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Unterwegs mit Michael Müller
1953 in Ebermannstadt ge­boren. Nach der Ausbildung zum Kfz-Mechaniker zog es ihn für einige Jahre nach Neu­see­land und Ecuador. Dort begeg­ne­te er dem Reise­jour­nalisten Martin Velbinger, mit dem er zu­sammen in Süd­amerika recher­chierte - die Initialzündung für die berufliche Neuorientierung, die 1979 in die Gründung des eigenen Verlags mündete.
Die Stadt im Norden wurde in den Jahr­zehnten, seit erstmalig mein Portugal-Reiseführer erschienen ist, viel­leicht etwas stiefmütterlich be­handelt. Zu­min­dest erscheint mir dies nun aus mei­ner heutigen Sicht so. Es wurde also Zeit, dem in den letzten Jahren sehr po­pulär gewordenen Stadt­reiseziel ei­nen eige­nen Band zu wid­men, und ich verband diese Aufgabe gleich mit ei­nem Wohn­ort­wechsel nach Porto, wo ich die letz­ten drei Jahre die meiste Zeit ver­brachte und zusätzlich auch einen Regio­nalführer zum Norden Portugals ver­fasste. Es war für mich auch ein ge­wis­ser Neuaufbruch, den eigenen Ver­lag in die Hände von erfah­renen Mit­ar­beitern zu geben und in Porto von einer kleinen Wohnge­mein­schaft in der Rua Cedofeita aus die Stadt und das Um­land zu erfahren und kennen­zu­ler­nen. Man lernt neue Leute kennen, bohrt neue Themen an, auf die man auf­merk­sam geworden ist, und macht In­ter­views. Mein Mitbewohner Erwin aus Bel­gien war schon etwas vor mir in Por­to angekommen und machte mir den Einstieg leichter. Ich lernte auch die für mich neue Institution Inter­na­tions kennen, welche den in einer frem­den Stadt gestrandeten Neu­bür­gern die soziale Anbindung erleichtert und inte­res­sante Leute kennenlernen lässt. Viel­leicht treffen wir uns bald in Porto ...
In eigener Sache
Wegen der andauernden Corona-Pandemie sind Museen, Restaurants, Ver­an­stal­tung­en usw. kurzfristig nur eingeschränkt oder gar nicht zu besuchen. Deswegen kön­nen nicht alle Informationen in diesem Buch auf dem aktuellen Stand sein. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis und bitten Sie, gelegentlich einen Blick auf un­sere Internetseiten zu werfen, wo wir Sie über Ihr Reisegebiet auf dem Lau­fen­den halten. Wenn Sie mögen, können Sie diesen Service mit eigenen Erfahrungen vor Ort unterstützen. Schreiben Sie uns unter info@michael-mueller-verlag.de, Stich­wort „Reisebuch-Updates“. Wir sind dankbar für jeden aktuellen Hinweis.
Orientiert in Porto
Porto ist ...
Der ursprüngliche Stadtkern um den Bischofshügel, etwa 2 km flussaufwärts der Fluss­mündung in den Atlantik, zieht sich steil hinunter zum Rio Douro. Die spektakuläre Szenerie wird gekrönt durch die Stahlskelett­brücke, welche Porto mit Vila Nova de Gaia verbindet.
Eléctrico Linha 1
Ein schöner Ausflug geht mit der Tram ab der Kirche Igreja de São Francisco (Haltestelle Infante) bis nach Foz, dem ursprünglichen Fischer­dorf an der Douro-Mündung. Von dort ein schöner Spaziergang auf einer Promenade am Meer ent­lang nach Matosinhos, dem geschäf­tigen Fischer- und Hafenstädtchen.
... die zweitgrößte Stadt des Landes
Mit ihren knapp 240.000 Einwohnern ist die Stadt noch überschaubar, und bei Spaziergängen ist es ein Leichtes, die Stadtgrenze zu verlassen. Porto ist eine Stadt mit ansehnlichen Parks und schönen Plätzen, die auch wäh­rend der Sommermonate tiefgrün leuch­ten - an Regen, nicht nur in den Winter­mona­ten, mangelt es meist nicht.
... Namensgeber einer ganzen Nation
Der ursprünglich griechische Handels­platz wurde von den Römern „Portus calus“, schöner Hafen, genannt. Daraus entwickelte sich die Bezeichnung „Por­tu­cale“, womit nicht mehr nur die Stadt, sondern die gesamte Region drum herum gemeint war. Als Graf­schaft Portucale blieb das Gebiet noch eine Zeitlang Bestandteil des König­reichs Kastilien, im Jahr 1139 rief Dom Afonso Hen­riques dann die Unab­hän­gigkeit aus und ernannte sich selbst zum ersten König des neuen Reiches.
... verkehrstechnisch gut erschlossen
Eine moderne Stadtbahn (Metro) ver­bin­det den nahe gelegenen Flughafen mit der Innenstadt. Einmal dort an­gekom­men, liegen die meisten sehens­wer­ten Orte von Porto fast alle in Fuß­ent­fernung. Zum Meer nach Mato­sinhos, dem Fischereihafen, kann man dann wiederum bequem mit der Metro ge­langen.
... leicht zu durchschauen
Porto ist nicht sonderlich groß, kein Ver­gleich mit den europäischen Metro­polen, die man sich mühevoll (kon­ven­tionell) per Stadtplan bzw. (modern) durch digitale Wegweiser er­schließen muss. Stadt­rundgänge sind ein stetes Bergauf-Bergab, weil die hügelige Land­schaft, die das tief eingeschnit­tene Dourotal zu beiden Seiten einrahmt, strategisch gut zu verteidigen war. Im historischen Viertel um den Bischofs­hügel geht es über enge Trep­pen­gässchen zum Fluss hinunter, wo sich eine schöne Promenade ausbreitet. Im „moder­ne­ren“ Zen­trum um die Ave­nida dos Allia­dos dominieren Pracht­fassaden aus der Gründerzeit. Im Univiertel beim Jardim da Cordoaria gibt es hübsche Parks und Plätze. Westlich davon, um den riesigen Kreisverkehr Rotunda da Boavista, findet man eine interessante Mischung aus Alt und Neu.
... die Stadt des Portweins
Ab dem späten 17. Jh. wurde der süße Aperitifwein von Porto aus ver­schifft, was ihm auch seinen Namen ein­gebracht hat: Vinho do Porto. Er war be­son­ders in England be­gehrt und durch Zugabe von Brannt­wein perfekt dafür geeignet, den län­geren Transport auf die Britischen Inseln unbeschadet zu über­stehen. Die Trau­ben stammen von den steilen Schie­ferhängen des Dourotals, das auch das erste zertifizierte Weinan­bau­gebiet der Welt war. Die meisten Kel­lereien, in denen der Wein gelagert und veredelt wird, liegen allerdings gar nicht auf dem Stadtgebiet Portos, son­dern im Nach­barort Vila Nova de Gaia.
... eine Stadt aus Granit
Die alten Stadthäuser wurden alle aus grauem Granit erbaut. Aber die Stadt­planer haben schon früh damit be­gonnen, die Fassaden mit farben­frohen Anstrichen versehen zu lassen. Be­son­ders der Blick vom Ufer des Douro-Flus­ses aus zu den über­ein­ander­ge­schach­telten Häusern am Steilhang ist reizvoll und möchte einen hier woh­nen lassen. Die raus­gehängte flat­ternde, frisch ge­wa­schene Wäsche zeigt, dass es nicht nur touristische Fas­sade ist.
... eine Stadt am Fluss und am Meer
Fast 900 km von der Quelle im spa­nischen Kastilien bis zum Atlantik schlän­gelt sich der Rio Douro durch die Iberische Halbinsel bis Porto. Nur zwei Kilometer sind es von der spekta­ku­lären „Eiffelbrücke“ in der Altstadt bis zum Meer, an dem lange Sandstrände zum Flanieren und Baden einladen.
... die Stadt der „Kuttelfresser“
Den Seefahrern wurde als Proviant viel Pökelfleisch mit auf die Reise ge­geben, und die ärmere Be­völ­ke­rung musste sich dann leider mit den Inne­reien be­gnü­gen. Auch heute noch werden in den einfachen Restaurants zum Mit­tags­tisch regelmäßig „Tripas“ angeboten.
Sightseeing-Klassiker
Porto ist eine Stadt aus der zwei­ten Reihe und steht noch heute im Schatten der großen Hauptstadt Lissabon. Erst spät, nach der Ernennung zur Euro­pä­ischen Kulturhauptstadt 2001, wurde Porto vom Städte­touris­mus wahrgenommen.
Portland
Ja gut, der Portwein ist für Ahnungs­lose der Namensgeber der Stadt. In Wirklichkeit steht Porto aber als Tauf­pate für ganz Portugal. Die Stadt ist ziem­lich überschaubar - von den Port­weinkellereien zu den Bade­strän­den ist es ein Spaziergang, liegt doch die Altstadt nur 2 km fluss­auf­wärts der Mündung des Rio Douro in den Atlantik.
Ponte Dom Luís I
Die 60 m hohe Fachwerk-Bogenbrücke im Stil von Gustav Eiffel mit einer obe­ren Spannweite von 385,25 m ver­bindet die beiden Douro-Ufer, den Cais da Ribeira und den Cais de Gaia, mit­ein­an­der. Heute ist die obere Que­rung der Brücke Radfahrern, Fuß­gän­gern und den Stadtbahnen der Metro do Porto vorbehalten. Die Brücke Dom Luís I ge­hört seit 1996 zum UNESCO-Welt­kul­turerbe.
Torre dos Clérigos
Der italienische Architekt, Maler und Dekorateur Nicolau Nasoni hatte in Siena und Rom gearbeitet, bevor er ab Mitte der 1720er-Jahre Porto in das Zeitalter des Barocks führte. Heute ist der 75,6 m hohe Clérigos-Turm ein Wahrzeichen der Stadt und besuchens­wert.
Buchhandlung Lello
In dem schmucken Jugendstilgebäude gibt es seit 1894 eine Buchhandlung, und die war schon immer eine der inte­res­san­testen „Livrarias“ der Welt. Spä­tes­tens seit Harry Potter mit dem Shop in Verbindung gebracht wird, ist die Buchhandlung Lello eine At­traktion, für die sogar Eintritt be­zahlt wer­den muss und vor der sich immer eine lange Warteschlange bildet.
Estação de São Bento
In den herrlichen Kachelwandbildern der Bahnhofshalle begegnen uns wich­tige Geschichtsereignisse des Landes: Hein­rich der Seefahrer bei der Erob­erung von Ceuta; Dom Afonso Hen­riques, der Gründer Portugals, wie er seinen Lehrer und Mentor Egas Moniz am Hof empfängt, usw.
Die Kathedrale
Ein wehrhafter, grauer Gra­nitbau auf einem Hügel oberhalb der Ribeira. Hier wurde die Stadt einst ge­gründet. Vom groß­zü­gi­gen Vor­platz, eine Art Pla­teau, hat man ei­nen tollen Aus­blick auf die Stadt und hin­un­ter zum Fluss.
Vila Nova de Gaia
Auf der anderen Flussseite von Porto geht es turbulent zu. Auf der breiten Ufer­pro­me­nade (Fuß­gänger­zone) sind immer viele Be­sucher unter­wegs, um in einer der zahl­reichen Portwein­kellereien eine Verkostung zu machen. Weiter oben über dem Tal kann man auf einer gro­ßen Grünfläche die tollen Sonnen­unter­gänge beobach­ten. Häufig finden dort auch kostenlose Open-Air-Kon­zerte statt.
Historische Straßenbahn
1895 wurde die erste regulär verkeh­ren­de elektrische Straßenbahn der Iberi­schen Halbinsel in Betrieb genom­men. Auch heute noch verkehren nos­tal­gische Bahnen in der Innenstadt und entlang des Rio Douro bis nach Foz de Douro an dessen Mündung ins Meer.
Fundação de Serralves
Die eigentliche Villa in dieser knapp 20 ha großen Parkanlage wurde 1923 vom französischen Architekten Jacques Gréber in der sog. „Stromlinien-Moderne-Archi­tektur“ (Art déco) erbaut. Das neben­an errichtete Museu de Arte Contem­porânea ist ein moder­nes Gegenstück vom noch lebenden be­rühm­ten Archi­tekten Portos: Álvaro Siza Vieira. Dort finden wech­seln­de Ausstellungen von modernen Wer­ken statt.
Igreja do Carmo
Beeindruckend ist die gänzlich mit einem riesigen Kachelbild versehene Sei­tenfassade der Carmo-Kirche im Uni­versitätsviertel. Auch an anderen Stellen der Stadt finden sich ein­drucks­volle Zeugnisse dieser typisch portu­gie­sischen Kunst.
Mercado do Bolhão
Eine Markthalle als Sehenswürdigkeit - sie ist ein mächtiger Bau im neoklas­si­zis­tischen Stil aus dem Jahr 1910 und war bis vor Kurzem ein Spaziergang in das Marktleben des letzten Jahrhun­derts. Seit 2018 wird der Markt reno­viert und soll im Frühjahr 2021 wieder eröff­net werden.
Casa da Música
Porto zur Abwechslung einmal ganz modern - seit 2005 steht dieses mäch­tige Konzerthaus am parkähnlichen Kreis­verkehr Rotunda da Boavista. Es ist lohnend, sich einer Führung durch das Gebäude an­zuschließen.
Sightseeing-Alternativen
Eine Alternative wäre Porto mit dem Rad - allerdings nicht gerade in der Kernstadt mit ihren vielen Hügeln und dem regen Autoverkehr. Es gibt aber tolle Radwege entlang des Rio Douro, und auch südlich und nördlich der Flussmündung ist man auf gepflegten Radwegen entlang der endlos langen Sandstrände sicher unterwegs.
Das neue Porto
Die Avenida da Boavista führt von der Altstadt aus gradlinig Richtung Meer. Stattliche Bürgerhäuser säumen die breite Avenida, und nicht weit vom großen Kreisverkehr Rotunda da Boa­vista lohnt sich ein Besuch des „Fressmarktes“ Bom Sucesso. Alleine der großartige, lichtdurch­flutete Hallen­bau aus den 1950er-Jahren ist eine Besichtigung wert.
Centro Português de Fotografia
In den oberen Stockwerken des ehe­maligen Stadtgefängnisses - ein mäch­tiger, düsterer Bau im Uni­ver­sitäts­viertel - ist eine inte­res­san­te Sam­m­lung alter Kameras und Fo­to­grafien zu sehen. In den einstigen Ge­fäng­nis­zel­len finden von Zeit zu Zeit auch Kunst­ausstellungen statt.
Jardim do Passeio Alegre
Der kleine Park an der Mündung des Douro ist ein Kleinod und heißt über­setzt „Garten des glück­lichen Spazier­gangs“ - das gilt besonders an Sonn­tagen, wenn unter den alten Bäu­men Kunst­handwerker ihre Ware aus­stel­len. Be­su­chenswert sind auch die öffent­li­chen Toilettenanlagen.
Ilhas (Inseln)
Die ersten Viertel aus einfachen Wohn­hütten entstanden bereits im 18. Jh. für das Dienstpersonal und be­fanden sich - zunächst mit nur einem Zugang ver­sehen und von der Straße aus nicht einsehbar - in der zweiten Rei­he hin­ter solide erbauten Bürger­häu­sern ver­steckt. Heute sind die Wohn­ver­hält­nis­se nicht mehr so prekär wie früher, und die Bewohner der kleinen Häuschen ent­lang enger Gassen leben dort gerne und schätzen das familiäre, nach­bar­schaft­liche Miteinander.
Bank of Materials
In einem überschaubaren Raum an der Praça de Carlos Alberto sind portu­giesische Wandkacheln aus ver­schie­denen Jahrhunderten zu be­staunen.
Avenida dos Aliados
Die Büro- und Bank­gebäude entlang der platzartigen Ave­nida wur­den im nüchternen Stil des Neoklas­si­zismus errichtet. Die künst­le­rische Pracht der Dekors ver­steckt sich vielfach im Inne­ren der Ge­bäu­de. Ein gutes Bei­spiel dafür ist das ehe­malige Café Im­pe­rial, wel­ches in den 1930er-Jah­ren er­öff­net wurde und heu­te als schönste McDonald’s-Filiale der Welt gilt.
Das schmalste Wohnhaus der Stadt
Zwischen den Azulejo-Kirchen do Car­mo und dos Carmelitas befindet sich die Casa Escon­dita, das „versteckte Haus“, mit seiner nur einen Meter breiten Fassade. Es diente nur dazu, eine zweite Kirche neben der ers­ten bauen zu können. Dies war eigent­lich verboten.
Die lachenden Chinesen
Im Jardim da Cordoaria stehen drei Installationen, auf denen Bronze­figuren mit lachenden Gesichtern herum­tur­nen. Es handelt sich um das Werk des spa­nischen Künstlers Juan Muñoz, der sich wohl von den entstellten Lach­ge­sichtern des chine­sischen Kollegen Yue Minjun inspirieren ließ.
Museu Nacional da Imprensa
In einer ehemaligen Brikettfabrik wer­den alte Druck- und Setzmaschinen aus­gestellt. Im Untergeschoss geht es um unerfüllte Leidenschaften, außer­dem werden viele Kari­ka­tu­ren gezeigt. Eine nette Fahrradtour den Fluss hinauf führt dorthin.
Fischerhafen Matosinhos
Zwischen den qualmenden Grill­restau­rants und dem Meer befindet sich ein großräumiges Industrieareal mit Kühl­hallen, Bürogebäuden und Frigo-Last­zügen, welche die angelandeten Mee­res­früchte nach Norden abtrans­por­tie­ren. In einem kleinen Laden gibt es wohl die weltgrößte Auswahl an Fisch­konserven.
Casa do Infante
In diesem Stadtpalast unten am Fluss soll 1394 Heinrich der Seefahrer zur Welt gekommen sein. Interessant ist das dort untergebrachte Museum, wel­ches sich auch etwas selbstkritisch mit der damals von Portugal ein­ge­läu­teten Globalisierung auseinandersetzt.
Jardins do Palácio de Cristal
Großartiger Park mit fantastischen Aus­blicken ins Tal des Douro bis zur Mün­dungs­bucht, auf den von Lin­den gesäumten Wegen stolziert der ein oder andere Pfau umher. Ein Spaziergang den Hang hin­unter führt nach Miragaia.