltern jemals getroffen?“
„Nein, aber Martha Olcott war ziemlich überzeugend. Sie gab Heather ihr Wort, dass die beiden sich gut um ihr Baby kümmern würden. Schließlich hat Heather eingewilligt.“
Dev stand auf und ging mit seiner Kaffeetasse zum Computertisch hinüber. Er setzte sich vor den Rechner und gab „Loving Home Adoptions“ in die Suchmaschine ein. Es überraschte ihn, wie wenig dort erschien.
„Ich kann keine allgemeine Information über diese Agentur finden, keine Homepage, keine Kontaktdaten. Lediglich ein paar kurze Erwähnungen im Zusammenhang mit anderen Agenturen.“
„Sie waren ziemlich diskret. Das war auch einer der Punkte, der meiner Großmutter gefallen hatte. Zu der Zeit habe ich gerade in Los Angeles gearbeitet und von dieser ganzen Sache nicht viel mitbekommen. Ich habe auf das Urteilsvermögen meiner Großmutter vertraut. Mrs Olcott oder ihrem Mann bin ich nie begegnet, aber Grandma meinte, die beiden wären sehr kompetent.“
„Und vertrauenswürdig?“, fragte Dev, als sie zu ihm an den Schreibtisch kam.
„Das fand sie, ja.“ Lark lehnte sich über seine Schulter, um die Einträge auf dem Monitor zu lesen. „Du denkst doch nicht … du denkst doch nicht etwa, es könnte was mit der Adoption nicht stimmen?“
Er versuchte nicht darauf zu achten, dass sie so dicht neben ihm stand, und bemühte sich, diese Energie nicht wahrzunehmen, die sie ausstrahlte. Er wollte den Duft ihres Parfüms ignorieren, wurde davon jedoch wie von einer bedrohlichen Macht eingehüllt. „Es gibt keinen Grund zu dieser Annahme. Bisher jedenfalls nicht.“
Sie richtete sich auf und rückte von ihm ab. „Aber möglich wäre es?“
„Alles ist möglich.“ Er gab den Namen Martha Olcott ein, aber nichts Besonderes erschien. Es gab Einträge zu einem Evan Olcott, Trainer eines Highschool-Footballteams in Sunnyvale in Kalifornien. Aber das schien jemand anders zu sein.
„Ich habe erfahren, dass eine Agentur eine Lizenz in dem Staat beantragen muss, in dem sie tätig sein will“, sagte Lark.
Dev sah auf den Bildschirm und tippte ein: „amtlich zugelassene Adoptionsagenturen in Arizona.“ Daraufhin erschien die Adresse einer Seite der Regierung: „www.children.az.gov“. Er klickte sie an und wartete, bis sich die Homepage aufgebaut hatte. Schließlich fand er eine Liste mit Agenturen in Arizona.
„Ich kann sie in der Liste nicht finden.“
„Vielleicht ist die Lizenz abgelaufen, oder sie sind in einen anderen Staat umgezogen.“
„Das werden wir rausbekommen. Wenn wir die Agentur nicht finden, dann zumindest die Olcotts.“
Lark sah ihn hoffnungsvoll an. „Meinst du? Ich wüsste erst mal gar nicht, wo ich außer im Internet sonst noch suchen sollte.“
„Das Internet ist für den Anfang die beste Möglichkeit. Ein Freund von mir, Charles Denton, ist Experte in diesen Dingen. Chaz bringt den Computer zum Qualmen. Wenn die Olcotts immer noch irgendwo tätig sind, findet er die beiden. Wenn nicht, findet er sie trotzdem.“
Larks Lächeln war betäubend. Wenn sie diese vollen Lippen nach oben verzog, wirkten ihre grünen Katzenaugen noch verführerischer. Dev durchfuhr ein Hitzeschwall, der sich einen direkten Weg vom Kopf in seine Leistengegend bahnte.
Er biss die Zähne zusammen und wandte schnell den Blick ab. Er hoffte, Chaz würde mit seiner üblichen Effizienz die Adoptiveltern finden, sodass alles ein schnelles Ende nahm. Dann könnte er Lark Delaney wieder nach Hause schicken und wäre dieses nervtötende Verlangen los, das er in solcher Form noch nie erlebt hatte.
Sofort kam ihm der Gedanke, dass Lark nicht mehr seine Klientin wäre, sobald sie das kleine Mädchen gefunden hatten. Bezüglich ehemaliger Klientinnen hatte er keine Regeln aufgestellt. Eine faszinierende Vorstellung. Allerdings durfte er Madman nicht vergessen und die Tatsache, dass Lark eine Freundin seiner Frau Molly war. Besser noch wäre es, wenn Lark wieder nach L.A. verschwinden würde, sobald sie ihre Aufgabe erledigt hätten.
„Was sollen wir als Nächstes tun?“, fragte Lark.
Dev atmete langsam aus und zwang sich, den Blick von ihren Brüsten loszureißen, die sich unter der ärmellosen roten Bluse abzeichneten, die sie zu einer hautengen Jeans trug.
„Ich frage Chaz. Am besten ist, wir fahren gleich zu ihm. Wir geben ihm die spärlichen Informationen, die wir haben, und sehen, was er damit anfangen kann.“
„Klingt gut.“
Er ging zum Tisch und nahm den Hefter mit den Unterlagen, den sie mitgebracht hatte. Vorausschauend, wie sie war, hatte sie noch ein paar Kopien davon angefertigt. „Wir haben, was wir brauchen. Also lass uns losfahren.“
Lark schnappte sich ihre übergroße Handtasche und folgte ihm. Aber statt mit ihr durch die Vordertür zu gehen, wandte er sich im Eingangsbereich zu einer Tür in der Seitenwand und ging in einen kleinen Lagerraum, der zur Garage führte. Er betätigte den automatischen Türöffner.
In der Garage blickte Lark sich um und hob die Augenbrauen. „Nette Auswahl. Ein Porsche, ein Suburban und eine Harley.“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich mag mein Spielzeug. Außerdem kann man nie wissen, was gerade am praktischsten ist.“
„In deinem Business könnte das sogar stimmen.“
Er führte sie zu dem knallroten Porsche Carrera, öffnete die Beifahrertür, wartete, bis sie eingestiegen war und ihren Sicherheitsgurt angelegt hatte. Dann ging er um den Wagen herum zur Fahrerseite.
Kurz darauf schossen sie den Alma School Parkway hinunter, bogen in die Pima ein und nahmen die 101. Chaz wohnte in einem Apartment in der Hayden Road, und es dauerte nicht lange, bis sie dort ankamen.
Es wäre ihm sogar noch schneller vorgekommen, wenn die Frau auf dem Beifahrersitz ihn mit ihrer Anwesenheit nicht so nervös gemacht hätte. Die ganze Zeit über verspürte er den Wunsch, an den Straßenrand zu fahren und diese vollen pinkfarbenen Lippen mit einem heißen, feuchten Kuss zu erobern.
Dev stöhnte innerlich auf. Die nächsten Tage würden härter werden, als er gedacht hatte. Er rutschte unbehaglich auf dem Sitz herum und musste über die Doppeldeutigkeit dieses Gedankens grinsen.
Ein Wohnzimmer gab es in Chaz Dentons Apartment nicht, wie Lark feststellte. Nun, es gab zwar eines, aber das war dermaßen mit Computerzubehör vollgestellt, dass es keines mehr war. Chaz schien das aber nichts auszumachen.
Chaz, ein junger Mann Ende zwanzig mit schulterlangem hellbraunem Haar und spärlichem Bartwuchs. Er war offensichtlich im Web zu Hause, Lark hatte nicht die leiseste Ahnung, worum es sich bei all diesen Geräten handelte. Sie hoffte nur, dass Chaz damit umzugehen wusste und Martha und Evan Olcott finden würde. Die beiden mussten sie dann zu Heathers Tochter führen.
„Hey, Mann, freut mich, dich zu sehen!“ Chaz begrüßte Dev lautstark, als sie hereinkamen. Er hatte die Schultern leicht eingezogen, wie jemand, der zu lange vor dem PC hockte, was er offensichtlich auch tat.
„Ganz meinerseits, Kumpel.“ Die Männer schlugen ihre Fäuste gegeneinander und schüttelten sich dann auf diese komische Männerart die Hände. „Das ist meine Klientin, Lark Delaney. Wir hoffen, dass du uns helfen kannst.“
„Hallo, Lark.“ Chaz streckte die Faust aus. Lark hielt ihm ihre Hand entgegen, und er schüttelte sie ein bisschen peinlich berührt. „Nett, Sie kennenzulernen.“
„Ganz meinerseits.“
Dev hatte ihm unterwegs bereits telefonisch die grundlegenden Informationen durchgegeben. Er reichte Chaz die Unterlagen, und der setzte sich damit sofort vor einen seiner zahlreichen Monitore. Einer davon war noch größer als der bei Dev im Büro, mindestens ein 40-Zoller. Nach wenigen Minuten legte er die Formulare beiseite und tippte etwas ein. Seine Finger flogen nur so über die Tastatur.
Er arbeitete nicht mit Google, sondern öffnete eine Suchmaschine namens „Dogpile Search and Rescue“, dann gab er „Web Crawler“ ein. Kurz darauf ging er auf „Bing“, „Yahoo“, „Ask. com“, „Lycos“ und „AltaVista“. Das alles in einer solchen Geschwindigkeit, dass Lark gar nicht mehr mitkam.
„Da gibt es nicht viel“, sagte Chaz schließlich und versuchte es auf einer anderen Seite. Lark beobachtete ihn ehrfürchtig, und selbst Dev schien vom Können seines Freundes beeindruckt. Chaz studierte erneut die Dokumente, die Dev ihm gegeben hatte, dann tippte er wieder etwas ein und erhielt eine Liste von Treffern. „Sie hatten recht mit der Lizenz. In Arizona sind sie nicht registriert.“
Das hörte sich gar nicht gut an. „Wollen Sie damit sagen, die Agentur hatte überhaupt keine Genehmigung?“, sagte Lark.
„Jedenfalls nicht in Arizona.“
„Und in einem anderen Staat?“
„Das wird ein bisschen komplizierter. Kann ein paar Minuten dauern.“ Wieder flogen seine Finger über die Tastatur. Eine ganze Weile arbeitete er vollkommen konzentriert und schien nur noch den Bildschirm wahrzunehmen.
Schließlich lehnte er sich zurück. „Könnte sein, dass ich was habe.“ Er zeigte auf das Logo am oberen Rand der Website und das Bild darunter. Das Emblem von Loving Home Adoptions, ein kleines Haus mit einem weißen Gartenzaun darum. Chaz hatte eine Druckerei gefunden, die das Logo als eine ihrer Arbeitsproben aufgelistet hatte.
„Paradise Printing“, las Dev. „Das ist hier in Phoenix.“
„Die Firma übernimmt vielleicht immer noch die Druckaufträge für die Agentur, auch wenn sie womöglich inzwischen in einem anderen Staat arbeiten“, sagte Lark.
„Das könnte sein.“
„Die Adresse ist nicht weit von hier“, stellte Dev fest. „Während du hier weitermachst, fahren wir mal da vorbei.“
Chaz nickte, die Finger immer noch im Flug über die Tasten, der Blick starr auf den Bildschirm geheftet. „Ja, das kann noch ein bisschen dauern. Ich checke mal die anderen Staaten auf eine Lizenz.“
Dev nickte. „Sag Bescheid, wenn du was gefunden hast.“
Lark und er ließen Chaz allein und gingen nach draußen. Sie wurden von der hellen Mittagssonne empfangen. Die Luft war kristallklar, eine leichte Brise bewegte die Zweige an den Bäumen. Die Blätter hatten sich noch nicht verfärbt und waren immer noch grün. Auf der Straße herrschte heftiger Verkehr, doch durch all die Büsche und Bäume vor Chaz’ Haus wurde einiges an Lautstärke geschluckt.
„Meinst du, er findet noch was?“, fragte Lark.
„Oh, ja.“ Dev grinste. „Der findet die Olcotts. Vor Chaz können sich die beiden nicht verstecken.“
Als Lark den Ausdruck der Überzeugung auf Devs Gesicht sah, lächelte sie. Wahrscheinlich gehörte es auch zu Chaz Dentons Talenten, sich an Firewalls vorbeizumogeln und in private Systeme zu hacken. Da sie dringend auf alle Informationen angewiesen war, die er nur finden konnte, würde sie seine Methoden nicht hinterfragen.
Sie stiegen wieder in Devs Porsche und fuhren zur Druckerei, die das Logo für die Loving-Home-Agentur entworfen hatte. Lark musterte Dev während der Fahrt verstohlen von der Seite. Das markante Profil, sein festes Kinn mit dem schmalen Grübchen. Seine gebräunten Hände, die sicher auf dem Lenkrad lagen. Starke Hände mit schlanken Fingern und ordentlich manikürten Nägeln.
Ganz kurz drehte er sich zu ihr um und warf ihr mit seinen umwerfenden blauen Augen unter dichten schwarzen Wimpern einen Blick zu. Es war ein heißer, anzüglicher Blick, der ihr durch und durch ging. Als er ein zweites Mal zu ihr sah, war der Ausdruck wieder verschwunden, und sie fragte sich, ob sie sich das nur eingebildet hatte.
Bisher war Devlin Raines strikt geschäftsmäßig geblieben. Normalerweise schätzte sie so etwas. Aber diese Anziehungskraft, die sie bei ihm spürte, war nicht normal. Deshalb wurmte es sie, dass er ihr brennendes Interesse nicht zu erwidern schien.
Sie parkten vor dem Gebäude des Paradise Printing und stiegen aus. Das Büro der Firma war ziemlich einfach, ein langer Tresen, an dem man seine Aufträge abgeben konnte, und hinter einer Trennwand ein Raum voller Druckmaschinen und Computern.
Vom anderen Ende des Raums kam ein kleiner schwarzhaariger Mann mit Nickelbrille auf sie zu. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“
Dev schob das oberste Blatt der Adoptionspapiere über den Counter und deutete auf das Logo. „Haben Sie das entworfen?“
Die Haltung des Mannes veränderte sich augenblicklich, als er einen Blick auf das Dokument warf. „Ganz sicher. Loving Home Adoptions, das steht ja darunter.“
„Ist die Agentur immer noch Kunde bei Ihnen?“
„Wohl eher nicht. Sie haben immer noch nicht ihre Rechnungen bei uns bezahlt. Mittlerweile über siebenhundert Dollar.“
„Haben Sie eine Ahnung, wo wir die Agentur finden könnten?“, wollte Lark wissen.
„Wenn ich das wüsste, würde ich denen eine Mahnung schicken.“
„Wann haben Sie das letzte Mal Kontakt zu ihnen gehabt?“, fragte Dev. So sauer wie der Typ war, würde er wahrscheinlich alles erzählen, was er wusste.
„Vor über einem Jahr, würde ich sagen. Ich hätte für Evan Olcott niemals noch mehr Aufträge übernehmen dürfen, solange er die alten nicht bezahlt hat. Ich hätte meinem Instinkt vertrauen und auf Vorkasse bestehen sollen. Aber er kam finanziell kaum über die Runden. Er tat mir leid.“
„Können Sie noch irgendwas anderes über ihn oder seine Frau sagen?“
„Eigentlich nur, dass ich im Nachhinein denke, ich hätte bei ihnen vorher abkassieren sollen. Irgendwie hatte ich bei denen das Gefühl, dass da was nicht stimmt. Darf ich fragen, warum Sie das interessiert?“
„Wir versuchen ein paar Informationen über eine Adoption zu finden. Vielen Dank jedenfalls für Ihre Auskunft.“
„Ja, danke, dass Sie uns Ihre Zeit geopfert haben, Mr Paradise“, fügte Dev noch dazu.
Aber der Angesprochene hatte sich bereits wieder umgewandt und ging an seinen Arbeitsplatz zurück. Offensichtlich hatte er sich mit dem Verlust seines Geldes abgefunden.
„Na ja, jetzt wissen wir, dass die Olcotts ihre Rechnungen nicht bezahlen“, sagte Lark niedergeschlagen, als sie die Druckerei verließen.
„Ja. Sieht aus, als wäre denen alles über den Kopf gewachsen. Vielleicht haben sie Pleite gemacht und deswegen die Agentur geschlossen.“
„Könnte sein.“ Aber bei dem Gedanken, dass die beiden Geschäftsführer der Agentur weit weniger integer waren, als ihre Großmutter geglaubt hatte, wurde es Lark mulmig im Magen.
Die Sonne warf bereits nachmittägliche Schatten, als Lark und Dev die Straße vor der Druckerei überquerten und zum Porsche zurückgingen. Dev wartete auf der Beifahrerseite, bis Lark eingestiegen war, dann schloss er die Tür. Als er gerade den Wagen umrundete, klingelte sein iPhone. Er zog es aus seiner Hosentasche, schaute aufs Display und hielt sich das Handy ans Ohr. „Chaz, was gibt’s?“
„Eine alte Adresse von den Olcotts in Mesa“, sagte Chaz. „Mietapartments. Die Olcotts sind vor mehr als einem Jahr ausgezogen, aber ich dachte, du könntest vielleicht was von den Hausverwaltern erfahren. Das ist ein Paar namens Reynolds. Sie wohnen in der Nummer zweiunddreißig.“
„Wunderbar. Sag mir genau, wo.“ Chaz gab ihm die Adresse durch, und Dev wiederholte sie. „Also in der Dunbar einundvierzig. Alles registriert. Vielen Dank, Kumpel.“
„Ich fange gerade erst an.“
Dev grinste. „Das ist genau der Grund, warum du den Job hast.“ Er beendete das Gespräch und schob sein Handy wieder in die Tasche.
„Chaz hat eine alte Adresse der Olcotts gefunden.“ Er glitt auf seinen Sitz hinter das mit Leder gepolsterte Lenkrad. „Eine Mietwohnung. Aber die Verwaltung kennt vielleicht ihre neue Adresse.“
„Wie hat Chaz das rausgefunden?“
Dev sah sie kurz an. „Sollte man lieber nicht fragen.“