© Matthew Lohrstorfer
Mara Purnhagen braucht in regelmäßigen Dosen einen großen Karamell-Latte, ihren iPod und den Stapel Bücher auf ihrem Nachttisch. Nach Stationen in Illinois, Michigan und South Carolina lebt sie heute mit ihrer Familie und zwei Katzen in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio.
Mehr über cbt/cbj auf Instagram unter
@hey_reader
Vier Personen gewidmet,
die immer alles andere als normal gelebt haben:
Sayrah, Christine, John-Paul und Matthew
Ich weiß viel über Geister. Mehr als jeder Durchschnittsbürger und viel, viel mehr als jede andere Siebzehnjährige. Außer Jared und Avery, aber sie haben das meiste, was sie wissen, in diesem Jahr von mir gelernt, als alles immer verrückter wurde. Ich weiß auch viel darüber, wie alles immer verrückter wird, dank meinen Eltern. Sie erforschen als Wissenschaftler das Paranormale, und sagen wir es einmal so, sie bringen ihre Arbeit gern mit nach Hause. Und manchmal folgt ihnen ihre Arbeit auch nach Hause.
Für immer.
Ich war nie normal, aber ich tat gern so, als sei ich es. Es dauerte für gewöhnlich ein paar Monate, bevor mir auch der Letzte auf die Schliche gekommen war. Der Schulstart verlief zunächst bestens, dann kam Halloween und meine Eltern erschienen in sämtlichen Lokalnachrichten, und schon war ich als Charlotte Silver enttarnt, Prinzessin des Paranormalen. Ich weiß nicht, warum ich dachte, dass es dieses Jahr vielleicht anders sein würde. Und vielleicht war es auch anders, aber nicht auf die Art, wie ich gehofft hatte. Wenn überhaupt, war es viel, viel schlimmer.
Wir hatten den Sommer in Charleston, South Carolina, verbracht. Meine Eltern produzierten eine weitere Dokumentation mit dem Titel Gastfreundschaft für Geister. Sie verbrachten ihre Tage damit, in alten Hotels und Restaurants zu recherchieren, die behaupteten, von Geistern heimgesucht worden zu sein, während ich mich am Strand entspannte oder mit meiner Schwester Annalise durch die Stadt streifte. Annalise ging aufs College von Charleston und hatte in ihren Semesterferien einen Teilzeitjob angenommen in einem der Restaurants im Ort, in denen es angeblich spukte.
»Das einzig Unheimliche an dem Laden ist mein Boss«, erzählte sie mir, während wir unsere Handtücher auf dem Sand ausbreiteten. »Er neigt ein wenig zum Grapschen, wenn du weißt, was ich meine.«
Ich wusste es nicht, aber ich konnte es mir denken. Annalise war atemberaubend schön – mit großen, haselnussbraunen Augen und glänzendem, schwarzen Haar – genau wie unsere Mom. Früher hatten ihr alle eine Zukunft als Model prophezeit, aber dann war sie nur knapp einen Meter fünfzig groß geworden, womit die Modelkarriere zu Ende war, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Meine Eltern hatten sie jedoch einige Male in ihren Dokumentationen eingesetzt, wenn Szenen nachgestellt werden mussten. Annalise frisierte sich dafür das Haar zu einem Knoten, schlüpfte in ein weißes, viktorianisches Kleid und schritt langsam vor einer grünen Leinwand her. Durch Spezialeffekte erschien sie als transparente Gestalt, die über den Boden schwebte. Sie gab einen tollen Geist ab, was paradox war, denn im echten Leben war sie diejenige, die allen auffiel, während ich vorbeischlüpfte, ohne dass es jemand merkte.
Annalise glich Mom, und ich kam nach Dad – hochgewachsen und drahtig mit dunklem Haar, so glatt, dass es einfach nervte. Mein Haar hatte nicht einmal den Hauch einer Welle. Ich ließ es gerade so lang wachsen, dass ich es mir hinter die Ohren stecken konnte, und nahm es Annalise insgeheim übel, wenn sie sich darüber beschwerte, dass ihre glänzenden Locken einfach »zu elastisch« waren.
In unserer dritten Woche in Charleston beschlossen wir, morgens in den Waterfront Park zu gehen. Es war ein warmer Junitag, eine leichte Brise wehte vom Meer her, und in der Luft hing das Kreischen der Möwen. Wir gingen über den Pier und suchten einen Platz, von dem aus wir die Boote beobachten konnten. Die hölzernen Schaukelbänke waren allesamt von Touristen besetzt, also warteten wir, bis ein mit Kameras beladenes Paar sich schwerfällig erhob, und nahmen die Schaukel in Besitz. Wir lehnten uns zurück und schaukelten langsam, genossen die klare Sicht auf die im Hafen liegenden Kreuzfahrtschiffe und die allgegenwärtigen Vögel.
»Das ist schön«, sagte ich und stieß mich mit den Füßen vom Boden ab, um die Bank zum Schaukeln zu bringen.
»Im Sommer ist es am besten«, murmelte Annalise. Sie klang schläfrig. Ich war ebenfalls müde und fürchtete, wir könnten einschlafen und Stunden später mit einem schlimmen Sonnenbrand aufwachen.
»Sollen wir vielleicht am Strand spazieren gehen?«
»Lohnt sich nicht. Wir müssen uns schon in einer knappen Stunde mit Mom und Dad treffen.«
Ich hörte auf zu schaukeln. »Sie haben mir nicht gesagt, dass sie heute eine Szene drehen.«
Annalise lächelte. »Sie haben mich heute Morgen angerufen. Sie brauchen wieder einen Köder.«
»Köder« war unser Ausdruck für eine Person, die eingesetzt wurde, um paranormale Energie anzulocken. Manche Menschen behaupteten, ein Geist würde nur erscheinen, wenn ein gewisser Typ Mensch zugegen war, wie zum Beispiel ein neugieriges Kind oder ein hübsches Mädchen. Ich brauchte nicht zu raten, welchen Typ meine Eltern im Auge hatten, und ich verspürte den vertrauten Stich der Eifersucht. Ich wurde niemals gebeten, als Geisterköder zu dienen. Vielleicht hätte ich dankbar dafür sein sollen, aber ich fragte mich insgeheim, ob unsere Eltern mich etwa für nicht hübsch genug hielten, um das Interesse eines toten, körperlosen Typen zu erregen. Es war demütigend. Natürlich glaubte niemand in meiner Familie wirklich an Geister, aber dennoch. Bevor ich mich zu sehr aufregen konnte, sprach Annalise weiter.
»Sie haben gesagt, dass sie auch dich brauchen.«
»Wirklich?« Vielleicht hatte ich mich geirrt. Vielleicht waren meine Eltern doch nicht so wählerisch, was die Köder anging.
»Mom hat gesagt, der Typ, der für den Ton zuständig ist, sei krank. Sie braucht deine Hilfe.«
Natürlich. Brauchst du ein schönes Mädchen, um widerspenstige Geister aus ihrem Versteck zu locken? Ruf Annalise an. Brauchst du eine unattraktive und verlässliche Mitarbeiterin, die für jemanden einspringt? Ruf Charlotte an. Nein, ruf sie nicht einmal selbst an, sondern sag einfach Annalise, dass sie sie mitschleppen soll. Natürlich hielten meine Eltern es für unmöglich, dass ich an einem Sommernachmittag womöglich etwas anderes zu tun hatte. Ich schüttelte den Kopf.
»Ich muss aufhören, so zu denken«, murmelte ich vor mich hin.
»Hm?«
Ich seufzte und stieß die Schaukelbank noch kräftiger an. »Nichts.«
Wir blieben noch ein Weilchen sitzen, bevor wir mit klatschenden Flipflops durch die Altstadt schlenderten. Die Luft roch nach Jasmin und fühlte sich kühler an als auf dem Pier. Männer blieben stehen, um Annalise anzugaffen, und ich tat so, als bemerkte ich es nicht. Es war sogar ganz einfach, denn es gab so viel zu sehen: historische Villen, moosbehangene Bäume und Pferdekutschen voller lärmender Touristen. Ich hielt an den Hauswänden Ausschau nach schwarzen Riegeln, einem verräterischen Zeichen dafür, dass ein Gebäude bei dem Erdbeben 1886 beschädigt, aber nicht völlig zerstört worden war. Ich fand es erstaunlich, dass diese Häuser solide genug gewesen waren, um der Verwüstung zu entgehen, und heute immer noch standen. »Es ist so schön hier«, seufzte ich.
Annalise rückte ihr Bikini-Oberteil zurecht. »Ja? Ich bemerke das gar nicht mehr. Ich bin wohl daran gewöhnt.«
Ich wusste, dass ich mich niemals daran gewöhnen würde, in einer solchen Stadt zu leben – und das, obwohl ich doch schon an vielen Orten gelebt habe. Wann immer meine Eltern Gelder für einen Dokumentarfilm organisieren konnten, packten wir zusammen und zogen um, manchmal nur für wenige Wochen. Am längsten haben wir in England gelebt, da war ich vier und Annalise acht. Unsere Eltern haben ein Jahr damit verbracht, Forschungen über alte Burgen anzustellen. Ich erinnere mich an kaum etwas, aber meine Eltern erzählten gern Geschichten darüber, wie Annalise und ich dunkle Türme hinaufkletterten und in Folterkammern im Keller unser Nickerchen hielten. Nicht unbedingt eine typische Kindheit. Natürlich hatten wir auch keine typischen Eltern.
Mom und Dad hatten sich gleich nach dem College kennengelernt. Sie hatten beide an unterschiedlichen Ivy-League-Hochschulen Psychologie studiert und waren sich bei einer landesweiten Konferenz in die Arme gelaufen – buchstäblich, behauptet Mom – vor einem Vortrag über Parapsychologie. Keiner von ihnen glaubte an Geister oder Spuk oder Telepathie oder irgendetwas anderes in der Richtung, aber ihr Interesse traf sich in einem bestimmten Vorhaben: den Gegenbeweis zu liefern. Binnen eines Jahres hatten sie geheiratet und sich daran gemacht, einige der berühmtesten Geistergeschichten der Welt als Humbug zu entlarven: angefangen bei heulenden Frauen in Hotelfluren bis hin zu verwirrten Soldaten aus dem Bürgerkrieg, die über leere Felder streiften. Gemeinsam schrieben sie das Buch Spuk und Wissenschaft, das wissenschaftliche Erklärungen für Geisterphänomene lieferte. Sie machten beide einen Karrieresprung, und schon bald waren sie die weltweit führenden Gespensterentlarver.
Dann, als meine Mutter im dritten Monat mit mir schwanger war, geschah etwas.
Sie drehten einen Dokumentarfilm in einem verlassenen Irrenhaus. Dad stellte eine Kamera um, als er spürte, wie etwas über sein Bein strich. Als er hinabschaute, sah er nichts, aber als er später die Aufnahme seiner Wärmebildkamera anschaute, entdeckte er eine kleine Gestalt, ungefähr neunzig Zentimeter groß, die an ihm vorbeihuschte. Als Dad die Tonaufnahmen checkte und den genauen Zeitpunkt fand, an dem er gespürt hatte, wie etwas über sein Bein strich, konnte man eine deutliche Stimme hören, die sich höflich entschuldigte.
Ich schätze, das änderte alles. Es war das erste Phänomen, das meine Eltern nicht erklären konnten. Dad war von da an besessen von ESPs oder elektronischen Stimmenphänomenen. Das sind Geräusche, die zu leise sind, als dass man sie hören könnte, die aber von Aufnahmegeräten aufgefangen werden können. Für einige davon fand er natürliche Erklärungen, wie zum Beispiel, dass es lokale Funkstörungen seien, und in anderen Fällen konnte er beweisen, dass es sich um Scherze handelte, aber er konnte nie ganz erklären, was an jenem Tag in der Irrenanstalt mit ihm passiert war.
Dad hatte mir einmal erzählt, der Trick bestehe darin, nicht zu beweisen, dass etwas real ist, sondern zu beweisen, dass es nicht real ist. Meine Eltern verbrachten ihr Leben mit dem Versuch, zu beweisen, dass Dinge nicht real waren, und sie waren meistens erfolgreich. Sehr erfolgreich, nach ihren Buchverkäufen und Fernsehaufträgen zu schließen. Aber manchmal fragte ich mich, ob sie nicht eigentlich vor allem eins wollten: über jeden Zweifel hinaus eine klare und absolute Antwort auf die Frage bekommen, was geschieht, nachdem eine Person stirbt. Ich persönlich wollte es gar nicht wissen, denn auch wenn man die Antwort wusste, konnte man den Tod schließlich nicht verhindern, aber ich verstand, dass die Frage manche Menschen auffraß.
Als Annalise und ich das Restaurant fanden, das unsere Eltern derzeit untersuchten, hatte ich einen Riesenhunger, und auf meiner Stirn stand der Schweiß. Alles, was ich wollte, war ein Mittagessen und einen Schwall klimatisierter Luft. Aber als ich die Tür zum Courtyard Café öffnete, wusste ich sofort, dass ich keins von beidem bekommen würde.
Drinnen im Restaurant war es dunkel und stickig. Einige Deckenventilatoren rührten nur müde in der dicken Luft und verteilten die heiße Brise lediglich. Alle Tische waren an eine Wand geschoben worden, die Stühle am anderen Ende übereinandergestapelt. Ich kannte den größten Teil der Crew und erriet, dass es sich bei dem Rest der Anwesenden um Angestellte handelte, die darauf warteten, dass etwas geschah.
»Mädchen! Gott sei Dank, ihr seid hier.« Mom kam auf uns zugeeilt. Sie trug ihre Arbeitskleidung: eine Khakihose und ein schwarzes T-Shirt. »Wir hängen dem Zeitplan hinterher«, sagte Mom mit Blick auf Annalise. »Der Besitzer ist frustriert und wir hatten heute absolut keine Messwerte.« Mom senkte die Stimme und nickte in Richtung einer dunkelhaarigen Frau, die in der Ecke stand. Sie trug eine lange Schürze, auf die »Mrs Paul« gestickt war. »Die Inhaberin behauptet, in diesem Gebäude geht eine grüne Dame umher.« Mom grinste. »Im Ernst.«
Mom glaubte nicht an Erscheinungen irgendwelcher Art. Ihre These lautete, dass Menschen, die etwas Unerklärliches gesehen hatten, es unbewusst mit etwas Vertrautem verbanden. Sie war in zwanzig Jahren Forschung kein einziges Mal auf einen echten, wiederkehrenden Geist gestoßen.
Annalise lächelte. »Ich stehe zur Verfügung, wofür auch immer ihr mich braucht.«
»Ich auch«, meldete ich mich zu Wort. »Könnte ich nur vorher schnell etwas zu Mittag essen?«
Mom sah mich an. »Keine Zeit. Aber wir werden später zum Abendessen ausgehen, okay? Wunderbar. Du weißt, wo die Tonausrüstung ist, Schätzchen.«
Ich stapfte davon, um das Galgenmikro zu suchen, während Annalise ein schwarzes T-Shirt über ihr Bikini-Top zog und sich bereit machte, als Köder des Tages zu dienen. Alle im Team trugen schwarze Hemden, weil es auf diese Weise einfacher für die Kameras war, Licht um eine Person herum aufzufangen. Ich trug einen weißen Umhang über meinem Badeanzug, aber es spielte keine allzu große Rolle – die Tonassistentin kam immer hinter allen anderen.
Dad betrat den Raum und klatschte in die Hände. »Achtung, bitte!«, rief er. »Wir ziehen ins Nebenzimmer um. Wir bauen auf und fangen an zu drehen.«
Er sah mich und winkte. Ich versuchte zurückzuwinken, aber ich hielt das Galgenmikro und traf damit versehentlich den Kopf von Shane, unserem Hauptkameramann.
»Pass doch auf«, blaffte er, aber als er sah, dass ich es war, lächelte er. »Oh, hallo, Kleine. Springst du ein?«
»Leider.« Ich seufzte.
Shane war so lange bei uns, dass er fast zur Familie gehörte. Er war dreißig, untersetzt und treuer Fan von Low-Budget-Horrorfilmen. Er hatte damals gerade versucht, seinen eigenen Slasher-Film zu drehen, als er meine Eltern kennengelernt hatte, die ihm einen regelmäßigen Gehaltsscheck und seltsame Abenteuer versprachen, daher blieb er bei uns, statt nach Hollywood abzudampfen. Shane war das einzige Mitglied der Crew, das von Anfang an bei uns gewesen war. Die meisten Leute blieben für ein oder zwei Projekte, dann ließen sie sich wie normale Menschen irgendwo nieder. Shane war wie wir – eindeutig nicht normal.
Wir alle bewegten uns wie eine träge, verschwitzte Herde in den angrenzenden Raum. Wie im vorderen Zimmer hatte man auch hier alle Tische und Stühle an den Wänden gestapelt und die Vorhänge zugezogen, damit es dunkler war. Ich brauchte eine Sekunde, um es zu merken, aber der Raum war viel kühler als der andere. Genau genommen war er regelrecht kalt. Binnen Minuten hatte ich eine Gänsehaut.
»Hast du ein Sweatshirt, das du mir leihen kannst?«, flüsterte ich Annalise zu.
Sie bedachte mich mit einem komischen Blick und ging in die Ecke des Raums. »In meiner Strandtasche müsste eines sein.« Nach kurzem Herumkramen kam sie mit einem rosa Pulli zurück. »Probier ihn. Er ist mir zu groß, also wird er dir vielleicht passen.«
Ich legte das schwere Gerät beiseite und zog den Pulli an. Er war ein wenig kurz, aber er passte tatsächlich, und mir wurde ein bisschen wärmer.
Dad bat alle, still zu sein und sich bereit zu machen. Dann wies er Annalise an, sich mitten in den Raum zu stellen. Nachdem er alle Kameras zweimal gecheckt hatte, gab er ihr das Signal, zu reden.
»Hallo«, begann sie. Ihre Stimme war selbstbewusst und freundlich, als stelle sie sich einfach auf einer Party den Leuten vor. »Mein Name ist Annalise, und ich frage mich, ob heute irgendjemand hier bei uns ist.«
Eine Kamera richtete sich auf Annalise, während eine auf meine Eltern und den Rest des Teams zeigte. Sie hielten ihre wärmeerfassenden Monitore und Elektromagnetfeld-Lesegeräte, genannt EMF, hoch, während ich das Mikrofon über ihren Köpfen steuerte.
»Okay, wir fangen etwas auf«, sagte Mom. »Es ist schwach, aber gestern Abend war es mit Sicherheit nicht hier.«
Meine Nase begann zu kitzeln, und ich wusste, dass ich niesen musste. Ich versuchte, den Atem anzuhalten.
»Sprich weiter«, befahl Dad. »Ich denke, es funktioniert.«
Annalise behielt ihren beiläufigen Ton bei, stellte einfache Fragen und wartete dann kurz ab, als rechne sie mit einer Antwort. Mein Niesreiz wurde stärker. Ich spürte es. Ich versuchte, ihn zu unterdrücken, aber gerade als Annalise noch einmal fragte, ob jemand da sei, passierte es. Ich nieste so laut, dass das halbe Team erschrocken zusammenzuckte und das Geräusch von den Wänden widerhallte. Dad warf mir einen missbilligenden Blick zu, während einige Leute ein Kichern zu unterdrücken versuchten.
»Entschuldigung«, sagte ich, laut genug, dass alle im Raum es hörten. »Meine Schuld.«
»Charlotte, bitte, wenn du einfach …« Mom wurde von plötzlicher Aktivität auf allen Lesegeräten unterbrochen. »Moment mal. Wir bekommen etwas.«
Ich sah die Lichter der Ausrüstung wild tanzen. Es war selten, so schnell so viel Aktivität zu bekommen. Meine Eltern lächelten und alle wirkten aufgeregt.
Alle bis auf Annalise.
»Ehm, Leute? Irgendetwas fühlt sich komisch an.« Sie schaute sich im Raum um und verzog das Gesicht.
»Was ist los, Süße?«, fragte Mom.
»Ich weiß nicht, aber irgendetwas stimmt nicht.«
»Nur noch ein paar Minuten, okay?«
Ich beobachtete meine Eltern, damit ich wusste, wohin ich das Mikro halten musste, aber ich hatte auch ein Auge auf Annalise. Ihre offene, lässige Haltung war verschwunden, und ihr geduldiges Lächeln war leichtem Zittern gewichen, als sei ihr kalt und als hätte sie Angst. Ich hatte sie noch nie ängstlich erlebt. Tatsächlich hatte ich noch nie gesehen, dass irgendjemand in meiner Familie Angst hatte. Sie waren alle rational und logisch denkende Menschen, die wussten, dass sich hinter fast jedem Phänomen eine einfache wissenschaftliche Erklärung verbarg. Irgendetwas löste eine gewaltige Aktivität im Raum aus, aber meine Eltern würden herausfinden, was es war, sobald sie alle Daten zusammenhatten. Annalise würde wissen, was zu tun war. Sie hatte dies oft genug gemacht. Aber heute geriet sie wegen irgendwas in Panik. Sie schüttelte den Kopf und senkte den Blick.
»Bitte! Ich will weg von hier.«
Dad betrachtete seinen EMF-Leser. »Noch eine Minute, Schätzchen.«
Annalise schluckte. »Ich kann nicht. Ich halte es keine Sekunde länger aus.«
Mom und Dad wechselten einen Blick. »Sicher, natürlich. Du kannst gehen. Wir haben genug«, antwortete Dad, aber er runzelte die Stirn. Ich wusste, dass er so viel wie möglich aufzeichnen wollte.
Mom kam auf mich zu. »Geh mit ihr«, flüsterte sie. »Ich kann das Mikro übernehmen.«
Ich folgte Annalise in den Hauptspeiseraum. Sie saß auf dem Boden und hielt sich beide Hände vors Gesicht. Ich setzte mich neben sie.
»Bist du okay?«
Sie schüttelte den Kopf. »Es war so seltsam, Charlotte«, flüsterte sie. »Ich meine, es ging mir gut, und dann war ich plötzlich so – so traurig.«
Ich rieb ihr die Schulter. »Wie fühlst du dich jetzt?«
Sie schniefte und schaute auf. Ihre Augen waren leicht gerötet. »Eigentlich etwas besser.« Sie sah mich an. »Sobald ich diesen Raum verlassen hatte, ging es mir ein wenig besser. Aber ich habe eine Gänsehaut.«
Ich zog den rosa Pulli aus, den sie mir geliehen hatte. »Hier. Ich habe ihn für dich gedehnt.«
Sie lachte. »Danke.« Dann schaute sie Richtung Nebenzimmer. »Hast du irgendetwas gespürt? Ich meine abgesehen davon, dass dir kalt war?«
»Nein. Und die Kälte, die ich verspürt habe, nun, das war einfach der Raum.«
Annalise runzelte die Stirn. »Aber es war warm im Raum. Sogar heiß.«
Ich dachte, dass meine Schwester neben der Spur war, und ich wollte nicht wegen der Temperatur mit ihr streiten. Wir wussten beide, dass ein Kältegefühl oft ein Zeichen paranormaler Energie war, aber wir wussten auch, dass es manchmal einfach nur Kälte war. Die Menschen interpretierten oft zu viel hinein.
Nach wenigen Minuten war das Team fertig, und wir halfen alle dabei, Tische und Stühle wieder dorthin zu stellen, wo sie gestanden hatten, bedankten uns bei Mrs Paul für ihre Zeit und machten uns auf den Weg zu einem späten Mittagessen. Annalise blieb während des größten Teils des Nachmittags still, und ich versuchte, sie davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung sei.
»Stell dir nur vor«, sagte ich, »du wirst nie wieder einen Fuß in dieses Gebäude setzen müssen.«
Ich wusste damals nicht, dass ich damit so was von falsch lag …
Es dreht sich alles um Energie. Zumindest sagen meine Eltern das. Die Theorie, die sie antreibt, der einzige Gedanke, der ihre Karriere möglich macht, ist der, dass es keine Geister gibt – Energie hingegen schon. So, wie Dad es mir erklärt hat, als ich noch klein war, stelle ich es mir immer noch gern vor. In dem Haus, das wir damals gemietet hatten, war es schwierig für mich, einzuschlafen, weil ich draußen vor meiner Tür Schritte hören konnte. Dad kam herein und setzte sich auf mein Bett.
»Betrachte die Zeit als einen Ozean«, sagte er und strich mir übers Haar. »Und betrachte dich selbst als einen kleinen Stein, der in diesen Ozean geworfen wird. Was geschieht, wenn man einen Stein ins Wasser wirft?«
»Er sinkt?« Ich wollte, dass Dad so lange wie möglich blieb, damit ich mir die Schritte nicht allein anhören musste.
»Nun, ja. Aber er erzeugt außerdem winzige Wellen auf der Oberfläche, nicht wahr?«
»Ja.«
Nach Dads Theorie verursachten manche Menschen größere Wellen als andere. Ihre Energie, so sagte er, sei noch lange nach ihrem Tod spürbar. Zuerst hatte er geglaubt, dass nur starke oder intensive Gefühle nachwirkten, weshalb es an Orten, an denen jemand gestorben war, scheinbar spuke. Aber dann hatte Mom etwas entdeckt, das seine Meinung geändert hatte.
Mom hatte Edith kennengelernt, eine Frau, die ein paar Häuser entfernt wohnte. Edith behauptete, ein böser Geist versuche, sie aus ihrem Zuhause zu vertreiben. »Er packt jede Nacht meine Füße«, sagte sie. »Er versucht, mich aus dem Bett zu zerren.«
Edith war beinah hysterisch. Sie wohnte erst seit wenigen Monaten in dem Haus und wollte nicht umziehen, aber die paranormale Aktivität kehrte jede Woche wieder, und sie konnte es nicht mehr ertragen. Meine Eltern stellten Nachforschungen an und entdeckten seltsame Messwerte im Elternschlafzimmer. Während Dad eine Woche in dem Haus verbrachte, setzte Mom sich mit den ehemaligen Besitzern in Verbindung, die dort über dreißig Jahre gelebt hatten, bevor sie in Ruhestand gegangen und nach Florida gezogen waren. Sie hatten nie ein Problem mit etwas Seltsamem gehabt, sagten sie. Ihre Tochter, die jetzt in den Vierzigern war, lebte noch immer in der Stadt, und Mom lud sie eines Tages in das Haus ein.
»Ich habe dieses Haus geliebt«, berichtete die Frau. »Meine Familie war hier so glücklich.«
Mom sagte der Frau nicht, was geschehen war, nur, dass sie Recherchen über die Geschichte des Hauses anstelle. Als sie ins Elternschlafzimmer kamen, erzählte die Frau Mom, dass sie ihre Eltern jeden Sonntagmorgen geweckt habe, indem sie in ihr Zimmer gelaufen sei.
»Ich habe sie an den Füßen gepackt«, fuhr sie fort. »Ich habe versucht, sie aus dem Bett zu ziehen, damit sie aufstanden und mir Pfannkuchen machten.«
Diese Enthüllung veränderte den Blick meiner Eltern auf ihre Forschungsergebnisse. Sie waren von der Annahme ausgegangen, dass nur Menschen, die starben, Energie zurückließen, für gewöhnlich nach einem einzigen machtvollen Ereignis. Jetzt begriffen sie, dass vielleicht auch simple Wiederholung Spuren hinterlassen konnte. Es erklärte Türen, die sich öffneten, oder das Geräusch von Schritten. Meine Eltern setzten sich als neues Ziel herauszufinden, was solche Energie auslöste. Warum spürte Edith das Ziehen an ihren Füßen nicht jede Nacht oder warum nicht immer nur am Sonntag? Sie kamen nie ganz dahinter, aber sie stellten Edith der Frau vor und erklärten die Geschichte und ihre Theorie. Die Lösung war denkbar einfach: Edith stellte ihr Bett an eine andere Stelle und das Ziehen hörte auf. Meine Eltern vermuteten, dass der Auslöser die Position des Bettes war, denn Edith hatte es genau an dieselbe Stelle gestellt wie die Vorbesitzer.
»Die Wahrheit ist, dass das Paranormale normal ist. Es ist einfach eine Normalität, die wir noch nicht verstehen«, sagte Dad gern.
Ich dachte an Ediths Geschichte, während meine Eltern ihre Recherchen in Charleston fortsetzten. Sie verbrachten eine Woche in einem Haus und filmten sowohl tagsüber als auch nachts, um die bestmöglichen Resultate zu bekommen. Immer wieder versuchten sie, Annalise zu überreden, in das Courtyard Café zurückzukehren, aber sie weigerte sich. Mom und Dad hielten sich zurück, aber ich wusste, dass sie nur warteten und hofften, dass Annalise ihre Meinung vor dem Ende des Sommers ändern würde.
Annalise und ich verbrachten die nächsten Ferienwochen am Strand oder bummelten durch das historische Stadtzentrum. Sie sprach nicht darüber, was geschehen war, und ich fragte nicht. Aber es gefiel mir nicht, dass sie so still war. Sie war mehr als meine Schwester – sie war meine Freundin. Wir waren unser Leben lang von einem Ort zum anderen gezogen, und außer meinen Eltern und Shane war Annalise die einzige wirklich beständige Person in meinem Leben. Trotz der Tatsache, dass ich manchmal im Schatten ihrer Schönheit und der Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wurde, stand, war ich ihr näher als irgendjemandem sonst. Ich hatte sie schrecklich vermisst, als sie ans College nach Charleston gegangen war, und ich wusste, nach dem Ende dieses Sommers würde ich sie noch mehr vermissen, wenn wir zu unserem nächsten Ziel weiterzogen, während sie hierblieb und ihr Studium fortsetzte.
»Wo geht ihr hin, wenn wir hier fertig sind?«, fragte sie mich eines Nachmittags. Wir hatten in einem kleinen Park Halt gemacht, um zu picknicken. Ich lehnte am Stamm eines riesigen Baums und aß Nudelsalat aus einer Pappbox. Annalise saß im Schneidersitz im Gras und stocherte mit ihrer Plastikgabel in einem gemischten Salat herum.
»Keine Ahnung. Aber sie sollten sich bald etwas überlegen. Ich muss mich an der Schule anmelden.«
»Es ist dein Abschlussjahr«, erwiderte Annalise leise. »Wow. Das ist irgendwie schwer vorstellbar.« Sie verschloss ihre Salatbox mit einem Alufoliendeckel und stellte sie in den Korb, den wir mitgebracht hatten. »Auf wie vielen Highschools bist du gewesen?«
Ich rechnete schnell nach. »Fünf? Nein – sechs. Aber ich schätze, Florida zählt nicht wirklich, weil ich nur ein paar Wochen dort war.«
Annalise schüttelte den Kopf. »Ich finde es nicht fair. Dir gegenüber, meine ich. Du solltest die Chance haben, mehr als ein einziges Semester am gleichen Ort zu bleiben.«
Ich seufzte. »Das wäre schön.« Längst hatte ich gelernt, von einem Ort wegzugehen, ohne ein Stück von mir zurückzulassen, aber wichtiger noch, ich hatte mir beigebracht, mich nicht zu binden. Ich wurde niemals Mitglied in irgendwelchen Mannschaften oder Clubs, und ich bezweifelte, dass mein Bild auch nur in einem einzigen Jahrbuch auftauchte. Ich war in gewisser Weise ein Geist: Niemand konnte beweisen, dass ich je existiert hatte, sobald mein Körper einen Ort verließ.
»Du solltest etwas sagen«, fuhr Annalise fort. »Ich meine, bist du es nicht leid, dass Mom und Dad dir dein Leben vorschreiben?«
»Warum hast du niemals etwas gesagt? Du hast doch noch häufiger die Schule gewechselt als ich.«
»Ehrlich? Es ist mir niemals auch nur in den Sinn gekommen, dass ich eine Wahl hätte.«
»Aber du denkst, ich habe eine?« Was glaubte sie, würde ich erreichen können? Ich war mir nicht sicher. Wollte sie, dass ich einen Streit mit unseren Eltern vom Zaun brach? Wollte sie, dass wir alle auf Dauer nach Charleston zogen?
»Ich denke, wenn wir zusammen an sie herantreten würden, könnten wir etwas verändern.«
»Was verändern?« Ich war mir nicht sicher, ob ich mich Annalises Revolution anschließen wollte. Es war doch gut so. Nicht perfekt, aber gut. Damit konnte ich leben.
»Es wird Zeit, dass wir mitreden dürfen«, sagte Annalise. »Es kann nicht sein, dass sie immer alles, was sie wollen, bekommen. Sie wollen quer durchs Land ziehen – und tun es einfach. Sie wollen, dass du dich in die Mitte eines Raums stellst und zulässt, dass negative Energie dir wehtut …« Sie beendete ihren Satz nicht.
»Was ist wirklich passiert?«, fragte ich schließlich. Sie zupfte Grashalme aus dem Boden.
»Ich weiß es nicht, Charlotte. Ich weiß es wirklich nicht. Aber ich will mich nie wieder so fühlen.«
»Wie denn?«
»Ich habe einfach diese Traurigkeit gefühlt. Diese schreckliche, grauenhafte Traurigkeit, und sie schien aus meinem Innern zu kommen und mich auszufüllen, bis ich kaum mehr atmen konnte.«
Ich beobachtete meine Schwester für eine Weile. Sie starrte auf das Gras und strich langsam mit den Fingern hindurch. Ich wollte ihr helfen, über das Erlebnis hinwegzukommen, und ich kannte nur eine Art, das hinzubekommen.
»Du musst noch einmal dorthin«, erklärte ich.
»Ich habe befürchtet, dass du das sagen würdest.«
»Wenn du dich dem nicht stellst – was immer es ist –, wird es dich verfolgen. Und du kannst ihm nicht entrinnen, weil du jetzt hier in dieser Stadt lebst. Was ist, wenn deine Freunde eines Tages zum Mittagessen ins Courtyard Café gehen wollen? Du kannst den Ort nicht vermeiden. Nicht für immer.«
»Ich weiß«, antwortete Annalise leise.
»Wir können tagsüber hingehen, mit der ganzen Crew und allem, damit du nicht allein bist.«
»Das hat mir beim letzten Mal auch nicht geholfen.«
»Ich werde ebenfalls bei dir sein. Ich werde direkt neben dir stehen und nicht weggehen, was auch geschieht.«
»Ich weiß, dass du nicht weggehen wirst, Charlotte. Aber du hast nicht gefühlt, was ich gefühlt habe. Du hast keine Angst, weil du nicht denkst, dass wirklich etwas passieren wird.«
Damit hatte sie mich. Annalise war die Sensible in der Familie, die wie ein Schwamm die Gefühle anderer aufsaugte. Ich war mehr wie ein Betonblock. Ich glaubte ihr, dass sie etwas gefühlt hatte, aber ich dachte nicht, dass es mehr war als ziellose Energie. Wenn sie noch einmal dorthin zurückging, würde sie das vielleicht begreifen und ihre Angst verlieren.
Wir saßen eine Weile schweigend da. Ich wusste, dass sie um eine Entscheidung rang und dass ich sie nicht bedrängen sollte. Ich schaute mich im Park um, in dem wir saßen, und stellte fest, dass wir nur einen Häuserblock vom Courtyard Café entfernt waren. Pferdekutschen klapperten pausenlos über die Straße, während glückliche Touristen Fotos machten und in die Schaufenster der Geschäfte spähten. Alles in Charleston wirkte so alt, als sei es durchtränkt von Geschichte. Ich lehnte den Kopf an den Baum und fragte mich, wie lange er schon dort stand. Mehr als ein Jahrhundert, schätzte ich. Sein Stamm war riesig und seine dicken Äste wölbten sich gen Himmel.
Endlich sah Annalise mich an. »Findest du wirklich, ich sollte das tun?«
»Ja.«
Sie stand auf. »Also schön, bringen wir es hinter uns.«
Unsere Eltern waren begeistert, dass Annalise es sich noch einmal überlegt hatte, aber es erwies sich als schwierig, erneut in das Café zu gehen. Mrs Paul, die Besitzerin des Restaurants, hatte sich vor Gästen nicht retten können, nachdem meine Eltern in den Lokalnachrichten erklärt hatten, das Courtyard Café sei »einer der Orte in dieser Stadt, an denen es am häufigsten spukt.« Wir würden warten müssen, bis weniger los war, damit wir den Nebenraum absperren könnten.
Zwei Wochen später, direkt nach dem vierten Juli, war es so weit. Wir sollten nicht länger als eine Stunde bleiben, erklärte Mrs Paul, und wir durften keins der Möbelstücke verrücken. Dad grummelte, dass sie eine Menge für das Geschäft getan hätten und dass dies keine Art sei, sich dafür zu bedanken, aber Annalise war erleichtert – was auch geschah, die ganze Sache würde bald erledigt sein.
»Bist du bereit?«, fragte ich sie. Wir saßen an einem kleinen Tisch im Hauptraum, während die Crew ihre Ausrüstung aufbaute.
Annalise nickte. »Ja. Ich meine, man kann nie bereit sein, wenn man nicht weiß, was geschehen wird, aber ich bin so bereit, wie ich es nur sein kann.«
Wir trugen schwarze T-Shirts und Khakihosen wie alle anderen. Für den Fall, dass Annalise wieder frieren würde, nahm ich ihren rosa Pullover und band ihn mir um die Taille, als wir in den Nebenraum gingen. Beide Kameras waren auf uns gerichtet, während meine Schwester und ich uns zwischen den Tischen hindurchschlängelten, bis wir in der Mitte des Raums standen. Ich ergriff ihre Hand und drückte sie. Sie lächelte mich an, bevor sie laut zu sprechen begann.
»Hallo. Mein Name ist Annalise, und ich wüsste gern, ob jemand heute bei uns ist. Wenn jemand hier ist, könnte er uns dann bitte ein Zeichen geben?«