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In der Personalauswahl hat in den letzten Jahren eine zunehmende Digitalisierung stattgefunden. Neue Technologien finden immer mehr Einsatz in Bewerbungsprozessen (Chapman & Rowe, 2001; Melchers, Petrig, & Sauer, 2016, April; Ryan et al., 2015; Stone, Lukaszewski, Stone-Romero, & Johnson, 2013). Neben den vielen Vorteilen, die solche Verfahren mit sich bringen, sind die potentiellen Risiken jedoch weitestgehend ungeklärt. Ziel der vorliegenden Studie war es aus diesem Grund, die Unterschiede zwischen technologie-mediierten Interviews und persönlichen Vorstellungsgesprächen besser zu verstehen. Hierfür wurden 51 Psychologiestudierende der Universität des Saarlandes und der Universität Ulm in einem kontextualisierten Einstellungssetting untersucht. Die Probanden wurden dabei zufällig in eine der drei Interviewbedingungen Face-to-Face Interview, Videokonferenz-Interview und asynchrones Interview eingeteilt. Der vermutete Unterschied in der Interviewleistung konnte nicht nachgewiesen werden. Teilweise bestätigt werden konnte die Annahme über einen Zusammenhang zwischen dem Interviewmedium und der Fairnesswahrnehmung. Ebenso konnte ein Zusammenhang zwischen dem Interviewmedium und der Akzeptanz des Auswahlverfahrens nachgewiesen werden. Ein Zusammenhang zwischen dem Interviewmedium und Privacy Concerns zeigte sich ebenfalls. Ein Unterschied in der Kriteriumsvalidität zwischen den Interviewmodalitäten ergab sich dagegen nicht. Obwohl die Ergebnisse aufgrund der geringen Stichprobengröße nur rein explorativ betrachtet werden können, zeigen sie die Relevanz weiterer Forschung in diesem Bereich auf.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
1 Einleitung
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Technologie-mediierte Einstellungsinterviews
2.2 Rolle der Bewerberreaktion
2.3 Privacy Concerns
2.4 Mögliche Auswirkungen auf die Kriteriumsvalidität
3 Methoden
3.1 Stichprobe
3.2 Rekrutierung
3.3 Versuchsdurchführung
3.4 Messinstrumente
4 Ergebnisse
4.1 Vorbereitende Analysen
4.2 Testung der Hypothesen und der Forschungsfragen
5 Diskussion
5.1 Zusammenfassung und Diskussion der Befunde
5.2 Einschränkungen der vorliegenden Studie
5.3 Zukünftige Forschung und praktische Implikationen
5.4 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang A
Die Digitalisierung von Prozessen und Abläufen findet immer mehr Einzug in die Arbeitswelt. Neue Technologien werden zunehmend in ehemals analogen Auswahlprozessen eingesetzt (Chapman & Rowe, 2001; Melchers et al., 2017; Ryan et al., 2015; Stone et al., 2013). Einige Beispiele sind Online-Stellenanzeigen, digitale Bewerbungsunterlagen und Online-Tests. Die aufgezählten Aspekte scheinen in erster Linie Vorteile zu haben. Z. B. ist es möglich durch eine räumliche Unabhängigkeit, die online Videokonferenzen bieten, eine höhere Zahl potentieller Bewerber[1] zu erreichen. Weitere Vorteile des Einsatzes neuer Technologien in der Personalauswahl sind reduzierte Anreise- und Personalkosten, ein beschleunigter Auswahlprozess und eine höhere Standardisierung des Ablaufes (Bauer, Truxillo, Mack, & Ana, 2011; Bauer, Truxillo, & Paronto, 2004; Blacksmith, Willford, & Behrend, 2016; Chamorro-Premuzic, Winsborough, Sherman, & Hogan, 2016). Diese Vorteile scheinen jedoch den Blick für etwaige Nachteile getrübt zu haben. So gibt es bisher keine empirischen Befunde zu eventuellen negativen Auswirkungen.
Das wohl am häufigsten eingesetzte Auswahlinstrument stellt das Interview dar (Huffcutt & Culbertson, 2011). Interviews, abgehalten via Telefon, Videokonferenzsysteme oder Chats, stellen die technologie-mediierte Variante des Gespräches dar (Levashina, Hartwell, Morgeson, & Campion, 2014). Verglichen wurden die verschiedenen Modalitäten bisher nur selten, weshalb diesbezüglich noch viele Fragen offen sind (Potosky, 2008). Weitere Forschung ist notwendig, um die Auswirkungen neuer Technologien auf wichtige Aspekte, wie die Reaktionen der Bewerber und den Einfluss auf die Kriteriumsvalidität zu ergründen (Blacksmith et al., 2016). Aus diesem Grund ist das Ziel dieser Studie, mögliche Unterschiede zwischen technologie-mediierten Interviews und Face-to-Face Interviews aufzuzeigen und deren Ursachen näher zu untersuchen.