Lutz Kreutzer, 1959 geboren, stammt aus dem Rheinland und hegt als Bergsportler und Geowissenschaftler eine große Liebe zum Alpenraum. Am Wissenschaftsministerium in Wien hat er ein Büro für Öffentlichkeitsarbeit gegründet, weshalb im Hörfunk und TV zahlreiche Beiträge über seine Arbeit gesendet worden sind. Seine beruflichen Reisen und die damit verbundenen Abenteuer nimmt er zum Anlass, komplexe Sachverhalte in spannende Literatur zu verwandeln. Heute arbeitet er als Marketing-Experte einer Technologieschmiede in München mit weltweiter Geschäftsausrichtung. Er hat bisher zwei Spannungsromane veröffentlicht, die als E-Books erfolgreich sind.
Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.
© Emons Verlag GmbH
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagmotiv: © Andreas Strauss/LOOK-foto
Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch
eBook-Erstellung: CPI – Clausen & Bosse, Leck
ISBN 978-3-86358-409-2
Alpen Krimi
Originalausgabe
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Dieser Roman wurde vermittelt durch die Literatur-Agentur
Rose Bienia, Tübingen.
Send me to the Congo, I’m free to leave
There’s always somewhere anybody can lead.
Send me to the Congo you have to believe
You can do it if you wanna, just do what you please.
Aus: »Congo« von Genesis
MACHETE
Sperbers Fuß klatschte auf den Lehmboden. Ein Knacken draußen hatte ihn aufschrecken lassen. Das Moskitonetz klebte an seinem Unterarm. Sein Gesicht war nass vom Schweiß. Wieder eine Nacht, in der seine Träume Rallye gefahren waren. Es war über vierzig Grad heiß, dazu diese lähmende Feuchtigkeit. Er verfluchte diesen Morgen, genau wie jeden Morgen, seit er in diesem Zelt hauste.
Er setzte sich im Feldbett auf, legte den Kopf in die Hände und stöhnte. Seine Zunge klebte wie Kleister. Die klammen Haare warf er nach hinten. Er zog die Arbeitsschuhe an, ohne sie zu schnüren. Dann erhob er sich und streckte den Oberkörper. Das Geräusch des Skorpions, den er versehentlich zertrat, ließ ihn nicht einmal aufschrecken. Er hob den Fuß und betrachtete den Brei aus Chitin, Blut und weißem Schleim. Das ist die Rache am Dschungel, dachte er grimmig. Nie wieder Kongo!
Er knöpfte sich die Hose zu und trat vors Zelt. Diese Mine hier war eine Katastrophe, wie alles im Kongo. Überall Hunger, Hass und Krieg. Aber er wurde gut bezahlt für die Exploration. Coltanerz war gefragt in der Welt, alle wollten das Zeug. Handys, Laptops, Spielkonsolen: Ohne Coltan lief gar nichts.
Jetzt fiel ihm der Streit von gestern Abend wieder ein, bei einer Flasche Scotch. Sein kanadischer Kollege McMullen hatte mal wieder rummoralisiert. Hatte sich vor Sperber aufgebaut wie ein Bulldozer vor einer Gartenschaufel. »Wie das Coltan aus diesem Scheißdschungel herausgeholt wird«, hatte er gewettert, »das interessiert da draußen niemanden! Und schon gar nicht die verdammt miese Lage der Kongolesen. Die kriegen von dem Reibach nichts ab.« McMullen setzte sich, dass der Holzstuhl krachte. »Es sei denn, sie gehen zu den Rebellen und Kindersoldaten. Was für ein Mist! Und dein Deutschland steckt tief drin in diesem Dreckshandel.«
»Na und? Dein Kanada vielleicht nicht?«, hatte Sperber gekontert. McMullen, dieser ewige Nörgler! Soll ihn doch der Teufel holen. Und meinen Kater auch! Sperber kratzte sich den brummenden Schädel, gähnte und schob beide Hände tief in die weiten Hosentaschen.
Die drei Jungen kamen barfüßig und ohne Lächeln auf ihn zu. In dem Moment, als er den größten fragen wollte, was sie hier zu suchen hatten, erkannte er, dass da nichts Gutes kam. Zu spät sah er die Machete des kleinsten Jungen durch die Luft wirbeln. Mit einem dumpfen Knall wie bei einem feuchten Stück Holz, das man mit einer Axt zerteilte, krachte sie auf seinen Rücken. Sperber sah den Kleinen fragend an und dachte: Arschloch! Er sank zur Seite und fiel in den Dreck.
Der älteste der Jungen beugte sich hinab, legte seinen Kopf quer und belauerte kalt Sperbers Augen. Tot stellen, dachte Sperber. Er starrte ins Leere. Hörte auf zu atmen. Bewegte sich nicht. Es vergingen Sekunden. Eine Ewigkeit.
Die Augen des Jungen rollten kaum merklich. Er war berauscht. Er rüttelte an Sperbers Arm. Schneidender Schmerz blitzte durch Sperbers Rücken. Doch sein Gesicht blieb reglos. Dann gingen die drei wieder, auf dem Weg, den sie gekommen waren. Sperber holte Luft und sah, wie der Älteste dem Jüngsten mit der Machete wortlos auf die Schulter klopfte und der Dritte voller Erregung auf ihn einredete. Der Kleine hatte seine Mutprobe bestanden.
FRUST
Sperber hielt sich am Tresen fest. Seine Eins neunundsiebzig wankten. Die linke Hand umklammerte ein Whiskyglas. Es war gefüllt mit einem billig riechenden Gesöff, obwohl es aus einer Single-Malt-Flasche an der Wandhalterung ausgeschenkt worden war. Er trank aus und schüttelte sich. Neben ihm an der Bar standen drei ältere Herren, die einer dunkelhaarigen Frau in den Ausschnitt starrten. Einer versuchte sich an langatmigen Witzen, die Frau lachte gequält. Der Zweite himmelte sie an, die Frau warf den Kopf zurück. Der Dritte machte sich an dem Ausschnitt zu schaffen, die Frau zierte sich. Sperber spürte trotz des lasziven Blicks der Dunkelhaarigen, dass ihr der Kerl unangenehm war. »He, Finger von die Dinger!«, mischte er sich ein und hob den Zeigefinger. Die drei hielten inne. Sperber grinste sie an, bereit zum Gefecht. Zwei schauten weg, der Dritte sah Sperber mit dem Blick eines unterbelichteten Wasserbüffels strafend an. Die Frau warf ihm ein Lächeln zu, das ihm den Haaransatz aufheizte.
Wie konnte er bloß so tief sinken! Karriere weg, Geld weg. Seit Jahren hielt er sich mit irgendwelchen Leiharbeitsjobs über Wasser. Auf allen Kontinenten hatte er gearbeitet. Gold in Kanada, Zink in Schweden, Silber und Zinn in Brasilien, Eisen in Australien und Edelsteine in Burma. Und, hatte es ihn reich gemacht? Nein, allenfalls an Erfahrung. Seine Abenteuer waren herrlich und fürchterlich gewesen. Sein Beruf hatte ihn mit Leidenschaft erfüllt. Aber dann kam Afrika, dann kam der Kongo. Verdammt, er war zu alt für diesen Scheiß!
Selbstmitleid, dem wollte er sich jetzt so richtig hingeben. Und dazu brauchte er Whisky. Auch wenn er schlecht war, wie er fand. Er fixierte den Barkeeper und bestellte noch einen. Sein lallendes Kölsch, die einzige Sprache, die hieß wie ein Bier, kam in dieser Bar gar nicht gut an. Diese geschniegelten Münchner mochten Nordwestlichderweißwurschtgrenzpreißn nicht. Und der Barkeeper mit dem Blick eines strengen Ballettmeisters war so ein Münchner. Die anderen vier Kellner in ihren akkurat gebügelten Hemden standen aufgereiht wie Salzsäulen hinter der Theke. Sie hatten keine Kundschaft in diesem abgehalfterten Promi-Lokal und ließen Sperber mit jeder ihrer spärlichen Bewegungen spüren, dass er nicht hierhergehörte.
Sperber war das alles scheißegal. Wie war er eigentlich hier reingeraten? Er lachte brummig und machte dem Kerl hinter der Bar klar, dass, wenn da kein Whisky mehr kam … Jeck am Hals! Der Whisky kam schneller als erwartet.
Ja, die verdammte Geschichte mit dem noch verdammteren Kongo! Die Machete hatte ihm eine Bandscheibe zertrümmert. Er hatte noch Glück gehabt, dass der kleine Scheißkerl nicht kräftiger und die Machete stumpf gewesen war. Seine Kollegen hatten ihn notdürftig verbunden und geschient. McMullen wollte ihn so schnell es ging nach Goma bringen. Doch dort hackten sich die Tutsi und die Hutu mal wieder die Köpfe ein, und deshalb ging, wie aus dem Radio zu erfahren war, alles drunter und drüber. Die Krankenhäuser in Goma waren hoffnungslos überfüllt, und zudem hatte ein Vulkanausbruch den Verkehr und die Versorgung im Norden Gomas lahmgelegt. Viele Menschen waren auf der Flucht. Der Flughafen war unbrauchbar, weil die Rollbahn mit Lava bedeckt war.
Auf dem Weg nach Goma trafen sie auf einen Konvoi des Technischen Hilfswerks, der gerade aus Nairobi kam und die Trinkwasserversorgung in Goma wiederherstellen sollte. Als McMullen die Leute vom THW anhielt und um Hilfe bat, zeigte sich, dass sie zwei Ärzte ohne Grenzen an Bord hatten. Die beiden schwitzenden Männer machten zwar klar, dass ihre Möglichkeiten doch nur begrenzt waren, aber sie ließen ein Zelt aufbauen. Dann legten sie Sperber vorsichtig auf einen frisch desinfizierten mobilen Operationstisch. Der große Arzt mit dem schiefen Mund reichte McMullen einen dunkelblauen Kittel und forderte ihn auf, ihm beim Anziehen zu assistieren. »Eigentlich der Amputationskittel«, sagte er mit der Leidenschaft einer Tragbahre. »Da sieht man die Blutflecken nicht so.«
Nach der Narkosespritze wurde Sperber schummerig. Die Wand des weißen Zelts schwamm und waberte vor seinen Augen, die Fragen der Ärzte waren so weit weg wie seine Stammkneipe, ihre Stimmen wurden abwechselnd lauter und leiser. Ihm wurde schlecht. Dann operierten sie ihn und schraubten ihm zwei Halswirbel zusammen.
Als Sperber wieder bei Bewusstsein war, lag er in einem aufblasbaren Streckverband, der ihn vollkommen starr hielt. Selbst sein Kopf war komplett geschient. McMullen stand wie ein Wachhund an seiner Seite, gab ihm einen Klaps und grinste.
»Können Sie Ihre Hände bewegen?«, war die erste Frage des Arztes. Ja, er konnte. »Wenn er wieder auf dem Damm ist, sehen Sie zu, dass er so schnell wie möglich nach Deutschland zurückkommt«, sagte der Arzt fürsorglich zu McMullen. Dann wandte er sich wieder an Sperber und legte ihm die Hand auf den Arm. »In dem Land hier werden Sie nicht mehr glücklich. Davon …«, der Arzt deutete mit dem Kopf auf Sperbers Hals, »… werden Sie noch ’ne Weile was haben.« Sperber hatte nur eine Antwort gegeben: »Ich muss kotzen!«
Scheiß Kongo! »Noch ’n Whisky«, rief er und schob das Glas über den Tresen. Der Barkeeper zog blasiert die Augenbrauen hoch und goss langsam ein. Sperber legte einen Fünfer hin und sagte, das Trinkgeld sei für die außerordentliche Patientenfreundlichkeit in dieser geriatrischen Anstalt, und warf einen schrägen Blick auf die drei Herren neben ihm.
Der Whisky wirkte endlich, der Schmerz in seinem Nacken ließ nach. Kurz streifte ihn der Blick der Frau, er lächelte zurück. Dann trank er aus und ging zur Tür.
Als er sie öffnen wollte, legte sich eine Hand auf die seine. Es war die Dunkelhaarige, die ihn spöttisch fragte: »Wollen wir noch etwas trinken gehen, mein trauriger Held?«
Sperber musterte sie kurz und sagte leise: »Ich bin pleite!«
»Das will niemand wissen. Komm!«, sagte sie.
Sperber grinste, und sie verschwanden in der Münchner Winternacht.
MURÄNE
Jean Colteaux war der einzige Gast in der Pommes-Boutique in Schwabing. An dem kleinen Tisch wirkte sein Körper mit den riesigen Muskelpaketen verloren, das kantige Gesicht stierte ins Leere. Seine schwarze Haut glänzte wie blauer Stahl im fahlen Licht der Lampen. Vor ihm stand ein riesiger Berg Pommes. Die belgische Imbissstube war der einzige Ort, an dem er sich wohlfühlte in dieser Stadt.
Jean Colteaux mochte München nicht. Zu sauber, zu ordentlich, zu gesund und zu beschaulich. Und er liebte fette belgische Fritten über alles, am besten mit einem Riesenklatsch Mayonnaise drauf. So wie in Lüttich, wo er als junger Mann gelebt hatte. Als er damals in den Kongo zurückging, nahm er als einzige Erinnerung an seine belgischen Zieheltern die Fritteuse mit. Nachdem er die beiden kurzerhand umgebracht und in der Maas versenkt hatte.
Jean Colteaux hatte seinen Namen aus Kindertagen längst abgelegt, zu schmerzhaft waren die Erinnerungen. Im Kongo hatte er mit seinen leiblichen Eltern direkt an der Grenze zu Ruanda gelebt. Bescheiden und glücklich. Bis im Juni 1994 – er war fünfzehn Jahre alt – marodierende Hutu aus Ruanda auftauchten. Die Tutsi-Vorfahren seiner Eltern waren vor zwei Generationen in den Kongo ausgewandert, das hatte den aufgestachelten Hutu schon gereicht, um über seine Eltern herzufallen. Mit Macheten verstümmelten sie die beiden und schlugen mit Stöcken auf sie ein, bis sie tot waren. Er hatte aus seinem Versteck zugesehen. Sie hätten auch ihn massakriert, wenn sie ihn bemerkt hätten.
Als die Mörder weg waren, rannte er voll Panik davon, in Richtung Ruanda. Jenseits der Grenze erhoffte er sich Rettung von der Befreiungsarmee der Tutsi. Er lief geradewegs ein paar UNO-Soldaten in die Arme und stammelte fast unverständlich hervor, was er soeben durchgemacht hatte. Man brachte ihn in das Lager der Blauhelme. Unter den Soldaten waren viele Belgier, Oberst Léon Colteaux nahm sich seiner an. Er adoptierte den Jungen, den er Jean nannte, und nahm ihn mit nach Lüttich.
Dort führte Jean ein tristes Leben. Er ging zur Schule, musste unsinnige Dinge lernen, und immer war ihm kalt. Er war kräftig und groß, und er litt unter ständigem Bewegungsdrang. Die Menschen in Lüttich kamen ihm lethargisch und beinahe verstört vor, sie machten ihn traurig bis zur Schmerzgrenze. Wie sehr sehnte er sich nach dem Kongo zurück! Er war einsam und zutiefst unglücklich.
Sein Adoptivvater und dessen Frau stritten sich oft. Meistens ging es um ihn, »den Wilden«, wie die Frau sich ausdrückte. Mit weit aufgerissenen Augen schlug sie ihn, wenn er sie nicht verstand, wenn er zappelte oder wenn er nicht tat, was sie von ihm wollte. Erst fürchtete, dann hasste er sie, eine Mutter war sie für ihn nie. Sie hatte den bösen Blick. Als Kind hatte er von seiner leiblichen Mutter gelernt, solche Menschen zu erkennen.
Bald stand die Frau stellvertretend für all die fremden Menschen in diesem fremden Land. Einzig der große Flohmarkt an den Ufern der Maas schenkte ihm ein bisschen Glück. Die Tiere, die es hier gab, die verrückten Sachen, die man kaufen, und die köstlichen Fische und herrlichen Pommes frites, die man für wenig Geld essen konnte!
Nach einem Jahr in Lüttich machte er mit der Schule eine Radtour. Etwa fünfundzwanzig Kilometer fuhren sie an dem kleinen Fluss Weser entlang, dann machten sie Pause an einem aufgelassenen Steinbruch. Eines der Mädchen war von oben her unvorsichtig hinabgeklettert. Jetzt stand sie zitternd auf einem Felsvorsprung, der wie ein schmaler Balkon ohne Geländer so hoch wie sechs Stockwerke über dem Erdboden hing, und konnte weder vor noch zurück. Der Lehrer lief nervös hin und her, rief ihr zu, sie solle sich beruhigen, er werde Hilfe holen. »Dort bleiben, nicht rühren!«, kiekste er immer wieder. Sie weinte und schluchzte. Von den anderen unbemerkt ging Jean zu der Felswand und kletterte hinauf. Erst zaghaft, dann schneller und bald schon gewandt und sicher.
Als er bei dem Mädchen angekommen war, beruhigte er sie, reichte ihr die Hand und zog sie zu sich heran. Der Weg nach oben war viel einfacher, als es von unten ausgesehen hatte. Jean behielt die Ruhe, er redete ihr gut zu und half ihr, aus eigener Kraft wieder hinaufzusteigen, erklärte ihr jeden Tritt und jeden Griff. Oben angekommen, legte sie dankbar ihren Kopf an seine Brust, roch seinen Schweiß. In der Schule war er von da an ein Held, das Mädchen wurde seine erste Freundin. Doch ihre Eltern und die Frau seines Adoptivvaters piesackten ihn und das Mädchen so lange, bis die Freundschaft daran zerbrach.
Doch Jean hatte das Klettern entdeckt. Fortan fuhr er, wenn sich seine Zieheltern stritten, mit dem Rad zum Steinbruch. Bei jedem Wetter. Er kletterte barfuß und ohne Sicherung, maß sich an den Felsplatten aus glattem Kalkstein, die elegant und fast senkrecht nach oben gingen. Probierte jede Möglichkeit aus, beherrschte irgendwann jede Schwierigkeit. Im Steinbruch fand er ein ausrangiertes Bergseil und nahm es mit nach Hause. Er kaufte sich ein gebrauchtes Buch über Seil- und Knotentechnik, und jede freie Minute übte er die Knoten und wie man sich direkt in ein Seil einband. Bald war er den dort kletternden Alpinisten als Seilpartner sehr willkommen. Sie mochten ihn und schenkten ihm abgelegte Kletterschuhe und Gurtzeug. Er war dankbar, freundlich, zurückhaltend und stark. Seine dunkle Hautfarbe und seine weißen Zähne verliehen ihm eine exotische Vertrauenswürdigkeit, vor allem, wenn er leise lachte. Er wurde von den Bergsteigern geliebt. Bald war er der Beste unter ihnen.
Nachts aber, wenn er im Bett lag, träumte er vom Kongo. Von der Hütte, von seinem Namen, von seinen geliebten Eltern und von der Zeit vor ihrem Tod.
Jean machte einen überraschend guten Schulabschluss und ging – wie sein Adoptivvater – zum belgischen Militär. Er war stark und intelligent. Schnell kam er zur Special Forces Group nach Flawinne. Hier gefiel es ihm. Er durfte während der Dienstzeit an den spektakulären Kalkfelsen im nahen Maastal trainieren, wo sich seit jeher die gesamte belgische Bergsteigerelite traf. Seine Kameraden mochten ihn, er nahm sie mit in die Wand. Ohne etwas dafür zu tun, wurde er so etwas wie ihr Anführer. Sie sahen zu ihm auf. Er lernte den Umgang mit modernsten Waffen, lernte den Nahkampf, lernte das Überleben und das Töten ohne Zögern. Inzwischen sprach er neben Französisch und Niederländisch auch Deutsch und Englisch. Er war hart und verfügte über unglaubliche Kräfte. Schließlich entdeckte ein Offizier seine Talente und machte ihn zum Ausbilder. Ihm ging alles leicht von der Hand. Bei der Truppe konnte er endlich seine Vergangenheit verdrängen, seine Zieheltern vergessen. Er lernte, durch Ruhe und Güte zu führen, aber auch, seine Soldaten hart ranzunehmen. Schließlich wurde er Offizier und beherrschte bald, sich durch Eloquenz, Täuschung und Geschick Vorteile zu erkämpfen. Trotzdem lebte er zurückgezogen und schloss kaum Freundschaften. Wenn er allein war, sprach er mit sich selbst in seiner Muttersprache. Denn er wusste, dass er nicht bleiben würde. Aber er war glücklich, für kurze Zeit.
Irgendwann erfuhr er von dem belgischen Radiomann, der damals in Radio Ruanda zum Völkermord gegen die Tutsi aufgerufen hatte, der die Génocidaires der Hutu zu ihren Massakern beglückwünscht hatte. Sein Hass wuchs ins Unermessliche. Und niemand holte ihn ab in seinem Hass.
An Weihnachten 2002 besuchte er wie jedes Jahr seinen Adoptivvater. Schließlich hatte er ihn, den Jungen ohne Eltern, damals gerettet und ihn selbst nie schlecht behandelt. Aber Jean verachtete ihn dafür, dass er sich gegen seine schrecklich kalte Frau nicht zu wehren wusste. In ihrer Gegenwart wurde der Oberst ein anderer Mensch.
Sie begrüßten sich freundlich. Es gab Weihnachtsgeschenke, ein gutes Essen und Bordeaux. Vom Essen und Trinken verstanden die Belgier etwas. Nachdem die Frau seines Adoptivvaters eine halbe Flasche Rotwein getrunken hatte, verzog sich ihr Gesicht mal wieder zu einer maskenhaften Grimasse mit weit aufgerissenen Augen und gekräuselten Lippen, die bei jedem Satz zitterten. Sie beklagte sich, dass ihr Mann ihr noch immer nicht diese goldene Halskette mit dem Smaragd geschenkt hatte. Sie wünsche sich dieses Schmuckstück schon lange, und so teuer sei es auch wieder nicht. Der Vorwurf löste eine dieser unsäglichen Streitereien zwischen den Eheleuten aus, die beiden keiften und schrien um die Wette. Jean saß traurig daneben. Er wollte Frieden. Doch allmählich, ganz langsam, verwandelte sich seine Traurigkeit in Wut.
Irgendwann war es so weit: Mit irrem Blick und sich überschlagender Stimme warf seine Ziehmutter Léon Colteaux vor, für Jean, den wilden Neger, habe er immer Geld gehabt, ihm habe er Zucker in den Hintern gepustet. Dieser Blick. Diese Stimme. Beides löste bei Jean etwas aus, was er selbst nicht für möglich gehalten hätte. Doch seit Jahren hatte diese Tat in ihm geschlummert wie eine hässliche Muräne, die plötzlich und unerwartet aus ihrer Höhle schießt. Er sprang auf und brach der gehassten Frau mit einem knackenden Ruck den Hals.
Als Léon das sah, begann er zu zittern. Er wimmerte. Jean war empört. Léon war Soldat wie er. Und er wimmerte? Wie erbärmlich, wie widerlich. Jean gab ihm eine Ohrfeige. Doch Léon jammerte weiter, wehrte sich nicht. Jean geriet in Rage und schlug erneut zu. Schrie: »Hör auf!«, prügelte auf ihn ein. »Hör auf, du Waschlappen!« Er schlug ihn wieder und wieder, das Jammern und Wimmern des Mannes vor ihm trieb ihn zu völliger Raserei. »Wehr dich!«, schrie er voller Verachtung. »Na los, wehr dich!« Schließlich holte er aus und versetzte Léon Colteaux einen letzten Schlag, bevor er ihn am Hals packte und gelassen zu Tode würgte.
Jean fühlte nichts. Das war es, was ihn am meisten überraschte. Er legte die beiden Leichen aufeinander und wickelte sie in einen Teppich. Dann holte er aus dem Keller zwei ausrangierte Zeltplanen aus Militärbeständen, knüpfte die Planen aneinander und rollte den Teppich darin ein. Am Schluss zog er noch Bandschlingen um das Paket. Es war kein Problem für ihn, die hundertfünfunddreißig Kilogramm zu seinem Kombi zu schleppen.
Er fuhr nach Westen in Richtung Amay. Direkt an der Maas hob er das Bündel über das Geländer, packte noch ein paar Steine in die Planen und stieß das Paket ins Wasser. Die Leichen von Léon Colteaux und seiner Frau wurden nie gefunden.
LUST
Sperber graute vor der Reise. Klassentreffen! Die Jungs hatten sicher Glatzen, die Mädels Kinder und die Lehrer Arthrose. Er hatte sich nur dazu überreden lassen, weil ein alter Kumpel ihn angerufen hatte. Dreißig Jahre nach dem Abitur.
Sein Schulfreund hieß Herbert Sondermann und arbeitete seit ewigen Zeiten bei der Kripo. Klein, dick, schmale Augen, Schnurrbart. Er hatte wenigstens immer tolle Geschichten auf Lager, dieser Kerl, und unverschämt laut konnte er sein. Er redete jeden, der ihm zu nahe kam, an die Wand. Meinte es aber nie böse. Er konnte zutraulich sein wie ein Cockerspaniel und so bissig wie ein Pitbull.
Sperber saß träge im ICE München – Hamburg, neben ihm eine ältere Dame, die sich über die schlechte Luft im Zug aufregte. Sperber ignorierte sie, er hörte ihr einfach nicht zu und las in seinem technischen Magazin über Energiegewinnung aus piezoelektrischen Fasern in der Kleidung. Sie quatschte die Leute vor sich an, die hinter sich, und dann wieder ihn.
»I krieg kei Luft net!«, keifte die Frau. Sie stupste Sperber an. »Ja, merken S’ des denn net? Hier ist kei Luft net!« Die Alte keuchte und schnaufte wie eine Dampflok. Aufmerksamkeit ist der Sex des Alters, dachte Sperber. »Luuuuft«, röchelte sie und ließ sich gegen ihn sinken.
»Die schreiben hier von Kleidern, mit denen man Strom gewinnen kann«, sagte Sperber zu ihr. »Man zieht sie an und bewegt sich. Nur durch die Bewegung kommt dann Strom aus dem Pullover. Tja, so was gibt’s schon! Man kann zum Beispiel ein Musikgerät anschließen. Oder ein Telefon. Oder auch einen Herzschrittmacher – wenn die Luft mal schlecht ist. Man kann sich sogar als Testperson bewerben.«
Die alte Dame starrte ihn an, als hätte er sie unsittlich angefasst. Sie setzte sich gerade hin und sagte bis Köln kein Wort mehr.
Der Anblick des Kölner Hauptbahnhofs ließ Sperbers Herz höherschlagen. Kölsch und gebratene Blutwurst! Was gibt es Besseres auf dieser Welt, dachte er. Er ging geradewegs ins Früh, stellte sich an die Theke und trank zwei Stängchen. Lust auf Durst! Der Köbes erzählte einen Witz über das Kölner Stadtarchiv, und Sperber war sofort mittendrin im Gespräch mit den Umherstehenden. Die Tür ging auf, und Herbert stand vor ihm, einen Kopf kleiner und einen Bauchumfang breiter als bei der letzten Begegnung. Sie umarmten sich und klopften einander auf die Schultern. »Na, du alter Verbrecher!« Sperber lachte den Hauptkommissar an.
Nach einer Stunde hatten sie zehn Kölsch getrunken. »In München hält man sich ’ne Stunde oder so an einer Mass Bier fest«, bemerkte Sperber und bewunderte sein Kölschglas. »Aber Münchner Bier schmeckt auch noch, wenn es warm ist«, ergänzte er.
»Das gibt es in Köln nicht. Hier fließen die Kölschstangen durch die Kehlen, dass es nur so rauscht. Frisch und kalt.« Sondermann nahm einen beherzten Schluck. Dann erzählte er von dem Fall, wo ein Mann versucht hatte, nach Jahren der Enthaltsamkeit seine Frau beim Kochen von hinten zu beehren. »Als er ihr endgültig an die Wäsche gegangen ist, hat die Frau sich umgedreht und ihm die heiße Bratpfanne ins Gesicht gedrückt«, schloss er ungerührt und wartete Sperbers Reaktion ab.
Der verzog schmerzvoll das Gesicht. »Und dann?«
»Er hat seine Frau anschließend doch tatsächlich wegen versuchten Mordes angezeigt. Jetzt sieht er aus wie ein Eierpfannkuchen, viel knuspriger als vorher!« Sondermann quiekte verzückt. Sie tranken noch eins.
Zwei Tage später saß Sperber wieder im Zug nach Süden. Das Klassentreffen war genauso gewesen, wie er erwartet hatte. Die Schulkameraden hatten alt ausgesehen, die Mädels Bilder ihrer Kinder herumgereicht, und die Lehrer konnten sich nur noch bedingt bewegen. Na ja, war dennoch ganz lustig geworden. Bis in die Morgenstunden.
Sperber hatte Sondermann vom Kongo und der Machete erzählt. Plötzlich war Sondermann ins Grübeln geraten. »Hm … Kongo sagst du …« Und dann hatte er ihm von diesem Job in Bayern erzählt. Beim Landeskriminalamt in München. Er kenne den zuständigen Polizeidirektor, Sperber solle sich mal bei ihm melden. »Irgendwas ist da mit dem Kongo …«
»Was soll ich denn bei den Bullen?«, hatte Sperber abschätzig gefragt, aber er war doch interessiert.
»Die suchen einen unbequemen Wissenschaftlertypen mit einer Riesenmacke. Wenn möglich Physiker oder so. Soll mit Computern auf Du und Du sein, aber vor allem ein analytischer Kopf. Aber bloß kein Stubenhocker. So ein Querdenker, nicht polizeilich ausgebildet, nicht behördengeschädigt. Mit Blick für das, wo niemand draufkommt. Und die haben in Bayern irgendwas mit dem Kongo laufen. Aber Maul halten, das mit dem Kongo hab ich dir nicht erzählt!«
»Haben die denn keine eigenen Leute, die da in Frage kommen?«
»Der neue Chef wird einiges ändern. Er kommt ursprünglich aus Duisburg und hat schon jetzt frischen Wind reingebracht. Er will die Engstirnigkeit des Apparats aufbrechen. Meld dich mal bei ihm. Ich ruf ihn an und sag ihm, dass du kommst.«
Herbert wartete auf eine Reaktion. »Na?« Er stieß Sperber den Ellbogen in die Seite. »Komm schon! Sturer Bock. Los, sag was!«
Sperber nickte vorsichtig. »Okay, ich meld mich bei ihm. Nächste Woche.«
Beim Abschied hatte Sperber dem Kommissar angeboten, ihn doch mal in München zu besuchen. »Vielleicht über Karneval?«
»Ja, könnte ich gut gebrauchen. Abwechslung von dem ganzen Tamtam hier. Mal ausspannen, statt feiern«, sagte Sondermann mit einem verschmitzten Lächeln. »Und München wär gut, ist ja bekannt für seine Enthaltsamkeit!«
FRITURE
Das Münchner Bier schmeckte ihm zwar, aber es war nicht wie das belgische. Jean Colteaux trank seine dritte Halbe aus und rülpste voller Inbrunst.
Die drei jungen Mädchen am Nebentisch sahen empört zu ihm herüber. Ihm war das egal, denn er mochte sie nicht. Jean riss die Augen auf und machte »Buh!«, sodass sie schnell wieder wegsahen. Sie zahlten und gingen. Verzogen und dämlich sind sie, dachte er. Er winkte dem Kellner zu und bestellte mit seinem französischen Akzent noch eine Portion Pommes. »Mit viel Mayonnaise!«, rief er mit Nachdruck. »Und noch eine Halbe.«
Er liebte das Bier, wenn es ihm in den Kopf stieg und ihn allmählich wie mit Watte einpackte. Wieder sah er die Szenen seiner Flucht aus Lüttich vor sich, und ein grimmiges Grinsen stand ihm im Gesicht.
Eigentlich hatte er diese Flucht schon immer geplant oder zumindest für möglich gehalten. Léon Colteaux hatte ihm eine heruntergekommene Garage neben dem Haus als sein Reich überlassen. Léons Frau hasste das alte Gebäude sowieso, sie ging nie dorthin. Jahrelang hortete Jean das gebrauchte Frittieröl seiner Ziehmutter in dieser Garage, ihm gefiel die Idee, das stinkende Zeug irgendwann einmal einzusetzen. Es war eine kindische Phantasie, aber sie hatte seinem Leben etwas Konspiratives gegeben. Insgesamt waren es dreißig Blechkanister, etwa dreihundert Liter, die er über die Jahre angesammelt hatte.
Nachdem er Oberst Léon Colteaux und seine Frau in der Maas versenkt hatte, war der Moment gekommen. Jean fuhr zurück ins Zentrum von Lüttich und parkte den alten Jeep Cherokee mit dem unverwüstlichen Dieselmotor, den er seit dem Beginn seiner Militärzeit fuhr, an der Kathedrale. Seelenruhig betrat er die Friture »La Frite Gourmande«, die er regelmäßig besucht hatte. Man kannte ihn hier. Er bestellte ein Stella Artois und eine große Portion Pommes mit Mayonnaise. Als er ging, verabschiedete er sich nicht. Er war das letzte Mal hier.
Dann fuhr er wie elektrisiert zu seiner Garage und belud die Ladefläche des Jeeps. Als Erstes stellte er die Fritteuse seiner verhassten Ziehmutter ganz nach vorn wie eine Trophäe. Daneben legte er einen Schlafsack, seinen Seesack und ein paar Decken. Dann folgten die Kanister. Alle dreißig.
Gegen Mitternacht brach er auf. Er raste über die Autobahn bis Aachen, dann fuhr er nach Süden. Hinter München sah er zum ersten Mal die Alpen und lachte vor Freude. Über Salzburg fuhr er nach Graz, weiter nach Belgrad, durchquerte den Balkan und Griechenland bis zur türkischen Grenze. Zwei Zöllner hielten ihn auf. Als sie die Kanister kontrollierten, ließ er sie daran riechen. Sie rümpften die Nase. Sie fragten, wohin er wolle. Er sagte: »Kongo!« Ihnen fiel keine Vorschrift ein, die eine Transiteinfuhr von ausgedientem Frittieröl untersagte. Sie ließen ihn weiterfahren.
Mit den Stempeln der Türkei im Pass durchquerte er Syrien, Jordanien, Israel und dann Ägypten, endlich. Nur ab und zu hatte er zum Tanken, Essen, Trinken und Pinkeln gehalten. Nach fünf Tagen fast ohne Schlaf war er an der Grenze zum Sudan. Jetzt wurde es ernst.
Er aß zwei Müsliriegel, erleichterte sich, legte seinen Beifahrersitz um und schlief auf einem Parkplatz. Als er erwachte, kontrollierte er den Tank. Er war so gut wie leer. Er füllte die ersten achtzig Liter Frittieröl in den Dieseltank und warf die leeren Kanister weg. Als er startete, trat eine schwarze Wolke aus dem Auspuff, als würde er die Schmach seiner letzten Jahre verbrennen.
Der Sudan war für ihn das schlimmste Land, das es gab. Es musste einfach ein schlimmeres geben als das, aus dem man selbst stammte. Dreimal hielt er im Sudan zum Betanken an, dann waren alle Kanister aufgebraucht. Er hatte dieses Scheißland tatsächlich ohne Zwischenfälle durchquert. Mit Frittieröl. Er lachte und lachte und freute sich wie ein kleiner Junge. Kongo! Endlich war er wieder zu Hause. Er war mit Frittieröl durch den Sudan in den Kongo gefahren!
Er war zurück. Aber nicht als der, der damals dieses Land hatte verlassen müssen. Er war jetzt stark und ein Special-Forces-Soldat der Belgier. Niemand konnte ihm Angst machen. Er wollte nur eines: Rache für alles, was sie ihm und seinen Eltern angetan hatten. Um einen Schlusspunkt zu setzen. Denn tief in seinem Herz schlummerten Anstand und so etwas wie Liebe. Das wusste er. Er musste einen Ausweg aus seinem Hass finden. Und das ging nur hier. In Kivu, dem Land des Coltans.
Und jetzt saß er in Schwabing, in München. Das letzte Bier trank er nur halb aus, genug war genug. Er war immer noch Soldat, kein Säufer. Von Kivu aus war er hierhergekommen. Er hatte einen Auftrag zu erledigen, und dazu brauchte er einen klaren Kopf. Er schlurfte zur Theke, rülpste noch einmal laut und zahlte seine Zeche. Dann ging er zu den fünfzehn Soßenspendern an der Wand, drückte sich eine Portion der Sauce Americaine in die linke Hand und leckte sie im Hinausgehen auf.
HANDTUCH
Ephraim Ngonsomo war zweiundvierzig Jahre alt und von gedrungener Gestalt. An diesem Morgen war er früh aufgestanden. In Deutschland war er zu einem reichen Mann geworden. Und seit er in München lebte, hatte er das Joggen entdeckt. Diese Europäer, hatte er gelacht, sie laufen, um Gewicht zu verlieren. In Afrika lief man, um zu jagen. Oder wenn einen jemand umbringen wollte. Hier lief man in der Freizeit, einfach so. Viele in seinem Alter joggten, darum hatte er es auch einmal ausprobiert.
Inzwischen hatte er erkannt, wie schön es war, aus Spaß zu laufen. Und er war besser darin als die ständig schwitzenden, verbissenen Deutschen, denn er tänzelte. Die Deutschen liefen sehr ernsthaft, so wie sie alles taten. Merkwürdig waren diese Leute. Alles wollten sie messen. Um sich selbst zu beweisen, wie gut sie waren. Ein großes, berühmtes Volk ohne Selbstvertrauen. Er hatte geglaubt, wer so erfolgreich war, der müsste doch bereits von Geburt an mit Souveränität ausgestattet sein.
Die Geschäfte mit den Deutschen liefen allerdings gut. Seine Wohnung lag in Bogenhausen an den Isarauen, einer der besten Wohngegenden in München. Um hier als Schwarzer akzeptiert zu werden, musste man zeigen, dass man sich mehr leisten konnte als andere. Er fuhr einen Mercedes S, trug eine Jaeger-LeCoultre und ließ seine Anzüge beim besten Schneider der Stadt nähen. Und seine Schuhe wurden handgefertigt von einem Schuhmacher in der Maximilianstraße.
Er trank Davidoff-Kaffee und aß eine Scheibe Toast mit österreichischer Marmelade. Nach einer kalten Dusche zog er einen neuen Slazenger-Trainingsanzug und Nike-Laufschuhe an und legte sein Versace-Handtuch um den Hals. Er nahm sein iPhone, stöpselte die weißen Knopfhörer in die Ohren und ließ afrikanische Popmusik krachen. Als er das Haus verließ, war es Viertel nach sieben. Es war ein diesiger, kalter Dienstagmorgen.
Nach zwei Minuten kam er an die Isar. Er kannte den Weg gut, der Nebel störte ihn nicht. Das Leben in München war für ihn purer Luxus, anders als während seiner freudlosen Kindheit. Nachdem die Weltgemeinschaft die belgische Kolonialmacht aus dem Kongo hinausgeekelt hatte, war der Kongo von Mobutu in Zaïre umbenannt worden. Ephraims Vater war damals Abgeordneter, und das hieß, er war ein verdammt korrupter Teufel. Seine Untergebenen trat er mit Füßen. Seine Frau hatte er so oft gedemütigt und vergewaltigt, dass sie nicht einmal mehr weinen konnte. Und um seine Kinder auf den rechten Weg zu bringen, verprügelte er sie, wenn er mal die Zeit dazu fand.
Die Stellung seines Vaters hatte jedoch den Vorteil, dass er seine Kinder auf eine gute Schule in Kinshasa schicken konnte. Ephraim lernte dort neben Französisch und Lingala auch Englisch und Deutsch. Nach der Schulzeit konnte er sogar studieren, Wirtschaftswissenschaften. Das war im Kongo damals nur wenigen Privilegierten vorbehalten.
Und heute ging er joggen. Weil es viele taten, die ihn dabei sehen konnten. Er hatte ein herrliches Leben. Jeden Abend nahm er sich eine andere Frau mit nach Hause. Weiße Frauen mit blonden Haaren. Dünn und hochgewachsen sollten sie sein, am besten größer als er. Er liebte es besonders, wenn sie knabenhaft aussahen, keine Brüste hatten und ein mageres Gesicht. Von diesen Frauen gibt es in München so viele wie Affen im Kongo, dachte er glücklich. Er bestellte sie oft über einen Escortservice. Er ging mit ihnen zum Essen und brachte sie anschließend zu sich nach Hause. Zumeist tranken sie erst eine Flasche Champagner, dann zog er sie aus, trug sie ins Bett und legte sich daneben. Er machte mit ihnen, was sie zuließen. Nie hatte er einer von ihnen Gewalt angetan. Sie kamen alle gern wieder zu ihm. Nach ihrem Namen fragte er sie nicht mehr, er konnte sie einfach nicht unterscheiden. Für ihn sahen sie alle so gleich aus, diese weißen Frauen! So ging das seit zwei Jahren fast jeden Tag. Bis auf montags. Denn am Dienstag ging er joggen und arbeitete.
Außer ihm war hier kein Mensch an diesem Morgen. Ein paar Raben krächzten, und weit entfernt brummten Autos. Er passierte gerade eine hohe Kastanie, als er hinter sich einen dumpfen Aufprall hörte. Er blieb stehen und drehte sich um. Vor ihm stand ein großer, kräftiger Mann mit weit aufgerissenen Augen, er hielt eine Machete in der Hand. Ein zweiter sprang gerade von einem anderen Baum. Auf Lingala fragte ihn der erste: »Kurz- oder langärmelig?«
Ephraim wusste, was das bedeutete. Er wollte wegrennen, doch der zweite Mann hielt ihn fest. Er stank so bestialisch, dass es Ephraim den Atem nahm. Er wollte schreien, doch der Mann stopfte ihm das Versace-Handtuch in den Mund. Der andere nahm ihm das iPhone ab. Mit einem kleinen Fotoapparat schoss er Bilder. Ephraims Angst war so groß, dass er sich in die Hosen machte. Dann ging alles schneller, als er gedacht hätte.
Ephraim starb mit einem sündhaft teuren Handtuch auf dem Gesicht.
MARTHA
Das Gebäude in der Maillingerstraße war ein Klotz mit grauer Natursteinfassade. Die Farbe passte zu den Hunderten von vermodernden Bürokraten, die Sperber hinter dieser Fassade vermutete. Er blieb kurz stehen und sah hoch, um einen letzten Blick in den frischen blauen Himmel mitzunehmen.
Sperber ging durch eine Glastür mit der Aufschrift »Dezernat 62 – Organisierte Kriminalität und Besondere Deliktsformen«. Hier war er richtig. Er betrat das Sekretariat. Als die Sekretärin an die Tür ihres Chefs klopfte, fiel ihr auf, dass Sperbers Schuhe nicht geputzt waren. Er bemerkte ihren kritischen Blick, sah hinunter, sah sie an und lächelte verlegen. Macht keinen guten Eindruck, dachte er. Was soll’s! Sie würden ihm den Job nicht wegen seiner Schuhe verweigern.
Sie öffnete die Tür. Vor ihm saß in einem großen Büroraum ein gemütlich wirkender Beamter, leicht untersetzt, dunkelroter Pullover, Mitte fünfzig, Typ Pfeifenraucher. Das war also der Dezernatschef.
»Tag! Sperber mein Name.«
»Ah, Sie sind Herr Sperber. Man hat Sie schon angemeldet«, sagte der Mann in breitem Ruhrpott-Tonfall und stand auf. »Äh … Müller. Heinz Müller!« Er reichte Sperber die rechte Hand und zeigte mit der linken auf den leeren Holzstuhl vor seinem Schreibtisch.
»Sie haben sicher auch einen Vornamen?«, fragte Müller väterlich.
»Friedrich«, erwiderte Sperber.
»Was können Sie denn, Friedrich Sperber?« Müller setzte sich wieder hin.
»Oh, sehr direkt. Find ich gut. Ich kann schreiben, rechnen, lesen, und denken kann ich auch.«
»Und Computer, kennen Sie sich damit aus?«
»Ich wurde quasi im Silicon Valley geboren«, gab Sperber süffisant zurück.
»Starke Ansage«, erwiderte Müller, lachte und machte eine Pause. Seine Miene wurde ernst, aber er ließ Sperber nicht aus den Augen.
Der Kerl ist nicht zu provozieren, dachte Sperber.
»… und wo wurden Sie zuletzt fürs Denken gebraucht?«, wollte Müller wissen.
»Verschiedene Jobs als Leiharbeitskraft.« Sperber lehnte sich zurück.
»Was haben Sie genau gemacht?« Müller machte das Gleiche.
»Mal hier, mal da, Internet, Software, IT. Was man heute so macht.«
»Klingt unzufrieden«, bemerkte Müller.
»Bin unzufrieden.«
»Und davor?«
»War ich im Kongo.«
»So, im Kongo. Sie meinen im richtigen Kongo?«, fragte Müller und zog eine Augenbraue hoch.
»Gibt es denn auch einen falschen?« Sperber machte ein fragendes Gesicht.
»Ja, gibt es. Der ist nämlich links daneben.« Müller grinste.
Mann, schon wieder diese Sache mit den zwei Kongos. Die meisten Leute konnten das nicht auseinanderhalten. Okay, Müller hatte recht.
»Also, ich war im richtigen Kongo, früher Zaïre. Nahe Goma.«
Müller pfiff durch die Zähne. »Heiße Gegend! Was macht man dort?«
»Geophysiker. Exploration auf seltene Erden.«
Das beeindruckte den Dezernatschef. Er hob anerkennend die Augenbrauen und senkte die Mundwinkel. »Sicher ’ne Scheißzeit gewesen, was?« Müller klopfte mit einem Lineal auf seinen Oberschenkel.
»Ich hab’s überlebt«, sagte Sperber nüchtern.
»Ja, Sie haben’s offensichtlich überlebt«, stellte Müller versonnen fest. »Und Sie glauben, dass Sie für uns was tun können?«
Sperber fixierte ihn und hob die Schultern. »Was gibt’s denn zu tun?«, wollte er wissen. »Ich meine, außerhalb des Kongo.«
Müller hielt inne, dann klopfte er wieder auf seinen Oberschenkel. »Sagen wir mal so: Ab und zu haben wir ein paar merkwürdige Sachen hier in Bayern. Delikte, mit denen die normale Polizei überfordert ist. Eigenartig zugerichtete Leichen, organisierte Kriminalität. Mit einem Hintergrund, für den man einen Spezialisten braucht. Wenn wir freie Mitarbeiter für einen Fall benötigen, greifen wir oft auf Leute aus der IT-Branche zurück. Aber wir haben auch Biologen, Mediziner und Ingenieure, deren Rat wir ab und zu einholen. Aber viele von den Leuten kann man heutzutage ja nur noch vor einen Bildschirm setzen.« Er seufzte mit einem Gesichtsausdruck, als trauerte er einer anderen Zeit nach. »Ich brauche aber jemanden, der denken kann. Jemanden, der die Welt kennt. Jemanden, der weiß, wie es ist, wenn man tief gesunken ist. Jemanden, der weiß, dass man eine Fünf manchmal durchaus geradebiegen kann.« Er verschränkte die Hände, stützte die gestreckten Zeigefinger gegeneinander und wippte damit auf und ab. »Also: Ich brauche jemanden, der Gefühl für Menschen und gleichzeitig eine gute Ausbildung hat. Und der sich bisher kaum mit Polizeiarbeit beschäftigt hat. Einen frischen Geist sozusagen.« Er schürzte die Lippen und legte die Spitzen der Zeigefinger nachdenklich an seine Unterlippe. Als er Sperber dann direkt in die Augen sah, sagte er: »Ihr Freund, Hauptkommissar Sondermann, hat Sie empfohlen.«
Sperber hatte aufmerksam zugehört und nickte. »Tja, ob ich der Richtige für Sie bin, kann ich nicht sagen …«
»Wärmstens empfohlen!«, betonte Müller und ließ sich nicht irritieren. »Er sagt, Sie seien schwierig und nicht sehr höflich. Aber klug. Was meinen Sie dazu?«
»Guten Freunden widerspricht man nicht.« Sperber grinste.
Eine Weile betrachtete ihn Müller schweigend. Sperber hielt seinem Blick stand und hielt ebenfalls den Mund.
»Gut, ich probiere es mit Ihnen.«
»Wie, das war’s schon? Einstellungsgespräch beendet?«
»Beendet!«, schloss Müller und stand auf.
»Ähm …« Sperber war peinlich berührt und lächelte so gequält, als hätte er eine Banane quer verschluckt. »Das ging mir jetzt aber ein bisschen zu schnell. Also … wieso hat denn das LKA keine eigenen Leute, die so was machen können?«
»Das ist gut gedacht und zugleich eine Scheißfrage!«, gab Müller ärgerlich zurück. »Das können Sie natürlich nicht wissen«, sagte er ruhiger und setzte sich wieder hin. »Also …« Müller richtete sich auf. Er schwieg ein paar Sekunden und fixierte Sperber so eindringlich, dass es fast wehtat. »Wir haben kein Geld.«
»Kein Geld?«, fragte Sperber erstaunt. »Ja, wollen Sie mich denn mit Hosenknöpfen bezahlen?«
Müller grinste. »Nein, nein, natürlich nicht. Bezahlung angelehnt an den öffentlichen Dienst. Aber Sie sind einfach billiger. Ich nehme Sie nur, wenn ich Sie wirklich brauche.«
»Hm, das heißt, zwischendurch muss ich mir eventuell wieder was anderes suchen?«
»Eventuell. Keine Angst, wenn Sie gut sind, werd ich Sie schon nicht ziehen lassen.« Er räusperte sich. »Die geringeren Kosten sind aber nur ein Grund. Der andere Grund ist, dass die Wissenschaftler, die wir hier fest anstellen oder sogar verbeamten, dass die Leute irgendwann faul werden. Die sehen das hier als gemütliches Nest. Und hören irgendwann auf, gut zu sein. Verstehen Sie? Kein Interesse mehr an der wissenschaftlichen Arbeit. Zunehmende Gleichgültigkeit. Die Uhr schlägt halb fünf, und sie lassen den Griffel fallen. Das ist der Hauptgrund. Beschissene Gleichgültigkeit. Die kriegt man in so einem Amt einfach nicht ausgemerzt. Im Gegenteil, die Gleichgültigkeit ekelt die guten Leute irgendwann so an, dass sie auch gleichgültig werden. Das ist wie eine Epidemie.«
Sperber stutzte. »Ja, und ich? Was soll ich tun?«, fragte er und hob ratlos die Hände.
»Sie sollen die Leute ein wenig auf Trab bringen. Frischen Wind reinlassen …«
»… der durch die heiße Luft entsteht, wenn ich verheizt werde, was?«, spottete Sperber.
»Ich hab ein paar brauchbare Leute hier. Mit denen mach ich Sie bekannt. Sie kommen in ein gutes Team.«
»Kompetenzen?«
»Bekommen Sie.«
»Welche?«
»Natürlich keine polizeilichen, keine Waffe, keine Exekutivgewalt. Aber weitgehende Sondervollmacht und Bewegungsfreiheit.«
Sperber nickte. Nach ein paar Sekunden fragte er: »Wann muss ich mich entscheiden?«
»Jetzt.«
Sperber wand sich in seinem Stuhl. »Au Mann. Sie sind ein harter Knochen.«
»Mit einem weichen Drumherum!« Müller klopfte auf seinen Bauch und lächelte.
Eines ist klar: Dieser Kerl ist schwer in Ordnung, dachte Sperber. Er vertraute ihm. Er entschied sich, das Angebot zu testen. Immer noch besser, als selbst ernannten IT-Spezialisten als Leiharbeitssklave zu dienen, dachte er grimmig.
»Okay, ich mach’s. Aber erwarten Sie nicht von mir, dass ich für Sie den ganzen Laden auseinandernehme.«
Müller ignorierte Sperbers Bemerkung. »Kommen Sie, ich stelle Ihnen Oberkommissarin Kieninger vor. Alle hier nennen sie Martha. Sie wird immer dabei sein, wenn Sie arbeiten. Erst mal für drei Monate.«
»Für drei Monate ist sie bei mir?«
»Nein, Sie sind erst mal drei Monate bei uns. Probezeit als Freiberufler sozusagen. Danach sehen wir weiter.« Klare Ansage, dachte Sperber.
»Alles verstanden?«, fragte Müller und reichte Sperber die Hand.
»Warum nehmen Sie mich?«, fragte Sperber.
»Weil ich mich auf Sie verlassen kann.« Müllers Hand wartete.
»Einverstanden!«, gab Sperber zurück. So musste es sein: Der Mann hat Handschlagqualitäten, dachte Sperber zufrieden.
Einen Stock tiefer war das Büro von Martha Kieninger. Hochgewachsen, schlank, schicke Schuhe, dunkles Haar, Hochsteckfrisur, Lesebrille. Ende vierzig, also in seinem Alter. Kleidung irgendwie altmodisch, aber alles passte zu dem überzeugenden Blick über ihre Lesebrille hinweg und zu ihrem festen Händedruck. Mit der kann man Elefanten klauen, dachte Sperber.
»Martha, zeigen Sie ihm den Fall«, sagte Müller freundlich.
»Mach’ ma scho!«, stellte Martha klar. Ein präzises Bayerisch, dachte Sperber.
Müller reichte Sperber die Hand und mahnte zum Abschied: »Und keine Mätzchen mit Martha, klar?« Uff, das war eindeutig.
Martha ging zum Aktenschrank und kam mit einer Mappe zurück. Sie holte ein paar großformatige Fotos heraus und legte sie nebeneinander auf den hellen Besprechungstisch im Nebenraum.
Das erste Bild zeigte eine männliche Leiche, die eigenartig verdreht auf Grasboden lag. Ein Handtuch steckte in ihrem Mund und bedeckte den Rest des Gesichts. »Gefunden von einem Jogger in den Isarauen in Bogenhausen«, sagte Martha. Der Tote lag auf dem Bauch. Ein weiteres Foto zeigte das Gesicht und den Hals der Leiche in Nahaufnahme. Ein Schwarzer. Am Hals klaffte eine blutende Wunde. Die Haut war blauschwarz und blutunterlaufen. Ein drittes Bild zeigte den rechten Arm des Toten. Die Hand fehlte. Ein paar Hautfetzen hingen am Unterarm. Die linke Hand war ebenfalls verstümmelt, hing aber zum Teil noch am Unterarm fest.
»Hat man die Tatwaffe gefunden?«, fragte Sperber angewidert.
Martha legte ein weiteres Bild auf den Tisch. Auf dem Bild war ein Schild mit einer Nummer zu sehen, das auf einem Labortisch stand. Neben dem Schild lag eine Machete. Sperber griff sich in den Nacken und spürte einen fast elektrischen Schmerz in seiner Wundnarbe.
»Die haben wir etwas weiter weg an der Isar gefunden, hatte sich in einem Gebüsch verfangen«, sagte Martha und beobachtete Sperber.
»Hat der Täter vielleicht weggeworfen und dachte, er hätte ins Wasser getroffen?«
»Warum dachte er das?«
Sperber machte ein nachdenkliches Gesicht. »Vielleicht neblig an dem Tag?«
Martha nickte verhalten. »So dichter Nebel wäre zwar außergewöhnlich in München, aber vielleicht haben Sie recht.«
»Der sieht übel aus«, sagte Sperber eher aus Verlegenheit. »Wissen Sie, wer der Mann ist?«
»Viel wissen wir noch nicht.«
»Sagen Sie, die Mordwaffe … die ist doch eigenartig. Eine Machete. So was hat in Deutschland doch eigentlich niemand, oder?«, fragte Sperber.