Buchinfo

Auch wenn das Sterben von Bewohnern zum Alltag in der Pflege gehört, wird es niemals alltäglich. Es gibt nicht die eine richtige Begleitung. Jeder Mensch stirbt anders, hat individuelle Bedürfnisse und geht seinen eigenen Weg.

Wichtige Fähigkeiten sind daher:

 

Dieses Buch beschreibt den Weg, wie Pflegekräfte sich diesen Herausforderungen stellen können, und zeigt verschiedene Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten zu erkennen und zu erweitern.

 

Zahlreiche Übungen, die Bezugnahme auf Lernfelder aus dem Curriculum sowie beispielsweise die Lesetipps machen das Lernbuch nicht nur für Auszubildende zu einem spannenden Arbeitsinstrument. Sie können dieses Buch im Unterricht nutzen, aber auch zum Nachschlagen, Vertiefen und Aktualisieren.

Über den Autoren

Stephan Kostrzewa (geb. 1966 in Duisburg) ist examinierter Altenpfleger und Diplom Sozialwissenschaftler (Soziologie/Psychologie/Thanatologie) und wohnt in Mülheim an der Ruhr.

Er hat mehrjährige Berufserfahrungen in der ambulanten und stationären Altenpflege und in der ambulanten und stationären Hospizarbeit. Zudem hat er 12 Jahre am Fachseminar für Altenpflege unterrichtet.

Zurzeit ist er freiberuflich tätig in der Fort- und Weiterbildung von Pflegefachkräften, Therapeuten und Ärzten bei verschiedenen Bildungsträgern. Er begleitet Projekte der „Hospizlichen Altenpflege“, in denen das Hospizkonzept in die stationäre Altenarbeit übertragen wird. Seine Themenschwerpunkte sind Hospizarbeit, Palliativversorgung in der stationären Altenpflege und die Palliativversorgung von Menschen mit Demenz.

Er ist Chefredakteur des Fachinformationsdienstes „palliativpflege heute“ und Studienleiter des Fernlehrgangs zum Palliativbeauftragten in der stationären Altenhilfe.

Als Fachbuchautor widmet er sich insbesondere der Palliativversorgung in der Altenpflege und in der Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung.

 

 

Stephan Kostrzewa

 

Lernbuch – Lebensende

 

Ein Lese-, Lern- und Arbeitsbuch

für Ausbildung und Selbststudium

 

 

 

 

 

 

 

Widmung:

Dieses Buch konnte nur entstehen, weil mir viel Hilfe beim Denken zuteilwurde. Insbesondere halfen mir hierbei:

Alice, Leander, Tomek, Paulina, Barbara, Teddy, Paul, Erwin und Hugo.

Anstelle eines Vorworts

„Ja wat denn nu – kurativ oder palliativ?“

 

Anstelle eines trockenen Vorwortes – was in der Regel sowieso keiner liest – möchte ich von einer Übung aus einer Schulung zur Palliativversorgung berichten. Hier stelle ich zu Beginn der Schulung den TeilnehmerInnen immer eine Frage:

Ab wann erhält bei Ihnen in der Einrichtung ein Patient/Bewohner eine Palliativversorgung?

 

Die Frage soll dann erst einmal als Paarübung (Methode: Murmelgruppe) oder in der Gruppe diskutiert werden. Nach ca. 10 Minuten werden dann die verschiedenen Antworten auf einen Flipchartbogen notiert. Folgende Punkte werden von den TeilnehmerInnen u. a. immer wieder genannt:

 

Alle diese Antworten machen deutlich, dass die Palliativversorgung irgendetwas mit dem unmittelbaren Lebensende zu tun hat. Die lindernde Pflege (Palliative Pflege) scheint sich vom Ende des Lebens her zu definieren. Dabei scheint es einen Tag X zu geben, der den Mitarbeitern signalisiert: „Jetzt müssen wir umdenken und unsere Ziele neu formulieren.“

 

Wenn man dann aber genau hinschaut, wann dieser Zeitpunkt ist, ab dem der „Hebel“ von kurativ (heilend) auf palliativ (lindernd) umgelegt wird, ist anhand der Antworten eine relative Unsicherheit zu merken.

 

An dieser Stelle interveniere ich dann, indem ich den TeilnehmerInnen aufzeige, wie Palliativversorgung (eng. Palliative Care) durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert wird:

 

Gemäß der Definitionen der WHO ist Palliative Care

das Lindern eines weit fortgeschrittenen, unheilbaren Leidens

mit begrenzter Lebenserwartung

durch ein multiprofessionelles Team,

mit dem Ziel einer hohen Lebensqualität

für den Patienten und seine Angehörigen

 

Was bei dieser Definition auffällt ist, dass hier nicht vom Sterben gesprochen wird. Zwar wird auf ein „weit fortgeschrittenes, unheilbares Leiden“ verwiesen und auch eine „begrenzte Lebenserwartung“ genannt, aber es geht nicht um ein unmittelbares Sterben. Aus diesem Grund kann Palliativversorgung oder Palliative Care nicht direkt mit Sterbebegleitung übersetzt werden.

Spätestens an dieser Stelle weisen Teilnehmer der stationären Altenpflege auf den Sachverhalt hin, dass dann ja, im Sinne der WHO-Definition, jeder Bewohner ein „Palliativbewohner“ sei. Und das ist genau richtig!

 

Insbesondere in der stationären Altenpflege, aber auch häufig im ambulanten Pflegebereich, haben wir es mit Patienten und Bewohnern zu tun, die einen mehr oder weniger großen Palliativbedarf haben.

Das bedeutet, der palliative und der kurative Ansatz schließen sich nicht gegenseitig aus. Sie können beide nebeneinander bestehen und sich ergänzen, wie die nebenstehende Grafik zeigen soll:

 

 

Die Linie zwischen der kurativen und palliativen Ausrichtung ist aus zwei Gründen gewellt:

  1. Der letzte Lebensabschnitt verläuft nicht gradlinig und ist nicht deutlich absehbar.
  2. Das begleitende Team muss immer wieder aushandeln, welcher Ansatz für den Betroffenen in der vorliegenden Situation der bessere ist. Oder anders formuliert: „Wie viel kurativ muss es sein und wie viel palliativ darf es sein?“

 

Wie Sie nun das „beste Programm“ für Ihre zu Pflegenden mit Palliativbedarf und deren Angehörige „aushandeln“ können, das zeigt Ihnen das vorliegende Lernbuch – Lebensende.

 

Im vorliegenden Buch wird es darum gehen:

 

Für diese lohnenswerte Aufgabe wünsche ich Ihnen ein gutes Gelingen, einen langen Atem und viele interessierte Mitstreiter. Ihnen muss klar sein, dass Palliative Care nur in Teamarbeit funktionieren kann. Hierzu ist es dann aber auch wichtig, die eigenen Grenzen und Unsicherheiten zu erkennen und diese dann auch im Team auszusprechen. Nutzen Sie daher neben dem Lernbuch – Lebensende, auch die Erfahrungen Ihrer Kollegen und Vorgesetzten. Diskutieren Sie Inhalte, die Sie im Lernbuch – Lebensende finden, mit Ihrem Team. Auf diese Weise entsteht eine palliative Kommunikationskultur.

 

Stephan Kostrzewa

Einleitung

Warum dieses Lernbuch – Lebensende für Pflegeberufe?

 

In den letzten Jahrzehnten hat sich viel im Medizin- und Pflegesektor bewegt. Nach den Jahrzehnten der Hightech-Medizin wendet die moderne Gesellschaft sich zunehmend wieder den menschlichen Aspekten im Gesundheitswesen zu.

Nachdem der Mensch als Patient in früheren Jahrzehnten medizinisch in seine Einzelteile zerlegt wurde, bis er als Mensch unkenntlich war, setzen wir ihn nun endlich wieder zusammen und betrachten ihn zunehmend ganzheitlich. Zu dieser Ganzheit gehört auch, dass der mündige Patient/Bewohner zunehmend die Regie über seinen Betreuungs- und Pflegeprozess erhält. Diese Ausrichtung macht auch vor dem Lebensende nicht halt.

 

Eine wesentliche Einflussgröße bei dieser Entwicklung war und ist die Hospizbewegung und Palliative Care. Beide sehen den Betroffenen zusammen mit seinen Angehörigen als „Mitgestalter“ eines umfangreichen Versorgungskonzepts. Genau hierin liegt die große Innovation für den Gesundheitsbereich.

 

Merke: Nicht Theorien und Modelle schreiben dem Betroffenen vor, wie er altern, krank sein und dann auch sterben soll, sondern die Betroffenen schreiben ihr Regiebuch für diese existenziellen Lebensabschnitte selbst.

 

 

GEDANKENÜBUNG

Können Sie sich beim Tanzen führen lassen?

Sollten Sie es nicht wissen – probieren Sie es aus. Fällt es Ihnen leicht, jemand anderem die Führung beim Tanzen zu überlassen, sodass Sie sich in Richtungen bewegen müssen, die ein anderer für Sie mitgeplant hat? Gefallen Ihnen die Drehungen, die Rückwärtsbewegungen und die Figuren, die Sie in der gemeinsamen Bewegung ausführen?

Wenn Sie das alles mit „Ja“ beantworten können, sind Sie gut geeignet für die Palliativversorgung und Sterbebegleitung! Warum? Wenn Sie einem Patienten/Bewohner die Regie überlassen, begleiten Sie ihn auf seinem Weg. Dabei kann es auch einmal sein, dass Sie Wege gehen müssen, die Ihnen vielleicht nicht in den Kram passen – so ist das (nicht nur beim Tanzen).

 

 

 

Für wen ist das Lernbuch – Lebensende gemacht?

Zuerst einmal richtet sich das vorliegende Buch an Auszubildende der Altenpflege. Auch Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflege sowie auch Auszubildende der Heilerziehungspflege werden mit diesem Buch gut arbeiten können. Genau hierin liegt nämlich die Stärke des Palliativansatzes. Er ist sehr variabel, denn wir können fragen: Wer soll denn eine Palliativversorgung erhalten?

 

Antwort: Alle, die es brauchen!

 

Hierin liegt das verbindende Element zwischen den einzelnen Pflegebereichen. Nicht der Ort, an dem jemand seinen letzten Lebensabschnitt lebt, bestimmt das „Programm“, sondern der Bedarf, den diese Person hat. Daher lässt sich Palliative Care im Krankenhaus, im Altenpflegeheim, Zuhause oder in einer Wohnstätte für Menschen mit Behinderung leben. Die Ausrichtung und Leitlinien einer guten Palliativversorgung sind dabei die gleichen.

 

Auszubildende können das Lernbuch – Lebensende im Selbststudium oder als Unterrichtsmaterial nutzen. Hier spricht es gleichzeitig Dozenten an, die an entsprechenden Fachschulen Inhalte der Palliativversorgung unterrichten möchten. Das vorliegende Material ist so aufbereitet, dass es für den Frontalunterricht, in Gruppenarbeit, für Planspiele oder auch für das Problemorientierte Lernen (POL) genutzt werden kann.

 

Ebenfalls sollen mit dem vorliegenden Buch Praxisanleiter angesprochen werden, die ihrerseits den Schüler/Praktikanten kompetent vorbereiten und begleiten möchten. Zudem soll das vorliegende Material ermutigen, dass Praxisanleiter klare Anforderungen an die Theorieausbildung an den Fachschulen formulieren können. Denn immerhin werden hier ihre zukünftigen Kollegen ausgebildet.

 

Alle Mitarbeiter der verschiedenen Pflegeberufe, die in ihrer Ausbildung keine oder nur unzureichende Inhalte zur Palliativversorgung erhalten haben (auch der Autor gehört dazu), sollen das Lernbuch-Lebensende als eine Einstiegsmöglichkeit zum Selbststudium sehen (deswegen Lernbuch, also ein Buch zum Lernen – kein Lehrbuch, was oberlehrerhaft klingt) und nutzen. Übungen, Fallbeispiele und konkrete Anleitungen zeigen Ihnen praxiserprobte Möglichkeiten, wie Sie sich selbst einen Grundstock an Wissen und Fertigkeiten für die Palliativversorgung aneignen können.

 

Wie ist das Buch zu nutzen?

Blättern Sie das Buch doch einfach mal durch. Schauen Sie in das Inhaltsverzeichnis. Betrachten Sie die Abbildungen und führen Sie doch einfach mal spontan eine der aufgeführten Übungen durch. Beginnen Sie mit dem Kapitel, das Sie am meisten anspricht. Die einzelnen Kapitel sind in sich abgeschlossen, und gleichzeitig verweisen sie aufeinander. Auf diese Weise können Sie sich nach Ihrem Interesse vorarbeiten. Selbstverständlich dürfen Sie auch vorne beginnen und mit dem Schluss enden (mache ich auch immer so – zumindest meistens).

 

Was bedeuten die einzelnen Level und was zum Teufel ist LF+ Zahlensalat?

Manche Leser möchten sich „nur“ einen Grundstock an Wissen aneignen (Level 1). Andere möchten hingegen lieber tiefer mithilfe von Übungen einsteigen (Level 2) und wiederum andere wollen das Gelernte sogar umsetzen, vermitteln und anwenden (Level 3).

(Lassen Sie sich nicht durch das Kürzel LF + Zahlenkombination irritieren - es steht für Lernfeld. Dozenten von Fachschulen für Altenpflege müssen ihren Unterricht an einem Curriculum orientieren. Dieses ist in der Alten-, Gesundheits- und Krankenpflege nach sogenannten Lernfeldern (früher sagte man dazu Fächer) aufgebaut. Zu Beginn der jeweiligen Kapitel werde ich entsprechend immer wieder auf diese Lernfelder verweisen, was die Nicht-Dozenten-Leser einfach übersehen dürfen.)

 

Tipps für Leseratten

„Schocke deine Eltern – lies ein Buch!“ Diesen Slogan einer großen Buchhandlungskette möchte ich gerne zum Anlass nehmen und an entsprechender Stelle auf interessante und lesenswerte Vertiefungsliteratur verweisen. Diese Literaturtipps sind für das Verständnis des vorliegenden Buches nicht notwendig, sie können aber „tierisch gute Horizonte“ erweitern helfen.

 

Bei inhaltlichen Fragen zu diesem Buch können Sie sich gern per E-Mail direkt an den Autor wenden!

Kapitel 1

Sterben tun immer nur die Anderen – ist das so?

(Über den eigenen Umgang mit der Endlichkeit)

LF 1.3.11, LF 4.3, LF 4.4

 

 

Ich beobachte vom Fenster aus mehrere Vorschulkinder, die bei uns in der Siedlung Cowboy und Indianer spielen. Ein wildes Schießen geht hin und her. Immer wieder fällt eines der Kinder theatralisch um und bleibt eine kurze Zeit liegen. Dann steht es wieder auf und spielt weiter. Das interessiert mich. Ich gehe zu den Kindern und frage sie, was sie da tun, nachdem sie erschossen wurden. Eines der Kinder schildert: „Wenn ich tot bin, muss ich bis zehn zählen, dann lebe ich wieder und kann weiter spielen“. So einfach ist das.

 

Diese kleine Spielszene macht klar, dass ein Verständnis vom Sterben und vom Tod nicht von Anfang an vorhanden ist. Kinder lernen in einer bestimmten Altersphase, was diese Begriffe bedeuten. Das so genannte „reife Todeskonzept“ entwickelt sich also. Da Kinder sehr unterschiedlich sind in ihrem Entwicklungsgrad, kann man davon ausgehen, dass ungefähr zwischen dem 6. und 10. Lebensjahr die Vorstellung wächst, was mit dem Sterben und dem Tod gemeint ist (vgl. Wittkowski 1990, 51 ff.).

 

Das reife Todeskonzept

Das reife Todeskonzept umfasst folgende Eckpunkte:

 

Genau in diesen vier Merkmalen liegt die eigentlich „erschütternde“ Erkenntnis des Menschen. Er weiß, dass er diesen Tatsachen nicht entfliehen kann. Jedes Leben ist dem Tod geschuldet, auch das eigene.

Zu fragen bleibt auch, ob nicht gar das ganze Leben eine Vorbereitung auf das Sterben ist? Und zu fragen bleibt auch, wie wir auf diese Tatsache durch Eltern, Schule und das gesamte Leben vorbereitet werden? Kann man so etwas überhaupt vorbereiten?

 

 

Übung

Vielleicht können Sie sich noch daran erinnern, dass ein Spielzeug, das Ihnen damals, als Sie noch Kind waren, sehr ans Herz gewachsen war, plötzlich kaputt war. Wissen Sie noch, was Sie in der Situation empfunden haben?

Wissen Sie noch, wie Ihre Eltern oder Geschwister sich verhalten haben?

Wie sind Sie mit dem Verlust umgegangen und was haben Ihre Eltern getan, um die Situation zu „retten“?

Suchen Sie sich eine Person Ihres Vertrauens und tauschen Sie sich über diese Erfahrung aus.

 

 

 

Die kleinen Tode im Alltag

Die vorhergehende kleine Übung soll Ihnen veranschaulichen, dass es schon zu Lebzeiten kleine „Tode“ im Alltag gibt. Immer, wenn wir uns von etwas Unwiederbringlichem verabschieden müssen, erleben wir einen kleinen Tod. Damit nun Kinder die ganze Härte dieser Realität nicht erleben müssen, veranstalten wir Eltern im Alltag immer wieder „wundersame Wiedergeburten“:

 

Untersuchungen zum eigenen Umgang mit dem Sterben zeigen deutlich auf, dass, wenn es uns gelingt im Alltag gut mit Verlusten umzugehen, es uns auch gut gelingen wird, mit dem eigenen Sterben umzugehen. Oder anders formuliert: Sterben ist im Alltag lernbar!

 

 

Übung

Level 1

Denken Sie an die letzten Urlaubsbekanntschaften oder an Ihre letzte Abschlussklasse. Wie haben Sie sich verabschiedet? Was haben Sie sich nicht alles vorgenommen? Haben Sie das alles auch dann genau so umgesetzt? Warum gestalten wir diese Abschiede nicht als endgültige?

 

 

 

Auch Profis haben Ängste und Befürchtungen

Auf Seiten von professionellen Helfern in der Pflege und Betreuung liegen ebenfalls Ängste und Befürchtungen vor, wenn es um das weite Feld von Sterben und Tod geht. Erhebungen bei Pflegefachkräften bezüglich deren Ängste zu Sterben und Tod haben klar ergeben:

 

Auch können verschiedene Angstfelder aufgezeigt werden. Hiermit sind Themen gemeint, die dadurch aktiviert werden, dass Mitarbeiter z. B. in der Pflege Erfahrungen machen mit Sterbenden und Verstorbenen. Durch das Miterleben von Sterben und Tod, z. B. im Krankenhaus oder im Pflegeheim, werden Mitarbeiter immer wieder an diese „Leichen im Keller“ erinnert. Diese Angstfelder können stark variieren und unterschiedlich ausgeprägt sein bei dem jeweiligen Mitarbeiter.

 

 SterbenTod
ICHAngst:
  • Vor dem eigenen Sterben
  • Vor dem eigenen Leiden (z.B. Schmerzen)
  • Vor der Abhängigkeit
  • Vor Würdeverlust
  • Vor der Einsamkeit
Angst:
  • Vor der Auflösung des Körpers
  • Vor dem Danach
  • Strafe im Jenseits
  • Vor der Aufgabe wichtiger Ziele und Vorhaben
  • Vor den Folgen für die Angehörigen
DUAngst:
  • Im Angesicht der Hilflosigkeit fremden Leidens
Angst:
  • Vor Toten, vor der Leiche
  • Vor dem Tod wichtiger Bezugspersonen (z.B. eigene Eltern, Partner, Kinder)

 

 

 

Übung

Level 1

Na, wo liegen Ihre „Angstpotenziale“?

 

 

 

Die direkte Begegnung mit dem Sterben

Insbesondere die direkte Konfrontation mit dem Sterben ist eine sehr prägende Begegnung. Noch Jahre später können sich Hinterbliebene an Einzelheiten erinnern, die im Zusammenhang mit dieser Situation standen. Auch Schüler und Praktikanten der jeweiligen Pflegeberufe können sich meist noch gut an „ihren“ ersten Sterbenden oder Verstorbenen erinnern. Hier sind es besonders die Umstände und der Umgang mit dem Verstorbenen, die dem Neuling in Erinnerung geblieben sind. Eine Teilnehmerin aus einer Fortbildung hat diese Situation wie folgt beschrieben:

„Das war noch in der Ausbildung. Ich bin dann also in das Zimmer morgens rein – so wie jeden Morgen. Keiner hat mir vorher was gesagt. Ich dann so fröhlich rein, wie ich das immer mache – ein freundliches: Guten Morgen – aber keine Antwort. Ich hab schon gemerkt, dass da irgendetwas nicht stimmte. Irgendwie war das anders als sonst. Als ich dann am Bett stand, habe ich gemerkt, dass die Patientin tot war. Sofort habe ich aber auch gesehen, dass sie schon fertig gemacht war, da sie ein zusammengerolltes Handtuch unter dem Kinn liegen hatte. Alle persönlichen Dinge waren auch schon aus dem Zimmer geräumt. Noch gut kann ich mich daran erinnern, dass ich das geblümte Nachthemd total unpassend fand – sah irgendwie doof aus. Kurz nach mir kamen dann zwei meiner Kolleginnen rein. Die meinten dann: So, jetzt hast du deinen ersten Toten. Jetzt gehörst du mit zum Verein.

Das war alles. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass die das immer mit Auszubildenden so machen. Es soll so eine Art Abschreckung oder Mutprobe sein. Ich fand es bescheuert. Hat mich auch noch lange verfolgt“.

 

Die ersten Erlebnisse im Umgang mit Sterben und Tod haben häufig einen prägenden Charakter für den späteren Umgang mit diesen sensiblen Themen. Daher ist es besonders wichtig, dass Schülern und Praktikanten ein würdevoller Umgang mit Sterbenden und Verstorbenen vorgelebt wird. Hier hat insbesondere die Praxisanleitung eine wichtige Funktion für die berufliche Sozialisation des angehenden Mitarbeiters.

 

Übung

für Praxisanleiter Level 2

Überlegen Sie, wie Ihr erster Kontakt mit einem Sterbenden bzw. einem Verstorbenen war. Was hat Ihnen besonders gut gefallen im Umgang mit dem Betroffenen? Was war weniger angenehm? Wie hätte Ihrer Meinung nach der Umgang mit dem Sterbenden bzw. Verstorbenen sein sollen? Wie hat die frühere Erfahrung Ihren heutigen Umgang mit dem Thema beeinflusst?

Suchen Sie sich einen Kollegen, der ebenfalls als Praxisanleitung tätig ist, und tauschen Sie sich mit ihm über die gemachten Erfahrungen aus.

 

 

 

Bereiten Sie Schüler und Praktikanten behutsam vor

Auch wenn Ihr Schüler oder Praktikant gerne cool oder belastungsfähig wirken möchte, lassen Sie sich als Dozent und als Praxisanleitung nicht davon abbringen, ihn einfühlsam und behutsam auf das sensible Themenfeld „Lebensende“ vorzubereiten. Insbesondere vor dem ersten Praxiseinsatz sollten Sie daher umsichtig und vorsichtig vorgehen.

Nutzen Sie den hier aufgeführten Fragebogen, den Sie mit Ihrem Schüler oder Praktikanten besprechen. Als Praxisanleitung geben Sie diesen Fragebogen Ihrem Schüler mit nach Hause, damit er ihn ausfüllt und zu einem vorher vereinbarten Gesprächstermin mitbringt. Nehmen Sie sich genügend Zeit für dieses Gespräch.

Als Dozent sollten Sie mit Ihren Schülern bereits im ersten Theorieblock den Erfahrungsstand Ihrer Schüler mithilfe des Fragebogens erheben.

 

Primär geht es bei dem Fragebogen nicht darum, Daten zu ermitteln, sondern sich darin zu üben, über das Lebensende zu sprechen. Hier erleben wir die größten Schwierigkeiten in der modernen Gesellschaft. Zwar wird der Tod medial (z. B. Fernsehen und Kino) verarbeitet, jedoch kann diese Darstellungsform nicht die eigentliche und unmittelbare Erfahrung (Primärerfahrung) aufwiegen.

 

 

Wenn Sie nun als Praxisanleitung mit Ihrem Schüler ein Gespräch zum Thema führen, werden Sie merken, dass die Ebenen dabei immer wieder wechseln werden. Mal geht es um das eigene Sterben, dann über das Miterleben des Sterbens bei einem Bewohner oder Patienten und, genauso wichtig, geht es um das Sterben wichtiger Bezugspersonen, erlebt in der Vergangenheit, der Gegenwart oder als vorweggenommenes mögliches Ereignis in der Zukunft. Lassen Sie diesen Wechsel der Ebenen ruhig zu, denn Ängste vor dem Thema können auf verschiedenen Ebenen vorhanden sein.

 

Darf man eigene Emotionen zeigen?

Ob im Unterricht, während der Praxisanleitung wie auch hinterher im Berufsleben gehören Emotionen mit zum Alltag. Diese nicht zu zeigen, kann bedeuten, sich selber nicht mehr wahrzunehmen. Durchhalteparolen oder Hart-mach-Slogans wie: „Wenn du Gefühle zeigst, bist du hier falsch am Platz“ oder „Wer weinen muss, hat hier im Job nichts verloren“ gehören sicherlich der Vergangenheit an.

Heute ist es mehr als sinnvoll, zu seinen Emotionen zu stehen und diese entsprechend auszudrücken. Für eine gute Palliativversorgung ist es absolut notwendig, dass Mitarbeiter sich und ihre Gefühle selbst reflektieren können. Genau aus diesem Grund ist die Fluktuation der Mitarbeiter in Hospizen niedriger als im Krankenhaus, Pflegeheim oder der ambulanten Pflege. Betriebswirtschaftlich gesehen ist es ebenfalls günstiger seine Gefühle zu kennen und sich zu ihnen zu bekennen, denn Kollegen, die das nicht können, fallen aus diesem Grund möglicherweise irgendwann mit einem Burn-out aus.

 

Durchleben Sie Ihr Leben in 10 Schritten (Level 3)

Die nachfolgende Meditation ist besonders gut für den Unterricht für Inhouse-Schulungen und für das Selbststudium geeignet. Mithilfe der 10-Schritt-Meditation durchschreiten Sie imaginär Ihr Leben. Dabei haben diese Lebensabschnitte wichtige Aufgaben. Die Meditation zeigt auch auf, wie schnelllebig das Leben ist. Gerade wenn es auf das Lebensende zugeht, wird dieser Sachverhalt überdeutlich. Leser, die diese Übung im Selbststudium durchführen möchten, sollten sich einen entsprechenden Gesprächspartner vorher organisieren. Möglich wäre aber auch, dass diese Meditation im Rahmen einer Inhouse-Schulung angeboten wird. Der Übungsleiter bzw. Dozent sollte damit umgehen können, dass möglicherweise Teilnehmer der Meditation emotional reagieren. Hier kann es wichtig sein, mit den Teilnehmern im Vorfeld abzusprechen, wie die Gruppe sich dann verhalten soll. Ermutigen Sie die Teilnehmer, sich mit ihren Emotionen der Gruppe „zuzumuten“. Zeigen Sie auf, dass Scham und Peinlichkeitsreaktionen eine gelebte Kommunikationskultur verhindern. Personen, die Angst vor den eigenen Emotionen haben und sich vor so einer Übung fürchten, sollten selbstverständlich nicht genötigt werden, die Meditation durchzuführen. Nichtsdestotrotz können sie bei der anschließenden Reflexion teilnehmen.

 

Übung

Level 3

Die 10-Schritt-Meditation durch das Leben

 

Vorbereitung

 

Ausgangssituation

Bitten Sie die TN sich einen Platz im Raum frei zu wählen. Die gesamte Übung verläuft still, nur der Übungsleiter liest den jeweiligen Text. Achten Sie als Übungsleiter darauf, dass nach den jeweiligen Texten entsprechend viel Zeit zum „Nachwirken“ des Textes angeboten wird. Hat nun jeder TN seinen Platz gefunden und ist entsprechend Stille eingekehrt, beginnt der Übungsleiter mit dem ersten Text. Lesen Sie diesen langsam und betont. Machen Sie kurze Pausen zwischen den einzelnen Sätzen:

 

Text lesen:

Das ist dein Platz im Leben. Du bist gerade auf diese Welt gekommen. Alles ist aufregend und neu. Schau dich um, wer alles in deiner Nähe ist. Schau auch, wer weiter weg steht. Das ganze Leben liegt noch vor dir.

Anweisung: Mache jetzt deinen ersten Schritt, egal ob nach vorne, zur Seite oder nach hinten.

Nach dem ersten Schritt (1 Minute Pause)

 

Text lesen:

Du hast deinen ersten Lebensschritt gemacht. Die Welt hat sich verändert. Es ist aufregend alles Neue zu erkunden. Schau einmal, wer jetzt näher bei dir steht – und wer sich entfernt hat. Schau dich auch im Raum um, wie die Perspektive sich verändert hat.

Anweisung: Mache jetzt deinen zweiten Schritt.

Nach dem zweiten Schritt (1 Minute Pause)

 

Text lesen:

Noch viele Schritte liegen vor dir. Doch hast du dich auch schon etwas im Leben bewegt. Menschen haben sich mit dir zusammen auf den Weg gemacht. Andere werden deinen Lebensweg

kreuzen. Da du noch ziemlich neu bist auf dieser Welt, denke einmal darüber nach, wer ein Vorbild für dich ist – an wem möchtest du dich orientieren? (Kurze Pause) Überlege aber auch, wen du dir nicht als Vorbild nehmen möchtest.

Anweisung: Mache jetzt zwei Schritte nacheinander.

Nach dem dritten und vierten Schritt (1 Minute Pause)

 

Text lesen:

Hui, das Leben ist aufregend und schnell. Veränderungen sind an der Tagesordnung. Du hast dich diesem schnellen Leben hingegeben und merkst plötzlich, dass du schon vier Schritte in deinem Leben gegangen bist. Wie im Flug sind andere Menschen durch dein Leben gehuscht.

Na, kannst du dich noch an die Schulzeit erinnern – oder gar an den ersten Schultag? Und dann die Zeit der Pubertät? Mein Gott, was waren die Eltern nervig. Und wie aufregend war die erste Liebe.

Anweisung: Mache jetzt deinen fünften Schritt.

Nach dem fünften Schritt (1 Minute Pause)

 

Text lesen:

Wie im Flug vergeht die Zeit. Wo sind nur die ganzen Jahre geblieben. Du merkst plötzlich, dass du die Hälfte deines Lebens schon gelebt hast. Du stehst in der Mitte deines Lebens. Schau doch einmal kurz auf die erste Hälfte deines Lebens zurück. Na, würdest du alles wieder genauso machen? Oder merkst du langsam, dass da auch ein wenig Enttäuschung ist, über die vielen verpassten Situationen. Auf der anderen Seite kannst du aber auch auf viel Erreichtes schauen. Es macht dich Stolz, was du bis hierhin auf die Beine gestellt hast.

Anweisung: Mache jetzt deinen sechsten Schritt.

Nach dem sechsten Schritt (1 Minute Pause)

 

Text lesen:

Noch vier Schritte verbleiben dir in deinem Leben. Um noch einmal ganz von vorne zu beginnen, reicht die Zeit schon nicht mehr aus. Schau dich um und sieh den Weg, den du zurückgelegt hast. Na, kannst du dich noch erinnern mit wem du deinen Weg begonnen hast? Sind dir noch alle Personen bekannt, die deinen Weg gekreuzt haben? Überlege, welche Schritte dir die angenehmsten waren. Schau aber auch auf die unangenehmen Schritte in deinem Leben. Schau auf die Begegnungen in deinem Leben, die dir angenehm waren – aber auch auf die unangenehmen Momente. Kannst du dich noch an die Personen erinnern, die dir Steine in den Weg gelegt haben? Siehst du noch die Menschen, die dir auf deinem Lebensweg geholfen haben?

Anweisung: Mache jetzt deinen siebten Schritt.

Nach dem siebten Schritt (1 Minute Pause)

 

Text lesen:

Das Leben ist insgesamt ruhiger geworden. Die Aufregungen der Jugend und der Berufstätigkeit liegen hinter dir. Jetzt kannst du die Ernte einfahren. Unangenehm ist nur, dass der Körper schneller altert als dein inneres Bild von dir. Na, wie jung ist deine innere Persönlichkeit? Immer häufiger erwischst du dich dabei, über frühere Zeiten nachzudenken. Weißt du noch damals? Ach, wie war das denn noch einmal? (kurze Pause) Du merkst, dass du dich an bestimmte Ereignisse gar nicht mehr so gut erinnern kannst, weil sie soweit weg liegen. Wie ein Schleier legt sich die Zeit auf die früheren Ereignisse.

Anweisung: Mache jetzt deinen achten Schritt.

Nach dem achten Schritt (1 Minute Pause)

 

Text lesen:

Die Jahreszeiten fliegen an dir vorüber. Wie, ist es schon wieder Sommer? Kinder, wie die Zeit vergeht. Immer häufiger liest du Todesanzeigen von dir bekannten Personen. Immer häufiger musst du an Beerdigungen teilnehmen. Du merkst, dass auch du einmal im Mittelpunkt einer Beerdigung stehen wirst.

Anweisung: Mache jetzt deinen neunten Schritt.

Nach dem neunten Schritt (1 Minute Pause)

 

Text lesen:

Dir bleibt nur noch ein Schritt in deinem Leben. Aber ehrlich gesagt, du magst auch nicht mehr so richtig. Du bist satt von dem vielen Leben. Und irgendwie wiederholt sich auch vieles. Es ist schon in Ordnung, wenn es nun bald vorbei ist. Du bekommst langsam eine Ahnung davon, worum sich das Leben dreht. Es ist ein Kommen und Gehen – ein Werden und Vergehen.

Anweisung: Mache jetzt deinen zehnten Schritt.

Nach dem zehnten Schritt (1 Minute Pause)

 

Text lesen:

Fühle in dich hinein. Mache dir die verschiedenen Emotionen der Lebensreise bewusst. Versuche für dich zu benennen, was angenehm und was unangenehm war. Nimm dir noch etwas Zeit, die Übung an deinem inneren Auge vorbeilaufen zu lassen (kurze Pause).

Anweisung: Suche dir jetzt zwei Gesprächspartner deines Vertrauens. Setzt euch zusammen und tauscht Eure Erfahrungen mit der Übung aus.

 

Quelle: Palliativpflege heute, Heft 6/2011, PPM Verlag, Bonn 2011.

 

 

 

Tauschen Sie die gemachten Erfahrungen anschließend im Plenum aus. Bearbeiten Sie gemeinsam mit den Teilnehmern folgende Fragen:

 

Üben Sie das Loslassen (Level 3)

Mit der folgenden Übung wird verdeutlicht, dass wir im Leben viele Dinge und Personen verabschieden müssen. Hierin liegen die kleinen Tode im Alltag. Verlusterlebnisse führen dabei zu Trauerreaktionen. Da der Mensch gedanklich zu dem Experiment „Was wäre wenn?“ fähig ist, kann er sich auch verschiedene Verluste in seinem gegenwärtigen und zukünftigen Leben vorstellen. Hierzu lädt die nachfolgende Übung ein. Auch diese Übung sollte auf freiwilliger Basis erfolgen.

 

Übung

Level 3

Loslassübung

 

Vorbereitung

Planen Sie für die gesamte Übung 60 Minuten ein

 

Ausgangssituation

Bitten Sie die TN, sich einen Platz im Raum frei zu wählen. Die gesamte Übung verläuft still, nur der Übungsleiter liest den jeweiligen Text. Achten Sie als Übungsleiter darauf, dass nach den jeweiligen Texten entsprechend viel Zeit zum „Nachwirken“ des Textes angeboten wird. Hat nun jeder TN seinen Platz gefunden und ist entsprechend Stille ein-

gekehrt, beginnt der Übungsleiter mit dem Text. Lesen Sie diesen langsam und betont. Machen Sie kurze Pausen zwischen den einzelnen Sätzen:

 

Text:

Schließe bitte die Augen. Wähle einen sicheren Stand. Forme mit deinen Händen eine Schale, die du vor deinem Bauch hältst. In diese Schale legst du nun verschiedene Dinge und Personen, die dir wichtig sind.

Schaue auf dein momentanes Leben. Betrachte die Personen, die dir nahe stehen und die für dein Leben wichtig sind. Überlege dabei, welche Funktionen und Rollen die jeweiligen Personen für dich haben. Schaue auf die Menschen, die dir Kraft und Halt geben. Lege diese Personen vorsichtig in deine Schale.

Betrachte auch die Menschen, denen du Halt und Kraft vermittelst. Spüre nach, wie sich das für dich anfühlt, dass du gebraucht wirst. Lege auch diese Personen in deine Schale.

Betrachte nun deine Hobbys und deine Freizeitbeschäftigung. Schau auf die Dinge und Aktionen, die dir Freude, Spaß und Entspannung bieten. Lege Sie in die Schale.

Viele Dinge und Gegenstände hast du bisher in deinem Leben gekauft und erworben. Betrachte deine Wohnung, deine Zimmer und schaue auf die Dinge, die dich mit Stolz erfüllen. Nach manchen Dingen hast du lange gesucht – andere sind dir von vertrauten Menschen geschenkt worden. Manches ist aber auch dabei, was dir wie ein Klotz am Bein hängt – was du aber erst einmal nicht loswirst. Leg alles in deine Schale.

Hast du Haustiere? Sind sie für dich wichtige Vertraute geworden? Geben sie dir Kraft und Freude? Lege sie ebenfalls in deine Schale.

 

Nun ist deine Schale reichlich gefüllt. Spüre das Gewicht all dieser Personen und Dinge, die in deinem Leben eine so wichtige Rolle spielen.

 

Öffne nun deine Hände, sodass alles aus deiner Schale von dir abfällt.

Fühle in dich hinein. Mache dir die verschiedenen Emotionen im Moment des Loslassens bewusst. Versuche für dich zu benennen, was angenehm und was unangenehm war. Nimm dir noch etwas Zeit, die Übung an deinem inneren Auge vorbeilaufen zu lassen (kurze Pause).

 

Anweisung: Suche dir jetzt einen Gesprächspartner deines Vertrauens. Setzt euch zusammen und tauscht Eure Erfahrungen mit der Übung aus.

 

 

 

Tauschen Sie die gemachten Erfahrungen anschließend im Plenum aus. Bearbeiten Sie gemeinsam mit den Teilnehmern folgende Fragen:

 

Lesetipp zum Weiterlesen

 

Carmen Thomas: Berührungsängste? Vom Umgang mit der Leiche, Verlagsgesellschaft Köln, 1994.

Die Journalistin Carmen Thomas hat ein interessantes und spannendes Buch für Laien und Fachpublikum geschrieben, was den gesellschaftlichen Umgang mit dem Tod thematisiert. Insbesondere der klare, einfache und verständliche Schreibstil macht dieses Buch zu einem wichtigen Wegbegleiter, um seine Berührungsängste mit dem Tod zu bearbeiten.

Für den Unterricht (Level 3) bietet sich ganz besonders der neunseitige Fragebogen („Meine Wünsche, wenn ich tot bin“) am Ende des Buches an. Hier können Anwender ihre komplette Beerdigung und Bestattung planen und organisieren. Man weiß ja nie …

Kapitel 2

Sterbeorte = Orte zum Sterben?

LF 3.1.1, LF 3.1.2, LF 4.1

 

 

In der modernen Gesellschaft wird leider immer noch zu häufig „hinter den Kulissen der Gesellschaft“ gestorben (N. Elias, 1983). Dieser Begriff von Norbert Elias meint, dass das Sterben in den Händen von Profis liegt, nämlich der Pflegemitarbeiter und Ärzte. Nur selten sind Familien, also Laien, umfassend integriert. Und wenn doch, liegt die Regie weiterhin in den Händen der „Weißkittel“. Dadurch, dass das Sterben von Profis gemanagt wird, machen aber Alltagsmenschen kaum direkte Erfahrungen mit den Themen „Sterben, Lebensende, Siechtum und Tod“. Dadurch bleibt für die meisten Bürger das Sterben etwas Unheimliches, Unberührbares und Befremdliches.

 

Anekdote: