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Zum Buch

Commissaire Le Floch durchlebt eine schwere Zeit: König Ludwig der XV., der ihm wohlgesinnt war, ist im Mai 1774 gestorben, und ein halbes Jahr später hat sein Nachfolger noch keine rechte Autorität. Le Flochs langjähriger Mentor und Chef, Polizeipräfekt Gabriel de Sartine, wurde in ein anderes Amt weggelobt. Wie dessen Nachfolger, Polizeipräfekt Le Noir, ihn einschätzt, weiß Nicolas noch nicht so recht. Der erste Auftrag, den er von ihm erhält, ist gänzlich ungewohnter Natur: In den südlichen Regionen Frankreichs ist unter dem Vieh Milzbrand ausgebrochen. Ein Übergreifen der Seuche auf Paris ist unbedingt zu vermeiden. Nicolas soll den Viehhaltern und vor allem den Händlern, die das Futter für das Vieh beschaffen, die dringend nötigen Vorsichtsmaßnahmen einschärfen.

Auf überraschende Weise schließt sich dieser Auftrag mit einem anderen Ermittlungsfall zusammen, den der Commissaire nicht von Le Noir, sondern von einem Minister erhalten hat: Es handelt sich um die Ermordung eines Zimmermädchens in einem prominenten Pariser Haus.

Zum Autor

Jean-François Parot, 1946 geboren, studierte an der Sorbonne in Paris Geschichte und Ethnologie, absolvierte eine Ausbildung als Ägyptologe und spezialisierte sich auf das 18. Jahrhundert. Nach dem Militärdienst schlug er die diplomatische Laufbahn ein. Seine Romanreihe um Commissaire Le Floch wurde nicht nur in Frankreich, sondern auch in vielen anderen Ländern ein großer Erfolg. Jean-François Parot verstarb am 23. Mai 2018.

Jean-François Parot

Commissaire LE

FLOCH

und die silberne Hand

Roman

Aus dem Französischen von

Michael von Killisch-Horn

BLESSING

Titel der Originalausgabe: Le crime del ’hôtel Saint-Florentin

Verlag der Originalausgabe: Edition Lattès, Paris

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Copyright 2004, Edtion Lattès

Copyright © 2019 der Übersetzung by Karl Blessing Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Satz: Leingärtner, Nabburg

e-ISBN: 978-3-641-25047-8
V001

www.blessing-verlag.de

Für Arlette und Richard Benais

Inhalt

Liste der handelnden Personen

Prolog

Der Lauf der Tage

II  Das Hôtel Saint-Florentin

III  Schlangennest

IV  Verwirrung

Zwischen Stadt und Faubourg

VI  Ablenkungen des Herzens

VII  Diese Welt

VIII  Navigation

IX  Annäherungen

Bicêtre

XI  Manöver

XII  Erklärungen

XIII  Fallen

Epilog

Danksagung

Liste der handelnden Personen

Nicolas Le Floch, Marquis de Ranreuil: Polizeikommissar im Châtelet

Louis Le Floch: sein Sohn

Antoine-Gabriel De Sartine, Comte d’Alby: Marineminister

Jean-Charles Le Noir: Polizeipräfekt, Lieutenantgénéral de police

Charles Henri Sanson: Henker von Paris

Augustin Testard du Lys: Lieutenant criminel

Louis-Phélypeaux de Saint-Florentin: Duc de La Vrillière: Minister der Maison du Roi

Amalie-Ernestine de Saint-Florentin: Duchesse de La Vrillière

Victor-Scipion de La Garde: Marquis de Chambonas, Schwiegersohn des Duc de La Vrillière

Jean-Frédéric Phélipaux: Comte de Maurepas, Erster Minister

Marie-Jeanne Phélipaux: Comtesse de Maurepas, Schwester des Duc de La Vrillière

Louis François De Vignerot Du Plessis: Duc de Richelieu, Marschall von Frankreich

Pierre Bourdeau: Polizeiinspektor

Père Marie: Amtsdiener im Chatelet

Rabouine: Spitzel

Aimé de Noblecourt: ehemaliger Staatsanwalt

Marion, Poitevin und Catherine: Bedienstete von Noblecourt

Guillaume Semacgus: Marinewundarzt

Thierry de Ville D’avray: Erster Kammerdiener des Königs

Jean-Benjamin de La Borde: sein Vorgänger

La Satin: Mutter von Louis Le Floch

La Paulet: Bordellbesitzerin

Jacques de Vaucanson: Erfinder von Automaten

Monsieur de Gévigland: Arzt

Monsieur Bourdier: Ingenieur und Erfinder

Comte D’arranet: Marineadmiral

Aimée D’arranet: seine Tochter

Anselme Vitry: Gärtnerjunge

Marguerite Pindron: Kammerzofe

Jean Missery: Maître d’hôtel

Eugénie Gouet: Kammerfrau der Duchesse de La Vrillière

Marie Meunier: Geliebte des Duc de La Vrillière

Jeanne Le Bas, genannt Jeannette: Kammerzofe

Charles Bibard, genannt Provence: Kammerdiener des Duc de La Vrillière

Pierre Miquete: Schweizer des Hôtel Saint-Florentin

Jacques Blain: Concierge

Jacques Despiard: Küchenjunge

Gilles Duchamplan: älterer Bruder der verstorbenen Madame Missery

Nicole Duchamplan: seine Frau

Hélène Duchamplan: Schwester Louise de l’Annonciation, ältere Schwester der verstorbenen Madame Missery

Eudes Duchamplan: jüngerer Bruder der verstorbenen Madame Missery

Nicolas Edme Restif de La Bretonne: Publizist, Schriftsteller

Madeleine Josse: La Roussillon, Prostituierte

Père Longères: Viehzüchter

Claude und Antoine Richard: Gärtner des Trianon

Lord Ashbury: englischer Spion

Prolog

Die dunkle Nacht nahm den Dingen alle Farben.

Maurice Scève

Sonntag, den 2. Oktober 1774

Was bedeutete dieses ungewöhnliche Rendezvous? Sie würde ihm derartige Launen austreiben, er würde schon sehen. Was bildete er sich ein! Die Etage der Dienerschaft bot genügend Gelegenheiten, um sie nicht zu unwillkommenen nächtlichen Eskapaden zu zwingen. Ein Glück, dass ihre Aufgaben in den Gemächern von Madame diesen gut aussehenden Weiberhelden für einen Großteil des Tages von ihr fernhielten. Er nutzte häufig ihren Aufenthalt in den Gemeinschaftsräumen des Hôtel Saint-Florentin aus, um … Nun ja, der Mann war eben unersättlich.

Aber was konnte sie ihm schon mit Recht verweigern? Sie verdankte ihm schließlich ihre Stelle und damit eine gewisse Sicherheit.

Die Wartezeit verlängerte sich, und der Kerzenstummel, der die Fleischküche spärlich beleuchtete, würde nicht mehr lange brennen. Es handelte sich um einen großen, dunklen Raum mit Kaminen aus geschwärzten Steinen, auf deren vorgebauten Simsen allerlei Gerätschaften wie Bratspieße, Zahngestänge und Fettpfannen standen und lagen.

Sie musste lachen über ihre Dreistigkeit: Jeden Tag stahl sie Kerzenstummel in den Gemächern der oberen Etagen und vermehrte dadurch ihren Vorrat. Ein paarmal wäre sie beinahe ertappt worden. Sie musste sich nicht nur vor ihrer stets wachsamen Herrin in Acht nehmen, sondern auch vor den anderen Dienstboten, die ihr Konkurrenz beim Klauen machten und wie sie hinter allem her waren, was einen einträglichen Wiederverkauf versprach. Das Kerzenwachs wurde dabei nach Gewicht berechnet.

Ein metallisches Klirren zerriss die Stille. Ihr Herz schlug so wild, dass es wehtat. In banger Erwartung hielt sie den Atem an, ohne dass etwas geschah. Wieder eine dieser Ratten, dachte sie, die man einfach nicht loswurde. Eines dieser räudigen und satten grauen Viecher, die sich von den Küchenabfällen und den Resten ernährten, die in der großen Vorratskammer aufbewahrt wurden. Dort fanden sich ebenfalls genügend Sachen, mit denen sich gute Geschäfte machen ließen. Die besten Stücke verkaufte sie an ein paar Wirtshäuser und die Essensreste an einen dieser Hersteller von Suppen aus Abfällen, deren dampfende Wagen den Ärmsten auf den Straßen für ein paar Kupfermünzen einen Augenblick des Trostes schenkten. Eine Erfahrung, die sie vor gar nicht so langer Zeit selbst gemacht hatte, nachdem sie aus ihrem Elternhaus geflohen war. Noch immer meinte sie, diesen säuerlichen und fauligen Nachgeschmack im Mund zu haben, den kein Gewürz zu übertönen vermochte. Allein beim Gedanken daran wurde ihr übel.

Nach wie vor spitzte sie die Ohren in der Hoffnung, den schweren Schritt ihres Liebhabers zu hören. Ein fernes Miauen ertönte. Sie konnte sich ein spöttisches Lachen nicht verkneifen; die Kater hier waren zu nichts nutze, gemästet, wie sie von den Resten eines reich gedeckten Tisches waren. Lediglich ihre Augen, die in der Dunkelheit leuchteten, vermochten jemanden zu erschrecken, öfter hingegen erschraken sie selbst. Wenn sich eine Ratte von beachtlicher Größe, die gelblichen Zähne gefletscht, vor ihnen aufrichtete, traten sie kampflos den Rückzug an. Aber es waren nicht die Katzen, die ihr Angst machten. In den Ställen ihres Vaters, eines Viehzüchters im Faubourg Saint-Antoine, trieben sich die furchterregendsten Katzen herum, angelockt von den unzähligen Mäusen, die sich dort im Stroh und im Futter verbargen.

Sie wollte nicht mehr an die Vergangenheit denken, versuchte sie vielmehr auszulöschen. Doch es half alles nichts, sie sah die letzten Momente, die sie mit ihrer Familie verbrachte hatte, immer wieder vor sich. Ihr Vater wollte sie unbedingt mit dem Sohn eines Nachbarn, einem Gärtner, verheiraten. Obwohl durchaus gut gebaut, war dieser Junge mit den vorstehenden Augen nicht nach ihrem Geschmack. Seine Art, ihr den Hof zu machen, war mehr als merkwürdig, denn sie bestand fast ausschließlich in langatmigen Aufzählungen von Salaten oder von Regeln für den Anbau in Frühbeeten, das Ganze ausgeschmückt mit Überlegungen, ob man Alleen lieber mit Hecken, Spalieren oder einem Zaun aus Rebpfählen säumen sollte. Der Antrittsbesuch bei den Vitrys hatte sie in ihrer Ablehnung bestärkt.

Deren Haus bestand unten aus einem einzigen großen Raum, in dem die Familie lebte und aß. Der Boden bestand aus gestampfter Erde, kein Vergleich also zu den gewachsten Fliesen in der elterlichen Wohnküche. Strohstühle, ein großer Tisch aus verwittertem Holz, ein Kachelofen, ein Springbrunnen aus Kupfer und ein schäbiges Buffet bildeten die ganze Einrichtung. Im ersten Stock gab es zwei Schlafzimmer mit einfachen Betten, von denen eines, in dem der Sohn schlief, das Nest des künftigen Paares werden sollte. Mutter Vitry, eine große, schwarzhaarige, dürre Frau mit Fingernägeln, die schmutzig und schadhaft vom Wühlen in der Erde waren, zählte ihr in schroffem Ton die Pflichten einer Gärtnersfrau auf. Sie müsse bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit um fünf Uhr morgens aufstehen und bis acht Uhr abends arbeiten. Mit einer einzigen Pause, um schnell und ohne Zeit zu verlieren eine Suppe oder einen Brotkanten zu essen. Und selbstverständlich müsse sie den Eltern ihres Mannes gehorchen, als wären es ihre eigenen.

Ihr Widerwille nahm zu, als man auf den Ehevertrag zu sprechen kam und auf das, was die Eheleute einzubringen hatten. Für sie war das neben einer Mitgift, deren Höhe die Augen der künftigen Schwiegereltern leuchten ließ, eine sich über Monate hinziehende Lieferung von frischem Dung für die Beete der Vitrys.

Am Tag der Verlobung und der Unterschrift vor dem Notar suchte sie, gequält von der Aussicht auf ein Leben an der Seite dieses Tölpels, aus einer plötzlichen Anwandlung heraus das Weite und ließ Kälber, Kühe, Ochsen, Misthaufen und Salate, einen verdatterten Verlobten und zwei bekümmerte Familien einfach stehen. Da sie fürchtete, gesucht zu werden, tauchte sie in der Großstadt unter, um sich im Meer der Menschenmassen zu verlieren.

Vater Pindron, tief gekränkt von der Handlungsweise seiner Tochter, unternahm nichts, um sie zu finden. Sie hatte die Familie entehrt, für ihn war sie gestorben und wurde sofort enterbt. Ihn selbst brachte die Schmach um. Er wurde krank, legte sich ins Bett und starb ein paar Tage später, während seine Witwe sich ins heimatliche Burgund zurückzog. Den Hof samt Inventar und Vieh hatte sie zu einem guten Preis einer vermögenden Familie von Viehzüchtern aus dem Faubourg verkauft, die sich notariell verpflichtete, ihr bis zu ihrem Tod eine Pension zu zahlen.

Ihre Tochter Marguerite hingegen irrte monatelang durch Paris, schlief auf den Quais und richtete sich Verstecke in den Pyramiden des Port au Bois ein, entweder am Quai Saint-Paul oder zwischen den Fässern am Quai de la Rapée. Das vom Fluss angeschwemmte Holz war teilweise zu vier- oder dreieckigen Pyramiden aufgeschichtet worden, ein großer Teil indes war unordentlich gestapelt oder willkürlich hingeworfen worden, sodass ein Labyrinth mit geheimnisvollen Ecken und Winkeln, Biegungen und Gässchen entstanden war, in dessen Innerem des Nachts ein bunt zusammengewürfeltes Völkchen unterkroch und frühmorgens verstört und müde wieder zum Vorschein kam.

Die wenigen Louisdor, die Marguerite ihrem Vater gestohlen hatte, waren schnell aufgebraucht, aber da sie lesen und schreiben konnte, nutzte sie diese Kenntnisse bei den Ärmsten, um bis zum Winter durchzukommen. Eines Abends, an dem sie verzweifelt war und Hunger und Kälte sie quälten, begegnete sie einem gut gekleideten jungen Mann, der sie in seine Wohnung mitnahm und sie, nachdem sie sich gewaschen hatte, zu seinem willenlosen Geschöpf und Lustobjekt machte. Er kleidete sie ein, gab ihr zu essen und stellte sie seinem Schwager vor, der Maître d’hôtel beim Duc de La Vrillière war. Ihre Freude, eine Arbeit gefunden zu haben, verflog schnell. Sie war dort die Letzte in einer Armee von Dienstmädchen, die die Nachttöpfe und Eimer leerten, die ekelhaftesten Arbeiten erledigen und die bittersten Abfuhren einstecken mussten.

Sie brauchte nicht lange, um zu begreifen, dass sie dem Schwager zu Willen würde sein müssen. Dieser, seit zwei Jahren Witwer, ertrug die Einsamkeit nicht und war hinter allem her, was im Hôtel Saint-Florentin Röcke trug. Sogleich entbrannte er für ihre Schönheit und Jugend. Anfangs widersetzte sie sich seinen Avancen, doch die Angst, wieder auf der Straße zu landen, war groß. Und so vertraute sie sich ihrem angeblichen Wohltäter, dem ebenso gut aussehenden wie skrupellosen jungen Mann, an, der sie auslachte und sie zusätzlich auszunutzen begann.

Immer häufiger lieh er sich kleine Summen von ihrem Lohn. Marguerite wusste nicht mehr, wie sie die Fesseln, die sie einschnürten, trotz ihrer Zwangslage abstreifen und sich der ständigen Avancen eines alten Knackers erwehren sollte. Alle möglichen Launen und Listen bot sie auf, um ihn sich vom Hals zu schaffen, scheute selbst vor flüchtigen Affären mit jüngeren Domestiken nicht zurück und machte keinen Hehl aus ihren Seitensprüngen, alles in der Hoffnung, dass er sich angewidert von ihr abwandte. Vergeblich. Damit steigerte sie sein Verlangen nach ihr nur. Unaufhörlich quälte ihn die Eifersucht, und es kam zu schrecklichen Szenen zwischen ihnen.

Tränen traten ihr in die Augen. Das alles war nämlich nicht das Schlimmste. Die Ereignisse, die sich drei Tage zuvor abgespielt hatten, wollten ihr nicht aus dem Kopf. Ihr junger Liebhaber war am Abend nach seinem Dienst erschienen, um sie abzuholen. Sie hatte durch eine Hintertür das Haus verlassen müssen, um zu ihm in seine Kutsche zu steigen. Nach einer langen Fahrt hatte er sie in ein ihr unbekanntes Haus geschleppt und sie gezwungen, eine mehr als unanständige Kleidung anzuziehen. Warum hatte sie das mit sich machen lassen? Sie versuchte zu verdrängen, was dann gefolgt war, und die schrecklichen Bilder zu löschen. Wie hatte es dazu kommen können? Sie hatte nicht protestiert, war gleichsam verblüfft und gefesselt gewesen von der rauschhaften Wildheit der irrwitzigen Szenen ringsum.

Ein leichter Luftzug drückte die Flamme nieder, die Kerze flackerte einen Augenblick und erlosch, einen scharfen Geruch verbreitend. Das hatte gerade noch gefehlt! Es gab keine Möglichkeit, sie wieder anzuzünden. Ganz allein an diesem menschenleeren Ort, wurde sie von Angst gepackt, bildete sich sogar ein, dass sich um sie herum etwas bewegte. Tiere und zahllose Insekten suchten häufig zu Beginn des Herbstes die Wärme der Küchenräume. Hinter ihr knackte irgendetwas, gefolgt von einem Geräusch, als würde etwas über den Boden gleiten oder gezogen werden.

Widerwillig zwang sie sich, sich umzudrehen, konnte aber nichts erkennen. Sie hatte das Gefühl, dass ihr das Atmen schwerfiel, dass sie keine Luft mehr bekam und zunehmend von Panik ergriffen wurde. Als sie in einer spontanen Anwandlung in Richtung der Treppe stürzte, die nach oben führte, wurde sie von einem unsichtbaren Arm gepackt und gegen einen Körper gepresst. Ein furchtbarer Schmerz durchzuckte den Ansatz ihres Halses, das Blut floss in Strömen, und sie brach zusammen, ohne zu spüren, dass sie starb.

Am frühen Morgen entdeckte ein Küchenjunge zwei leblose Körper, den von Marguerite Pindron, deren Kehle durchschnitten worden war, und den von Jean Missery, dem Maître d’hôtel, der bewusstlos und verletzt war. Ein Messer lag neben ihm auf den Fliesen, inmitten einer Blutlache.