MAYA BANKS
KGI
BLUTIGES SPIEL
Roman
Ins Deutsche übertragen von
Katrin Mrugella
Titel
Zu diesem Buch
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Die Autorin
Die Romane von Maya Banks bei LYX
Impressum
MAYA BANKS
Roman
Ins Deutsche übertragen von
Katrin Mrugella
Sarah Daniels’ Leben liegt in Trümmern: Nachdem ihr von ihrem Boss Gewalt angetan wurde, hat sie sich einzig ihrem Halbbruder Marcus Lattimer anvertrauen können. Jetzt versucht sie, sich langsam aber sicher in die Normalität zurückzukämpfen und die Narben auf ihrer Seele heilen zu lassen. Marcus, der immer schon auf der falschen Seite des Gesetzes steht, will das, was seiner Schwester angetan wurde, rächen und ermordet Sarahs Boss kaltblütig. Sarah wird Zeugin dessen – und findet keinen anderen Ausweg, um sich selbst und ihren Bruder zu schützen, als das Land zu verlassen und sich auf einer abgelegenen Insel versteckt zu halten. Doch die CIA hat sie aufgespürt und will Sarah nutzen, um Lattimer das Handwerk zu legen. Und bis das gelungen ist, soll Garrett Kelly – ehemaliger Soldat und nun Mitglied des KGI-Teams – die junge Frau überwachen! Der wortkarge Agent hat jedoch selbst noch eine Rechnung mit Marcus offen: Er ist der Mann, der Garrett einst verraten hat. Garrett sieht nun seine Chance gekommen, der Gerechtigkeit Genüge zu tun. Aber als er auf der Insel Sarah das erste Mal begegnet, bringt die verletzliche Schönheit seine Gefühle gehörig ins Schleudern. Und schon bald muss er sich entscheiden, ob er Herz oder Pflicht den Vorrang gibt …
Für Cindy Hwang, für ihre unendliche Geduld
mit diesem Buch und mit mir, während ich mich abrackerte, es richtig hinzubekommen.
mir immer wieder empfiehlt, mich nicht zu stressen.
Ich tue es dennoch, aber dank dir ist alles viel leichter.
Danke.
wenn ich es am meisten brauche. Ohne dich würde ich es nicht schaffen, ehrlich. Du bist der wichtigste Teil meines Lebens und meiner Karriere. Ich werde dich immer lieben.
Es gab unzählige Männer, die von Marcus Lattimer jeden Auftrag angenommen und erledigt hätten. Im Laufe seines Lebens hatte er ein Vermögen angehäuft und jede Menge Verbindungen geknüpft, den Großteil davon hart am Rand der Legalität. Die Männer, die Lattimer direkt beschäftigte, waren ihm absolut treu ergeben – mit weniger würde er sich auch nicht zufriedengeben –, aber er selbst traute niemandem bedingungslos.
Bei manchen Aufträgen … da ging es um persönliche Genugtuung. In diesem Fall handelte es sich um eine Frage der Ehre. Manche Leute würden einwenden, Marcus besäße keine. Und nach objektiven Maßstäben hätten sie auch recht. Aber er war einem unerschütterlichen Treuegelöbnis verpflichtet. Wichtig war, was er unter Ehre verstand.
Allen Cross war ein arrogantes, parasitäres Arschloch. Die Welt wäre ohne Ungeziefer wie ihn besser dran, und Marcus war entschlossen, sich an diesem Tag darum zu kümmern.
Er schraubte den Schalldämpfer auf und steckte sich die Pistole in den Hosenbund. Dann knöpfte er das Jackett seines Armani-Anzugs zu, stieg aus dem Wagen aus und befahl dem Fahrer zu warten. Ohne Eile schritt er auf den Eingang des Hochhauses zu, in dem Cross Enterprises seinen Geschäftssitz hatte. Es dämmerte bereits, die Lichter der Stadt flimmerten im Halbdunkel, und die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Autos huschten an den Hauswänden entlang.
Auf den Straßen herrschte kaum noch Verkehr, und das geschäftige Treiben der Horden von Angestellten, die wie ein beständiger Strom das Gebäude betraten oder verließen, war versiegt. Wenige Meter vom Eingang entfernt blieb Lattimer kurz stehen und schaute auf die Uhr. Der Wachmann, der am Wochenende hier seinen Dienst tat, war ein Familienmensch, und wie die meisten Familienmenschen hatte auch er Schulden, nicht viele, aber genug, um nur mit Mühe über die Runden zu kommen.
Ab morgen würde der Wachmann keine finanziellen Sorgen mehr haben. Dafür hatte Marcus gesorgt. Gerade in diesem Moment legte der Wachmann eine Pause ein, und kurz darauf würden die Überwachungskameras versagen.
Für Geld war vieles zu haben. Loyalität. Illoyalität. Ein zugedrücktes Auge. Eine kurzzeitige Ablenkung. Fünfzehn Minuten reichten Marcus, um die Welt von Allen Cross zu befreien.
Cross war ein Gewohnheitstier. Er kam jeden Samstagabend um sieben und blieb bis neun Uhr. Dann stand der Abholservice bereit und brachte ihn zu einem Restaurant zehn Blocks entfernt. Er genoss ein paar einsame Stunden, in denen er sich um Papierkram kümmerte. Sein größter Genuss jedoch bestand darin, ungestraft eine hilflose Frau zu quälen.
Marcus’ Kiefermuskeln verspannten sich vor Wut. Vorhersehbarkeit konnte einen Menschen töten. Und Cross würde das schon bald erfahren.
Marcus fuhr mit dem Aufzug in den zwanzigsten Stock und trat auf den mit billigem italienischem Marmorimitat ausgelegten Flur. Als er den Empfangsbereich durchquerte, waren seine Schritte so gut wie nicht zu hören.
Die Tür zu Cross’ Büro war angelehnt. Aus dem Spalt drang mattes Licht. Marcus drückte die Tür lautlos auf. Cross saß hinter seinem Schreibtisch, zurückgelehnt in seinem Sessel, hielt ein Glas Wein in der Hand und las ein Bündel Papiere durch.
Marcus beobachtete ihn. Geduldig wartete er, bis seine Beute erkannte, dass die Jagd auf sie eröffnet war.
Nach einem Moment stellte Cross das Glas ab und beugte sich vor. Plötzlich hielt er inne, sein Kopf hob sich ruckartig, als er Marcus erblickte. Von Panik erfüllt riss er die Augen auf, dann hatte er sich wieder im Griff und verzog den Mund zu einem höhnischen Grinsen.
»Wer sind Sie, und was zum Teufel machen Sie in meinem Büro?«
Marcus schlenderte auf ihn zu. Mit ausdruckslosem Gesicht knöpfte er sein Jackett auf. Cross sprang auf, seine Hand fuhr zu der Sprechanlage auf seinem Schreibtisch.
»Verschwinden Sie, oder ich rufe den Sicherheitsdienst.«
Marcus lächelte. »Ich glaube, der ist momentan unabkömmlich.«
Ein Anflug von Unbehagen huschte über Cross’ Miene. Immer noch lächelnd zog Marcus die Pistole. Sie lag gut in der Hand. Er genoss das Gefühl, wie der Schlitten über seinen Daumen glitt. Er entsicherte die Waffe und zielte auf Cross’ Brust.
»Sterben Sie lieber im Sitzen oder im Stehen?«
Cross wurde kreidebleich. Er taumelte, seine Hände fielen auf die glatt polierte Mahagoniplatte seines Schreibtischs.
»Was wollen Sie?«, krächzte er. »Geld? Ich habe Geld. Sagen Sie einfach, wie viel. Alles. Ich gebe Ihnen alles, was sie wollen.«
Verächtlich zuckte Marcus’ Mundwinkel. »Sie könnten sich nicht einmal meine Schuhe leisten.«
Sein Finger drückte fester auf den Abzug. In Cross’ Augen konnte er das Entsetzen sehen, das die Erkenntnis auslöste, dass er sterben würde.
Cross stürzte zur Seite. Das Geräusch der Kugel, als sie seine Brust durchschlug, hallte von den Wänden des geräumigen Büros wider. Cross schlug auf dem Boden auf, die Arme in seiner Verzweiflung ausgestreckt. Blut sickerte durch das weiße Seidenhemd, immer mehr, je heftiger er nach Atem rang.
Wie sehr Marcus dieses Schwein auch möglichst langsam sterben sehen wollte, er musste die Sache nun zu Ende bringen. Er hob die Waffe und zielte genau zwischen Cross’ Augen. Dieser hatte die Ausweglosigkeit erkannt und akzeptierte seinen Tod. Marcus drückte ab und ging, zufrieden, dass der Gerechtigkeit Genüge getan war.
Das Taxi blieb abrupt vor dem Gebäude stehen, in dem Sarah Daniels sechs Monate lang gearbeitet hatte. Seit einem Jahr war sie nicht mehr dort gewesen. Der bloße Gedanke, das Firmengebäude von Cross Enterprises zu betreten, machte sie buchstäblich krank.
Sie warf dem Taxifahrer einen Zwanzigdollarschein hin und ignorierte dessen Angebot, ihr den Rest herauszugeben. Unbeholfen öffnete sie die Tür und eilte auf das Hochhaus zu.
Die Eingangshalle war leer. Der Wachmann war nicht auf seinem Posten. Kam sie zu spät? Was hätte sie dem Mann überhaupt sagen wollen? Dass ihr Bruder auf dem Weg hierher war, um Stanley Cross zu töten?
Sie rannte zum Aufzug, hämmerte auf den Aufwärts-Knopf und betete insgeheim, dass er im Erdgeschoss sein möge. Mit einem erleichterten Stoßseufzer zwängte sie sich durch die aufgleitenden Türen.
Sie drückte den Knopf zum zwanzigsten Stock und danach wiederholt den Knopf, um die Tür zu schließen.
Schnell. Schnell. Schnell.
Sie musste es rechtzeitig schaffen. Sie würde Marcus aufhalten.
Dumm. Strohdumm.
Sie hätte es wissen müssen. Sie hatte die Wut in Marcus’ Augen gesehen. Äußerlich war er viel zu ruhig gewesen und viel zu gefasst, als er ihr mitteilte, dass er sie fortbringen würde. Sie hatte nicht widersprochen. Sie hatte ihm alle Entscheidungen überlassen. Sie hatte nicht einmal gewusst, wohin die Reise ging, nur dass Marcus’ Privatjet voll aufgetankt auf sie wartete.
Endlich war sie oben. Sie lief in den Empfangsbereich und auf Allens Büro zu. Die Tür stand weit auf. Sie sah Marcus von der Seite, wie er soeben die Pistole wieder in den Hosenbund steckte.
Entsetzt sah sie Allen Cross auf dem Boden liegen mit blutbeflecktem weißem Hemd.
Sie hob die Hand zum Mund und trat rasch zurück.
Oh Gott. Oh Gott. Oh Gott.
Sie kam zu spät. Sie hatte es nicht rechtzeitig geschafft.
Allen war tot. Marcus hatte ihn ermordet.
Oh Gott.
Ihr wurde übel. Beinahe wäre sie auf ihrem langsamen Rückzug über die eigenen Füße gestolpert. Sie musste fort von hier. Bald würde die Polizei auftauchen. Oder? Kein Mensch konnte doch so einfach in ein Bürogebäude hineinspazieren und jemanden erschießen.
Sie drehte sich um und lief zum Lift. Sie betete, dass er noch da war, denn am Wochenende waren immer mindestens zwei der Aufzüge außer Betrieb. Blieben auf dieser Seite des Hochhauses immer noch zwei, die funktionieren sollten.
Sie drückte den Daumen auf den Abwärts-Knopf und hielt den Atem an. Notfalls würde sie die Treppe nehmen. Die Tür glitt auf, und sie stolperte hinein. Sie hämmerte auf den Knopf zum Erdgeschoss und drehte sich in dem Moment um, als die Tür zuging. Nur wenige Meter entfernt von ihr stand Marcus mit erstarrter Miene.
»Sarah …«
Die Tür war zu und schnitt ihm das Wort ab. Der Aufzug fuhr nach unten. Sarahs Magen rebellierte.
Sie war nicht in der Lage zu verarbeiten, was sie gerade gesehen hatte. Marcus hatte Allen Cross getötet. Sie spürte nicht das geringste Bedauern. Nur Angst. Angst um Marcus. Wie konnte er nur annehmen, mit einer derart dreisten Tat ungestraft davonzukommen?
Der Aufzug hielt, und sie stemmte sich gegen die Tür, als ginge sie dadurch schneller auf. Kopfüber stolperte sie in den Empfangsbereich und hatte Mühe, nicht der Länge nach hinzufallen. Gerade hatte sie sich gefangen, da schloss sich eine Hand um ihren Arm und riss sie herum.
»Was zum Henker tust du hier?«
Ihr stockte der Atem, denn sie sah sich dem leibhaftigen Teufel gegenüber.
Stanley Cross, Allens Bruder, packte sie so fest, dass sie vor Schmerz schrie. Aus seinen Augen sprühte die blanke Wut, eine Warnung, wozu dieser Mann fähig war. Doch das wusste sie nur zu gut.
Ein Schluchzer entrang sich ihrer Kehle. Dieser Mann hatte sie das ganze letzte Jahr in ihren Albträumen heimgesucht. Seit jener Nacht in Allens Büro war sie ihm nicht mehr persönlich begegnet, jener Nacht, in der er und Allen ihr Leben für immer verändert hatten. Sie hätte nie geglaubt, dass sie je einen Menschen so hassen könnte wie diese beiden.
Die Angst lähmte sie eine halbe Ewigkeit. So kam es ihr zumindest vor. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und ihr Magen spielte verrückt, dass sie sich fast auf Stanleys Schuhe übergeben hätte.
»Ich habe dich was gefragt«, schnauzte er sie an. »Was hast du hier zu suchen?«
Herr im Himmel, er würde Allens Leiche finden und glauben, sie hätte ihn ermordet. Oder schlimmer noch: Er würde Marcus entdecken, und dann würde ihr Bruder ins Gefängnis wandern. Stanley könnte bezeugen, dass sie beide am Tatort waren. Und auch wenn sie selbst nicht angeklagt würde, könnte man sie zwingen, gegen Marcus auszusagen.
Plötzlich packte sie der Mut der Verzweiflung. Wie ein Tornado wirbelte der Zorn in ihr hoch. Sie rammte Stanley ihr Knie in den Unterleib, sodass er vor Schmerz aufjaulte und sich zusammenkrümmte. Dann ballte sie die Hand zur Faust, holte aus und schlug zu, so fest sie konnte.
Sie traf ihn am Kinn, und er ging zu Boden.
Während er sich mühsam wieder aufrappelte, rannte sie zum Ausgang, stürmte auf die Straße und in die Nacht hinaus. Ein Taxi, dessen Bereitschaftslicht schon ausgeschaltet war, kam um die Ecke, sie sprintete auf die Fahrbahn und streckte den Arm aus, um es aufzuhalten. Mit quietschenden Bremsen kam der Wagen kurz vor ihr zum Stehen. Der Fahrer hielt die erhobene Faust aus dem Fenster und schickte einen Schwall von Obszönitäten hinterher.
Sarah ignorierte dessen Empörung, riss die hintere Tür auf, warf sich auf die Rückbank und knallte die Tür hinter sich wieder zu. »Fahren Sie los!«
Der Taxifahrer warf ihr im Rückspiegel einen bösen Blick zu, drückte dann aber aufs Gaspedal, während er etwas von verrückten Weibern murmelte. »Lady, ich bin nicht mehr im Dienst.«
»Es wird sich für Sie lohnen, aber fahren Sie bitte zu.«
Entnervt seufzte er. »Und wohin?«
Sie schloss die Augen, um sich zu sammeln. Wohin konnte sie gehen?
Denk nach. Allmächtiger, was machte man bloß in so einer Situation?
Sie starrte auf die Handtasche, die ihr quer über die Schulter hing. Sie hatte Bargeld dabei, ihren Pass, eine Kreditkarte, den Führerschein. In ihre Wohnung konnte sie wohl kaum zurück. Inzwischen hatte Stanley bestimmt die Leiche seines Bruders gefunden und die Polizei verständigt.
Denk nach, Sarah, denk nach!
»Zum Flughafen«, presste sie schließlich heraus.
Ihr Handy klingelte plötzlich, und sie zuckte zusammen. Hektisch wühlte sie in der Handtasche, zog es heraus und schaute aufs Display. Marcus.
Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Ihr Bruder. Der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der sie liebte. Er war alles, was sie hatte, und nun hatte er für sie getötet.
Sie nahm den Anruf an und hob das Handy ans Ohr.
»Sarah«, bellte Marcus los, bevor sie auch nur »Hallo« sagen konnte.
»Marcus«, krächzte sie.
»Sarah, Liebes, wo steckst du?«
»Spielt keine Rolle. Ich kann nicht … Wir können nicht … Ich muss weg. Ich gehe fort.«
Sie plapperte Unsinn, aber es kümmerte sie nicht.
»Sarah, hör auf damit. Hör mir zu.«
»Nein.« Sie schnitt ihm das Wort ab. Ihre Stimme klang wieder gefasster. »Ich muss fort. Verstehst du das nicht? Sie werden es herausfinden. Sie werden wissen, dass ich dich gesehen habe. In dem Gebäude gibt es Überwachungskameras. Sie brauchen bloß das Band abspielen, dann wissen sie, dass wir beide da waren. Du musst von hier verschwinden, Marcus. Schnell. Und ich verschwinde auch.«
»Sarah, verdammt noch mal, jetzt hör mir doch zu.«
Sie klappte das Handy zu und schaltete es ab, damit er sie nicht erneut anrufen konnte. Dann lehnte sie sich zurück und schloss die Augen. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie fliehen oder was sie tun sollte, wenn sie erst einmal irgendwo war, aber hier konnte sie nicht bleiben. Sie durfte niemals zurückkehren.
»Es tut mir so leid, Marcus«, sagte sie leise zu sich selbst. »Ich hätte diejenige sein sollen, die ihn tötet.«
Garrett Kelly erwachte schlagartig. Seine Muskeln waren verspannt, Schweiß stand ihm auf der Stirn, und er atmete stoßweise. Einen Moment lang blieb er liegen, sein zielloser Blick wanderte zum Fenster. Draußen war es noch dunkel.
Explosionen dröhnten in seinen Ohren. Das Stakkato der Gewehrschüsse ließ ihn zusammenzucken, und der Geruch von Blut und verbranntem Fleisch attackierte seine Nase. Er bekam kaum noch Luft.
Großer Gott.
Er schüttelte den Kopf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Als er den Arm hob, protestierte seine Schulter. Ungeduldig knurrte er den Schmerz an, der ihn immer noch plagte. Dann rollte er sich herum und setzte sich auf. So verharrte er eine Weile, mit hängendem Kopf, und schnappte nach Luft wie ein Schlappschwanz in der Grundausbildung, der nach einem Zwei-Meilen-Lauf kurz davor war sich zu übergeben.
Es machte ihn wütend, wenn die Erinnerungen auf diese heimtückische Art über ihn herfielen. Die Bilder, die seinen Schlaf unterbrochen hatten, waren ihm lange Zeit erspart geblieben. Seit er jedoch eine Kugel abbekommen hatte, die seiner Schwägerin gegolten hatte, waren seine Schlafschwierigkeiten aus irgendeinem Grund zurückgekehrt. Sein Bewusstsein schien nun empfänglicher für Dinge zu sein, die er verdrängt hatte.
Er schaute zur Uhr. Sich noch mal hinlegen, lohnte nicht. In einer Stunde würden ohnehin alle auf sein. Vielleicht würde ihm eine Joggingrunde helfen, seine Gedanken zu ordnen und seinen Kreislauf wieder richtig in Schwung zu bringen.
Seufzend stellte er sich unter die Dusche und drehte das Wasser auf kalt, um die Spinnweben im Hirn und den Geruch von Blut loszuwerden. Nachdem er sich abgetrocknet und angezogen hatte, ging er leise den Flur entlang und zur Haustür hinaus.
Es war immer noch finster, als er über die gewundene Straße lief, die parallel am See entlangführte. An diesem Morgen rannte er weiter als üblich, um den Rahmen seiner normalen Routine zu sprengen. Immer noch hörte er die Explosionen und die Schreie seiner Kameraden. Kurz schloss er die Augen und beschleunigte dann, bis seine Lungen kreischten und er Seitenstechen bekam.
Es war vorbei. Schon seit einer Ewigkeit. Er musste darüber hinwegkommen. Er hatte es doch schon hinter sich gelassen. Dieser sogenannte Erholungsurlaub war komplett für die Katz. Er wurde nur faul und bequem. Scheiße. Er wollte wieder zurück ins Geschäft. Eine Mission. Eine Beschäftigung. Nicht immer nur Freizeit.
Als er wieder beim Haus ankam, lief er auf dem Zahnfleisch. Der Himmel hatte sich etwas aufgehellt, ein diamantgroßer Stern hielt sich hartnäckig über dem See. Er stand auf dem Steg, schaute über das Wasser, dessen spiegelglatte Oberfläche nicht durch das kleinste Kräuseln getrübt wurde, und atmete die saubere, abgasfreie Luft ein.
Er sog den Frieden, der sein Zuhause und den geliebten See umgab, regelrecht in sich auf, bis der Lärm der Vergangenheit leiser wurde und schließlich verhallte.
Beim letzten Klimmzug tropfte Garrett der Schweiß von der Stirn. Er hielt sich oben, das Kinn über der Stange, bis seine Muskeln schmerzten und die Schulter zu brennen begann. Auch dann noch biss er die Zähne zusammen und ließ sich erst zu Boden fallen, als seine Arme zitterten. Sofort griff er sich an die Narbe an der Schulter.
Das Gefühl, nicht hundertprozentig fit zu sein, stellte seine Geduld auf eine harte Probe. Er kniete sich hin und startete eine Serie von Liegestützen. Er konzentrierte sich nur auf einen Gedanken: seine völlige Genesung – ein Prozess, der für seinen Geschmack schon viel zu lange dauerte.
Nach dem Lauf gestern früh und einem ganzen Tag voller Training hatte er vergangene Nacht ein wenig besser geschlafen. Doch die Bilder aus seinen Träumen peinigten ihn nach wie vor. Eine ganze Zeit lang hatten ihn die Träume nicht mehr heimgesucht, jetzt aber drängten sie plötzlich mit Macht wieder in sein Bewusstsein vor.
»Hey, Mann.«
Garrett streckte die Arme durch, um seine Position zu halten, und drehte den Kopf. Donovan stand in der Kellertür.
»Wieso störst du mich beim Training?«
»Resnick hat seinen Besuch angekündigt. Er müsste jeden Moment eintreffen.«
Seufzend sprang Garrett auf die Füße und stand auf. Er schnappte sich das Handtuch von der Couch und trocknete sein Gesicht ab. »Was will er denn?«
»Hat er nicht gesagt. Aber du kannst dir ja denken, dass er etwas von uns will, sonst würde er nicht herkommen.«
»Wofür hat man eigentlich das Telefon erfunden?«
Donovan lachte. »Ich bin in der Einsatzzentrale. Ach, nur zur Warnung: Sophie wütet in der Küche.«
Garrett stöhnte. Bei seiner schwangeren Schwägerin war letzte Woche der Nestbautrieb ausgebrochen. Erst hatte sie alles von oben bis unten geputzt, und seither kochte sie so viel Essen, dass sie noch einen Weltuntergang überstehen würden.
Seit sie mit Sam verheiratet war, hatte sie jeden verdonnert, genügend Zeit im Kreis der Familie zu verbringen. Und da sie jetzt ihre Familie waren – wie sie bei jeder Gelegenheit betonte –, verlangte sie von ihnen, dass sie auch gemeinsam aßen wie eine Familie, was bedeutete: alle an einem Tisch, und zwar pünktlich. Als einzige Entschuldigung, eine Mahlzeit zu verpassen, wurde die Einweisung ins Krankenhaus akzeptiert.
Garrett und seine Brüder machten ihr die Freude, weil sie ihr ganzes Leben lang kein richtiges Familienleben gehabt hatte. Angesichts der Vielköpfigkeit der Kelly-Familie war sie zunächst überwältigt und zurückhaltend gewesen, doch dann hatte sie alle ins Herz geschlossen und mit größter Selbstverständlichkeit ihr neues Leben angefangen.
Als er die Kellertreppe hochstieg, rollte er mit der Schulter, um zu testen, wie sich die Verletzung anfühlte. Aus dem Krankenhaus war er schon vor Monaten entlassen worden, aber sie war immer noch nicht zu seiner Zufriedenheit verheilt. Wenn er regelmäßig trainierte, spürte er nur noch Restschmerzen, aber wenn er länger als einen Tag aussetzte, wurde die Schulter sofort steif.
Er ließ immer noch den Arm kreisen, als er in die Küche trat. Sophie schaute vom Herd hoch und zog die Stirn in Falten. »Macht dir die Schulter immer noch Kummer?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, kam sie angeschossen – so schnell, wie es eine Frau in ihrem Zustand eben konnte – und baute sich vor ihm auf. Sie schob ihren Bauch vor sich her und wäre fast gegen seine Hüfte gestoßen. Sie sah aus, als wäre sie im dreizehnten Monat – was er in ihrer Gegenwart niemals laut gesagt hätte.
»Halb so wild, Soph.«
»Du hast wieder trainiert. Solltest du nicht ein bisschen kürzertreten?«
Er verdrehte die Augen und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Mir geht es gut. Wenn ich nichts mache, wird sie nie wieder wie früher.«
Traurig senkte sie den Kopf. Er seufzte. Sie war der Grund, dass er angeschossen worden war, und sie war gleichzeitig die Einzige, die entschlossen war, dies keinesfalls zu vergessen. Er zupfte sie am Haar, um sie zu necken, und als sie wieder aufschaute, blickte er sie finster an.
Ihre Niedergeschlagenheit dauerte volle zwei Sekunden. Ihre Schultern zuckten, und ihr Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln.
»Schon gut, schon gut.« Sie hob entschuldigend die Hände. »Ich höre auf, mir die Schuld zu geben und mich wie eine Glucke aufzuführen.«
»Genau, heb dir das für deinen Nachwuchs auf.«
Sie wandte sich wieder dem Herd zu, und er blickte ihr schnüffelnd über die Schulter.
»Was kochst du da? Riecht prima.«
»Die Frage müsste eher lauten: Was koche ich nicht?« Sie deutete auf den großen Tisch, der komplett mit Essen bedeckt war. Es sah aus, als hätte ein wahnsinniger Koch eine Kuh geschlachtet und einen kompletten Garten abgeerntet. »Ich mache Lasagne zum Einfrieren, Hühnchen und Klöße, ein paar Auflaufgerichte und ein Gumbo. Hast du Hunger?«
Er rieb sich den Bauch. »Ich könnte schon was vertragen.«
Sie sah auf die Uhr. »Das Mittagessen steht in einer Stunde auf dem Tisch.«
»Ich soll noch eine Stunde warten?«, fragte er entsetzt.
Sie hob die Augenbrauen. »Wenn ich dir was gebe, wollen Donovan und Sam auch was, und wenn es dann Mittagszeit ist, kommt keiner mehr.«
»Was bist du doch für eine grausame Frau«, jammerte Garrett. »Ich weiß gar nicht, wie Sam es mit dir aushält.«
Ihr Blick sagte ihm, dass sie von seinen Schauspielkünsten nicht sonderlich beeindruckt war.
»Apropos Sam. Wo steckt er?«
Sophie beugte sich über einen Topf und sah hinein. »Er ist mit Donovan drüben im Büro. Sie haben irgendwelche dringenden Anrufe zu erledigen. Sam hat gesagt, die Baufirma macht heute den ersten Spatenstich für den neuen Hubschrauberlandeplatz.«
Mit einem Kopfschütteln quittierte Garrett ihre Beharrlichkeit, von dem »Büro« zu sprechen. »Ich gehe jetzt auch in die Einsatzzentrale. Was gibt’s zu Mittag? Darf ich mir was aussuchen? Immerhin bin ich verletzt.«
»Ach, jetzt auf einmal willst du bemitleidet werden«, grummelte sie. »Na meinetwegen. Worauf hättest du Appetit?«
»Hühnchen mit Klößen. Gute deftige Nahrung für jemanden in meinem Zustand.«
Im Vorbeigehen schnappte er sich ein Stück Hühnerfleisch, das sie bereits ausgelöst hatte, und machte sich dann unter einem Sturm wüster Drohungen schleunigst aus dem Staub.
Lächelnd überquerte er den Weg zum Nachbargebäude. Es war ein nüchterner Bau, der totale Gegensatz zu dem einladenden Holzhaus, in dem er und seine Brüder am Ufer des Kentucky Lake wohnten. Die Grundfläche war quadratisch, und es wirkte imposant mit seinen durch grauen Stahlbeton verstärkten fensterlosen Mauern und einer Sicherheitsanlage, die – dank Donovans elektronischem Sachverstand – selbst die CIA nicht überwinden könnte. Das war insofern lustig, als die CIA jeden Moment hier sein konnte.
Er gab seinen Zugangscode ein und betrat das Gebäude, noch ehe die Tür ganz auf war. Donovan saß vor Hoss, dem Computer – und der großen Liebe seines Lebens –, während Sam hinter ihm stand und irgendetwas vom Bildschirm ablas. Er würde diesen Raum vermissen, wenn die Umbauarbeiten abgeschlossen waren. Sie alle verspotteten Sam gern wegen seiner Paranoia, in Wahrheit aber hielt Garrett das Ganze für einen ausgezeichneten Plan. Er wollte seine Familie in Sicherheit wissen. Vor allem nach den Ereignissen der letzten Monate, als seine Mutter entführt worden war.
Wenn der Umzug von KGI in ein nach dem neuesten Stand der Technik gesichertes Gebäude gewährleistete, dass die Kellys besser geschützt waren, wäre Garrett lieber heute als morgen dazu bereit. Die Schwierigkeit war nur, dass ein derartiges Unterfangen Monate dauern würde, bis es abgeschlossen war.
»Und was hat Resnick nun für ein Problem?«, fragte er, während er zu seinen Brüdern hinüberschlenderte.
Sam drehte sich um. »Keine Ahnung. Er hat angerufen und gesagt, er wäre in zwanzig Minuten da. Klang ziemlich aufgeregt.«
»Wann klingt der nicht aufgeregt? Dieser Kotzbrocken ist doch die Verkrampftheit in Person.«
Donovan drehte sich auf dem Stuhl herum und schaute Sam an, dann brachen beide in Gelächter aus.
»Was ist denn mit euch los?«, wollte Garrett wissen.
Sam schüttelte den Kopf. »Das sagst ausgerechnet du?«
Garrett zeigte ihm den Stinkefinger, wandte sich ab und ließ sich auf die Couch fallen. Was Resnick auch wollte, es konnte nichts Gutes sein. Das letzte Mal waren sie ihm persönlich begegnet, als die Scheiße um Sophie losging. Seither hatten sie nichts mehr von ihm gehört, und so war es Garrett am liebsten. Wo Resnick auftauchte, war Ärger nicht weit.
Sam folgte ihm und setzte sich ans andere Ende der Couch. »Mom schmeißt für Rusty eine Party, und sie hat uns deutlich zu verstehen gegeben, dass die Familie vollzählig zu erscheinen hat.«
Garrett seufzte. »Eine Party? Aus welchem Anlass? Dass sie einen ganzen Monat lang nicht in Schwierigkeiten geraten ist?«
Donovan schnaubte und widmete sich wieder seiner Tastatur.
»Demnächst beginnt ihr Abschlussjahr. Das wird gefeiert. Und eins muss man der Knalltüte lassen: Sie hat sich prächtig gemausert, seit Mom sie unter ihre Fittiche genommen und dafür gesorgt hat, dass sie die Schulbank auch tatsächlich drückt.«
Garrett grunzte. Na gut, ja, das Mädchen, das Mom von der Straße aufgelesen hatte – eine Herumtreiberin, um die sich ihre Mutter mit Vorliebe kümmerte –, hatte sich gebessert, obwohl sie hundsmiserable Manieren und ein dazu passendes Mundwerk hatte. Aber Garrett widerstrebte es, jemanden im Grunde genommen für Selbstverständlichkeiten zu belohnen, wie zum Beispiel Verantwortungsbewusstsein und erwachsenes Verhalten.
»Meine Güte, als Nächstes spendieren sie ihr wohl noch ein Auto«, schimpfte Garrett.
»Das haben sie schon«, rief Donovan über die Schulter nach hinten.
Sams Augenbrauen schossen in die Höhe. »Tatsache? Wann?«
»Ich habe vorhin mit Mom telefoniert, und sie hat gesagt, Dad sei unterwegs zum Autohändler. Soll eine Partyüberraschung werden.«
Sam schloss die Augen, und Garrett schüttelte den Kopf. »Meine Herren, das hat uns noch gefehlt. Ein durchgeknallter Teenager mit eigenem Wagen. Ich hoffe bloß, sie versichern sie ordentlich. Wenn sie einen Unfall baut, werden Mom und Dad verklagt und zur Kasse gebeten.«
»Auf dich ist Verlass. Du siehst bei allem immer die positive Seite«, bemerkte Sam trocken.
Dann schwiegen sie. Garrett legte den Kopf zurück und schloss die Augen. Zwei Tage volles Trainingsprogramm, dazu nur sporadischer Schlaf, hatten ihn geschafft.
»Kannst du wieder besser schlafen?«, fragte Sam.
Garrett schlug die Augen auf und schaute seinen Bruder an, der ihn nachdenklich musterte.
»Ja, alles bestens.«
»Sophie hat gesagt, du seist oft wach.«
Garrett schaute finster drein. »Wenn sie nicht jede Nacht vierzehnmal aufs Klo rennen würde, wüsste sie nicht, wann ich wie lange wach liege.«
Sam lachte, wurde aber gleich wieder ernst. »Beschäftigt dich etwas?«
Garrett strich sich die Haare zurück, die dringend einen Schnitt brauchten. Im Moment standen sie ihm vom Kopf ab wie einem dieser Möchtegern-Surfertypen, die immer nur faul am Strand rumhingen. »Mir fehlt nichts, okay?«
Die Vergangenheit wieder aufzuwärmen war das Letzte, was er wollte. Es war schlimm genug, dass seine Brüder vor sechs Jahren die Scherben zusammenfegen und ihn gesund pflegen mussten, als diese Mission im Chaos endete. Er wollte nicht, dass sie schon wieder den Babysitter für ihn spielten, nur weil er schlecht träumte.
»Sophie hat mir erzählt, dass die Baufirma heute mit dem Bodenaushub für den Helikopterlandeplatz beginnt.«
Sam nickte. »Nach dem Treffen mit Resnick schaue ich mal nach, ob alles klargeht. Ich habe Sophie gebeten, sich die Pläne für das Haus anzuschauen. Sie kann sich nicht entscheiden, wie viele Schlafzimmer wir brauchen. Obwohl sie mehrere Kinder will, schwört sie, dass es auch bei einem bleiben könnte.«
Garrett lachte leise. »Ethan hat gesagt, Rachel hätte für ihr Haus bereits alles unter Dach und Fach.«
»Stimmt, und was ist mit dir?«
Garrett runzelte die Stirn. Ein Haus? Daran hatte er bislang kaum einen Gedanken verschwendet. Er hatte so lange mit seinen Brüdern zusammengewohnt, dass er sich erst langsam an die Vorstellung gewöhnen musste, ein eigenes Heim zu haben. Aber das wäre schon toll. Ja, er sollte langsam mal darüber nachdenken.
Das Piepen der Gegensprechanlage sorgte dafür, dass ihm eine Antwort erspart blieb.
Donovan stand von seinem Stuhl auf. »Sieht aus, als wäre Resnick da.«
»Bleib ruhig sitzen«, sagte Sam, als Garrett keine Anstalten machte aufzustehen. »Ich geh ihn holen.«
Garrett grinste. »Danke. Es ist grad so gemütlich.«
Sam warf ihm einen genervten Blick zu, dann ging er zur Tür.
Kurz darauf kam er mit ihrem Besucher zurück. Wie üblich fuhr sich Resnick mit einer Hand durchs Haar, die andere spielte mit einer Zigarette herum. Er machte kurze lautlose Schritte, und seine Augen huschten rastlos hin und her. Ja, er war wirklich ein hypernervöser Mistkerl.
Garrett blickte ihn an. »Schön, Sie zu sehen, Adam. Welchem Umstand haben wir die unerwartete Ehre zu verdanken?«
Resnick starrte Garrett an, nahm die Zigarette aus dem Mund und hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger. »Lattimer hat endlich Mist gebaut.«
Völlig verdattert sah Garrett den CIA-Agenten an. Gewehrschüsse dröhnten durch seinen Kopf, und der bittere Geruch von Blut füllte seine Nase. Er fühlte sich sechs Jahre zurückversetzt, an einen Ort und in eine Zeit, als sein Team von dem Mann, den sie hatten retten wollen, in eine Falle gelockt worden war.
Vergeblich mühte er sich, ruhig und gelassen zu bleiben. Schon die bloße Erwähnung von Lattimers Namen reichte, um sein Blut vor Wut zum Kochen zu bringen.
»Kommen Sie zur Sache«, hakte Sam nach. »Warum sind Sie hier, und was hat Lattimers Mist mit uns zu tun?«
Resnick blickte weiterhin nur auf Garrett. Er wusste es. Dass Resnick in der Lage war, genau die richtigen Knöpfe bei ihm zu drücken und seine Schwachpunkte auszunutzen, machte Garrett stinksauer.
»Das ist die beste Gelegenheit, die wir wahrscheinlich je kriegen werden, um Lattimer aus dem Verkehr zu ziehen. Ich brauche Sie für diesen Job«, sagte er zu Garrett.
Donovan stand auf und stellte sich neben die Couch zu seinem Bruder. »Garrett steht momentan nicht zur Verfügung. Suchen Sie sich jemand anderen.«
Garrett hielt eine Hand hoch. Donovan meinte es gut, deshalb konnte er ihm auch nicht böse sein. Sam runzelte die Stirn und schien schon kurz vor einem Tobsuchtsanfall zu stehen.
»Erzählen Sie mal«, sagte Garrett. »Die Kurzversion, wenn ich bitten darf.«
»Bei Marcus Lattimer gibt es keine Kurzversion«, entgegnete Resnick. »Ich brauche Ihnen doch nicht zu erzählen, in welche üblen Machenschaften er verwickelt ist. Oder was er früher alles angestellt hat.«
»Nein, das brauchen Sie mir bestimmt nicht zu erzählen. Er ist ein verdammter Verräter, der es nicht verdient hat, am Leben zu bleiben.«
»Für mich ist das ebenfalls eine persönliche Angelegenheit«, erwiderte Resnick leise. »Aber ich bin nicht geeignet für diese Aufgabe. Sie sind der Richtige.«
Jetzt war Garretts Interesse geweckt. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass Lattimer sich im Lauf der Zeit jede Menge Feinde geschaffen und genauso vielen in den Rücken gefallen ist. Es überraschte ihn ebenso wenig, dass die CIA scharf auf ihn war. Aber für Garrett zählte nichts anderes als die Gesichter der Männer, die er an dem Tag verloren hatte, an dem sein Team zu Lattimers Rettung ausgerückt war.
»Warum bin ich der Richtige für diesen Job? Sie haben mir immer noch nicht gesagt, inwiefern Lattimer Mist gebaut hat.«
Resnick steckte sich die Zigarette wieder zwischen die Lippen und fuhr sich mit der Hand so oft durchs Haar, dass es aussah, als hätte er die Finger in die Steckdose gehalten.
»Vor zwei Wochen marschierte er in ein Hochhaus in Boston. Fünfzehn Minuten später kam er wieder heraus, und Allen Cross lag erschossen in seinem Büro. Überwachungskameras filmten Lattimer beim Betreten und Verlassen des Gebäudes. Aufnahmen aus dem Inneren haben wir leider nicht, weil das System zufälligerweise gleichzeitig mit seiner Ankunft den Geist aufgab. Ebenfalls zufälligerweise ist der diensthabende Wachmann seit jener Nacht wie vom Erdboden verschluckt. Samt Familie.«
»Ja, welch glückliche Zufälle«, murmelte Garrett.
»Für einen Mann wie Lattimer ist das aber ein ziemliches Durcheinander«, warf Sam ein. »Was war denn an Allen Cross so besonders, dass Lattimer höchstpersönlich tätig werden musste?«
»Das weiß ich nicht«, gab Resnick zu. »Die Zusammenhänge sind noch unklar.«
»Und was spiele ich da für eine Rolle?«, fragte Garrett.
Resnick fummelte erneut an der Zigarette herum, und Garrett war schon nahe daran ihn aufzufordern, das verdammte Ding endlich anzuzünden, damit er Ruhe gab. Er rauchte ohnehin wie ein Schlot.
»Dazu komme ich gleich. Sarah Daniels, die früher einmal für Allen Cross gearbeitet hat, betrat sichtlich aufgewühlt das Gebäude, kurz nachdem Lattimer reingegangen war. Ein paar Minuten später rannte sie raus, als wäre der Teufel hinter ihr her. Um das Ganze noch mehr zu verkomplizieren, wurde Stanley Cross gefilmt, wie er das Hochhaus betrat, kurz bevor Sarah das Gebäude verließ. Er war es, der die Leiche seines Bruders fand und den Mord meldete. Aber er streitet ab, Sarah oder Lattimer gesehen zu haben.«
Garrett schnaubte ungläubig. Resnick nickte. »Genau. Ich denke, Lattimer hat ihn sich vorgeknöpft und ihm eine Heidenangst eingejagt, sodass er jetzt stillhält.«
»Glauben Sie, sie hat gesehen, wie Lattimer Cross umgelegt hat?«, fragte Donovan.
Resnick atmete tief ein, dann wieder aus. »Ich glaube, dass sie ihn nicht nur gesehen hat, sondern dass sie wusste, was passieren würde.«
»Oha, jetzt komme ich nicht mehr mit«, sagte Garrett. »Das finde ich ein bisschen weit hergeholt.«
Resnick hielt eine Hand hoch. »Sarah Daniels ist bislang noch eine unbekannte Größe. Sie kannte nicht nur das Opfer, wir glauben auch, dass sie in einer besonderen Beziehung zu Lattimer steht.«
»Was für eine Beziehung?«, fragte Sam sofort. »Wollen Sie damit sagen, dass Sarah für Cross arbeitete, eine Romanze mit Lattimer hatte, und der erschießt dann ihren Boss?«
Resnick schüttelte den Kopf. »Sie ist Lattimers Halbschwester.«
Garrett setzte sich vor an den Rand der Couch. »Er hat keine Verwandten. Verflucht noch mal, er hat seinen eigenen Vater ermordet und dessen Geschäfte übernommen. Seine Mutter starb, als er noch klein war, und Geschwister hatte er keine, das würde ich sonst wissen. Seit Jahren suche ich nach einem Weg, wie ich das Schwein drankriegen kann. Nicht einmal Donovan hat was gefunden, und es gibt nur wenig, das er nicht herausfinden kann.«
»Wir hatten einen Undercoveragenten in Lattimers Organisation eingeschleust«, sagte Resnick. »Wir standen kurz davor, Lattimer hochgehen zu lassen, als er Verdacht schöpfte und unser Mann verschwand. Dafür will ich Lattimer drankriegen. Unbedingt. Vor seinem Verschwinden gab mein Mann noch Informationen über Sarah durch. Und jetzt kommt’s: Lattimer liegt sehr viel an ihr. Es ist ihm wichtig, sie zu beschützen. Und er hat alles Mögliche unternommen, um ihre Verbindung geheim zu halten, weil er nicht will, dass sie unter seiner Scheiße zu leiden hat. Erstaunlich, oder? Ich hätte gewettet, dass der Kerl weder ein Herz noch ein Gewissen besitzt. Wir konzentrierten uns auf Sarah und wollten sie überwachen. Ich war kurz davor, ihr Telefon anzapfen zu lassen, als diese Sache mit Cross passierte. Wir waren ihm so dicht auf den Fersen, da schlüpft uns dieses Schwein wieder durch die Finger.«
Geistesabwesend rieb sich Garrett die Schulter. Er dachte über Resnicks Worte nach. Lattimer hatte eine Schwachstelle. Schwachstellen konnte man ausnutzen.
»Ich bin dabei.«
»Jetzt warte doch mal eine Minute, Garrett«, funkte Sam dazwischen. »Du weißt noch gar nicht, worum es genau geht.
»Mir egal. Ich bin auf jeden Fall dabei.«
Auch Donovan zeigte sich skeptisch. »Dafür bist du noch nicht fit genug, Mann. Dieser Job wäre kein Spaziergang, und abgesehen davon ist das für dich eine viel zu persönliche Sache.«
Resnick räusperte sich. »Eigentlich ist es der perfekte Auftrag für ihn. Deshalb bin ich gekommen. Es stimmt, natürlich weiß ich, wie sehr Sie diesen Mistkerl hassen, Garrett, und ich bin bestimmt kein Heiliger, sondern würde aus diesem Umstand meinen Vorteil ziehen. Aber Ihre Verletzung ist hierfür einfach die perfekte Tarnung.«
»Kommen Sie endlich zum Punkt«, drängte Sam.
»Nachdem Sarah aus besagtem Gebäude gelaufen kam, ist sie untergetaucht. Es hat uns einige Mühe gekostet, sie aufzuspüren. Für einen Flug nach Miami hat sie noch ihren richtigen Namen benutzt, danach wurde es schwieriger. Wir mussten uns ziemlich ins Zeug legen, aber schließlich fanden wir einen Piloten, der sie nach Isle de Bijoux geflogen hat. Sie hat das Geld unter falschem Namen telegrafisch überwiesen. Offensichtlich versorgt Marcus sie mit den nötigen Mitteln. Derzeit ist sie in einem vergleichsweise abgelegenen Strandhäuschen untergeschlüpft.«
Donovan verschränkte die Arme und setzte sich neben Garrett auf die Couchlehne. »Ich kann mir schon denken, worauf das hinausläuft, und das gefällt mir ganz und gar nicht.«
»Warum schicken Sie nicht einfach einen Ihrer Männer los?«, fragte Sam.
»Die Isle de Bijoux ist eine kleine Insel, auf die es nur wenige Touristen verschlägt. Ich brauche jemanden, der nicht auffällt. Jemanden, der einen guten Grund hat, sich dort aufzuhalten. Außerdem ist Garrett hoch motiviert. Er hasst Lattimer, und ich wollte ihm die Gelegenheit bieten, den Kerl aus dem Verkehr zu ziehen«, erklärte Resnick.
»Sie glauben, dass er nicht auffällt?«, fragte Donovan belustigt.
»Er ist wie geschaffen dafür«, antwortete Resnick. »Er sieht völlig fertig aus. Er braucht eine Rasur und muss zum Friseur. Er erholt sich langsam von einer Verletzung.« Er wandte sich direkt an Garrett. »Sie bekommen das Strandhaus, das Sarahs am nächsten liegt. Gehen Sie angeln. Legen Sie sich an den Strand. Gönnen Sie sich Ruhe. Es wäre quasi ein Kurzurlaub, und Sie brauchen nichts weiter zu tun, als Sarah Daniels im Auge zu behalten und abzuwarten, bis Lattimer aufkreuzt.«
Garrett stand auf und lief vor der Couch unruhig auf und ab. Seine Schulter schmerzte wieder, aber das würde er um nichts in der Welt zeigen. Sam und Donovan würden ihn dann nur wieder ermahnen, es ruhiger angehen zu lassen, und das wollte er nun wirklich nicht mehr hören. Er hatte es satt, wie ein Invalide behandelt zu werden. Er wollte endlich wieder etwas Sinnvolles tun, irgendeine Arbeit. Selbst wenn es nur ein langweiliger Aufpasserjob war. Strand, Sonne und Meer reizten ihn nicht. Aber die Chance, Lattimer zu fassen? Dafür würde er sogar ins hinterste Kaff von Afrika fahren.
Plötzlich blieb er stehen und schaute zu Resnick. »Und Sie sind sich sicher, dass er auftauchen wird?«
»Ja, der kommt bestimmt. Sarah ist für ihn zu wichtig. Sie ist offenbar der einzige Mensch, an dem ihm etwas liegt. Wenn er nicht zu ihr kommt, wird er sie irgendwann dazu veranlassen, zu ihm zu kommen. So oder so, Sie bleiben ihr auf den Fersen, und wir schnappen ihn uns.«
»Aha, das ist also alles. Ich fahre auf die Insel und behalte sie im Auge. Dann warte ich ab, bis Lattimer sich sehen lässt und nagle ihn fest.«
Resnick stieß den Atem aus. »Meine Güte, es ist mir egal, ob Sie mit ihr schlafen oder den keuschen Jüngling spielen wollen. Sie sollen ihr nur so dicht auf den Pelz rücken, dass Sie notfalls mitkriegen, wann sie pissen geht. Ich will wissen, wenn Lattimer zu ihr oder sie zu ihm Kontakt aufnimmt. Und noch etwas, Garrett: Sie dürfen keinesfalls die Nerven verlieren. Versuchen Sie nicht, den Helden zu spielen. Wenn Lattimer auftaucht, begehen Sie keine Dummheiten. Wir wollen ihn lebend.«
Sam kniff die Augen zusammen. »Und wie sieht es mit Verstärkung aus, wenn es ernst wird? Mir gefällt die Vorstellung nicht, nur einen einzigen Mann auf diese Sache anzusetzen, egal wie leicht sie vielleicht aussehen mag.«
»Sie bekommen jede Hilfe, die Sie brauchen«, antwortete Resnick. »Unsere gesamten Mittel stehen Ihnen zur Verfügung.«
Garrett schaute erst zu Sam, der nicht gerade begeistert wirkte, dann zu Donovan, der sich offenbar ebenfalls Sorgen machte. Dann wandte er sich wieder an Resnick. »Haben Sie eine Akte über Sarah? Fotos? Alter? Gewohnheiten?«
Resnicks Auge zuckte, er griff wieder nach der Zigarette. »Selbstverständlich.« Er zog eine Mappe aus seinem Jackett hervor und gab sie Garrett, der sie sofort aufschlug. Auf dem ersten Blatt war mit einer Büroklammer ein Foto befestigt.
Sarah war eine schöne Frau – keine klassische Schönheit voller Eleganz wie Rachel, auch nicht nett und süß wie Sophie. Vielmehr besaß sie eine unaufdringliche Schönheit, die einen nicht sofort ansprang, sondern sich auf eher langsame, angenehme Weise offenbarte.
Sie hatte langes kastanienbraunes Haar, auf der Nase ein paar leichte Sommersprossen und unergründliche grüne Augen. Auf dem Foto lächelte sie nicht, aber er würde seinen letzten Dollar verwetten, dass ein Lächeln ihr ganzes Gesicht erstrahlen ließ.
Er überflog die Unterlagen und blieb bei ihrem Beruf hängen. Sie war Bürokauffrau und hatte vor achtzehn Monaten als Assistentin der Geschäftsführung für Allen Cross angefangen. Das hatte allerdings nur sechs Monate gedauert. Seither hatte sie keine neue Stellung mehr angenommen, und das wunderte ihn. Vielleicht kümmerte sich ihr Bruder um ihre Rechnungen.
Sie lebte in Boston, war jedoch in Alabama geboren und aufgewachsen. Keine Geschwister – offiziell. Keine Eltern. Laut Unterlagen hatte sie den Großteil ihrer Kindheit in Pflegeheimen verbracht. Er runzelte die Stirn. Wenn sie Lattimers Halbschwester war, wieso hatte sich die staatliche Fürsorge um sie gekümmert, während er in Reichtum und Wohlstand herangewachsen war?
Sie besaß eine Wohnung in einem anständigen Viertel von Boston und lebte allein. Sie hatte zwar Bekannte, aber offenbar keine engen Freunde oder Freundinnen. Nachdem sie den Job bei Cross gekündigt hatte, schien sie jeden Kontakt zu ihrem früheren Umfeld verloren zu haben.
Er fuhr mit dem Finger den Umriss ihres Gesichts auf dem Foto nach. Sie war also eine Einzelgängerin und wahrscheinlich daran gewöhnt. In einem anderen Leben könnte sich Garrett vorstellen, ein Einsiedler zu sein, und wenn seine alles dominierende Familie es erlauben würde, wäre er wohl ein überzeugter Höhlenbewohner.
Garrett rieb sich den Nacken und schaute zu Resnick. »Sie verheimlichen doch nichts Wesentliches, oder? Ist das wirklich alles? Ich hänge mich an Sarah Daniels und schnappe mir Lattimer, wenn es so weit ist.«
»Im Großen und Ganzen ja. Nehmen Sie die Sache als bezahlten Urlaub – in Gegenwart einer hübschen Frau.«
»Na schön, wann soll ich mich auf den Weg machen?«
Resnick schaute ihn ein wenig kläglich an. »Wie wär’s mit gestern?«
Das Paradies war die Hölle. Trotz der herrlichen Umgebung bestimmte nur ein Gefühl Sarah Daniels’ Tag: die Angst, entdeckt zu werden. Nach ihrer Ankunft auf der Insel hatte sie die ganze erste Woche in dem Strandhaus zugebracht, das sie angemietet hatte. An Schlaf war kaum zu denken gewesen.
Marcus hatte schon immer darauf bestanden, sich um sie zu kümmern. Ihre Weigerung, Geld oder aufwendige Geschenke anzunehmen, hatte ihn oftmals frustriert. Auch sein Angebot, ihr ein Haus zu schenken, komplett mit Angestellten, die sich um all ihre Bedürfnisse kümmern würden, hatte sie abgelehnt. Er hatte für sie ein Bankkonto eingerichtet und in regelmäßigen Abständen Überweisungen getätigt, bis ein Riesenbetrag aufgelaufen war. Und sosehr sie sich auch dagegen gewehrt hatte, diese Reserven anzugreifen, so dankbar war sie ihm jetzt für seine Großzügigkeit.
Das Geld würde sie einsetzen, um ihn zu schützen, so wie er sie beschützt hatte.
Dämonen aus Vergangenheit und Gegenwart suchten sie in ihren Träumen heim, bis sie körperlich schließlich völlig am Ende war. Am achten Tag ihrer selbst gewählten Einsamkeit war sie in der Morgendämmerung aufgestanden und hatte beobachtet, wie sich die ersten Sonnenstrahlen über dem dunkelblauen Wasser erhoben und die Wellen auf den Sand hinausliefen und sich wieder zurückzogen.
Von dieser friedlichen Stimmung angezogen, war sie barfuß hinunter ans Wasser gegangen und hatte sich mit dem Gesicht zur Sonne ans Meer gestellt. Hier hatte die Vergangenheit keine Bedeutung. Dies war die Chance, neu geboren zu werden. Sie musste sie nur ergreifen. Sie musste nur daran glauben.
Obwohl die Sonne ihre Haut wärmte, fühlte sie sich innerlich eiskalt. Das pure Überleben war das Einzige, was zählte. Alle anderen Funktionen waren heruntergefahren. Sie fühlte nichts. Sie konnte nicht fühlen.
Allmählich wagte sie es, Lebensmittel einzukaufen. Vermutlich hätte es mehr Verdacht erregt, wenn sie gar nicht mehr aus dem Haus gegangen wäre, als wenn sie sich ein wenig unter die Einheimischen mischte. Die Menschen auf der Insel bildeten eine faszinierende Mischung verschiedener Kulturen. Ein buntes Völkchen, das aus allen Himmelsrichtungen hierhergekommen war, um ein neues Leben anzufangen.