Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2017 Uwe Goeritz

Illustration und Coverbild: Uwe Goeritz

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7448-6293-6

Inhalt

Mit der Sonne

D er kleine Kater lief den Hang hinauf. Sein weißes Fell wehte im Wind. So schnell lief er. Gismo holte sogar eine Hummel ein, die vor ihm her flog. Das kleine Insekt brummte schon bald neben ihm her, aber Gismo schaute nicht zu ihr hinüber. Heute hatte er in seinem weichen Körbchen verschlafen und sein Katerfreund Dorian würde sicher schon, oben auf dem Berg, auf ihn warten. Endlich kam die Scheune in seinen Blick und er wurde etwas langsamer.

Der kleine, grau schwarz getigerte, Kater Dorian saß schon lange auf dem umgefallenen Baumstamm direkt vor der Scheune und wartete auf seinen Freund. Er konnte sich das gar nicht erklären. Sonst war Gismo immer schon lange vor ihm hier und heute ließ er ihn warten. Schon fast zwei Stunden saß er hier und sorgte sich um den Freund. Immer wieder hatte er sich auf die Hinterpfötchen gestellt und sich somit ganz groß gemacht, um nach Gismo Ausschau zu halten.

Endlich sah er ihn schnaufend den Berg herauf hetzen. Ein paar Schritte vor dem Baum setzte er sich hin und versuchte wieder zu Atem zu kommen, dann sprang er zu Dorian auf den Stamm. „Du bist aber spät dran.“ sagte Dorian und Gismo nickte „Ja. Ich habe verschlafen.“ entgegnete Gismo „Aber wir treffen uns doch immer, wenn die Sonne aufgeht. Wie kann man das denn verschlafen?“ fragte Dorian und Gismo erklärte „Ich werde immer wach, wenn die Sonne in mein Körbchen scheint und meine Nase kitzelt.“ „Bei mir ist das auch so.“ unterbrach ihn Dorian und sein Freund winkte ab. Er wollte sich nicht unterbrechen lassen. „Heute stand ein großer LKW von einem Möbelhaus so vor unserem Haus, das die Sonne nicht in mein Zimmer scheinen konnte.“ erklärte Gismo und sah seinen Freund an. Er überlegte.

„Wenn du aber auch bei Sonnenaufgang aufstehst, wieso kommst du dann fast jeden Tag zu spät?“ fragte Gismo schließlich und Dorian kratzte sich mit der Pfote hinter dem Ohr. „Da habe ich keine Ahnung!“ lächelte er verschmitzt. „Hast du gemerkt, dass wir alles mit dem Laufe der Sonne machen? So wie unsere Menschen es auch tun.“ fragte Gismo und Dorian überlegte „Ja. Andere Katzen sind in der Nacht unterwegs und wir fast nur am Tage. Das macht das Zusammenleben mit den Menschen.“ antwortete er und strich sich über das Ohr.

„Ich habe letztens gehört, dass es einen Platz gibt, wo im Sommer nie die Sonne untergeht.“ begann Gismo und blinzelte in die Strahlen der Sonne hinauf. Der Wind begann durch den Baum neben der Scheune zu säuseln und es klang wie eine Bestätigung der Worte des kleinen Katers. Ein Zweig schob sich vor die Sonnenscheibe und warf einen Schatten auf die beiden Freunde. Dorian legte seinen Kopf schief und sah seinen Freund an „Den ganzen Tag? Gibt es da keine Nacht?“ fragte er zweifelnd „Wie soll das denn gehen? Die Sonne muss doch auch mal schlafen. Und die Menschen? Können die denn da auch schlafen?“ Gismo schaute ihn an und zuckte mit den Schultern „Das kann ich dir auch nicht sagen.“